durchsichten: Rez. zu Thomas Ertl: Seide, Pfeffer und Kanonen. Globalisierung im Mittelalter
Sklaven- und Dreieckshandel in skandinavischer Literatur, Kunst und Erinnerungskultur | Teil 4: Erinnerungsorte II
Erinnerungsorte II: Dänemark und die Welt im öffentlichen Gedenken
Neben Orten und Gebäuden, bei denen man die historischen Zusammenhänge selbst rekonstruieren muss, gibt es Institutionen und Orte, die gewissermaßen einen öffentlichen Auftrag haben, an die dänische Kolonial- und Sklavenhandelsgeschichte zu erinnern.
Als erste Station der Exkursion in Kopenhagen besuchen wir den Assistenzfriedhof im Stadtteil Nørrebro. Die zugehörige Website, über die in Texten und Videos Geschichten hinter den Grabmälern zugänglich werden, macht klar, dass der Friedhof als Gedächtnisinstitution verstanden wird. Lars Jensen von der Universität Roskilde führt uns zunächst zum Grab des berühmten Dichters Hans Christian Andersen. Was hat bloß Andersen mit dem Sklavenhandel zu tun?
[...]
Sklaven- und Dreieckshandel in skandinavischer Literatur, Kunst und Erinnerungskultur | Teil 3: Erinnerungsorte I
Erinnerungsorte I: Straßen in die Vergangenheit
Geschichte ist sichtbar. Im Stadtbild, in kulturellen Erzeugnissen und in Waren, die wie selbstverständlich zum Alltag gehören, deren Ursprung aber weit von Deutschland und Skandinavien entfernt liegt.
In den Städten mit langer Handelstradition wie Flensburg oder Kopenhagen ist die koloniale Vergangenheit allgegenwärtig. Auf unserer Exkursion haben wir uns nicht nur mit der dänischen Hauptstadt Kopenhagen und ihrer unbestreitbar wichtigen Rolle für die kolonialen Bestrebungen Dänemarks auseinander gesetzt, sondern auch mit der damals ebenfalls zu Dänemark gehörenden Stadt Flensburg. Zwei dänische Städte, die am Dreieckshandel maßgeblich beteiligt waren. Der direkte Vergleich macht uns neugierig: Welche Besonderheiten prägen noch heute die Stadtbilder der beiden Städte?
Sklaven- und Dreieckshandel in skandinavischer Literatur, Kunst und Erinnerungskultur | Teil 2: Geschichte
Was hat es eigentlich mit dem Dreieckshandel auf sich? Welche Rolle spielte darin der Sklavenhandel? Und in welcher Weise war Dänemark daran beteiligt? Neben theoretischen Ansätzen beschäftigen wir uns vor der Abreise nach Flensburg und Kopenhagen auch mit den historischen Zusammenhängen, Orten und Begrifflichkeiten. Diese gilt es zu klären, bevor wir uns mit den sich darauf beziehenden Spuren, Repräsentationen und Reflexionen auseinandersetzen können.
Mit dem Begriff des Dreieckshandels wird schematisch ein zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert bestehender Wirtschaftskreislauf zwischen Europa, Westafrika, der Karibik und den Amerikas beschrieben. Europäische Reeder schickten mit Schießwaffen, Munition, Alkohol und Textilien beladene Schiffe nach Westafrika.
[...]
Sklaven- und Dreieckshandel in skandinavischer Literatur, Kunst und Erinnerungskultur | Teil 1: Prolog
Die „Rum- und Zuckermeile“ in Flensburg, Kaufmannshäuser in Kopenhagen oder der Straßenname „Kongens gade“ in der Stadt Charlotte Amalie auf der Insel St. Thomas, die zu den heutigen US Virgin Islands gehört, sind sichtbare Spuren des skandinavischen Transatlantikhandels. Spuren, die Fragen aufwerfen: Welche Verbindungen Skandinaviens gab es zum sogenannten Dreieckshandel des 16.–19. Jahrhunderts, und welche gibt es heute?
In einem Seminar im Rahmen des Masterstudiengangs Skandinavistik/Nordeuropastudien am Nordeuropa-Institut der Humboldt-Universität zu Berlin sind wir diesen Fragen nachgegangen. Paul Gilroys einflussreiche Studie The Black Atlantic. Modernity and Double Consciousness (1993) hat uns dabei einen theoretischen und methodischen Ausgangspunkt geboten. Das Konzept des „Schwarzen Atlantiks“ beschreibt einen Kulturraum, der im Zuge des kolonialen Sklavenhandels zwischen Europa, Afrika und den Amerikas entstanden ist.
[...]