#wbgavie | Torsten Hiltmann: Heraldica Nova

Gastbeitrag von Torsten Hiltmann (Münster) anlässlich des Workshops „Bloggen in Geschichtswissenschaft und Archivwesen“, der am 10. November 2014 in Wien stattgefunden hat.

Die Heraldik wurde von Historikerinnen und Historikern für lange Zeit oft nur als selbstreferentielle Hilfswissenschaft betrachtet, die sich auf das Systematisieren und Kategorisieren von Wappen beschränkt. Dass jedoch das omnipräsente Phänomen der Wappen und die überlieferten Quellen mit Blick auf Kommunikation, Mentalitäten und Kultur des europäischen Mittelalters und der Frühen Neuzeit ein enormes Erkenntnispotenzial mitbringen, hat erst in jüngerer Zeit das Interesse der Forschung gefunden. Seitdem versuchen Forscherinnen und Forscher der Heraldik und der Geschichtswissenschaft im gegenseitigen Austausch gemeinsam, das Phänomen der heraldischen Zeichen aus der Perspektive der neuen Kulturgeschichte in ihren gesellschaftlichen Performanzen und Funktionen zu untersuchen. Durch das interaktive Medium des Blogs will das Heraldikportal „Heraldica Nova“ der Forschung zur Geschichte der heraldischen Kommunikation als Sprachrohr zur interessierten Öffentlichkeit dienen und den Aufbau eines internationalen Forschungsnetzwerkes fördern, indem es eine zentrale Kommunikationsplattform für den heraldisch-historischen Forschungsdiskurs anbietet.

Kulturgeschichte der Heraldik – neue Ansätze für alte Quellen

Der Blog „Heraldica Nova“, ins Leben gerufen 2013 von Torsten Hiltmann als Teil des von der VolkswagenStiftung geförderten Dilthey-Projektes „Die Performanz der Wappen“ an der Universität Münster, möchte die Chancen einer kulturwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit heraldischen Zeichen mittels eines offenen Blogs dem akademischen und öffentlichen Diskurs zugänglich machen. Seit der Veröffentlichung im vergangenen Jahr kann der Blog bereits auf eine erfolgreiche Entwicklung zurückblicken: In mehr als 80 Beiträgen sind Einblicke in die laufende kulturwissenschaftlich-heraldische Forschung gegeben worden, die von rund 3.000 Besucherinnen und Besuchern pro Monat gelesen und kommentiert werden. Dies haben die Macher zum ersten Jubiläum als Anlass genommen, den Blog in seiner inhaltlichen Ausrichtung und seinen Angeboten gründlich zu überarbeiten und zu erweitern. Beschränkte sich der Blog anfangs auf mittelalterliche Heraldik, sind angesichts der epochenübergreifenden Bedeutung von Wappen für die vormoderne Gesellschaft nun auch frühneuzeitliche Forschungen ausdrücklich willkommen.

Inhalte: Projekte, Debatten, Hilfsmittel

Als Plattform einer neuen kulturwissenschaftlichen Heraldik versteht sich der Blog durch Ankündigungen und Berichte von Konferenzen sowie durch Überblicke und Rezensionen zu aktueller Literatur zum einen als Wegweiser im laufenden Forschungsdiskurs. Darüber hinaus werden nun auch Materialien und Ressourcen zur Verfügung gestellt, die bei der Erforschung heraldischer Zeichen von Nutzen sein können und einen Einstieg in die wenig bekannte Materie geben. Dies schließt neben einem Überblick über die wichtigsten Zeitschriften und Bibliografien auch Datenbanken und Werkzeuge mit ein, die bei der Bestimmung von Wappen und dem Umgang mit heraldischen Begrifflichkeiten helfen können. Sammlungen digitalisierter Wappenbücher bieten einen einfachen Einstieg in die Quellen der heraldischen Forschung.

Online-Kommunikation als Forschungs- und Öffentlichkeitsarbeit

Vor allem aber versteht „Heraldica Nova“ sich als Plattform, auf der interessierte Forscherinnen und Forscher ausdrücklich aufgefordert sind, ihre eigenen Erkenntnisse zu veröffentlichen, neue Ideen vorzustellen und aktuelle Forschung und Literatur im Online-Gespräch mit den Kolleginnen und Kollegen zu diskutieren. Das Trägerprojekt „Die Performanz der Wappen“ an der Universität Münster stellt dabei nicht nur die notwendigen Ressourcen, sondern auch eine redaktionelle Betreuung der Beiträge sowie wissenschaftliche Ansprechpartner zur Verfügung. Der akademische Diskurs auf der Plattform des Blogs soll so die Potenziale der kulturwissenschaftlich-heraldischen Forschung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen und ihre Vertreterinnen und Vertreter miteinander vernetzen. Leserinnen und Leser sind ausdrücklich dazu aufgerufen, diese Beiträge zu kommentieren. Im freien Austausch der Blog-Lesenden mit den Verfasserinnen und Verfassern entwickeln sich so oft fruchtbare Gespräche und wertvolle Impulse für die eigene Forschung, besonders dann, wenn das Wissen der mitlesenden Expertengemeinde unmittelbar angesprochen wird und über die Kommentarfunktion sofort antworten kann.

Sichtbarkeit durch Vernetzung

Das Medium des Blogs bietet auf diese Weise die Möglichkeit, nicht nur die Sichtbarkeit der eigenen Forschung zu erhöhen, sondern auch deren Vernetzung innerhalb der Fachwelt zu fördern. Dies gelingt, weil das Blog nahtlos mit anderen Online-Medien vernetzt und erreichbar ist: Über RSS-Feeds und Newsletter können Interessierte ebenso „am Ball bleiben“ wie über Twitter, Facebook und Google+.

Torsten Hiltmann ist Juniorprofessor für die Geschichte des Hoch- und Spätmittelalters und Historische Hilfswissenschaften am Historischen Seminar der Universität Münster. Hier leitet er u.a. das von der VolkswagenStiftung im Rahmen eines Dilthey-Fellowships geförderte Forschungsprojekt „Die Performanz der Wappen. Zur Entwicklung von Funktion und Bedeutung heraldischer Kommunikation in der mittelalterlichen Kultur (12.–15. Jahrhundert)“.

Quelle: http://bioeg.hypotheses.org/830

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#wbgavie | Barbara Zeitelhack: NDig – Neuburg und der große Krieg. Ein Pilotprojekt zur Stadtgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert

Gastbeitrag von Barbara Zeitelhack (Neuburg an der Donau) anlässlich des Workshops „Bloggen in Geschichtswissenschaft und Archivwesen“, der am 10. November 2014 in Wien stattfindet.

Bereits vor einigen Jahren, während der Arbeit an einer „Kleinen Stadtgeschichte“, hatten die Autoren des Bändchens diskutiert, ein Blog zur Geschichte der Stadt und des ehemaligen Fürstentums Neuburg zu starten. In der Publikation konnten viele Themen nur angerissen werden, die Quellen- und Literaturrecherche hatte umfangreiches und interessantes Material zu Tage gefördert, das häufig schwer oder nicht mehr zugänglich war, aber wichtige Impulse für eine neue stadtgeschichtliche Forschung geben konnte. Diese schien uns (den Autoren) zugunsten der Forschung zum Fürstentum Pfalz-Neuburg/Junge Pfalz arg vernachlässigt. Weiteres Movens waren die vielfältigen Möglichkeiten, die ein von verschiedenen lokalen Kulturinstitutionen getragenes Blog bietet: bessere Öffentlichkeitsarbeit, Hinweise auf aktuelle Veranstaltungen, Publikation von Aufsätzen und Vorträgen (die so oft am fehlenden Geld scheitert), Hinweise auf Quellen und Literatur und nicht zuletzt die Möglichkeit, digitalisierte Archivalien der Forschung und allen an der Lokalgeschichte Interessierten zugänglich zu machen. Unterschätzt hatten die Initiatoren allerdings den schwierigen Prozess der Abstimmung zwischen den verschiedenen potentiellen Trägern und deren unterschiedliche Vorstellungen über die Inhalte des Blogs. Aus vielen (nicht zuletzt finanziellen) Gründen wurde die Idee nicht realisiert, blieb aber virulent.

Den Anlass für einen thematisch „verschlankten“ Neubeginn lieferte das von Maria Rottler initiierte Blog „HistBav“ und ihr Hinweis auf das nichtkommerzielle wissenschaftliche Blogportal hypotheses.org. Im Sommer 2014 konstituierte sich ein institutionell unabhängiges Redaktionsteam und erarbeitete ein neues Konzept. Thema des Blogs sind stadtgeschichtliche Forschungen am Beispiel der Garnisons- und ehemaligen Residenzstadt Neuburg an der Donau im 19. und 20. Jahrhundert. Untersucht werden sollen sämtliche Bereiche des städtischen Alltags. Zunächst wird der Fokus auf der Zeit des Ersten Weltkriegs liegen. Neben der Publikation von Forschungsergebnissen wird auf Veranstaltungen bzw. aktuelle Entwicklungen aufmerksam gemacht. Getragen wird das Vorhaben von einer Arbeitsgruppe (Historiker, die zur Stadtgeschichte Neuburg arbeiten), ist aber offen für alle Interessenten, besonders solche aus lokalen und regionalen Kultur- und Bildungseinrichtungen. Inzwischen sind erste Inhalte eingestellt (und die Mitglieder der Arbeitsgruppe freuen sich – dank Frau Rottlers Hilfe – über eigene Fortschritte in der digitalen Welt).

NDig. Neuburg und der große Krieg. Ein Pilotprojekt zur Stadtgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert: http://neuburg.hypotheses.org

NDig

Barbara Zeitelhack ist Leiterin des Stadtarchivs Neuburg an der Donau.

Quelle: http://bioeg.hypotheses.org/785

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#wbgavie | Interview mit Michael Schmalenstroer über Planet History (Blogaggregator für geschichtswissenschaftliche Blogs)

Interview mit Michael Schmalenstroer anlässlich des Workshops „Bloggen in Geschichtswissenschaft und Archivwesen“, der am 10. November 2014 in Wien stattfindet.

Wie findet man überhaupt geschichtswissenschaftliche Blogs?  ist eine Frage, die immer wieder gestellt wird. Seit einem Jahr gibt es nun mit Planet History einen Blogaggregator für geschichtswissenschaftliche Blogs aus dem deutschsprachigen Raum, den Michael Schmalenstroer eingerichtet hat. Es handelt sich um ein privates Projekt, von dem wir alle profitieren. Herzlichen Dank dafür!

Michael Schmalenstroer hat sich bereit erklärt, für einige Fragen zur Verfügung zu stehen.

Kannst Du für die LeserInnen, die das bisher noch nicht verfolgt haben, kurz erklären, was eigentlich ein Blogaggregator ist?

Ich fang einfach mal technisch an – jedes Blog besitzt normalerweise einen RSS-Feed. Das ist ein strukturiertes Dateiformat, mit dem man automatisiert anfragen kann, ob es neue Beiträge gibt. Haupteinsatzgebiet davon ist für die meisten Menschen wohl der RSS-Reader, eine zentralisierte Seite, bei der man verschiedene Seiten abonnieren kann und dann zentral alle neuen Beiträge sieht. Das spart den täglichen Besuch gerade von weniger häufig aktualisierten Webseiten. Ich veröffentliche in meinem Blog mittlerweile etwas unregelmäßig und wer es in einem RSS-Reader wie Feedly oder TheOldReader abonniert hat, spart sich den täglichen Besuch. Die meisten werden ein ähnliches Prinzip von Facebook kennen – man likt einzelne Seiten und bekommt dann deren Beiträge im eigenen Newsfeed angezeigt. Das ist enorm praktisch und ich kann jedem nur empfehlen, die RSS-Reader einmal auszuprobieren. Ich kann mir ein Surfen ohne seit Jahren nicht mehr vorstellen, weil man damit sehr viele Informationen schnell konsumieren kann.

Ein Blogaggregator ist im Prinzip ein öffentlicher RSS-Reader. Planet History fragt jede Stunde bei den integrierten Blogs an, ob sie neue Beiträge haben, und wenn sie welche haben, dann werden sie auf der Startseite angezeigt. Das spart dem Leser also den Besuch von zig Blogs jeden Tag. 

 

Wie bist Du auf die Idee gekommen?

Mitte 2013 hat Google den damals marktbeherrschenden RSS-Reader, den Google Reader, eingestellt. Den hatte ich vorher mehrere Jahre lang benutzt und daher hat sich die Frage nach einer Alternative gestellt. Und mir war klar, dass ich ab sofort meinen eigenen RSS-Reader auf meinem eigenen Server hosten will, damit mir in Zukunft nicht nochmal ein Betreiber ein wichtiges Tool „wegnimmt“. Daher habe ich mit diversen Varianten und Softwarelösungen herumgespielt – privat bin ich bei TinyTinyRSS gelandet, aber bei der Bastelei mit einer WordPress-basierten Lösung ist mir aufgefallen, dass sich das wunderbar für einen Blogaggregator eignet. Und daher hab ich das dann einfach umgesetzt und aufgrund des sehr positiven Feedbacks dann stetig weiterentwickelt.

 

Welche Blogs werden aufgenommen? Und was müssen BloggerInnen tun, damit ihr Blog aufgenommen wird?

Im Prinzip muss man sich nur kurz per Mail oder Twitter bei mir melden – mein Ziel ist es, die geschichtswissenschaftliche Blogosphäre möglichst umfassend zu integrieren. Mittlerweile gibt es aber so viele Blogs, dass es praktisch unmöglich ist, alle selbst zu finden, und so fehlen sicherlich gerade einige. Gerade in Fachgebieten, die mich selbst nicht so interessieren, wird dies wohl der Fall sein.

Es gibt natürlich gewisse, nicht wirklich fest definierte „Qualitätsrichtlinien“. Der Neonazi mit seinem Holocaustleugnungsblog hat keine Chance und wenn ich beim Anschauen des Blogs bemerke, dass es einfach nur Schrott ist, dann wird es nicht aufgenommen. Das ist immer eine Einzelfallentscheidung und wenn ein Blog nicht integriert ist, bedeutet es wie gesagt auch nicht, dass ich es für Schrott halte, sondern ich kenne es im Zweifelsfall einfach nicht.

 

Wie viele Blogs sind inzwischen aufgenommen? 

Aktuell sind es 206 Blogs, welche insgesamt 20631 Beiträge veröffentlicht haben.

 

Wie funktioniert der Blogaggregator eigentlich?

Ich gehe jetzt nicht auf die technischen Details ein, aber im Hintergrund werkelt WordPress mit dem Plugin FeedWordPress. Ich kann übrigens nur empfehlen, kleinere Aggregatoren für einzelne Fachgebiete einzurichten – gerade in der Mediävistik gibt es wohl genug Blogs und Interessierte, dass sich ein eigener Aggregator lohnt.

 

Planet History wird mit Twitter, Facebook und Google+ in verschiedenen Social-Media-Kanälen begleitet, wo die Beiträge beworben werden. Diese Kanäle funktionieren sehr unterschiedlich. Kannst Du uns Deine Erfahrungen damit schildern?

So unterschiedlich funktionieren die Kanäle auch nicht – sie nutzen den RSS-Feed von Planet History, in dem alle neuen Beiträge auftauchen, und das „Schweizer Taschenmesser des Internets“, IFTTT, um dann einen Beitrag in dem jeweiligen Sozialen Netzwerk zu erstellen. Das funktioniert völlig automatisiert und erfordert keine extra Arbeit.

Große Erfahrungen kann ich nicht teilen – ich verzichte ganz bewusst auf allen meinen Blogs auf Statistik-Tools und daher kann ich noch nicht mal sagen, wie viele Leute täglich Planet History lesen. Ich kann daher eigentlich nur sagen, dass der Facebook-Auftritt eigentlich eine schlechte Idee ist – Facebook manipuliert seinen Newsfeed und zeigt dem User nicht alle Beiträge aller gelikten Seiten an, sondern nur eine Auswahl. Im Kern ist es das Geschäftsmodell von Facebook, einen kaputten RSS-Reader anzubieten und dann den herausgefilterten Seiten gegen Gebühr anzubieten, ihre „Reichweite“ zu erhöhen. Wer Planet History also auf Facebook abonniert, bekommt nur eine wahllos gefilterte Auswahl der Posts zu sehen – wenn Facebook nicht das führende soziale Netzwerk wäre und die Einrichtung so einfach wäre, würde ich PH dort nicht reinfüttern. Google Plus kann man eigentlich auch vergessen – dort sind zu wenig Leute. Aus diesem Grund habe ich bisher auch noch keine Seiten für andere Netzwerke wie Ello gebaut, das lohnt sich einfach nicht. Twitter läuft hingegen gut, kann aber logischerweise keine Teaser anzeigen. Am besten liest sich Planet History direkt auf der Webseite oder als Feed im eigenen Feedreader. Idealerweise liest man Planet History aber gar nicht, sondern abonniert sich selbst die Blogs, die einen interessieren, in seinem eigenen Feedreader.

 

Dein Eindruck von der Entwicklung der deutschsprachigen Geschichtsblogosphäre in den letzten Jahren?

Es tut sich auf jeden Fall etwas – als ich 2008 mit dem geschichtlichen Bloggen anfing, gab es nur eine handvoll Blogs. Diese wurden größtenteils von Privatpersonen betrieben. Mittlerweile gibt es über 200 Blogs und zunehmend starten auch Institutionen ihre eigenen. Das ist definitiv eine gute Entwicklung – gerade Hypotheses macht eine sehr gute Arbeit und hat viele Wissenschaftler zum Bloggen gebracht. Gleichzeitig finde ich es allerdings – trotz der guten Arbeit von Hypotheses – schade, dass so viele Wissenschaftler sich auf einen Dienstleister verlassen. Das selbstgehostete Blog bietet einfach mehr Möglichkeiten als die doch recht starren Plattformen von Hypotheses, Blogspot oder WordPress.com. Planet History könnte ich dort etwa nicht betreiben – und das Herumspielen an seinem eigenen Blog ist die Voraussetzung dafür, um irgendwann andere Projekte umzusetzen. Ich betreibe etwa nicht nur ein Blog, sondern etwa auch noch ein privates Wiki und diverse andere Sachen auf meinem Server. Und da ich damit sehr zufrieden bin, kann ich jedem nur empfehlen, auch mal andere „technische“ Projekte jenseits der Blogs zu versuchen. Blogs sind ja nur ein Teil der Möglichkeiten des Internets.

 

Planet History war eine Weile offline …

Ich habe Anfang September ein Einschreiben in meinem Briefkasten gefunden, in dem ein Fotograf von mir 200€ forderte. Ein in Planet History integriertes Blog hatte ein Bild eingebunden, dieses war urheberrechtlich geschützt und nun hat der Fotograf von mir Geld gefordert. Statt sich an den ursprünglichen Blogger zu richten, wurde ich in die Sache mit reingezogen. Ich habe die Seite dann erstmal offline genommen, um die rechtliche Seite zu klären, und ehrlich gesagt, war auch für eine Weile die Motivation weg.

An dieser Stelle daher eine kleine Warnung an Blogger: Das deutsche Recht ist in Sachen Internet absolut furchtbar. Gerade bei fremden Bildern muss man extrem aufpassen. Die Beiträge im eigenen Blog sind für jeden problemlos per Google zu finden und es gibt auch Reverse-Image-Search-Dienste, mit denen man in wenigen Sekunden herausfinden kann, auf welchen Seiten ein Bild verwendet wird. Als Blogger muss man leider auch Laienjurist sein, um den großen Ärger zu vermeiden, denn man weiß nie, wer alles sein privates Blog liest. Als Alternative bietet es sich an, einfach anonym zu bloggen.

 

Herzlichen Dank für die ausführlichen Antworten – und für Dein Engagement! 

 

Michael Schmalenstroer hat an der Universität Freiburg Neuere und Neueste Geschichte und Europäische Ethnologie studiert und 2012 mit dem Master in Vergleichender Geschichte der Neuzeit abgeschlossen. Er bloggt seit 2010 unter http://schmalenstroer.net/, twittert als @MSchFr. Er gehört zum Team des Projekts @9nov38.

Quelle: http://bioeg.hypotheses.org/649

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#wbgavie | Andrea Rönz: Archiv und Stadtgeschichte im Web 2.0 – Das Blog des Stadtarchivs Linz am Rhein

Gastbeitrag von Andrea Rönz (Stadtarchiv Linz am Rhein) anlässlich des Workshops „Bloggen in Geschichtswissenschaft und Archivwesen“, der am 10. November 2014 in Wien stattfindet.

Stadtarchiv Linz am Rhein

Der Aufbau eines Blogs für das Stadtarchiv Linz am Rhein war der letzte Schritt hin zu einer breit aufgestellten Präsentation des Archivs in den sozialen Netzwerken. Bereits seit der Einrichtung einer Facebook-Seite im März 2011 ist das Stadtarchiv im Web 2.0 vertreten und war diesbezüglich einer der Vorreiter im deutschsprachigen Archivwesen. Im Dezember 2011 wurden die Web 2.0-Aktivitäten auf Google+ und Twitter ausgedehnt und des Weiteren ein YouTube-Kanal eingerichtet. Denn die sozialen Netzwerke bieten optimale niedrigschwellige und zugleich kostengünstige Möglichkeiten für die interne und externe Kommunikation – gerade auch für kleinere Archive (das Stadtarchiv Linz wird nur nebenamtlich an einem Tag pro Woche und von nur einer Person betreut). Einen Überblick über die Web 2.0-Aktivitäten des Stadtarchivs Linz bietet die Präsentation „Facebook & Co. – Potentiale sozialer Netzwerke für die Öffentlichkeitsarbeit von Ein-Personen-Archiven“:

 

Ziel war und ist es, durch Social Media einen Eindruck von den Aufgaben und der Bedeutung des Stadtarchivs zu vermitteln, die Leidenschaft für die Geschichte und das Archivwesen nach außen zu transportieren, das Archiv über Linz hinaus bekannt zu machen und Kontakt mit anderen Archivaren, Archiven und kulturellen Institutionen zu knüpfen und aufrecht zu erhalten. Die 2005 aufgebaute Internetseite bietet diese Möglichkeiten nicht ansatzweise, denn sie vereinfacht und vor allem beschleunigt durch den Zugriff auf die Online-Findmittel zwar die Arbeitsabläufe enorm und gewährt dadurch auch eine größtmögliche Benutzerfreundlichkeit, ist aber bis auf den Textticker relativ statisch.

 

Allerdings stoßen auch Facebook, Twitter & Co. an ihre Grenzen, wenn es um die Präsentation längerer Inhalte in Text und Bild geht. Aus diesem Grund und auch vor dem Hintergrund der guten Erfahrungen mit dem von der Linzer Stadtarchivarin mitbetreuten 1914-Blog des Landschaftsverbands Rheinland und des derzeit noch in der Entwicklung steckenden Blogs für den Archivtag Rheinland-Pfalz/Saarland kam die Idee zu einem eigenen Blog des Stadtarchivs Linz auf. Die Wahl fiel auch diesmal auf das wissenschaftliche Blogportal hypotheses.org.

 

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Ausschlaggebend für den Weg in die Blogosphäre war der Wunsch, die im Mai 2014 gezeigte Ausstellung „Linz im Ersten Weltkrieg“ auch online zu präsentieren. Denn einerseits konnte aus verschiedenen Gründen begleitend dazu kein kompletter Katalog aufgelegt, sondern lediglich die Ausstellungsplakate in einer Broschüre abgedruckt und andererseits die Ausstellung in ihrem vollen Umfang nur gut eine Woche gezeigt werden. Das Archiv-Blog diente also zunächst als Online-Katalog und wird jetzt in der Folge sukzessive mit Beiträgen zur Stadtgeschichte und weiteren Inhalten, auch zu Archiven & Web 2.0, gefüllt. Dafür werden auch von der Stadtarchivarin ursprünglich für Printpublikationen wie Pressemitteilungen, Artikel für das Heimatjahrbuch oder Broschüren erstellte Texte verwendet, die alle mehr oder weniger brachliegen, längst vergriffen bzw. nicht mehr abrufbar sind und so zu neuem Leben erweckt und verbreitet werden. Die erfreulichen Zugriffszahlen und das positive Feedback zeigen, dass sich der Schritt gelohnt hat.

 Stadtarchiv Linz am Rhein

 

Andrea Rönz M.A., 1994-1999 Studium der Germanistik und Mittleren und Neueren Geschichte in Bonn, seit 2004 Leiterin des Stadtarchivs Linz am Rhein. Betreut die Social-Media-Auftritte des Stadtarchivs auf Facebook, Google+, Twitter und YouTube sowie das Blog des Stadtarchivs, zählt zu den Administratoren der Blogs „Archivtag Rheinland-Pfalz/Saarland“ und „1914 – Mitten in Europa. Das Rheinland und der Erste Weltkrieg“.

 

Quelle: http://bioeg.hypotheses.org/598

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#wbgavie | Esther-Julia Howell: AMUC – Das Gemeinschaftsblog der Münchener Archive

Gastbeitrag von Esther-Julia Howell (Archiv des Instituts für Zeitgeschichte, München) anlässlich des Workshops „Bloggen in Geschichtswissenschaft und Archivwesen“, der am 10. November 2014 in Wien stattfindet.

Archive in MünchenSchon vor mehreren Jahren haben sich die Münchener Archive zu einem lockeren Arbeitskreis zusammengeschlossen, um ihre Aktivitäten und die Öffentlichkeitsarbeit rund um den alle zwei Jahre stattfindenden bundesweiten Tag der Archive zu koordinieren. Dabei entstand unter dem Namen „Archive in München“ auch ein gemeinsamer Internetauftritt, auf dem die zahlreichen kleinen und großen Archive und archivähnlichen Einrichtungen der bayerischen Landeshauptstadt sich und ihre Bestände vorstellen konnten.


AMUC2 Diese Website war ein erster richtiger und wichtiger Schritt des Arbeitskreises in die digitale Welt. Die Weiterentwicklung des Internets zum dynamischen und interaktiven Web 2.0 ließ den Auftritt jedoch innerhalb weniger Jahre statisch und veraltet wirken. Das lag auch daran, dass Veränderungen jeweils von einer Agentur vorgenommen werden mussten; Informationen zu Ansprechpartnern, Öffnungszeiten und Ähnlichem wurden daher nur selten auf den aktuellen Stand gebracht. Wegen des relativ hohen organisatorischen und finanziellen Pflegeaufwands wurde die Seite bald nur noch alle zwei Jahre als Werbeplattform für die Veranstaltungen zum Tag der Archive genutzt. Entsprechend gering war die Zahl der Seitenaufrufe.

 

Der Arbeitskreis entschloss sich daher im Frühsommer 2014, die Gestaltung des gemeinsamen Internetauftritts zu überdenken. Die dafür eingerichtete Arbeitsgruppe entschied sich sehr schnell, mit der Zeit zu gehen und statt einer aufwändigen und womöglich kostenintensiven Überarbeitung der klassischen Website, auf ein Gemeinschaftsblog umzusteigen.

Die Vorteile eines Gemeinschaftsblogs lagen für die Arbeitsgruppe auf der Hand: Es ist in der Regel kostenlos und kann auch ohne tiefgreifende Programmierkenntnisse relativ einfach selbst gestaltet und gepflegt werden. Statt Änderungen mühsam koordinieren zu müssen, kann jede Einrichtung ihre Informationen über einen Autorenzugang selbst aktuell halten. Auch thematische Beiträge, Veranstaltungs- und Publikationshinweise können die Institutionen selbständig erstellen und veröffentlichen. Da das Blog von vielen Beiträgern befüllt wird, ist der Arbeitsaufwand für die einzelnen Institutionen weitaus geringer, als wenn sie ein eigenes Blog betreiben würden. Die Pflege des Blogs insgesamt, also die Erstellung neuer Seiten oder Kategorien und die Verwaltung der Autorenzugänge, kann mit überschaubarem Arbeitsaufwand durch ein mehrköpfiges Redaktionsteam erfolgen.

Auf der Suche nach einem geeigneten Anbieter wurde die Arbeitsgruppe dank eines Kontaktes zu Maria Rottler schnell fündig: de.hypotheses.org ist ein seriöses und nicht-kommerzielles Blogportal, das ausschließlich geistes- und sozialwissenschaftliche Blogs versammelt und sogar einen wissenschaftlichen Beirat unterhält – alles wichtige Argumente, um die dem Web 2.0 teilweise zurückhaltend gegenüberstehenden Archivträger von der Idee eines Blogs zu überzeugen.

AMUC

Das Redaktionsteam hat in den letzten Monaten die Grundstruktur für das Blog erarbeitet und es mit ersten Inhalten befüllt. Das Blog soll dazu dienen, einen Einblick in die reiche Münchener Archivlandschaft zu geben. Ein wichtiges Anliegen ist dabei, den kleineren, finanziell und personell weniger gut aufgestellten Archiven und solchen ohne eigenen Internetauftritt die Möglichkeit zu bieten, sich und ihre Arbeit ohne unverhältnismäßigen Arbeitsaufwand einem breiteren Interessentenkreis zu präsentieren. Über die Kommunikation mit den Nutzerinnen und Nutzern hinaus soll das Blog auch dem fachlichen Austausch zwischen den Münchener Archiveinrichtungen dienen. Zur Mitarbeit eingeladen sind daher Archivare und Archivarinnen, Historiker und Historikerinnen, Studierende, Archivnutzer und Archivnutzerinnen sowie alle historisch und stadtgeschichtlich Interessierten. Seit Kurzem ist das Blog nun online und wird dank der zahlreichen Kollegen, die sich bereits für ihre Institution als Autor oder Autorin angemeldet haben, in den nächsten Wochen hoffentlich weiter mit Leben erfüllt werden. 

 

Blog: http://amuc.hypotheses.org 

Facebook-Seite: https://www.facebook.com/pages/Archive-in-M%C3%BCnchen/254315181287132?fref=ts

Twitter: @amucblog

 

Dr. Esther-Julia Howell ist seit 2014 stellvertretende Archivleiterin am Archiv des Instituts für Zeitgeschichte München. 

 

Quelle: http://bioeg.hypotheses.org/468

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