durchsichten: Rez.: The Palgrave Dictionary of Transnational History. From the Mid-19th Century to the Present Day, hrsg. v. Akira Iriye / Pierre-Yves Saunier, Basingstoke 2009

http://www.recensio.net/r/0a46c18d2078ef74d9ad653ac240f0e5 In der Regel geben Handbücher und Nachschlagewerke konsensfähiges Wissen auf der Basis gesicherter Forschung wieder. Das Palgrave Dictionary of Transnational History weicht von diesem Muster ab. Es will Forschung befruchten und müsste, so die Herausgeber, eigentlich das “Tentative Dictionary of Transnational History” heißen (XIX). Weder war Vollständigkeit ein Kriterium der Auswahl, noch wurde Ausgewogenheit […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2016/03/6403/

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09. Brockhaus und die Fragilität des Wissens

Brockhaus_Lexikon_17_Bande_WK_01Aufräumarbeiten in der Vergangenheit

Wieder einmal klappt er zu, der Sargdeckel des Veralteten. Ein historisches Kapitel wird beschlossen, ein lange Zeit vertrautes Element verabschiedet sich aus der Wirklichkeit, ein bislang selbstverständliches Phänomen verlässt das Hier und Jetzt – und lenkt damit unseren Blick auf eben diese Wirklichkeit, in der wir leben.  Den Brockhaus wird es in Zukunft nicht mehr geben. Nach mehr als 200 Jahren wird dieser einst als unverzichtbar geltende Hort des Wissens, der in keinem sich selbst als bildungsbürgerlich verstehenden Haushalt fehlen durfte, der Entropie der Geschichte zum Opfer fallen. Oder muss man genau genommen nicht davon sprechen, dass es ihn schon länger nicht mehr gibt? Denn die wirtschaftlichen Probleme und zurückgehenden Absatzzahlen, in denen die sinkende Bedeutung dieses Nachschlagewerks ihren unerbittlichen Ausdruck findet, sind ja nicht über Nacht aufgetaucht. Schon länger schwächelt der Brockhaus, weshalb die nun getroffene Ankündigung wie die Hinnahme einer schon länger bestehenden Tatsache anmutet. Die Entwicklungen der jüngeren Zeit – 2012 wurde bereits bekannt gegeben, dass die altehrwürdige „Enyclopaedia Britannica“ nur noch digital erscheint – sind wohl eher Aufräumarbeiten in den Halden einer abgeschlossenen Vergangenheit. Die Reaktionen auf das Brockhaus-Ende sind daher auch weniger durch ein kulturpessimistisches „Was soll jetzt werden?“ als vielmehr durch ein erleichtertes „Wurde aber auch Zeit“ geprägt.

Mit was für einer Veränderung haben wie es hier zu tun? Handelt es sich um eine Verschiebung lexikalischen Wissens vom Bücherregal auf den Bildschirm? Oder wird hier das gewinnorientierte Verlagsunternehmen durch die kollaborative Schwarmintelligenz abgelöst? Oder überholt die Hochgeschwindigkeit des Virtuellen die Trägheit des Gedruckten? Ohne Frage sind all das Faktoren, die sich am Beispiel des Endes klassischer Enzyklopädien beobachten lassen. Schließlich ist es nur zu offensichtlich, dass in der derzeitig vorherrschenden Lexikalisierung von Wissen eine Transformation stattgefunden hat (und weiterhin stattfindet), dass teure und verhältnismäßig schwerfällige Buchprodukte nicht mehr mit kostenlosen und flexiblen Internetangeboten konkurrieren können und dass die Ansprüche an Verfügbarkeit und Aktualisierbarkeit des Wissens einer unübersehbaren Beschleunigung unterliegen.

Beständige Anpassung

Aber ist das aktuelle Ereignis des Brockhaus-Endes tatsächlich ein Indiz für den Abschluss einer historischen Entwicklung? Wir haben es mit dem Ende eines Wirtschaftsunternehmens zu tun, aber nicht – in einem tragischen Sinn – mit dem Ende eines Kapitels der Kulturgeschichte oder – in einem emphatischen Sinn – mit einem Beleg für eine Revolution des Wissens. Wir sind vielmehr Zeugen einer erneuten Transformation der Wissensorganisation, von der einst auch Brockhaus profitierte. Denn das seit 1808 erscheinende Konversationslexikon war wahrlich nicht das erste seiner Art. Schon ein Jahrhundert zuvor hatte sich das nur als „Hübner“ bekannte „Reale Staats- Zeitungs- und Conversationslexicon“ etabliert. Es war um 1700 aus der Notwenigkeit heraus entstanden, die im noch relativ jungen Medium der Zeitung behandelte Welt der Gegenwart zu thematisieren. Wissen sollte sich also nicht mehr nur auf klassische und gewissermaßen ewig gültige Inhalte beziehen, sondern hatte nun auch das Hier und Jetzt zu behandeln. Denn die Welt, wie sie der Leserschaft in der periodisch erscheinenden Zeitung vor Augen trat, war durchzogen von Phänomenen, Personen, Ereignissen, Institutionen und Begriffen, die nicht ohne weiteres verständlich waren. Die Gattung des Zeitungs- und Konversationslexikons sollte hier Abhilfe schaffen.

Schon dieses neue Informationsmedium lebte von der Beschleunigung des Wissens, denn Voraussetzung seines Erfolgs war, dass es sich an die permanent verändernde Gegenwart anpasste und in beständig verbesserten Auflagen erschien. Andere Enzyklopädien, die seit dem 16. Jahrhundert (und auch noch parallel zu den neuen Konversationslexika im 18. Jahrhundert) erschienen, waren Einmalprodukte. Sie traten mit dem hypertrophen Anspruch auf, das Wissen der Welt in einer letztlich vollständigen und vor allem dauerhaft gültigen Form zu versammeln. Aber selbst bei diesen einmalig erscheinenden Enzyklopädien lassen sich Phänomene nicht übersehen, die einer Dynamisierung des Wissens dienen sollten. Denn hatten ältere Exemplare noch auf ein topisches und systematisches Wissensverständnis gesetzt, indem sie ihre Inhalte in Themenbereichen anordneten, sprengten spätere Veröffentlichungen diese Einheit auf. Sie gingen zu einer alphabetischen Organisation des Wissenskosmos über, wodurch keinerlei inhaltlicher Zusammenhang mehr sichtbar wurde. Die Einheit des Wissens wurde geradezu zerfetzt, indem man sie der zufälligen Zuordnung der Buchstabenfolge überließ. Dadurch konnten solche Lexika aber zugleich als schnellere Nachschlagewerke genutzt werden, die überhaupt nicht mehr die Intention hatten, zur Gänze gelesen zu werden.

Die Beständigkeit des Unbeständigen

Vor diesem Hintergrund ist das Ende des Brockhaus überhaupt kein Ende. Der Wandel des Mediums und die zunehmende Dynamisierung des Wissens sind nur konsequente Fortsetzungen von Prozessen, die schon seit Längerem zugange sind. Aufschlussreicher ist daher möglicherweise die Frage nach der Kultur, die Wissen für sich in einer bestimmten lexikalischen Form organisiert. Wenn das Wikipedia-Prinzip inzwischen das Brockhaus-Prinzip abgelöst hat, dann überwindet hier nicht nur das schnellere Internet das langsamere Buch. Dann wird vor allem eine Unbeständigkeit und Unsicherheit des Wissens etabliert, die wesentlich bedeutsamer zu sein scheint. Der gedruckte Brockhaus arbeitete mit einer Verbindung von Zeit und Wissen, die wenn schon nicht auf Ewigkeit, dann zumindest auf Dauerhaftigkeit setzte. Wissen war stabil – oder hatte zumindest stabil zu erscheinen. Demgegenüber funktioniert Wikipedia nicht nur auf der Basis des Prinzips, dass Wissen immer aktualisiert werden muss, sondern dass es sich von den Grundlagen bis in die kleinsten Verästelungen hinein beständig verändern können muss. Die Fragilität des Wissens tritt an die Stelle der Stabilität. Und wenn man sich der Beständigkeit des Wissens über die Welt unsicher geworden ist, dann macht seine Materialisierung in Papierform auch keinen Sinn mehr. Wenn das Ende des Brockhaus also etwas über unsere Wirklichkeit verrät, dann über den fragilen Status des Wissens.


Einsortiert unter:Geschichtskultur, Geschichtsmedien Tagged: Brockhaus, Enzyklopädie, Wikipedia, Wissen

Quelle: https://achimlandwehr.wordpress.com/2013/06/17/09-brockhaus-und-die-fragilitat-des-wissens/

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Dan Diner stellt die „Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur“ am DHI Warschau vor

Prof. Dr. Dan Diner bei der Vorstellung der Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur. Prof. Dr. Dan Diner (Leipzig) war am 15. Oktober 2012 im DHI Warschau zu Gast und stellte in einer Abendveranstaltung die ersten zwei erschienenen Bände der insgesamt siebenbändigen Ausgabe der „Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur“ vor. Dieses Editionsvorhaben ist Teil des seit 2007 an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig durchgeführten Forschungsprojekts „Europäische Traditionen–Enzyklopädie jüdischer Kulturen“. Der Herausgeber stellte die Grundlinien und Arbeitsprinzipien der Enzyklopädie vor, an der über 500 renommierte internationale Fachwissenschaftler und Fachwissenschaftlerinnen mitarbeiten. Herr Diner führte aus, dass der in dem Lexikon präsentierte enzyklopädische Kanon Ausdruck einer komplexen Konfiguration dreier ineinander verschränkter Perspektiven sei: Zum einen gehe es um die Innensicht der jüdischen Selbstverständigung; ferner um die Außensicht, die mithilfe von wissenschaftlichen Disziplinen auf das jüdische Thema gelenkt werde und letztlich um die Perspektive der universellen Bedeutung jüdischer Existenzerfahrung, die genau genommen über Juden und Judentum hinausweise. Ferner unterstrich er, dass es sich bei dieser Enzyklopädie um ein originäres Werk handele und in ihr keine früheren Enzyklopädien fortgeschrieben würden, obgleich sie zweifelsohne von der Tradition der jüdischen Enzyklopädiekultur beeinflusst sei. Das vorgestellte Werk beschränke sich auf ca. 800 Artikel, wobei es  Schlüsselartikel, Dach- und Einzelartikel gebe. Die Liste der Lemmata sowie die inhaltlichen Zielvorgaben für die Artikel wurden innerhalb des o.g. Akademieprojekts unter der Leitung des Herausgebers erarbeitet. Nach der äußerst anregenden Projektvorstellung erläuterte Prof. Diner detailliert die Zusammenarbeit zwischen Herausgeber und Autoren und beantwortete zahlreiche interessierte Fragen.    

Quelle: http://mws.hypotheses.org/1810

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Wikipedia. Ein Web 2.0-Projekt, das eine Enzyklopädie sein möchte

Obwohl sich in den letzten Jahren mit der sogenannten Wikipedistik ein eigentlicher Forschungszweig rund um Wikipedia etabliert hat und in diesem Bereich auch internationale Kooperationen bestehen, scheint im konkreten Umgang mit dem Phänomen Wikipedia – insbesondere was die Schulen betrifft – noch immer grosse Verunsicherung zu herrschen: Darf man aus der Wikipedia zitieren? Eignen sich [...]

Quelle: http://weblog.hist.net/archives/6363

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aventinus recensio Nr. 31 [31.05.2012]: Dan Diner (Hrsg.): Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur. Band I (A-Cl), Stuttgart: Metzler Verlag 2011. ISBN: 978-3-476-02501-2.

http://www.aventinus-online.de/recensio/varia/art/Rezension_Dan_D/html/ca/7e2e66a1d37489fd32b0e4373cf4185c/?tx_mediadb_pi1[maxItems]=10 Der Stuttgarter Metzler Verlag legt den ersten Band einer auf sechs Bände und einen Registerband angelegten „Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur“ (EJGK) vor, den im Auftrag der Sächsischen Akademie in Leipzig von dem in Leipzig und Jerusalem lehrenden Historiker Dan Diner herausgibt.

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2012/05/2865/

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