GAG54: Die erste Rektorin einer deutschen Universität

Quelle: https://www.geschichte.fm/podcast/zs54/

Weiterlesen

Boten des Kolonialreichs. Opernhäuser als sozialer Raum in Algerien, 1830-1882

Am 12. November 1830 – knapp vier Monate nach der französischen Einnahme Algiers – ordnete der machthabende General Clauzel an, dass in der Stadt ein Theater gebaut und mit italienischen Opern bespielt werden möge. In der Folge entwickelte sich in der Kolonie eine lebhafte Theater- und vor allem Opernlandschaft: zunächst in Algier (etwa im 1853 eröffneten Théâtre Impérial), dann auch in anderen algerischen Städten .

Rund um den Opernbetrieb existierten verschiedene Netzwerke, die sich mit der fortschreitenden Landnahme Frankreichs auch nach Algerien ausweiteten. Die Einbindung der Kolonien in ein solches Netzwerk hatte für diese imperiale Peripherie weitreichende Folgen. Opernhäuser waren Teil einer Reorganisation des kolonialen Raumes und verdeutlichten die neue Ordnung. Gleichzeitig dienten sie als Mittel zur Rechtfertigung der Herrschaft und zur Rückbindung an die Metropole.

Die Théâtre Impérialgeplante Arbeit nimmt ihren Ausgangspunkt in der Annahme, dass es sich bei Opernhäusern nicht um rein funktionelle Gebäude zum Kulturkonsum handelt, die in einer separaten Sphäre losgelöst von ihrem Umfeld existieren.

[...]

Quelle: http://19jhdhip.hypotheses.org/2780

Weiterlesen

Katja Kullmanns Überlegungen zur Prekarität

Für die aktuelle Ausgabe von Kritisch-Lesen.de hat Katja Kullmann eine lesenswerte Rezension von Didier Eribons Buch "Rückkehr nach Reims" verfasst, die interessante Überlegungen zu den verschiedenen Ausprägungen von Prekarität enthält; die Nähe vom journalistischen zum wissenschaftlichen Prekariat liegt auf der Hand. Die abschließenden Passagen daraus lauten:

Eine spezifische heutige Dialektik wird bei Eribon indes kaum erwähnt – aber sie könnte der Anknüpfungspunkt sein, von dem aus linke Kräfte weiterdenken sollten. Die Dialektik besteht darin, dass viele derjenigen, die heute reich an Bildung und Benehmen sind, ökonomisch oft so schlecht dastehen wie ihre proletarischen Zeitgenoss_innen. Die Stichworte lauten etwa „Selbstausbeutung“,, „Honorardumping“, „Kreativwirtschaft“ und „Wissenschafts-Misere“. Ein Hilfsarbeiter, der keinen anerkannten Schulabschluss hat, aber eine Festanstellung in einem Warenlager, erzielt mitunter ein höheres Jahreseinkommen und ist auch in Sachen Rente und Gesundheit vielleicht besser abgesichert als ein „freelancender“, „aufstockender“ oder sonst wie wechselhaft beschäftigter freier Journalist mit Doktortitel, der sich von 80-Euro-Auftrag zu 80-Euro-Auftrag hangelt. Beide mögen letztlich gleich viel (oder gleich wenig) Geld zur Verfügung haben. Was sie unterscheidet: Der eine hat Möglichkeiten, über den anderen zu schreiben – sich quasi über ihn zu erheben. Und er kann sich seine eigene Existenz schön reden und etwaige eigene Kränkungen in ästhetische Formen gießen, in ein Buch oder wenigstens ein »geliktes« Instagram-Tagebuch: (...)

Eindringlicher als Eribon hat es lange schon niemand mehr aufgezeigt: Die Verteilungskämpfe der Gegenwart und nahen Zukunft werden sich verstärkt auf dem Bourdieuschen „weichen“ Kapitalmarkt abspielen.

[...]

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022589941/

Weiterlesen

1686 – Hamburgs heißer Herbst

Die Wirren Hamburgs der 1680er Jahre sind heute fast vergessen. Dabei erlebte die Hansestadt eine der turbulentesten Phasen ihrer Geschichte: der Bürgermeister wurde aus der Stadt gejagt, Kaufleute fürchteten um ihr Hab und Gut und fremde Mächte belagerten die Stadt. – Von Florian Tropp

Am 4. Oktober 1686 war die gesamte Hansestadt Hamburg auf den Beinen. Jeder Bewohner wollte noch einen letzten Blick auf die beiden Männer werfen, die in den vergangenen zwei Jahren Hamburgs Politik geprägt hatten: der Reeder Cord Jastram und der Kaufmann Hieronymus Snitger. Gemeinsam hatten sie und ihre Gefolgsleute die Stadt in den Monaten zuvor auf den Kopf gestellt und sogar den Senat entmachtet. Nun, da die hanseatischen Eliten die Zügel wieder fest in der Hand hielten, übten sie grausame Rache.



[...]

Quelle: http://www.hh-geschichten.uni-hamburg.de/?p=3143

Weiterlesen

Ein Brief und zwei Reisen nach Spanien

Das Schreiben an Kaiserin Maria Anna (1606-1646), von dem hier die Rede sein soll, führt eine wichtige Funktion der Kaiserin vor Augen, über die wir im allgemeinen aber nur selten Informationen finden: Wie bei allen Fürstinnen zählte die Unterstützung von Hilfsbedürftigen zu ihren Obliegenheiten. Arme und Kranke, Witwen und Waisen, verabschiedete Soldaten oder mittellose Studenten und bedürftige Geistliche, aber auch langjährige Hofbediente wandten sich an sie mit der Bitte um finanzielle Unterstützung oder Fürsprache bei der Bewerbung um eine Stelle oder ein Hofamt.

Christliche Nächstenliebe und Mildtätigkeit waren dabei für die Fürstin allgemein nicht nur Bestandteil eigener Frömmigkeit, sondern auch Teil ihrer Vorbildfunktion für Untertanen hohen und niedrigen Standes. Wenn sich in jedem Jahr Dutzende, ja Hunderte von Personen mit Bitten um Almosen oder sonstigen Beistand an die Kaiserin wandten, war das Ausdruck ihrer hervorgehobenen sozialen Position – Fürstinnen und Fürsten waren aus Sicht der Zeitgenossen zu standesgemäßer Milde und Almosenspende geradezu verpflichtet.

Leider sind direkte, schriftlich vorgetragene Bitten an die Kaiserin kaum überliefert. Nur für eine kurze Zeitspanne aus den Jahren 1636 und 1637 haben einige Hundert solche Suppliken1 an Kaiserin Maria Anna, die Gemahlin Kaiser Ferdinands III.2, überlebt.

[...]

Quelle: http://kaiserin.hypotheses.org/126

Weiterlesen

Ein Treffen geistlicher Reichsfürsten in Köln

Der militärische Sturmlauf Gustav Adolfs ab dem Jahr 1631 zerstörte nicht nur die kaiserliche Vorherrschaft im Reich, sondern zwang auch viele katholische Reichsstände dazu, ihre Territorien zu verlassen: Exil fanden viele von ihnen in der Reichsstadt Köln. Das überrascht nicht, denn die Stadt am Rhein galt nicht nur als kaisertreu und katholisch, sondern war zudem auch gut befestigt. Im Laufe der Jahre flüchteten eine ganze Reihe von geistlichen Reichsständen nach Köln, unter ihnen der Kurfürst von Mainz, die Fürstbischöfe von Worms, Würzburg und Osnabrück sowie der Fürstabt von Fulda und die Fürstäbtissin von Essen. Da auch viele Domkapitulare aus den betroffenen Hochstiften sowie Mitglieder vieler Ordensgemeinschaften Zuflucht innerhalb der Kölner Mauern suchten, erschien die Stadt in diesen Jahren katholischer und klerikaler denn je. Hans-Wolfgang Bergerhausen hat in seiner monumentalen Studie zu „Köln in einem eisernen Zeitalter. 1610-1686“ dieses Phänomen beschrieben (S. 101-110).

Bedeutsam war vor allem, daß viele hochrangige Reichsfürsten wie die oben genannten vertreten waren. Sie machten Köln in diesen Jahren zu einem „Zentrum des katholischen Reichs“ (Bergerhausen).

[...]

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/994

Weiterlesen

NPL-Rezension von Wolfgang Göderles „Zensus und Ethnizität“

In der aktuellen Ausgabe von Neue Politische Literatur (61.2016, S.304f) rezensiere ich folgendes Buch:

Göderle, Wolfgang: Zensus und Ethnizität. Zur Herstellung von Wissen über soziale Wirklichkeiten im Habsburgerreich zwischen 1848 und 1910. Göttingen: Wallstein, 2016.

Die wichtigsten Passagen meiner Rezension:

Durchgängiges Merkmal der Arbeit ist die Anwendung des Vokabulars der von Bruno Latour und seinem Team entwickelten Akteur-Netzwerk-Theorie; dieses beherrscht Göderle souverän und setzt es auch systematisch ein; er kann damit überzeugend die Fruchtbarkeit dieses Ansatzes für die Analyse historischen Verwaltungshandelns klarmachen, warum allerdings in einer zentralen Schlussfolgerung plötzlich ein Begriff Lacanscher Psychoanalyse („Herrensignifikant“, S.280) Verwendung findet, bleibt unklar, genauso wie die pointilistische Bezugnahme auf den Kittlerschen Begriff der Aufschreibesysteme überflüssig erscheint, da diese an keiner Stelle weiter entfaltet wird.
Generell gilt, dass die vorliegende Studie an einem Missverhältnis zwischen theoretischem Apparat und präsentierten Quellenbefunden leidet: Letztere beruhen in erster Linie auf gedrucktem Material wie Gesetzestexten, Durchführungsbestimmungen, publizierten Sitzungsprotokollen sowie Zeitschriftenartikel und obwohl der Autor an verschiedenen Stellen darauf zu sprechen kommt, dass eine „enorme Menge an Archivalien“ (S. 148, vgl. auch 226) vorliege, injiziert er diese seiner Arbeit nur in sehr homöopathischen Dosen.

[...]

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022589838/

Weiterlesen

Zum Tag der Daten-Einheit

Als würde die Literaturgeschichte uns nicht schon vor genug ungelöste Rätsel stellen, dekuvrierte Frank Fischer im Gemeinschaftsblog weltliteratur.net letzte Woche ein weiteres: Bei Studien zu Datumsangaben in literarischen Werken fiel ihm auf, dass diese in unterschiedlichen Übersetzungen teilweise deutlich voneinander abweichen. Er trägt eine ganze Reihe solcher Beispiele zusammen und stellt schließlich die Frage, ob sie bloß das Resultat einer Serie von Versehen sind, oder ob es vielleicht Gründe dafür gibt, dass Übersetzer|innen die von den Autor|innen vorgegebenen Daten mutwillig veränderten. 

Die Übersetzer sind so frei?

Zahlen, so meint man, sprechen eine deutliche Sprache, die in allen Übersetzungen gleich lauten müsste. Dass dem nicht immer so ist, zeigt Frank am Beispiel von Shakespeares Othello:  Dort wurde offenbar der Einhaltung des Versmaßes höhere Priorität eingeräumt wurde als der Nennung der exakten Zahl von Galeeren (106 statt 107, witzigerweise innerhalb eines Gesprächs, wo niemand sich über den tatsächlichen Umfang der Flotte im Klaren ist). Eine solche Erklärung ist jenseits von Lyrik und Versdramen eher untauglich – weshalb aber verändern sich Zahlen und Datumsangaben auch im Übersetzungsprozess von Prosa?

20030614-204 Marseille Château d'If From Ferry
Castell D’If By wpopp  CC-BY-SA-3.

[...]

Quelle: http://texperimentales.hypotheses.org/1813

Weiterlesen

Neue Open Access-Zeitschrift: Administory

Mit 1. Oktober ging eine neue geschichtswissenschaftliche Zeitschrift online, deren Beiträge Open-Access verfügbar sind:

Administory: Zeitschrift für Verwaltungsgeschichte setzt gewissermaßen das 2008 eingestellte "Jahrbuch für europäische Verwaltungsgeschichte" (JEV) fort und erscheint einmal jährlich. Das Thema der ersten Ausgabe lautet "Verwaltungsgeschichte im Dialog/Administrative History in Dialogue".

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022589726/

Weiterlesen