Interview mit Prof. Thomas Kron auf dem Soziologiekongress in Trier 2014

Vom 6. bis zum 10. Oktober 2014 fand in Trier der 37. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) statt. Das Kongressthema war „Routinen der Krise – Krise der Routinen“. Auch das Soziologiemagazin versuchte, sich in der Krise zu routinisieren. … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/8211

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Der Donauhandel* . Quellen zur österreichischen Wirtschaftsgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts

von Peter Rauscher (Wien) und Andrea Serles (Wien)

Maut- und Zollregister sowie Rechnungsbücher diver­ser Ämter der größeren Handelsorte zählen zu den in­teressantesten Quellengattungen für die Erforschung der Handelsgeschichte. Sind diese Massenquellen über einen langen Zeitraum erhalten, bilden sie für die ein­zelne Forscherin bzw. den einzelnen Forscher ob ihrer Materialfülle häufig aber auch eine Barriere, die bei be­schränkten zeitlichen und finanziellen Ressourcen nur schwer zu überwinden ist. Quelleneditionen schaffen neue Grundlagen, die helfen, dieses Hindernis zu um­gehen; die Verbindung mit dem Internet ermöglicht einen niederschwelligen und recherchefreundlichen Zugang zu diesen großen Datenbeständen, wenn auch viele Fragen der Langzeitarchivierung und Datenpfle­ge noch ungelöst sind.1

Die Erschließung und Online-Edition von Massen­quellen zur frühneuzeitlichen Handelsgeschichte im Donauraum ist die Kernaufgabe des Projekts Der Do­nauhandel. Quellen zur österreichischen Wirtschafts­geschichte des 17. und 18. Jahrhunderts.2 In einer ers­ten, Ende 2012 abgeschlossenen Projektphase wurden die Kremser Waag- und Niederlagsbücher vollständig erfasst, seit Frühjahr 2013 wird in einem Folgeprojekt an der Edition ausgewählter Jahrgänge der Aschacher Mautregister gearbeitet.

Parallel zur datenbankgestützten Erfassung der Quel­len werden eine umfangreiche Bibliographie zum Donauhandel sowie Verzeichnisse zu Handelsorten, die mit dem Donauraum in enger Verbindung stan­den, und zu am Güteraustausch beteiligten Personen aufgebaut. Außerdem bietet die Projekthomepage die Möglichkeit, Publikationen zum Forschungsfeld ab­zurufen und in eigenen Glossaren Waren und Maße online nachzuschlagen.

Der Donauhandel

Die Donau bildete die zentrale Verkehrsader der Län­der ob und unter der Enns und verband die österreichi­schen Donaustädte mit dem schwäbisch-bayerischen Raum mit seinen Zentren Ulm, Augsburg, München, Regensburg und Passau. Eine von Regensburg ausge­hende Landverbindung ermöglichte auch einen regen Austausch zwischen der Donauregion und dem frän­kischen Gewerbe- und Handelszentrum Nürnberg.3 Über die Nebenflüsse Salzach und Inn wurden die wichtigen Transitländer Salzburg und Tirol und da­mit auch die Handelsstädte Norditaliens erreicht. Die schwierigen Stromverhältnisse östlich von Pressburg/ Bratislava sorgten dafür, dass der Wasserweg jenseits der Grenze zu Ungarn bis ins 18. Jahrhundert wenig benutzt wurde.4 Hinzu kam die dauerhafte Konfronta­tion mit dem Osmanischen Reich, die die Donauschifffahrt maßgeblich behinderte und dazu führte, dass erst ab den 1660er-Jahren die Handelsbeziehungen in diesen Raum intensiviert wurden. Das erste österrei­chische Schiff erreichte die Mündung der Donau ins Schwarze Meer nicht vor den 1770er-Jahren.5

Ob ihrer verkehrstechnischen Lage, ihrer Stellung als überregionaler Marktort oder allgemeinen An­ziehungskraft als Absatzmarkt kam den Städten Linz und Krems sowie der kaiserlichen Residenzstadt Wien eine hervorgehobene Position an der österreichischen Donau zu.6 Hatte sich Wien in der Frühen Neuzeit in erster Linie zu einer Konsumptionsstadt entwickelt, so war Linz die einzige überregional bedeutende Mes­sestadt am österreichischen Donauabschnitt, die so­wohl den Transithandel als auch das Wechselgeschäft bediente. Krems wiederum bildete eine Schnittstelle zwischen Nah- und Fernhandel, da es einerseits der regionale Verteilermarkt für Güter aller Art für weite Gebiete nördlich der Donau war, andererseits durch die privilegierte Eisenniederlage und den Export von Wein selbst Anteil am Transit- und Fernhandel hatte.

Trotz der Behinderung des Warenverkehrs durch Mauten, durch stark schwankende Wasserpegel und im Winter durch Eis war der Weg über die Donau günstiger als über die konkurrierenden Landstraßen.7 Besonders Massengüter wie Eisen, Salz, Holz, Bauma­terial oder Wein waren auf den Wasserweg angewiesen und konnten dort auch stromaufwärts kostengünstiger als auf der Straße transportiert werden.8 Das in den Rechnungsbüchern verzeichnete Spektrum der trans­portierten und gehandelten Waren geht aber weit über diese Massengüter hinaus, sodass mit Hilfe der unterschiedlichen Quellen sowohl statistisch-quantifi­zierende Analysen zu Handelskonjunkturen im Allge­meinen als auch zu einer großen Palette von einzelnen Gütern im Speziellen vorgenommen werden können. Darüber hinaus ergeben sich neue Ansatzpunkte für eine Vielzahl von Spezialdisziplinen von der Kultur-und Sozialgeschichte über das Transportwesen bis hin zur Militärgeschichte, um nur einige zu nennen. Für die biographisch-prosopographische Forschung bie­tet das reiche Namensmaterial neue Möglichkeiten, die Aktivitäten einzelner Personen, ganzer Familien und größerer Personengruppen teilweise über Jahr­zehnte hinweg in einem Quellenbestand untersuchen zu können.

Projektphase 1: Die Kremser Waag- und Niederlagsbücher9

Das Rückgrat der Stellung von Krems an der Donau als Handelsstadt bildeten seit dem ausgehenden Mittelal­ter neben der günstigen geographischen Lage, dem Ex­portgut Wein und einer Monopolstellung im Handel mit Eisen- und Eisenwaren für den Raum nördlich der Donau die beiden Jahrmärkte im Juli (Jakobimarkt) und Oktober (Simonimarkt).10 Fronwaage und War­enniederlage gehörten in Krems – wie in den meisten Handelszentren – zu den gebräuchlichen städtischen Einrichtungen. Zu den Amtsgeschäften des Waag­meisters zählte die Führung der sogenannten Waag-und Niederlagsbücher, in welche er sämtliche Namen, Herkunftsorte und Waren all jener zu verzeichnen hatte, die entweder Güter an der städtischen Waage abwiegen lassen mussten, oder zur Zahlung des Nie­derlagsgeldes verpflichtet waren.11 Diese Aufzeichnun­gen bildeten die Grundlage der Verrechnung zwischen dem Waagamt und der Stadtkammer.

Für den Zeitraum von 1621 bis 1737 haben sich 26 voll­ständige Rechnungsbücher im Kremser Stadtarchiv erhalten, deren Umfang zwischen 16 und 359 Blatt va­riiert. Davon entfallen zehn Bücher auf die Niederlage und 16 auf die Waage. Der stark formalisierte, tabella­rische Aufbau prädestiniert die Übertragung der in der Quelle enthaltenen Informationen in eine Datenbank. In Zusammenarbeit mit Beate Pamperl vom Institut für Geschichte der Universität Wien wurden eine auf MySQL basierende relationale Datenbank für das Pro­jekt entwickelt und sämtliche ca. 21.500 Geschäftsfälle aus den Rechnungsbüchern als einzelne Datensätze in der Datenbank erfasst. Dabei spannte sich ein weit über Niederösterreich hinausgehender Handelsraum auf, der von Savoyen und der Schweiz über die ober­deutschen Reichsstädte und Ungarn bis in die südpol­nische Metropole Krakau reichte, den Schwerpunkt aber in den Ländern der böhmischen Krone – vor al­lem im mährisch-schlesischen Raum – hatte. Die – in einem geringeren Umfang auch weiblichen – Markt­teilnehmer lassen ein vielschichtiges Spektrum beste­hend aus Kleinhändlern und Gewerbetreibenden, jü­dischen Kaufleuten unterschiedlicher wirtschaftlicher Bedeutung, italienischen und oberdeutschen Händ­lern mit Niederlagen in Wien, aber auch international agierenden Unternehmen erkennen, deren Aktivitä­ten im Donauraum bis dato kaum beachtet wurden. Neben den zu erwartenden Gütern aus dem eisen- und stahlverarbeitenden Sektor überraschte eine Vielzahl von Waren, die teilweise in beträchtlichem Ausmaß gehandelt wurden wie beispielsweise russisches Juch­tenleder, Färberröte, Bleiglätte oder Kastanien.

Mit Hilfe der Edition der Kremser Waag- und Nieder­lagsbücher12 kann nun ein genaueres Bild kaufmänni­scher Tätigkeit in den österreichischen Donauländern und deren intensive Verflechtung mit dem mittelost­europäischen Raum gezeichnet werden. Durch die Möglichkeit, die Daten kostenlos online abzufragen, werden außerdem wesentliche Bausteine für die Han­delsgeschichten kleinerer Räume bzw. einzelner Städte bereitgestellt. Die Zuordnung von Marktteilnehmern und Herkunftsorten ermöglicht durch die sich ab­zeichnenden Netzwerke auch neue Ansätze für proso­pographische und firmengeschichtliche Forschungen.

Projektphase 2: Die Aschacher Mautregister13

Trotz des Interesses der Wirtschaftsgeschichte am frühneuzeitlichen Handel nimmt die Erschließung und wissenschaftliche Auswertung von Mautregistern in der deutschsprachigen historischen Forschung ei­nen überraschend geringen Stellenwert ein. So kon­zentriert sich die wohl wichtigste Editionsreihe zur vormodernen Handelsgeschichte des mitteleuropäi­schen Raums, die Deutschen Handelsakten des Mittel­alters und der Neuzeit, in erster Linie auf die Glanzzeit der oberdeutschen Kaufmannschaft im 16. Jahrhun­dert. Zum Thema Zollwesen beschränkte man sich auf normative Quellen: Bearbeitet wurden zwar auch Teile der österreichischen Erbländer,14 gerade zu den öster­reichischen Donauländern liegt aber keine systemati­sche Dokumentation des Mautwesens vor.

Die bedeutendste und gleichzeitig umfangreichste Quelle zur Erforschung des frühneuzeitlichen Do­nauhandels sind die Protokollbücher der Maut zu Aschach, die erstmals Ende des 12. Jahrhunderts er­wähnt wird.15 Für die Zeit zwischen 1627 und 1775 haben sich im Depot Harrach des Oberösterreichi­schen Landesarchivs in Linz 194 Bände (davon 53 sog. „Konzepte“/Dubletten) dieser Aschacher Mautregister erhalten. 1622/31 war die Familie Harrach durch Kauf in den Besitz der Mautstelle gelangt, 1775 wurde diese nach Engelhartszell donauaufwärts verlegt.16

Forscher wie Othmar Pickl,17 Franz Fischer18 oder Erich Landsteiner19 haben die Aschacher Mautproto­kolle zwar immer wieder für die Analyse des Handels einzelner Jahre oder Waren herangezogen, eine voll­ständige Edition des Bestandes, die die Grundlage de­taillierter Forschungen zu Warenströmen, Konjunktu­ren und den im doppelten Sinne handelnden Personen wäre, wurde bis dato aber nicht unternommen.

Mit Hilfe der in der ersten Projektphase gewonnen Erkenntnisse und Erfahrungen im Umgang mit Mas­senquellen wird dieser Quellenbestand seit Februar 2013 in Form einer Online-Datenbank erschlossen.20 Wegen des Umfangs der einzelnen Bände (durch­schnittlich 450 bis 500 Blatt pro Rechnungsbuch) können im Rahmen eines dreijährigen Projekts nicht die gesamten anderthalb Jahrhunderte bearbeitet wer­den. Ediert werden zunächst die beiden Jahrzehnte von 1718 bis 1737, die weitgehend die Regierungszeit Kaiser Karls VI. (1711–1740) abdecken. In dieser Epo­che vollzogen sich bedeutende Weichenstellungen in Richtung Schaffung eines einheitlichen österreichisch-böhmischen Wirtschaftsraumes. Der Erreichung die­ses Zieles sollte vor allem die merkantilistische Zollpo­litik Karls VI. ab den 1720er-Jahren dienen. Die damit verbundene Abschottung gegenüber auswärtiger Kon­kurrenz betraf besonders die Handelsinteressen der oberdeutschen Reichsstädte. Hier wird in Form einer Dissertation empirisch untersucht, inwieweit sich Im­portbeschränkungen tatsächlich auf den Handel nie­derschlugen.21

Neben der Ermittlung allgemeiner Konjunkturen fallen besonders Änderungen im Konsumverhalten wie die Integration von Schokolade oder Tee in den mitteleuropäischen Speiseplan bei Durchsicht der Archivalien ins Auge, aber auch umfangreiche Ma­terialtransporte für die zahlreichen Bauvorhaben, die noch heute die Klöster- und Schlösserlandschaft ent­lang der Donau prägen und ihren Niederschlag in den Mautregistern gefunden haben. Hinzu kommen etwa Informationen zu oberdeutschen Buch- oder Kunst­händlern und den von ihnen in den österreichischen Raum transportierten Gütermengen. Bis zum Frieden von Passarowitz (21. Juli 1718) diente die Donau auch häufig als Transportweg für den Nachschub mit Trup­pen, Ausrüstung und Verpflegung der donauabwärts stationierten Einheiten. Der Fluss war darüber hinaus eine wichtige Reiseroute für Menschen. Wenn es sich um Amtsträger oder Mitglieder höherer Stände han­delte, sind diese oft namentlich benannt oder zumin­dest bezeichnet: Als Beispiele sind der Weihbischof von Passau, der Dechant von Linz, der Verwalter von Neuhaus, der Graf von Starhemberg oder der päpstli­che Nuntius zu nennen. Damit können etwa diploma­tische Reisen ermittelt oder Migrationsbewegungen wie die Auswanderung von Franken und Schwaben ins Reich der Stephanskrone sowie von Bergknappen aus Kufstein in die ungarischen Bergstädte nachge­zeichnet werden.

Mit Hilfe der Datenbank wird es nach Abschluss des Projekts (Laufzeit bis 2016) möglich sein, gezielt nach Schiffmeistern, Kaufleuten und anderen Personen wie Gesandten, Militärs oder Angehörigen des Kaiserhofs, Waren (und deren Mengen) sowie nach Orten zu su­chen. Damit wird ein Wirtschaftsraum hinsichtlich der agierenden Personen und der von ihnen gehan­delten Güter erschlossen, der weit über den engeren Donauraum hinausreicht.

Printversion: Frühneuzeit-Info 25, 2014, S. 244–247.

* Die Publikation entstand im Rahmen des vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) finanzierten Projekts Der Donauhandel in der Frühen Neuzeit. Erschließung und Analyse der Ascha­cher Mautregister: Die Zeit der österreichischen Protek­tionspolitik unter Kaiser Karl VI. (1718–1737) (P 25201– G15). Siehe die Projektwebsite: http://www.univie.ac.at/ donauhandel.

  1. Zu den Vor- und Nachteilen digitaler Editionen im Rahmen des Projekts Der Donauhandel siehe Peter Rau­scher/Andrea Serles/Beate Pamperl: Die Kremser Waag-und Niederlagsbücher. Bedeutung und Möglichkeiten der digitalen Erschließung von wirtschaftshistorischen Massenquellen, in: Pro Civitate Austriae N. F. 17 (2012), S. 57–82, hier S. 24–26.
  2. Projekthomepage mit Online-Datenbanken: http://www.univie.ac.at/donauhandel.
  3. Siehe dazu Andrea Serles: Metropole und Markt. Die Handelsbeziehungen zwischen Nürnberg und Krems/ Donau in der Frühen Neuzeit, Diplomarbeit, Wien 2013.
  4. Roman Sandgruber: Ökonomie und Politik. Österrei­chische Wirtschaftsgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart (= Österreichische Geschichte), Wien 1995, S. 95; Othmar Pickl: Österreichs Stellung im West-Ost- Handel vom 16. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts mit besonderer Berücksichtigung des Handels mit dem Süd­osten, in: Mitteilungen des Bulgarischen Forschungsin­stituts in Österreich 4,2 (= Forschungsgespräch am 9. und 10. Dezember 1980, Österreichs Handel mit Süd­osteuropa und die wirtschaftliche Bedeutung der bul­garischen Länder bis Ende des 18. Jahrhunderts), Wien 1981, S. 35–65, hier S. 37.
  5. Ernst Neweklowsky: Die Schiffahrt und Flößerei im Raume der oberen Donau 1 (= Schriftenreihe des Insti­tutes für Landeskunde von Oberösterreich 5), Linz 1952, S. 41 nennt das Jahr 1778; Hans Halm: Die Entdeckung der Donau als Welthandelsstraße, in: Oberösterreichi­sche Heimatblätter 6,1 (1952), S. 16–24, hier S. 19, berich­tet von einer Expedition von 1768–1771; vgl. ebd., S. 17.
  6. Vgl. u. a. Othmar Pickl: Handel an Inn und Donau um 1630, in: Jürgen Schneider u. a. (Hg.): Wirtschaftskräfte und Wirtschaftswege 2. Wirtschaftskräfte in der euro­päischen Expansion. Festschrift für Hermann Kellen­benz (= Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte 5), [Stutt­gart] 1978, S. 205–243, hier S. 205; Erich Landsteiner: Wien und der Donauhandel, in: Karl Vocelka/Anita Traninger (Hg.): Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert) (= Wien. Geschichte einer Stadt 2), Wien/Köln/Weimar 2003, S. 187–197, hier S. 187.
  7. Vgl. Alfred Hoffmann: Werden – Wachsen – Reifen. Von der Frühzeit bis zum Jahre 1848 (= Wirtschaftsge­schichte des Landes Oberösterreich 1), Salzburg/Linz 1952, S. 231.
  8. Ebd., S. 234f.
  9. Das Projekt Trade in the Age of Mercantilism wurde vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen For­schung (P 22303–G15) und von der Kulturabteilung des Landes Niederösterreich (P–2792) finanziert. Arbeits­stelle des Projekts war das Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit in Krems.
  10. Zu den einzelnen Marktprivilegien vgl. Otto Brunner: Die Rechtsquellen der Städte Krems und Stein (= Fon­tes Rerum Austriacarum III/1), Graz/Köln 1953, insb. Nr. 40, 44, 77, 102.
  11. Eine eingehende Studie über eine Stadtwaage und deren Waagmeister liegt für den österreichischen Donauraum bis dato nur für Linz vor. S. Hertha Awecker: Die Linzer Stadtwaage. Die Geschichte des Waag- und Niederlag­amtes der Stadt Linz (= Sonderpublikationen zur Linzer Stadtgeschichte 3), Linz 1958.
  12. Datenbank abrufbar über: http://www.univie.ac.at/donauhandel/datenbanken/datenbank-krems.
  13. Die Erschließung der Aschacher Mautregister erfolgt im Rahmen des Projekts Der Donauhandel in der Frü­hen Neuzeit. Erschließung und Analyse der Aschacher Mautregister: Die Zeit der österreichischen Protektions­politik unter Kaiser Karl VI. (1718–1737) (P 25201–G15). Vgl. Anm. *. Es ist am Institut für Österreichische Ge­schichtsforschung in Wien angesiedelt und wird in Ko­operation mit dem Oberösterreichischen Landesarchiv in Linz durchgeführt.
  14. Für den österreichischen Raum siehe Otto Stolz: Quellen zur Geschichte des Zollwesens und Handelsverkehrs in Tirol und Vorarlberg vom 13. bis 18. Jahrhundert (= Deutsche Handelsakten des Mittelalters und der Neuzeit 10, Deutsche Zolltarife des Mittelalters und der Neuzeit 1), Wiesbaden 1955; Herbert Hassinger: Ge­schichte des Zollwesens, Handels und Verkehrs in den östlichen Alpenländern vom Spätmittelalter bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts 1: Regionaler Teil, erste Hälfte: Westkärnten–Salzburg (= Deutsche Han­delsakten des Mittelalters und der Neuzeit 16, Deutsche Zolltarife des Mittelalters und der Neuzeit 5), Stuttgart 1987.
  15. Zu Aschach allgemein vgl. Ernst Neweklowsky: Aschach und die Donauschiffahrt, in: Oberösterreichische Hei­matblätter 13 (1959), S. 207–242, hier S. 209; Othmar Hageneder: Die Maut zu Aschach im Mittelalter, in: Miszellen zur mittleren und neueren Geschichte Öster­reichs. Festgabe für Herrn Professor Leo Santifaller an­läßlich seines 60. Geburtstages von den Mitgliedern des 45. Kurses am Institut für Österreichische Geschichts­forschung (Manuskript) Wien 1950, S. 93–108.
  16. Neweklowsky: Aschach und die Donauschiffahrt (wie Anm. 15), S. 210, S. 215.
  17. Pickl: Handel an Inn und Donau (wie Anm. 6).
  18. Franz Fischer: Die blauen Sensen. Sozial- und Wirt­schaftsgeschichte der Sensenschmiedezunft zu Kirch­dorf-Micheldorf bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, Linz 1966, zu Aschach bes. S. 176–181.
  19. Erich Landsteiner: Handelskonjunkturen, in: Vocelka/ Traninger: Die frühneuzeitliche Residenz (wie Anm. 6), S. 201–205, hier S. 204; ders.: Die Kaufleute, in: ebd., S. 205–214, hier S. 209f., und S. 236 Anm. 376.
  20. Siehe: http://www.univie.ac.at/donauhandel/projekte. Ein internationales Referenzprojekt ist die Online-Edi­tion der dänischen Sundzollregister zum Schiffsverkehr zwischen Ost- und Nordsee, die von 1497 bis 1857 (da­von ab 1574 in nahezu vollständiger Serie) überliefert sind. Siehe dazu http://www.soundtoll.nl/index.php/en.
  21. Das Dissertationsthema Der Donauhandel oberdeut­scher Reichsstädte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhun­derts wird von Andrea Serles bearbeitet.

Quelle: http://fnzinfo.hypotheses.org/361

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Wappenbuch Richtental I: Die Handschriften des Wappenbuchs in Ulrich Richentals Konstanzer Konzilschronik

Tina Raddatz und ich beschäftigen uns seit einiger Zeit mit Richentals Wappenbuch –  sie im Rahmen ihrer Dissertation, ich im bescheideneren Rahmen anderer Forschungen. (Ursprünglich wollte ich eigentlich nur das Wappenbuch des Konrad Grünenberg mit seinen möglichen Vorlagen vergleichen; heute, drei Jahre später, finde ich mich mitten in einem neuen, spannenden Forschungsgebiet wieder. Danke, Torsten, Steen, Tina!) Analog zu den Posts zum Grünenberg-Wappenbuch wollen wir in den nächsten Wochen die einzelnen Handschriften und Drucke vorstellen, die sich teilweise massiv voneinander unterscheiden. Die Hoffnung, dass sie die Zahl der bekannten Textzeugen auch hier so explosionsartig vermehrt, habe ich zwar nicht, aber wer weiß. Da die Handschriften in Bezug auf die Wappen viele kleine und weniger kleine Unterschiede aufweisen, die bislang so gut wie gar nicht erforscht wurden, gibt es hier viel zu entdecken. Worum geht es eigentlich? Die Chronik Richentals zum Konstanzer Konzil ist eine einigermaßen einzigartige Quelle, die vier unterschiedliche Elemente kombiniert: Den Text der Chronik, eine große Zahl Illustrationen, ausführliche Teilnehmerlisten (Namenslisten) und eben die Wappen. Die Gewichtung zwischen diesen Teilen schwankt in den einzelnen Überlieferungszweigen (15 Handschriften und drei Frühdrucke insgesamt) stark, es gibt reine Texthandschriften ebenso wie reine Bilderhandschriften, das Wappenbuch kann einen kleinen Teil der Handschrift […]

Quelle: http://heraldica.hypotheses.org/2691

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aussichten. Perspektivierung von Geschichte, March 30, 2015

Neueste Beiträge in ‘aussichten’ Steiner, Benjamin: Die Existentialisten. Gene­ra­tio­nen­geschichte einer Jugendbewegung im Paris der Nachkriegszeit. Mag.arb. [online], LMU München 2004. Gewalt im Mittelalter, hrsg. v. Manuel Braun und Cornelia Herberichs, München 2005 Kaiserbiographien: Trajan Decius (249 – 251 n. Chr.) #jur Übersicht zu den Typologien von Stiftungen im deutschen Recht und v.a. Bayern #ww1 Digitale […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2015/03/5755/

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Ein Attentäter im Visier Fouchés? Dritter Beitrag zur Blogserie Theodor von Hallberg-Broich

In den Berichten der napoleonischen police secrète des Premiere Empire für die Jahre 1804 bis 1805 stellt sich die im vorherigen Beitrag beschriebene Situation um Hallbergs willkürliche Verhaftung nicht nur zeitlich etwas anders dar.

Unter dem Datum des 24. Vendémiaire des Jahres XIII (also Mittwoch, dem 16. März 1804) findet sich unter der Nummer 430, „Événements divers“, folgender stichwortartiger Eintrag, der hier in Übersetzung wiedergegeben werden soll: „Fremder in Mannheim arretiert, den Rhein überquerend: Baron von Halberg (sic!), bayerischer Hauptmann, gemeldet wie gefährlicher Feind unter dem Namen Palbus oder Pulbas.“1

Ein weiterer Eintrag zum „Fall Hallberg“ findet sich nicht acht, aber rund neun Monate später unter dem Datum des 30. Frimaire des Jahres XIII (oder Donnerstag, dem 21. Dezember 1804), Eintragung Nr. 691: „Herr Marschall Moncey zeigt dem Minister den Beschluss des Oberstaatsanwalts des Haut-Cour imperiale an, er hat dem Kommandanten der Gendarmerie von Mont-Tonnerre befohlen, Herrn Halberg (sic!), der des Attentats gegen seine Majestät angeklagt und in Mainz inhaftiert ist, unter sicherem Geleitschutz in die Conciergerie zu überführen.“2

Bis auf einige vor allem zeitliche Unstimmigkeiten lässt sich bis hierher das Bild Theodor von Hallberg-Broichs als durchaus bedeutendem Feind Napoleons aufrechterhalten, den die Geheimpolizei um Joseph Fouché im Visier hatte.

Joseph Fouché, Duc de Otrante, Gemälde vor 1829 [Bild: von École française [Public domain], via Wikimedia Commons; URL: http://www.myartprints.co.uk/kunst/french_school/school_portrait_of.jpg].
Joseph Fouché, Duc de Otrante, Gemälde vor 1829 [Bild: von École française [Public domain], via Wikimedia Commons; URL: http://www.myartprints.co.uk/kunst/french_school/school_portrait_of.jpg].

Dieses Bild wird jedoch mit der weiteren Durchsicht der französischen Berichte und insbesondere der zum Fall Hallberg in den Archives Nationales erhaltenen historischen Dokumente zunehmend fraglicher.

Auf dem Quellenblog „Napoleon auf der Spur – Quellenblog zur napoleonischen Ära in den deutschen Landen“ soll in Kürze ein erstes archivalisches Dokument zum “Fall Hallberg” in Transkription wiedergegeben werden.

1 Wortlaut im Original: „Etranger arrêté, à Manheim, passant le Rhin: Baron de Halberg, capitaine bavarois, signalé comme adversaire dangereux sous le nom de Palbus ou Pulbas.“ Siehe: Ernest d’Hauterive (Hrsg.), La police secrète du premier empire – Bulletins quotidiens adressés par Fouché a l’Empereur 1804–1805, Paris 1908, S. 137–138.

2 Wortlaut im Original: „M. le maréchal Moncey annonce au Ministre qu’à la requisition du grand procureur général près la haute-cour impérial, il a ordonné au commandant de la gendarmerie du Mont-Tonnerre de faire transférer à la Conciergerie, sous escorte sûre, le sieur Halberg, accusé d’attentat contre Sa Majesté et détenu à Mayence.” Siehe d’Hauterive 1908 (wie Anm. 1), S. 217.

Quelle: http://rhad.hypotheses.org/660

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Mehr als Steine und Scherben | Blogprojekt zur Studienreise ins Heilige Land

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Und umso mehr gilt das, wenn mehr als 40 Lehrende und Studierende unterwegs sind, um eine so vielfältige wie geschichtsträchtige Region zu erkunden wie die zwischen Mittelmeer und Jordangraben. Meistens ist es aber so, dass sich Reisen und Erzählen ausschließen, zumindest nur in den seltensten Fällen gleichzeitig gelingen. Eine Ausnahme dieser Regel ist das Blogprojekt “Spurensuche im Heiligen Land“, das die Exkursion der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Mainz (3.-13. März 2015) dokumentiert. Damit auch … Mehr als Steine und Scherben | Blogprojekt zur Studienreise ins Heilige Land weiterlesen

Quelle: http://grammata.hypotheses.org/1312

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mediaevum.net: Die Kanonessammlung Polycarp

http://www.mgh.de/datenbanken/kanonessammlung-polycarp/ Die MGH stellen hiermit ein Typoskript zur Verfügung, das im Rahmen der Forschungen zum Kirchenrecht – insbesondere zu Pseudo-Isidor – entstand, die von Prof. Dr. Horst Fuhrmann initiiert wurden. Einleitung: Einführung zur Internetpräsentation von Horst Fuhrmann. Die Kanonessammlung Polycarp: Typoskript von Uwe Horst aufgrund der Vorarbeiten von Carl Erdmann. Suchen im Text der Kanonessammlung […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2015/03/5752/

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Französische Kartoffel-Publikation

Es ist schon ein paar Jahre her, dass das Adresscomptoir auf die fulminante Kartoffel-Konferenz in Tours verwies; nun ist es höchst an der Zeit, auf die vor vier Jahren erschienene Publikation der Beiträge dieser Konferenz hinzuweisen, die um wohlfeile 20 Euro zu haben ist und u.a. Aufsätze zur Kartoffel in Norwegen und zu Écrire la pomme de terre à l’âge des Lumières enthält:

Ferrière Le Vayer, Marc De/Williot, Jean-Pierre (Hg.): La Pomme de terre de la Renaissance au XXIe siècle. Tours: Presses Universitaires François-Rabelais, 2011, 418 Seiten. [Verlags-Info]

Verlagstext:

Le tubercule d’origine andine qui conquiert l’Europe par petites étapes à partir du XVIe siècle est devenu si commun qu’il est parfois décrit à l’aide d’images stéréotypées. Ce livre entend souligner qu’il est bien autre chose, par la richesse des approches qu’a fait naître un colloque international et pluridisciplinaire entièrement dédié à la pomme de terre, organisé et publié grâce au soutien du CNIPT.

La publication des actes propose un renouvellement historiographique important, par les thématiques qui sont envisagées, les espaces abordés et les périodes chronologiques considérées. Le lecteur trouvera ainsi réunies des communications sur les Amériques, l’Europe et l’Asie. Pour comprendre sa diffusion, les voies de cette innovation alimentaire et l’évolution des formes de sa consommation, plusieurs champs ont été mobilisés. L’histoire rurale et l’histoire urbaine, l’histoire économique et l’histoire des techniques ou encore l’histoire alimentaire sont convoquées dans leurs approches pluriculturelles. L’économie d’une filière et la géographie d’une culture devenue aujourd’hui celle du quatrième produit alimentaire mondial apparaissent dans toute leur ampleur. Enrichi de l’ajout d’un CD audio pour inclure une belle sélection de chansons dédiées à la pomme de terre, l’ouvrage permet donc de dépasser la simple étude d’une ressource potagère et d’une industrie agro-alimentaire.
On y retrouve la présence de la pomme de terre dans des millions d’assiettes, chaque jour, à travers le monde.


Inhaltsverzeichnis:

Partie I. De l’introduction de la pomme de terre en Occident
à sa diffusion en Europe


Paul Delsalle
Les frères Bauhin et la pomme de terre aux XVIe et XVIIe siècles

Jean-Pascal Simonin
Les propositions de panification de la pomme de terre : les contributions des agronomes économistes de la Société d’agriculture du département de l’Indre

Marika Galli
La pomme de terre en Italie : De la littérature agronomique à la cuisine (XVIIIe-XIXe siècles)

David Gentilcore
Changement climatique, famine et réforme de l’agriculture :la culture de la pomme de terre à Pistoia

Marc de Ferrière le Vayer
La sélection variétale et la culture des pommes de terre en France au xxe siècle

Maja Godina Golija
La pomme de terre dans les habitudes alimentaires slovènes : de l’hostilité à la consécration


Partie II. Les représentations de la pomme de terre,des images convenues aux réalités culturelles


Virginie Amilien, Atle Hegnes & Henry Notaker
Du champ cultivé au champ culturel : les transformations de la pomme de terre en Norvège

Carole Faivre
La pomme de terre dans les noms de préparations culinaires en France (du XVIIIe siècle à nos jours)

Alexandre Tessier
De la pomme de terre dans les assiettes du Grand Hôtel de Paris

Béatrice Fink
Écrire la pomme de terre à l’âge des Lumières : de la réalité à l’utopie

Martine Pelletier
De la Grande Famine aux chips Tayto :la pomme de terre et la culture irlandaise

Marjorie Gobin
Histoire, vie quotidienne et folklore autour de la pomme de terre dans le sud du Luxembourg (Belgique), du XVIIIe au XXe siècle

Jean-Marie Moine
La pomme de terre dans la chanson d’expression française

Jean-Paul Barrière
Les baraques à frites dans le Nord de la France depuis le milieu du xixe siècle

Maryann Tebben
French fries et identité française : la frite et les fries en tant qu’objets littéraires et culturels

Pedro Pachaguaya Yujra & Claudia Terrazas
La vie sociale de la pomme de terre en Bolivie

Veronica Mak Sau Wa
La pomme de terre dans les tea cafés de Hong Kong

Partie III. Les marchés contemporains de la pomme de terre et les enjeux sociaux de la consommation


Tammy M. Proctor
Les politiques de la pomme de terre pendant la Grande Guerre en Europe

Jean-Pierre Williot
De la robe des champs au flocon de l’Aisne. L’approvisionnement, le choix et les modes de consommation de la pomme de terre en France (1950-1980)

Hubert Bonin
Frite et troisième révolution industrielle. La pomme de terre globalisée par la chaîne productive structurée autour de McCain et McDonald (1956-2008)

Sanda Renko, Nataša Renko & Krešimir Bošnjak
La stratégie marketing de la pomme de terre en Croatie

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022411735/

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Übersetzung der Koexistenz. Logbuch zur Reise in “Schizophrene Ökologien”

Handbibliothek Doktorandenraum GRK1678, 27. März 2015, 15:58:58.

Handbibliothek Doktorandenraum GRK1678, 27. März 2015, 15:58:58, aufgenommen mit Motorola Moto G.

Dieses Logbuch dokumentiert das Publikationsprojekt “Schizophrene Ökologien. Für eine Gleichstellung fiktionaler Welten” von Dr. Sergej Rickenbacher und Martin Bartelmus. Unter ‘schizophrenen Ökologien’ verstehen wir fiktionale Welten, in denen Versammlungsweisen von nichtmenschlichen und menschlichen Akteuren sowie die modernen und nicht-modernen Prozesse von Welt-Bildung erfahrbar werden. In unserem Publikationsprojekt wenden wir uns literarischen Texten von Arno Schmidt, Christian Kracht und Dietmar Dath zu, die dystopische und postapokalyptische Welten verhandeln.

Doch warum ein öffentliches Logbuch führen?

Die Entscheidung, ein Logbuch über die gemeinsame Arbeit anzulegen und zusätzlich den Lesern des GRK1678-Blog zugänglich zu machen, basiert auf zwei Überlegungen:

1. Das Fahrzeug der Reise: Wissenschaftliche Texte als Artefakte des Kollektivs

Die erste Überlegung knüpft an die methodischen Grundlagen der “Schizophrenen Ökologien” an. Das Projekt orientiert sich methodisch wie begrifflich bei Bruno Latour, der den wissenschaftlichen Text gerade nicht als unproblematischen Bericht über die Ergebnisse eines Experimentes oder einer Studie versteht. In Bezug auf Bruno Latours ‘fünfte Quelle der Unbestimmtheit’ in Eine neue Soziologie für eine neue Gesellschaft verstehen auch wir den wissenschaftlichen Text als Artefakt, das am Ende vieler Operationen steht, um gleichzeitig wieder in die Prozesse des Kollektivs eingespeist zu werden. Die Fabrikation eines wissenschaftlichen Textes ist somit ein Mittler in einer fortlaufenden Kette von Übersetzungen zwischen Beobachter, Daten, Notizen, Entwürfen, Autor, Tastatur, Schriftzeichen, Leser etc.: “Be-schreiben, auf-schreiben, erzählen und das Schreiben von Abschlußberichten sind so unnatürlich, mühselig und komplex, wie es das Sezieren von Fruchtfliegen oder die Beförderung eines Teleskops in den Weltraum sind.”1 Das Logbuch ist konstitutiver Bestandteil einer Akteur-zentrierten Methode, die versucht die Entstehung eines Textes in seiner Komplexität ernst zu nehmen.

Arrangierte Stühle im Doktorandenraum mit Dietmar Daths "Abschaffung der Arten", Suhrkamp Taschenbuch, 27. März 2015, 15:05, aufgenommen mit Motorola Moto G.

Stuhlarrangement mit Dietmar Daths “Abschaffung der Arten” (Suhrkamp Taschenbuch) im Doktorandenraum, 27. März 2015, 15:05, aufgenommen mit Motorola Moto G.

Uns interessieren hier besonders ›Notizbücher‹, die den Weg zum wissenschaftlichen Text dokumentieren sollen. Latour unterscheidet vier verschiedene Formen von Notizbüchern, die wir in eigener Terminologie aufzählen: Logbuch, Karteikästen, Entwürfe und Wirkungsprotokoll. Alle vier Notizbücher berücksichtigen wir auf die eine oder andere Weise im Verlaufe unseres Projektes. Für den Blog-Leser ist vorerst das Logbuch von besonderer Relevanz. Das Logbuch soll zum einen die begangenen Schritte der Reise protokollieren und zum anderen die Veränderungen enthalten, die wir selbst während der Arbeit mit diesen Texten erfahren.

Wir sind also weder neutrale Beobachter noch maliziöse Manipulatoren: Zwischen uns und dem Untersuchungsgegenstand entfaltet sich vielmehr diverse Wechselwirkungen in der Zeit, die zudem von vielen unerwarteten Entitäten zusätzlich dynamisiert oder modifiziert werden. Diese Kollektive (oder Akteur-Netzwerke) umfassen aber nicht nur uns als Autoren und die Romane Schmidts, Krachts und Daths als Untersuchungsgegenstand, sondern zu ihm gehören gleichfalls alle anderen Mitglieder des GRK1678, unsere Computer, deren Software, ja auch unsere Handbibliothek, unsere Tische, unsere Kaffeemaschine, unsere Kantinen oder unser Kiosk. Alle diese Akteure im Kollektiv sind im Normalfall zu einer stummen und geheimen Koexistenz verdammt. Wir erhoffen uns, durch das Logbuch mehr über die kollektive Produktion unserer Texte zu erfahren.

2. Es sind noch Plätze frei! Die Demokratisierung der Wissenschaft

Wieso aber dieses Logbuch auf dem Blog GRK1678 veröffentlichen? Präziser: Wieso ein Logbuch für ein Blog überhaupt erst schreiben? Die Antwort auf diese Fragen entspricht der zweiten Überlegung. Sie ist zweiteilig. Der erste Teil bezieht sich auf die Ziele dieses Blogs: Es hat es sich zur Aufgabe gemacht, nicht nur wissenschaftliche Inhalte zu vermitteln, sondern auch einen Einblick in die Arbeit des GRK1678 zu ermöglichen. Mit der fortlaufenden Dokumentation unseres Publikationsprojektes soll diesem Anspruch nachgekommen werden.

Martin Bartelmus, Büro Postdocs, 14:08, 4. Februar 2015

Martin Bartelmus, Büro Postdocs, 4. Februar 2015, 14:08, aufgenommen mit Motorola Moto G.

Der zweite Teil der Antwort ist wiederum durch Latour inspiriert. Unser Projekt »schizophrene Ökologien« orientiert sich an Latours ‘politischer Ökologie’, die er v.a. in Das Parlament der Dinge entwickelt. Eine zentrale Forderung der ›politischen Ökologie‹ ist ein neuer Wissenschaftler. Er soll nicht mehr als Auserwählter der Gesellschaft eine ko-existierende, aber stumme Außenwelt zum ‘Sprechen’ bringen und die Ergebnisse dieser Tätigkeit als ‘Tatsache’ der Gesellschaft verkünden können. Zum einen seien ‘Tatsachen’ nicht natürlich gegeben, sondern ein verhandelter Konsens, an dem menschliche und nicht-menschliche Akteure gleichermaßen beteiligt waren. Zum anderen sollen, wenn die ‘Tatsachen’ schon ein Verhandlungsergebnis seien, auch die Öffentlichkeit an ihrer Schaffung beteiligt sein. Das Logbuch auf dem Blog übersetzt die wissenschaftliche Arbeit in die Öffentlichkeit und stellt es dem Leser frei, mittels Kommentarfunktion an der Verhandlung teilzunehmen.

Sergej Rickenbacher, Büro Postdocs, 14:08, 4. Februar 2015, aufgenommen mit Iphone 4S.

Sergej Rickenbacher, Büro Postdocs, 4. Februar 2015, 14:08, aufgenommen mit Iphone 4S.

Latours Soziologie und ‘politische Ökologie’ sollen aber nicht naiv übernommen werden (ebenso bildet er nicht die einzige theoretische Grundlage für die “Schizophrenen Ökologien”). Eine Irritation war für uns die Absenz der Literatur- und Sprachwissenschaft in Latours Soziologie und Ökologie. Gerade die Philologien könnten ja kompetent über die Praxis, Poetik und Poiesis von Texten Auskunft geben könnten. Den naturwissenschaftlichen Gestus der Objektivität, den Latour an der ‘Soziologie des Sozialen’ kritisiert, hat die Geisteswissenschaft diese Haltung spätestens mit dem linguistic turn abgelegt. Sie ist sich der Artifizialität ihrer Texte also schon längst bewusst, ohne deswegen den Anspruch auf Genauigkeit aufzugeben. Gerade angesichts des methodischen Bewusstseins für den konstruktiven Aspekt der eigenen Arbeit stellt sich aber die Frage, ob die Übersetzung der Textkonstruktion in eine Öffentlichkeit nicht ebenso dringlich wie für die Naturwissenschaften ist? Wir meinen ja. Im Gegensatz zur Natur- und Sozialwissenschaft wäre aber das Ziel einer solchen Übersetzung nicht die Dekonstruktion falscher ‚Tatsachen’ oder die Demaskierung einer falschen ‘Objektivität’. Vielmehr macht unser Logbuch erstens sichtbar, wie ‘experimentell’ die Literaturwissenschaft verfährt, und legt zweitens offen, wie und ob unsere Argumente funktionieren.

3. Das Ticket lösen: Medialität der Übersetzung

Latour gilt es auf einem zweiten Feld zu ergänzen, denn nicht nur der wissenschaftliche Text ist ein Artefakt. Auch das Logbuch ist keine Abbildung des Arbeitsprozesses. Es ist immer schon ein Medium im Sinne eines Mittlers – und dies nicht nur wegen seiner sprachlichen bzw. bildlichen Erscheinungsformen. Obwohl der Begriff ‘Logbuchs’ weniger vorbelastet als z.B. ein Protokoll ist, entspricht es bereits einem Standard, der das Merk-Würdige vordefiniert. Auch für ein Logbuch gilt, dass es nicht nur ein kausales Zwischenglied, sondern ein aktiver Übersetzer ist. In unserem Vorhaben verkomplizieren weitere Gegebenheiten das Verfassen eines Logbuchs:

Vorschau Artikel auf MacBookPro, Büro Postdocs, 27. März 2015, 16:28, aufgenommen mit Motorola Moto G.

Vorschau Artikel auf MacBookPro, Büro Postdocs, 27. März 2015, 16:28, aufgenommen mit Motorola Moto G.

  • Es existiert nicht nur ein Autor, sondern wir sind immer zwei, wenn nicht mehrere Autoren.
  • Das Blog GRK1678 verlangt nach einer verständlichen Präsentation unserer Einträge und zwingt zu einer Periodisierung. Damit einher geht aber die Gefahr der Ästhetisierung und der Anpassung. Die Intimität und Unmittelbarkeit eines Fahrten- oder Tagebuchs fehlt und der Leser agiert bereits als fiktive Ordnungsinstanz.
  • Für den Leser des Logbuchs besteht die Möglichkeit, zu intervenieren und damit die Reiseroute mitzubestimmen.
  • Wir haben mit dem Publikationsprojekt bereits begonnen. Neben zahlreichen, nicht dokumentierten Gesprächen hielt Martin Bartelmus im Workshop “Spekulation und Verführung” an der Universität Düsseldorf am 23.01.2015 einen Vortrag zu Daths Feldevàye und gemeinsam haben wir eine Bewerbung für den Essayband “Relationen. Essays zur Gegenwart” eingereicht, die einen Exposé, eine Leseprobe und eine vorläufige Gliederung enthielt. Der Zuschlag für den Essayband erhielten wir nicht.

Wie mit diesen medialen Übersetzungen umzugehen ist, können wir zum gegebenen Zeitpunkt nicht sagen. Gleichfalls steht die Form des digitalen Logbuchs noch nicht fest. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird es ohnehin nie ein Formular bilden, das es einfach auszufüllen gilt. Die Wandlungen seiner Form werden Spuren unserer Reise sein. Bisher liegen folgende Parameter vor, die im Verlauf erweitert, ergänzt und modifiziert werden:

  • Das Logbuch auf dem Blog GRK1678 wird alle 14 Tage aktualisiert.
  • Der Aktualisierung geht ein halbstündiges Gespräch der Autoren voraus.
  • Ein zufällig geschossenes Foto illustriert die Gesprächssituation.
  • Menschliche und nicht-menschliche Akteure (z.B. Laptops, Smartphones, Software, Bücher, Handapparat, Drucker, Getränke, Räume etc.) sollen zum Sprechen gebracht werden.

Wohin die Reise führt, ist ungewiss. Über das Ziel kann auch das Logbuch keine Auskunft geben. Aber es erlaubt uns dereinst nachzuvollziehen, wie wir dorthin gelangt sind, und davon ausgehend ein besseres Verständnis unserer kollektiven Produktionen von Texten zu erhalten.

 

  1. Latour, Bruno (2010): Eine neue Soziologie für eine neue Gesellschaft, Frankfurt a.M.: Suhrkamp, S. 237.

Quelle: http://grk1678.hypotheses.org/453

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Ein bisschen Kultur..? Ausstellungsguide 1/2015

Wer sich im letzten Jahr keine Ausstellung aus dem Bereich der Frühen Neuzeit gönnen konnte, muss nicht verzweifeln, denn auch in diesem Jahr gibt es einiges zu unserer Epoche zu sehen.

???????????????????????????????????????????????????Die große badische Landesausstellung bietet den historischen Hintergrund zu den Feierlichkeiten rund um das 300-jährige Jubiläum der Stadt Karlsruhe. Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach (1679 – 1738) steht als Stadtgründer im Mittelpunkt dieser Ausstellung, die ein faszinierendes Bild seiner schillernden Person entwirft. Der im Zeichen des Absolutismus herrschende und mit extravaganten Leidenschaften ausgestattete Herrscher gründete die Stadt, die bis heute seinen Namen trägt, im Jahre 1715, nachdem er sein neues Schloss dort errichten ließ. Die Karlsruher Schlossanlage ist einzigartig und zeugt noch heute von der Pracht der vergangenen Epoche. Erstmals wird die historische Person des Markgrafen in einer Ausstellung beleuchtet und zwar in dem Schloss, das den Anstoß für seine Stadtgründung gab.

„Karl Wilhelm 1679-1738“ vom 9. Mai bis zum 18. Oktober 2015 im Badischen Landesmuseum Karlsruhe

Was wäre die Frühe Neuzeit ohne die Reformation? Einiges, aber sie darf natürlich trotzdem nicht fehlen. Insbesondere, weil das große Lutherjubiläum 2017 immer näher rückt.

In Torgau feiert man aber bereits 500 Jahre Reformation mit einer nationalen Sonderausstellung. Das Renaissancestädtchen zwischen Dresden, Leipzig und Wittenberg war als kursächsische Residenz das politische Zentrum der Reformation. Hier weihte Martin Luther den ersten nach seinen Vorstellungen erbauten protestantischen Kirchenneubau ein. Eine Ausstellung im Schloss Hartenfels, in der Kurfürstlichen Kanzlei und der Superintendentur lässt am historischen Ort mit einzigartigen Kunstwerken, Dokumenten und Kostbarkeiten die Zeit der Reformation wiedererstehen. Einen Sommer lang können die fürstliche Pracht und das Selbstverständnis der Herrscher zur Zeit Martin Luthers erlebt werden.

„Luther und die Fürsten“ vom 15. Mai bis zum 31. Oktober auf Schloss Hartenfels in Torgau

In Mainz liegt das Augenmerk auf dem Einfluss der Ritterschaft auf die Reformation. Die große Sonderausstellung des Landesmuseums Mainz thematisiert den Aufstieg des Franz von Sickingen zum Anführer der Ritterschaft und deren Lebenswelt, Luthers Auftritt vor Kaiser und Reich in Worms, die Vielfalt der adligen Reformation im Reich und in Europa sowie die Stilisierung des von Sickingen zum Helden bis in die Gegenwart hinein.

„Franz von Sickingen und die Reformation“ vom 21. Mai bis zum 25. Oktober 2015 im Landesmuseum Mainz

Die Ausstellung im Trierer Landesmuseum wurde rund um einen archäologischen Fund eines Massengrabes im brandenburgischen Wittstock ersteldetlef-sommer-bldam_3_homepagelt. 125 Soldaten fanden dort nach der Schlacht bei Wittstock mitten im 30-jährigen Krieg ihre letzte Ruhestätte, wodurch ein einzigartiger Fund ermöglicht wurde. Wissenschaftler verschiedener Disziplinen haben die Geschichte rund um das Grab aufgearbeitet und so das Leben der Soldaten greifbar gemacht. In der Ausstellung, die neben historischen Dokumenten, Waffen und Schätzen auch die Schauplätze der Zeit szenisch wiedergibt, sind neben archäologischen Funden auch “Objekte zum Anfassen, Medienstationen, Filme sowie ein zusätzlicher, auf Kinder zugeschnittener Erzählstrang”. Ich freu mich drauf!

„1636 – Ihre letzte Schlacht“ vom 17. April bis 18. Oktober 2015 im Landesmuseum Trier

Zum Schluss noch eine Ausstellung in Dresden aus dem Bereich der Technikgeschichte. Die Präzisionsuhrmacherei in Sachsen wird dem Besucher der Ausstellung anhand von rund 80 Exponaten und drei Biografien näher gebracht. Vorgestellt werden die Werdegänge des Amateurs Johann Heinrich Seyffert (1751–1817) und des Uhrmachermeisters Johann Christian Friedrich Gutkaes (1785–1845). Sie schufen als Pioniere die Voraussetzungen für Ferdinand Adolph Langes (1815–1875), der fernab der großen Uhrenzentren eine Taschenuhrenfabrik in Glashütte gründete. Ein weiteres wichtiges Element für dies Entwicklung wird ebenfalls in der Ausstellung thematisiert: Der Mathematisch-Physikalische Salon als Ort der beobachtenden Astronomie, die auf die Präzisionszeitmessung angewiesen ist.

Neben den eigenen Beständen aus dem Salon des Zwingers werden auch berühmte Chronometer der Geschichte ausgestellt. Computertomografien ermöglichen Einblicke in das faszinierenden Innenleben einiger dieser mechanischen Uhren.

„EINFACH – VOLLKOMMEN. Sachsens Weg in die internationale Uhrenwelt“ vom 18. Februar bis zum 14. Juni 2015 im Mathematisch-Physikalischen Salon im Dresdner Zwinger

 

Quelle: http://frueheneuzeit.hypotheses.org/1982

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