Kirchspiele und Wehrverfassung: Kommunale Organisation im Wacht-, Brand- und Alarmwesen

Geradezu exemplarisch lässt sich dieses Muster in der städtischen Politik im Wehrwesen erkennen.[1] Bis zum Verbundbrief war es auf der Grundlage der Sondergemeinden geregelt gewesen.[2] Seit 1396 waren die Gaffeln offizielle Träger der militärischen Organisation. Hier wurden alle wesentlichen Bestimmungen bekannt gegeben.[3] Außerdem erfolgte, da mit dem Bürgerrecht militärische Pflichten verbunden waren, die Erfassung als Wehrfähiger über die Einschreibung als Mitglied.[4] Damit bildeten die Gaffeln die Grundordnung des Wehrwesens. Allerdings war dieselbe für den (im Grunde nicht vorkommenden) Verteidigungsfall und für planbare militärische Aktionen vorgesehen, die in der Praxis von Söldnern ausgeführt wurden.[5] Sie hatte also kaum eine reelle, sondern mehr eine symbolische Bedeutung.[6] Die den Alltag der Bürger direkt betreffenden Bereiche liefen dagegen ohne große Beteiligung der Gaffeln ab, vor allem die seit den 1460er-Jahren auftauchende Wachtpflicht.[7] Besetzt wurden bestimmte Mauerabschnitte der Stadtbefestigung – zunächst sieben, später acht – und drei bzw.

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Quelle: http://ccaa.hypotheses.org/485

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Herbsttagung Bonn: Zur frühneuzeitlichen Friedensstiftung

Kürzlich erst fand in Bonn eine Tagung statt, die anhand des Westfälischen Friedens nach den Diskursen und Praktiken des Friedenschließens fragt (vgl. dazu auch #Bonn1648). Jetzt hat sich wiederum eine Bonner Veranstaltung einer ähnlichen Thematik gewidmet, nämlich der „Frühneuzeitlichen Friedensstiftung in landesgeschichtlicher Perspektive“. Da hier neben der Abteilung für Geschichte der Frühen Neuzeit und der Rheinischen Landesgeschichte an der Uni Bonn auch der Verein der geschichtlichen Landeskunde der Rheinlande sowie der Landschaftsverband Rheinland Mitausrichter waren, prägte eine landesgeschichtliche Ausrichtung die Themen der Tagung. Dabei ging es aber nicht allein um rheinische Bezüge, sondern auch andere Regionen wurden in komparatistischer Hinsicht miteinbezogen und erweiterten so ganz wesentlich den Horizont der Diskussionen. Zeitlich wurde praktisch die gesamte Frühe Neuzeit abgedeckt (das Tagungsprogramm hier), doch im Rahmen dieses Blogs möchte ich vor allem die drei Beiträge herausgreifen, die sich auf die Zeit des Dreißigjährigen Kriegs und des Westfälischen Friedens bezogen.

Einem „Stiefkind“, wie er meinte, der historischen Forschung wandte sich Michael Rohrschneider zu, als er gescheiterte Friedenskongresse in den Blick nahm. Konkret ging es um die vergeblichen Versuche, in den Jahren 1636 und 1673/74 in der Reichsstadt Köln einen Friedensschluß zuwege zu bringen. Besonders 1636 kam die Idee überhaupt nicht voran: Fast alle Kriegsparteien hatten unterschiedliche Vorstellungen darüber, wo man Friedensverhandlungen am besten ausrichten sollte.

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1188

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Pfarreien an der südlichen Peripherie

a) St. Johann Baptist:

Am meisten ähnelten die Umstände in St. Johann Baptist denen der Innenstadt.[1465] Die Bindung an das Stift hatte sich früh gelockert. Im 13. Jahrhundert war eine Beteiligung an der Auswahl des Pfarrers durchgesetzt worden.[1466] Auch ein Pfarrhaus ist damals zu belegen.[1467] Es gab sogar ein Schulgebäude.[1468] Die Stiftungstätigkeit war bereits nennenswert.[1469] Im Jahr 1300 ließen die Parochianen zudem einen Schrein für die Gebeine der Hl.

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Quelle: https://ccaa.hypotheses.org/462

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Klein St. Martin in Köln. Überlegungen zur Entwicklung einer mittelalterlichen Pfarrei aus stadtgeschichtlicher Perspektive (Teil 2)

Pfarrei und Sondergemeinde

Die vorstehenden Überlegungen eröffnen durch den Hinweis auf den Kontext der reichsweiten kommunalen Emanzipationsbewegungen des Mittelalters vielfältige Anknüpfungspunkte für eine weitere stadthistorische Vertiefung.[68] Denn es handelt sich nicht um eine zufällige zeitliche Korrelation, dass der oben aufgezeigte Konflikt im Verhältnis zwischen Bürgerschaft und Geistlichkeit spätestens seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts in Köln mit der Hochphase patrizischer Herrschaft nach dem Sieg der Overstolzen über die Weisen in der Schlacht an der Ulrepforte (1268) zusammenfiel.[69] Dabei muss nicht einmal unterstellt werden, dass der städtische Klerus unterschwellig oder offen von der unterlegenen erzbischöflichen Partei beeinflusst war, auch wenn diese in der ein oder anderen Auseinandersetzung eine Rolle spielte, vor allem in den Dompfarreien, jedoch nicht in Klein St. Martin. Vielmehr wurde bereits oben auch auf den ausschlaggebenden Anteil damals ausgreifender bürgerlicher Partizipationsforderungen hingewiesen, die nicht nur in den Durchsetzungsbemühungen des Meliorats gegenüber dem Stadtherrn in den Jahrzehnten zuvor ihre gesellschaftliche Grundlage hatten, sondern so verstanden auch eine gesamtstädtische Entsprechung bereits im Großen Schied von 1258 fanden.[70] Dessen Bedeutung lag nämlich nicht zuletzt darin, dass die kommunale Vertretung der Bürger, wenn auch eingeschränkt, erstmals offiziell anerkannt wurde. Ein Teil der städtischen Verfassungskonstruktion waren dabei die Amtleutegenossenschaften als Exekutivorgane der Sondergemeinden,[71] die nach verbreiteter Auffassung gleichsam die Keimzellen auch des bürgerlichen Einflusses auf die Pfarreien bildeten, auf deren räumlicher (und sozialer) Basis sie sich konstituierten.[72]



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Quelle: http://ccaa.hypotheses.org/437

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Das Verhältnis zu den geistlichen Gewalten

Parallel zu und im engen Zusammenhang mit der Institutionalisierung der Kirchenpflegschaft zeichnet sich eine zunehmende Konsolidierung der Rechte in der pfarrkirchlichen Verwaltung ab, zunächst in der Innenstadt, in der Folge aber auch in den restlichen Kirchspielen Kölns.[1349] Zum Teil war sie jedoch verschieden ausbalanciert und noch keineswegs gegen weitere Verschiebungen geschützt. Zwar waren die Auseinandersetzungen zwischen Bürgern und Geistlichkeit im Verlauf des 15. Jahrhunderts nicht mehr von der grundsätzlichen Natur vor allem des 13. Jahrhunderts. Doch ist noch bis zum Jahrhundertende in keiner der Dom- und Rheinvorstadtpfarreien eine unumstrittene Einsetzung eines Pfarrers überliefert. Im Gegensatz zum 13. und 14. Jahrhundert konnten sich die Parochianen mit ihren Ansprüchen auf der Grundlage der erlassenen Papstbullen aber nun weitgehend durchsetzen. Darüber kam es bis zum Beginn des 16.

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Quelle: https://ccaa.hypotheses.org/402

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Das Museum und seine privaten Förderer (2)

Die Dramaturgie der künstlerischen Proteste Nach Hans Haackes Ausschluss aus der Kölner Ausstellung demonstrierten andere teilnehmende KünstlerInnen ihre Solidarität. Vor allem Daniel Buren und Marcel Broodthaers engagierten sich, indem sie die angestoßene Debatte um museale Praktiken inhaltlich aufgriffen.   Der … Weiterlesen

Quelle: https://kstreit.hypotheses.org/427

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Das Museum und seine privaten Förderer (1)

Die Zurückweisung eines Ausstellungsbeitrags von Hans Haacke 1974 Der Konzeptkünstler Hans Haacke hatte mit seinen politischen Arbeiten schon mehrfach Aufsehen erregt. 1974 lehnte das Kölner Wallraf-Richartz-Museum einen Projektvorschlag des Künstlers ab. Die künstlerische Beschäftigung mit der Herkunftsgeschichte eines Gemäldes im … Weiterlesen

Quelle: http://kstreit.hypotheses.org/412

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Die Kurie und die Neugründung der Liga

Wie sich die Situation im Reich zu Beginn des Dreißigjährigen Kriegs darstellte, ist jetzt auch anhand der Berichte nachzuvollziehen, die der Kölner Nuntius verfaßte. Die vorliegende Edition der Nuntiaturberichte, die bereits 2015 erschienen ist, umfaßt die Jahre 1617 bis 1621 und damit die Schlußphase der Mission des Nuntius Antonio Albergati. Dieser war, als er 1610 seinen Posten antrat, mitten in die große Krise hineingeraten, die sich am Niederrhein um das Jülich-Klevische Erbe entsponnen hatte. Mit dem Xantener Vertrag 1614 hatte sich die Lage etwas beruhigt, auch wenn nach wie vor Spannungen bestanden.

Nun aber beobachtete der Nuntius die eskalierende Lage in Böhmen und die darauf erfolgenden Reaktionen im Reich – sowohl bei den protestantischen als auch den katholischen Reichsständen. In dem Rahmen ist vor allem die Neugründung der Katholischen Liga ein zentrales Thema. Den ersten Ligabund hatte die habsburgische Politik erfolgreich ins Abseits manövriert: Wien sah hier einen übergroßen wittelsbachischen Einfluß auf die katholischen Reichsstände und schätzte dazu die Lage im Reich als nicht so prekär ein, daß die kaiserliche Politik eine solche Liga wirklich nötig haben würde.

Im Laufe der böhmischen Krise änderte sich die Wahrnehmung auf Wiener Seite.

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/967

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aventinus specialia Nr. 70 [29.10.2015]: aventinus als Referenzprojekt für Studentisches Publizieren in einem Beitrag an der Hochschule Fresenius

http://www.adhibeo.de/2015/04/14/fregenius-magazin-fuer-studentische-aufsaetze-erstmals-erschienen/ Mit einer Auflage von knapp 100 Exemplaren und einem Stückpreis von 3,50 Euro ist an der Hochschule Fresenius Köln vor kurzem die erste Ausgabe von Fregenius erschienen. Das Magazin soll als Plattform für herausragende studentische Aufsätze dienen und regelmäßig zu Beginn jedes Semesters erscheinen. Im Interview sprechen Barbara Lier und Jens Hildebrandt, Herausgeber des […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2015/11/6232/

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Wenzel Hollar und Arundel

Wer sich mit der Reise Arundels ins Reich beschäftigt, kommt an dem Namen Wenzel Hollar nicht vorbei – zu sehr sind die Biographien beider verwoben. Ihre Wege kreuzten sich buchstäblich, als Arundel im Auftrag des englischen Monarchen im Frühjahr 1636 ins Reich reiste: Als dieser in Köln Station machte, traf er auf den Zeichner und Kupferstecher aus Böhmen und nahm ihn in sein Gefolge auf. Auf welche Weise der englische Gesandte auf den Künstler aufmerksam wurde oder wie Hollar selbst Zugang zu Arundel fand, ist völlig offen. Der Reisebericht, den William Crowne anfertigte, berichtet zwar einiges zum Aufenthalt in Köln, bringt aber nichts zur Person Hollars – was nicht weiter verwundert, denn der Bericht wahrt durchaus einen gewissen offiziösen Duktus: Wenn im Laufe der Reise noch ein Künstler dazustieß, war dies für den kunstsinnigen Gesandten von Belang, für seinen politischen Auftrag jedoch unwichtig. Dies galt um so mehr, als Wenzel Hollar zwar dem niederen böhmischen Adel entstammte, damit jedoch keineswegs eine soziale Qualität vorweisen konnte, die dem Earl of Arundel auch nur annähernd ebenbürtig war.

Immerhin stammt aus einem Brief Arundels die einzige Notiz, die auf das Zusammentreffen beider verweist. „I have one Hollarsse with me, who drawes and eches printes in strong water quickely, and with a pretty spiritte“, so der Gesandte Ende Mai 1636. Arundel, das wird an dieser Bemerkung deutlich, ging es allein um die Kunst. Daß Hollar ein Böhme war und daher für eine Reise, die voraussichtlich auch ins Böhmische führen würde, von Wert sein könnte, spielte offenkundig keine Rolle.

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/683

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