Kulturgeschichte Chinas im Netz (VII): The Chinese Experience

The Chinese Experience – angesiedelt auf den Seiten der University of Maine at Farmington und betrieben von Marilyn Shea (Department of Psychology) – bietet schon durch eine reichhaltigen Bibliographien (China Bibliography. Collections of Resources) weiterführende Informationen zur Kulturgeschichte Chinas: Die Themen Buddhismus, Kunst, Kunst und Gesellschaft, Kalligraphie  werden ebenso berücksichtigt, wie der Bereich Stadt und Urbanisierung.

Ein weiterer – reich bebilderter – Bereich der Seite orientiert sich an den geographischen Gegebenheiten Chinas. Vor allem die Große Mauer (Great Wall, Great Wall Pictures), Beijing (Historic Beijing, Beijing History through Pictures, Modern Beijing Culture), Xi’an (vgl. auch Xi’an in Pictures) und Shanghai (Modern Shanghai and the Bund, Historic Shanghai Region) werden dabei hervorgehoben.

Weitere Informationen zur Kunst- und Kulturgeschichte Chinas folgen einer thematischen Ordnung:

Neben einem Beispiel für das Werk des Dichters Bei Dao (The Poetry of Bei Dao) und für das Werk des Kalligraphen Deng Jing Ren (Calligraphy by Deng Ling Ren), wird eine Auswahl von Exponaten chinesischer Bronzekunst präsentiert, die 2004 im National Museum of China (Beijing) gezeigt wurden (Chinese Bronzes). Eindrücke von der Geschichte und Entwicklung chinesischer Malerei vom 7. bis ins späte 19. Jahrhundert werden mit einer Auswahl von Werken aus den Beständen des Shanghai Museum vermittelt (Painting: Tang-Qing). Die Bestände des Shanghai Museum bilden auch die Grundlage für die Veranschaulichung der Entwicklung der chinesischen Kalligraphie von den Anfängen bis zum Ende der Kaiserzeit (Calligraphy: Shang-Qing) sowie für ausgewählte Beispiele zu Möbelkunst und Wohnkultur zur Zeit der Ming-Dynastie (1368-1644; vgl. Ming Dynasty Furniture). Die im Nationalen Kunstmuseum in Beijing bis Februar 2008 gezeigte Ausstellung liegt dem Abschnitt über chinesische Drachen zugrunde (99 Chinese Kites). Jade-Objekte (Chinese Jade) aus dem Capital Museum (Beijing) sowie ein historischer Längsschnitt durch die Bestände des Historischen Museums der Provinz Shaanxi (Shaanxi History Museum) runden die sehr informative Seite ab.

Die ersten sechs Teile dieser Serie:

Kulturgeschichte Chinas im Netz (I)
Kulturgeschichte Chinas im Netz (II)
Kulturgeschichte Chinas im Netz (III)
Kulturgeschichte Chinas im Netz (IV): Vier Jahre “Bibliotheca Sinica 2.0.”
Kulturgeschichte Chinas im Netz (V): Die “Stanford Encyclopaedia of Philosophy”
Kulturgeschichte Chinas im Netz (VI): Das China Online Museum

 

 

Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/1423

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Vortrag: Sarah Pichlkastner, Spital mit Wirtschaftsbetrieb oder Wirtschaftsbetrieb mit Spital? (15. 10. 2014)

Im Rahmen der Vortragsreihe „Geschichte am Mittwoch“ des Instituts für Geschichte der Universität Wien und zugleich des Jour fixe des Instituts für die Erforschung der Frühen Neuzeit wird Sarah Pichlkastner, wissenschaftliche Mitarbeiterin des FWF-Forschungsprojekts „Personal, Insassen und Organisationsform des Wiener Bürgerspitals in der Frühen Neuzeit“ am Institut für Österreichische Geschichtsforschung, am 15. Oktober 2014 vortragen zum Thema:

„Spital mit Wirtschaftsbetrieb oder Wirtschaftsbetrieb mit Spital? Einblicke in die Strukturgeschichte des Wiener Bürgerspitals in der Frühen Neuzeit“

Wiener Bürgerspital ca. 1770

Das Areal des Wiener Bürgerspitals kurz vor dem Umbau in ein Zinshaus auf dem zwischen 1769 und 1773 vom Obristwachtmeister Joseph Daniel Huber angelegten Vogelschauplan im Maßstab 1:1440 (Kupferstich von Jakob Wagner, J. Eberspach, C. G. Kurtz und Jacob Adam, 1778; Quelle: Privatarchiv Martin Scheutz)

Das auch im Veranstaltungskalender des IEFN publizierte Abstract zum Vortrag lautet:

Das Mitte des 13. Jahrhunderts gegründete Wiener Bürgerspital bildete in der Frühen Neuzeit die zentrale Armen- und Krankenversorgungseinrichtung der Stadt. Der im 19. Jahrhundert abgerissene riesige Gebäudekomplex erstreckte sich zwischen Kärntner Straße, Neuem Markt, Lobkowitzplatz, Albertina und dem heutigen Hotel Sacher. Die überlieferten Archivalien und dabei vor allem die erhaltenen Rechnungsbücher des frühneuzeitlichen Wiener Bürgerspitals vermitteln den Eindruck, dass es sich dabei um einen umfangreichen Wirtschaftsbetrieb handelte, der sozusagen als soziale Verpflichtung nebenbei noch ein Spital führte. Mittelalterliche und frühneuzeitliche Spitäler wurden jedoch anders als heute nicht aus der öffentlichen Hand beziehungsweise über Versicherungen unterstützt, sondern finanzierten sich selbst: Von den Gründern und späteren WohltäterInnen mit umfangreichem Besitz und Einnahmequellen ausgestattet, war das Wiener Bürgerspital Wein- und Bierproduzent, Ackerbauer, Grundherr, Kreditgeber und vieles mehr. Der Vortrag soll erste Ergebnisse der derzeit laufenden strukturgeschichtlichen Untersuchung zum Wiener Bürgerspital vorstellen und gleichzeitig einen Ausblick auf die im Anschluss geplante tiefgehende Untersuchung zu InsassInnen, Personal und innerer Organisation geben.

Die Veranstaltung wird von Anton Tantner moderiert. Sie beginnt um 18.30 Uhr im Hörsaal 45 im Hauptgebäude der Universität Wien.

Quelle: http://bioeg.hypotheses.org/173

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Kultureinrichtung oder selbstverwaltetes Arbeiterjugendzentrum? Der Streit um die „Fabrik“ in Hamburg-Ottensen 1973

David Templin Am 17. Februar 1973 eskalierte eine bereits mehrere Wochen andauernde Auseinandersetzung um die Zukunft des alternativen Kultur- und Kommunikationszentrums „Fabrik“ im Hamburger Stadtteil Ottensen (Bezirk Altona). Rund 200 Jugendliche, Fabrik-Mitarbeiter und Mitglieder kommunistischer Gruppen versuchten die Einrichtung zu … Weiterlesen

Quelle: http://netzwerk.hypotheses.org/2093

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Serge Schmid: Die Erinnerung der Gegenwart. Identitätskonstruktionen in den Chroniken des Deutschen Ordens (Abstract)

Serge Schmid (Universität Trier): Die Erinnerung der Gegenwart. Identitätskonstruktionen in den Chroniken des Deutschen Ordens 

Abstract des Vortrags bei der Tagung “MONASTICA HISTORIA II: Ordenshistoriographie in Mitteleuropa – Gestaltung und Wandlung des institutionalen und persönlichen Gedächtnisses in der Frühen Neuzeit”, die am 22. und 23. September 2014 im Bildungshaus St. Hippolyt in St. Pölten stattfand.

 
1525 wandelte der Hochmeister des Deutschen Ordens, Albrecht I. von Brandenburg-Ansbach, das preußische Deutschordensgebiet in ein weltliches Herzogtum unter der Führung des polnischen Königs Sigismund I. um. Aufsehenerregend war dieser Akt zum einen, weil die preußischen Lande ein geschlossenes Ordensgebiet des Deutschherrenordens bildeten und damit auch Kerngebiet seines Handelns darstellten, zum anderen, da Albrecht I. zugleich die Konfession wechselte. Damit endete das fast 300jährige Engagement des Ordens in den betreffenden Gebieten, das sowohl vom Papsttum als auch vom Kaiserreich unterstützt wurde. Dieses Engagement zeigt sich nicht nur in den baulichen Hinterlassenschaften und dem Aufbau einer kirchlichen Verwaltung in den Ländereien, sondern auch in der Chronistik des Ordens.

Der Vortrag geht von den Ergebnissen der bisherigen Identitätsforschung zu den Chroniken des Deutschherrenordens aus. Dabei bindet er auch die Ergebnisse bereits erfolgter eigener Forschung zu diesen Fragen mit ein. Im Kern sind damit die Statuten und die frühesten Chroniken des Ordens angesprochen. Der Vortrag verwendet als theoretischen Hintergrund das Konzept der organizational identity in der Gestalt S. Alberts und D. Alldreds. Dabei wird herausgearbeitet, dass in den Statuten eine Entindividualisierung des Ordensmitgliedes vorgenommen wird, während in den Chroniken, ausgehend von der Livländischen Reimchronik (Ende 13. Jh.) über die Chronica terre Prussie des Peter von Dusburg (beendet ca. 1326) hin zu ihrer Übertragung durch Nikolaus von Jeroschin (ca. 1336), eine zunehmende Individualisierung zu erfassen ist. Dadurch wird das Individuum zunehmend in den Orden als Träger desselben eingebunden. Zugleich wird die Leistungsfähigkeit des Individuums gegenüber dem Orden angesprochen und nicht etwa der Orden als Begründung des Individuums angesehen.

Der Vortrag baut auf diesen Ergebnissen auf und untersucht die Identitätskonstruktionen zweier späterer Chroniken, der sogenannten Chronik der vier Orden  von Jerusalem (nach 1489) und der sogenannten Jüngeren Hochmeisterchronik (beendet 1495).

Der Vortrag arbeitet die Entwicklungslinien heraus, die, trotz der großen zeitlichen Spanne, zu erkennen geben, dass das anzusprechende Individuum nicht mehr in den Orden geführt werden kann und eine geistige Krise des Ordens in Bezug auf eine gemeinsame Identität verortet werden muss.

 

Serge Schmid, geb. 22.11.1983 in Hildesheim, 2004 Abitur in Koblenz, 2006-2014 Studium der Germanistik und Philosophie an der Universität Trier (1. Staatsexamen). Abschlussthema: Identitätsstiftung in der Deutschordensdichtung.

Seit 2014 Dissertation.

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/8143

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Wie Elisabeth heilig wurde. (Teil 1)

Im heutigen Bistum Görlitz, zu dem meine Heimatstadt Cottbus gehört, ist es üblich, dass sich die jungen Katholiken zu ihrer Firmung, im Alter von 14 oder 15 Jahren, auch intensiv mit Heiligen auseinandersetzen. Jede und jeder Jugendliche sollte sich in seiner Vorbereitung eine Heilige bzw. einen Heiligen aussuchen, die oder der dann als eine Art spirituelle Inspiration und für manche sogar zum Vorbild wird. Den Namen dieses Heiligen nimmt man als Firmnamen an. Ich entschied mich dann für Johanna von Orleons, obwohl ich weder Stimmen hörte, noch in einen patriotischen Krieg ziehen oder gar am Ende auf dem Scheiterhaufen landen wollte. Aber im Mittelalter war das eine gute Möglichkeit, heilig zu werden. Bei meinen Freundinnen standen Theresa von Avila, Hedwig von Schlesien und natürlich Elisabeth von Thüringen hoch im Kurs.

Um Elisabeth von Thüringen dreht es sich ja immer wieder in diesem Blog und nun schauen wir mal, wie sie eigentlich heilig wurde. Die Frage ist, was die junge ungarische Königtochter eigentlich genau angetrieben hat, sich religiös so sehr zu engagieren. Wirklich seriös kann man diese Frage nicht beantworten, denn wir wissen nicht, was sich genau in ihrem Kopf abgespielt hat. Es bereitet Psychologen heute schon Schwierigkeiten, die Gedanken- und Gefühlswelt mancher Zeitgenossen richtig zu analysieren, bei einer historischen Persönlichkeit ist das abschließend nicht möglich und bleibt im Nebel der Geschichte. Sicher ist aber, dass sie sich mit der damals noch jungen Armutsbewegung des Franziskus von Assisi verbunden fühlte und diesen radikalen Weg der Nachfolge Christi auch gehen wollte.[1] Sie war allerdings eingebunden in das Leben als Landgräfin von Thüringen auf der Wartburg mit allen Pflichten und Privilegien. Als ihr Mann Ludwig im Kreuzzug blieb, verweigerte sie eine weitere Heirat und baute sich ein religiöses Leben nach ihren Vorstellungen in Marburg auf.  Elisabeth war ein Kind ihrer Zeit und so dachte sie auch.

Ihr damaliger Beichtvater und spiritueller Mentor war Konrad von Marburg, der zur damaligen Elite des deutschen intellektuellen Klerus gehörte. Er hatte an einer der „Elite-Universitäten“ wie Paris oder Bologna studiert und war einer der wohl radikalsten Ketzerprediger der Zeit. Er war es, dem Elisabeth gegenüber ein Gehorsamsgelübde ablegte. Solche Gelübde hatten auch Klara von Assisi Franziskus gegenüber und Maria von Oignies gegenüber Guido von Nivelles abgelegt.[2] Gehorsam war Teil der franziskanischen Spiritualität, der sich Elisabeth verbunden fühlte, genauso wie Askese, Ablehnung von Sexualität, jeglichem Genuss oder Luxus, ja eine regelrechte Feindlichkeit des eigenen Körpers gegenüber. Elisabeth wollte in Armut leben und entsagte ihrem hochadeligen Leben mit all seinen Privilegien. Freilich konnte sie es sich, im Gegensatz zu den meisten ihrer Landsleute, aussuchen, arm zu sein. Genau diese Einstellung, die Gründung des Hospitals in Marburg und ihre Arbeit dort trafen den Nerv der Zeit.[3]

Wie das mit der Geschichte der Heiligkeit einer Persönlichkeit nun einmal ist, beginnt die eigentliche Geschichte erst, wenn diese tot ist, so auch bei Elisabeth. Als Elisabeth 1231 starb, kamen die Menschen aus der Umgebung nach Marburg und verehrten sie als Heilige, obwohl sie noch nicht mal begraben war. Die Leute wollten sie als Heilige verehren und taten dies auch.

Caesarius von Heisterbach schreibt in seiner Elisabeth-Vita, dass während der drei Tage, als Elisabeth aufgebahrt dalag, viele Menschen aus der näheren und ferneren Umgebung nach Marburg kamen, um Elisabeth die letzte Ehre zu erweisen. Zudem schreibt er:

„Als ihr hochheiliger Leib, in ein graues Gewand gehüllt, das Gesicht mit Tüchern gebunden, auf der Bahre lag, haben viele der Anwesenden, die von der Heiligkeit ihres Körpers wussten, aus Verehrung kleine Stückchen von den Tüchern abgeschnitten und abgerissen, manche schnitten von den Nägeln ihrer Hände oder Füße etwas ab.“[4]

Es wäre nicht möglich gewesen, die Leiche, wie damals bei Heiligen üblich, zu zerteilen, in kostbare Gefäße zu verpacken und zur Anbetung auszustellen. Eine öffentliche Verehrung war bis zur offiziellen Heiligsprechung, wofür es damals ein geregeltes Verfahren gab, verboten.[5] Manche Gläubige hielt es trotzdem nicht davon ab, sich im Vorfeld einer Heiligsprechung schon mal eine Reliquie, also ein Stück der Leiche, bzw. eines Kleidungsstückes o.ä., zu sichern.

Sie wurde erst einmal in einem einfachen Bodengrab in ihrem Hospital bestattet. Archäologisch sprechen wir bei einem Grab in dieser Lage innerhalb eines Kirchenschiffs oder einer Hospitals, das in der Mittelachse oder sogar in direkter Nähe zum Hauptaltar angelegt ist, von einem Stiftergrab. Solche Grabstätten sind Privilegierten, in der Regel Adligen, vorbehalten, die das jeweilige Kloster, Kirche, Hospital u.ä. gegründet bzw. mit Finanzmitteln ausgestattet haben. Die Personen bekamen nach ihrem Tod eine Öffentlichkeit, die der normalen Bevölkerung verwehrt blieb. Auch Elisabeth wurde dieses Privileg zuteil und die Menschen bekamen so auch Zugang zu ihrem Grab, was wichtig war, denn dort geschahen die Wunder, welche für ein ordentliches Heiligsprechungsverfahren nötig waren.[6]

Fortsetzung folgt…

[1] M. Werner, Elisabeth von Thüringen, Franziskus von Assisi und Konrad von Marburg, in: D. Blume- M. Werner, Elisabeth von Thüringen. Eine europäische Heilige (Petersberg 2007) 110-115

[2] M. Werner, Elisabeth von Thüringen, Franziskus von Assisi und Konrad von Marburg, in: D. Blume- M. Werner, Elisabeth von Thüringen. Eine europäische Heilige (Petersberg 2007) 115-116

[3] M. Wehrli-Johnes, Armenfürsorge, Spitaldienst und neues Büßertum in den frühen Berichten über das Leben der heiligen Elisabeth, in: D. Blume- M. Werner, Elisabeth von Thüringen. Eine europäische Heilige (Petersberg 2007) 154-155

[4] E. Könsgen (Hrsg.) Caesarius von Heisterbach. Das Leben der heiligen Elisabeth und andere Zeugnisse, Veröff. Hist. Kommission Hessen 67,2 = Kleine Texte mit Übersetzungen 2 (Marburg 2007) 89

[5] J. Straub, Die Heiligengräber der Schweiz ihre Gestalt und ihr Brauchtum – Ein Beitrag zur Geschichte der Schweizerischen Heiligenverehrung. Diss. Zürich maschinenschr. 1987, 60

[6] M. Borgolte, Stiftergrab/ Grabkirche, LexMA 177-178

Quelle: http://minuseinsebene.hypotheses.org/1067

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Meta Niederkorn: Ordens-Historiographie bei den Benediktinern: „Renovatio ex scientia historiae“ zur Zeit der zweiten Melker Reform (Abstract)

Meta Niederkorn (Universität Wien): Ordens-Historiographie bei den Benediktinern: „Renovatio ex scientia historiae“ zur Zeit der zweiten Melker Reform  

Abstract des Vortrags bei der Tagung “MONASTICA HISTORIA II: Ordenshistoriographie in Mitteleuropa – Gestaltung und Wandlung des institutionalen und persönlichen Gedächtnisses in der Frühen Neuzeit”, die am 22. und 23. September 2014 im Bildungshaus St. Hippolyt in St. Pölten stattfand.

 
Geschichtsschreibung eines Ordens ist immer mit der Identität des Ordens sowie des individuellen Klosters einerseits und dessen Verflechtung mit der Umwelt andererseits zu verstehen. Im Folgenden möchte ich auf benediktinische Geschichtsschreibung in einer Brückenzeit eingehen. Es handelt sich dabei um die Zeit, die zwischen der großen Blüte zur Zeit der ersten Melker Reform im 15. Jh. und der hochbarocken Geschichtsschreibung, in der Melker Autoren wiederum eine Spitzenposition einnehmen, liegt.

Eine Brücke ist aber nicht nur dadurch gekennzeichnet, dass sie zwei sich selbst tragende Elemente verbindet, sie ist, wenn sie schlecht gebaut ist, eben nicht imstande, Verbindungen wirklich herzustellen. Besondere Aufmerksamkeit ist hier auf das Material, aus dem die Brücke errichtet ist, zu richten:

Die Historiographie, die im Zuge des intensiven Wissenstransfers zwischen Universität und Kloster seit dem Einsetzen der Melker Reform bereits grundgelegt wurde, erreicht im beginnenden 16. Jahrhundert einen Höhepunkt. Diese Blüte hat selbst die dramatischen Veränderungen, als welche sie im Zusammenhang mit der Reformation in der monastischen Historiographie naturgemäß dargestellt werden, überdauert, wenngleich unter Aufbietung aller Kräfte. Immerhin sind die Melker Annalen – auch in dieser Hinsicht ist der Melker Kodex eine Besonderheit (Alphons Lhotsky verwendet den Begriff der Zimelie) innerhalb der Annalistik – bis in die 70er Jahre des 16. Jahrhunderts – mit großen Lücken, aber immerhin – fortgeführt worden.

Als Material gilt es hier auch das biobibliographische Schrifttum des Bibliothekars/der Bibliothekare in den Vordergrund zu stellen. Der dreibändige Katalog, den Stephanus Burkhardi aus dem Jahr 1517 bietet reiche Anhaltspunkte für seine Nachfolger, nicht nur bibliothekarisch, sondern eben auch historiographisch tätig zu sein. Anlass boten wohl nicht zuletzt die beiden landesfürstlich „verordneten“ Einsichtnahmen in die Buchbestände des Hauses 1528 und 1556/57; nachweislich werden die Katalog-Bände nicht nur nach verschiedenen Gesichtspunkten „überarbeitet“, sondern mitunter auch die ohnehin in dem biobibliographisch gearbeiteten Werk vorhandenen Angaben zu den Autoren vereinzelt modifiziert, falsifiziert oder eben auch verifiziert.

Das Geschichtsbewusstsein und damit die historiographische Tätigkeit im Kloster erfuhr im Rahmen der sog. zweiten Melker Reform, die allgemein mit Kaspar Hoffmann (1587–1623) verbunden wird, einen neuen Höhepunkt. Abt Kaspar setzte sein gesamtes organisatorisches Können und Wissen für die Reorganisation des Klosters, wie des Reformverbandes – daher der Name „Zweiten Melker Reform“ – ein. Seine Kompetenz beweist sich auch darin, dass er die richtigen Personen an die richtigen Stellen setzt: Spiritus rector wird u.A. Reiner von Landau, zunächst als Prior, ab 1623 Abt, stellt er ganz offensichtlich unter vorrangiger Benützung des „Kompendiums“, das im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts in Melk entstand, einerseits, und unter Verwendung des Kataloges andererseits, ein Handbuch zusammen, das nicht nur dem Prior Reiner (später) als Grundlage für den Novizen-Unterricht dienen wird.

Die Datierung der Niederschrift eröffnet aber auch andere Möglichkeiten zu Reiners Gründen, sich mit der Hausgeschichte und deren Verflechtung mit der Landesgeschichte und der landesfürstlichen Dynastien auseinanderzusetzen. Sein Werk hatte Einfluss auf weitere historiographische Tätigkeit im Sinne des für den Beitrag gewählten Titels.

 

Meta Niederkorn-Bruck (geb. 1959 in Wien), Matura am Humanistischen Gymnasium in Melk, Studium der Geschichte, Germanistik und Musikwissenschaft. Habilitation 2000, Lehrbefugnis für mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften. 1. Oktober 2000 Ernennung zum außerordentlichen Universitätsprofessor. Lehrtätigkeit an der Universität Wien und an der Akademie der bildenden Künste in Wien.

Aktuelle Forschungsschwerpunkte: Vergleichende Ordensgeschichte; Geschichte des Wissens und Universitätsgeschichte.

„Schreiben und Schrift“: Produktion, Rezeption, Reduktion und Reproduktion von Wissen.

Liturgie und Geschichte – Geschichte in der Liturgie.

Vergleichende Ordensgeschichte.

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/8149

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Die Mühen des Protokolls

Man kennt dies auch heute noch: Kaum versammeln sich eine Handvoll Leute, die Wichtiges beraten oder sogar beschließen wollen, muß ein Protokoll geführt werden. Ob sich die Situation an der Schule, in der Universität, im Berufsleben oder im Verein abspielt, einen erwischt es, der sich dieser Mühen zu unterziehen hat. Dies ist nicht erst heute so, auch in vormodernen Zeiten wurden Beratungen protokolliert. Besonders viele Beispiele sind im Umfeld des Westfälischen Friedenskongresses überliefert – kein Wunder, wurde hier doch jahrelang über die vielen Konfliktpunkte verhandelt, deren Regelungen dann in den beiden Instrumenta Pacis zusammengeführt wurden. Normalerweise richtet sich der Blick des Forschers auf die Ergebnisse dieses langwierigen Aushandlungsprozesses. Dabei ist es um so wichtiger, eben nicht nur den großen Verhandlungsführern über die Schulter zu schauen, sondern auch den kleinen Schreiberlingen, die einfach nur mitschrieben und gern übersehen wurden und werden.

Einfach nur mitschreiben? Genau so simpel war es eben nicht. Und unaufwendig schon gar nicht. Die Mitschriften der Verhandlungen konnten gar nicht anders als nur Bruchstücke der Debatten aufzeichnen; aus diesen Live-Aufzeichnungen mußten die Protokollanten direkt nach den Sitzungen, die teilweise stundenlang gedauert hatten, überhaupt erst lesbare und verständliche Protokolle anfertigen. Dabei ging es wahrlich nicht um Kleinkram, sondern um gewichtige Verhandlungsmaterien: Also gab es oftmals mehrere Protokollanten, die ihre Aufzeichnungen abglichen – auch das mußte geschehen. Und da es vielfach um Details und auch den Wortlaut ging, wurden diese Versionen noch einmal zur Abnahme vorgelegt. Wenn alles fertig war, wollten natürlich alle Beteiligten eine Abschrift haben; die Arbeit ging also weiter. Gedruckt wurden diese Texte meist nicht, das war zu aufwendig, zumal hier ja nur Zwischenschritte in den Verhandlungen festgehalten wurden, keine Ergebnisse.

Was ich hier selbst nur in Stichworten andeute, hat Maria-Elisabeth Brunert ausführlich in einem Beitrag behandelt: „Vom Rapular zum Dictatum“ bezeichnet genau diesen Weg von den ersten Notizen hin zur allseits bestätigten, offiziellen Protokollversion. Brunert exemplifiziert diesen Prozeß anhand reichsfürstlicher Verhandlungen auf dem Friedenskongreß. Publiziert ist diese Arbeit in einem Sammelband von Annette Gerstenberg, die sich dem Westfälischen Friedenskongreß vor allem von sprachwissenschaftlicher Seite nähert: „Verständigung und Diplomatie auf dem Westfälischen Friedenskongreß“.Annette Gerstenberger

Ist dies eigentlich eine spannende Thematik? Natürlich handelt es sich um recht spezielle Phänomene, die ein Historiker vielleicht nicht sofort für sich entdeckt. Das Faszinierende liegt aber genau in den Details, die den Verhandlungsgang erst nachvollziehbar machen. Sich darauf einzulassen, lohnt sicher. Zumindest kann man auf diese Weise den Lebensalltag der Protokollanten besser einschätzen, die stundenlang auf einfachen Stühlen sitzen mußten und bei teilweise trübem Licht das Kanzleideutsch aufschrieben – soweit der Lärm der draußen vorbeifahrenden Fuhrwerke dies zuließ. Protokollieren war eben eine mühevolle Arbeit.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/545

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Als Historiker/in im Verlag – Eindrücke vom Historikertag 2014

Banner Historikertag 2014Die Verwobenheit von Geschichtswissenschaft und Verlagsbranche tritt vielleicht nirgendwo so augenfällig zutage wie auf dem Historikertag. Auf der Fach- und Verlagsausstellung präsentierten in Göttingen laut Programmheft über 120 Aussteller ihre Arbeit, darunter schwerpunktmäßig deutsche Fachverlage zur Geschichtswissenschaft. Die Stände gaben Aufschluss über Trends und Neuerscheinungen der Geschichtswissenschaft, während Lektoren und Historiker – vielleicht der wichtigere Aspekt – Kontakte knüpften und pflegten oder neue Projekte besprachen. Das gedruckte Buch als Produkt ist dabei trotz aller Diskussionen um digitales Publizieren und Open Access noch längst nicht am Ende.1

Eigentlich eine gute Gelegenheit, um nachzufragen, wie die Arbeit einer Lektorin oder eines Lektors heute aussieht und welche Möglichkeiten es für den Berufseinstieg für Absolventinnen und Absolventen der Geschichtswissenschaft gibt. Michael Volkmer, Lektor und stellvertretender Programmleiter beim Bielefelder transcript Verlag, ist zwar kein Historiker sondern Soziologe und Philosoph, findet aber: „Historiker sind für Verlagsberufe grundsätzlich gut geeignet“, denn mit ihrem Studium gehe oft eine Affinität zum geschriebenen Wort einher. Da er die Herausforderungen für das Verlagswesen der Zukunft im Bereich der Digitalisierung sieht, sei es für am Verlagswesen interessierte Historikerinnen und Historiker vorteilhaft, über Informatikkenntnisse und eine gewisse Medienkompetenz zu verfügen. Insgesamt sei ein konstruktiver Umgang mit der Digitalisierung gefragt – der natürlich je nach Verlag unterschiedlich ausfallen könne.

Und wie kommt man an einen Job im Verlag? Darauf fällt die Antwort recht eindeutig aus: zunächst empfehlen sich studienbegleitende Praktika, nach dem Studienabschluss (meistens auf Masterniveau) folgt dann ein Verlagsvolontariat. Ein solches absolviert der promovierte Wirtschaftshistoriker Albrecht Franz gerade beim Franz Steiner Verlag in Stuttgart. „Bunt gemischt“ seien die Aufgaben während des zweijährigen Volontariats; Ziel sei es, alle Bereiche des Verlags – Programmplanung, Marketing, Vertrieb – kennenzulernen. Das Highlight kann dabei ein erstes eigenes Buchprojekt sein, welches von den ersten Gesprächen über das Manuskript bis zum Vertrieb umgesetzt werden muss. Allgemein gibt es für Volontariate im Verlagswesen keine Standards zu Ausbildungsinhalten und Gehalt, und auch die Dauer kann von sechs Monaten bis zu zwei Jahren betragen. Interessierte sollten ein Angebot also genau abwägen und vergleichen.2

Seine persönliche Motivation sieht Albrecht Franz in „der persönlichen Neigung zum Buch, zur Sprache, zum Text“. Besonders das Erlebnis des gedruckten Buches sei faszinierend und mache die Arbeit im Verlag durchaus zu einem Traumjob. Ähnlich sieht es auch Rabea Rittgerodt, Project Editor History bei De Gruyter Oldenbourg: „Thematisch kommt man nicht näher an das heran, was man studiert hat.“ Insofern sei die Tätigkeit für sie ein wirklicher „Glücksfall“. Rabea Rittgerodt betreut den Bereich Internationale Geschichte. Als wichtigste Fähigkeiten für angehende Lektorinnen und Lektoren sieht sie Sprachkompetenzen an; zunächst in der deutschen Sprache (inklusive Rechtschreibung und Grammatik), aber auch Fremdsprachenkenntnisse. Wichtig sei aber auch, sich im eigenen Fach gut auskennen, um auf Augenhöhe mit den Autoren kommunizieren zu können. Eine gute Arbeitsorganisation sei ebenfalls zentral, weil man durchaus 20 bis 30 Projekte gleichzeitig koordinieren müsse. Und die Berufschancen? Albrecht Franz sieht es so: „Ein Praktikum zu bekommen ist kein Problem, beim Volontariat geht es auch noch, aber dann wird die Luft dünner.“

Weitere Hinweise:

  • Ich mach was mit Büchern (Initiative für eine stärkere Vernetzung der Buchbranche, u.a. Jobinterviews und Stellenangebote)
  • Mareike Menne, Berufe für Historiker, Stuttgart 2010, S. 70-78 sowie Link- und Literaturhinweise im Begleit-PDF (Stand: Februar 2014)

 

  1. Interessant in diesem Zusammenhang war die Sektion „Digitalisierung der Geschichtswissenschaften: Gewinner und Verlierer?“, die als Livestream abrufbar ist.
  2. Negativbeispiel aus dem Literaturbereich: sechs Monate Volontariat bei 500 Euro Bruttolohn.

Quelle: http://beruf.hypotheses.org/37

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