Die Korrespondenzen zweier Liebender – egal ob als Papierbrief, als Email, als SMS oder über WhatsApp – sind unmittelbare Zeugnisse privater und oft auch intimer Kommunikation. Sie unterscheiden sich häufig in vielen Aspekten von offizieller Kommunikation, z.B. in den Anredeformen, durch Formen der Informalisierung, in der Emotionalität, in der Thematisierung des Alltäglichen, in der Materialität usw.; zudem haben wir hier manchmal auch Schreibende, die ansonsten sehr wenig schriftlich kommunizieren. Bei der Betrachtung von längerdauernden Korrespondenzen spiegelt sich die Entwicklung einer Beziehung in all ihren möglichen Phasen (Flirt, Anbahnung, Ehe, Glück, Krisen, Abschied usw.). Doch auch historische Ereignisse nehmen Einfluss und bilden sich unmittelbar in privater Kommunikation ab (besonders deutlich z.B. Kriege). Liebesbriefe sind daher kulturgeschichtliche Quellen allerersten Ranges, deren Bewahrung und Erforschung von besonderem Wert ist.
Sprachforscherinnen und Soziologinnen der Universitäten Koblenz, Mainz, Darmstadt und Rostock haben sich daher zusammengetan und sammeln Liebesbriefe aus dem ganzen deutschsprachigen Raum, um ein umfassendes Korpus zu erstellen, das als Grundlage für die Erforschung des privaten, intimen Liebesbriefs von jedermann und jederfrau taugen soll. Die Koblenzer Linguistin Eva Wyss hatte in der Schweiz mit dem Aufbau eines solchen Archivs begonnen, das bereits über 8.000 Briefe umfasst. Dieser Grundstock soll nun um Briefe vorrangig (aber nicht nur) aus Deutschland erweitert werden – 600 Briefe sind bereits eingegangen. Die Briefe sollen digitalisiert, transkribiert, annotiert und für linguistische, kulturwissenschaftliche und soziologische Recherchen und Auswertungen aufbereitet werden; die Originale werden an der Universität Koblenz archiviert. Alle Datenschutz- und Persönlichkeitsrechte bleiben berücksichtigt.
Wir freuen uns also auf Ihre Zusendung von Briefen oder auch ganzen Korrespondenzen, aus eigenen Materialien oder von Briefen der Großeltern und Eltern. Falls Sie einen Beitrag zur sprachwissenschaftlichen Forschung leisten wollen, senden Sie uns die Briefe an die unten stehende Adresse. Beachten Sie bitte, dass Sie uns auch eine unterschriebene Einverständniserklärung dazulegen. Wir freuen uns auch, wenn Sie uns nähere Angaben zu den Briefschreibern (Alter, Beruf, Schule, Beziehungstand, verlobt, verheiratet etc.) oder zu den Empfängern ergänzen. Ihren Brief oder ihre Briefe und Korrespondenzen können Sie uns sowohl im Original oder auch als Kopie einsenden. Bei der Kopie ist es wichtig, darauf zu achten, dass der gesamte Brief kopiert wird und dass die Kopie gut lesbar ist.
Antje Dammel (Mainz), Yvonne Niekrenz (Rostock), Andrea Rapp (Darmstadt), Eva L. Wyss (Koblenz)
Mehr Informationen zum Vorhaben gibt es hier: http://liebesbriefarchiv.wordpress.com/
Twitter: @LBriefarchiv
Einsendungen bitte an:
Prof. Dr. Eva L. Wyss
Universität Koblenz-Landau
Standort Koblenz, Liebesbriefarchiv
Universitätsstr. 1
56070 Koblenz
liebesbriefarchiv@uni-koblenz.de
Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4440