Anton F. Guhl und Malte Habscheidt „Ostafrika ist deutsch“ titelte ein Flugblatt, das am 1. November 1968 an der Universität Hamburg zirkulierte. Anlass für die ungewöhnlichen Ausführungen war das Ende zweier Denkmäler, die – deutschen „Afrikahelden“ gewidmet – in der … Weiterlesen
Neujahrsgruß für 1632
„Wunsche hiemit Ew. Kay. Mayt. in tieffster reuerenz ein vnd viel mehr hernachfolgendes gluckseliges, Frid: vnd Freudenreich Newes Jahr, vnd thue deroselben zu beharrlichen kay: milten gnaden mich allervnderthenigst empfehlen …“
Dies ist der Schlußpassus der Relation, die der Reichshofrat Hermann von Questenberg an Ferdinand II. über den Ligatag in Ingolstadt schickte (Ingolstadt 1. Januar 1632, Wien HHStA RHKz RTA 100b unfol. Ausf., ganz eigenhändig). Der Ligatag fand erst am 4. Januar seinen Abschluß, doch der kaiserliche Gesandte hatte offenbar schon zum Jahreswechsel genug mitbekommen. (Siehe dazu meine Dissertation S. 498 ff.)
Die Lage war nach der Niederlage Tillys gegen Gustav Adolf im September 1631 katastrophal; nach einem höchst erfolgreichen Kriegsjahrzehnt schienen alle Erfolge der 1620er Jahre wie weggewischt, ja der Kaiser und seine Verbündeten sahen sich einer nie dagewesenen Bedrohung gegenüber. Zu den militärischen Problemen kamen Spannungen unter den Verbündeten. Besonders die kurbayerischen Bemühungen, über eine französische Vermittlung einen Neutralitätsstatus im schwedischen Krieg zu erreichen und sich damit vom Kaiser zu distanzieren, belasteten die Beziehungen zwischen Wien und München. Hoffnung machte man sich am Kaiserhof allein wegen der Neuberufung Wallensteins, dessen sog. Zweites Generalat nun begann. Vor diesem Hintergrund erhalten die Wünsche Questenbergs für ein „glückseliges, fried- und freudenreiches Neues Jahr“, so formelhaft sie auch sein mochten, eine andere, tiefere Dringlichkeit.
Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/59
Rezensionsüberblick Dezember 2012
Beginnend mit dem Dezember ’12 möchten wir in diesem Blog regelmäßig einen monatlichen Überblick von online-Rezensionen mit mediävistischem Bezug bringen – unseres Wissens nach ein Service, den es in dieser Form noch nicht gibt. Inspirierend für einen epochal fokussierten Rezensionsüberblick war hierbei das Frühneuzeit-Blog der RWTH Aachen. Vorerst beschränken wir uns auf die fünf unten genannten Portale, freuen uns aber über Ergänzungen gerade zu Rezensionsportalen jenseits der mediävistischen Geschichtswissenschaft. Wir beziehen hier aus Aktualitätsgründen nur tatsächliche online-Rezensionen ein.
Wir wünschen interessante und v.a. zeitsparende Lektüre!
Per Klick auf den Namen können Sie zum Überblick für das jeweilige Portal springen
H-Soz-u-Kult
Sehepunkte
Francia-Recensio
The Medieval Review
Reviews in History
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Sehepunkte:
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Francia-Recensio:
D. Barthélemy, Nouvelle histoire des Capétiens (Julian Führer)
A. Bihrer, Begegnungen zwischen dem ostfränkisch-deutschen Reich und England (850–1100) (Levi Roach)
R. Blumenfeld-Kosinski, K. Petkov, Philippe de Mézières and His Age (Jacques Paviot)
H. L. L. Busard (†), Nicole Oresme, Questiones super geometriam Euclidis (Jürgen Miethke)
M. Caesar, Le pouvoir en ville (Eberhard Isenmann)
M. Cohen, J. Firnhaber-Baker, Difference and Identity in Francia and Medieval France (Markus Spaeth)
N. Coulet, Rites, histoires et mythes de Provence (Klaus Oschema)
L. Donkin, H. Vorholt, Imagining Jerusalem in the Medieval West (Élisabeth Ruchaud)
C. A. Fleck, The Clement Bible at the Medieval Courts of Naples and Avignon (Stefan Weiß)
F. Foronda, Avant le contrat social (Gisela Naegle)
F. Foronda, A.I. Carrasco Manchado, Du contrat d’alliance au contrat politique (Gisela Naegle)
F. Foronda, A.I. Carrasco Manchado, El contrato político en la Corona de Castilla (Gisela Naegle)
M. Gabriele, An Empire of Memory (Phillipe Cordez)
A. Germa, B. Lellouch, E. Patlagean, Les Juifs dans l’histoire (Amélie Sagasser)
H.-W. Goetz, Gott und die Welt (Klaus Krönert)
S. Hamel, La justice dans une ville du Nord du Royaume de France au Moyen Âge (Eberhard Isenmann)
K. Herbers, I. Fleisch, Erinnerung – Niederschrift – Nutzung (Beate Schilling)
G. Hirsaugiensis, Willehelmi Abbatis Constitutiones Hirsaugienses (Jean-Loup Lemaitre)
L. Jégou, L’évêque, juge de paix (Ludwig Falkenstein)
J. Kemper, G. Vogeler, Digitale Urkundenpräsentationen (Olivier Guyotjeannin)
A. Laiou (†), C. Morrisson, Le monde byzantin (Jacques Paviot)
O. Mattéoni, Un prince face à Louis XI (Heribert Müller)
C. Mihailovic, Mémoires d’un janissaire (Jacques Paviot)
W. of Ockham, Dialogus (Jacques Verger)
K. Pennington, M. Harris Eichbauer, Law as Profession and Practice in Medieval Europe (Jörg Müller)
K. Schreiner, Rituale, Zeichen, Bilder (Andreas Büttner)
G. Seabourne, Imprisoning Medieval Women (Julie Claustre)
W. Tschacher, Königtum als lokale Praxis (Joseph P. Huffman)
W. E. Wagner, Die liturgische Gegenwart des abwesenden Königs (Yitzak Hen)
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The Medieval Review:
TMR 12.12.06, Maxwell, ed., Representing History (Beth Williamson)
TMR 12.12.04, Loutchitsky, Homo Legens (Carol Symes)
TMR 12.12.05, Strauch, Mittelalterliches Nordisches Recht bis 1500 (Anders Winroth)
TMR 12.12.09, Canning, Ideas of Power in the Late Middle Ages (Geoffrey Koziol)
TMR 12.12.10, Folger, Writing as Poaching (John Slater)
TMR 12.12.01, Pastoureau, The Bear (Michael A. Ryan)
TMR 12.12.11, Filosa and Papio, eds. Boccaccio in America (Janet Smarr)
TMR 12.12.08, Machacek, Milton and Homer (David Oliver Davies)
TMR 12.12.07, Kalinke, The Arthur of the North (Sif Rikhardsdottir)
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Reviews in History:
7 Gründe, die mich vom Schreiben abhalten
Heute möchte ich einige Gründe nennen, die mich vom Schreiben des Blogs zeitweise abhalten. Es gibt aber auch so viel Ablenkung! Wie geht es Ihnen damit? Was kann Sie vom Arbeiten abhalten?
Die Inspiration für die Zeichnungen habe ich von Gitte Härters Blog Himbeerwerft. Übrigens gibt sie auf schreibnudel.de lesens- und beherzigenswerte Tipps fürs Schreiben.
Und jetzt viel Spaß mit den Bildern:
Quelle: http://games.hypotheses.org/782
Annäherungen an den Kulturbegriff im Chinesischen
Im modernen Chinesisch steht für den Begriff “Kultur” meist wenhua 文化 – daher also auch die Adresse dieses Blogs.
Während sich der Begriff wenhua erst im frühen 20. Jahrhundert durchzusetzen begann [1], stand der Begriff wen 文 seit dem Altertum für die Sphäre des Kulturellen und hier vor allem – ab der Späten Han-Zeit (1.-3. Jh. n. Chr.) für den Bereich der Literatur. [2] Ursprünglich hatte das Schriftzeichen, das geritzte und verschlungene Linien zeigt, die Bedeutung “kreuz und quer”, zu der sich später auch “gemustert”, “verziert” beziehungsweise “verfeinert” gesellten.
Ein Blick ins Wörterbuch zeigt die vielfältigen Bedeutungen, die das Schriftzeichen wen 文haben kann: “verschlungene Linien (eines Ornamentes), Striche, Linien, Adern, einfaches zusammengesetztes bildhaftes Schriftzeichen, Geschriebenes, Schrift, Schriftstück, Inschrift, Wortlaut, Text, geschriebene Sprache, Schriftsprache, Schrifttum, Literatur, literarischer Schmuck, Stil, Wissenschaft, Bildung, Kultur, kultiviert, verfeinert, gebildet, zivilisiert [...].” [3]
Einzelne Blüteperioden der Kultur Chinas fielen mitunter – wie etwa zur Zeit der “Nördlichen und Südlichen Dynastien” (3.-6. Jh.) oder während der Song-Dynastie (960-1279) in eine Zeit, in der China entweder politisch zerrissen war oder unter dem Eindruck nomadischer Invasoren stand. Wie es Erwin Rousselle (1890-1949) formuliert hatte, zeige die Geschichte Chinas “daß ihr ungeheuer reicher dramatischer Ablauf sehr oft Zeitalter durchmessen hat, in denen die beiden Kurven von Kultur und militärischer Macht, von ‘Wen und Wu’, sich durchaus nicht deckten.” [4]
Kam Louie und Louise Edwards machten sich dieses Gegensatzpaar von wen und wu 武 (“zivil” und “militärisch”) für ihren Versuch einer Konzeptualisierung chinesischer Männlichkeit(en) zunutze. Während yin 陰 und yang 陽 gemeinhin als Gegensatz zwischen Weiblichem und Männlichem interpretiert werden, manifestieren sich in wen und wu die unterschiedlichen Ausprägungen chinesischer Männlichkeit(en), die im Idealfall jedoch harmonieren sollten. [5]
Wuyingdian 武英殿 (Halle der Militärischen Tapferkeit), Kaiserpalast, Beijing – Foto: Georg Lehner
Als Beispiel für die Harmonie zwischen wen und wu mag der Umstand gesehen werden, dass die Wuyingdian 武英殿 (“Halle der Militärischen Tapferkeit”) auf dem Gelände des Kaiserpalastes in Beijing ab dem 17. Jahrhundert als Druckerei genutzt wurde. Diese im Südwestteil der so genannten “Verbotenen Stadt” gelegene Halle korrespondierte von ihrer Lage her zudem mit der Wenhuadian 文華殿 (“Halle der Literarischen Blüte”) im Südostteil, womit das wen-wu-Paradigma auch in der kaiserlichen Residenz seinen Niederschlag gefunden hatte [6] .
Wenhuadian 文華殿 (Halle der Literarischen Blüte), Kaiserpalast, Beijing – Foto: Georg Lehner
[1] Zur Entstehung des modernen chinesischen Kulturbegriffs vgl. Fang Weigui: Selbstreflexion in der Zeit des Erwachens und des Widerstands. Moderne chinesische Literatur 1919-1949 (Lun Wen. Studien zur Geistesgeschichte und Literatur in China 7; Wiesbaden 2006) 25-39 (1.2 Die Etablierung des neuen Kultur- und Zivilisationsbegriffs)
[2] Karl-Heinz Pohl: “Annäherungen an einen Literaturbegriff in China.” In: Simone Winko, Fotis Jannidis, Gerhard Lauer (Hg.): Grenzen der Literatur. Zu Begriff und Phänomen des Literarischen (Berlin/New York 2009) 589.
[3] Werner Rüdenberg/Hans O. H. Stange (Hg.): Chinesisch-Deutsches Wörterbuch. 3., erw., völlig neubearb. Aufl. (Hamburg/Berlin 1963) 691 (Nr. 8441).
[4] Erwin Rousselle: “Vom Eigenwert der chinesischen Kultur.“ Sinica 8 (1933) 1-8, hier ebd., 1.
[5] Kam Louie, Louise Edwards: “Chinese Masculinity: Theorising ‘Wen’ and ‘Wu’” In: East Asian History 8 (Dec. 1994) 135-148, vor allem 139-142.
[6] Zur Lage der beiden Hallen vgl. “Major Structures of the Forbidden City”, National Geographic/Supplement to National Geographic Magazine, May 2008 (Special Issue: China. Inside the Dragon) beziehungsweise den Plan auf der Website des Palastmuseums Beijing.
Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/50
Amerika, Du hast es besser? Zur Lage der Postdoktoranden in den USA
Postdoktoranden sind wie Geister. So jedenfalls fasst Orfeu Buxton, Mitbegründer der National Postdoctoral Association, die Lage griffig zusammen. Rund 60.000 dieser Geister gibt es aktuell in den USA. Aus der gespenstischen Nicht-Sichtbarkeit der “tomorrow’s professors” entstand 2003 die landesweite Postdoctoral Association NPA.
Die Geschichte der Vereinigung lässt sich in einem lesenswerten Nature-Artikel von Karen Kaplan nachlesen. Neben Buxton kommt darin Alyson Reed, die erste Direktorin zu Wort. Außerhalb von Universitäten, so Reed, wüssten nur wenige, was Postdoktorand_innen eigentlich machen. Und auch auf dem Campus selbst ist die akademische Geselligkeit keine Selbstverständlichkeit. Auch für US-amerikanische Postdocs, selbst wenn sie einen wenig ihren Geisterstatus verlassen, gelten die Unsicherheiten des modernen akademischen Lebens. Max Webers “wilder Hasard” der wissenschaftlichen Laufbahn scheint auch hier selbstverständlich zu sein: Temporäre Absicherung, unklare Zukunftsperspektiven und schlechte Bezahlung gab und gibt es auch im US-amerikanischen System zuhauf.
Spannend ist vor diesem Hintergrund die grass roots-Gründung der NPA, die heute 2.700 Mitglieder hat. In Kaplans Artikel beginnt sie mit sieben Personen und einer Unterstützung der American Association for the Advancement of Science (AAAS). Zu den Herausforderungen der Vereinigung gehört neben den Finanzierungsfragen auch das permanente agenda setting in der Washingtoner Politikszene und an den Universitäten. Die Frage “Was ist ein Postdoc?” spielt dabei naturgemäß eine elementare Rolle, so dass 2007 eine entsprechende Definition geschaffen wurde, die sich heute auf der Homepage der NPA findet:
A postdoctoral scholar (“postdoc”) is an individual holding a doctoral degree who is engaged in a temporary period of mentored research and/or scholarly training for the purpose of acquiring the professional skills needed to pursue a career path of his or her choosing.
Zur Charakteristik von Postdoktoranden-Positionen gehört, dass sie temporäre Karriereschritte auf dem Weg zu einer permanenten Anstellung beinhalten, die meistens durch erfahrene Wissenschaftler_innen unterstützt werden. Dabei soll der hauptsächliche Ertrag die eigene wissenschaftliche Forschung und deren Publikation in der Förderzeit sein, auch wenn man an größeren Forschungsprojekten beteiligt ist. Postdocs sind für die NPA kein Beiwerk, sondern essenziell für die wissenschaftliche Stellung ihrer Mentoren und Heimatinstitutionen. Die Zeit als Postdoktorand_in sollte fünf Jahre nicht überschreiten.
Von der National Postdoctoral Association – die aktuell den Direktionsposten neu besetzt – lässt sich sicherlich auch für Europa und Deutschland einiges lernen. Mir fällt auf Anhieb keine Interessenvertretung ein, die Gleiches für die deutschsprachigen Kultur- und Geisteswissenschaften leisten würde. Das ist ob des spukhaften Charakters gerade hochmobiler Postdoktorand_innen zwar erklärbar, aber zugleich höchst unerfreulich. Immerhin wird die spezielle Situation im Templiner Manifest reflektiert. Dort heißt es kurz und richtig unter Punkt zwei:
Postdocs verlässliche Perspektiven geben
Promovierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (Postdocs) müssen verlässliche berufliche Perspektiven haben: durch einen Tenure Track, der den dauerhaften Verbleib in Hochschule und Forschung ermöglicht – unabhängig davon, ob eine Berufung auf eine Professur erfolgt oder nicht. Voraussetzung dafür ist eine systematische Personalplanung und –entwicklung durch Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Die Hochschullehrerlaufbahn muss über unterschiedliche Karrierewege erreichbar sein, die Habilitation ist dabei immer nur eine Möglichkeit.
Quelle: http://gab.hypotheses.org/494
Im neuen Jahr wird alles schöner: Weihnachtspause und Ausblick auf die neuen Designs 2013
Das Team von hypotheses geht vom 21.12.2012 bis zum 3.01.2013 in die Winterpause. In dieser Zeit können zwar Neuanträge auf ein Blog über unsere Website gestellt werden, diese werden aber erst im neuen Jahr bearbeitet und aufgesetzt.
Apropos neues Jahr: Wir werden zu Beginn 2013 dann drei neue Designthemen für die Blogs bei hypotheses aktivieren, darüber wurde an dieser Stelle auch schon kurz berichtet. Die neuen Themen bieten erweiterte Funktionalitäten, garantieren die Kompatibilität zu den Entwicklungen bei WordPress und haben ein modernes Layout. Zur Auswahl stehen:
- MagazineP Basic (Nachfolger Magazine Basic)
- Evolve Hypotheses
- Twenty Eleven (Nachfolger Twenty Ten)
Mit MagazineP Basic kann man eine Slideshow mit ausgewählten Artikeln im oberen Bereich des Blogs einrichten. Es gibt außerdem einen erweiterten unteren Bereich, die Extended Footer Bar. Sehr schön ist die Möglichkeit, sich eine eigene Haupt- und Unternavigation zu erstellen, die auch Links auf andere Webpages enthalten können. Dieses Thema ist ideal für diejenigen, die ihre Inhalte in getrennte Bereiche organisieren möchten. Das Thema ist im Redaktionsblog bereits aktiv: hier der Screenshot.
Evolve Hypotheses ist ein sehr vielseitig einsetzbares Designthema, bei dem man ein Blog- oder ein Magazinlayout auswählen kann. Das Design bietet viele Möglichkeiten der Personalisierung, z.B. über die Auswahl der Schrifttypen, Schriftfarben etc. Die Icons der sozialen Medien können im oberen Bereich des Blogs angezeigt werden. Das Thema eignet sich für Bloggende, die gerne ein möglichst individuelles Design einstellen möchten. Zur Vorschau kann man sich hier auf dem Bloghaus umsehen, wo das neue Thema bereits aktiv ist.
Twenty Eleven, der Nachfolger von Twenty Ten, bietet ein klassisches Blog-Design. Die Texte der Artikel werden vollständig auf der Startseite angezeigt. Man kann allerdings in dieser neuen Version verschiedene Formate für die Artikel auswählen. Das Format “Galerie” ermöglicht es beispielsweise, nur einen Ausschnitt der Artikel anzuzeigen (den Teaser).
Alle Themen werden wir im neuen Jahr ausführlich vorstellen und eine Dokumentation zur Verfügung stellen, die den Umstieg erklärt. Die bisherigen Themen bleiben zunächst aktiv, werden allerdings langfristig nicht mehr zur Verfügung stehen, da sie mit den Entwicklungen auf WordPress nicht mehr kompatibel sein werden. Für den Umstieg stehen wir allen mit Rat und Tat zur Seite.
Die ost- und nordosteuropäischen Archive zwischen Digitalisierung, Web 2.0 und sozialen Medien
Jeremy Black und der Dreißigjährige Krieg
Das Konzept der Militärischen Revolution ist längst in die Jahre gekommen. Zudem hat es eine thematische Überdehnung erfahren, die es vom ursprünglichen Ansatz weit weg geführt hat. Jeremy Black hat an dieser Entwicklung in den vergangenen Jahren kräftig mitgewirkt. In seinem zuletzt erschienenen Buch versucht er nun auch, das Konzept auf eine neue Ebene zu transformieren; vgl. dazu meine Rezension in: sehepunkte 12 (2012), Nr. 12 [15.12.2012], URL: http://www.sehepunkte.de/2012/12/20612.html.
Abseits von dieser Thematik bestechen die Publikationen von Black durch ihren breiten, weltweiten Horizont. Er vergleicht eben nicht nur englische mit der deutschen und russischen Geschichte, nimmt nicht nur osmanische Beispiele hinzu, sondern springt einfach weiter auf den indischen Subkontinent sowie nach Zentral- und Ostasien und vergißt dabei nicht, daß es auch eine afrikanische Geschichte gibt, die zu seiner Thematik etwas beizutragen hat. Natürlich fordert ein solcher welthistorischer Parforce-Ritt immer den Kritikaster heraus, der im Detail Unebenheiten und Unausgewogenes zu monieren findet. Aber das ist nicht der Punkt.
Vielmehr hat es einen ganz speziellen Verfremdungseffekt, den Dreißigjährigen Krieg nicht nur entsprechend reduziert (S. 59-71), sondern auch in ganz ungewohnten Vergleichskategorien vorzufinden. Ich gestehe, daß es mich durchaus irritiert, wenn binnen weniger Zeilen der Sprung von den Mandschu in China zum Dreißigjährigen Krieg und Englischen Bürgerkrieg vollzogen wird, um die allgemein bedeutsame Rolle der Kavallerie herauszustreichen (S. 53). Und mir ist im ersten Augenblick auch nicht wohl dabei, wenn dem Phänomen der schwindenden Rekrutenzahlen im Dreißigjährigen Krieg die zeitgleiche Tendenz der islamischen Reiche gegenübergestellt wird, „slave troops“ ins Feld zu führen (S. 67).
Aber genau damit ist ja schon etwas gewonnen: Wer jahraus, jahrein Wallenstein über die Schulter blickt, wie er seine Riesenarmeen zusammenstellt, und Gustav Adolf seine schwedischen Brigaden befehligen sieht, kann auch mal einen schrägen Blick auf Wohlvertrautes vertragen. Zumindest sollte man sich die Offenheit bewahren, solche ungewohnten Sichtweisen zuzulassen. Die Herangehensweise von Jeremy Black hilft dabei sehr. –
Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/55
Höhere Ordnung für die Tags in der Cloud
Rechts neben diesem Text unter der Twitter-Box sehen Sie die Tag-Cloud oder Tag-Wolke meines Blogs. Je größer ein Begriff dargestellt ist, desto häufiger wurde er verwendet. Die Häufigkeit über die Schriftgröße auszudrücken, ist eine Möglichkeit der Darstellung. Eine zweite Möglichkeit gruppiert die Tags nach ihrer semantischen Ähnlichkeit, d.h. dass Tags, die in der Wolke nahe beieinander stehen, kommen im selben Wortfeld vor.
Qin Gao wollte zeigen, wie die Tagging-Konsistenz von der Art der Darstellung von Tags beeinflusst wird. Hierzu wurden die Tags:
- vergrößert dargestellt,
- nach ihrer semantischen Ähnlichkeit gruppiert.
Wie bereits beschrieben, verwenden Anwender bereits benutzte Tags gern wieder, auch deshalb, um sich an ihre eigenen Tagging-Regeln, soweit sie sich daran erinnern, halten zu können (Wash & Rader, 2007). Außerdem steht fest, dass die Anzeige bereits verwendeter Tags als visuelle Hilfe die Tag-Auswahl des Anwenders beeinflusst (Binkowski, 2006).
Gao nahm an, dass
- die Visualisierung der Häufigkeit über unterschiedliche Schriftgrößen die Tagging-Konsistenz der Nutzer verbessert und
- dass die Visualisierung der semantischen Ähnlichkeit – hierzu werden zusammengehörige Tags gruppiert dargestellt – die Tagging-Konsistenz der Nutzer verbessert.
Zunächst sollte jeder Proband 60 Flickr-Fotos taggen (20 Stimuli und 40 Füllbilder). Anfangs war die Tag-Cloud leer und entwickelte sich mit jedem eingegebenen Tag.
Nach der ersten Tagging-Session füllten die Teilnehmer einen Fragebogen aus, bevor sie in einer zweiten Tagging-Session (Anzahl der Bilder wie zuvor) auf die zuvor entstandenen Tag-Wolken zurückgreifen konnten. Dann folgte zum Abschluss noch ein Interview.
Ergebnisse:
Bei der Häufigkeitsvisualisierung zeigte sich, dass die Größe der Tags in einer Tag-Wolke keinen Einfluss auf die Tag-Konsistenz hatte. Allerdings wurden dadurch die physischen Anforderungen signifikant verringert. Das kann mit dem Fitts‘schen Gesetz (Fitts, 1954) begründet werden, was im Resultat bedeutet, dass der Anwender weniger Zeit benötigt, wenn das Ziel, auf das er klicken soll, größer und / oder näher ist, weil die Schwierigkeit von Handbewegungen zum Zeigen und Auswählen größerer Ziele niedrig im Vergleich zu kleinen Zielen ist. Das steht in Übereinstimmung mit früheren Studien zu diesem Themenaspekt (Halvey / Keane, 2007), die zeigten, dass Tags, die mit einer großen Schrift dargestellt werden, schneller und leichter wiedererkannt werden.
Trotz des geringeren physischen Aufwandes führte die Darstellung der Tags in einer größeren Schriftgröße für häufig benutzte Tags zu einem höheren mentalen Aufwand, weil die visuelle Attraktivität von populären Tags andere nützliche Informationen verdecken kann, die weniger populär sind (Zeldman, 2005). D.h. auch klein dargestellte Tags können wichtig sein und es ist zusätzlicher mentaler Aufwand nötig, das zu erkennen.
Werden Tags zusätzlich semantisch gruppiert, erscheinen größer und kleiner dargestellte zusammengehörige Begriffe örtlich gruppiert. Die zusätzliche Visualisierung der semantischen Ähnlichkeit verbessert die Konsistenz von Tags signifikant, ohne die Arbeitsbelastung des Nutzers zu erhöhen. Ein möglicher Grund dafür ist, dass Nutzer dazu tendieren, ein Ziel mit mehreren Tags aus verschiedenen Perspektiven zu beschreiben, wobei diese Tags häufig von unterschiedlicher Popularität sind.
Anwender verwenden bereits benutzte Tags gerne wieder, um eine gewisse Konsistenz beim Taggen zu erzielen, scheitern aber in der Praxis häufig wegen der hohen Anzahl an Tags und Regeln daran. Deshalb ist es sinnvoll, die schwierige Aufgabe, sich an bereits verwendete Tags wieder zu erinnern, dadurch zu erleichtern, dass relevante Tags in Clustern dargestellt werden. Das ermöglicht dem Nutzer (logische) Rückschlüsse der Verbindungen der Tags untereinander.
Außerdem können Nutzer besonders hierfür ihr Ortsgedächtnis einsetzen, was zwei Teilnehmer ausdrücklich berichteten.
So, jetzt habe ich gelernt, dass mich die Tag-Wolke meines Blogs zwar physisch, nicht aber im Hinblick auf eine zu erreichende Konsistenz der Tags unterstützt. Da muss es mich nicht wundern, dass ich mit der Konsistenz der Kategorien und Schlagwörter, die ich vergeben kann, zu kämpfen habe und eigentlich nie richtig zufrieden bin. Vielleicht ist das ja eine zukünftige Perspektive für das Hypotheses-Team, eine semantisch geordnete Tag-Cloud zur Verfügung zu stellen
.
Weitere Artikel zu diesem Thema:
- Taggen zur Organisation persönlicher Daten birgt Frustrationspotential
- Den Taggingprozess verstehen: Wie und warum taggen Nutzer persönliche Daten?
- Die Organisation von persönlicher Information mittels Tagging
Literatur:
Qin Gao: An Empirical Study of Tagging for Personal Information Organization: Performance, Workload, Memory, and Consistency. In: International Journal of Human-Computer Interaction, 27/7-9, 2011, S. 821-863
Quelle: http://games.hypotheses.org/861