Weihnachten bei den Weinsbergs

Begonnen hat das #Weinsberg500-Jahr wie Hermann Weinsberg seinen Geburtstag am 3. Januar feierte. Zum Ende des großen Jubiläums steht Weihnachten im Mittelpunkt – und Weinsbergs Vorbehalte gegen Silvester.

Weihnachten
Der 25. Dezember wurde im 16. Jahrhundert so begangen, wie es noch heute viele Menschen tun: mit einem Kirchenbesuch. Weinsberg ging allerdings nicht immer in dieselbe Kirche; neben St. Brigiden[1] erwähnte er St. Jakob[2] und St.

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Quelle: http://histrhen.landesgeschichte.eu/2018/12/weihnachten-bei-den-weinsbergs/

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Weihnachten bei den Weinsbergs

Begonnen hat das #Weinsberg500-Jahr wie Hermann Weinsberg seinen Geburtstag am 3. Januar feierte. Zum Ende des großen Jubiläums steht Weihnachten im Mittelpunkt – und Weinsbergs Vorbehalte gegen Silvester.

Weihnachten
Der 25. Dezember wurde im 16. Jahrhundert so begangen, wie es noch heute viele Menschen tun: mit einem Kirchenbesuch. Weinsberg ging allerdings nicht immer in dieselbe Kirche; neben St. Brigiden[1] erwähnte er St. Jakob[2] und St.

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Quelle: http://histrhen.landesgeschichte.eu/2018/12/weihnachten-bei-den-weinsbergs/

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Gesamtübersicht Tagungsblog #Weinsberg500

Am 24. und 25. September 2018 fand in Bonn die Tagung „Die Stadt und die Anderen. Wahrnehmung und Erfahrung von Fremdheit in Selbstzeugnissen und Chroniken des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit“  statt. Im Zentrum der Tagung stand der Kölner Chronist Hermann Weinsberg, dessen Geburtstag sich 2018 zum 500. Mal jährte.

Histrhen begleitete diese Tagung mit einem Tagungsblog, das alle Veröffentlichungen sammelt. Im Tagungsblog erschienen vorbereitend publizierte Vortragsabstracts, der Tagungsbericht sowie weitere thematische Beiträge zu Hermann Weinsberg. Wir haben alle Beiträge zur Tagung in dieser Übersicht zusammengestellt.

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Quelle: http://histrhen.landesgeschichte.eu/2018/12/uebersicht-weinsberg500/

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Tagungsbericht “Die Stadt und die Anderen”

In Anbetracht der aktuellen politischen Diskussionen wies die diesjährige Bonner Herbsttagung zum Thema „Die Stadt und die Anderen. Wahrnehmung und Erfahrung von Fremdheit in Selbstzeugnissen und Chroniken des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit“ einen deutlicheren Aktualitätsbezug denn je auf.

Die Frage, welche Erkenntnisse zum Umgang mit Alterität in Spätmittelalter und Früher Neuzeit konstruktiv in die aktuelle Debatte um Migration und Flüchtlingspolitik einbringen lassen – und damit auch die Frage nach der gesellschaftlichen Relevanz vormoderner Geschichte –, beschäftigte die Teilnehmer/innen der von Andreas Rutz konzipierten Tagung. Übereinstimmend wurde betont, dass es sich in der Vormoderne um konfliktreiche, aber auch extrem konfliktfähige Gesellschaften gehandelt habe, die im Umgang mit dem (vermeintlich) Fremden sehr pragmatisch war.

Andreas Rutz eröffnet die Tagung, Foto: Histrhen.

Die Jahrestagung der von Michael Rohrschneider (Bonn) geleiteten Abteilung für Geschichte der Frühen Neuzeit und Rheinische Landesgeschichte des Instituts für Geschichtswissenschaft der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn wurde in Verbindung mit dem Verein für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande ausgerichtet und durch Histrhen medial begleitet. Entsprechend der Ausrichtung des Lehrstuhls zielte das Programm auf eine Verbindung von Stadt-/Landesgeschichte mit europäischer Geschichte und rückte das bedeutende Werk des Jubilars Hermann Weinsberg mit Beiträgen aus der Geschichtswissenschaft, Europäischen Ethnologie, Sprachgeschichte, Literaturwissenschaft und Philosophie sowohl in geographischer, chronologischer als auch in disziplinärer Hinsicht in einen größeren Kontext.

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Quelle: http://histrhen.landesgeschichte.eu/2018/12/die-stadt-und-die-anderen-tagungsbericht/

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Die Abstracts zur Tagung „Die Stadt und die Anderen“

Die letzte Sektion der Tagung behandelt Texte, die gemeinhin als literarisch bzw. philosophisch bezeichnet werden, mit Blick auf die Frage nach städtischen Identitäts- und Alteritätskonstruktionen aber auch interessante historische Quellen darstellen. Nicht zuletzt fordern sie dazu heraus, die gängigen disziplinären Grenzen zwischen Geschichts- und Literaturwissenschaft sowie Philosophie zu hinterfragen. Das Panel ist dementsprechend interdisziplinär zusammengesetzt.

Referieren wird zum einen der Philosoph Univ.-Doz. Dr. Sergius Kodera, Dekan der Fakultät Gestaltung an der New Design University St.

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Quelle: http://histrhen.landesgeschichte.eu/2018/08/die-stadt-und-die-anderen-sektion-fuenf/

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Hermann von Weinsberg, 3. Januar 1518 – 23. März 1597

Historisches Archiv der Stadt Köln, Best. 7030, CD 52, fol. 203r.

Den 500. Geburtstag von Hermann von Weinsberg nimmt die Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde zum Anlass, im Anschluss an ihre Mitgliederversammlung ein kleines Kolloquium zu dem Kölner Ratsherrn auszurichten. Vor allem als Chronist hat Hermann von Weinsberg nachhaltige Bedeutung erlangt, da er in seinem mehrbändigen Haus- und Gedenkbuch „Buch Weinsberg“ neben einer fiktiven Familiengeschichte das kulturelle und gesellschaftliche Leben der Stadt Köln im 16. Jahrhundert ausbreitet.

Nachdem die Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde im ausgehenden 19.

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Quelle: http://histrhen.landesgeschichte.eu/2018/08/weinsberg-kolloquium/

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Die Abstracts zur Tagung „Die Stadt und die Anderen“

Im Anschluss an den öffentlichen Abendvortrag am Tag zuvor befasst sich die Vormittagssektion am zweiten Tagungstag mit Hermann Weinsberg und den Anderen. Dabei werden zum einen Fremdheitserfahrungen im Krieg sowie die Wahrnehmung auswärtiger Ereignisse und Nachrichten diskutiert und zum anderen Fremdes und Eigenes in der Sprache des Chronisten analysiert.

Die Referentinnen und Referenten: PD Dr. Andreas Rutz, Forschungsstipendiat der Gerda Henkel Stiftung und Privatdozent am Institut für Geschichtswissenschaft der Universität Bonn, hat sich sowohl methodisch als auch inhaltlich mit Selbstzeugnissen in der Frühen Neuzeit und insbesondere mit Hermann Weinsberg auseinandergesetzt.[1] Krisztina Péter M. A., Doktorandin an der Eötvös Loránd Universität Budapest, hat kürzlich ihre Masterarbeit zu Hermann Weinsberg abgeschlossen und arbeitet nun an einem Dissertationsprojekt zur Nachrichtenrezeption in der Manuskriptkultur des späten 16. Jahrhunderts. Dr.

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Quelle: http://histrhen.landesgeschichte.eu/2018/08/die-stadt-und-die-anderen-sektion-drei/

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Die Abstracts zur Tagung „Die Stadt und die Anderen“

Die zweite Tagungssektion führt die Diskussion um Identität und Alterität anhand von Beispielen aus Italien, der Schweiz und Deutschland fort. Es geht um die Wahrnehmung von Sklavinnen in der spätmittelalterlichen Toskana, die mediale Vermittlung von Fremdheitserfahrungen in Berner Bilderchroniken des 15. und 16. Jahrhunderts, Identifikation und Abgrenzung in Selbstzeugnissen von Nürnberger Studenten im Oberitalien des 16. Jahrhunderts sowie Beschreibungen von Ausländern in einer hannoverschen Chronik des 18. Jahrhunderts.

Die Referentinnen und Referenten: Prof. Dr.

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Quelle: http://histrhen.landesgeschichte.eu/2018/08/die-stadt-und-die-anderen-sektion-zwei/

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Hermann Weinsberg (1518–1597), Kölner Ratsherr und Chronist

Der Kölner Ratsherr Hermann Weinsberg (* 3.1.1518, † 23.3.1597), der als Chronist des städtischen Alltagslebens der Frühen Neuzeit schriftliche Aufzeichnungen von bis heute noch nicht vollständig überschaubarem Umfang hinterlassen hat, wird meist – durchaus liebevoll – als leicht verschrobener Sonderling beschrieben. Seine „Entdecker“ im 19. Jahrhundert vermissten die Größe der historischen Persönlichkeiten, denen seinerzeit das Hauptinteresse der Geschichtswissenschaft galt. In den folgenden Jahrzehnten dienten seine detailreichen Schilderungen einer Fülle von Untersuchungen über Einzelaspekte des Lebens in Köln im 16. Jahrhundert, was in der Außenwahrnehmung zu einer – sicherlich unbeabsichtigten – Banalisierung führte. Das vor einiger Zeit aufkommende Interesse an Selbstzeugnissen hatte dann eine – wiederum im Ergebnis oft wenig vorteilhafte – Psychologisierung der tiefer liegenden Motive des Autors zur Folge. Und auch zu seinem 2018 anstehenden 500. Geburtstag wird er mit dem schier unermesslichen Schatz an Anekdoten und Skurrilitäten aus seinem Werk viel Anlass für unterhaltsam aufbereitete Geschichtsabende bieten.

Hermann Weinsberg im Alter von 22 Jahren. Zeichnung von Meister Johann aus der Werkstatt Bartholomäus Bruyn dem Älteren (Zeughaus Köln, gemeinfrei)

Hermann Weinsberg im Alter von 22 Jahren. Zeichnung von Meister Johann aus der Werkstatt Bartholomäus Bruyn dem Älteren (Zeughaus Köln, gemeinfrei)

Was Weinsberg selbst von dieser so sicher nicht intendierten Form seines Nachruhms gehalten hätte, ist müßig zu fragen. Wiewohl der historische Zugang über das schonungslos öffentliche Private in Zeiten der Sozialen Medien und der Boulevardisierung von zweifelhafter Prominenz einer gewissen Pointe nicht entbehrt. In den Hintergrund gedrängt wird letztlich, welch einzigartige Quelle er hinterlassen hat. Die Liste möglicher Fragestellungen, zu der sie Auskunft geben kann, ist unendlich – zumal angesichts des Vordringens kulturgeschichtlicher Ansätze. Vor allem aber ist Hermann Weinsberg ein verlässlicher Zeuge gegenüber dem reichhaltigen normativen und Verwaltungsschriftgut der Zeit. Ein entsprechender Zugriff hat schon so manchem Historiker die Augen geöffnet und bannt die Gefahr, auf die Singularität des Chronisten abzuheben, durch die dessen „Besonderheit” über Gebühr in den Mittelpunkt gestellt wird.

Der als erstes von elf Kindern des Christian Weinsberg (1489–1549) und seiner Ehefrau Sophia Korth (1498–1573) in Köln geborene Weinsberg arbeitete seit den 1550er Jahren an einer Geschichte seines Geschlechts, dem Boich Weinsberg. Es beginnt mit einem römischen Soldaten in der Zeit Karls des Großen und ist größtenteils frei erfunden. 1560/1561 nahm Weinsberg seine Gedenkbücher in Angriff. Der erste Band (Liber Iuventutis) behandelt rückblickend die Zeit seit der Heirat seiner Eltern 1517. Nach Abschluss des autobiographischen Teils, der sich wesentlich auf Erzählungen von Verwandten und einige zeitgeschichtliche Chroniken stützte sowie ab 1555 auf eigene Notizen, die er parallel zu den Arbeiten am Boich Weinsberg zu führen begonnen hatte, schrieb er das Werk bis 1578 mit täglichen Eintragungen weiter. Es folgten – jetzt vollständig im tagebuchartigen Stil – der Liber Senectutis (bis 1587) und der Liber Decrepitudinis bis zu seinem Tod 1597. Begleitet werden diese Kernstücke des Werks von Ausführungen zur testamentarischen Familienfideikommissstiftung, die den Fortbestand des Geschlechts sichern sollte, Aufzeichnungen über die städtische Verfassung und Verwaltung, Überlieferungen zur Verwandtschaft sowie Haushaltungs-, Geschäfts- und Rechnungsbücher. Hinzu kommt ähnlich umfangreiches Schriftgut, das Weinsberg in seiner Funktion als Kirchenvorstand der Kölner Gemeinde St. Jakob anlegte. Der Gesamtumfang seiner schriftlichen Hinterlassenschaft ist kaum zu schätzen, dürfte aber mehr als 10.000 Seiten betragen.

Über die Motivation für diese – in der letzten Phase seines Lebens ausufernde – Schreibleidenschaft ist viel gerätselt worden; für Historikerinnen und Historiker ist sie ein Glücksfall. Die Familie Weinsberg hatte einen beachtlichen sozialen Aufstieg hinter sich, nachdem der Großvater Gottschalk von Schwelm (1439–1502), aus kleinbäuerlichem Milieu stammend, erst 1458 nach Köln eingewandert war. 1491 erwarb er das der Familie als Stammsitz fortan den Namen gebende Haus Weinsberg am Waidmarkt und wurde am Ende seines Lebens noch dreimal in den Rat der Stadt gewählt (1494, 1497, 1500). Sein Sohn Christian stabilisierte die wirtschaftliche und gesellschaftliche Position der Familie. Hermann war daher durch Mieteinkünfte und die Ehen mit zwei wohlhabenden Witwen (Weisgin Ripgin, 1548–1557, und Drutgin Bars, 1558–1573), die kinderlos blieben, recht gut situiert und konnte die notwendige Zeit erübrigen. Zudem hatte er eine gehobene Bildung genossen: Nach der Pfarrschule von St. Georg (1524–1528), der Schule an der Sandkaul (1528–1530) und der Pfarrschule von St. Alban (1530/1531) besuchte er von 1531 bis 1534 die Fraterherrenschule in Emmerich. Anschließend studierte er als Stipendiat der Kronenburse an der Universität Köln, wo er 1536 das Artistische und 1439 das Legistische Bakkalaureat erwarb und 1543 zum Lizentiat der Rechte promoviert wurde. Hier sind die Grundlagen für seine schriftstellerische Betätigung zu finden – die intellektuellen Fertigkeiten ebenso wie ein historisch-literarisches Interesse. Als Kirchmeister von St. Jakob (1549–1597) und dreizehnmaliger Ratsherr der Kaufleutegaffel Schwarzhaus (1543–1595) bewegte er sich in den politisch und wirtschaftlich führenden Kreisen der Stadtgesellschaft, in die er tiefe Einblicke gewährt. Neben der gelegentlichen Betätigung als Advokat besorgte er die Buchhaltung für sich und für seine zweite Frau, zwischenzeitlich diente er als städtischer Beamter in der Position eines Burggrafen unter dem Rathaus (1549–1565).

Titelblatt des Liber Senectutis (Historisches Archiv der Stadt Köln)

Titelblatt des Liber Senectutis (Historisches Archiv der Stadt Köln)

Nüchtern betrachtet, fehlt diesem Lebenslauf das Hervorstechende, doch bildet er die Voraussetzung für das einzigartige Werk. In unüberarbeiteter Form war es wohl nicht zur Veröffentlichung vorgesehen. Angesichts des schieren Umfangs der Aufzeichnungen und die dadurch bedingte fragmentarische Rezeption wurde zudem die überwölbende Schaffensabsicht lange Zeit übersehen: Besonders in seiner letzten Lebensphase war Weinsberg zunehmend auf den Gedanken fokussiert, dass sein Werk eine bindende Klammer für seine Familie darstellen könnte – einerseits durch konkrete Handlungsanleitungen in den Gedenkbüchern, außerdem durch die integrierende Wirkung der erfundenen Geschichte des Geschlechts, die er zu diesem Zwecke vollständig überarbeitete, und schließlich durch die Fideikommissstiftung, die die Position des „Hausvaters” als Alleinerbe über seinen Tod hinaus fixieren sollte, auch wenn er selbst lediglich eine uneheliche Tochter mit der Magd seiner Eltern gezeugt hatte (Anna, 1546–vor 1601).

Es entbehrt nicht einer gewissen tragischen Ironie, dass dieser Plan grandios scheiterte – und es doch genau deshalb erst zu der Überlieferung kam, die Weinsbergs Namen bis heute im Gedächtnis der Nachwelt verankern sollte. Nach dem Tod des Chronisten trat ein, was als Befürchtung in dessen letzten Lebensjahren ins Zentrum seiner Motivation zu Schreiben gerückt war: Seine Familie zerbrach an den Auseinandersetzungen um den Nachlass – allen voran seine engsten Verwandten, sein Bruder Gottschalk (1532–1597), seine Schwester Sybilla (1537–1597) und der Sohn seines Bruders Christian (1529–1564), Hermann junior (1560–1604), mit denen Hermann senior seit den 1570er Jahren in einer Hausgemeinschaft gelebt hatte. Gottschalk trat nach kurzer Zeit aufgrund von Anfeindungen der vom Erbe ausgeschlossenen Verwandtschaft vom Amt des Hausvaters zurück und verstarb bald darauf unter zunächst ungeklärten Umständen (20.7.1597). Sybilla kam bei einem Sturz in einen Brunnen ums Leben (7.6.1597) und Hermann junior geriet unter Mordverdacht. Vermutlich hatte er versucht, die gesellschaftlich geächteten Suizide seiner Angehörigen zu vertuschen. Doch nicht zuletzt angesichts übler Nachrede der restlichen Verwandtschaft konnte er sich in den folgenden Jahren nie vollständig aus der in Köln mittlerweile zum großen Skandal ausgewachsenen Affäre befreien. Er verstarb am 17.4.1604 im Gefängnis. 1608 erreichte die Familie nach langen gerichtlichen Auseinandersetzungen, dass der Nachlass doch noch unter der gesamten Verwandtschaft aufgeteilt wurde.

Der eigentliche Schaffenszweck wurde damit ins glatte Gegenteil verkehrt. Doch die Aufzeichnungen Hermann Weinsbergs überdauerten die Jahrhunderte, da sie im Zuge der Prozesse als Beweisstücke konfisziert und in den städtischen Asservatenkammern eingelagert worden waren. Dort wurden sie in den 1850er Jahren von dem Kölner Stadtarchivar Leonard Ennen (1820–1880) entdeckt, der einige Auszüge publizierte. Nach Ennens Tod wurde sein Nachfolger Konstantin Höhlbaum (1849–1904) von der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde mit der Edition beauftragt. Die ersten zwei Bände mit einer Auswahl von Texten aus dem Liber Iuventutis erschienen 1886/1887. Für die Bände drei und vier (1897/1898) kürzte der Bearbeiter Friedrich Lau den Liber Senectutis und den Liber Decrepitudinis allerdings stark zusammen. Daher folgten bereits 1926 als fünfter Band „Kulturhistorische Ergänzungen” von Joseph Stein mit bis dahin übergangenen Passagen aus allen drei Gedenkbuch-Bänden sowie einigen Auszügen aus dem Boich Weinsberg. Anfang des 21. Jahrhunderts wurde im Rahmen eines Editionsprojektes an der Universität Bonn (2002–2007) die Veröffentlichung zumindest dieser vier Hauptteile des Weinsbergschen Werks vervollständigt, indem die fehlenden Abschnitte – immerhin etwa die Hälfte des Textes – transkribiert und mit den bereits publizierten Passagen im Internet zusammengeführt wurden (www.weinsberg.uni-bonn.de). Dadurch ist nun nicht nur ein vollständiges Bild von Weinsbergs Gesamtwerk als solches entstanden. Auch das Kaleidoskop des städtischen Lebens im 16. Jahrhundert, das es darstellt, wird um zahllose Facetten reicher.

Werke:

Das Buch Weinsberg. Kölner Denkwürdigkeiten aus dem 16. Jahrhundert, Band 1–2, bearb. von Konstantin Höhlbaum, Leipzig 1886/1887, Band 3–4, bearb. von Friedrich Lau, Bonn 1897/1898, Band 5: Kulturhistorische Ergänzungen, bearb. von Joseph Stein, Bonn 1926; Nachdruck Düsseldorf 2000.

Das Buch Weinsberg. Aus dem Leben eines Kölner Ratsherrn, hg. von Johann Jakob Hässlin, Stuttgart 1961, 5. Auflage, Köln 1997.

Literatur:

Groten, Manfred (Hg.), Hermann Weinsberg (1518–1597). Kölner Bürger und Ratsherr. Studien zu Leben und Werk, Köln 2005.

Herborn, Wolfgang, Die Familie von Schwelm/ von Weinsberg. Entwicklungsstufen einer bäuerlichen Familie im großstädtischen Milieu an der Schwelle zur Neuzeit, in: Beiträge zur Heimatkunde der Stadt Schwelm und ihrer Umgebung NF 32 (1982), S. 36–62; auch in: Rheinisches Jahrbuch für Volkskunde 25 (1983/1984), S. 7–26.

Herborn, Wolfgang, Hermann von Weinsberg, in: Rheinische Lebensbilder 11 (1988), S. 59–76.

Rohmann, Gregor, Der Lügner durchschaut die Wahrheit: Verwandtschaft, Status und historisches Wissen bei Hermann von Weinsberg, in: Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins 71 (2000), S. 43–76.

Schwerhoff, Gerd, Verklärung und Untergang des Hauses Weinsberg – eine gescheiterte Geltungsgeschichte, oder: Vom glücklichen Überlieferungs-Zufall eines Ego-Dokuments aus dem 16. Jahrhundert, in: Altenberend, Johannes (Hg.), Kloster – Stadt – Region. Festschrift für Heinrich Rüthing, Bielefeld 2002, S. 65–86.

Studt, Birgit, Der Hausvater. Haus und Gedächtnis bei Hermann von Weinsberg, in: Rheinische Vierteljahrsblätter 61 (1997), S. 135–160.

Wulf, Tobias, Bestandsaufnahme und Perspektiven der Weinsberg-Forschung, in: Groten, Manfred (Hg.), Hermann Weinsberg (1518–1597) – Kölner Bürger und Ratsherr. Studien zu Leben und Werk, Köln 2005, S. 35–57.

Online:

Digitale Gesamtausgabe der Aufzeichnungen von Hermann Weinsberg.

Dieser Beitrag ist zuerst am 14.02.2014 auf dem Portal Rheinische Geschichte des Landschaftsverbands Rheinland erschienen:
http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/persoenlichkeiten/W/Seiten/HermannWeinsberg.aspx

Quelle: http://ccaa.hypotheses.org/40

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