Teller als Erinnerungsstücke

Ein Teller ist zunächst einmal ein Gebrauchsgegenstand. Seine Fläche eignet sich aber auch vorzüglich für Abbildungen. Wir kennen dies heutzutage von zahllosen Beispielen, die von Urlaubssouvenirs über Kinderteller bis hin zu Fanartikeln von Fußballclubs, Popstars oder royalen Persönlichkeiten reichen. Nun gab es auch in der Vormoderne Beispiele für derartig verzierte Teller: Im vorliegenden Fall stellte das Motiv ein Kriegsheld aus dem Dreißigjährigen Krieg dar: Jan von Werth. Genaugenommen handelte es sich um zwei verschiedene Teller, die beide den General zeigen. Kurz präsentiert werden sie in einem Beitrag von Heinz-Peter Mielke, Jan von Werth auf zwei Genneper Prunktellern, in: Epitaph für Stefan Frankewitz. Ein Gedenkbuch für den Freund und Kollegen, hrsg. von Rien van den Brand, Frans Hermans, Wolfgang Löhr, Udo Oerding und Bert Thissen (Geldrisches Archiv, 16), Geldern 2015, S. 245-248. Gerade weil der Text eher entlegen publiziert ist, lohnt es sich, in diesem Umfeld auf ihn aufmerksam zu machen.

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1289

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Reichssteuern im Krieg

Für die Finanzierung des Kriegs benötigte man riesige Geldsummen. Um diese Gelder aufzubringen, wurden allenthalben Kontributionen erhoben, Abgaben also, die als Kriegssteuern ausgewiesen waren. Zwar gab es auch Möglichkeiten, ganz regulär Reichssteuern zu erheben, aber wie sollte dies in einer Phase geschehen, in der das Reich samt seinen Institutionen gelähmt schien? Tatsächlich läßt sich nachweisen, daß in den Jahren des Dreißigjährigen Kriegs das Reich nicht völlig dysfunktional war, sondern daß es auch hier möglich war, regulär Reichssteuern zu erheben. Dies führt ein Beitrag vor, der kürzlich erschienen ist:
Fabian Schulze, Silent leges inter arma? Zur Rolle reichsrechtlicher Normen und Verfahrensweisen bei Türkensteuerforderungen im Dreißigjährigen Krieg, in: Was das Reich zusammenhielt. Deutungsansätze und integrative Elemente, hrsg. von Josef Bongartz, Alexander Denzler, Ellen Franke, Britta Schneider und Stefan Andreas Stodolkowitz, Köln/Weimar/Wien 2017, S. 125-147.



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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1268

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Abdankungen in Memmingen, I

Wann hörte der Dreißigjährige Krieg auf? Die übliche Antwort wird den 24. Oktober 1648 nennen, an dem in Münster das Friedenswerk unterzeichnet wurde, um das so viele Jahre intensiv gerungen worden war. Umgesetzt war der Frieden damit noch nicht, und ob sich die Papierversion in der Realität bewähren würde, war ebenfalls offen. Ein entscheidender Faktor war die Abdankung der Truppen: Solange sie überall im Reich verteilt in ihren Quartieren lagen, war es jederzeit möglich, die Kampfhandlungen wiederaufzunehmen. Wie die Abdankungen in der Folge des Friedensabkommens und vor allem nach dem Nürnberger Exekutionstag vonstatten gingen, der sich genau mit der Umsetzung der Friedensbestimmungen und hier auch den Abdankungen auseinandersetzte, ist bislang wenig untersucht. Nötig sind hierfür Detailstudien, die die Auflösung der Armeen bis hin zur Abdankung der einzelnen Regimenter in den Blick nehmen.

Genau dies habe ich exemplarisch versucht, indem ich die Abdankung des Regiments Winterscheid verfolgt habe, das seit der Übergabe der Stadt Memmingen an die kurbayerische Armee im Herbst 1647 dort stationiert war und am 5. Oktober 1649, also zwei Jahre später, dort aufgelöst wurde (zumindest die Memminger konnten erst im Oktober 1649 davon ausgehen, daß der Krieg wirklich zu Ende war).

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1232

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1618

Am Anfang steht der Fenstersturz vom 23. Mai 1618, mit dem die Ereigniskette ausgelöst wurde, die dann in dem endete, was wir als Dreißigjährigen Krieg bezeichnen. Und „1618“ allein ist auch der Titel einer vor wenigen Tagen ausgelieferten Publikation, die sich der Anfangsphase dieses Kriegs widmet: Robert Rebitsch (Hrsg.), 1618. Der Beginn des Dreißigjährigen Krieges, Wien/Köln/Weimar 2017. Damit wird klar, daß unter den historischen Jubiläen, für die eine interessierte Öffentlichkeit gewonnen werden soll, neben 1517 und 1917 auch jetzt schon 1618 hinzutritt; Aktivitäten wie solche zum Jubiläum von 1918 werden sicher auch nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Der vorliegende Band will sich nun der Vorgeschichte des Dreißigjährigen Kriegs widmen und hat dabei nicht nur die Spezialisten im Blick, sondern dezidiert das interessierte Lesepublikum (S. 13). Also keine ausufernden Fußnotenapparate, sondern griffige, anschauliche Darstellungen waren gefragt, um den Weg in den Krieg zu veranschaulichen.

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1183

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Kämpfen bis die Sonne untergeht

Für die habsburgischen Truppen begann der 22. Juni 1636 verheißungsvoll. Der spanische Kommandeur Leganés riß die Initiative an sich und befahl den Sturm auf die französisch-savoyardischen Stellungen. Die sich hier entwickelnden Kämpfe gingen als Schlacht bei Tornavento in die Geschichte ein; Gregory Hanlon hat dazu eine Studie vorgelegt, auf die ich mich bereits andernorts bezogen habe. Ein weiteres Mal möchte ich auf die Untersuchung Hanlons eingehen, der eine vorzügliche Analyse des Schlachtgeschehens vorgelegt hat.

Vor allem geht es mir um das Ende dieser eintägigen Schlacht. Der spanische Angriff hatte zunächst Erfolg, insofern er den Gegner aus seinen gut verschanzten Stellungen vertreiben konnte. „However, the greatest moment of vulnerability is that of victory.“ (S.

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Quelle: https://dkblog.hypotheses.org/1197

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Gewalt gegen Geistliche

Im Frühsommer 1636 zogen französische Truppen, unterstützt von savoyardischen Einheiten, durch Piemont und die Lombardei, ihr Ziel war Mailand. Das Hauptproblem dieses Vormarsches war – wenig überraschend – die Versorgung dieser Armee. In der Studie von Gregory Hanlon, auf die ich mich schon einmal bezogen habe, wird dieser Vormarsch ausführlich beschrieben (Kap. 2: „Onward to Milan“, S. 55-87).

Insgesamt handelte es sich um über 20.000 Fußsoldaten, dazu um die 4.000 Kavalleristen (S. 55).

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Quelle: https://dkblog.hypotheses.org/1194

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Verluste im Kampf

Am 22. Juni 1636 fand in Oberitalien die Schlacht von Tornavento statt. Dieses Treffen zwischen französisch-savoyardischen und habsburgischen Truppen taucht kaum in den Schlachtkalendern des Dreißigjährigen Kriegs auf, und selbst die Zeitgenossen sprachen eher von einer „scaramuccia“ als von einer veritablen Schlacht (S. 166). Gleichwohl hat Gregory Hanlon dem Ereignis ein ganzes Buch gewidmet: Italy 1636. Cemetery of Armies, Oxford University Press 2016, XIII u. 224 S., 48 s/w Abb., 10 Karten. Es ist eine sehr lesenswerte Studie geworden, die gerade durch ihre genaue Quellenkenntnis und differenzierte Sichtweise besticht.

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1181

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„Wie gewinne ich den Nobelpreis für Literatur?“– ein Gastvortrag von Sara Danius

Die schwedische Literaturwissenschaftlerin Sara Danius bekleidet seit 1. Juni 2015 – als erste Frau – die Position einer ständigen Sekretärin der Schwedischen Akademie. Das heißt u.a., dass sie zusammen mit weiteren Mitgliedern jährlich den oder die Literatur-Nobelpreisträger_in auswählt. In ihrem Gastvortrag mit dem polarisierenden Titel „How to get the Nobel Prize in Literature“, gehalten am 12. Juli 2017 im Rahmen der 7. Institute for World Literature (IWL)-Session an der Universität Kopenhagen, sprach sie über Kriterien für die Vergabe des Literaturnobelpreises – und dann auch wieder nicht.

Ungewöhnliche Nobelpreisträger_innen: Swetlana Alexijewitsch und Bob Dylan

Sara Danius begann mit der Frage, ob es denn wahr sei, dass die Schwedische Akademie ihre Definition von Literatur in den letzten Jahren ausgeweitet habe?

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Quelle: https://chicklit.hypotheses.org/844

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Das Erwachen der Sprache. Zur Poetik der Schriftstellerin Marica Bodrožić

Marica Bodrožić am 25.01.2017 in Regensburg. – Foto: Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien

Die Schriftstellerin Marica Bodrožić vereint in ihren Werken scheinbar gegensätzliche Elemente und schafft neue, ungewohnte Verbindungen: Ihre Erzählungen sind von einer lyrischen Sprache und der Überschneidung verschiedener nationaler, historischer und sprachlicher Perspektiven geprägt. Im Januar dieses Jahres bestand die Gelegenheit, sich bei zwei Lesungen, die von der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien organisiert wurden, einen Eindruck von der faszinierenden Poetik dieser Autorin zu machen. In Regensburg las Bodrožić aus ihrer 2014 veröffentlichten Reisebetrachtung „Mein weißer Frieden“. Im Anschluss diskutierte sie mit dem Publikum über Krieg, Frieden und die wichtige Rolle, welche die Literatur in der Erinnerung an die einschneidenden und traumatischen Ereignisse der jugoslawischen Kriege spielt.



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Quelle: https://erinnerung.hypotheses.org/1328

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Gut dänisch oder kaiserlich?

Schlauer ist man meistens erst im Nachhinein, diese Erfahrung bestätigte sich bereits im Dreißigjährigen Krieg. Gerade Städte standen vielfach vor der schwierigen Entscheidung, genau im richtigen Moment den nötigen Gehorsam zu zeigen und ihre Loyalität unter Beweis zu stellen. Ein Beispiel dafür war die Stadt Buxtehude, die zum Erzstift Bremen gehörte. Im Zuge des Dänisch-Niedersächsischen Kriegs versicherte sich der dänische König Buxtehudes und legte Truppen in die Stadt. Es zeigte sich aber, daß die kaiserlichen Truppen unter Wallenstein und Tilly schnell nach Norden vorstießen und die Dänen eine Position nach der anderen räumen mußten. Wie sollte man sich nun verhalten: Gemeinsam mit den Dänen kämpfen oder sich der offenbar stärkeren Macht des Kaisers unterwerfen?

Welchen Weg Buxtehude eingeschlagen hat, ist in einer zeitgenössischen Schrift unter dem Titel „Buxtehuda Bellicosa“ aus dem Jahr 1628 nachgezeichnet. Vorgestellt und kommentiert wurde sie bereits vor fast 50 Jahren von Ingeborg Klettke-Mengel in: Heimatliches Buxtehude, Bd. 2, Buxtehude 1959, S.

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Quelle: https://dkblog.hypotheses.org/1153

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