mediaevum.net: Tagungsbericht “The Crisis of the 14th Century. ‘Teleconnections’ between Environmental and Societal Change?” (Rom, Februar 2016)

Über die Krise des 14. Jahrhunderts wurde bereits viel geschrieben und diskutiert.[1] Die Konferenz am Deutschen Historischen Institut (DHI) in Rom zeigte indes, dass dem Forschungsstand noch vieles hinzuzufügen ist. Statt sich wie viele vor ihnen an der Frage nach …

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2016/07/6634/

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“Warum ist der Mensch dem Menschen ein Wolf?” – 5in10 mit Till Grallert

Till Grallert ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Orient-Institut Beirut, wo er an einer Genealogie zu Brot-Unruhen im östlichen Mittelmeerraum zwischen dem 18. und dem 20. Jahrhundert arbeitet. Er promovierte an der Berlin Graduate School Muslim Cultures and grallertSocieties zum Thema “To Whom Belong the Streets? Property, Propriety, and Appropriation: The Production of Public Space in Late Ottoman Damascus, 1875-1914.” Zusätzlich zu seiner Forschung im sozialhistorischen Bereich hat Grallert großes Interesse an den Methoden der Digital Humanities. Mit Hilfe von computergestützten Verfahren hat er unter anderem die Soziolinguistik früher arabischer Zeitungen untersucht.

Was hat Sie als Kind erstaunt? Was wollten Sie schon immer über die Welt wissen?

[...]

Quelle: http://trafo.hypotheses.org/2525

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Urkatastrophe oder Katalysator?


Die transregionale Perspektive zeigt: Der Erste Weltkrieg hatte viele Gesichter

Von Isabelle Daniel

„Wissen Sie, wie weit Sydney von Ypern entfernt liegt?“, fragt Christina Spittel in die Runde. Ypern, das ist im Ersten Weltkrieg der Schauplatz für den Einsatz von Giftgas des deutschen Heeres gegen die belgische Bevölkerung. In der Erinnerungskultur an den Ersten Weltkrieg steht die belgische Kleinstadt sinnbildlich für eine entgrenzte und totalisierte Kriegsführung. Sydney wiederum ist 1914 die Hauptstadt eines kleinen Teils des riesigen britischen Imperiums, international und politisch ziemlich unbedeutend und vor allem weit, weit weg vom europäischen Schauplatz des Krieges: 16.000 Kilometer.

<p>Sebastian Jobs und Christina Spittel</p>

Sebastian Jobs und Christina Spittel

Hinter der Frage der Literaturwissenschaftlerin verbirgt sich jedoch eine andere, wichtigere: Warum nahmen mehr als 330.000 australische Soldaten freiwillig am Ersten Weltkrieg teil und kämpften an der Seite der britischen Armee? Christina Spittel forscht und lehrt an der University of New South Wales in Canberra, Australien, und ist zum zweiten WeberWorldCafé in das Deutsche Historische Museum (DHM) in Berlin gekommen. Hier ist sie eine von 16 so genannten TischgastgeberInnen, die in kleinen Runden mit historisch Interessierten über die Erfahrungen von Zivilgesellschaften verschiedener Regionen im Ersten Weltkrieg sprechen. Acht – grob gezogene – Regionen mit jeweils zwei ExpertInnen sind beim WeberWorldCafé vertreten. „Narrating the First World War from Transregional Perspectives“: Der Titel des WeberWorldCafés hätte kaum allgemeiner ausfallen können. In diesem Fall ist das jedoch auch gut so. Denn transregionale Ansätze mit gleichzeitig zu eng gefasster Fragestellung führen allzu oft dazu, dass unterschiedliche historische Prozesse zwanghaft in dasselbe Muster gepresst werden. Das WeberWorldCafé verfolgte den spiegelverkehrten Ansatz: Die Fragestellung blieb bis zum Ende offen; Gemeinsamkeiten und Parallelen zwischen den Regionen wurden auf diese Weise eher zufällig erarbeitet. Bei einer Veranstaltung mit geschichtswissenschaftlichem Schwerpunkt ist das erfolgversprechend. Denn wo, wenn nicht in der Arbeit mit historischen Quellen, befördert der Zufall sonst die erstaunlichsten Ergebnisse zutage?

Der Erste Weltkrieg als Katalysator
Spittels Antwort auf die Frage nach dem „Warum“ für die freiwillige Kriegsteilnahme australischer Soldaten hat etwas erschütternd Banales. Eingesetzt wurden die australischen Soldaten vor allem an der Westfront. Um die Truppen dorthin zu bringen, ließ die australische Militärführung Kreuzfahrtschiffe umbauen. Auf dem Weg nach Europa passierten die Schiffe den Suez-Kanal; im britisch kontrollierten Ägypten wurden die Australier vor ihrem Einsatz an der Front in Trainingslagern ausgebildet. „Für die australischen Soldaten war der Weltkrieg auch eine Weltreise“, sagt Spittel. „Er bot die einmalige Möglichkeit, England zu sehen.“ Der enorme Einfluss des Ersten Weltkrieges auf die Globalisierung, auf das Reisen und etwa auch den zivilen Flugverkehr wird in der Forschung wiederholt hervorgehoben. Und immer wieder wird die eine bemüht: Die Metapher, die den Ersten Weltkrieg zu einem Katalysator erhebt – einem Katalysator für technische, militärische, emanzipatorische, ja: moderne Entwicklungen. War das wirklich so? Lässt sich dem ersten totalen Krieg, mit seinem unermesslichen Ausmaß an Blutvergießen und Gewalt, nachträglich noch etwas Modernisierendes zuschreiben, eine Art Koselleck‘scher Sinn? WeberWorldCafé

Die Ambivalenz des Moderne-Begriffs ist eines der wenigen Phänomene, die in den Diskussionen beim WeberWorldCafé immer wiederkehren. Da ist Valeska Huber vom Deutschen Historischen Institut in London, die zum Nahen und Mittleren Osten während des Ersten Weltkriegs forscht und zusammen mit Fatemeh Masjedi vom Berliner Zentrum Moderner Orient den Expertentisch „Near and Middle East“ betreut. Den Suez-Kanal beschreibt Huber als Mikrokosmos, in dem sich vieles von dem staut, wofür der Erste Weltkrieg – auch – steht: Sie zeigt ein Foto, eine Luftaufnahme einer Uferstelle im Suez-Kanal. Rechts auf dem Bild zu erkennen ist ein Lager für armenische Flüchtlinge, die dem Genozid entkommen konnten. Links daneben erstreckt sich ein großes Ölbecken. Das Foto ließe sich als der Inbegriff dessen bezeichnen, was mit der katalysierenden Wirkung des Ersten Weltkrieges gemeint ist. Als „modernes Flüchtlingslager“ bezeichnet Huber die Aufnahmestelle für die armenischen Flüchtlinge, deren Schicksal in der Türkei bis heute nicht adäquat aufgearbeitet wird. Die Installation erster Ölraffinerien und die Nutzung von Erdöl zu Kriegszwecken während des Ersten Weltkriegs markierten einen weiteren Aspekt, der die Verwobenheit des Ersten Weltkriegs mit der Moderne deutlich macht.

Der Erste Weltkrieg als Stagnation
Doch nicht für alle Regionen treffen diese Beobachtungen zu. Mancherorts war die Zerstörungswut so groß, dass zivilgesellschaftliche Errungenschaften der Vorjahre wenn sogar nicht ausgelöscht, so doch zumindest eingefroren wurden. Juliane Haubold-Stolle hat die Sonderausstellung „1914-1918“ im DHM mitkuratiert und ist Tischgastgeberin für die Region Westeuropa. Das vielzitierte Bild des Ersten Weltkriegs als Emanzipationsbeschleuniger weiß die Historikerin zu relativieren. „Frauenrechtsbewegungen gab es in West- wie Mitteleuropa schon vor dem Ersten Weltkrieg. Der Erste Weltkrieg hat diese Prozesse eher stagnieren lassen als beschleunigt.“ Die Frage nach der Emanzipation – von Frauen, vor allem aber auch von Minderheiten – ist mit dem Ersten Weltkrieg eng verwoben. In vielen Ländern Europas nahmen beispielsweise Juden mit großem Engagement und den entsprechenden Verlusten am Ersten Weltkrieg teil – in der Hoffnung, dadurch gesellschaftliche Anerkennung zu finden. Vor allem die deutschen Juden wurden dabei enttäuscht. Trotz der stetigen Patriotismusbeweise der jüdischen Gemeinden und Verbände zog das antisemitische Konstrukt vom „jüdischen Drückeberger“ seit 1915 immer weitere Kreise. Im Herbst 1916 schließlich gab das preußische Kriegsministerium den Eingaben antisemitischer Verbände nach und ließ das Drückeberger-Gerücht in der sogenannten „Judenzählung“ überprüfen – eine fatale Entscheidung, die von vielen jüdischen Soldaten als diskriminierend empfunden wurde. Vergleichbar ist – auf der anderen Seite der Welt – das Schicksal der Afroamerikaner. Sebastian Jobs, Historiker am John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien der Freien Universität Berlin zeigt ein Foto von aus dem Krieg nach New York zurückkehrenden afroamerikanischen Soldaten, die in der Heimat gefeiert werden. Dazu legt er eine Karikatur aus einer zeitgenössischen schwarzen Publikation, auf der es heißt: „You‘re in the army now, you‘re not behind the plow.“ Es ist eine Referenz auf die versklavten Schwarzen in den Südstaaten und will sagen: Die Tatsache, dass Afroamerikaner in der Army kämpfen, bedeutet das Ende der Geschichte der Sklaverei und eine Anerkennung für die afroamerikanische Bevölkerung. „Afroamerikanern war es zuvor verboten, Waffen zu tragen“, erklärt Jobs. Von vielen sei es als Privileg empfunden worden, im Krieg zu kämpfen. „Der Citizen Soldier hatte etwas Aufwertendes“, resümiert Jobs. Gleichwohl gab es keine gemischten US-amerikanischen Regimenter, und von einer afroamerikanischen Emanzipation konnte auch viele Jahrzehnte nach dem Ersten Weltkrieg nicht die Rede sein.

<p>Michelle Moyd</p>

Michelle Moyd

In höchst dramatischer Weise vom Ersten Weltkrieg betroffen war der afrikanische Kontinent. Michelle Moyd von der Indiana University ist Kolonialhistorikerin und forscht zum damaligen Deutsch-Ostafrika, dem heutigen Tansania. Die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges auf diese Region beschreibt Moyd als verheerend. Obwohl auch afrikanische Männer von der deutschen Kolonialmacht gezwungen wurden, im Krieg zu kämpfen – in erster Linie gegen die Kolonialarmee des britischen Empires – begann laut Moyd in den ehemals deutschen Kolonien erst Jahre 1918 der eigentliche Prozess, in dem über die Bedeutung dieses beispiellos brutalen Krieges reflektiert worden sei. „Für Deutsch-Ostafrika war der Erste Weltkrieg eine Art Verstärkung bereits zuvor gekannter Kämpfe – allerdings in einer völlig anderen Größenordnung.“ Das Fehlen einer gemeinsamen Fragestellung des WeberWorldCafés zum Ersten Weltkrieg mag kohärente Diskussionen an den verschiedenen Tischen verhindert haben. Dieser Zugriff ermöglichte aber ein Resümee, das der historischen Wahrheit vielleicht am nächsten kommt und das Moderator Sebastian Conrad von der Freien Universität Berlin treffend formulierte: „Aus einer globalen Perspektive auf den Ersten Weltkrieg verbietet sich jede Generalisierung.“

Zur Autorin: Isabelle Daniel promoviert an der Technischen Universität Berlin zum Thema “Antisemitismus in den Medien der Weimarer Republik“ und hat das WeberWorldCafé als Science Reporterin begleitet.

Quelle: http://wwc.hypotheses.org/498

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“Es gibt immer weniger den Typus des „Missionars“, der seine persönliche Sichtweise in den Vordergrund rückt”


Interview mit Prof. Dr. Carola Richter

Prof. Dr. Carola Richter ist Juniorprofessorin für Internationale Kommunikation an der Freien Universität Berlin. Dort forscht sie zu Mediensystem und Kommunikationskulturen im Nahen Osten, Asien und Afrika. Beim WeberWorldCafé “Bürger, Blogger, Botschafter” am 28. April 2014 wird sie als Expertin zum Thema Mediendiplomatie Frage und Antwort stehen.

Prof. Carola Richter (Foto: privat)

Prof. Dr. Carola Richter (Foto: privat)

In ihrer Forschung setzen Sie sich unter anderem mit der Wirkung der Medien auf Gesellschaften auseinander. Durch mediale Berichterstattung bekommen wir Einsicht in Konflikte in anderen Ländern, die sich vor einem uns oft nicht ausreichend bekannten kulturellen, sozialen und politischen Hintergrund abspielen. Im NDR lief vor einiger Zeit ein spannender Beitrag über die einseitige deutsche Berichterstattung über die Unruhen in der Ukraine, in dem gezeigt wurde, dass in Deutschland fast nur Regierungskritiker zu Wort kommen, allen voran Vitali Klitschko. Andere Kräfte, wie beispielsweise die rechte Swoboda werden dabei außer Acht gelassen. Der  Russische Rundfunk wird oft als „Propagandamaschine Putins“ bezeichnet. Dort  werden die Umstürze in der Ukraine als „faschistischer Putsch“ bezeichnet und so diskreditiert.

Wie kann man mit diesem Dilemma der einseitigen Berichterstattung umgehen?

Der Tenor der Auslandsberichterstattung ist immer abhängig von verschiedenen Faktoren. Dabei spielen einerseits die individuelle Sozialisation der Journalisten, aber auch die so genannte Institutionensphäre – also die politische Ausrichtung der einzelnen Medien und die internen Redaktionsabläufe, sowie die Gesellschaftssphäre eine Rolle – also wie das Meinungsklima gegenüber einem bestimmten Land ist. Dieses Meinungsklima wird nicht zuletzt davon geprägt, wie die politischen Eliten das Land bewerten, wie die historischen Relationen zwischen den Gesellschaften sind und wie kulturell nah man sich zueinander fühlt.

In Bezug auf Russland gibt es eine klare Positionierung der Bundesregierung. Die historischen Beziehungen zu Russland waren nie frei von Problemen, und in vielen Bereichen fühlen sich die Deutschen den Russen kulturell eher fern. Dies trägt sicherlich zu einer gewissen Einheitlichkeit der Berichterstattung bei, auch wenn es vereinzelt durchaus (selbst)kritische Stimmen gibt. Auf russischer Seite sind angesichts dezidiert staatlich oder zumindest staats-oligarchisch gebundener Medien die Stimmen noch homogener.

Man kann als Rezipient immer versuchen, verschiedene Meinungen zu hören: Internet und Satellitenfernsehen ermöglichen uns ja das Wahrnehmen der anderen Seite. Aus journalismus-ethischer Sicht ist aber darauf zu dringen, dass die einzelnen deutschen Medien sich ihrer Verpflichtung zur Pluralität bewusster werden und versuchen, trotz aller Schwierigkeiten eine Vielzahl an Stimmen einzufangen und sich so autonom gegenüber der Politik verhalten, dass sie die Grenzen des Sagbaren selbst erweitern.

Kann es überhaupt „neutrale“ Auslandsberichterstattung geben? Sind JournalistInnen nicht schon auf Grund ihrer persönlichen Erfahrungen/ihrer Sozialisation voreingenommen?

Ich habe die JournalistInnen deutscher Qualitätsmedien und insbesondere AuslandskorrespondentInnen immer als sehr selbstreflektiert und gewissenhaft kennengelernt. Es gibt auch immer weniger den Typus des „Advokaten“ oder „Missionars“, der seine persönliche Sichtweise in den Vordergrund rückt. Natürlich sind trotzdem alle durch ihre Sozialisation geprägt, haben durch Sprachkenntnisse Zugang oder eben keinen zu bestimmten Quellen. Sie sind aber meiner Ansicht nach nicht die zentrale Komponente für eine problematische Berichterstattung. Vielmehr sind es die Anforderungen der Redaktion, die bestimmte Themen aus der Ferne als wichtig oder „nachrichtenwert“ erachtet, oder die bestimmte Akteure als Quellen bei anderen gesehen hat und nun auch diese Quellen nutzen möchte. Das Verhalten der Öffentlichkeit und der Behörden im Gastland gegenüber ausländischen Journalisten prägt sicherlich auch deren Berichterstattung. KollegInnen, die in China arbeiten, haben mir einmal gesagt, dass einem von den Behörden immer das Gefühl gegeben wird, man sei nicht willkommen oder sogar ein Gegner.

Neutrale Berichterstattung ist sicherlich auch nicht unbedingt notwendig, aber eine reflektierte Berichterstattung sollte leistbar sein. Warum berichte ich jetzt so? Wen wollte ich noch interviewen und warum taucht der/die als Quelle jetzt nicht auf? An welche Informationen konnte ich kommen und an welche nicht? Das Publikum hat ein Recht darauf, dass diese Fragen in der Berichterstattung beantwortet werden, um sich eine Meinung bilden zu können.

Sie haben viel zur Berichterstattung über den Nahen Osten und Nordafrika geforscht. Welche Narrative lassen sich dabei in den deutschen Medien erkennen? Welche Blickwinkel vermissen Sie?

Die Nahost-Berichterstattung ist gekennzeichnet von einer klaren Konfliktperspektive. Der Islam als prägende Religion der Region wird dabei als politische Ideologie interpretiert, die sich in verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen dem liberalen Westen gegenüberstellen lässt. Sei es bei der Stellung der Frau, der Bildung, Demokratiebestrebungen, dem Umgang mit Minderheiten – überall wird der Islam als eindimensionales Erklärungsmuster angeboten. Selbst der arabische Frühling mit seinen durch die Bürger eingeforderten massiven Umwälzungen hat dieses Muster nur kurzzeitig verändert. Häufig werden Maximalforderungen an die arabischen Gesellschaften gestellt, um damit deren Defizite überdeutlich sichtbar zu machen, ohne dies zugleich in den Kontext zu setzen, wie es denn anderswo ohne die Einflussvariable des Islam ist. Die Rechte Homosexueller sind in Ägypten bei Weitem nicht die gleichen wie die Heterosexueller – aber wie ist das denn in den USA? Es fehlt tatsächlich häufig an einer Einordnung der existierenden Probleme und einer etwas komplexeren Sichtung der Ursachen.

Quelle: http://wwc.hypotheses.org/102

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Wohin treibt der “Arabische Frühling”?

Die politischen Umwälzungen des sogenannten „Arabischen Frühlings“ haben sich seit Dezember 2010 wie ein Flächenbrand über die Länder Nordafrikas und des Nahen Ostens ausgebreitet. Proteste, Aufstände und bewaffnete Konflikte erschüttern seitdem die Länder der Region. In Ägypten und Tunesien entmachteten die Aufständischen die autoritären Regierungen und ringen nun um eine neue politische und gesellschaftliche Ordnung. Libyen verfiel in einen Bürgerkrieg und auch in Syrien dauern die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Regierung und Opposition an. In anderen
Staaten wie Marokko und Jordanien haben die Regime auf die Proteste reagiert und meinen damit ihren Machterhalt zumindest bis auf weiteres gesichert zu haben. Unser am 4. März 2013 im Leibniz-Saal im Akademiegebäude der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften am Gendarmenmarkt um 18 Uhr stattfindendes Podiumsgespräch thematisiert den sogenannten “Arabischen Frühling”.


Die Darstellung basiert auf einem Street-Art-Foto von Denis Bocquet | CC BY 2.0.

Die Umwälzungen in der arabischen Welt sind in mehrfacher Hinsicht revolutionär, haben sie doch zu einem radikalen Wandel der sozialen, ökonomischen und politischen Strukturen in den einzelnen Ländern geführt. All diese Prozesse sind allerdings bis dato bei Weitem noch nicht abgeschlossen. Wie ungewiss das Gelingen der Demokratisierungsbestrebungen ist, zeigen die jüngsten Gewaltausbrüche und Massendemonstrationen in Ägypten.

Welche Rolle spielte und spielt der Islam für die Forderungen der Protestbewegungen in der arabischen Welt? Welchen Stellenwert kann Religion in Politik und öffentlichem Leben der sich wandelnden arabischen Staaten einnehmen? Inwieweit können Demokratisierungsprozesse überhaupt gelingen? Wie könnte eine Demokratie in den Ländern der arabischen Welt aussehen? Welche Rolle haben die sozialen Medien für die Mobilisierung der Demonstranten gespielt? Und welche Rolle spielen sie heute?

Zu einer Diskussion dieser und weiterer Fragen laden wir herzlich in den Leibniz-Saal der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften ein.“Geisteswissenschaft im Dialog” ist eine gemeinsame Veranstaltung der Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften, der Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

Es diskutieren mit Ihnen:

Prof. Dr. Kai Hafez, Seminar für Medien- und Kommunikationswissenschaft, Universität Erfurt

George Khalil, Forum für Transregionale Studien, “Europe in the Middle East – The Middle East in Europe”

Prof. Dr. Stefan Leder, Orient-Institut Beirut

Prof. Dr. Frederike Pannewick, Centrum für Nah- und Mitteloststudien (CNMS), Philips-Universität Marbug

Moderation: Karin Schädler, freie Journalistin

Quelle: http://gid.hypotheses.org/323

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Wohin treibt der “Arabische Frühling”?

Die politischen Umwälzungen des sogenannten „Arabischen Frühlings“ haben sich seit Dezember 2010 wie ein Flächenbrand über die Länder Nordafrikas und des Nahen Ostens ausgebreitet. Proteste, Aufstände und bewaffnete Konflikte erschüttern seitdem die Länder der Region. In Ägypten und Tunesien entmachteten die Aufständischen die autoritären Regierungen und ringen nun um eine neue politische und gesellschaftliche Ordnung. Libyen verfiel in einen Bürgerkrieg und auch in Syrien dauern die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Regierung und Opposition an. In anderen
Staaten wie Marokko und Jordanien haben die Regime auf die Proteste reagiert und meinen damit ihren Machterhalt zumindest bis auf weiteres gesichert zu haben. Unser am 4. März 2013 im Leibniz-Saal im Akademiegebäude der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften am Gendarmenmarkt um 18 Uhr stattfindendes Podiumsgespräch thematisiert den sogenannten “Arabischen Frühling”.


Die Darstellung basiert auf einem Street-Art-Foto von Denis Bocquet | CC BY 2.0.

Die Umwälzungen in der arabischen Welt sind in mehrfacher Hinsicht revolutionär, haben sie doch zu einem radikalen Wandel der sozialen, ökonomischen und politischen Strukturen in den einzelnen Ländern geführt. All diese Prozesse sind allerdings bis dato bei Weitem noch nicht abgeschlossen. Wie ungewiss das Gelingen der Demokratisierungsbestrebungen ist, zeigen die jüngsten Gewaltausbrüche und Massendemonstrationen in Ägypten.

Welche Rolle spielte und spielt der Islam für die Forderungen der Protestbewegungen in der arabischen Welt? Welchen Stellenwert kann Religion in Politik und öffentlichem Leben der sich wandelnden arabischen Staaten einnehmen? Inwieweit können Demokratisierungsprozesse überhaupt gelingen? Wie könnte eine Demokratie in den Ländern der arabischen Welt aussehen? Welche Rolle haben die sozialen Medien für die Mobilisierung der Demonstranten gespielt? Und welche Rolle spielen sie heute?

Zu einer Diskussion dieser und weiterer Fragen laden wir herzlich in den Leibniz-Saal der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften ein.“Geisteswissenschaft im Dialog” ist eine gemeinsame Veranstaltung der Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften, der Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

Es diskutieren mit Ihnen:

Prof. Dr. Kai Hafez, Seminar für Medien- und Kommunikationswissenschaft, Universität Erfurt

George Khalil, Forum für Transregionale Studien, “Europe in the Middle East – The Middle East in Europe”

Prof. Dr. Stefan Leder, Orient-Institut Beirut

Prof. Dr. Frederike Pannewick, Centrum für Nah- und Mitteloststudien (CNMS), Philips-Universität Marbug

Moderation: Karin Schädler, freie Journalistin

Quelle: http://gid.hypotheses.org/323

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Frische Blogs eingetroffen! Alles aus dem Orient-Institut Beirut und zum Dreißigjährigen Krieg

Noch vor Weihnachten starten zwei neue wissenschaftliche Weblogs auf Weber 2.0. Zum einen begrüßen wir das Stiftungsinstitut aus Beirut, das unter dem Titel Mish ma32ool Wissenswertes und Aktuelles aus dem Nahen Osten bloggt. Außerdem hat unser Kollege Michael Kaiser ein Forschungsjournal zum 30jährigen Krieg begonnen, das kurz und bündig dk-blog heißt. Beide Neuzugänge  – auf die wir wirklich ein wenig stolz sind – wollen wir hier kurz dem geneigten Publikum vorstellen.

Alaa Awad: The Battle Mural (formerly on Tahrir Square, Cairo). All rights reserved by the artist

Artist: Alaa Awad
Title: The Battle Mural
(former) location: Tahrir Square, Cairo.
All rights reserved by the artist

Was verbirgt sich hinter dem Titel Mish ma32ool? Es handelt sich dabei um einen geläufigen arabischen Ausdruck, geschrieben im Stil der arabischen Bloggerszene. Auf Deutsch wird er “mish ma’ul” ausgesprochen. Der Ausdruck schwankt zwischen einem ungläubigen „Gibt’s doch gar nicht!“  und „Unglaublich“ oder sogar „Unvernünftig“. Auch das Titelbild des Weblogs ist eine Besonderheit: Es zeigt eine Arbeit des ägyptischen Künstlers Alaa Awad, die auf dem Tahrir-Platz in Kairo zu sehen war, bevor sie durch das Militär zerstört wurde. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Orient Instituts Beirut, das 2010 auch ein Büro in Kairo eröffnet hat, werden unter diesem Signet auf Englisch über die wissenschaftlichen Aktivitäten, aber teils auch über die allgemeine Umbruchssituation im Nahen Osten schreiben. Bereits im Blog zu lesen sind Neuigkeiten vom großen Kongress “Inverted Worlds” und ein Workshopbericht zur Arbeiterorganisation.

dkblog - Quellen, Literatur, Interpretationen zum Dreißigjährigen Krieg

dkblog – Quellen, Literatur, Interpretationen zum Dreißigjährigen Krieg

Mit dem dk-blog betritt ein anerkannter Experte zum Dreißigjährigen Krieg publizistisches Neuland. Michael Kaiser, zuständig für die Open-Access-Plattform perspectivia.net, teilt hier sein Wissen und neue Ideen zu einem genuinen Forschungsfeld der Geschichtswissenschaft. Er selber schreibt dazu:

Ich selbst beschäftige mich seit rund 20 Jahren mit Themen des Dreißigjährigen Kriegs. Das Interesse ist nie erlahmt, im Gegenteil. Doch ungeachtet der vielen und intensiven Auseinandersetzungen mit Problemen dieser Zeit bleibt vieles rätselhaft: Nicht nur das Wissen ist im Laufe der Jahre beständig gewachsen, sondern ebenso die Einsicht in die Vielschichtigkeit der hier berührten historischen Phänomene. Aber je mehr ich forsche, desto komplexer (und faszinierender!) stellt sich die Thematik dar. [...]

Warum dann aber die Öffentlichkeit eines Blogs? Sicher spielt die Selbstvergewisserung im Sinne einer Zusammenstellung von Material eine Rolle. Aber warum sollen diese ersten rohen Schnipsel nicht auch anderen Impulse geben? Und möglicherweise regen sie andere an, auf meine offenen Fragen zu reagieren und Probleme zu lösen, an denen ich mich abarbeite. Im Zentrum stehen weiterhin die Phänomene des Dreißigjährigen Kriegs, aber vielleicht ergibt sich ein Wechselspiel zwischen dem einsamen Arbeiten des Historikers und neuen Kooperationen, bis hin zu kollaborativen Ansätzen.

Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern ebenso wie den Schreibenden von Mish ma32ool und dk-blog viel Vergnügen und Erkenntnisgewinn!

Quelle: http://mws.hypotheses.org/1713

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