Ost und West im Bildvergleich

Köchinnen, Neukirchen-Wyhra, 1990

62 Schwarz-Weiß-Porträts von Menschen unterschiedlicher Milieus und Berufsstände von Stefan Moses stellt das Haus der Geschichte in Bonn derzeit in seiner U-Bahn-Galerie aus. Ob Maler, Köche, Kaminkehrer oder Bergarbeiter, Polizisten oder Tänzer – Moses stellte sie alle vor ein graues Tuch und lichtete sie ab. Anfang der 1960er-Jahre begann er damit in der Bundesrepublik, nach dem Fall der Mauer führte er seine „Deutschenporträts“ auch im Osten des Landes fort. Im Haus der Geschichte stehen die Bilder nun zum direkten Vergleich nebeneinander. „Trotz der zeitlichen und räumlichen Trennung stehen die Gemeinsamkeiten im Vordergrund“, so die Kuratorin der Ausstellung Judith Koppetsch im Pressetext zur Ausstellung.

Köchinnen, Neukirchen-Wyhra, 1990

Köchinnen, Neukirchen-Wyhra, 1990

Hotel-Köche, West-Berlin, 1964

Hotel-Köche, West-Berlin, 1964

Und tatsächlich: Stellt sich der/die Betrachter/in vor ein beliebiges Bilderpaar, vermag eine geografische oder zeitliche Einordnung ohne einen Blick auf den Objekttext kaum möglich. In den Bildern von Stefan Moses verschwinden die während des Kalten Kriegs propagierten Abgrenzungen zwischen Ost und West auf verblüffende Weise. Moses bringt die Abgelichteten durch den stets gleichen Hintergrund auf eine Art Bühne und richtet die Aufmerksamkeit gänzlich auf die fotografierten Menschen, deren berufsspezifische Merkmale und deren sichtliche Freude vor der Kamera.

Bereits in den vergangenen Ausstellungen „drüben. Deutsche Blickwechsel“ (2006) und in der Schau „Frauenobjektiv. Fotografinnen 1940 bis 1950“ (2001) standen im Haus der Geschichte (bildliche) Ost-West-Unterschiede und Gemeinsamkeiten zur Diskussion. Nunmehr fast 25 Jahre nach der deutsch-deutschen Wiedervereinigung fragt die Ausstellung der Moses-Bilder nach deutsch-deutscher Identität und rüttelt an Mustern in den Köpfen ihrer Betrachter. Gleichzeitig dokumentieren die Bilder auf einzigartige Weise Berufs- und Lebensrealitäten von 1963 bis 1990.

Pfannenputzer, West-Berlin, 1964

Pfannenputzer, West-Berlin, 1964

Stefan Moses wurde 1928 in Liegnitz (Schlesien) geboren. Von 1947 bis 1950 arbeitete er als Theaterfotograf in Weimar. Durch seine Arbeit als Bildberichterstatter für den „Stern“, „Magnum“ und „twen“ wurde er bekannt. Ein großes Lebensthema des Fotografen waren „Deutschland und die Deutschen“. Ob Intellektuelle oder Otto Normalbürger – in seinen umfangreichen Porträtserien ließ Moses über Jahrzehnte hinweg ein nahezu psychologisches Abbild der deutschen Gesellschaft entstehen. Seine Vorgehensweise erinnert dabei an August Sander (1876 bis 1964), den Altmeister dokumentarischer und sachlich-konzeptueller Fotografie. Dieser hatte in seinem Werk „Menschen des 20. Jahrhundert“ zahlreiche Personen porträtiert und diese „eingeteilt in 7 Gruppen, nach Ständen geordnet“. Moses selbst hat diese Traditionslinie im Übrigen verneint.

Die Bilder von Stefan Moses sind noch bis Juni 2014 zu sehen: U-Bahn-Galerie, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn.

 

 

 

„wir sind wir – Deutsche in Ost und West. Fotografien von Stefan Moses“
Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, U-Bahn-Galerie
Willy-Brandt-Allee 14, 53113, Bonn
25. Juni 2013 – Juni 2014
Jederzeit frei zugänglich

Plakat_wir_sind_wir2

Quelle: http://www.visual-history.de/2014/03/24/ost-und-west-im-bildvergleich/

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Forschungsbibliothek Gotha zeigt hochkarätige Zeugnisse der Reformationsgeschichte

Die Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt zeigt in ihrer Jahresausstellung Horoskop_Menius2014 „Aus erster Hand“ vom 6. April bis 25. Mai hochkarätige Zeugnisse zur Reformationsgeschichte. Im Spiegelsaal auf Schloss Friedenstein ist dabei eine repräsentative und die Konfessionen übergreifende Auswahl aus den ca. 16.000 handschriftlichen Dokumenten zu sehen, die seit dem 17. Jahrhundert in der Bibliothek gesammelt wurden und eine sehr lange Bedeutungs- und Rezeptionsgeschichte haben.

Gezeigt werden Originaldokumente der Reformatoren Johannes Calvin, Martin Luther, Philipp Melanchthon, Friedrich Myconius und Thomas Müntzer, aber auch katholischer Theologen wie Petrus Canisius sowie hochstehender Personen wie König Emanuel I. von Portugal, König Heinrich VIII. von England und Kurfürst Johann von Sachsen. In der Ausstellung werden Briefe, Bekenntnisschriften, persönliche Notizen, Verlautbarungen und handschriftliche Einträge in Bibeln präsentiert und mit Begleittexten anschaulich beschrieben. So gibt es Dokumente zu den Themenfeldern „Reformation und Politik, „Bibeln im Protestantismus“, „Wittenberger Gelehrsamkeit“, „Radikale Reformation“ und „Reaktionen der katholischen Kirche“. Gezeigt wird zum Beispiel das von Philipp Melanchthon angefertigte Horoskop für Eusebius Menius, Sohn den bekannten Justus Menius, der seit 1546 Superintendent auch von Gotha war. Ausgestellt wird ferner Thomas Müntzers „Prager Manifest“ von 1521, in dem er zum ersten Mal seine radikalreformatorischen Ansichten formulierte. Auf diese Weise wird die Reformationsgeschichte multiperspektivisch in den Blick genommen. Die Ausstellung will zeigen, welche wichtige Rolle handschriftliche Dokumente in der protestantischen Erinnerungskultur spielen, die bis in die Anfänge der Reformation zurückführt.

Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog, der 95 Dokumente zur Reformationsgeschichte, begleitet von sachkundigen Erläuterungen zu Leben und Werk der Porträtierten, enthält. Eine Bestellung des Katalogs ist per E-Mail an bibliothek.gotha(at)uni-erfurt.de möglich.

Daniel Gehrt und Sascha Salatowsky (Hrsg.):
Aus erster Hand. 95 Porträts zur Reformationsgeschichte. Aus den Sammlungen der Forschungsbibliothek Gotha (Veröffentlichungen der Forschungsbibliothek Gotha, Bd. 51)
ISBN 978-3-910027-33-4

Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags, jeweils von 10 bis 17 Uhr, geöffnet. Der Eintritt ist frei. Führungen sind nur nach Anmeldung möglich.

Weitere Informationen / Kontakt:

Dr. Sascha Salatowsky

Quelle: http://studpro.hypotheses.org/473

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Ausstellung „Barbara Klemm. Fotografien 1968 – 2013“

Cover Ausstellunskatalog
Barbara Klemm bei der Verleihung des Max Beckmann-Preis im Februar 2010 in der Paulskirche Frankfurt. Foto: Dontworry/commons.wikimedia.org (CC)

Barbara Klemm bei der Verleihung des Max Beckmann-Preis im Februar 2010 in der Paulskirche Frankfurt.
Foto: Dontworry/commons.wikimedia.org (CC)

Seit dem 16. November 2013 ist im Martin-Gropius-Bau die Ausstellung „Barbara Klemm. Fotografien 1968 – 2013“ zu bewundern. Die von der renommierten Fotografin eigens konzipierte retrospektive Werkschau ihres Schaffens kann noch bis zum 9. März gesehen werden und sei dem interessierten Publikum somit wärmstens empfohlen.

Barbara Klemm zählt sicherlich zu den bedeutendsten Fotojournalisten der Bundesrepublik. Mehr als 40 Jahre war sie für die FAZ tätig und viele ihrer Aufnahmen sind mittlerweile wichtige zeithistorische Dokumente. Ihr wohl berühmtestes Foto entstand 1973 in Bonn und zeigt Leonid Breschnew und Willy Brand während eines Gespräches, umgeben von Beratern, Dolmetschern und Presseleuten. Der erste offizielle Besuch eines sowjetischen Staatschefs in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg war ein Meilenstein im Annährungsprozess von Ost und West, und Barbara Klemm macht den Betrachter zum Zeugen dieser Szene. Ein weiteres Belegexemplar für den besonderen Instinkt der Fotografin zeigt einen jungen Mann mit Bauarbeiterhelm auf einer Demonstration vor der Frankfurter Universität 1969. Dass dieser Demonstrant 30 Jahre später einmal deutscher Außenminister sein würde, konnte Klemm damals natürlich nicht wissen. Nichtsdestotrotz stellt dieses Foto heute eine einmalige historische Quelle dar.

Die Ausstellung umfasst etwa 300 Exponate aus fünf Jahrzehnten und setzt 1968 ein. Barbara Klemms Spektrum reicht von politischen Ereignissen, über Alltagssituationen aus aller Welt bis hin zu eindrucksvollen Porträts berühmter Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur. Dabei treibt die Fotografin weniger die Sensationslust oder die Jagd nach dem ultimativen Schnappschuss an, als vielmehr Neugier und Gespür für den einen ausdrucksstarken Moment, der ein Foto einzigartig macht. Damit gehört Barbara Klemm zu den wenigen Vertretern ihres Metiers, die aus dem Fotojournalismus ihre eigene Kunst entwickelt haben.

 

Eine Rezension der Ausstellung und des Katalogs „Barbara Klemm, Fotografien 1968–2013“. Mit Beiträgen von Durs Grünbein und Hans-Michael Koetzle, Wädenswill 2013, von Philipp Springer,  findet sich auf H-Soz-u-Kult, kurze Filmsequenzen zur Fotografin und ihrem Werk können auf YouTube angeschaut werden:

arte Journal, Barbara Klemm, Bilder aus fünf Jahrzehnten

Barbara Klemm – Leica Hall of Fame Award 2012

Deutsche Welle , Die Fotografin Barbara Klemm | euromaxx

Städel Museum, Kunst nach 1945: Barbara Klemm

 

 

 

Quelle: http://www.visual-history.de/2014/02/13/ausstellung-barbara-klemm-fotografien-1968-2013/

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Fotoausstellung Fred Stein

Little Italy, New York 1943 © Estate of Fred Stein

Fred Stein, fotografiert von Lilo Stein, Paris 1935 © Estate of Fred Stein

Fred Stein, fotografiert von Lilo Stein, Paris 1935 © Estate of Fred Stein


„Dresden vertrieb mich; so wurde ich Fotograf“

Mit diesen knappen Worten beschrieb Fred Stein die radikalste Wende seines bisherigen Lebens und den damit verbundenen Aufbruch in eine unbekannte Zukunft. Wie für viele jüdische Bürger in Deutschland bedeutete auch für Fred Stein der 30. Januar 1933 eine persönliche Zäsur. Dem jungen Rechtsreferendar aus Dresden wurden zunächst die angestrebte Promotion und schließlich die berufliche Zukunft gänzlich verwehrt. 1909 als Sohn eines Rabbiners geboren und zudem ein überzeugter Sozialist, stellte Stein das Feindbild der neuen Machthaber schlechthin dar. Um den Diffamierungen und Übergriffen durch die Nationalsozialisten zu entgehen, fingierte er zusammen mit seiner Frau Lilo eine angebliche Hochzeitsreise nach Paris, und im Oktober 1933 verließen beide Deutschland.

Im Gepäck von Fred Stein befand sich eine Kleinbildkamera der Marke Leica, die noch eine bedeutende Rolle spielen sollte. Stein war klar, dass ihm seine juristische Ausbildung im Pariser Exil nicht von Nutzen sein würde, und bereits nach kurzer Zeit entdeckte er das anfängliche Hobby, die Fotografie, als neue Profession für sich. Es stellte sich schnell heraus, dass Fred Stein außerordentliches Talent besaß, und dementsprechend stieß seine Arbeit auch auf Resonanz. Schon bald konnte er sich ein eigenes, kleines Fotostudio in Paris einrichten und war ab 1935 an mehreren Fotoausstellungen beteiligt, teilweise mit namhaften Künstlern wie Man Ray und André Kertész.

Fred Steins Fotografie lebt von ihrer Authentizität und dem Minimalismus des Fotografen. Stein fotografierte ausschließlich in schwarz-weiß und benutzte lediglich zwei verschiedene Kameras. Weder aufwendige Inszenierungen noch nachträgliche Retuschen interessierten ihn. Das Erzeugen einer künstlichen Umgebung, so benutzte er nur äußerst selten ein Blitzlicht, lag ihm genauso fern wie eventuelle Arrangements. Steins Bildsprache ist einfach und klar. Im Fokus stand allein die Person oder die Szene. Dabei sollte das Motiv möglichst natürlich erscheinen und seine gesamte Aura entfalten.
„Du hast nur diesen einen Moment. Wie ein Jäger, der sein Ziel anvisiert, wartest du auf den Augenblick, der aussagekräftiger ist als alle anderen.“
Fred Steins besonderer Sinn für den richtigen Moment machen seine Fotografien so einzigartig.
Sein Gesamtwerk lässt sich in drei große Themenfelder gliedern: Über die gesamte Zeit seines fotografischen Schaffens hat er Porträts angefertigt, die von bemerkenswerter und klarer Schönheit sind. Die Vielfalt der über 1200 Porträts sucht ihresgleichen und liest sich wie das Who´s Who prominenter Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Albert Einstein, Salvatore Dali, Willy Brandt, Alfred Döblin, Walter Benjamin, Ludwig Marcuse, Bertold Brecht, Hannah Arendt, Konrad Adenauer, John F. Kennedy und Marlene Dietrich sind nur einige der Porträtierten.

Albert Einstein (1879-1955), Princeton 1946 © Estate of Fred Stein

Albert Einstein (1879-1955), Princeton 1946
© Estate of Fred Stein


Die zwei weiteren großen Themen der Fotografie Steins sind schicksalhaft mit den erzwungenen Ortwechseln verbunden und betreffen die Zeit des Exils in Paris während der 1930er-Jahre und, nachdem er und seine Familie erneut flüchten mussten, die 1940er-Jahre in New York. Neben klassischen Motiven der beiden Metropolen entstanden zahlreiche Milieustudien und Charakterbilder. Sie stehen in einem soziologischen Kontext von Armut und einfachem Leben in der Stadt und zeigen Straßenarbeiter, Verkäufer, Obdachlose und Familienszenen. Fred Steins Blick verbindet das Alltägliche mit einem Sinn für den außergewöhnlichen Moment.
Little Italy, New York 1943 © Estate of Fred Stein

Little Italy, New York 1943 © Estate of Fred Stein


1958 kam Fred Stein erstmals wieder nach Deutschland und versuchte, seine Arbeiten publik zu machen. Bis auf ein Buchprojekt, „Deutsche Portraits“, blieb dies allerdings erfolglos. Trotz der Bandbreite und Kraft seiner Arbeiten erhielt Fred Steins Werk zu seinen Lebzeiten nicht die gebührende Aufmerksamkeit und Anerkennung. Nach seinem Tod 1967 in New York geriet sein Name in Vergessenheit. Der Nachlass von Fred Stein befindet sich heute im Besitz seines Sohnes und umfasst unzählige Fotografien und Dokumente, die die Lebensgeschichte und Arbeit eines Fotografen dokumentieren, der als jüdischer Jurist und Sozialist gezwungen war, Deutschland zu verlassen und beruflich neu anzufangen.

Das Jüdische Museum Berlin zeigt nun erstmalig in Deutschland eine umfassende Retrospektive des Fotografen Fred Stein und möchte damit das vielschichtige und umfangreiche Werk einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Die von den Kuratorinnen Theresia Ziehe und Jihan Radjai betreute Fotoausstellung, die insgesamt 133 Fotografien beinhaltet, ist noch bis zum 23. März 2014 in der Eric F. Ross Galerie des Jüdischen Museums zu sehen.
Jüdisches Museum Berlin/Ausstellung Fred Stein

Quelle: http://www.visual-history.de/2014/01/24/fotoausstellung-fred-stein/

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Fotografie als Forschung

Zur Verfügung gestellt vom Fotomuseum Winterthur, Presseabteilung, Frau Martina Egli

Die Ausstellung Cross Over. Fotografie der Wissenschaft – Wissenschaft der Fotografie im Fotomuseum Winterthur (7. September – 17. November 2013) richtet ihren Fokus auf die Gattung innerhalb der Fotografie, die allgemein mit „wissenschaftlicher Fotografie“ umschrieben und unter der die Anwendung des Mediums in den Wissenschaften verstanden wird. Bereits der Titel der Ausstellung macht deutlich, dass Fotografie und Wissenschaft zwei nicht voneinander zu trennende Bereiche sind. So muss das Abbildungsmedium per se als wissenschaftlich bezeichnet werden, da seine Entwicklung und stete Veränderung auf naturwissenschaftlichem Wissen und Experimentieren beruht. Darüber hinaus kommt es durch die Anwendung der Fotografie im wissenschaftlichen Forschungsprozess immer wieder zu „Cross Overs“: Das visuelle Aufzeichnungsmedium dient seit seinen Anfängen in verschiedensten Disziplinen sowohl der Sichtbarmachung von Unsichtbarem und Visualisierung von Forschungsergebnissen als auch der Erkenntnissteigerung. Die Ausstellung thematisiert damit – bedenkt man die Vielfalt an Wissenschaftsfeldern und Forschungsmethoden – einen Bereich, der sich facettenreich und heterogen zeigt, dessen Material jedoch nur schwer recherchier- und auffindbar ist, je länger der Entstehungszeitpunkt zurückliegt. So stellt Kelley Wilder im begleitenden Katalogtext fest: „Wer in einem Ausstellungssaal voller Wissenschaftsfotografien (viele davon die seltenen ,originalen‛ Silbergelatine-Abzüge) steht, dem fällt es schwer zu glauben, dass es davon zu wenige geben könnte. Dem ist aber tatsächlich so.“[1]

Zur Verfügung gestellt vom Fotomuseum Winterthur, Pressabteilung, Frau Martina Egli

Thomas Ruff, MA.R.S.05, 2010, C-Print, Diasec Face, 255 x 185 cm.

Wilder beschreibt einen Eindruck, der auch von Cross Over ausgeht: Denn trotz der Schwierigkeit, Material in diesem Bereich zu finden, präsentiert die Ausstellung eine Vielzahl und Vielfalt an wissenschaftlichen Fotografien aus der Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute. Anhand dieser wird die Rolle des Mediums als visuelle Forscherin der Wissenschaften aufgezeigt und dem Wechselspiel zwischen Fotografie und Wissenschaft nachgegangen.[2] Das historische Bildmaterial tritt dabei in einen Dialog mit zeitgenössischen Fotoarbeiten, die sich von der rein wissenschaftlichen Intention lösend einer kreativ, künstlerischen Fotografie zuordnen lassen. Teils reflektieren diese Arbeiten, wie die von Thomas Ruff oder Hannes Rickli, kritisch die Verwendung des Abbildungsmediums in den Wissenschaften, teils bedienen sich die Fotografen und Fotografinnen wie Hans Danuser oder Liz Deschenes dem der Fotografie zugrunde liegenden chemischen Prozess auf eine kreative Art und Weise.
Um der Vielfalt der Exponate hinsichtlich ihres Entstehungskontexts und äußeren Erscheinungsbilds habhaft zu werden, entschied man sich für ein kuratorisches Konzept, das die Ausstellung in fünf thematische Kapitel strukturiert: Einblick, Ausblick, Durchblick, Selbstblick, Reflektierender Blick. Paradigmatisch rückt hier der Blick ins Zentrum – sowohl der Blick durch die Kamera als auch der Blick auf die Fotografie und ihren Gegenstand.
Zu Beginn der Ausstellung werden Einblicke in eine dem menschlichen Auge unsichtbare Welt geboten. Wortwörtlich ermöglichen dies z.B. Strahlenfotografien von Irène Joliot-Curie sowie Röntgenaufnahmen. Darüber hinaus finden Mikrofotografien, die Einblicke in feinste Strukturen eröffnen, in diesem Raum ihren Platz. Räumlich daran anschließend, wird unter dem Thema Ausblick die entgegengesetzte Richtung – das Weltall – in den Blick genommen. Neben Aufnahmen der Himmelskörper und deren Bewegungen wird anhand der zeitgenössischen Arbeit MA.R.S.05 von Thomas Ruff deutlich, wie sehr sich die Bildgenerierung verändert hat. Digitale Marsaufnahmen der US-Raumfahrtbehörde werden von ihm bearbeitet und eingefärbt, um die der Fotografie (ehemals) zugeschriebene Authentizität zu entlarven. Ein Ausblick wird nicht nur in die unerreichbare Ferne geboten, sondern auch auf Fremdes und Unbekanntes. Anthropologische Aufnahmen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die auf Expeditionsreisen in „fremde Regionen“ entstanden, dienten zum Entstehungszeitpunkt dazu, den dort lebenden Menschen, ihrer Physiognomie, ihrem Leben und ihrer Kultur durch deren vermeintlich authentisches Abbild habhaft zu werden.

Zur Verfügung gestellt vom Fotomuseum Winterthur, Presseabteilung, Frau Martina Egli

Irène Joliot-Curie, Fotografie aus der Wilson Nebelkammer. Alphastrahlen von Polonium, 1937, Silbergelatine-Abzug, 12,4 x 16,6 cm.

Albert Londes Bewegungsstudien und Ernst Machs Hochgeschwindigkeitsaufnahmen aus den 1890er-Jahren zeigen, dass Fotografien in den Wissenschaften einen besseren Durchblick ermöglichen, indem sie als Serie Aufschluss über Veränderungen in der Zeit geben können. Die taxonomische Fähigkeit des Bildmediums kommt, wie die Aufnahmen von Alphonse Bertillon zeigen, auch bei Vergleichen in den Bereichen Medizin, Forensik oder Kriminalistik zum Einsatz. Den unter Selbstblick präsentierten Fotografien kann kein rein wissenschaftlicher Verwendungszweck zugeschrieben werden. Stattdessen dient/e das Medium der Selbstinszenierung und Repräsentation der forschenden Personen, deren Tätigkeit und Institutionen. An traditionelle Bildgattungen wie dem Gruppen- und Einzelporträt anschließend, übernimmt die Fotografie hier die Rolle des bildlichen Stellvertreters und löst/e das Medium der Malerei ab.

Der Bereich Reflektierender Blick nimmt innerhalb des räumlichen Ausstellungskonzepts eine zentrale Rolle ein. In die Mitte gesetzt, greift die von beiden Seiten bespielte Wand den zweiten Teil des Ausstellungstitels auf und vermittelt einen bildlichen Eindruck in die „Wissenschaft der Fotografie“. Neben frühen Farbfotografien und einer Bildtafel mit Fotopulver-Analysen[3] von Albert Londe finden hier vorwiegend zeitgenössische Arbeiten ihren Platz.

Stellenweise hätten Exponate der einen thematischen Gruppierung auch ebenso gut in eine andere integriert werden können. So z.B. die anthropologischen Kabinettkarten, die dem Kapitel Ausblick zugeordnet sind, ihren Platz aber auch im Einblick oder durch ihren taxonomischen Charakter im Durchblick gefunden hätten. Dies zeigt, wie vieldeutig das Material ist und wie schwer die Unterordnung in eine Kategorie fällt. Dennoch wird Cross Over seinem Objekt gerecht, das nicht per se als Ausstellungsstück entstand und folglich nicht alle Anforderungen erfüllt, die im heutigen institutionellen Kontext an dieses gestellt werden.

Viele der gezeigten Arbeiten kommen aus geografisch nahegelegenen Sammlungen und Archiven wie dem ETH-Bildarchiv, dem Medizinischen oder dem Pathologischen Institut der Universität Zürich, was verdeutlicht, dass wissenschaftliche Fotografien an fast allen Orten der Forschung entstehen und entstanden.

Zur Verfügung gestellt vom Fotomuseum Winterthur, Presseabteilung, Frau Martin Egli

Blick in den Ausstellungsraum zum Thema “Einblick”

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden sie zum wichtigen Hilfsmittel vieler unterschiedlicher Disziplinen, sodass auch in Winterthur Beispiele aus den verschiedensten Wissenschaften (Astronomie, Physik, Kriminalistik, Medizin, Anthropologie) vertreten sind.
In der Hängung, die mehrere Aufnahmen zu einzelnen Gruppen zusammenfasst und somit ein vergleichendes Sehen ermöglicht, spiegelt sich deutlich wider, dass wissenschaftliche Fotografien in seltenen Fällen als Einzelbilder funktionieren. Sie sind häufig Teil einer Gruppe oder Serie, in der sich schließlich ihre Bedeutung konstituiert. Erst im visuellen Vergleich werden z.B. in den bekannten Chronofotografien Erkenntnisse generiert oder Vermutungen bestätigt.

Das wissenschaftliche Foto fungiert als ein in den Arbeitsprozess integriertes Medium, das – als Mittel zum Zweck – der Erkenntnissteigerung oder Visualisierung dient/e. Es wird beschriftet, beschnitten, montiert, in Alben geklebt; die Arbeitsspuren bleiben auf dem Papierträger erhalten. Diese ursprüngliche Funktion auch in einem gänzlich anderen Kontext, nämlich dem Ausstellungsraum, spürbar werden zu lassen, ist eine Schwierigkeit, die die Deklarierung des wissenschaftlichen Fotos zum ausgestellten Foto häufig mit sich bringt. Der Ausstellung in Winterthur gelingt es, dem ursprünglichen Verwendungszweck der Aufnahmen gerecht zu werden, indem nicht lediglich das gerahmte Positiv gezeigt wird. Die Spuren des Arbeitsprozesses werden nicht durch überdeckende Passepartouts oder Rahmen kaschiert, sondern, wie etwa die Pfeile in Irène Joliot-Curies Fotografie der Alphastrahlen von Polonium, zur Schau gestellt.
Ihre eigentliche Rolle jenseits des Ausstellungsraums wird auch dadurch deutlich, dass wissenschaftliche Fotografien – insbesondere aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert – nicht den heute in Ausstellungen gängigen, großformatigen Bildern entsprechen, sondern in Form von kleinen, bräunlichen Abzügen erhalten sind. Sie aus diesem Grund jedoch nicht zu zeigen, würde an der Ausstellungsidee und ihrem Objekt vorbeigehen. So vermitteln viele der in Cross Over gezeigten Aufnahmen aus dem Bereich der Physik, der Mikroskopie oder der Bewegungslehre ihren eigentümlichen Charakter als schwer „lesbares“ und für den Außenstehenden verstehbares Material. Sie verlangen eine Rezeption aus der unmittelbaren Nähe und zusätzliche Informationen, um nachvollziehen zu können, was überhaupt rezipiert wird. Ob hierfür lediglich eine Bildunterschrift, wie es in der Ausstellung der Fall ist, genügt und ob man auf diese Weise den Bildern, die nicht allein aus sich heraus sprechen, gerecht wird, bleibt fraglich. An mancher Stelle wären daher einige zusätzliche Informationen wünschenswert gewesen, um der rein ästhetischen Rezeption eine zweite Lesart entgegenzusetzen. Dies wird schließlich im Katalog nur für die zeitgenössischen Positionen nachgeholt. Der optisch sehr ansprechende Katalog enthält Aufsätze von Michel Frizot, Christoph Hofmann und Kelley Wilder, die sich u.a. auch mit der Problematik des wissenschaftlichen Fotos als Ausstellungsobjekt beschäftigen.

Hervorzuheben bleibt, dass Cross Over neben den im Fotografiediskurs bereits bekannten Akteuren wie Anna Atkins, Alphonse Bertillon und Josef Maria Eder mehrheitlich unbekannte Namen und Exponate vorführt und auf diese Weise das große Feld, das es in diesem Bereich der angewandten Fotografie noch zu entdecken gilt, ein Stück weiter öffnet.

 

Katalog der gleichnamigen Ausstellung im Fotomuseum Winterthur (7.9.2013-17.11.2013):

Christin Müller (Hrsg.), Cross Over. Fotografie der Wissenschaft + Wissenschaft der Fotografie. Photography of Science + Science of Photography (Katalog Ausstellung, Fotomuseum Winterthur, Winterthur 2013), Leipzig 2013: Spector Books, 25.50 €

 

 


[1] Kelley Wilder, Das fotografische Archiv der Wissenschaften. The Photographic Archive of Science, in: Christin Müller (Hrsg.), Cross Over. Fotografie der Wissenschaft + Wissenschaft der Fotografie. Photography of Science + Science of Photography (Katalog Ausstellung, Fotomuseum Winterthur, Winterthur 2013), Leipzig 2013, S. 100-326, hier S. 101.

[2] Vgl. Christin Müller, Einleitung, in: dies. (Hrsg.), Cross Over, S. 5-7.

[3] Magnesiumpulver vermischt mit anderen Nitraten wurde um die Jahrhundertwende angezündet und auf diese Weise zur Erzeugung von Blitzlicht verwendet.

Quelle: http://www.visual-history.de/2014/01/17/fotografie-als-forschung/

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Brasiliens Moderne 1940–1964

Thomaz Farkas Menschen auf dem Dach des Nationalkongresses, am Tag der Einweihung Brasílias, 21. April 1960 © Instituto Moreira Salles

 

Seit dem 27. September 2013 ist im Berliner Museum für Fotografie die Ausstellung Brasiliens Moderne 1940–1964 mit Arbeiten der Fotografen José Medeiros, Thomaz Farkas, Marcel Gautherot und Hans Gunter Flieg zu sehen.

Thomaz Farkas, Pacaembu Stadion, São Paulo, 1942 © Instituto Moreira Salles

Thomaz Farkas, Pacaembu Stadion, São Paulo, 1942

Nun ist, etwas verspätet, auch der von Ludger Derenthal und Samuel Titan Jr. herausgegebene Katalog zur Ausstellung im Bielefelder Kerber-Verlag erschienen. Der Band dokumentiert einen Teil der in der Ausstellung gezeigten Fotografien, ergänzt durch einen einleitenden Beitrag, vier werkbiografische Texte über die vorgestellten Fotografen und einen Katalogteil.

Die vier in der Ausstellung vorgestellten Fotografen zeichnen sich auf den ersten Blick eher durch Unterschiede als durch Gemeinsamkeiten aus: Der gebürtige Brasilianer José Medeiros arbeitete überwiegend journalistisch, häufig für das führende brasilianische Magazin O Cruzeiro. Thomaz Farkas, Sohn ungarisch-jüdischer Einwanderer, die 1930 in Sao Paulo ein Fotogeschäft eröffneten, entwickelte sich zum Meister der Form und war ein starker Impulsgeber der fotografisch-ästhetischen Moderne in Brasilien. Marcel Gautherot fand seinen Zugang zur Fotografie in seinem Geburtsland Frankreich über die Architektur und die Ethnologie, bevor das Fernweh ihn nach Brasilien verschlug. Hans Gunter Flieg war ein deutscher Jude, der 1939 als 16-Jähriger – gleich nach einer Grundausbildung in Labortechnik bei Grete Karplus – seine Heimatstadt Berlin verließ und in Sao Paulo ein kommerzielles Fotostudio eröffnete.

All diesen Unterschieden zum Trotz verfolgten alle vier das Ziel, die Fotografie als genuin modernes Medium konzeptionell und ästhetisch weiterzuentwickeln. Sie distanzierten sich vom Piktorialismus des frühen 20. Jahrhunderts und entwickelten eine klare Formsprache, mit der sie die brasilianische Moderne zwischen 1940 und dem Beginn der Militärdiktatur 1964 auf eindrückliche Weise beschrieben. Einige Themen kehrten dabei immer wieder – vor allem Phänomene des Alltags wie Arbeit, Freizeit und Sport, aber auch der Aufbau der neuen Hauptstadt Brasília in den Jahren bis 1960. Manche Arbeiten wirken zeit- und ortlos, zeigen sie doch Elemente des Lebens, die die brasilianische Gesellschaft weder von anderen Gesellschaften noch von früheren oder späteren Dekaden unterscheidet. Dazu gehören zum Beispiel eine aus einem Hochhaus aufgenommene Fotografie des Strands von Copacabana (Medeiros, Abb. 07), ein Panorama des Fußballstadions von Brasília (Gautherot, Abb. 34) und Aufnahmen von Arbeitern in verschiedenen Industriebetrieben (Flieg, Abb. 96 und 101). Viele andere Bilder aber zeigen unverkennbar Brasilien und ebenso unverkennbar eine Zeit, in der Aushandlungsprozesse zwischen Tradition und Fortschritt, zwischen der Bewahrung der Kultur der Ureinwohner und der Modernisierung durch Industrialisierung und technischen Fortschritt in vollem Gang waren. Die einzigartige Aufnahme einer Gruppe von Yalawapiti-Indianern, die ein Propellerflugzeug an der Tragfläche anschiebt, zeigt das Zusammentreffen der Regenwaldbewohner und einer von Mobilität und Technik faszinierten Moderne, die den Betrachter zwar über den historischen Moment informiert, ihn aber auch irritiert zurücklässt (Medeiros, Tafel 1). Welche Art von Begegnung mag diesem auf das Jahr 1949 datierten Moment vorangegangen sein?

 

Hans Gunter Flieg, Electroradiobras, São Paulo, um 1956 © Instituto Moreira Salles

Hans Gunter Flieg, Electroradiobras, São Paulo, um 1956

Ähnlich verhält es sich mit einem Bild, das Thomaz Farkas am 21. April 1960, dem Tag der Einweihung der Hauptstadt Brasília, vor einem eben fertiggestellten Regierungsgebäude aufnahm. Im Vordergrund steht ein Lastwagen, rechts daneben unterhält sich eine Gruppe von schick im Stil der 1950er-Jahre gekleideten Frauen, die mit ihren sauberen Schuhen mitten im Dreck stehen; links daneben sind einige herumlaufende Männer zu sehen, die dem Gebäude keinerlei Beachtung schenken. An dem Lastwagen ist eine Art Vorzelt angebracht, unter dem sich leere Kisten stapeln. Das Bild fängt einen Moment ein, in dem die Schwierigkeiten des Aufbaus einer Kunststadt unübersehbar werden: Es gibt hier keine gewachsene, lokal verwurzelte Gesellschaft; hier gibt es ‚nur’ Individuen, die zwischen Autos herumlaufen. Die Stadt scheint so unfertig, dass der Betrachter sich kaum vorstellen kann, wie ein Land von der Größe Brasiliens von hier aus regiert werden soll. Konterkariert werden Aufnahmen dieser Art indes durch eine Fotografie, die Oscar Niemeyer mit drei Freunden in entspannter Atmosphäre in einer Bar oder einem Hinterzimmer zeigt und die den geistigen Vater der neuen Hauptstadt so greifbar macht, dass mittelbar auch die neue Hauptstadt ein vertrautes Gesicht bekommt.

Kritisch anzumerken ist, dass der Band nicht annähernd so viele Fotografien zeigt, wie in der Ausstellung zu sehen sind – was das Buch allerdings auch handhabbar und erschwinglich macht. Etwas umständlich wird das Betrachten der Bilder dadurch, dass die Bildunterschriften nicht neben den Tafeln, sondern nur im angehängten Katalogteil zu finden sind; dort sind immerhin auch Miniaturen der Bilder zu finden, die nur in der Ausstellung zu sehen waren – hier in der Reihenfolge der dortigen Hängung. Der Textteil eignet sich gut als Einführung in die jeweiligen Gesamtwerke der vier Fotografen, lässt aber Fragen zu den Arbeitsbedingungen, wirtschaftlichen Verhältnissen und auch zu den politischen Haltungen der Fotografen weitgehend außer Acht.

In ihrer Gesamtheit zeichnen die in diesem Band versammelten Fotografien ein sehr eindrückliches Bild der brasilianischen Gesellschaft der 1940er- und 1950er-Jahre, und sie zeichnen dies auf ästhetisch höchstem Niveau. Der Band (wie auch die nun bis zum 27. April 2014 verlängerte Ausstellung im Museum für Fotografie in Berlin) ist ein Genuss für das Auge und macht neugierig auf die Geschichte eines Landes, das sich von Europa aus betrachtet auch dann noch an der Peripherie befindet, wenn es gerade die Ausrichtung einer Fußballweltmeisterschaft vorbereitet. Allen, die mit dem Gedanken spielen, zu diesem Anlass dorthin zu reisen – und sei es nur mental –, sei dieser Band wärmstens empfohlen.

Katalog

Ludger Derenthal und Samuel Titan Jr. (Hrsg.), Brasiliens Moderne 1940–1964. Fotografien aus dem Instituto Moreira Salles, Bielefeld/Berlin: Kerber-Verlag 2013, 176 Seiten, zahlreiche s/w-Abbildung im Textteil und 111 schwarz-weiße Bildtafeln im Katalog, 40,00 Euro.

Ausstellung

Brasiliens Moderne 1940–1964. Fotografien von José Medeiros, Thomaz Farkas, Marcel Gautherot und Hans Gunter Flieg aus dem Instituto Moreira Salles, Museum für Fotografie, Jebensstr. 2, 10623 Berlin, 27. September 2013 bis 27. April 2014 (nach Verlängerung), Di-So 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr, Eintritt 10 Euro, ermäßigt 5 Euro

 

 

Quelle: http://www.visual-history.de/?p=1266

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Helden im Nationalmuseum

Bethlen, Petőfi und Capa: die aktuellen Ausstellungen des Ungarischen Nationalmuseums im Dezember 2013.

Auf den ersten Blick ist die Kombination der Werbebanner am imposanten Eingang des Ungarischen Nationalmuseums recht überraschend. Die Plakate machen auf die drei aktuellen Ausstellungen des Museums, die jeweils einen “Helden“ in den Mittelpunkt stellen, aufmerksam: Siebenbürgen-Fürst Gábor Bethlen, Nationaldichter Sándor Petőfi sowie Kriegsfotograf Robert Capa.

 

Bethlen, Petőfi und Capa: die aktuellen Ausstellungen des Ungarischen Nationalmuseums im Dezember 2013.

Die Verbindung zwischen Capa und Budapest, seinem Lebenswerk und seiner Geburtsstadt scheint hergestellt. Aber Capa als der ungarische Nationalheld, als Teil des nationalen Erbes? Glücklicherweise gibt die Ausstellung keine oberflächliche und simple Antwort auf diese Frage. Im Gegenteil: Die Schau, konzipiert durch Èva Fisli, konzentriert sich vielmehr auf einzelne Kategorien, die die Figur “Robert Capa“ und sein Lebenswerk ausmachen.

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Quelle: https://www.visual-history.de/2013/12/19/helden-im-nationalmuseum/

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„Ein großes Fest und eine Belastungsprobe“

Das Logo des Robert Capa Zentrums für zeitgenössische Fotografie in Budapest.

Eröffnungsfeiern sind zum Netzwerken da. Die in der Ausstellung präsentierten Bilder kann man einige Tage später, im Rahmen eines zweiten Besuchs, in Ruhe anschauen.

Der Ansturm der Besucherinnen und Besucher auf das Capa-Zentrum am 2. Dezember 2013.

Dass diese ewige Wahrheit der Vernissagen für die Auftaktveranstaltung des neuen Robert Capa Zentrums für zeitgenössische Fotografie ebenfalls zutraf, konnten die Interessierten am 2. Dezember 2013 feststellen. In den frisch renovierten Räumen des vormaligen Ernst-Museums in Budapest mischte sich der Geruch der frisch gemalerten Wände mit den lebhaften Gesprächen der Anwesenden und der musikalischen Untermalung durch die Band Budapest Bár. In ihren Eröffnungsreden betonten der zuständige Minister für Humanressourcen, Zoltán Balog, die Leiterin des Instituts, Orsolya Kőrösi, und Tamás Féner, Jurymitglied des ersten Wettbewerbs des Capa-Zentrums, wie nötig die ungarische Fotografie diesen Ort brauche.

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Quelle: https://www.visual-history.de/2013/12/19/ein-grosses-fest-und-eine-belastungsprobe/

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Wenn Bilder plötzlich lächeln

Blick in den Ausstellungsraum: „Fotografien berühren“, ein Projekt des Ethnologen Michael Kraus und des Szenografiebüros chezweitz

Die Fotografie als scheinbar objektive Darstellungsform gewann im 19. Jahrhundert sowohl qualitativ als auch quantitativ rapide an Bedeutung. Dabei erschien das Medium auch als optimal, um Informationen über andere Kulturen und Völker zugänglich zu machen. Das Ethnologische Museum Berlin-Dahlem besitzt eine stattliche Sammlung entsprechender Aufnahmen von Forschungsreisenden aus zahlreichen Nachlässen, Ankäufen oder Schenkungen. Allein aus Lateinamerika befinden sich über 6000 Stück –  entstanden zwischen 1868 und den 1930er-Jahren – in der Sammlung.

„Fotografien berühren“ lautet der Titel der aktuellen Ausstellung in Dahlem, die sich zum Ziel gesetzt hat, eben jene Fotografien aus Lateinamerika neu zu erschließen und dabei nicht die Forschungsreisenden oder Entdeckungen in den Fokus zu rücken, sondern die Abgebildeten.

Die Präsentation entstand in Kooperation des Ethnologischen Museums mit dem Museum für Asiatische Kunst in Berlin-Dahlem und ist Teil der dritten sogenannten Probebühne des Humboldt Lab. In Vorbereitung auf den Umzug der beiden Museen und ihrer Sammlungen in das im Bau befindliche Berliner Stadtschloss experimentieren Kuratoren und Gestalter mit neuen Ausstellungsformen, die vor allem neue Perspektiven auf die Sammlungen ermöglichen sollen.

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Quelle: https://www.visual-history.de/2013/12/12/wenn-bilder-ploetzlich-laecheln/

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Dokumentarische Fotografie und visuelle Soziologie

„Familie E. (Ärztin, Archäologe) am Esstisch“ (Berlin, Mai 1985)

 

In der Ausgabe „Soziale Ungleichheit im Staatssozialismus“ der „Zeithistorischen Forschungen“ (Heft 2/2013) findet sich ein interessanter Artikel zu dokumentarischer Fotografie und visueller Soziologie. Agneta Jilek stellt in ihrem Aufsatz die Serie „Familienporträts“ des ostdeutschen Fotografen Christian Borchert vor, die sich in dem Spannungsfeld „zwischen zeithistorischem Dokument, sozialhistorischer Quelle und subjektiv-künstlerischer Aussage“ bewegt. Ab 1979 fotografierte Borchert mehrere hundert Familien in der DDR, meist in ihrer privaten Umgebung, teils als Selbstauftrag, teils gefördert von der Gesellschaft für Fotografie. Jilek untersucht in ihrem Aufsatz eine Auswahl von Bildern unter der Fragestellung, welches Gesellschaftsbild und welche Indizien sozialer Ungleichheit sich in den Fotografien widerspiegeln.

Die Autorin Agneta Jilek ist Doktorandin an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und am Graduiertenzentrum Geistes- und Sozialwissenschaften der Research Academy Leipzig. Sie ist Promotionsstipendiatin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und beschäftigt sich in ihrer Dissertation mit der Thematik „Der Arbeiterstaat im Bild: Die Repräsentation von Arbeit in der künstlerischen DDR-Fotografie der 1970er und 80er Jahre“.

Siehe dazu auch eine Rezension zu Borcherts im Jahre 2014 erschienenen Buch „Familienporträts.

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Quelle: https://www.visual-history.de/2013/11/08/dokumentarische-fotografie-und-visuelle-soziologie-christian-borcherts-familienportraets-aus-der-ddr-der-1980er-jahre-von-agneta-jilek/

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