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Tagungsbericht: Guerres futures, guerres imaginées: vers une histoire culturelle de l’avant-1914
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Geschichtswissenschaftliche Blogs auf einen Blick
Was ist ein Wissenschaftsblog? Form, Funktion und Ökonomie einer emergenten Kommunikationsform. Abstract des Vortrags von Cornelius Puschmann auf der Tagung “Weblogs in den Geisteswissenschaften oder: Vom Entstehen einer neuen Forschungskultur” am 9. März 2012 in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München.
Abstract
Weblogs existieren seit den späten 1990er Jahren, wo sie zunächst als einfache Linklisten genutzt wurden, durch die ihre Eigentümer Hinweise auf interessante Seiten im noch überschaubaren World Wide Web miteinander austauschten. Inzwischen hat sich das einfach bedienbare Publikationswerkzeug von einem subkulturellen Phänomen zu einer alltäglichen Technologie gewandelt, die ihren subkulturellen Anstrich weitgehend verloren hat. Blogs werden von einer Vielzahl von Akteuren zu einer großen Bandbreite von Themen rezipiert und geschrieben, vom Politik- über das Restaurant- bis zum Modeblog. Institutionen und Unternehmen personalisieren durch Blogs ihre Kommunikation mit Partnern und Kunden, während Privatpersonen sie alternativ als persönliche Kommunikationsplattform, als Werkzeug des Wissensmanagements, oder als Raum für private Reflexionen interpretieren.
Wissenschaftliche Blogs sind ein vergleichsweise junges Phänomen, welches sich aus sehr unterschiedlichen Perspektiven beschreiben lässt (siehe u.a. Bonetta, 2007; Kjellberg, 2010). Zum einen konkurrieren Blogs zumindest potenziell mit traditionellen Veröffentlichungen in Fachzeitschriften, Sammelbänden und Monographien, in denen üblicherweise die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung vorgestellt werden. Zum anderen ergänzen sie aber auch eher informelle Kommunikationskanäle wie etwa E-Mail, Mailinglisten und soziale Netzwerke, die Wissenschaftler ebenfalls berufsbezogen nutzen, welche aber zumeist eher dem fachinternen Austausch und der Vernetzung dienen (vgl. Borgman, 2007, S.47). Neben unterschiedlichen Nutzungsansätzen unter Karrierewissenschaftlern spielen Blogs aber auch bei der zivilgesellschaftlichen Auseinandersetzung mit Wissenschaft durch ein breites Spektrum weiterer Akteure eine Rolle, etwa für Journalisten, Studenten, interessierte Laien und Personen in wissenschaftsnahen Berufen, die ebenfalls zu wissenschaftlichen Themen und mit wissenschaftlichem Anspruch schreiben, kommentieren und diskutieren.
In meinem Vortrag werde ich eine grobe Typologie verschiedener Wissenschaftsblogs vorstellen und zugleich das Spannungsfeld zwischen institutionalisierter Wissenschaft und den in ihr akzeptierten Publikationsformen einerseits und dem partizipativen Anspruch von Blogs andererseits beschreiben.
Blood, R. (2000). Weblogs: A history and perspective. Rebecca’s Pocket. Abgerufen von http://www.rebeccablood.net/essays/weblog_history.html
Borgman, C. (2007). Scholarship in the digital age: Information, infrastructure, and the Internet. Cambridge, MA: MIT Press.
Bonetta, L. (2007). Scientists Enter the Blogosphere. Cell, 129(3), p. 443-445.
Kjellberg, S. (2010). I am a Blogging Researcher: Motivations for Blogging in a Scholarly Context. First Monday, 15(8). Abgerufen von http://firstmonday.org/htbin/cgiwrap/bin/ojs/index.php/fm/article/view/2962/2580
Cornelius Puschmann
Dr. Cornelius Puschmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Informations- und Bibliothekswissenschaften der Humboldt Universität zu Berlin (IBI) und Projektmitarbeiter am Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG). Er beschäftigt sich primär mit computervermittelter Kommunikation aus sprach- und informationswissenschaftlicher Sicht, und mit den Auswirkungen des Internets auf die wissenschaftliche Kommunikation. Sein Blog: http://blog.ynada.com, Twitter: @coffee001
Zum Programm der Tagung “Weblogs in den Geisteswissenschaften” http://redaktionsblog.hypotheses.org/136
Tweets zur Tagung unter @dehypotheses / Hashtag: dhiha4
Weblogs in den Geisteswissenschaften oder: Vom Entstehen einer neuen Forschungskultur. Tagung des Deutschen Historischen Instituts Paris und des Instituts für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München zum Start des Blogportals de.hypotheses.org (Digital Humanities am DHIP #4) . Mit finanzieller Unterstützung von L.I.S.A. – Das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung und der Stiftung Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland (DGIA).
Am Donnerstag, 26. Jänner 2012, findet in der Akademie der Wissenschaften die 5. DOC-team-Graduiertenkonferenz statt, bei der DOC-team-StipendiatInnen – unter anderen auch wir – erste Ergebnisse ihrer Forschungstätigkeit präsentieren. Ort: Clubraum der ÖAW, Dr. Ignaz Seipel-Platz 2, 1010 Wien.
Programm (hier gibt’s auch ein PDF):
9:30 Uhr Eröffnung
9:45 Uhr
Silvia Dallinger, Judith Pfeifer, Johanna Witzeling
‘Die Türken vor (und in) Wien’ – Zur Vermittlung und Vergegenwärtigung von Geschichtsbildern über ‘die osmanische Bedrohung’ in Österreich
10:30 Uhr
Helene Dearing, Louise Kubelka, Julia Rudolph
Women at work – economic, legal and philosophical dimensions of parental leave
11:15 Pause
11:30 Uhr
Sema Colpan, Lydia Nsiah, Joachim Schätz
‘Sponsored Films’ und die Kultur der Modernisierung. Schnittstellen zwischen Ökonomie und Ästhetik im österreichischen Werbe- und Industriefilm
12:15 Uhr
Christoph Musik, Daniel Messner, Stephan Gruber
Verdaten. Klassifizieren. Archivieren. Identifizierungstechniken zwischen Praxis und Vision
Der digitale Wandel der Geschichte war das Thema der Tagung .hist2011, die im September 2011 in Berlin statt gefunden hat. Es war die dritte Veranstaltung dieser Art nach .hist2003 und .hist2006, organisiert in diesem Jahr von Clio-Online und dem Wissenschafts-Portal L.I.S.A. der Gerda-Henkel-Stiftung. Vorträge, Podiumsdiskussionen und Werkstattberichte wechselten sich ab (bzw. fanden parallel statt) und boten ein sehr vielfältiges Bild dessen, was digitale Geschichte in Deutschland aktuell darstellt.
Unter den zahlreichen Zuhörer/innen waren auch einige Twitterer, die ihre Follower mit Neuigkeiten von der Tagung versorgten oder untereinander diskutierten. Im ausführlichen Tagungsbericht von Stefan Gorißen und Thomas Meyer, erschienen bei H-Soz-u-Kult, liest man jetzt dazu:
„Neben Werkschau und offenen Diskussionen in den Sektionen und Podien wurde der digitale Wandel selbst auch aktiv in twitter und facebook begleitet; wobei bisher nicht ersichtlich ist, zu welchem Nutzen: Haben die Teilnehmer auf den Podien und in den Sektionen doch keinerlei Gelegenheit auf Einwürfe über diese Kanäle zu reagieren.“
Das Argument weist eher auf eine organisatorische Herausforderung als auf ein strukturelles Problem des Kommunikationskanals Twitter hin. Über eine gut platzierte Twitterwall, bei der über einen Beamer die Tweets für alle sichtbar an die Wand projiziert werden, können die Vortragenden die Einwürfe auch lesen und in der Folge dann wenn gewünscht darauf reagieren. Zeitweise waren im Hauptsaal der Veranstaltung die Tweets zwar über die Leinwand sichtbar, diese hing jedoch hinter dem Podium. Auch hat Diskussionsleiter Peter Haber versucht, Abhilfe zu schaffen und hat seinen Podiumsteilnehmer/innen einige der Tweets vorgelesen, so dass es in diesem Fall Gelegenheit zur Reaktion gab.
Doch davon abgesehen greift das Argument auch generell zu kurz. Denn Twitter hat auf Tagungen nicht nur dann einen Nutzen, wenn die Vortragenden auch auf die Einwürfe reagieren (können). Dazu hier einige Gedanken, gefolgt von einer ersten Auswertung der Tweets zur Tagung .hist2011.
Live und vielstimmig für die interessierte Fachöffentlichkeit zwitschern
Die User von Twitter kommentieren in Echtzeit die Vorträge auf einer Tagung. Sie twittern die wichtigsten Aussagen, bekräftigen oder widersprechen diesen. Sie schreiben über die Stimmung im Raum, über alles, was ihnen zur Tagung einfällt. Sie reichern die Aussagen der Vortragenden und Diskutierenden an z.B. mit Links zu besprochenen Texten, Bildern oder Videos. Sie twittern Fotos von der Veranstaltung und geben damit einen konkreten Einblick, wie es vor Ort aussieht.
Damit schaffen sie einerseits eine zweite Diskussionsebene für die Teilnehmer/innen der Tagung vor Ort. Andererseits berichten die Twitterer auch live von der Tagung an ihre Follower, die nicht präsent sein können. Diese erfahren so in Echtzeit und lange bevor ein Tagungsbericht erscheint von den wichtigsten Aussagen wie auch von der Stimmung auf der Tagung. Damit sind die Tweets zusammengenommen letztlich auch ein micro-gebloggter und mit Fotos und Links angereicherter Tagungsbericht, der live und vielstimmig in die interessierte Fachöffentlichkeit gezwitschert wird und sofort kommentiert werden kann.
Doch das Besondere am Einsatz von Twitter bei Tagungen geht über die live gebloggten Diskussionsaussagen und Stimmungsbilder hinaus: Eine Analyse kann Kommunikations-Netzwerke zeigen und Aufschluss über Prozesse des Wissensaustauschs in Webcommunities geben[1]. Denn die Twitterer führen auch ein virtuelles Gespräch mit anderen Twitterern, die sie persönlich manchmal gar nicht kennen oder über das Twittern dann erst kennen lernen. Wie war das nun bei .hist2011?
Statistik und Auswertung der Tweets zur Tagung .hist2011
Die Tweets zur Tagung .hist2011 sind in der im Anhang eingefügten Excel-Tabelle archiviert und werden damit als Live-Tagungsbericht erneut und dauerhaft publiziert. Die Tweets mit dem hashtag #dothist wurden am 19.9.2011, also vier Tage nach Ende der Tagung, mit dem Programm Archivist gespeichert und archiviert. Es handelt sich insgesamt um 454 Tweets von 66 verschiedenen Twitter-Accounts. Die fünf aktivsten Twitterer waren:
1. portallisa: 89 tweets
2. peha64: 72 tweets
3. mareike2405: 62 tweets
4. wilkohardenberg: 59 tweets
5. ankrjoe: 14 tweets
Bemerkenswert ist der große Abstand zwischen Platz 4 und 5, hat doch der User wilkohardenberg ca. viermal so viele Tweets geschickt wie User ankrjoe.
In den Tweets wurde auf 30 verschiedene Websites verwiesen, viele davon auf Sites, auf denen Fotos der Tagung geladen wurde (z.B. yfrog); sechs Mal wurde ein Link auf die Website der Gerda-Henkel-Stiftung gesetzt (siehe Anlage sitestable).
Kommunikations-Netzwerke über Twitter bei .hist2011
Zwei Grafiken visualisieren die Gespräche und Netze zwischen den einzelnen Usern. Diese Visualisierungen wurden von Cornelius Puschmann (Universität Düsseldorf) auf der Basis der extrahierten Tweets mit der open-source Platform gephi erstellt. Ihm sei an dieser Stelle noch mal ausdrücklich dafür gedankt.
Die Grafik 1 zeigt Nachrichten, bei denen ein User gezielt angesprochen wurde. Dabei handelt es sich also um „Gespräche“ zwischen zwei oder mehreren Personen. Da im Laufe eines solchen „Gesprächs“ der hashtag oftmals weggelassen wird, ist dies keine vollständige Statistik, sondern berücksichtigt nur die Nachrichten, bei denen der hashtag #dothist verwendet wurde.
Grafik 1: Gespräche zwischen Usern unter dem hashtag #dothist (Grafik erstellt von Cornelius Puschmann)
Die Größe der Kreise zeigt an, wie viele Nachrichten eine Person bekommen hat. Die Farbtiefe zeigt an, wie viele Nachrichten die Person selbst geschickt hat. User peha64 hat demnach die meisten Nachrichten verschickt und auch die meisten Nachrichten bekommen. Das wird durch die zentrale Position in der Grafik erneut unterstrichen. Zu sehen ist außerdem, dass User portallisa beispielsweise selbst keine Nachrichten verschickt hat. Dies wird dadurch erklärt, dass es sich dabei um einen institutionellen Account handelt, die per se nicht oder selten mit anderen Usern in einen persönlichen Kontakt treten.
Die Grafik 2 zeigt die Retweets unter dem hashtag #dothist an, also die Tweets, die von anderen Usern erneut gepostet wurden. Retweets, so die Erläuterung von Cornelius Puschmann, werden heute nicht mehr nur als selbstloser Akt der Weitergabe einer Information gesehen, sondern haben vor allem eine soziale Funktion. Sie verweisen auf die Relevanz dessen, was eine andere Person tweetet und signalisieren damit Akzeptanz und Bestätigung des Geschriebenen durch den Re-Tweeter.
Die Farbtiefe der Grafik zeigt an, wie viele Retweets gegeben wurden. Die Größe der Kreise zeigt an, wie viele Retweets ein User bekommen hat. So hat der User torstenreimer beispielsweise sehr viele Retweets bekommen, hat aber selbst weniger Nachrichten retweetet. Auch User wilkohardenberg hat mehr Retweets empfangen (18) als gegeben (10), was auf Zustimmung zu seinen Tweets schließen lässt.
Die Verbindungslinien zeigen an, ob reziprok oder einseitig retweetet wurde. Eine gerade Linie visualisiert ein reziprokes Verhältnis, z.B. zwischen den Usern portallisa und peha63. Eine gekrümmte Linie zeigt an, dass der eine User häufiger Nachrichten eines anderen erneut gesendet hat, als es umgekehrt der Fall war.
Die dunkle Farbe und die zentrale Stellung im Graphen visualisiert hier, so Cornelius Puschmann, dass User mareike2405 die meisten Verbindungen innerhalb der twitternden Personen hatte. Am „effektivsten“ – wenn man so einen Maßstab überhaupt anlegen möchte – war jedoch User torstenreimer, der mit insgesamt nur 13 eigenen Tweets, 16 Retweets bekommen hat. Diese Auswertungen sind jedoch ausschließlich bezogen – das sei noch mal betont – auf die Aktivitäten unter dem hashtag #dothist.
Dateien im Anhang
Tagungsberichte und Informationen zu .hist2011
Stefan Gorißen, Thomas Meyer, Tagungsbericht „.hist2011 – Geschichte im digitalen Wandel“, 14.09.2011-15.09.2011, Berlin, in: H-Soz-u-Kult, 13.10.2011, <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=3854>.
Interview mit Georgios Chatzoudis: „Das Verhältnis der Wissenschaftler zur Öffentlichkeit ist ambivalent“, in: Blog der Frankfurter Buchmesse, 10.10.2011, <http://blog.buchmesse.de/blog/de/2011/10/10/interview-georgios-chatzoudis/>.
Silke Jagodzinski, „Digitalisierung ist der neue König Midas“ (Stefan Münker). Die Tagung .hist2011 zur Geschichte im digitalen Wandel (14./15.09.2011, Berlin), in: editura, 20.09.2011, <http://www.editura.de/blog/2011/09/20/%E2%80%9Edigitalisierung-ist-der-neue-k%C3%B6nig-midas%E2%80%9C-stefan-m%C3%BCnker>.
Peter Haber, Gezwitscher aus Berlin, in: hist.net, 18.09.2011, <http://weblog.hist.net/archives/tag/hist2011>.
Website der Tagung .hist2011: <http://www2.hu-berlin.de/historisches-forschungsnetz/tagung/index.php?conference=hist2011&schedConf=hist11>
Sowie mehrere Beiträge bei L.I.S.A., u.a.:
.hist2011 – ein erster Blick zurück
<http://www.lisa.gerda-henkel-stiftung.de/co4ntent.php?nav_id=1814>
Nachlese “.hist2011″ – Posterschau und Interview
<http://www.lisa.gerda-henkel-stiftung.de/content.php?nav_id=1829>
Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/380