Tresantis (Hg.): Die Anti-Atom-Bewegung. Geschichte und Perspektiven; 2015

Anti_Atom_Cover__Den öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten in NRW ist es eine Meldung wert: Im Dreiländereck, kurz hinter Aachen, knapp 100 Kilometer süd-westlich von Düsseldorf, steht auf belgischer Seite in Tihange ein vor sich hin rottendes Atomkraftwerk – in trotz Sicherheitsbedenken bald wieder voller Nutzung. Die Büchse der Pandora direkt vor der Haustür. Die Städteregion Aachen hat jüngst beschlossen, gegen jeden weiteren Betrieb des AKW zu klagen. Zeit, sich über Geschichte und Perspektiven einer autonomen Anti-AKW-Bewegung Gedanken zu machen. Das Herausgeber*innen-Kollektiv Tresantis bringt hierzu Anregendes zusammen.

Der Weg der Klage war es nie. Ein großer Teil der Anti-AKW-Bewegung beruhte vielmehr auf Selbstorganisation und auf direkter Aktion an den Zufahrtswegen bis hin zu gelegentlicher Militanz an den Bauzäunen. Mit dem Ende 2015 erschienenen Buch „Die Anti-AKW-Bewegung“ hat das Schreib- und Herausgeber*innen-Kollektiv Tresantis jetzt einen druckfrischen, wichtigen Beitrag zur Geschichte und Praxis jenes Teils des anti-atomaren Protestes vorgelegt, der nicht Bestandteil der Eventindustrie der großen Campaigning-Strukturen aus Umwelt- und Naturschutzorganisationen oder Kapitalismus- und Lobby-kritischen Organisationen wie BUND, campact oder attac ist(1). Damit ist eine empfindliche Lücke zur Bewegungsgeschichte gefüllt, die hilft zu begreifen, was es heißt, gegen Atomkraft und gegen eine auf Nukleartechnik fußende Energiepolitik eingetreten und standhaft geblieben zu sein.

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Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2016/02/28/tresantis-hg-die-anti-atom-bewegung-geschichte-und-perspektiven-2015/

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An die Arbeit! Die ITH-Tagung diskutierte in Berlin über Arbeit und Nichtarbeit

Arbeit, Arbeitskämpfe, Arbeiterbewegung – seit dem 19. Jahrhundert sind dies zentrale Begriffe, die „soziale Frage“ oder „Arbeiterfrage“ wurde beantwortet durch Sozialreform wie Sozialismus und definierte damit neue Achsen politischen Denkens. Doch was ist eigentlich Arbeit? Diese Frage stellten sich Historikerinnen und Historiker auf der ITH, der „International Conference of Labour and Social History“, die vom 17-19. Dezember in Berlin stattfand.

Die seit 1964 jährlich stattfindende „Linzer Konferenz“ der „HistorikerInnen der Arbeiter- und anderer sozialer Bewegungen“ musste wegen Renovierungsarbeiten ihren Tagungsort in Österreich räumen, fand aber im Wissenschaftszentrum Berlin am Reichpietschufer einen würdigen Ersatz. Die Straße ist benannt nach Max Reichpietsch, Anführer der Matrosenrevolte von 1917 und Märtyrer der Arbeiterbewegung. Doch war Reichpietsch Arbeiter? Vom Milieu her vielleicht, von der Profession wohl kaum – ein Zwangsdienst leistender Matrose produziert keinen Mehrwert, nackter Zwang „motiviert“ ihn zu seiner Tätigkeit.

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Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2015/10/01/an-die-arbeit-die-ith-tagung-diskutierte-in-berlin-ueber-arbeit-und-nichtarbeit/

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Piketty vs. Graeber

Zwei Bücher haben in letzter Zeit das Thema soziale Ungleichheit und Kapitalismus aufs Tapet gebracht und Feuilleton- und WirtschaftsjournalistInnen umgetrieben. David Graeber zielte mit seinem Buch über „Schulden. Die ersten 5000 Jahre“ auf die ganz großen Kontinuitäten der Menschheitsgeschichte und versuchte, der Welt „ewig Weh und Ach / So tausendfach / Aus einem Punkte“ zu erklären. Das ist intellektuell anregend, aus der gewohnheitsmäßig kleinlichen Sicht des Historikers aber methodisch und theoretisch angreifbar. Angreifbar machte sich auch Thomas Piketty mit seinem „Le Capital au XXIe […]

Quelle: http://moraleconomy.hypotheses.org/230

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Piketty lesen

Anfang des Jahres erschien „Capital in the Twenty-First Century“ (Harvard University Press) von Thomas Piketty und produziert seitdem eine Bugwelle an öffentlicher Aufmerksamkeit. Die französische Fassung des Buches war im Vorjahr noch etwas untergegangen, wohingegen die vor kurzem nachgereichte deutsche Ausgabe schon jetzt ein Verkaufserfolg sein dürfte (C.H. Beck). Vornehmlich die Gesellschaften des alten „Westens“ fühlten sich angesprochen, die als Untersuchungsbeispiel herhalten mussten. Es wäre interessant zu wissen, wie etwa von Ökonomen in China, Afrika und Indien über Piketty diskutiert wird – falls überhaupt. […]

Quelle: http://moraleconomy.hypotheses.org/224

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Zum 150. Geburtstag von Max Weber ein Interview mit Prof. Dr. Schluchter (Heidelberg) – Von Simon Lenhart, Nadja Boufeljah und Miriam Boufeljah

Der Geburtstag von Max Weber jährt sich wieder am 21. April und für dieses besondere Ereignis in den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften können wir euch ein ausführliches Interview mit dem führenden Max-Weber Experten Prof. Dr. Wolfgang Schluchter vom Max-Weber-Institut der Universität … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/6539

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Alice Kessler-Harris: Capitalism, Democracy, and the Emancipation of Belief


Alice Kessler-Harris widmete sich dem Thema auf dem diesjährigen Treffen der Organization of American Historians. Ein Beispiel, wie die politische Krise und die Occupy-Bewegung von progressiveren Historikerinnen und Historikern aufgegriffen wird. (via HNN)


Einsortiert unter:Sozialgeschichte

Quelle: http://kritischegeschichte.wordpress.com/2012/05/16/alice-kessler-harris-capitalism-democracy-and-the-emancipation-of-belief/

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Rezension zum Thema “Kapitalismus. Historische Annäherungen “

Die aktuelle Finanzkrise hat nicht bloß die Bedeutung von wirtschaftshistorischen Fragestellungen erneut ins Blickfeld gerückt, sondern auch ein akutes Manko der deutschsprachigen Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte offengelegt. Während die Geschichte der industriellen Produktionsweise seit jeher deren Aufmerksamkeit gefunden hat, sind die mit ihr zusammenhängenden weltumspannenden Finanz- und Dienstleistungssysteme weit weniger gut erforscht. Insbesondere blieben bislang Forschungen Mangelware, welche das wirtschaftshistorische Erkenntnisinteresse in Richtung einer Analyse des Kapitalismus erweitern. Umso erfreulicher, dass nun ein anlässlich der Verabschiedung Jürgen Kockas als Hochschullehrer entstandener Sammelband das Feld neu [...]

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/1887

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Kritik einer Kapitalismuskritik

Kreolischer Schwertkampf. Südamerikanische Gauchos bei der Arbeit nach 1900, Quelle: Wikimedia Commons

Am vergangenen Mittwoch (2.11.11) trug Jürgen Kocka in Göttingen (SOFI) seine sozialhistorische Perspektive auf die Finanz- und Wirtschaftskrise des Jahres 2008 fortfolgende vor. Ich habe diesen Vortrag besucht in der Hoffnung, von einem Veteran historischer Sozialforschung eine Analyse der derzeitigen Kapitalismuskrise zu hören, die dem Pragmatismus oder soll man sagen der Banalität der öffentlichen Analysen eine Tiefendimension verleiht. Diese Hoffnung hat sich nur zu einem Teil erfüllt. Allerdings haben mich Kockas Reflexionen in Kombination mit seinem Hinweis auf die neuen Perspektiven der Globalgeschichte auf einige Ideen gebracht, die man m.E. bei einer historischen Kapitalismusanalyse berücksichtigen müsste. Diese möchte im Folgenden kurz zur Diskussion stellen, im Bewußtsein als wirtschaftsgeschichtlicher Laie damit ein gewisses Risiko einzugehen: die meisten haben damit zu tun, nicht von Kapitalismus, sondern von Kapitalismen oder einer Pluralität marktwirtschaftlicher Systeme zu sprechen. Doch zuerst zu Jürgen Kocka:

Jürgen Kockas Vortrag

Kocka interpretierte unter Rückgriff auf die Herausbildung des westlichen Industriekapitalismus seit dem 19. Jahrhundert sowie die Krisen von 1873 („Gründerkrach“) und 1929 die Krise von 2008 einerseits als systemisch bedingtes mithin für den in Wirtschaftszyklen verlaufenden Kapitalismus typisches Phänomen, das durch eine Reihe von rezenten Entwicklungen verschärft werde: durch den Übergang zum postindustriellen Kapitalismus, den in immer kürzeren Rhythmen agierenden Aktienmärkten und durch die mit Finanzprodukten zweiter und dritter Ordnung handelnden Finanzmarktmanager, die für ihre Aktionen nicht zur Verantwortung zu ziehen seien. Der von Kocka als „Wirtschaftssystem“ definierte Kapitalismus brauche aufgrund seiner Krisenanfälligkeit die Kritik als Systembedingung – dies lasse sich an den vergangenen Großkrisen beobachten. Nach 1929 hätten sich in den USA mit dem New Deal ein Regulativ für Finanzmärkte, Instrumente staatlicher Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik sowie mit dem Keynesianismus eine neue wirtschaftpolitische Theorie etabliert. In den letzten Jahren vor der Krise allerdings habe sich die Kritik auffällig zurückgehalten. Soweit so bekannt und auch etwas enttäuschend.

Verweis auf ein globalgeschichtliches Paradigma

Allerdings betonte Kocka in der Einleitung, dass die Geschichtswissenschaft womöglich vor einem neuen Paradigmenwechsel stünde – im Blick hatte er dabei die Globalgeschichte. Sie könne eine neue Perspektive auf das Problemfeld des Sozialen eröffnen. Wer nun aber in Kockas Kapitalismuskritik die ersten Auswirkungen dieser neuen Perspektive suchte, tat dies vergeblich. Sie verlief feinsäuberlich in den Bahnen der Bielefelder (man möchte, um den Raum zu umreißen, dem Kocka verhaftet blieb, beinahe sagen bundesrepublikanischen) Sozialgeschichte: Ein langer europäischer Sonderweg, beginnend mit den oberitalienischen Bankiers des 13. Jahrhunderts, richtig einsetzend am Ende des 18. Jahrhunderts mit der Industrialisierung in England und endend im Modernisierungsexport von Europa bzw. den USA aus in die Welt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und dem Ende der Systemalternative Sozialismus 1990. Der Vortrag schloss einerseits in dem Appell zu bedenken, dass sich der Sozialismus eben nicht als Alternative erwiesen habe, und forderte andererseits einen eingebetteten Kapitalismus mit verantwortlichen Unternehmerpersönlichkeiten, kritischer Zivilgesellschaft und regulierender Politik. Das klang haarscharf nach dem Rheinischen Kapitalismus der Bonner Republik, nach „sozialer“ Marktwirtschaft, und so gar nicht nach einem globalgeschichtlichen Paradigmenwechsel.

Kapitalismenkritik “jenseits des Eurozentrismus”

Dieser Kontrast allerdings wirft eindringlich die Gegenfrage auf, wie eine kritische Geschichte des Kapitalismus in globalgeschichtlicher Perspektive zu denken wäre. Globalgeschichte wäre hier dann nicht nur als räumliche Ausweitung des nordatlantischen Wirtschafts-, Gesellschafts- und Politikmodells zu verstehen, sondern als Geschichtsschreibung „jenseits des Eurozentrismus“ (Conrad/Randeria), die offen ist für den Perspektivenwechsel, bis hin zu der Idee, Europa tatsächlich „als Provinz“ (D. Chakrabarty) zu betrachten. Hier ein paar Überlegungen mehr oder weniger von Jürgen Kocka inspiriert:

1. Zunächst wäre nicht vom Kapitalismus zu sprechen, sondern von Kapitalismen, von ganz unterschiedlichen Formen in unterschiedliche geografische, kulturelle und historische Kontexte eingebetteten Marktwirtschaften. Dementsprechend wären analytische Definitionen zu finden, die nicht sofort auf das europäische Modell hinauslaufen – also eine ganz spezifische Art der Organisation von Klassenbildung, Angebot und Nachfrage auf Märkten oder Produktionsweisen voraussetzen -, um überhaupt von „Kapitalismus“ sprechen zu können. Diese Definitionen könnten sich dementsprechend nicht einfach auf bekannte Gewährsmänner der europäischen Wissenschaftsgeschichte berufen – Marx, Weber, Vertreter der neoklassischen Wirtschaftstheorie o. ä. – ohne zu überprüfen, ob durch die genuin nordatlantische Erfahrung dieser Denker bestimmte Formen der Marktwirtschaft apriori ausgeschlossen werden. Die Analogie zur Diskussion um den Begriff der „vielfältigen Moderne(n)“ (S. Eisenstadt) liegt natürlich auf der Hand.

2. Diese Art, Pluralität von sozio-ökonomischen Reproduktionssystemen zu denken, wird allerdings erst wirklich möglich, wenn sich die historische Sozialgeschichte aus dem Rahmen der cold war science heraus begibt. Solange, wie bei Kockas Vortrag, die Angst vor der Systemalternative – 20 Jahre, nachdem der realexistierende Sozialismus in den meisten Ländern der Erde zu Ende ging – noch immer weit in die Episteme der historischen Sozialwissenschaft hineinreicht, fällt es schwer vielfältige Kapitalismen zu denken. Kapitalismus wird dann nur als Differenzbegriff zu Sozialismus gedacht und definiert – dies gilt natürlich umgekehrt genauso für diejenigen die Sozialismus denken wollen. Sollte es wirklich so etwas wie Lernen aus der Krise geben, wird dieser Vorgang durch die binären, aus dem Kalten Krieg stammenden Denkweisen abgewürgt.

3. Eine Lösung der Frage, wie eine adäquate, globalgeschichtliche Analyse von sozioökonomischen Krisen geschehen könne, kann ich hier nicht bieten, nur einen ersten Schritt aufzeigen: taking stock – Bestandsaufnahme. Welche Formen und Gestalten von marktwirtschaftlichen Systemen gibt es jenseits der nordatlantischen Welt? Wie werden diese von den Forschern in den jeweiligen Regionen untersucht, definiert, der Kritik unterzogen? Wie sind diese ganz unterschiedlichen Formen untereinander verflochten – oder nicht? Letzteres nur angesichts der Beobachtung, dass keineswegs alle Marktwirtschaften der Welt von der Finanz- und Wirtschaftskrise gleichermaßen betroffen waren, also die Verflechtungen zu den amerikanischen und europäischen Finanzplätzen und ihrem hochriskanten Handelspraxen weniger stark waren? Dies gilt keineswegs nur für Rohstoffökonomien wie Saudi Arabien, sondern auch für Länder wie Argentinien (nach dem Staatsbankrott), Brasilien, Indien oder Südafrika. Aus welchen historischen Kontexten sind diese Unterschiede erwachsen? Welche politisch-ökonomischen, welche geschichtswissenschaftlichen Erklärungsmuster werden von den Forschern jenseits des anglo-deutschen Mainstream angeboten? Als wirtschafts- und regionalhistorischer Laie fällt es mir natürlich schwer die jeweilige Spezialforschung zu überblicken und einem Urteil zu unterziehen. Aus meiner umweltgeschichtlichen Warte heraus allerdings lässt sich sagen, dass beispielsweise die indische geschichtswissenschaftliche Forschung zur Ressourcenausbeutung und ihren sozialen und ökologischen Folgen weltweit impulsgebend wirkt. Auch die politische Ökologie von Juan Martinez Alier (z.B. El Ecologismo de los pobres: conflictos ambientales y lenguajes de valoración, Neuauflage Barcelona 2011, zuerst: engl. 2002 ), der selbst mit historischen Perspektiven arbeitet und von spanischen und lateinamerikanischen Historiker adaptiert wird, ist weiteres Beispiel.

Es hat verschiedene Ursachen, dass diese Regionen und ihre Fragen sowie Kritiken so wenig in den Blick der sozialhistorischen Forschung kommen – die binäre Struktur des Kalten Kriegs, die noch immer wirkt, ist eine. Eine generelle Fixierung der deutschen Öffentlichkeit auf die eigene – deutsche, nordatlantische – Welt ist eine andere Ursache. Beides ist zu überwinden. Wahrscheinlich gibt es jenseits der Grenzen viel zu entdecken.


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Quelle: http://kritischegeschichte.wordpress.com/2011/11/04/kritik-einer-kapitalismuskritik/

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