Der Zweite Weltkrieg in Skandinavien in deutschen Lehrbüchern – 1961 und heute

  Ein Besuch auf der Leipziger Buchmesse hat mich auf eine Literaturgattung aufmerksam gemacht, die oft Gegenstand harter – und oft grenzüberschreitender – Auseinandersetzung über die “richtige” Geschichtsdarstellung gewesen ist: Lehr- und Geschichtsbücher. Während ich an einer Vielzahl von Lehrbuchverlagen vorbeiging, erinnerte ich mich an einen Zeitungsarikel der norwegischen Aftenposten aus den frühen 1960er Jahren. Darin forderte der Autor – ganz nach dem Titel des Artikels »Hårdt tiltrengt revisjon av lærebøkene i de tyske skoler« (21. Januar 1961) – eine Korrektur der deutschen Geschichtsbücher. Unter anderem kritisierte der Artikel “die unkorrekte Darstellung des Überfalls [auf Norwegen und Dänemark 1940, Anm. RZ]” sowie die apologethische Erklärung zur Besetzung der nordischen Nachbarn. Auf besonderes Unverständnis stieß das völlige Weglassen von detaillierteren Schilderungen zum deutschen Terror und dem Besatzungsregime in Norwegen. Dies habe ich zum Anlass genommen, mir die aktuellen Lehrbücher zweier großer Verlage auf genau diese Kritik hin anzuschauen. Ich wollte wissen, wie der Überfall auf die skandinavischen Länder während des Weltkrieges in den heutigen Schulbüchern dargestellt wird und welchen Umfang die Beschreibung der anschließenden Besatzungsherrschaft einnimmt. Vorweg sollte ich noch erwähnen, dass die beiden Beispiele weder repräsentativ für alle Geschichtsbücher auf dem deutschen Büchermarkt sind, noch dem stark förderalen Bildungssystem der Bundesrepublik mit all seinen verschiedenen Lehrplänen Rechnung tragen. Mir kommt es daher eher auf die Tendenzen der Aussagen als den genauen Wortlaut an. Das erste Werk, das ich mir anschaute, war Geschichte und Geschehen, Oberstufe Gesamtband des Klett-Verlags. Hier wird der Überfall (und nur dieser) in drei Zeilen abgehandelt. So heißt es unter der Überschrift Deutschlands Führung verrechnet sich in Europa: “Um sich wichtige Rohstoffe für die Rüstungsindustrie gegen einen möglichen britischen Zugriff zu sichern (schwedisches Eisenerz), überfiel Deutschland im April 1940 die neutralen Staaten Dänemark und Norwegen.” (S. 426) Weitere Verweise auf das Besatzungsregime habe ich nicht gefunden (kann diese aber auch nicht 100% ausschließen, schließlich konnte ich die Lehrbücher nur an einem Messestand durchsehen). Als Vergleichsexemplar habe ich das Geschichtslehrbuch Kursbuch Geschichte (Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern) des Cornelsen-Verlages herangezogen. Unter den Unterpunkt Eroberungs- und Besatzungspolitik heißt es wieder auf drei Zeilen [sic]: “Bevor das Deutsche Reich seine Offensive im Westen eröffnete, besetzte die Wehrmacht Dänemark und Norwegen, um die Nordflanke sowie die für die Kriegsführung notwendige Versorgung mit Erzen abzusichern.” (S. 449) Wieder konnte ich keine Hinweise auf die eigentliche Besatzung oder wenigstens einen Verweis auf weiterführende Informationen entdecken. Stattdessen dominieren in den Geschichtsbüchern die Geschehnisse an der Ost- und Westfront. Skandninavien wird mehr oder minder ausgeklammert bzw. nur am Rande erwähnt. Leider hatte ich bisher keine Möglichkeit diese Textstellen mit anderen deutschen Lehrbüchern aus den ersten Nachkriegsjahrzehnten zu vergleichen. In Anbetracht der Fülle an Material, das die Autoren in nur wenigen Seiten überblicksartig darzustellen versuchen, ist die Kürze der Beschreibung nicht überraschend. Dennoch laden auch heute noch die deutschen Lehrbücher zur gleichen Kritik ein, die bereits vor über 50 Jahren im Aftenposten-Artikel aufgeführt wurde. Zumindest findet man keine Anspielung auf die “Race-to-Scandinavia”-These allá Walther Hubatsch (siehe letzter Post). Leider versäumen auch heutige Geschichtsbücher, auf die Rolle des Zweiten Weltkriegs für die Selbst- und Deutschlandwahrnehmung unserer skandinavischen Nachbarn einzugehen. Im Allgemeinen sollten die Deutschlandbilder unserer unmittelbaren Nachbarn im Unterricht Einzug halten, um die nationale Nabelschau im Geschichtsunterricht weiter entgegenzuwirken und ein europäisches Geschichtsverständnis zu fördern. Weniger überraschend, aber nicht minder enttäuschend ist die fehlende Differenzierung zwischen den Besatzungsverläufen in Norwegen und Dänemark. Dies ist eine Disparität, auf die in beiden Ländern großen Wert gelegt wird und in Deutschland zu oft unterschlagen wird. (1) (1) Vgl. Dahl, Hans F., et al. (Hrsg.): Danske tilstander, norske tilstander – Forskjeller og likheter under tysk okkupasjon 1940-45, Oslo: Forlaget Press, 2010.    

Quelle: http://umstrittenesgedaechtnis.hypotheses.org/23

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Der Weg zur Quelle: Die erste Forschungsreise nach Frankreich – Interkulturelle Erfahrungen auf ungewohntem Terrain

Telse Först In den letzten Jahren werden in der Forschung vermehrt Fragen zur transnationalen Geschichte in den Blick genommen. Damit ist es für HistorikerInnen auf diesem Gebiet unumgänglich, die alltägliche Arbeit in Archiven und Bibliotheken auf neue Felder über nationale … Weiterlesen

Quelle: http://netzwerk.hypotheses.org/1325

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Der Weg zur Quelle: Die erste Forschungsreise nach Frankreich – Interkulturelle Erfahrungen auf ungewohntem Terrain

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Quelle: http://netzwerk.hypotheses.org/1325

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Warhols „Stillies“ damals und heute

Zwischen 1964 und 1966 sind in Andy Warhols Factory 472 drei Minuten lange „Screen Tests“ entstanden. Gefilmt wurden Künstler, Schauspieler, Musiker, Intellektuelle etc. entweder auf Einladung Warhols oder bei einem Gelegenheitsbesuch in der Factory. Gerard Malanga, Warhols Assistent, über die Entstehung der „Screen Tests“: „There were so many different things happening at the Factory, between painting and making movies and whatever other projects we were doing, that it really wasn’t a priority. In fact, just to do a ‚Screen Test’ really became a kind [...]

Quelle: http://dtforum.hypotheses.org/213

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“Silence is sexy”

“Silence is sexy” lautet der Titel des achten Albums und dessen Titelstücks der Industrial Band Einstürzende Neubauten, das 2000 erschienen ist. Im Gegensatz zu John Cage versuchen sich die Neubauten in ihrem Stück nur begrenzt an der Stille in der Musik. Als Alexander Hacke, eines der Bandmitglieder, in einem Interview auf den Einwand der Kritiker angesprochen wurde, die Einstürzenden Neubauten seien zu verkopft, antwortete er: “Unsere Musik ist sexy (…). Mit rein intellektuellen Konstrukten können wir nichts anfangen.” Hier setzt das Jahresthema 2011/2012 “Silence. Schweigen” am Deutschen Forum für Kunstgeschichte und das begleitende Blog an. Wir nähern uns dem Thema Schweigen theoretisch, etwa seiner Ikonographie und Typologie. Wir sind eine internationale Gruppe Stipendiaten, die sich aus Doktoranden und Postdocs verschiedener geisteswissenschaftlicher Disziplinen (Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft, Filmwissenschaft und Philosophie) zusammensetzt. Unter der Leitung von Professor Andreas Beyer und Laurent le Bon (Centre Pompidou Metz) diskutieren wir seit September 2011 in Workshops mit Gastwissenschaftlern und in unserem regelmäßig stattfindenden Atelier de lecture über das Thema Schweigen. Überdies schreibt jeder Stipendiat/ jede Stipendiatin an einer Qualifikationsschrift. Unsere Gedanken, Beobachtungen und beispielsweise auch Netzfunde werden in diesem Blog festgehalten und hoffentlich weiter diskutiert werden. Da wir eine internationale Gruppe sind und sich dies im Blog spiegeln soll, werden wir, unsere Gastwissenschaftler und sehr gerne Gastbeiträger hier in ihrer Sprache schreiben. Ab September übernimmt die nachfolgende Gruppe das Blog und wird an dieser Stelle ein neues Thema bearbeiten. Da das Blog sich folglich nicht nur einem Thema widmet, rekurriert dessen Titel “Atelier des Petits Champs” auf den Ort, an dem wir gemeinsam nachdenken. Vor wenigen Monaten ist das Deutsche Forum für Kunstgeschichte aus den Räumlichkeiten an der place des Victoires in das Hôtel Lully in der rue des Petits Champs umgezogen. Wir wünschen eine anregende Lektüre und freuen uns auf die Diskussion im virtuellen Raum! Anika Meier und Matthieu Somon   “Silence is sexy”, tel est le titre de l’album et d’une chanson du groupe de rock Indus Einstürzende Neubauten sortis en 2000. Au contraire de John Cage, les membres du groupe taquinent la limite qui sépare la musique du silence, sans la franchir irréversiblement. Quand Alessandro Hacke, l’un des membres du groupe, fut interrogé sur ce qu’il pensait des critiques qui soutiennent que les Einstürzende Neubauten sont trop sophistiqués, il répondit : “Notre musique est sexy (…). Les concepts purement intellectuels ne nous parlent pas.” C’est au séduisant thème du silence que se consacre ce blog volubile et amusé de son paradoxe: attirer l’attention, discourir sur l’absence de paroles, explorer les théories du silence, son iconographie et ses typologies. Ce blog est l’espace d’expression des boursiers du Centre allemand d’histoire de l’art, postdocs et doctorants en histoire de l’art, du cinéma, philosophie, et littérature, tous venus de pays différents et réunis pour un an autour d’un thème annuel. Pour l’année 2011-2012, les neuf boursiers travailleront autour du “Silence. Schweigen” dans l’art, sous la direction du Professeur Andreas Beyer et de Laurent Le Bon (Centre Pompidou Metz), et ce dans des conditions enthousiasmantes – un rapide coup d’œil au site du DFK permettra d’apprécier ne serait-ce que la beauté du lieu, qui abrite les ateliers de lecture et les conférences grâce auxquels les boursiers peuvent se réunir et réfléchir en concert sur le thème annuel. Que trouvera-t-on dans ce blog? Les contributions spontanées et passionnées des boursiers du Centre allemand d’histoire de l’art, mais aussi les participations de scientifiques et artistes éminents, venus du monde entier et tous sensibles au sujet. Cet espace virtuel se veut aussi une réserve d’images, de textes, de liens mais aussi de sons qui ont trait au silence. Ce blog aspire enfin à susciter de nouvelles collaborations, et accueille toute proposition jugée stimulante dans le domaine du silence. Il est enfin à l’image des boursiers qui l’animent: polyglotte, chaque contributeur écrivant dans la langue de son choix. À compter du mois de septembre 2012, la génération suivante de boursiers du DFK prendra la relève du blog et travaillera en ce lieu sur un sujet annuel distinct. C’est pourquoi le nom de ce blog ne contient nulle allusion au sujet qui rassemble cette année les boursiers, mais rappelle le lieu qui accueille leurs réflexions communes, le Centre allemand d’histoire de l’art ayant transféré ses locaux parisiens de la place des Victoires à l’Hôtel Lully, sis rue des Petits Champs. Nous souhaitons une stimulante lecture à nos visiteurs et les encourageons vivement à participer au blog. Anika Meier et Matthieu Somon  

Quelle: http://dtforum.hypotheses.org/40

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“Was heißt und zu welchem Ende…?” Net-Working und das wissenschaftliche Werk – Überlegungen zu Möglichkeiten und Grenzen eines universalhistorischen Blogs

Anton F. Guhl Es ist eine grundsätzliche Frage: Ist Wissenschaft, die ihre Ergebnisse nach geduldigem Studium in umfassenden Analysen durch das sorgfältige Prüfen von Thesen und Antithesen gewinnt, kompatibel mit dem schnelllebigen, hybriden und oft unverbindlichen Medium des Weblogs? Publish … Weiterlesen

Quelle: http://netzwerk.hypotheses.org/1114

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Junge Hamburger Geschichtswissenschaft – Zur Geschichte einer Vortragsreihe

Anna-Maria Götz und Christa Wetzel Im laufenden Wintersemester 2011/12 findet die Vortragsreihe „Junge Hamburger Geschichtswissenschaft“ (JHG) zum vierten Mal an der Universität Hamburg statt. Alle zwei Wochen, jeweils am Montagabend, stellen Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler des Historischen Seminars ihre Forschungsprojekte und … Weiterlesen

Quelle: http://netzwerk.hypotheses.org/1129

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Reiten für den „Führer“? Das Beziehungsgeflecht zwischen Pferdesport und dem NS-Regime in Hamburg

Nele Maya Fahnenbruck Adelhold, Ehrenfried, Siegwart oder Walgundis; das sind nicht etwa die Namen von Figuren aus Wagners Nibelungen, sondern sie sind eine Auswahl von einigen hundert Pferdenamen, die „deutschen Ursprungs“ sind und die „deutschen Geist tragen“, abgedruckt im Pferdesportfachmagazin … Weiterlesen

Quelle: http://netzwerk.hypotheses.org/1158

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Gedankenübertragung in der Wissenschaft?

Immer wieder geriet der populäre US-amerikanische Historiker und Verfasser einschlägiger Biographien zu Dwight D. Eisenhower und Richard Nixon — Stephen Ambrose — in die Kritik. Der Journalist und Autor Richard Rayner rechnet nun in seinem Artikel „Channelling Ike“ mit dem zuweilen recht dehnbaren Wissenschaftsverständnis des bereits 2002 verstorbenen Ambrose ab. So soll dieser zum Beispiel mehrere persönliche Gespräche mit Eisenhower erfunden haben, bei denen sich der 34. US-Präsident vertrauensvoll zu brisanten Themen wie der Rosenberg-Affäre, dem französischen Indochina-Krieg und der Rassenfrage im Amerika der 50er Jahre äußerste. Derlei fiktive, im besten Fall auf spirituellem Wege eingegebene Zitate sind mit qualitativer Wissenschaft nur schwer in Einklang zu bringen.

Quelle: http://wissens-werk.de/blog/aeon/2010/05/07/gedankenubertragung-und-wissenschaft/

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