Tagungsbericht: Podiumsdiskussion „Kollaboration. Interaktion. Die Zukunft geisteswissenschaftlichen Bibliographierens“, München: Bayer. Staatsbibliothek, 26.06.2015
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Aller Anfang ist schwer … Materialien zum Studium des Chinesischen anno 1815
Am Beginn der akademisch institutionalisierten Sinologie steht ein kleines unscheinbares Bändchen: das Programme du cours de Langue et de Littérature chinoises et de Tartare-Manchou[1] von Jean-Pierre Abel-Rémusat (1788-1832), Am 16. Januar 1815 hielt er, der 1814 den Lehrstuhl für “langue et littérature chinoises et tartares-mandchoues” erhalten hatte, seine Antrittsvorlesung am Collège Royal.
Abel-Rémusat behandelt in “Discours sur l’Origine, les Progrès et l’Utilité de la Culture du Chinois en Europe” zunächst kurz die bisherigen Versuche, die chinesische Sprache zu erlernen, stellt der angeblichen ‘Unerlernbarkeit’ des Chinesischen die raschen Fortschritte einiger Missionare entgegen – und widmet sich dann den Anfängen der Chinakunde in Europa.
Im Anschluss sind die Programme des Unterrichts in Chinesisch udn Mandschurisch zusammengestellt, ergänzt durch Listen der dafür benötigten Bücher[2] – Wörterbücher, Grammatiken und Textsammlungen.
Für den Chinesisch-Unterricht sind das sieben Titel:
La Grammatica sinica d’Etienne Fourmont;
Étienne Fourmont: Linguæ Sinarum Mandarinicæ hieroglyphicæ grammatica duplex, latinè & cum characteribus sinensium. Item sinicorum Regiæ Bibliothecæ librorum catalogus (Paris: Guerin, 1742) – Digitalisate → Bibliotheca Sincia 2.
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mediaevum.net: Internetangebot der Poetae Latini medii aevi bei mgh.de
arthistoricum.net: Caricature. Satirezeitschriften und Karikaturen
aventinus specialia Nr. 62 [01.09.2014]: Lückenhafte und nicht abgeschlossene Titelaufnahme in der Historischen Bibliographie ab dem Berichtsjahr 2013
DiRT. Digital Research Tools
aventinus historia Nr. 13 [29.04.2014]: Umfassende Bibliographie zu Johannes Aventinus von Prof. Dr. Erich Stahleder auf www.aventinum.info
Die unerträgliche Schwierigkeit des Katalogisierens … und das dadurch verunmöglichte (Wieder-)Finden
An 25.10.2013 beschäftigte sich eine Konferenz an der Österreichischen Nationalbibliothek mit der Frage “Was können und was wollen Digital Humanities?” – mit der Verortung des Faches, mit konkreten Beispielen, aber auch mit der Frage nach der Rolle der Bibliotheken. Max Kaiser von der Österreichischen Nationalbibliothek stellte in seiner Präsentation Digital Humanities und die Österreichische Nationalbibliothek aktuell laufende DH-Projekte an der ÖNB (zum Teil in Kooperation mit anderen Institutionen) vor und umriss die Rolle von Bibliotheken in einem sich wandelnden Umfeld in durchaus schillernden Farben.
Bei all den spannenden Möglichkeiten und Projekten ist ein (tatsächlich eher beiläufig) erwähnter Aspekt fast untergegangen (siehe Slides 49-52): Alles steht und fällt nicht erst mit dem Zugang zum brauchbaren Volltext (s. Slides 90-97), sondern mit dem Zugang zur Information über das Objekt – also mit brauchbaren, aussagekräftigen Metadaten.
Dazu ein kleines, aber feines Beispiel …
Bis heute stand in der Bibliotheca sinica 2.0 unter den Titeln ohne Verfasser auch dieser Titel:
: Gionata VII. Imperatore della China. Lettera a Papa Clemente XIV (Venezia: Aloisopoli 1538) Bibliotheca Sinica 2.0
Der Eintrag – aus den Katalogdaten der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB) gezogen – hat nie wirklich Sinn gemacht und war im internen Bibliotheca Sinica 2.0/Wiener Chinabibliographie[1]-Datenblatt seit langem gelb markiert, also ‘zu überprüfen’, denn ein Brief an Papst Clemens XIV (Pontifikat: 1769-1774)[2], gedruckt in Venedig im Jahr 1538 – passt irgendwie nicht …
Die Markierung blieb lange unbearbeitet, doch nun werden die weißen Flecken der ‘Wiener Chinabibliographie 1477-1939‘ immer weniger – und so kam auch dieser Titel wieder auf die Liste. Die wohl einfachste Möglichkeit wäre, den Titel (ÖNB-Signatur: *43.H.224) einzusehen – doch vorher wird routinemäßig online recherchiert …
Voilà, die einfache Google-Suche bringt ein vielversprechendes Ergebnis:
Der zweite Treffer (auf dem oben eingefügten Screenshot mit ’2′ markiert) bezieht sich auf den eingangs erähnten (inzwischen berichtigten Eintrag in der Bibliotheca Sinica 2.0.
Der erste Treffer (auf dem Screenshot mit ’1′ markiert) liefert einen Volltreffer: das Google-Books-Digitalisat des Exemplars der Österreichischen Nationalbibliothek.
Ein Klick führt zu:
Google Books – Screenshot
Es wird interessant – denn hier finden sich zwei widersprüchliche Angaben: “Venezia, Aloisopoli 1538″ und “Aloisopoli, 1833″.
Am Fuß der Seite finden sich die Google Books-typischen Daten:
Bibliografische Informationen
Titel Lettera a Papa Clemente XIV. – Venezia, Aloisopoli 1538
Autor Gionata VII. Imperatore della China
Verlag Aloisopoli, 1833
Original von Österreichische Nationalbibliothek
Digitalisiert 16. Apr. 2013
Ein Blick ins Buch zeigt: Es ist das in der Wiener Chinabibliographie erfasste Exemplar – also zurück zum Katalog der ÖNB. Eine einfache Suche nach “Lettera a Papa Clemente XIV. liefert als
Katalög der ÖNB (Screenshot) | http://data.onb.ac.at/rec/AC09900015
Im Gegensatz zu den Daten bei Google Books steht hier “Erscheinungsjahr: 1538″ – also über “Digitales Objekt (ÖNB) weiter direkt zum ÖNB-Viewer:
Lettera a Papa Clemente XIV | Ansicht im ÖNB Viewer
http://data.onb.ac.at/ABO/%2BZ167090302
Der Blick auf das Titelblatt bringt Klarheit:
VENEZIA
DALLA TIPOGRAFIA DI ALVISOPOLI
MDCCCXXXIII
Also alles klar – das beim Google Book angegebene Erscheinungsdatum stimmt. Irgendwann hat jemand anstelle von MDCCCXXXIII [1833] einfach MDXXXVIII [1538] gelesen. Bei der Vorbereitung für die Digitalisierung wurde zwar das korrekte Datum eingetragen, aber der ‘alte’ Fehler nicht korrigiert …
Kleinlich? Banal? Mag sein.
Aber: Wenn ein Titel nicht auffindbar ist, wird es schwierig, mit dem Text zu arbeiten – egal, ob analog oder digital.
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- Die ‘Wiener Chinabibliographie 1477-1939′ war quasi der Vorläufer der Bibliotheca Sinica 2.0. Lange bevor Digitalisate im großen Stil frei verfügbar waren, begann die Erfassung von Büchern über China in den großen Wiener Bibliotheken. Derzeit umfasst die Liste knapp 3500 Einträge.
- Giovanni Vincenzo Antonio Ganganelli (1705-1774) war Papst 1769-1774. Zur Biographie s. Mario Rosa: Clemente XIV. In: Massimo Bray (ed..): Enciclopedia dei Papi, Istituto della Enciclopedia Italiana, Band 3 (Innocenzo VIII, Giovanni Paolo II), Rom 2000.) – Online: Treccani.it.