Miguel Lawner: Zeichnungen als Zeugnis (Chile 1973-1975)

Zeichnung eines Mannes, der auf einem Stockbett unten sitzt, eine Decke über den Schultern hat und ein Buch liest.

 

Der chilenische Architekt Miguel Lawner (geboren 1928) ist ein engagierter und leidenschaftlicher Vertreter der vom „Bauhaus“ inspirierten Ideen der Sozialen Architektur. Seit den 1950er Jahren setzt er sich für das Recht auf Wohnraum und würdiges Wohnen ein und beteiligt sich an sozialen Bewegungen. Nach dem Wahlsieg im September 1970 ernannte Präsident Salvador Allende Miguel Lawner, inzwischen Mitglied der Partido Comunista de Chile, zum Direktor der Gesellschaft für bessere Stadtentwicklung (Corporación de Mejoramiento Urbano).[1] Während der Unidad Popular entstanden unter seiner Leitung 158.000 Sozialwohnungen. Seine Arbeit veränderte das Stadtbild Santiagos. Das Gebäude für die dritte Welthandels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen (UNCTAD) von 1972, heute das beliebte Kulturzentrum Gabriela Mistral (GAM), dürfte das bekannteste sein.

Nach dem Putsch am 11.

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Quelle: https://visual-history.de/2023/10/18/schoeck-quinteros-miguel-lawner-zeichnungen-als-zeugnis-chile/

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William Henry Sheppard

William Henry Sheppard

Abb. 1: Die Missionare William Henry Sheppard und William Morrison gemeinsam mit 13 Angehörigen einer Ethnie aus der Föderation des Kuba-Königreichs, die in einem gegen Sheppard geführten Prozess als Zeugen aussagen sollten, Lèopoldville (heutiges Kinshasa, Kongo), Sommer 1909. Die Bildunterschrift im Fotoallbum der presbyterianischen Missionsgesellschaft lautet: „witnesses in the morrison, sheppard trial.“ Fotograf: unbekannt, Quelle: Wikimedia Commons, public domain

Die hier als Einleitung fungierende Fotografie zeigt den afro-amerikanischen Missionar William Henry Sheppard mit seinem Vorgesetzten William Morrison. Zwischen ihnen stehen 13 in traditioneller Tracht gekleidete Angehörige einer Ethnie aus der Föderation des im südlichen Kongo gelegenen Kuba-Königreichs. Sheppard trägt im Kontrast zu Morrison auffällig weiße Kleidung und steht in selbstbewusster Pose ganz rechts im Bild. Die neben Morrison stehende Person hält einen menschlichen Oberschenkelknochen in die Kamera. In der Mitte des Bildes befindet sich Chief N’joka, der sich durch seine weiße Halskette von den anderen Gruppenmitgliedern abhebt.



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Quelle: https://visual-history.de/2021/12/20/william-henry-sheppard/

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Energie und Ästhetik

Energie und Ästhetik

 

Ein Jahr, bevor Wolfsburg im Zuge der kommunalen Gebietsreform praktisch über Nacht zur Großstadt werden sollte, schuf Heinrich Heidersberger an einem klaren Novembermorgen des Jahres 1971 mit Kraftwerk der Volkswagen AG die wohl beeindruckendste und zugleich auf eigentümliche Weise auch unwirklichste Fotografie aus seiner Stadt: Sie zeigt mit Blick über das Hafenbecken in totaler Frontalität das Kraftwerk als die zentrale Energieversorgungseinheit des Volkswagen-Konzerns, dessen Gründung die Stadt ihre Existenz verdankt. Aufgrund der langen Belichtungszeit manifestiert sich in der Fotografie der aufsteigende Rauch des Kraftwerks zu undurchdringlichen Schwaden, hinter denen Teile der Kraftwerksarchitektur verschwinden und der an den Schloten zu abstrakten weißen Schlieren gerinnt (Abb. 1)

Abb. 1: Heinrich Heidersberger, Kraftwerk der Volkswagen AG, Wolfsburg 1971; © Institut Heidersberger, #04148_5

Das Wasser des Stichkanals wirkt wie zugefroren. Die in die Tiefe des Bildes fluchtende Versorgungsbrücke, die „über“ den Köpfen der Betrachterinnen und Betrachter beginnt, scheint den Real- und Bildraum miteinander zu verbinden, wodurch eine immersive, in das Bildgeschehen hineinziehende Wirkung entfaltet wird. Das quer zur Bildebene liegende Binnenschiff, dessen stark angeschnittener leerer Frachtraum die Fotografie nach unten hin begrenzt, verankert die Perspektive zugleich örtlich: Der ebenfalls stark angeschnittene Steuerstand verbindet visuell die Betrachterseite des Stichhafens mit der Architektur des Kraftwerks auf der gegenüberliegenden Seite. Durch diese visuelle Kopplung der verschiedenen Bereiche findet das den Wirtschaftszyklus bedingende Zusammenspiel von Ressourcen (Kohle), Transportmedium (Wasser) und Verbraucher (Kraftwerk) in der Fotografie eine adäquate Entsprechung.

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Quelle: https://visual-history.de/2021/11/24/energie-und-aesthetik/

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Book Review: “Our Voices, Our Streets”

Book Review: “Our Voices, Our Streets”

Cover: Kevin Bubriski, Our Voices, Our Streets: American Protests 2001-2011, powerHouse Books, New York 2020 ©

Protest is a form of expressing one’s opinions. It allows people who share the same view(s) to rightfully assemble with others to voice complaints and ideas. Bubriski’s book, “Our Voices, Our Streets: American Protests 2001-2011”, looks back at that decade through photographs united by common denominators: the lens of the Hasselblad camera and the public stage of the American streets.

Since the country’s founding, the American streets have been vibrant spaces for political and cultural expressions. They have also been places for demonstrations and protests. The First Amendment of the United States’ Constitution protects freedom of speech, religion, press, assembly, and the right to petition, and prohibits any restriction of private and non-governmental persons and entities.

The first decade of the 21st century was marked by political, social, and economic events that made the American Streets a public platform for demonstrations.

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Quelle: https://visual-history.de/2021/10/26/book-review-our-voices-our-streets/

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Remembering 10 June

Remembering 10 June

The Nazi occupation of large parts of Europe destroyed cities, towns, villages and entire landscapes. Every year on 10 of June, the French village of Oradour-sur-Glane commemorates the massacre that transformed the village into a scenery of ruins. The day has a resonance of death and horror in the Czech village of Lidice alike.

 

Lidice, 10 June 1942

Among the atrocities committed by the Nazis during the Second World War Lidice remained an unusual case. The non-Jewish Czech village, located 22 kilometers northwest of Prague, was the target after Czech resistance fighters seriously injured Reinhard Heydrich in an assassination attempt on May 27, 1942. “Operation Anthropoid” was the code name for the attack on the high-ranking German SS and police official who served as deputy Reichsprotektor in Bohemia and Moravia. In retaliation for the death of Heydrich on June 4, Lidice was burnt down and razed to the ground on June 10.

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Quelle: https://visual-history.de/2020/06/09/remembering-10-june/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=remembering-10-june

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Plakate im „Ruhrkampf“ 1923

Plakate im „Ruhrkampf“ 1923

Einleitung

Als französische und belgische Truppen am 11. Januar 1923 damit begannen, Teile des Ruhrgebiets zu besetzen, löste dies einen „Sturm der nationalen Entrüstung“ aus,[1] der durch nahezu alle Bevölkerungsschichten ging.[2] Obwohl der Erste Weltkrieg mit der Unterzeichnung des Versailler Vertrags zwar juristisch-administrativ beendet wurde, war der Konflikt aus den Köpfen der Menschen noch längst nicht verschwunden.[3] Stattdessen flammte dieser erneut in Wort und Bild auf:[4] Wohl zu keinem anderen politischen Ereignis wurden so viele Flugblätter und Plakate produziert wie zum sogenannten Ruhrkampf von 1923.[5]

In diesem Aufsatz sollen drei ausgewählte politische Text-Bild-Plakate der deutschen Propaganda betrachtet werden, die sich thematisch dem passiven Widerstand zuordnen lassen und gegen den „Erbfeind Frankreich“[6] agitierten.[7] Dabei soll schlaglichtartig beleuchtet werden, wie und mit welchen bildrhetorischen Mitteln der passive Widerstand im Plakat gestalterisch umgesetzt werden konnte. Dazu wurden drei illustrierte Plakate aus dem Bestand des Bundesarchivs ausgewählt, die im Anschluss an eine kurze theoretische Einführung anhand eines eigens erstellten Analyseschemas untersucht werden sollen.



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Quelle: https://visual-history.de/2020/06/02/plakate-im-ruhrkampf-1923/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=plakate-im-ruhrkampf-1923

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Die Irrfahrt der St. Louis

Die Irrfahrt der St. Louis

Die St. Louis im Hafen, vermutlich in Hamburg – Postkarte, die auf der Fahrt nach Kuba, verkauft wurde. Fotograf: unbekannt, 1939. Quelle: 31683 USHMM, abgedruckt in: Sarah A. Ogilvie /Scott Miller, Refuge Denied. The St. Louis Passengers and the Holocaust, London 2006, S. 16.

Vor 80 Jahren, am 17.

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Quelle: https://www.visual-history.de/2019/06/17/die-irrfahrt-der-st-louis/

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„Eberts Blutweihnacht“

„Eberts Blutweihnacht“

Die Aufnahme hält eine dramatische Szene fest: Angehörige der Volksmarinedivision erwidern am Morgen des 24. Dezember 1918 das von Regierungstruppen auf sie gerichtete Artilleriefeuer, das eben ihre Verteidigungsstellung im Pfeilersaal des Berliner Schlosses getroffen hat; sechs Mann richten in fieberhafter Eile die durcheinandergeworfenen Maschinengewehre neu aus, ohne einen Blick für den tot vor ihnen liegenden Kameraden übrig zu haben; ein weiterer Matrose spurtet mit einer Munitionskiste über den von Glassplittern und Mobiliartrümmern übersäten Teppich, um Nachschub an die Frontlinie zu bringen.

Angehörige der Volksmarinedivision im Berliner Schloss, Berlin, Dezember 1918, Fotograf unbekannt. Quelle: Deutsches Historisches Museum, Berlin ©

Die fotografisch dokumentierte Szene hält das bewaffnete Vorgehen der sozialistischen Revolutionsregierung gegen ihre eigene Revolutionsgarde fest, die Anfang November 1918 von den norddeutschen Küsten aus den Aufstandsfunken in das Reich getragen und die morschen Pfeiler der Monarchie zerbrochen hatte. Der blutige Weihnachtskonflikt in der Mitte Berlins, der sich zwischen der friedlichen Proklamation der Deutschen Republik durch Philipp Scheidemann am 9. November 1918 und der Niederschlagung der sich radikalisierenden Revolutionsbewegung durch die von Gustav Noske befehligten Freikorpstruppen Anfang 1919 abspielte, stellt einen vergessenen Moment der deutschen Geschichte dar. Aber es gibt gute Gründe, den 24. Dezember 1918 für den eigentlichen Schicksalstag der deutschen Revolution zu halten.

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Quelle: https://www.visual-history.de/2018/12/24/eberts-blutweihnacht/

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Sülfeld schafft dem 5. März 1933 ein Denkmal

Sülfeld schafft dem 5. März 1933 ein Denkmal

Die nationalsozialistische Machteroberung basierte zu einem nicht zu unterschätzenden Anteil auch auf einer erheblichen Selbstmobilisierung im ländlichen Raum.[1] Sichtbare Zeichen jener „nationalen Revolution“ waren nicht selten „symbol- und raumpolitische Überschreibungen“[2] innerhalb der Dörfer und Kleinstädte. So rasch sich diese Überschreibungen ereigneten, so rasch wurden sie meist unmittelbar nach Kriegsende – ob im vorauseilenden Gehorsam oder aber auf Befehl der Besatzungsmächte – wieder aus dem Stadtraum getilgt. Umso wertvoller sind fotografische Dokumentationen jener Praxis der nationalsozialistischen Raumaneignung.

Abb. 1: Eine Ehrung von Sülfeldern vor dem Denkmal. Unbekannter Fotograf, Sülfeld, 1934; Privatbesitz Hermann Sprenger; mit freundlicher Genehmigung

Wie der Fund eines Fotos zeigt (Abb. 1),[3] wurde auch das kleine Dorf Sülfeld unweit von Fallersleben von der Welle der nationalen Euphorie erfasst, die der Wahlsieg der NSDAP bei den Reichstagswahlen am 5.

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Quelle: https://www.visual-history.de/2018/09/24/suelfeld-schafft-dem-5-maerz-1933-ein-denkmal/

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Fotoausstellung: „Robert Lebeck. 1968“

Fotoausstellung: „Robert Lebeck. 1968“

 

Fotokunst. Fotojournalismus. Zeitgeschichte. Keine Frage: Nicht in jeder Fotografie Robert Lebecks findet sich diese Trias gebündelt. Aber selbst auf solchen Aufnahmen, die auf den ersten Blick eher unscheinbar erscheinen, tritt mindestens einer jener drei Teilaspekte hervor. Als Lebeck beispielsweise am 21. Juni 1968 in Wolfsburg ankommt, um anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der einstigen Wirtschaftswunderstadt eine Reportage für den „Stern“ zu realisieren, fotografiert er unter anderem ein Straßenschild. Ist das Fotokunst? Fotojournalismus?

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Quelle: https://www.visual-history.de/2018/03/12/fotoausstellung-robert-lebeck-1968/

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