Wie Gewaltbilder erschließen?

Tote Männer auf dem Rücken auf einem Feld; im Hintergrund einige Personen zu Pferde oder stehend, schwarz-weiß.
Eines der zeitlich ersten und überaus bekannten Gewaltbilder ist Timothy O’Sullivans A Harvest of Death von 1863 – eine Ikone, die die Monstrosität des Krieges aufzeigen sollte und ein passendes Beispiel, um theoretische Überlegungen nachzuvollziehen.

Quelle: https://visual-history.de/2025/08/29/lehmann-wie-gewaltbilder-erschliessen/

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Über: Marlene Streeruwitz: „Handbuch gegen den Krieg.“

[1] Marlene Streeruwitz „Handbuch gegen den Krieg.“ ist zugleich ein Handbuch für den Frieden, für die (Menschen-)Liebe, für die Demokratie, für die Grundrechte.[2] Das „Handbuch“ hat rund 80 Seiten Text, und auch das Großoktav-Format überrascht bei einem „Handbuch“. Man hat es noch nicht aufgeschlagen, da hat es schon irritiert. Es ist in Ganzleinen gebunden und kostet 19,90 Euro. Letzteres signalisiert, dass es sich nicht um eine Schrift für das schnelle und vielleicht nur einmalige Lesen handelt.[3] Rein äußerlich erinnert mich das Buch an Voltaires „Dictionnaire philosophique portatif“ (1764), das in ähnlicher Weise auf ein damals wohlbekanntes Format (Dictionnaire) rekurrierte und dann doch schon beim ersten Anblick irritierte.[4] „Irritation“ ist positiv gemeint. Schon die allererste Begegnung muss irritieren. Das trägt dazu bei, das Lesen und Nachdenken zu einem produktiven Prozess werden zu lassen.

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Quelle: https://wolfgangschmale.eu/ueber-marlene-streeruwitz-handbuch-gegen-den-krieg/

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Ukrainische „Nachtwache“

Ukrainische „Nachtwache“

 

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine, den die russischen Streitkräfte unter der bewusst nebulös gehaltenen Bezeichnung als „militärisch-technische Sonderoperation“ mit ihrer Invasion am 24. Februar 2022 begonnen haben, wird auch in einer globalisierten medialen Öffentlichkeit als sogenannter Kommunikations-Krieg ausgetragen – darüber sind alle Kommentare und Analysen einig. Auf diesem Kriegs-Schauplatz kommt der Darstellung und Deutung der Ereignisse mittels visueller Medien eine zentrale Bedeutung zu: Auch diese Feststellung wird nicht nur weithin geteilt, sie beeinflusst deren Auswahl aufgrund des Referenzrahmens, den sie für die Deutung des Geschehens zur Verfügung stellen.

Allein die Fülle des Bildmaterials, das seit Kriegsbeginn täglich angeboten wird, lässt einen Überblick über eine (wie auch immer definierte) Gesamtheit der visuellen Kommunikation derzeit nicht zu. Hier soll deshalb ein Motiv herausgehoben werden, dem in allen Analysen ebenfalls eine zentrale Bedeutung zugeschrieben wird: der Repräsentation der beiden Spitzenpolitiker als zentraler Akteure, des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und seines russischen Gegenübers, Wladimir Putin. Diese Auswahl kann und will eine notwendige Analyse der Kriegsberichterstattung im engeren Sinn nicht ersetzen und will deren verstörende Bilder, die uns täglich erreichen, nicht verdrängen: Sie richtet das Augenmerk bloß für einen Moment auf jene Akteure, die Schlüsselrollen in deren Deutung einzunehmen versuchen.

Die Auswahl dieses Bildmotivs – die Porträts der zentralen Akteure – folgt dabei nicht bloß der allgemein und weithin konstatierten Personalisierung von Politik in medialen Öffentlichkeiten, sondern auch deren Zuspitzung aufgrund der militärischen Befehlsstrukturen im Kriegsfall: Aufgrund ihrer ultimativen Entscheidungsgewalt wird ihnen besondere Aufmerksamkeit gewidmet, die in Analysen der handelnden Personen und ihrer vermuteten Motive ebenso zum Ausdruck kommt wie in ihrer (damit verbundenen) visuellen Dauerpräsenz.

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Quelle: https://visual-history.de/2022/04/11/pribersky-ukrainische-nachtwache/

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Ukrainische „Nachtwache“

Ukrainische „Nachtwache“

 

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine, den die russischen Streitkräfte unter der bewusst nebulös gehaltenen Bezeichnung als „militärisch-technische Sonderoperation“ mit ihrer Invasion am 24. Februar 2022 begonnen haben, wird auch in einer globalisierten medialen Öffentlichkeit als sogenannter Kommunikations-Krieg ausgetragen – darüber sind alle Kommentare und Analysen einig. Auf diesem Kriegs-Schauplatz kommt der Darstellung und Deutung der Ereignisse mittels visueller Medien eine zentrale Bedeutung zu: Auch diese Feststellung wird nicht nur weithin geteilt, sie beeinflusst deren Auswahl aufgrund des Referenzrahmens, den sie für die Deutung des Geschehens zur Verfügung stellen.

Allein die Fülle des Bildmaterials, das seit Kriegsbeginn täglich angeboten wird, lässt einen Überblick über eine (wie auch immer definierte) Gesamtheit der visuellen Kommunikation derzeit nicht zu. Hier soll deshalb ein Motiv herausgehoben werden, dem in allen Analysen ebenfalls eine zentrale Bedeutung zugeschrieben wird: der Repräsentation der beiden Spitzenpolitiker als zentraler Akteure, des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und seines russischen Gegenübers, Wladimir Putin. Diese Auswahl kann und will eine notwendige Analyse der Kriegsberichterstattung im engeren Sinn nicht ersetzen und will deren verstörende Bilder, die uns täglich erreichen, nicht verdrängen: Sie richtet das Augenmerk bloß für einen Moment auf jene Akteure, die Schlüsselrollen in deren Deutung einzunehmen versuchen.

Die Auswahl dieses Bildmotivs – die Porträts der zentralen Akteure – folgt dabei nicht bloß der allgemein und weithin konstatierten Personalisierung von Politik in medialen Öffentlichkeiten, sondern auch deren Zuspitzung aufgrund der militärischen Befehlsstrukturen im Kriegsfall: Aufgrund ihrer ultimativen Entscheidungsgewalt wird ihnen besondere Aufmerksamkeit gewidmet, die in Analysen der handelnden Personen und ihrer vermuteten Motive ebenso zum Ausdruck kommt wie in ihrer (damit verbundenen) visuellen Dauerpräsenz.

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Quelle: https://visual-history.de/2022/04/11/pribersky-ukrainische-nachtwache/

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Themendossier: Bilder des Krieges in der Ukraine

Themendossier: Bilder des Krieges in der Ukraine

 

„Ukrainian Girl“ – Frau in Berlin am Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine, 24. Februar 2022. Fotograf: Lewin Bormann, Quelle: Flickr, Lizenz CC BY-SA 2.0

Mariupol, Irpin, aktuell Butscha – der russische Überfall auf die Ukraine seit dem 24. Februar 2022 führt zu immer neuen grauenvollen Bildern dieses völkerrechtswidrigen Krieges. Mit jedem Ortsnamen werden wir von nun an die verstörenden Fotografien von den Frauen aus der angegriffenen Geburtsklinik in Mariupol, die tote Mutter mit ihren beiden Kindern in Irpin und die ermordeten Zivilist:innen auf den Straßen von Butscha vor Augen haben.



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Quelle: https://visual-history.de/2022/04/06/themendossier-bilder-des-krieges-in-der-ukraine/

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Bilder vom Krieg im Minutentakt

Menschen auf der Flucht aus der Ukraine: zwei Frauen und ein Kind, jeweilMenschen auf der Flucht aus der Ukraine: zwei Frauen und ein Kin, eingehüllt in eine Decke

Menschen auf der Flucht aus der Ukraine im Februar/März 2022. Fotograf: Fabian Ritter für FOCUS Magazin ©

Christine Bartlitz: Sie gehören beide der Bildredaktion des Nachrichtenmagazins „Focus“ an. Momentan erhalten Sie täglich eine Vielzahl von Fotografien vom Krieg in der Ukraine und seinen grauenvollen Folgen. Woher stammen diese Bilder?

 

Nadine Kurschat: Der Großteil der Bilder kommt über die großen Nachrichtenagenturen, mit denen wir vertrauensvoll zusammenarbeiten. Zusätzlich erhalten wir Angebote von einzelnen Fotograf:innen. Einige von ihnen sind mit Kriegsbeginn in die Ukraine gefahren, um vor Ort zu berichten.

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Quelle: https://visual-history.de/2022/04/04/bartlitz-kurschat-seidlitz-focus-bilder-vom-krieg-im-minutentakt/

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Journalismus in Kriegszeiten

Journalismus in Kriegszeiten

n-ost ist ein Netzwerk von Text- und Fotojournalist:innen sowie Expert:innen vor allem aus Ost- und Mitteleuropa sowie aus Deutschland.

Das Journalisten-Netzwerk n-ost existiert seit 15 Jahren mit Sitz in Berlin-Kreuzberg und hat sich gegründet, um die deutsche und westeuropäische Berichterstattung über Osteuropa zu verbessern. Inzwischen initiiert die Medien-NGO verschiedene Projekte zu grenzübergreifenden europäischen Themen zu Auslandsberichterstattung und Medienkompetenz mit Schwerpunkt im östlichen Europa. Ganz aktuell startet gerade die monatliche Newsletter Publikation EUROPEAN IMAGES mit einem fotografischen Schwerpunkt.

 

Stefan Günther ©

Der Fotograf Stefan Günther hat nach einem Design-Studium und freiberuflicher fotografischer Tätigkeit den Bildbereich von n-ost seit 2012 aufgebaut. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine am 24.

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Quelle: https://visual-history.de/2022/03/28/guenther-bartlitz-journalismus-in-kriegszeiten/

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In Limbo Ukraine 2013-2021

In Limbo Ukraine 2013-2021

Tarutyne, Ukraine, 2014: Fotograf: Florian Bachmeier © mit freundlicher Genehmigung
Fast symbolisch beschreibt diese Landschaftsaufnahme die Entscheidung, die sich vielen Menschen in der Ukraine stellt: die eigene Heimat zu verlassen oder weiter in der Unsicherheit, Leid und Angst zu leben.

„IN LIMBO“ zeigt Florian Bachmeiers Fotografien, die von 2013 bis 2021 in der Ukraine entstanden sind. Die Bilder beschreiben die Lebenswelten und Landschaften dieser Region. Den Aufnahmen gelingt es, die historischen und gesellschaftlichen Prozesse bis in die Gegenwart sichtbar zu machen. Bachmeiers Porträts zeichnen dabei auch die psychologischen und sozialen Auswirkungen von politischen Konflikten, militärischer Gewalt und vielfacher Umbrüche auf die Menschen nach.

Der Titel „IN LIMBO“ bezieht sich auf den in der katholischen Theologie entsprechend bezeichneten äußersten Höllenkreis, in welchem sich diejenigen Seelen aufhalten, die ohne eigenes Verschulden aus dem Paradies ausgeschlossen worden sind.

In Limbo.

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Quelle: https://visual-history.de/2022/03/07/bachmeier-in-limbo-ukraine-2013-2021/

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Book Review: “Legacy in Stone: Syria before War” by Kevin Bubriski

Book Review: “Legacy in Stone: Syria before War” by Kevin Bubriski

Cover: Church of St Simeon, Northwestern part of Aleppo, Syria, 2003: Kevin Bubriski, “Legacy in Stone: Syria before War”, powerHouse Books, New York 2019 ©

My two visits to St. Simeon, once in the rain and another day in sunshine, let me see the moods of the architecture and its rich spiritual resonance, an echo of the multitudes of pilgrims and practitioners who visited and inhabited this sacred space.
(Kevin Bubriski, Legacy in Stone, p. 161)

 

Last autumn, a friend sent me a link coupled with a question: Have you seen this? The link and her question referred to “Legacy in Stone: Syria before War” by Kevin Bubriski. I recall, shamefully, my cold reaction, back then, thinking that it was another lamentation of the cultural loss in the country. In brief, wise people say: “You should never judge a book by its cover.

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Quelle: https://visual-history.de/2020/11/23/book-review-legacy-in-stone-syria-before-war-by-kevin-bubriski/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=book-review-legacy-in-stone-syria-before-war-by-kevin-bubriski

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Kontrollverlust

Kontrollverlust

Sie habe versucht, das Bild unsichtbar zu machen, gestand die Fotografin Nina Berman 2016 in einem Vortrag über ihr Hochzeitsfoto einer jungen Frau mit einem schwer verletzten Veteranen aus dem Irak-Krieg: „It’s a very strange thing”, so Berman, „to have fought really hard in my career to make a story known about a subject that people were trying to hide, which is the human cost of war, and then feeling that I need to keep this picture, which I know is a very powerful picture, under wraps because for me the viral experience was very crass.“[1]

2016 lag der Zeitpunkt der Aufnahme „Marine Wedding“, von der Berman sprach, bereits zehn Jahre zurück. Das Foto war 2007 in der Kategorie „Porträts“ als World Press Photo of the Year ausgezeichnet worden.[2] Seitdem ist es in den USA, in zahlreichen europäischen Ländern, darunter auch Deutschland, in Ausstellungen und Ausstellungskatalogen zu sehen.[3] Die Fotografin wurde immer wieder eingeladen, über das Bild, seine Entstehungsgeschichte, die Abgebildeten und auch über Reaktionen von Betrachter*innen zu sprechen;[4] viele Zeitungen berichteten darüber.[5] Spätestens mit Suzannah Biernoffs Studie „Portraits of Violence“ von 2017 ist „Marine Wedding“ auch Gegenstand wissenschaftlicher Forschung geworden. Für viele Amerikaner*innen, so Biernoff, sei das Foto ein „ikonisches Bild“ des Kriegs im Irak geworden.[6]

„Marine Wedding“ hat Bermans Arbeit, in der sie stets künstlerisches und politisches Statement miteinander verknüpft, weit über die professionelle Fotocommunity hinaus bekannt gemacht.

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Quelle: https://visual-history.de/2020/07/27/kontrollverlust/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=kontrollverlust

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