Mit einer Figur, die in Reinform klassische Merkmale des modernen Antisemitismus trägt, rechnet man im Adventskalender der „Deutschen Apotheker Zeitung“ (DAZ) zunächst einmal nicht. Hat sich ein Gespenst aus der Vergangenheit in die Gegenwart verirrt? Oder liegt das Problem im Auge der Betrachter*in, in einer Déformation professionelle, die in einer aktuellen Karikatur ein altes antisemitisches Bild sieht und so Vergangenheit und Gegenwart zu schnell in einen Topf wirft? Der Historiker David Nirenberg warnt in seinem Buch „Anti-Judaismus“ vor solchen vereinfachenden Kontinuitätserzählungen des Antisemitismus: „Wir wissen […], dass Historiker uralte Haken finden können, um darauf neue Hüte zu hängen.“[1] Betrachtet man jedoch den „DAZ-Adventskalender“ von 2019, hat man den Eindruck, die Apotheker*innen hätten den uralten Haken der Judenfeindschaft gefunden, um Probleme ihres Standes daran aufzuhängen.
Der Adventskalender 2019 der „Deutschen Apotheker Zeitung“ lag der DAZ-Ausgabe Nr. 48/2019 bei; online findet er sich als zweite Abbildung weiter unten auf der Website © DAZ
Eine Geisterbahn versinnbildlicht im Adventskalender der DAZ die Lage der Apotheker*innen in Deutschland. Drei Wagen sind auf dem Weg durch das Gruselkabinett.
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Quelle: https://www.visual-history.de/2019/12/23/ein-antisemitisches-gespenst-im-advent/