Die Tagung „Planlos! Zu den Grenzen von Planbarkeit“ führt vom 28.bis zum 30. August an der Universität Paderborn VertreterInnen der Medien-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften sowie praxisnaher Bereiche wie der Stadtplanung und der Architektur zusammen. Anhand theoretischer Überlegungen und konkreter Beispiele soll … Weiterlesen
Zu Gast bei Yva
Die Arbeitsräume von Fotografin Yva befanden sich in der vierten und fünften Etage des Hauses in der Schlüterstr. 45 in Berlin (heute das Hotel Bogota). (Foto mit freundlicher Genehmigung von Barbara Schledorn ©)
Dass Geschichte nicht in Geschichten, sondern in Bilder zerfalle – eine Feststellung Walter Benjamins –, ist unter Geschichtswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern mittlerweile eine verbreitete Auffassung. Die historische und soziale Relevanz von Bildern, ihre Entstehungs-, Verbreitungs- und Wahrnehmungsbedingungen und nicht zuletzt ihre Bedeutung für die historische Forschung haben Bilder zu einem beliebten Arbeitsmaterial werden lassen. Noch nicht abschließend geklärt ist allerdings die Frage, wie visuelle Materialien in Forschung und Lehre nutzbar gemacht werden können, denn Historiker werden bisher nicht speziell dafür ausgebildet, mit Bildern als Medium zu arbeiten. In diesem Zusammenhang möchte das Online-Portal www.visual-history.de zu einem bedeutenden Arbeitsmittel und Forum für die historische Bildforschung werden. Die Plattform ist Teil des SAW-Verbundprojekts „Visual History.
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Quelle: https://www.visual-history.de/2013/08/22/bericht-auftaktveranstaltung-2013/
Streng geheim? Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck als Freimaurer
Die Freimaurerei stellte im geselligen 18. Jahrhundert einen der bedeutensten Geheimbünde dar. Zahlreiche bekannte Adlige, Intellektuelle und Kaufleute bevölkerten die freimaurerischen Logen, die sich seit Beginn des Jahrhunderts von Großbritannien aus rasch auf dem Kontinent verbreitet hatten. Auch nach der Französischen Revolution von 1789, die entgegen vieler anders lautender Verschwörungstheorien nicht von den Freimaurern geplant worden war, sondern insbesondere die französische Freimaurerei in eine tiefe Krise führen sollte, riss das Interesse an den Logen und den in ihnen gepflegten Ritualen nicht ab. Der Adel, der im Ancien Régime noch stark die Logen frequentiert hatte, wich um 1800 jedoch mehr und mehr der aufstrebenden bürgerlichen Elite.
Das Engagement Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dycks, der nach dem Einmarsch der Franzosen vom Altgrafen zwischenzeitlich zum einfachen “Citoyen” geworden war, innerhalb der napoleonischen Freimaurerei ist somit durchaus auffällig. Hierbei ist zu beachten, dass Napoleon die Logen für seine Sache zu nutzen wusste und sie letztlich sogar durch seinen Archichancelier Cambacérès beaufsichtigen ließ.
Ein Beitrag der Netzbiographie fragt nach den Gründen, die Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck dazu veranlassten, diesem “diskreten Netzwerk” beizutreten. Dabei zeichnet sich ab, dass es nicht nur politisches Kalkül war, das ihn zur freimaurerischen “Arbeit” berief.
Martin Otto Braun
Quelle: http://rhad.hypotheses.org/221
Gedenken 2.0 – Das Forschungsprojekt „Holocaust Websites“ (Teil 1)
In ihrem Gastbeitrag stellt Eva Pfanzelter, Assistenzprofessorin am Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck, ihr aktuelles Forschungsprojekt „Holocaust Websites“ vor. Im ersten Beitrag gibt die Autorin einen Überblick über das Thema. Zu Beginn der 1990er Jahre sprach der französische Kulturhistoriker … Weiterlesen →
Lexikon zur Computergeschichte: Advanced Technology Format – AT-Format
Rezensionsüberblick 7/2013 | #HistMonast
Seit Dezember erscheint hier auf dem Gemeinschaftsblog “Ordensgeschichte” ein monatlicher Rezensionsüberblick, zu dessen Erstellung alle Interessierten herzlich eingeladen sind. Für den nun folgenden Überblick über Rezensionen, die im Juli 2013 online erschienen sind, wurden sehepunkte, H-Soz-u-Kult, recensio.net, H-Net Reviews, Reviews in History, H-ArtHist, histara, The Medieval Review, IASLonline, Concilium medii aevi und die Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte ausgewertet; die Zusammenstellung muss sich aber künftig natürlich nicht darauf beschränken. Wer sich in Zukunft beteiligen oder Ergänzungen anbringen möchte, ist herzlich eingeladen. Die Rezensionen [...]
Kotau – die chinesische Ehrbezeugung
In Kreuzworträtseln wird regelmäßig nach Ausdruck für eine “chinesische Ehrbezeugung” gefragt. Gemeint ist damit der so genannte Kotau. Der Begriff leitet sich vom Chinesischen ketou 磕頭 (“mit dem Kopf auf den Boden schlagen”) ab. Dieser Ausdruck kam in der Song-Zeit (960-1279) in Gebrauch. Davor war seit der Han-Zeit (206 v.-220 n. Chr.) der Ausdruck koutou 叩頭 dafür gebräuchlich.[1]
In dem von A. C. Burnell und Henry Yule im späten 19. Jahrhundert zusammengestellten Hobson-Jobson. A Glossary of Colloquial Anglo-Indian Terms and Phrases liest man dazu:
“the salutation used in China before the Emperor, his representatives, or his symbols, made by prostrations repeated a fixed number of times, the forehead touching the ground at each prostration. It is also used as the most respectful form of salutation from children to parents, and from servants to masters on formal occasions, &c.”[2]
Wilkinson weist darauf hin, dass diese Form der Ehrbezeugung im traditionellen China ursprünglich nicht so unterwürfig gewesen wäre, wie es vor allem die ab der Wende zum 19. Jahrhundert entstandenen britischen Berichte über China häufig vermittelt hätten. Das Zeremoniell wurde zu einer Zeit eingeführt, als man in China beim Sitzen noch auf dem Fußboden kniete.[3]
Noch in der Qing-Zeit (1644-1911) war der Kotau fixer Bestandteil bei kaiserlichen Audienzen – damals in der Form sangui jiukou 三跪九叩, d. h. “dreimal verbeugen und neunmal mit der Stirn den Boden berühren.” Diese Ehrbezeugung lief wie folgt ab: die zur Audienz Vorgelassenen hatten niederzuknien und zunächst dreimal mit der Stirn den Boden zu berühren. Anschließend mußten sie sich erheben. Das Ganze wurde dann noch zwei mal wiederholt und anschließend wurde den in Audienz Empfangenen gestattet, sich zurückzuziehen.[4]
- Vgl. dazu Endymion Wilkinson: Chinese History. A Manual. Revised and enlarged (Cambridge, Mass., 2000) 106.
- Stichwort “Kotow, Kowtow”; vgl. dazu die Online-Version in den Digital Dictionaries of South Asia der University of Chicago. Vgl. auch Encyclopaedia Britannica, 11. Aufl., Bd. 15 (1911) 922: “Kowtow, or Kotou, the Chinese ceremonial act of prostration as a sign of homage, submission, or worship. The word is formed from ko, knock, and tou, head. To the emperor, the ‘kowtow’ is performed by kneeling three times, each act, accompanied by touching the ground with the forehead.”
- Wilkinson: Chinese History, 106. Zur “westlichen” Sicht auf diese Form der Ehrbezeugung und die dadurch ab dem späten 18. Jahrhundert entstandenen Spannungen in chinesisch-”westlichen” vgl. James L. Hevia: “‘The ultimate gesture of deference and debasement’: Kowtowing in China. In: Michael J. Braddick (Hg.): “The Politics of Gesture: Historical Perspectives” Past and Present, Supplement 4 (2009) 212-234.
- Vgl. Wilkinson: Chinese History, 106 f.
Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/707
Erfahrungsbericht über das Verfassen eines WP-Artikels
Das Verfassen eines Wikipedia-Artikels hatte ich mir zu Beginn des Seminars einfach vorgestellt. Entsprechend war meine Meinung über die Qualität und Nutzbarkeit von WP-Artikeln für die literaturwissenschaftliche Praxis nicht besonders hoch. Diese muss ich zum Teil, nachdem ich selbst einen Artikel verfasst habe (Ideenreportage), revidieren: Abgesehen von den technischen Hürden (HTML) hat auch das Verfassen des Artikels, vornämlich die Verweise auf die Quellen, mehr Zeit in Anspruch genommen als ich gedacht hätte. Das hat mein Vorurteil – jeder kann WP-Artikel schreiben und daher haben sie für die wissenschaftliche Praxis keinen Wert – zum Teil aufgehoben. Denn um einen Artikel zu verfassen, muss man abgesehen von der Kenntnissen zum Thema, worüber man einen Artikle verfassen möchte, bereit sein, sich mit der HTML-Sprache auseinanderzusetzen – auch wenn nur Grundkenntnisse genügen und Wikipedia Einem Hilfestellung bietet (Wikipedia-Hilfe)-, man muss in seinem Artikel ausreichende Quellennachweise einfügen und der Vollständigkeit halber Verlinkungen zu anderen WP-Artikeln herstellen.
Vornehmlich die Quellennachweise entscheiden meines Erachtens über die Seriösität eines Artikels, da sie zum Einen die Basis für den Artikel bilden und zum Anderen dem Leser die Möglichkeit geben, bei Bedarf den Inhalt des Artikels zu überprüfen bzw. zu rekonstruieren. Das ist der entscheidende Punkt, der meine Einstellung zu Wikipedia als literaturwissenschaftliches Instrument geändert hat: Als Nutzer habe ich die Möglichkeit – über den Aufbau und den Inhalt des Artikles hinaus – mir anhand der Bibliographie und der Versionsgeschichte ein Bild über die Kompetenz sowie das Wissen des Artikel-Autors bzw. Autoren zum Thema des Artikels zu machen.
Mein Fazit ist daher: Wikipedia ist wie jede Quelle kritisch zu nutzen und bietet Transparenz in Blick auf seine wissenschaftlliche Brauchbarkeit (Quellennachweise, Versionsgeschichte etc.); dennoch würde ich WP-Artikel nur mit Einschränkung als Ausgangspunkt, als Möglichkeit, sich einen ersten Überblick über ein Thema zu verschaffen, in der literaturwissenschaftlichen Recherchepraxis empfehlen.
Von Emotionen gefangen
Die kolorierte Federzeichnung, die das Blog überspannt, stammt aus einer Handschrift (Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. germ. 389, fol. 044v, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg389/0100, um 1256) des mittelhochdeutschen, 1215/16 von Thomasîn von Zerclaere verfassten Lehrgedichtes Der Welsche Gast.
Zu sehen ist eine alte, den Geiz (erge) verkörpernde Frau, die auf einer Truhe sitzt. Sie gibt dem Reichtum (rihtum) ihre rechte Hand und gebietet ihm, den reichen Mann zu ihr zu bringen (zeuh mirn her). Er kommt diesem Gebot nach und befiehlt seinerseits dem Reichen, den er an einem Strick hinter sich her zieht, ihm zu folgen (wolge mir). Der reiche Mann (der reich) fügt sich seinem Schicksal (ich muz iz tun), da er zugleich von der Habgier (girde) mit einem Stock angetrieben wird (ile drat du saumst dich).
Das Bild findet sich im dritten Buch des Welschen Gastes, das sich inhaltlich mit dem Reichtum und den an ihn gebundenen, negativen Emotionen (Geiz, Habgier, Hochmut, Angst, Hass und Zorn) auseinandersetzt. Einen guten Überblick über das Werk Der Welsche Gast bietet das Teilprojekt B4 des ausgelaufenen SFB 496 der WWU Münster.
Der Brand von Glogau (1631)
Am 24. Juni 1631 kommt es in Glogau zur Katastrophe: Eine Feuersbrunst bricht aus und erfaßt in wenigen Stunden fast die ganze Stadt. Schon wieder ein Ort, der in diesen unruhigen Zeiten in Asche gelegt wurde, könnte man sagen: Wo ist das Besondere an diesem Fall? Glogau (oder Großglogau, wie die Stadt in diesen Zeiten meist genannt wurde) war die Heimatstadt von Andreas Gryphius. Nun hatte dieser schon einige Jahre zuvor versucht, den Kriegsereignissen und ‑bedrückungen auszuweichen. Doch im Jahr 1631 war er in seine Heimat zurückgekehrt und wurde so Zeuge des Stadtbrands.
Was genau in der schlesischen Stadt passiert war, erfahren wir aus dem Bericht eines kurbayerischen Gesandten. Dieser hielt sich im Frühjahr 1631 in Prag auf und informierte von dort aus Kurfürst Maximilian in München über die aktuellen Entwicklungen in den kaiserlichen Erblanden. Am 5. Juli berichtete der Gesandte über die Ursache des Brands in Glogau: „Am St: Johannes tag, hat herr obriste Wachtmaister von Schaumburg, weill Er ein Creizherr, ein banchet gehalten, ist das feur in der Kuchel entstannden, vnnd zumallen die heiser maistens von holz, ist in wenig stunden, ausser des Schloß, die Statt in Aschen gelegt worden.“ (BayHStA, Dreißigjähriger Krieg Akten 260 fol. 42 Ausf.)
In diesen Wochen und Monaten intensivierten sich die Kämpfe der Kaiserlichen gegen die Schweden. Letztere rückten nicht nur, nachdem sie ihre Position in Pommern ausgebaut hatten, nach Mecklenburg und in die Mark Brandenburg vor, sondern griffen mehr und mehr auch nach Schlesien aus, stießen hiermit also in die kaiserlichen Erblande vor – eine Entwicklung, die man in Wien mit wachsender Sorge betrachtete. Gerade die Städte standen im Mittelpunkt solcher Vorstöße, und der Name Glogaus tauchte in den Berichten aus diesen Wochen immer wieder mal auf. Daß nun im Zuge solcher Überfälle und Kämpfe auch einmal eine Stadt in Flammen aufging, war nicht ungewöhnlich. Aufgrund der Nachricht des kurbayerischen Gesandten wissen wir aber nun sicher, daß im Fall Glogaus keine kriegerischen Verwicklungen zur Katastrophe geführt haben. Vielmehr war es offenbar ein Küchenunfall oder eine Unachtsamkeit, die sich im Zuge eines Banketts ereignete.
Natürlich war dies kein Trost für die Glogauer, die erst 1615 den letzten Stadtbrand hatten erleben müssen. Auch für Gryphius, der damals 16 Jahre alt war, wird dieses Ereignis eine prägende Wirkung gehabt haben. Wenige Jahre später, 1637, erlebte er im schlesischen Freystadt erneut einen Stadtbrand, ein Ereignis, das er dann in der „Fewrigen Freystadt“ beschrieb. Auch in diesem Fall war es wohl eine Unachtsamkeit, die die Feuersbrunst ausgelöst hatte. Für Gryphius und seine Zeitgenossen war der rote Hahn auf dem Dach eines von vielen Schicksalschlägen, die immer wieder vorkamen, neben Seuchen, Hungersnöten und Kriegsdrangsalen.
Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/227