It’s not the books, stupid! Von der gerechten Strafe für Parkplatzdiebe, Bento und gelebter Religion.

Ein übliches, wenn auch kaum verzeihliches Missverständnis beim Reden über Religion(en) ist die Verwechslung ihrer Manuskripte mit ihren Mitgliedern. „Muslime führen den heiligen Krieg!“ ist eine offenbar alltägliche Beobachtung, die allzu gern in die Kommentarspalten von Augsburger Allgemeine bis Zeit Online gekotzt wird. Wenn ich Sie frage, ob Ihr Obsthändler oder Oberarzt schon einmal Sie versklavt, Ihre Frauen geschändet und Ihre Kinder verkauft hat, müssen Sie vielleicht kurz nachdenken, bevor Sie mit Ihrer Faust auf den Fliesentisch hauen und rufen „Aber das steht doch im Koran!“ Wie gesagt, dieses Missverständnis ist kaum verzeihlich, denn es bedarf allein der marginalen Mühe, diesen Gedanken nur eine Hirnwindung weiterzuschieben, um sich die Absurdität dieses Ausrufs zu vergegenwärtigen. Wenn in der Bibel auf S. 37 steht, dass Sie die zarten Kinder ihrer Feinde an einem Fels zerschmettern sollen, und auf S. 240, dass Sie ihren Nächsten lieben sollen wie sich selbst (beides vorhanden), dann müssen Sie ja eventuell auch kurz abwägen, ob Ihnen die eine Maxime mehr zusagt als die andere, oder ob Sie situationsabhängig die mitreisenden Kleinkinder des Blödmanns, der Ihnen gerade den Parkplatz weggeschnappt hat, mit dem Kopf vor den Fels hauen, und dafür den Vordrängler an der Kasse lieben wie sich selbst, oder ob Sie es lieber umgekehrt handhaben.

Was tun Sie also?

[...]

Quelle: http://marginalie.hypotheses.org/338

Weiterlesen

Sphären der Geschichte – Entwurf eines Modells

Dass Geschichte in sehr verschiedenen Sphären verhandelt wird, ist eigentlich ein Gemeinplatz. Neben der akademischen Sphäre der Geschichtswissenschaften hat die Auseinandersetzung mit der Geschichte auch in der Sphäre der Bildung, der Politik in der medialen Sphäre, der öffentlichen Debatte und in der Unterhaltungskultur einen festen Platz. Dennoch werden diese Sphären oder Sub-Systeme in der Diskussion über den Stellenwert der (akademischen erforschten) Geschichte in der Gesellschaft oft ungenügend auseinandergehalten. Augenfällig wurde dies auch im letztjährigen Schweizer «Superjubiläumsjahr» 2015.

So wurden die auf der Bühne der medialen Öffentlichkeit ausgetragenen Debatten zwischen professionellen Historikern, Politikern, Journalisten und Opportunisten ausgetragenen Debatten über die Deutung der Schweizer Geschichte. bald zum „Historikerstreit“ generalisiert und überhöht – leider nicht nur von Medien, die mittels Polarisierung den Nachrichtenwert der Debatte steigerten, sondern auch vom einen oder anderen namhaften Geschichtsprofessor. Dass dieser Begriff unangemessen ist, konnte zwar rasch klargestellt werden. Dennoch bestehen Parallelen zum grossen deutschen „Vorbild“.

[...]

Quelle: http://shocknawe.hypotheses.org/215

Weiterlesen

Wissenschaftsbarometer 2014 bis 2016. Wie und wo informieren sich die Menschen über Wissenschaft und Forschung?

© Flickr/ Jason Short

© Flickr/ Jason Short

Seit 2014 führt Wissenschaft im Dialog (WiD) mit dem Wissenschaftsbarometer jährlich eine Meinungs- und Verhaltensumfrage dazu durch, wie und wo sich BürgerInnen über Wissenschaft informieren. Damit bietet es für MitarbeiterInnen in Forschung, Museen oder der Wissenschaftskommunikation aktuelle Einsichten dazu, über welche Kanäle die Menschen für wissenschaftliche Themen angesprochen werden können, welche Bedeutung sie ihnen einräumen und welche Formen der Information und Partizipation sie sich wünschen. Nun sind die Ergebnisse für 2016 erschienen. Zeit, auf Entwicklungen und Konstanten zu schauen.

Wissenschaftsbarometer – Studienbedingungen und Vorbemerkungen

Drei Jahre erscheinen als kurzer Zeitraum, um Veränderungen im Verhalten der Menschen aufdecken zu können. In dieser Zeit ist aber die Nutzung von digitalen und mobilen Kommunikations- und Informationskanälen für weite Teile der Bevölkerung immer alltäglicher geworden. Zugleich hat sich das Kommunikations- und Informationsverhalten nicht nur an die Technik angepasst, sondern vielfach auch an die Möglichkeit, dass im Netz jeder leicht seine Meinung und sein Wissen kundtun und sich mit Gleichgesinnten vernetzen kann. Nun stellt sich die Frage, ob sich das auch auf die Erwartungen und den Umgang mit Wissenschaft und die Wissenschaftskommunikation auswirkt.

[...]

Quelle: http://kristinoswald.hypotheses.org/1865

Weiterlesen

Eine Seife namens Elvis. Plädoyer für eine Olfaktorik des Pop

Wie roch Pop?

Seife Foto

Ding-Quelle der Popkultur: die „Elvis Toilettenseife“. Foto: B. Mrozek

Das objet trouvé, von dem ausgehend ich dieser Frage nachgehen möchte, ist 8 cm lang, 5 cm breit, 3 cm hoch und wiegt 95 Gramm. Es handelt sich dabei um einen Quader, der in blau bedrucktes Papier gewickelt ist und den Aufdruck „Elvis Toilettenseife“ trägt. Er kam als Flohmarktfund in den Besitz des Autors und kann daher im Wortsinn als eines jener „Fundstücke“ bzw. Archivalien gelten, denen sich diese Rubrik widmet.

[...]

Quelle: http://pophistory.hypotheses.org/2336

Weiterlesen

Seminar zu Platons Ethik 7. und 8. – Der Philosoph: ein Landstreicher?

Ich habe Ihnen im letzten Beitrag versucht näherzubringen, was es mit den Tugenden auf sich hat, und warum wir sie als intrinsische Güter bezeichnen müssen. Nun, fänden wir in den platonischen Dialogen nur diese Ansicht, dann wäre die überblicksartige Darstellung hiermit beendet und sogar ziemlich klar, denke ich. Aber es gibt mindestens zwei weitere Passagen, die eine andere Wendung unseres Lebensziels, über die Erreichung der tugendhaften Harmonie unserer Seele bzw. Seelenteile als intrinsischem Gut, beinhalten und mit derjenigen aus Politeia IV nicht direkt zu vereinbaren sind. Das verkompliziert … Seminar zu Platons Ethik 7. und 8. – Der Philosoph: ein Landstreicher? weiterlesen

Quelle: http://philophiso.hypotheses.org/1041

Weiterlesen

Spiele Verderben! – von Alexander Harter

Kunst ist ein Spiel, das ernst macht“: Mit diesen Worten Eberhard Roters eröffnet die Wochenzeitung Die Zeit ihre Rezension eines aktuellen Buches zur Ästhetik des Computerspiels, um sich im Folgenden zu fragen, ob Spiele denn nun Kunst seien, und was sie dazu mache. Denn, so die implizite Aussage: Um Spiele ernst zu nehmen, müssen wir sie als Kunst verstehen (Beckers 2016).

Diese „Frage nach der Kunst“ begründet den fundamentalen Minderwertigkeitskomplex des Mediums Computerspiel, welches seit den frühen 2000er-Jahren versucht, seinen Platz in den Sphären der Hochkultur und der ästhetischen Kritik zu finden. Trotz zahlreicher Feuilletonartikel und Ausstellungen –unter anderem im New Yorker Museum of Modern Art (MoMA)– scheint die Frage, ob Spiele denn nun Kunst seien, noch immer nicht ausreichend beantwortet. Die nicht enden wollenden Diskussionen über den ästhetischen Wert von Computerspielen verdrängen jedoch die Auseinandersetzung mit deren gesellschaftlichen Funktionen und Effekten. Denn angesichts der inzwischen weiten Verbreitung von Computerspielen, stellen sich viel dringlichere Fragen nach der Rolle, die sie in der Produktion und Reproduktion unserer gesellschaftlichen Strukturen und Normen spielen, welche Vorannahmen in ihnen zum Ausdruck kommen, auf welche Weise sie Bilder vermitteln und welche Rezeptionsformen ihnen zugrunde liegen. Besonders anti-feministische „Shitstorms“ und repressive Geschlechternormen in der Spieler_innen-Szene haben Themen von Gender, Rassismus und Sexismus in den vergangenen Jahren notwendiges Gewicht verliehen (Wingfield 2014).

Spiele ernst zu nehmen sollte den Versuch darstellen, den komplexen Beitrag von Computerspielen in der Reproduktion von Gesellschaft zu fassen und womöglich zu intervenieren – nicht danach zu fragen, welches Spiel nun „gute“ oder „schlechte“ Kunst, „U-Spiel“ oder „E-Spiel“ ist.

[...]

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/9611

Weiterlesen

Bericht: Workshop „Materialität des Untergangs“, 29.06.2016, HHU Düsseldorf

Der von dem derzeitigen Gastwissenschaftler Thomas Ballhausen organisierte Workshop zum Thema „Materialität des Untergangs“ ermöglichte den Mitgliedern des GRK 1678 eine Auseinandersetzung mit Fragen des Verfalls, des Obsoleten und des Ruinösen oder auch des Ruinierten. Die Diskussionsgrundlage lieferten dabei filmische Beispiele und Textauszüge aus den Romanen „Im Land der letzten Dinge“ von Paul Auster und „Wittgensteins Mätresse“ von David Markson.

Screenshot aus dem Film »The Heart of the World« von Guy Maddin von 2000

Screenshot aus dem Film »The Heart of the World« von Guy Maddin von 2000

Der Workshop begann mit einer Erörterung des Begriffs ‚Verfall‘, dem zunächst eine gewisse Unvermeidlichkeit zugesprochen wurde. Hinterfragt wurde hierbei, inwiefern Verfall als ein Prozess der Veränderung bzw. eines Formverlustes verstanden werden kann oder aber als Programm mit einer Einschreibung verbunden ist.
Den Auftakt der filmischen Beispiele bildete „Fatimas Dance du ventre“, der erstmalig 1893 auf der Chicagoer Weltausstellung gezeigt wurde. Als eines der frühesten Beispiele des optischen Mediums Film thematisierte dieses Beispiel zum einen die Bedeutung des Exotischen und Fernen, zeigte aber zum anderen durch die Wahl des Bewegungsmotivs Anklänge an die um 1900 herrschende Bewegung der Okkultisten und Spiritisten, was die Diskussion zu der von 1895 – 1905 herrschenden Gattung des ‚Cinema of Attraction‘ lenkte. Diese Bedeutung des Sinnlichen im Film wurde bei der Betrachtung der „Zensurfassung“ des Films, in der ein Raster über Brüste und Genitalbereich der bekleideten Tanzenden gelegt wurden, wieder aufgegriffen, wobei festgestellt wurde, dass gerade durch die Zensur die Narration des Sinnlichen eine stärkerer Betonung erfährt und die binären Kategorien von Gefühl und Verstand einander gegenüberstellt werden.

[...]

Quelle: http://grk1678.hypotheses.org/913

Weiterlesen

Zum 130. Geburtstag von Marc Bloch

Heute vor 130 Jahren, am 6. Juli 1886, wurde in Lyon einer der bedeutendsten französischen Historiker des 20. Jahrhunderts geboren: Marc Bloch, aus einer gutbürgerlichen jüdischen Familie stammend – sein Vater Gustave war selbst Professor für Alte Geschichte – erhielt … Weiterlesen

Quelle: http://archivamt.hypotheses.org/3840

Weiterlesen

Betrachtungen eines Trolls (zur NZZ Geschichte) [beta]

Irgendwann begann mir zu dämmern, dass ich mich zum Twitter-Troll der NZZ Geschichte (bzw. @NZZGeschichte) entwickelt hatte. Den Zeitpunkt kann ich nicht mehr genau festmachen. War es der Punkt, an dem der Twitter-Account der Zeitschrift aufhörte, auf meine kritischen Hinweise und Anmerkungen zu reagieren? Der Punkt an dem das Resultat der Suchanfrage „NZZGeschichte“ auf Twitter zu gefühlt 85% aus von mir abgesetzten Tweets bestand?

Die Aufarbeitung einer Enttäuschung in einigen kurzen Tweets und einem langen Rant

Als Troll war ich zweifellos lästig, blieb dabei aber sachbezogen; ich war zwar hartnäckig, bemühte mich aber, nicht ins Übergriffige zu kippen. Doch als ich gestern,  wieder diesen heiligen Zorn[1] in mir heraufsteigen fühlte, das Bedürfnis, einen Feuersturm von – vermutlich ohnehin völlig wirkungslosen – Tweets zu entfachen, wurde mir klar, dass ich etwas verändern musste. Das Resultat: die Aufarbeitung einer Enttäuschung in einigen kurzen Tweets (click & scroll für mehr Kontext) und einem wohl viel zu langen Rant.



[...]

Quelle: http://shocknawe.hypotheses.org/150

Weiterlesen