Bayernwahl spezial: Die Starnberger Landtagswahl 1875

Ein Spezialartikel zur Landtagswahl in Bayern, das hatte ich mir vorgenommen. Und es wurde ein anekdotischer Rückblick ins Jahr 1875. Denn in der vergangenen Woche bin ich – eher zufällig – über ein paar Zeitungsmeldungen gestolpert, die einen ganz guten Eindruck davon vermitteln, welche Rolle die Landtagswahlen in einem bayerischen Fischerdorf wie Starnberg spielten. Gefunden habe ich die Meldungen im Starnberger See-Boten, einer Wochenzeitung, die ab 1875 in Starnberg erschien, zunächst eben nur einmal in der Woche (immer samstags), und über allerlei Amtliches und Vermischtes, vornehmlich aus Starnberg und Umgebung, berichtete.

Die erste Meldung mit Bezug zur Landtagswahl findet sich in der Ausgabe Nr. 10 (vom 3. Juli 1875, Seite 1). Dort wird in der Rubrik „Amtliches“ bekanntgegeben, dass es vor der Landtagswahl noch die Möglichkeit gibt, den notwendigen Eid auf die Verfassung abzulegen, und zwar nicht nur im Bezirksamt links der Isar in München, sondern auch in Starnberg selbst – an einem Sondertermin am folgenden Dienstag, im Landgerichtslokal. Gleichzeitig informiert der See-Bote darüber, wer eigentlich wahlberechtigt war: „Wahlfähig ist jeder volljährige Staatsangehörige, welcher dem Staate eine directe Steuer entrichtet, soferne er nicht wegen Verurtheilung der bürgerlichen Ehrenrechte verlustig ist.“

Diese Information war dringend notwendig, denn bereits zehn Tage später, am 15. Juli, fand die Wahl der Wahlmänner statt, die Vorstufe der Landtagswahl sozusagen. Auch dieser Termin wurde wenige Tage vorher im See-Boten (Nr. 11 vom 10.07.1875, S.1) angekündigt. Punkt 8 Uhr morgens sollte es losgehen, und zwar im „Tutzingerhof“ (da bekommt das Wort „Wahllokal“ zumindest mal den richtigen Beigeschmack). Erinnert wurde daran, dass jeder, der wählen wollte, selbst anwesend sein musste: „Stellvertretung [findet] nicht statt“.

Zudem macht der See-Bote klar, welche Auswirkungen der wirtschaftliche Stand auf das Wahlrecht hat: „Jene Personen, welche bloße Einkommensteuer bezahlen, können als Wahlmann nicht gewählt werden, da nach einer hohen Ministerial-Entschließung vom 29. April 1869 die bloße Bezahlung von Einkommensteuer die passive Wahlfähigkeit zum Wahlmann bei den Landtagswahlen nicht begründet.“ (Ebd.) Man musste also auch andere Steuern als nur Einkommenssteuer bezahlen. Der Grundbesitz (und damit die Grundsteuerpflichtigkeit) dürfte es gewesen sein, die einen Bayern zum politisch voll Berechtigten machte. Wer keinen eigenen Grund und Boden besaß, konnte zwar abstimmen, aber nicht selbst Wahlmann sein. Darüber hinaus vermute ich mal: Wirtschaftliche Selbständigkeit dürfte es erst ermöglicht haben, überhaupt an der Wahlversammlung teilzunehmen. Donnerstags morgens um acht waren unselbständig Beschäftigte, auch wenn sie ein ausreichendes Einkommensteueraufkommen hatten, in der Regel wohl nicht so frei, in den Tutzingerhof zu gehen, um ihre Stimme abzugeben.

Nichtsdestotrotz, der See-Bote rief zur Wahl auf – und zu Vernunft und Besonnenheit:

„[A]n die Urwähler Starnberg’s! Mit Riesenschritten rückt jener ernste Tag immer näher an uns heran, wo wir uns zur Wahlurne zu begeben haben um aus unserer Mitte jene Männer zu wählen, welche das Vertrauen besitzen und Einsicht haben, für das Wohl und Gedeihen unseres lieben Vaterlandes entschieden mitzuwirken. Wir sollen deshalb als Staatsbürger die wenigen noch vor uns liegenden Tage nicht gleichgiltig [sic] vorübergehen lassen, ohne nicht auch den großen Wert dieser Wahl in’s Auge zu fassen; es muß deshalb jedem Bürger von uns sehr daran gelegen sein, Männer zu wählen, bei denen man sich überzeugte, daß dieselben nicht nur geistige Befähigung besitzen, sondern nebst dieser Eigenschaft auch einen festen Charakter behaupten und ihre Gesinnungen standhaft vertheidigen um nicht bei jeder Anfechtung ihre Farbe zu wechseln. – Möge diese Wahl eine unbeschränkte sein und nur auf oben Angeführtes Bedacht genommen werden.“ (Ebd.)

Schlussendlich wurde in der nächsten Ausgabe (Nr. 12 vom 17. Juli 1875, S. 1) über den Ausgang der Wahl in Starnberg berichtet. Ganz ruhig, entschlossen und gesittet sei die Wahl verlaufen. Von acht bis elf wurde gewählt, dann war alles vorbei. Offenbar kamen aber auch später noch Wähler, um ihre Stimme abzugeben – ohne Erfolg. Insgesamt wurden 248 Wahlzettel abgegeben, von denen nur 2 ungültig waren. Gewählt wurden Sigmund v. Schab, königlicher Landrichter (der übrigens auch Leiter der Versammlung gewesen war), Xaver Friedl, Ökonom und Bürgermeister der Gemeinde Percha, Joseph Halmburger, Gastgeber, Adalbert Kinzinger, Silberarbeiter, und Simon Popp, Tapezierer. Alle – abgesehen vom Richter – waren, so ist zu vermuten, Selbständige. Und alle waren, wie der Seebote berichtete, Liberale. Auf den ersten Blick stimmte Starnberg also sehr geschlossen ab. Die Meldung im Seeboten verrät aber, dass die Wahl keineswegs so eindeutig war. Denn v. Schab, der die meisten Stimmen erhielt, konnte nur 131 davon auf sich vereinen – bei 246 gültigen Wahlzetteln liegt das nur knapp über der 50%-Marke. Offenbar waren sich also die Starnberger gar nicht so einig, wer sie am besten vertreten könnte, und es scheint doch eine Konkurrenz zwischen Kandidaten gegeben zu haben.

Nun haben wir einiges über die Wahlmänner-Wahlen in Starnberg erfahren. Angesichts der geringen Informationsdichte des See-Boten war die Wahl über immerhin drei Wochen hinweg das Top-Thema im Blatt. Doch mit der Wahl der Wahlmänner war die Berichterstattung erschöpft. Über die eigentliche Landtagswahl am 24. Juli 1875, die durch die Wahlmänner ausgeführt wurde, und ihre Ergebnisse berichtete der See-Bote nicht mehr. Offenbar befand der Herausgeber dieses Thema nicht für ausreichend relevant, um darüber zu berichten und die Ergebnisse zu kommentieren. Die „große“ Politik – Landtagswahl – blieb doch zumindest in der massenmedialen Berichterstattung sehr stark auf das eigene Umfeld bezogen. Es waren die Landtagswahlen in Starnberg, über die berichtet wurde, nicht die im Königreich Bayern. Wann sich das wohl änderte?

Quelle: http://uegg.hypotheses.org/168

Weiterlesen

Historyblogosphere nun Open Access zugänglich

Vorgestern wurde der Band Historyblogosphere freigeschaltet, der demnächst auch auf Papier vorliegen wird und auch als ein Vermächtnis Peter Habers angesehen werden kann:

Haber, Peter / Pfanzelter, Eva unter Mitarbeit von Schreiner, Julia (Hg.): Historyblogosphere. Bloggen in den Geschichtswissenschaften. München: Oldenbourg, 2013.

Damit ist auch mein Beitrag Open Access zugänglich:

Tantner, Anton: Das geschichtswissenschaftliche Weblog als Mittel des Selbstmanagements, in: Haber, Peter / Pfanzelter, Eva unter Mitarbeit von Schreiner, Julia (Hg.): Historyblogosphere. Bloggen in den Geschichtswissenschaften. München: Oldenbourg, 2013, S. 75-87. (PDF)

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/483766903/

Weiterlesen

200 Jahre Völkerschlacht – Was bleibt nach der Eventisierung?

 

Ein Paradebeispiel dafür, wie Kollektive die Deutung der Vergangenheit sinnfällig nutzen, bietet derzeit die Stadt Leipzig. Unter dem Motto „Leipzig 1813 – 1913 – 2013. Eine europäische Geschichte“ widmet sich ein ganzes Gedenkjahr dem Bemühen, den europäischen Einigungsgedanken zu beschwören und TouristInnen in die Stadt zu locken, indem es das „Doppeljubiläum“ der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 und der Einweihung des Völkerschlachtdenkmals 1913 feiert. Die historischen Hintergründe und die Mythisierung der Ereignisse im Laufe der Zeit interessieren dabei offensichtlich nur wenige.

 

Blutige Schlacht, Völkerverständigung oder was?

Preußen, Österreich, Russland und Schweden besiegten in der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 Napoleon: Sachsen und damit Leipzig standen auf dessen Seite und waren Verlierer. Es fielen in dieser wohl größten Schlacht vor dem 20. Jahrhundert nicht nur ca. 90.000 Soldaten, sondern die BewohnerInnen der Stadt waren die Leidtragenden einer daraus resultierenden Typhus-Epidemie. Von daher bestand bei diesen zunächst kein gesteigertes Interesse daran, diese Schlacht erinnernd zu feiern. Die Idee dazu und zu einem nationalen Denkmal hatte der Kriegsteilnehmer und Dichter Ernst Moritz Arndt 1814. Und damit begann die unterschiedliche Deutung des Ereignisses: Während der preußische Oberst von Müffling mit dem von ihm zuerst verwendeten Terminus „Völkerschlacht“ die Truppen absolutistischer Herrscher in einem Kabinettskrieg meinte, sahen patriotische Zeitgenossen darin ein Synonym für den Freiheitskrieg der Völker zur nationalen Emanzipation und sie stellten liberale Forderungen. Doch waren Feiern oder gar ein Denkmal für nationale Einheit und Freiheit bei den restaurativen Kräften nicht erwünscht. Vielmehr ließen diese eigene Völkerschlachtdenkmäler als Herrscherapotheose errichten (z. B. Befreiungshalle Kehlheim, Kreuzberg-Denkmal in Berlin).

Der Wille zum Denkmal

Als 1871 die nationale Einheit schließlich Realität wurde, verblasste die Erinnerung an 1813 schnell, da nun die Schlacht von Sedan im Mittelpunkt stand. Dem wollte der vom Leipziger Architekten Clemens Thieme 1894 gegründete Deutsche Patriotenbund entgegenwirken. Das von diesem realisierte und bei einem mehrtägigen Massenspektakel – erstmals mit Souvenirhandel und Eventcharakter – zum 100-jährigen Jubiläum 1913 eingeweihte Völkerschlachtdenkmal sollte eine Geschlossenheit der nationalen Volksgemeinschaft demonstrieren. Daran schlossen im weiteren Zeitverlauf die NationalsozialistInnen an: Am 125. Jahrestag im Jahr 1938 nutzten sie das Denkmal als Versinnbildlichung der Volksgemeinschaft und die Völkerschlacht von 1813 als Argument für den totalen Krieg. Die SED-Führung leitete nach 1945 die Waffenbrüderschaft zwischen der Nationalen Volksarmee und Roten Armee historisch von der Völkerschlacht her und stilisierte den Ausgang der Schlacht als Sieg des „Volkes“, bis dies schließlich mit der Wiedervereinigung 1990 endgültig obsolet wurde.

Und 2013?

All dies taucht auf der Homepage zum Doppeljubiläum von 2013 kaum auf. Da wird die europäische Identität historisch mit der Völkerschlacht begründet und eine erfolgreiche, in sich stimmige europäische Traditionslinie „Leipzig 1813 – 1913 – 2013“ demonstriert. Die Stadt beschwört den europäischen Zusammenhalt als Erbe und Auftrag für die Zukunft bei einer Podiumsdiskussion mit Künstlern oder bei „Politischen Begegnungen im Herzen Europas“ – die Bundesregierung hat sich übrigens am Festakt nicht beteiligt, was offensichtlich zu Problemen bei der Auswahl standesgemäßer europäischer Politik-Vertreter geführt hat. Ansätze eines kritischen Umgangs mit der Vergangenheit lassen sich auf den ersten Blick an sehr wenigen der ca. 100 Veranstaltungen im Jubiläumsjahr ausmachen: Das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig möchte in einer Ausstellung dem Thema „Helden nach Maß – Dem Gründungsmythos auf der Spur“ Geschichtsbilder der vergangenen Jahrhunderte aufdecken, und in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr findet die für Jubiläen obligatorische wissenschaftliche Tagung statt.

„Kanonenknall und Hausidyll“

Das Gros der Events orientiert sich an anderen Zielen. So wird das frisch restaurierte Völkerschlachtdenkmal von einem Lichtkünstler illuminiert, mit einem Theaterstück „Imagine Europe“ bespielt und dadurch – so die Hoffnung der Veranstalter – von genügend vielen neugierigen Touristen bewundert. Als Publikumsmagnet soll weiter ein „monumentales 360°-Panorama“ mit Soundtechnik des Künstlers Yadegar Asisi sorgen, das den Zustand der Stadt 1813 mit Truppen und Verwundeten präsentiert. Der städtische Fremdenverkehr wirbt mit Rad- oder Videobustouren „zur Völkerschlacht“, mit Nachtwächterrundgang, Monarchenball oder Jubiläumsgolfturnier. Etliche Veranstaltungsthemen wirken eher als Notlösung, denn als ernsthafte Auseinandersetzung mit dem eigentlichen Gegenstand des Jubiläums: „Kanonenknall und Hausidyll“, Kunsthandwerk, Tafelkultur oder Kinderspiele zur Zeit der Völkerschlacht. Schließlich möchten alle örtlichen Vereine vom fetten Ertrag des Gedenkjahres ein Stückchen abhaben – selbst wenn es nur interessierte Besucher sind.
In einer Gedenkwoche „Versöhnung im Zeichen des Glaubens“ wecken rituelle Formen Gefühle: Kranzniederlegungen, Pflanzung von Friedensbäumen, „Europäische Friedensmusik“, Gottesdienste, Friedenscamps und -gebete. Eine symbolische Aufladung erfährt das Gedenkjahr mit dem bewusst gesetzten, offiziellen Endpunkt am Totensonntag. Im krassen Gegensatz dazu stehen die Re-enactment-Events: Patrouillenritte, Exerzierübungen und v. a. Gefechte, dargeboten von „weit über 5.500 Teilnehmern aus aller Welt“. Hier kommt der Verdacht auf, die Mitwirkenden erfreuen sich am Schauder der Völkerschlacht von 1813 – auch wenn pro forma eine Gedenkminute eingelegt wird.

Bagatellisierung

Augenfällig ist am dicken Programmkalender des nunmehr kulturpolitisch und touristisch geprägten Erinnerungsfestes abzulesen: Es wird verschönt, bagatellisiert, ausgewählt. Bleibt nur zu hoffen und zu wünschen, dass dieser Schein trügt und doch genügend Raum für die kritische Reflexion der Geschichte von Völkerschlacht und Denkmal geboten wird.

 

 

Literatur

  • Keller, Katrin / Schmid, Hans-Dieter (Hrsg.): Vom Kult zur Kulisse. Das Völkerschlachtdenkmal als Gegenstand der Geschichtskultur, Leipzig 1995.
  • Schäfer, Kirstin Anne: Die Völkerschlacht, in: Franҫois, Etienne / Schulze, Hagen (Hrsg.): Deutsche Erinnerungsorte, Bd. 2, München 2001, S. 187-201.
  • Thamer, Hans-Ulrich: Die Völkerschlacht bei Leipzig. Europas Kampf gegen Napoleon, München 2013.

Externe Links

 

Abbildungsnachweis
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:1913_Sachsen_3M%282%29.png (lizenzfreie Darstellung).

Empfohlene Zitierweise
Fenn, Monika: 200 Jahre Völkerschlacht – Was bleibt nach der Eventisierung? In: Public History Weekly 1 (2013) 2, DOI: dx.doi.org/10.1515/phw-2013-192.

Copyright (c) 2013 by Oldenbourg Verlag and the author, all rights reserved. This work may be copied and redistributed for non-commercial, educational purposes, if permission is granted by the author and usage right holders. For permission please contact: julia.schreiner (at) degruyter.com.

The post 200 Jahre Völkerschlacht – Was bleibt nach der Eventisierung? appeared first on Public History Weekly.

Quelle: http://public-history-weekly.oldenbourg-verlag.de/1-2013-2/200-jahre-voelkerschlacht-bleibt-nach-eventisierung/

Weiterlesen

Wie alles begann …

Im August 2012 unternahmen Martin Kintzinger und Pierre Monnet gemeinsam mit Rolf Große und Torsten Hiltmann die erste Schritte zur Erstellung einer deutsch-französischen Mediävistendatenbank. Dafür sollte im Rahmen einer Umfrage zunächst erst einmal geprüft werden, ob überhaupt Interesse an einer solchen Initiative besteht. Hier ein Auszug aus dem damaligen Anschreiben


Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,
erlauben Sie uns bitte, Sie heute auf ein neues Format der Wissenschaftskooperation für die Mittelalterliche Geschichte aufmerksam zu machen und Sie zur Mitwirkung daran einzuladen.
Die Internationalisierung von Forschung und Lehre erfährt in der Wissenschaftspolitik
gegenwärtig eine zunehmend größere Beachtung. Der Kooperation zwischen deutschen und französischen Institutionen der historischen Forschung kommt hierbei besondere Bedeutung zu.
Zusammen mit Dr. Torsten Hiltmann (Universität Münster) haben wir eine Initiative
eingeleitet, die der Zusammenführung der Interessen der deutschen und französischen
Mediävistinnen und Mediävisten dienen soll. In einer Datenbank sollen Arbeitsschwerpunkte der Forschung insbesondere zur Geschichte Frankreichs und zur deutsch-französischen Geschichte sowie Kooperationen mit französischen Kolleginnen und Kollegen erfaßt werden.
Die Datenbank soll ein geeignetes Format bieten, um bestehende Interessenkonvergenzen und künftige Kooperationsprofile zu identifizieren.
In der Verbindung des historisch-mediävistischen Arbeitsschwerpunktes innerhalb des an der Universität Münster 2011 gegründeten „Interdisziplinären Frankreich Forums (iff)“ mit dem Institut Français d´Histoire en Allemagne und in Abstimmung mit dem Deutschen Historischen Institut Paris einerseits sowie mit der Société des Historiens Médiévistes de l´Enseignement Supérieur Public (SHMESP) andererseits stellen wir einen institutionellen Rahmen für den Aufbau von Kooperationen zwischen Deutschland und Frankreich auf dem Feld der historischen Forschungen zur mittelalterlichen Geschichte bereit. Für den Aufbau der Datenbank können wir zur Erfassung der Interessenten innerhalb Frankreichs auf die weit entwickelte Datenbank der SHMESP zurückgreifen.

Wir würden uns freuen, wenn Sie unsere Initiative unterstützen und Ihre Angaben für die
Datenbank möglichst bis zum 15. September 2012 bereitstellen könnten. Hierfür haben wir für Sie ein leicht auszufüllendes Online-Formular eingerichtet, das Sie unter folgender
Internetadresse erreichen (bitte klicken):
http://www.uni-muenster.de/iff/dfm/Fragebogen.html
….

Auch wenn die Deadline schon lang überschritten ist, der Link ist noch immer aktiv und besteht auch weiterhin die Möglichkeit, sich einzutragen.

Zum Feedback auf die Inititative mehr im nächsten Beitrag.

 

 

Quelle: http://dfmfa.hypotheses.org/21

Weiterlesen

Historyblogosphere: Das Buch ist da.

Eines der letzten Projekte von Peter Haber war “historyblogosphere“, ein Buch, in dem sich verschiedene Vertreter/innen der Digital Humanities und der Digital History mit dem Phänomen der Weblogs und seiner Implikationen für die Geschichtswissenschaft und die Historiographie befassten. Dieses Buch ist nun unter OA im Oldenbourg-Verlag erschienen und wird in Kürze auch als Printprodukt erhältlich […]

Quelle: http://weblog.hist.net/archives/6711

Weiterlesen

Erste ISSN für Blogs von de.hypotheses vergeben

800px-Issn-barcode-explainedHeute ist ein guter Tag für die deutschsprachige Wissenschaftsblogosphäre: Die ersten Blogs von de.hypotheses haben eine ISSN verliehen bekommen. Das kann gefeiert werden, denn in Deutschland ist das neu. Während in Frankreich die BnF schon seit 2011 ISSN für Blogs verleiht, hatte die Deutsche Nationalbibliothek mit Bezug auf ihren Beschluss von 2002 bisher davon abgesehen. Seit August diesen Jahres jedoch werden auch  themenbezogen Blogs wie andere fortlaufende Publikationen behandelt, die die fünf Voraussetzung des ISSN International Center erfüllen((1)). Die Blogs können nun mit ihrer ISSN in die Bibliothekskataloge aufgenommen werden (was der französische Verbundkatalog SUDOC in Teilen bereits gemacht hat) und werden ebenfalls von der DNB in die Langzeitarchivierung aufgenommen, vorausgesetzt sie haben einen Themenbezug, was bei unseren Blogs ja gegeben ist((2)).

Zu den ersten Blogs, die eine ISSN bekommen haben, gehört das Mittelalterblog und das Blog Digital Humanities am DHIP. Die ISSN sind sowohl in der Fußzeile des Blogs als auch in seinem Katalogeintrag auf OpenEdition angegeben. Die Plattform hat soeben bei der DNB die ISSN für die 50 Blogs beantragt, die bereits in den Katalog von hypotheses aufgenommen sind und deren Standort mit „Deutschland“ angegeben ist. Die Liste ist hier einsehbar. Die Bloggenden werden von uns unterrichtet, wenn die ISSN vergeben wurde.

Weitere Informationen über ISSN finden sich auf der Website der Deutschen Nationalbibliothek: http://www.dnb.de/DE/Wir/Kooperation/ISSN/issn_node.html

________

Abbildung: ISSN Barcode explainedCC-BY-SA 3.0

  1. Siehe dazu den Beitrag im Bloghaus: Claire Vital, ISSN für die wissenschaftlichen Blogs bei hypotheses, 23.2.2012, http://bloghaus.hypotheses.org/14.
  2. Vgl. Website der DNB: http://www.dnb.de/DE/Netzpublikationen/netzpublikationen_node.html

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/1614

Weiterlesen

Peter Haber (†) / Eva Pfanzelter (Hrsg.): History­blogo­sphere – Bloggen in den Geschichtswissenschaften, München 2013

http://www.degruyter.com/viewbooktoc/product/227082 Heute wurde die Online-Ausgabe des Buches “Historyblogogsphere” im #OpenAccess freigeschaltet und die gedruckten Exemplare gingen in den Buchhandel (19,80 €). Das Buch ist in mehrer Hinsicht eine Besonderheit: Zunächst erinnert es an den kürzlich verstorbenen Peter Haber, spiritus rector der Idee und Herausgeber posthum gemeinsam mit Eva Pfanzelter, unter Mitarbeit von Julia Schreiner. Zum […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/09/4687/

Weiterlesen

Uni Oslo: Blinde Studenten nutzen die Digitale Bibliothek im TextGrid Repository

Erfreuliche Nachrichten aus Norwegen: Am FB Deutsche Sprache und Literatur der Universität Oslo (ILOS / Institutt for litteratur, områdestudier og europeiske språk) nutzen blinde und sehbehinderte GermanistikstudentInnen die Digitale Bibliothek im TextGrid Repository erfolgreich als Studienquelle für literarische Primärtexte. Das berichtet uns Christian Janss, Editionsphilologe und Dozent für Deutsche Sprache und Literatur der dortigen Humanistischen Fakultät. Eine große Arbeitserleichterung für alle Beteiligten: Üblicherweise wird mühsam (und mit dem bekannt wechselhaften Erfolg) aus Printausgaben gescannt, anschließend via OCR in durchsuchbares Textformat umgewandelt; mehrere Korrekturgänge inbegriffen. Ein aufwendiges, zeitintensives Verfahren.

Demgegenüber lesen die norwegischen StudentInnen die Texte aus der Digitalen Bibliothek im TextGrid Repository direkt per Braillezeile aus. Scannen, OCR und Korrekturlesen entfallen, ebenso wie das mühsame Zusammensuchen verläßlicher Quellen im Internet; mit dem TextGrid Repository macht eine einzige URL eine große Anzahl verläßlicher, zitierfähiger und durchsuchbarer Primärtexte zugänglich.

Ein toller Anwendungsfall, den wir TextGridler bislang nicht bedacht haben!

220px-Refreshable_Braille_display
Braillezeile

 

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2215

Weiterlesen

Auch Anti-Eurozentrismus kann zur Ideologie werden – Interview mit Jürgen Osterhammel

osterhammelJürgen Osterhammel ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Konstanz. International große Beachtung hat er für sein 2009 erschienenes Buch „Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts“ bekommen. Er erhielt dafür 2009 den NDR Kultur Sachbuchpreis für das beste Sachbuch des Jahres. 2010 wurde Jürgen Osterhammel mit dem Leibnizpreis ausgezeichnet. 2012 mit dem Gerda Henkel Preis. Das folgende Interview ist soeben auf Französisch erschienen in der Revue d’histoire du XIXe siècle, 46 (2013), im Themenheft “L’espace du politique en Allemagne au XIXe siècle“. Jürgen Osterhammel hat die Fragen von Quentin Deluermoz und Mareike König schriftlich beantwortet. Wir veröffentlichen hier die deutsche Originalfassung.

Herr Osterhammel, wie ist die Idee entstanden, ein Buch über die Weltgeschichte des 19. Jahrhunderts zu schreiben und wie lange haben Sie an diesem Opus Magnum gearbeitet?

Bücher dieser Art entstehen in Deutschland im Allgemeinen als Teil mehrbändiger Reihen und auf Initiative von Verlagen. Das war in diesem Fall anders. Ich habe das Vorhaben ganz allein entwickelt und dafür auch niemals die Drittmittelfinanzierung beantragt, die nach der deutschen Praxis eigentlich eine Selbstverständlichkeit gewesen wäre. Das Buch hat drei Wurzeln. Ursprünglich wollte ich eine Geschichte der europäischen Kolonialreiche im 19. Jahrhundert schreiben, merkte dann aber, dass der niederländische Historiker Henk L. Wesseling gerade dabei war, genau ein solches Werk zu verfassen. Also trat ich gewissermaßen die „Flucht nach vorn“ an. Hinzu kam zweitens die Überlegung, dass bei uns schon seit Jahren über die Möglichkeiten von Weltgeschichtsschreibung theoretisch gestritten worden war, aber niemand sich in die Niederungen der tatsächlichen Ausarbeitung begeben hatte. Und drittens wollte ich versuchen, meine Interessen an allen möglichen Aspekten der Geschichte – von der Wirtschaftsgeschichte über die Ideengeschichte bis hin zur Geschichte der internationalen Beziehungen – in einem Buch zusammenzuführen. Die jahrelangen Kämpfe zwischen Sozial- und Kulturgeschichte zum Beispiel schienen mir überholt zu sein. An dem Buch habe ich etwa sechs Jahre lang gearbeitet, allerdings mit langen Pausen, da ich nur relativ kurz von der Lehre befreit war.

In Ihrem Buch betonen Sie die Besonderheit des 19. Jahrhunderts im Hinblick auf die Weltgeschichte. Könnten Sie diesen Punkt erläutern, z.B. im Vergleich zur Globalgeschichte oder zur connected history des 16. bis 18. Jahrhunderts, die stärker die Ausgeglichenheit zwischen den einzelnen Teilen der Welt betonen, während Sie das besondere Gewicht Europas unterstreichen.

Was ich über die besondere Bedeutung Europas im 19 Jahrhundert sage, ist in der Tat von denjenigen kritisiert worden, die uns ermahnen, immer und überall an der „Provinzialisierung Europas“ zu arbeiten. Ich halte einen solchen Standpunkt für dogmatisch und unhistorisch. Auch Anti-Eurozentrismus kann zur Ideologie werden. Die relative Macht militärischer und ökonomischer Zentren muss als Variable behandelt werden. Das ist eine Binsenweisheit für alle, die sich mit Staatensystemen und imperialen Strukturen in der longue durée beschäftigen; die heutigen Weltlage bietet markante Beispiele dafür. Auch verändert sich die Strahlkraft einzelner Zivilisationen. Im 19. Jahrhundert ging der Aufbau großräumiger Kommunikations- und Ordnungssysteme primär von Europa aus. (West)-Europa wurde in vielen Teilen der Welt zum kritisch bewunderten Referenzmodell. In meinem Buch „Die Entzauberung Asiens“ (1998, Neuausgabe 2010) hatte ich das globale „Gleichgewicht“ des 18. Jahrhunderts ausführlich dargestellt. Dadurch ist mir der Kontrast zum 19. Jahrhundert, den Sie erwähnen, besonders deutlich aufgefallen.

 In der Einleitung wie auch in mehreren Kapiteln in Ihrem Buch betonen Sie die Besonderheit der Jahrzehnte von 1860 bis 1880 in diesem weltgeschichtlichen 19. Jahrhundert. Könnten Sie präzisieren, was Sie zu dieser Schwerpunktlegung, die aus dem Blickwinkel der französischen Geschichte besonders ist, veranlasst hat?

Die verschiedenen Periodisierungsmuster, mit denen Historiker immer arbeiten müssen, ohne sie jemals verdinglichen zu dürfen, decken sich auf den verschiedenen Raumebenen nicht. Eine globale Periodisierung ist selbstverständlich eine noch viel stärkere Abstraktion als die chronologische Strukturierung einer einzelnen Nationalgeschichte, für die es viele tiefe Wurzeln in einer gemeinsamen kollektiven Erfahrung gibt, außerdem eine viel wirksamere Mythenbildung. Mir scheint, dass eine wachsende Zahl von Historikerinnen und Historikern zumindest für Europa und die USA in den Jahren um 1880 so etwas wie einen Übergang zur Moderne wahrnimmt. Ich vermeide den Moderne-Begriff, weil er mir analytisch zu vage ist, aber ich denke, dass auf vielen Feldern der beobachtbaren historischen Wirklichkeit in den 1870er und 1880er Jahren neue Strukturbildungen erkennbar sind. Das reicht von der sogenannten Zweiten industriellen Revolution über die Expansion und Effektivierung des Kolonialismus bis zu einer schubartigen Konzentration wissenschaftlicher Innovationen und zu den Anfängen einer ästhetischen Avantgarde. Auch diese Tendenzen – das führt zu Ihrer früheren Frage zurück – gingen vorwiegend vom „Westen“ aus, wurden aber in anderen Teilen der Welt zumindest in ihren Fernwirkungen wahrgenommen, Imperialismus, Kolonialismus und der Ausbau internationaler Märkte direkter als andere.

verwandlung

Es ist bemerkenswert, dass Sie Ihr umfangreiches Unterfangen als Einzelperson vorgelegt haben, gibt es doch einige Synthesen einer transnationalen Geschichte, um bei einer etwas bescheideneren Form zu bleiben, die kollektiv entstanden sind (z.B. die Arbeiten von Thomas Bender über die USA, oder in Frankreich „Histoire du monde au XVe siècle“ von Patrick Boucheron). Gerade für Frankreich ist ein vergleichbares Einzelunterfangen kaum denkbar. Können Sie erklären, für diejenigen, die Ihre Arbeit nicht kennen, worin das Interesse einer Einzelarbeit besteht im Vergleich zu einer kollektiven Arbeit?

Ich möchte Ihnen widersprechen, wenn Sie die moralische Kategorie der Bescheidenheit ins Spiel bringen. Ich glaube nicht, dass sie zu einer Zeit, in der wir lehrenden und forschenden Wissenschaftler von Politikern und Wissenschaftsmanagern täglich neu zur „Innovation“ gedrängt werden, legitim ist. Die wissenschaftliche Kritik sorgt in den Wissenschaftskulturen des Westens verlässlich dafür, dass Unbescheidenheit – oder sagen wir krasser: Hochstapelei – keine Chance hat. Ein historiographisches Experiment kann ebenso scheitern wie ein chemisches im Laboratorium. Da ich gemeinsam mit dem Harvard-Historiker Akira Iriye eine sechsbändige „History of the World“ herausgebe, deren erster Band im Oktober 2012 erschienen ist und die am Ende mehr als 4000 Seiten stark wird, ist mir auch die Arbeitsweise im Autorenteam vertraut. Beide Verfahren haben Vorzüge und Nachteile. Der Einzelautor lebt in ständiger Überforderung und riskiert es, auf manchen Gebieten den neuesten Stand der Forschung zu verfehlen. Andererseits hat er die Gesamtarchitektur eines Werkes besser unter Kontrolle, kann seine interpretierenden Akzente konsistenter setzen und für die Einheitlichkeit des Stils sorgen. Darin unterscheidet sich Weltgeschichtsschreibung in keiner Weise von Synthetisierungen anderer Reichweite. Gerade die französische Historiographie bietet dafür bewunderte Vorbilder, allen voran Marc Blochs „La Société féodale“.

Könnten Sie noch ein paar Worte sagen zum gegenwärtigen Ruf, den Synthesen in der Geschichtswissenschaft haben? In den Jahren 1980 bis 1990 standen diese aufgrund ihres zu umfassenden und essentiellen Charakters stark unter Druck, was zu anderen, eher dekonstruierten Formen der Geschichtsschreibung geführt hat (Wörterbücher, Lexika, Kataloge). Sind Synthesen heute wieder wichtig geworden, vor allem in der Weltgeschichtsschreibung, die ja oftmals als besonders „risikoreich“ dargestellt wird?

Der „Ruf“ von Synthesen im Allgemeinen ist mir gleichgültig. Vielleicht war es eine (mir weniger bewusste) Nebenabsicht meines Buches, ihn zu verbessern. Allerdings können Synthesen immer nur Nebenprodukte sein. Ich halte meine beiden Forschungsmonographien für wichtigere Leistungen als „Die Verwandlung der Welt“. „Risikoreich“ ist eine Synthese nur, was die persönliche Reputation ihres Autors betrifft. Vermutlich wäre ich selbst weniger mutig gewesen, wenn ich nicht eine sichere Stelle als Hochschullehrer hätte und aus dem Alter heraus wäre, in die man sich noch um neue Professuren bewerben kann. Im Übrigen: die in allen Ländern fleißig geschriebenen und veröffentlichten Lehrbücher (oder „textbooks“) sind auch „Synthesen“. Ich habe mich aber ausdrücklich bemüht, nicht aus didaktischen Gründen allzu sehr zu vereinfachen. Nur so erklärt sich der außerordentliche Umfang des Buches, das nicht speziell für Studierende geschrieben wurde.

In Ihrem Buch haben Sie sich für eine originelle Organisation des umfangreichen Stoffes entschieden. Sie sehen von den üblichen räumlich-zeitlichen Strukturen ab und stellen dafür bestimmte Dynamiken und spezifische Themen in den Vordergrund, deren Überlagerung ein komplexes, multidimensionales und originelles Raster hervorbringt, das die Verwandlung der Welt im 19. Jahrhundert ausmachte. Ihr Buch entzieht sich damit den Meistererzählungen und ihren methodischen Ansätzen, die solchen Arbeiten oftmals zugrunde liegen (Teleologie, „große Motoren“, marxistische oder liberale Perspektive etc.). Warum haben Sie sich dafür entschieden?

Sie haben die Verfahrensweise vorzüglich beschrieben oder schon auf ihre Stärken hingewiesen. Das Buch versucht eine mittlere Ebene zwischen einer reinen Materialpräsentation und einer geschlossenen Epochendeutung zu halten. Man hat seine Form als „modular“ beschrieben, ich würde „offen“ vorziehen. Es spart nicht mit Deutungsangeboten, aber es verzichtet auf die rhetorischen Mittel, sie den Lesern aufzudrängen. Deshalb sind alle diejenigen enttäuscht, die nach einer knappen und eindeutigen Gesamtthese suchen.

Auch erscheint Ihre Geschichte im Vergleich zu ähnlichen Arbeiten wie die von Hobsbawm oder Bayly in der Schreibart sehr originell: Ihr Buch ist klar strukturiert (Kapitel, Unterkapitel, 1, 2, 3), die Sätze sind direkt, der Ton neutral, manchmal vielleicht sogar etwas kalt. Die Vorteile für eine effiziente Lektüre liegen auf der Hand (z.B. bei der Vorbereitung von Seminaren). Warum haben Sie sich für diesen sehr objektiven Stil entschieden?

Ich selbst habe den Stil nicht als „objektiv“ empfunden oder bewusst so gewählt, aber ich sehe, dass Sie mit dieser Charakterisierung etwas Wichtiges getroffen haben. Zudem ist das Buch in keiner Weise „narrativ“, obwohl Verlage in ihrer Werbung gerne den klischeehaften Eindruck erwecken, Geschichte werde immer nur „erzählt“. Für mehr Kolorit hätte man noch mehr Platz benötigt. Auch bin ich selbst durch die Schule der Klassiker der Soziologie, vor allem Max Webers, gegangen. Dort kann man Prägnanz lernen.

 Ist eine Übersetzung Ihres Buches ins Französische vorgesehen ?

 Sie ist in Arbeit und wird bei Seuil erscheinen.

Herr Osterhammel, vielen Dank für das Interview.

____________

Rezension von Quentin Deluermoz des Buches “Die Verwandlung der Welt” in der Revue d’histoire du XIXe siècle 45 (2012), http://rh19.revues.org/4423.

Foto: Jürgen Osterhammel, Universität Konstanz; Titel Abbildung “Die Verwandlung der Welt”, Beck Verlag.

Quelle: http://19jhdhip.hypotheses.org/1325

Weiterlesen