Staatliche Subvention der deutschen Schifffahrt in der NS-Zeit (Teil I)

Die sogenannten „Goldenen Zwanziger“ waren insbesondere für die internationale Schifffahrt gezeichnet von zahlreichen einschneidenden Krisen. In den Jahren 1920 bis 1923 manifestierte sich zunächst eine weltweite Schifffahrtskrise, die mit den Krisen der Weltwirtschaft wie der Wirtschaftsdepression 1920/1921 und der Hyperinflation 1922/1923 einherging.1

Zum Ende der 192oer-Jahre kam dann für die internationale Schifffahrtsbranche ein weiterer herber Tiefschlag. Die unmittelbaren Auswirkungen des Börsen-Kollaps vom 29. Oktobers 1929 schlugen sich in der internationalen Schifffahrt im stark stagnierenden Import-Export-Warenverkehr nieder, der wiederum zu Folge hatte, dass die Preise auf nahezu allen Rohstoffmärkten fielen und Waren unter Wert exportiert werden konnten. Dies wiederum veranlasste einige Länder dazu Schutzzölle einzurichten, die den Strom billiger ausländischer Exportwaren eindämmen sollten. Der Rückgang der Investitionen und der damit einhergehende verminderte Produktionsausstoß waren weitere Resultate der Krise in der internationalen Schifffahrt ab 1929.2

Staatliche Subventionen der deutschen Schifffahrt ab 1933

Nach ersten staatlichen Subventionsmaßnahmen in der Weimarer Zeit, sollte die deutsche Schifffahrt durch die ab 1933 ins Leben gerufenen Wirtschaftspläne und wirtschaftspolitischen Maßnahmen saniert und reorganisiert werden. Trotz mancher Kontinuitäten mit den staatlichen Maßnahmen aus der Weimarer Zeit griffen die Subventions- und Interventionsmaßnahmen ab 1933 weit tiefer in das gesamtwirtschaftliche Geschehen ein. Die deutsche Schifffahrt musste daher als devisenträchtiger Wirtschaftszweig mit den Lenkungs- und Interventionsinstrumenten der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik interagieren und ihre verbliebenen Handlungsfreiräume neu definieren.

Obwohl der deutsche Großschifffahrtsblock seine privatwirtschaftliche Form mit der Verstaatlichung 1933/1934 de facto aufgab, sollte die „unternehmerische Privatinitiative als Garant für die Realisierung der anvisierten wirtschaftspolitischen Expansionskonzepte“3 weiterhin hochgehalten werden. Doch der Dienst am nationalsozialistischen Staat gelang nur mit einer entschuldeten und strukturell angepassten deutschen Schifffahrt, die bei staatlich regulierten Marktbedingungen, jedoch in „unternehmerischer Selbstverantwortung und Mitverantwortung“4 agieren sollte.

Im Deutschen Reich nahm die staatliche Unterstützungspraxis erstmals konkretere Züge im Reinhardt-Programm an, das vom Staatssekretär des RFM, Fritz Reinhardt, am 31. Mai 1933 verabschiedet wurde.5 Das Subventionspaket mit jährlich 30-35 Mio. RM diente als Valuta-ausgleich und sollte die entstandenen Verluste der Schifffahrtsunternehmen verringern. Die deutsche Schifffahrt erlebte insbesondere in den Jahren 1920 bis 1923 schwere Zeiten. In besagten Jahren tobte eine internationale Schifffahrtskrise, die mit den Krisen der Weltwirtschaft wie der Wirtschaftsdepression 1920/1921 und der Hyperinflation 1922/1923 einherging.

Offiziell galt das ab Mai 1933 verabschiedete Reinhardt-Programm als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme im Sinne der Förderung der nationalen Arbeit (Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich) und war Teil der nationalsozialistischen Autarkie- und Rüstungspolitik. Zunächst waren die Zahlungen ausdrücklich vorübergehend und als Präzedenzfall vorgesehen und sollten keine Ansprüche anderer Wirtschaftskreise nach sich ziehen.6

Im Rahmen des Reinhardt-Programms7 ordnete das Reichskabinett am 26. Mai 1933 die Förderung der wirtschaftlichen Aktivitäten der Schifffahrtsbranche (zunächst vor allem die der Hapag-Lloyd-Union) durch die Reichshilfe zugunsten der Seeschiffahrt an. Das Subventionspaket war vom 1. Mai 1933 bis 31. Oktober 1933 mit einem Budget von 20 Mio. RM vorgesehen. Jede fahrende BRT und 20 % der auf den Fahrten gezahlten Gehälter bzw. Löhne deutscher Seeleute, konnten bei einer geforderten Besatzungsstärke von 90 % bezuschusst werden.8 Gewisse Höchstsätze sollten die Auszahlung der Reichshilfe in Maßen halten bzw. regulieren. Die Reedereien mussten den Antrag auf Reichshilfe bei den Seeämtern einreichen. Diese beauftragten nach der Annahme des Antrags die dazu befugten Behörden (meist regionale Reedervereine), welche wiederum die vom RVM an die Landesregierung zugewiesenen Schatzanweisungen bzw. die Reichshilfe an die Reedereien ausbezahlten.9

Zeitgenössische Publikationen von Nübel und Schulz-Kiesow weisen mit allem Nachdruck daraufhin, dass die Reichshilfe nicht als staatliche Subvention zu bezeichnen sei. Vielmehr sei es nur ein

„Ausgleich des Kostenvorsprunges der ausländischen Schiffahrt [,denn] „Deutschland [werde] nach Rückkehr geordneter Währungs- und Wirtschaftsverhältnisse in der Welt auf jede Unterstützung seiner Schifffahrt durch den Staat verzichten.“10

Um die Verluste, die auf deutscher Seite durch die Aufwertung des amerikanischen Dollars und des britischen Pfunds entstanden waren, auszugleichen, verwendeten die deutschen Reedereien als Währungsausgleichmittel sogenannte Scrips. Diese Scrips waren Schuldscheine, die eigentlich zur Tilgung der seit Juni 1933 auf den Sperrmarkkonten eingefrorenen deutschen Auslandsschulden dienten. So konnte ein ausländischer Importeur deutsche Exportwaren mit Scrips bezahlen, die er zuvor mit Disagio von deutschen Auslandsgläubigern erworben hatte. Diese Bilateralisierung des Außenhandels sollte die deutsche Exportrate steigern und die Preise für deutsche Waren im Ausland senken, ohne auf Devisen zurückgreifen zu müssen.11 Dieses Verfahren wurde von den ausländischen Handelspartnern mit „vertragswidrigen Sonderrabatten“12 gleichgesetzt und wurde von internationalen Schiedsgerichten mit Konventionalstrafen belegt. Daher griff die Reichsregierung auf verdeckte Subventionsmaßnahmen wie die Reichshilfe zurück.13

weiter zu Teil II

 

Bibliographie:

  1. Vgl. Rübner, Hartmut: Konzentration und Krise der deutschen Schiffahrt: maritime Wirtschaft und Politik im Kaiserreich, in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus. Bremen 2005. S. 114 u. 129.; Schmelzkopf, Reinhart: Die deutsche Handelsschifffahrt, 1919-1939. Oldenburg. S. 59ff.
  2. Vgl. Lindner, Jörn: Schifffahrt und Schiffbau in einer Hand. Die Firmen der Familie Rickmers 1918 – 2000. Bremen 2009. S. 56.; Rübner 2005. S. 276.; Schmelzkopf 1974/1975. S. 141-142.
  3. Siehe Rübner, Hartmut: Rettungsanker in der Flaute: das Verhältnis von Staat und Unternehmen beim Krisenmanagement der deutschen Großreedereien 1931-1942, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Bd. 95. 2008.S. 292.
  4. Ebenda S. 292.
  5. Vgl. Schneider, Michael: Unterm Hakenkreuz. Arbeiter und Arbeiterbewegung 1933 bis 1939. Bonn 1999. S. 259ff.; Lindner 2009. S.71.
  6. Vgl. Rübner 2005. S. 306-307. ; Rübner 2008. S. 305.
  7. Anm.: Aus dem Reinhardt-Programm erließ das RVM ab dem 5. Dezember 1933 die Maßnahme Reichzuschüsse für die Instandsetzung von Seeschiffen und gewährte für die Binnen- und Seeschifffahrt Zuschüsse sowie Zinsvergütungen für Umbau-, Ergänzungs-, und Instandsetzungsarbeiten an Schiffen. Auch verhandelte der VDR mit dem RVM seit dem Herbst 1933 über das Programm Reichszuschüsse für den Neubau von Seeschiffen, das weitere staatlich geförderte Neubauprogramme bis Ende der 1930er Jahre hervorbrachte. (Vgl. Rübner 2005. S. 311-314).
  8. Vgl. Lindner 2009. S. 74.; Rübner 2005. S. 306-308.
  9. Vgl. Rübner 2005. S. 307 u. 411 fn 233.
  10. Siehe Schulz-Kiesow, Paul in: Nübel, Otto: Probleme der Trampschiffahrt unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Trampschiffahrt. Hamburg 1936. S. 90.
  11. Vgl. Spoerer, Mark/Streb, Jochen: Neue deutsche Wirtschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts. München 2013. S. 111.
  12. Siehe Rübner 2005. S. 373.
  13. Siehe Rübner 2005. S. 373.

The post Staatliche Subvention der deutschen Schifffahrt in der NS-Zeit (Teil I) appeared first on JBS History Blog.

Quelle: http://jbshistoryblog.de/2014/11/staatliche-subvention-der-deutschen-schifffahrt-in-der-ns-zeit-teil-i/

Weiterlesen

Staatliche Subvention der deutschen Schifffahrt in der NS-Zeit (Teil II)

Erweiterung der Reichshilfe

Obwohl der VDR sich skeptisch gegenüber weiterer staatlicher Subvention und der „Inanspruchnahme des deutschen Reichsetats“1 äußerte, setzte die Reichsregierung die Zahlung der Reichshilfe fort. Diese wurde ab dem Mai 1934 fest im staatlichen Haushaltsbudget eingeplant. Die Auszahlung der Reichshilfe an die Reedereien erfolgte fortan in bar durch die Reichshauptkasse. Im Jahr 1936 war schließlich ein Rückgang der Geschäftsverluste der deutschen Großreedereien zu verzeichnen, sodass die Bilanz der Hapag 1937 erstmals keine Verluste aufwies.2

Auch kleinere deutsche Nord- und Ostseereedereien meldeten ihren Anspruch auf die Reichshilfe an. Insbesondere die Reedereien aus der Ostseetrampschifffahrt beklagten die Berechnungsgrundlage der Reichshilfe und die damit einhergehende Bevorzugung der großen Reedereien: Höhere Betriebskosten, kürzere Reisen und längere Hafenliegezeiten verringerten die staatlichen Zuschüsse für die Ostseereeder. Außerdem hatten sich die Wettbewerbs-bedingungen in der Ostseeschifffahrt durch den Wertverlust ausländischer Währungen wie dem Pfund Sterling verschärft. Als unmittelbare Reaktion auf die Benachteiligung der deutschen Trampschifffahrt, gewährte die Reichsregierung für die Nord- und Ostsee-reedereien Kompensationszahlungen, indem sie ab Ende 1935 zur allgemeinen Reichshilfe den Posten zusätzliche Reichshilfe ergänzte, welche die Bruttofracht bezuschussen sollte. Diese sollte bis zum 31. März 1937 gezahlt werden, allerdings wurde sie, leicht gekürzt, für die Linienschifffahrt in der Nord- und Ostsee und Erzfahrten nach Norwegen und Schweden noch bis 31. Mai 1938 ausbezahlt.3 Künftig richtete sich die Höhe der ausgezahlten allgemeinen Reichshilfe mit der zusätzlichen Reichshilfe nach der Besatzungsstärke, der Schiffsgröße und der verschifften Frachtsumme.4

Verdeckung von staatlichen Subventionsmaßnahmen

Wie wichtig es war, seitens des RFMs und RVMs die Reichshilfe nicht als staatliche Sub-vention aufzufassen, macht die Maßnahme vom 25. April 1936 deutlich, mit der das RFM alle ab dem 1. Januar 1935 gewährten Gelder aus der allgemeinen Reichshilfe und zusätzlichen Reichshilfe rückwirkend der Körperschafts- und Einkommenssteuer unterwarf. Dies diente dazu Subventionskriege mit dem Ausland zu vermeiden und der Reichshilfe ihren Subventionscharakter zu nehmen.5 Fast zeitgleich, zum 1. Juli 1936, wurden zudem die Einheitssätze für die Reichshilfe von 3 Pfg. auf 5-9 Pfg. täglich pro BRT (bei Schiffen bis 1250 BRT) hochgesetzt, zudem entfielen die Höchstsätze für Schiffe unter 2000 BRT. Über all diesen Bestimmungen wachte künftig die Reichsfestsetzungsbehörde.6

Auch Kürzungen der Reichshilfe setzten ab dem April 1935 ein, als die die zuständigen Ministerien Fahrten mit Schnittholz, Öl, Getreide und Kohle zwischen deutschen, belgischen und niederländischen Häfen aus der Reichshilfe ausschlossen. Zudem entfiel ab Mai 1936 die Reichshilfe für Fahrten zwischen deutschen Häfen, ebenso wie für Verschiffungen aus dem Ausland ins Deutsche Reich, bei denen öffentliche Behörden und/oder Reichsstellen Auftraggeber waren. Nur bei besonderen Absprachen waren diese Regierungstransporte ab dem 1. Juli 1936 förder-berechtigt. Ab 1937 entfielen außerdem jegliche Fördermittel für staatseigene Schiffe oder solche, die im Besitz öffentlicher Stellen lagen.7

Nachweislich wurde die Reichshilfe bis zum 30.04.1945 ausbezahlt und diente weniger als eine Art Arbeitsbeschaffungsmaßnahme im Sinne der Förderung der nationalen Arbeit, sondern vielmehr als staatliche Unterstützungsmaßnahme zur Betriebskostenfinanzierung der Schifffahrtsunternehmen.8 Vor der NS-Zeit um 1929/1930 sorgten – wenn überhaupt – lediglich Privatinvestitionen für Expansion in der deutschen Schifffahrt, während diese spätestens ab 1933 durch die staatlichen Fördermittel in Form der Reichshilfe oder anderen Reichszuschüssen ermöglicht wurde.9 Aus Sicht der deutschen Wirtschaftsinteressen waren die Gelder der staatlichen Schifffahrtsubventionierung für die Sanierung der nationalen Schifffahrt vorgesehen, nicht aber zur Finanzierung aufwendiger Wettbewerbskämpfe in der Linienschifffahrt.10

Das Abhängigkeitsverhältnis vom NS-Staat und der deutschen Schifffahrt

Rückbezüglich auf den Ausgangspunkt der deutschen Schifffahrt zum Machtwechsel 1933 hin gesehen, beschreibt Schmelzkopf die besondere Betroffenheit der deutschen Seeschifffahrt von den Wirtschaftskrisen der 1920er Jahre bis 1932/1933 und postuliert, dass diese Betroffenheit „keine Folge des Regimewechsels war, sondern [dass] der Regime-wechsel“11 die Erscheinungsformen nur verstärkt habe. Er sieht den Weg der staatlichen Subventionierung als Lösungsweg alternativlos und im NS-Staat durchgeführte staatliche Regulationen als notwendiges Krisenmanagement.12 Mit der festen Einrichtung von Subventionsgeldern im staatlichen Haushaltsplan begann sich spätestens ab Mai 193413 das Abhängigkeitsverhältnis zwischen den Schifffahrtsunternehmen und dem NS-Staat ent-scheidend zu festigen. Zeitgleich stand 1934 das NS-System durch die negative Handelsbilanz und schwindende Devisenvorräte gesamtwirtschaftlich „vor einer ernsten Bewährungsprobe, in der die Entscheidung über den weiteren Ausbau der Wehrwirtschaft“14 entschieden werden musste.

 

Empfohlene Zitierweise: Blümel, Jonathan (2014): Staatliche Subvention der deutschen Schifffahrt in der NS-Zeit (Teil II). In: JBS History Blog. URL: http://jbshistoryblog.de [Zugriff: DD:MM:YYYY]

 

Bibliographie:

  1. Siehe Rübner 2005. S. 308.
  2. Vgl. Rübner 2005. S. 306-308.
  3. Vgl. Rübner 2005. S. 309.
  4. Vgl. Nübel 1936. S. 92.
  5. Vgl. Rübner 2005. S. 310.
  6. Vgl. Rübner 2005. S. 311 u. S. 412 fn. 264.
  7. Vgl. Rübner 2005. S. 311.
  8. Vgl. Rübner 2005. S. 311 u. S. 412 fn. 264.
  9. Vgl. Rübner 2005. S. 316.
  10. Vgl. Rübner 2005. S. 374.
  11. Siehe Schmelzkopf 1974/1975. S. 200.
  12. Ebenda S. 200.
  13. Vgl. Rübner 2005. S. 306-308.
  14. Siehe Volkmann, Hans-Erich: Außenhandel und Aufrüstung in Deutschland. 1933 bis 1939, in: Forstmeier, Friedrich/Volkmann, Hans-Erich: Wirtschaft und Rüstung am Vorabend des Zweiten Weltkrieges. Düsseldorf 1975. S. 81-131. Hier S. 87.

The post Staatliche Subvention der deutschen Schifffahrt in der NS-Zeit (Teil II) appeared first on JBS History Blog.

Quelle: http://jbshistoryblog.de/2014/11/staatliche-subvention-der-deutschen-schifffahrt-in-der-ns-zeit-teil-ii/

Weiterlesen

Zeitleiste | Epochen der Geschichte | Epochenbegriff und eurozentristisches Geschichtsbild hinterfragen

Die Zeitleiste steht unter CC BY SA Lizenz und darf auch auf anderen Seiten weiterveröffentlicht werden (Anleitung)

Hier wird die Zeitleiste breiter angezeigt. Die Bildmedien sind dann ggf. besser zu erkennen.

Epochen sind das Ordnungsmuster der Geschichte und des Geschichtsunterrichts schlechthin - die meisten Geschichtslehrpläne der Sek I in Deutschland gehen chronologisch vor. Dabei werden Schüler/innen selten dazu angeleitet, über den Konstruktcharakter des Epochenbegriffs und das implizite eurozentristische Geschichtsverständnis der gemeinhin verwendeten Einteilung in Antike, Mittelalter und Neuzeit zu reflektieren. Die neue, auf segu erschienene Zeitleiste (für Schüler/innen der Sekundarstufe I) verfolgt als Ziele, erstens einen (stark reduzierten) Überblick über die Einteilung der europäischen Geschichte in Epochen zu geben und beispielhaft jeweils wichtige Ereignisse oder Entwicklungen zuzuordnen. Neben dem Konstruktcharakter einer solchen Einteilung, der in den Texten thematisiert wird, soll (bezogen auf den Epochenbegriff der Neuesten Geschichte) verdeutlicht werden, dass die Epocheneinteilung immer auch weitergedacht und angepasst werden kann und muss. Zugleich soll das implizite eurozentristische Weltbild des europäischen Epochenbegriffs hinterfragt werden, indem Geschichtsverständnisse und Bilder sowie Epocheneinteilungen außereuropäischer Kulturen beispielhaft vorgeführt werden. Viel konsequenter findet sich der ein solcher Ansatz beispielsweise in der Synchronoptische Weltgeschichte von Arno Peters umgesetzt - die aber hochkomplex und für den Geschichtsunterricht ggf. zu unübersichtlich ist.

Ob und wie sich die Ziele in einer anderen Darstellung oder Visualisierungsform besser erreichen lassen, ob die vorgeführten begrifflichen Kategorien und Epochenzuschreibungen ausreichen, die Aufgaben (am Seitenende) sinnvoll zu diskutieren - diese und weitere Punkte oder Anregungen sind diskussionswürdig.

Die mittels Timeline JS erstellte Zeitleiste gibt erstens einen Überblick zu: Epochen nach dem europäischen bzw. eurozentristischen Geschichtsverständnis - Frühgeschichte / Steinzeit - Griechische Antike - Römische Antike / Imperium Romanum - Mittelalter - Frühe Neuzeit - Neuere Geschichte / "langes" 19. Jahrhundert - Neueste Geschichte / "kurzes" 20. Jahrhundert / Zeitgeschichte | Beispielhafte Ereignisse und Entwicklungen der europäischen Geschichte - Ötzi - Demokratie Athen - Expansion des Römischen Reiches - Kreuzzüge - Entdeckung Amerikas - Französische Revolution - Kolonialismus und Imperialismus - Zweiter Weltkrieg | Geschichtsverständnisse und Epocheneinteilungen außereuropäischer Kulturen - Altes Ägypten - China - Indien - Mittelamerika - Osmanisches Reich - USA - Afrika.

Die Zeitleiste verwendet ausschließlich frei lizensierte Bildmedien und kann als OER (Open Educational Resources) auch auf anderen Internetseiten weiterveröffentlicht werden.

 

Quelle: http://historischdenken.hypotheses.org/2650

Weiterlesen

Ausstellung „Time Capsule“ von Chto Delat in Wiener Secession

Nachdem die russische Künstlergruppe Chto Delat schon bei den letzten Wiener Festwochen eine faszinierende Installation samt Hörspaziergang rund um das Heldendenkmal der Roten Armee am Schwarzenbergplatz veranstaltete, zeigen sie nun in der Wiener Secession noch bis zum 25.1.2014 die Ausstellung Time Capsule. Artistic Report on Catastrophes and Utopia; klingt spannend, siehe dazu auch den Bericht im Standard.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022373436/

Weiterlesen

Historisches Wörterbuch des Mediengebrauchs erschienen

Bei Böhlau ist nun ein Historisches Wörterbuch des Mediengebrauchs Papier geworden, für das auch ich ein Lemma beigesteuert habe, nämlich das Lemma Adressieren; wer einen Sonderdruck von letzterem als PDF möchte, möge sich bei mir melden, online stelle ich den Beitrag in einem Jahr.

Historisches Wörterbuch des Mediengebrauchs. Hg. von Christians, Heiko/Bickenbach, Matthias/Wegmann, Nikolaus. Wien/Köln/Weimar: Böhlau, 2015. [Verlags-Info; E-Book bei De Gruyter]

Verlags-Info: Schnelle und leicht zugängliche Orientierung im Problemfeld der Medien ermöglicht das Historische Wörterbuch des Mediengebrauchs in neuartiger Form. Als umfassende Informationsquelle im Bereich für Forschung, Lehre und Selbststudium liefert es nicht nur eine Analyse der Verwendung medialer Begrifflichkeiten, sondern bietet auch eine historische Sicht auf die Wechselwirkung zwischen Medien und ihrem Gebrauch. Vergleichende Beobachtungen unterschiedlicher Umgangsformen und Gebrauchsweisen mit der Medienwelt werden dadurch fassbar. Die Sammlung disziplinärer Grundbegriffe vereint etablierte Formen des Mediengebrauchs wie „schreiben“ und „inszenieren“ mit aktuellen Wortschöpfungen wie „twittern“ und „liken“. Diese werden von ausgewiesenen Fachleuten besprochen und analysiert. Anhand einer Anekdote aus Politik, Literatur oder Alltag eröffnet sich dem Leser die Gebrauchsweise des Begriffs. Anschließend wird die Etymologie erläutert und die überlieferten Verwendungskontexte ergänzt. Danach wird der Leser mit Schwankungen in der Semantik und im Sprachgebrauch vertraut gemacht. Die Erläuterung von Gegenbegrifflichkeiten und Einblicke in die Anwendbarkeits- und Forschungsperspektive sowie eine ergänzende Literaturliste vervollständigen die Artikel. So wird die Verwendungsgeschichte der Medien historisch transparent.


Verzeichnis der Lemmata:

Abhängen
Adressieren
Archivieren
Aufzeichnen
Bedienen
Benachrichtigen
Bilden
Blättern
Bloggen
Digitalisieren
Edieren
Einrichten
Faszinieren
Fernsehen
Filmen
Formatieren
Funken
Gamen
Inszenieren
Kanalisieren
Klicken
Knipsen
Kompilieren
Kopieren
Kritzeln
Lesen
Liken
Löschen
Nachahmen
Protokollieren
Schreiben
Serialisieren
Skizzieren
Speichern
Stalken
Surfen
Telefonieren
Textverarbeiten
Tippen
Twittern
Wiederholen
Wischen
Zappen
Zeichnen
Zerstreuen
Zitieren

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022373147/

Weiterlesen

Die (digitale) Zukunft der Universitätssammlungen

Campus_Art_Museums_CoverUniversitätssammlungen bilden eine Brücke zwischen Wissenschaft und Museum und müssen sich dabei mit den Rahmenbedingungen, Möglichkeiten und Problemen beider auseinandersetzen. Dazu gehören auch die Themen Digitalisierung und Social Media. Das Cultural Policy Center an der University of Chicago hat schon 2012 die Publikation „Campus Art Museums in the 21st Century“ veröffentlicht, auf die ich erst kürzlich aufmerksam geworden bin. Sie greift viele damit zusammenhängende Aspekte für die amerikanischen Sammlungen auf und bietet interessante Ansätze auch für jene in Deutschland.

Universitäre Sammlungen und Museen in den USA sind eigenständige Einrichtungen mit eigenen Mitarbeitern, die nicht unbedingt an dem Lehrstuhl angesiedelt sind, dessen Fachbereich sie vertreten. Wie in Deutschland ist es ihre vorrangige Aufgabe, die Lehre zu unterstützen. Dabei beherbergen sie hier wie da nicht selten für die Forschung wichtige Originale. Zudem haben Universitätssammlungen auch die Aufgabe, Wissen an die Öffentlichkeit zu vermitteln – gerade in kleineren Städten, in denen sie vielleicht der einzige Zugang zu dem entsprechenden Thema sind.

Campusmuseen zwischen Lehre und Forschung und Vermittlung

In den USA wurde in den 90ern das College and University Art Museum Program (CUAM) ins Leben gerufen, um die Beziehung zwischen Museum, möglichst mehreren Fakultäten und der Öffentlichkeit zu stärken und auch, um die Forschung mit den Campusmuseen durch Publikationen und Tagungen besser zu verknüpfen. Dahinter steht die Idee, dass ein Museum mehr sein kann als ein Ausstellungsort – ein Ort des Austausches, der zum übergreifenden Denken anregen soll. Deswegen werden die Campusmuseen in den USA z.B. verstärkt für nicht-museale Veranstaltungen genutzt. Zudem sollen sie auf interdisziplinäre Themen in der Lehre und Studenten auf mögliche museale Arbeitsfelder vorbereiten.

Universitätssammlungen sind dabei denselben Herausforderungen ausgesetzt wie alle anderen Museen: Sie müssen ihre Relevanz und Rolle neu definieren, sich an veränderte Erwartungen von Publikum und Geldgebern anpassen. Sind sie einem bestimmten Institut zugeordnet, stehen sie in Deutschland auch stellvertretend für diesen und müssen sich mit ihm zusammen die Unterstützung der Universitäten zusichern.

Zudem bietet sich hier die Möglichkeit, zusammen mit Forschern neue Ergebnisse direkt in Ausstellungen umzusetzen und den Ausstellungsraum als Testlabor für innovative Vermittlungsformen zu betrachten. Diesen Aspekt betont die amerikanische Diskussion um die Campusmuseen besonders. Nun sind in Deutschland die Mitarbeiter der Sammlungen gern an Lehrstühlen angesiedelt und nicht unbedingt in Museums- oder gar Vermittlungsarbeit ausgebildet. Kooperationen mit Lehrstühlen für Medien, Kommunikation, Informatik oder Marketing bieten sich also an, um eine Sammlung zeitgemäß zu verwalten und die Studenten für Tätigkeiten außerhalb der Uni auszubilden.

Digitalisierung und Social Media als nachhaltige Aufgabenfelder

„Campus Art Museums in the 21st Century“ diskutiert in puncto Öffentlichkeit eine Vielfalt an Aspekten: Storytelling als Vermittlungsinstrument, Social Media und Marketing, Besucherzusammensetzung, Programm, Partnerschaften, Organisationsstrukturen oder auch die Konkurrenz zu anderen Sammlungen einer Universität oder in der Stadt. Es wird auch gezeigt, dass die Umsetzung dieser Aspekte in den USA durch die verschiedenen Methodiken und Herangehensweisen der beteiligten Fächer an Ausstellungen, durch bürokratische und akademische Hierarchien erschwert wird – ähnliche Umstände wie hierzulande also. Dies führt aber auch dazu, dass man sich übergreifend mit den Erwartungen verschiedener Arten von Besuchern und Kooperationspartnern auseinandersetzt und sich aktuellen Themenbereichen nähert, wie der visuellen Kommunikation oder dem Wissensmanagement.

Die Veröffentlichung des Berichtes rief beim Center for the Future of Museums eine interessante Anschlussdiskussion hervor. Sie warf einige Fragen und Aspekte zur Zukunftsfähigkeit der Campusmuseen auf, die darauf aufbauen, dass die Zukunft eines Campusmuseum von der Zukunft der Universitäten und des universitären Lernens selbst abhängig ist. Deshalb stand auch und vor allem die Digitalisierung und damit einhergehende neue Lehr-, Lern- und Vermittlungsmethoden im Zentrum der Diskussion. Wichtig ist dies auch in Deutschland, wo Fach und Sammlung noch enger verknüpft sind. So bedeutet die geplante Schließung des Institutes für Archäologie an der Universität Leipzig auch die des zugehörigen archäologischen Museums. Mit der Digitalisierung der Originale und bspw. des Ausstellungsraumes selbst könnte beides Forschung, Lehre und Öffentlichkeit erhalten bleiben. Solche Projekte sind auch in Hinblick auf digitale Lernmethoden, MOOCs und virtuelle Seminarräume zukunftsträchtig. Die Verknüpfung mit anderen digitalen Sammlungen, die Entwicklung neuer Raumkonzepte und Ausstellungsmedien und nicht zuletzt die Kommunikation mit Studenten und Besuchern über die Social Media können das Erfahren des originalen Objektes erweitern. Die Diskussion um den Wert digitaler Besucher, die viele Museen derzeit führen, kann im Kontext der universitären Lehre und Forschung eine neue Qualität erreichen.

Und in Deutschland?

Diese Themen sind in deutschen Universitätssammlungen bisher scheinbar nur bedingt angekommen. Die Tagung „JUNG + NEU. Die Zukunft der Universitätssammlungen“, die im Juli in Tübingen stattfand, befasste sich vor allem mit Finanzierung, Verwaltung und Einbindung in die Lehre des jeweiligen Faches oder der Museologie, in der auch Museumsmanagement, -pädagogik oder -marketing eine Rolle spielen. Das DFG- geförderte Informationssystem Universitätssammlungen in Deutschland dokumentiert Bestände und Geschichte von existierenden sowie nicht mehr vorhandenen Sammlungen von Universitäten in Deutschland. Vermittlung oder Social Media werden auch hier nicht thematisiert. Deshalb möchte ich am Ende einige Fragen stehen lassen, die bei der Beschäftigung mit „Campus Art Museums in the 21st Century“ oder auch dem Bericht des Princeton Art Museum 2013 aufgekommen sind:

Entwickeln Universitätssammlungen in Deutschland neue Formen der universitären Ausbildung und Erwachsenenbildung, etwa mit Multimedia, Apps oder Games? Geben sie ihre pädagogischen Erkenntnisse an die anderen Fächer ihrer Universität weiter? Sind sie experimentell und interdisziplinär bei der Ausstellungskonzeptionen? Reflektieren sie aktuelle gesellschaftliche Fragen und Forschungsergebnisse? Spiegeln sie die kulturelle Vielfalt von Studenten und Universitätsmitarbeitern wider? Vermitteln sie das Management von Museen in Hinblick auf die Generation Y? Sprechen sie die Studenten als Digital Natives an? Erforschen sie ihre Zielgruppen und treten mit ihnen in Dialog?

Quelle: http://kristinoswald.hypotheses.org/1500

Weiterlesen

Archivsommer: Der Blattmacher: Rolf Gillhausen

Rolf Gillhausen / Peter Koch / Felix Schmid (Hrsg.), Das war 1982 – Stern Jahrbuch mit über mit über 300 ein- und mehrfarbigen Bildern, Gruner + Jahr 1983
  Visual History: Archivsommer 2024 Die Erstveröffentlichung dieses Artikels erfolgte im November 2014.   Zur Person Rolf Gillhausen wird am 31. Mai 1922 in Köln geboren, absolviert nach der Schulzeit eine Schlosserlehre und beginnt ein Studium an der Kölner Ingenieur-Fachschule, um später die Maschinenfabrik eines Onkels übernehmen zu können. Doch Kriegsteilnahme und -gefangenschaft verhindern dies, […]

Quelle: https://visual-history.de/2024/08/16/der-blattmacher-rolf-gillhausen/

Weiterlesen

Guck mal, wer da bloggt 16! Blogs bei de.hypotheses.org

1024px-Rembrandt_Harmensz._van_Rijn_038Wie viele Monographien, Tagungsbände oder Zeitschriften man mittlerweile mit Beiträgen aus hypotheses-Blogs füllen könnte, wissen wir nicht. Die Zahl dürfte schon beeindruckend sein, immer mehr wissenschaftliche Blogs versammeln sich bei de.hypotheses.org und bieten spannende Themen ganz unterschiedlicher geistes- und sozialwissenschaftlicher Disziplinen. Sie zeigen außerdem, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich nicht bloß in den Elfenbeinturm einsperren und vor sich hinschreiben. Deswegen wird es auch mal wieder Zeit, einige von ihnen hier vorzustellen.

Hier kommen die aktuellen Blogvorstellungen in alphabetischer Reihenfolge. Wer Interesse an weiteren Beiträgen aus diesem Bereich hat, findet eine Liste vergangener Artikel am Ende dieses Texts. Einen Zugriff auf sämtliche bereits katalogisierte Blogs gibt es im Katalog von OpenEdition.

 

Out of Elfenbeinturm!

 

archaeologiskop

Archäologen haben es gut. Sie haben ein allseits beliebtes “Maskottchen”: Indiana Jones. Dass Archäologie aber viel mehr ist als eine fiktive Figur, die die Bundeslade jagt, beweist Doris Gutsmiedl-Schümann, vor- und frühgeschichtliche Archäologin und derzeit wissenschaftliche Mitarbeiterin und Studiengangsmanagerin für die archäologischen Bachelor- und Masterstudiengänge an der Universität Bonn, in ihrem Blog archaeologiskop. Neben der Archäologie beschäftigt sie sich auch mit Themen der Wissenschaftspolitik wie Frauen in der Wissenschaft oder der Bolognareform.

 

Digital Humanities München

Wer bringt die Geisteswissenschaften ins Internet? Und was bietet das Internet den Geisteswissenschaften überhaupt? Das Blog dhmuc hat es sich zur Aufgabe gemacht, Akteure der Digital Humanities unterschiedlicher Münchener Einrichtungen zusammenzubringen und sowohl Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern ein Forum zu bieten als auch zu berichten, was sich in der bayerischen Landeshauptstadt im Bereich der Digital Humanities so tut.

 

ostBLOG

Das Blog, das vom Institut für Ost- und Südosteuropa in Regensburg geführt wird, informiert über aktuelle Projekte, Publikationen, Maßnahmen zur Forschungsunterstützung und Veranstaltungen, beschäftigt sich aber auch mit aktuellen Entwicklungen wie dem Ukraine-Konflikt oder dem politischen Hintergrund des Fußballspiels Serbien – Albanien am 14. Oktober 2014.

 

Deutsch-jüdische Geschichte digital

Auch die deutsch-jüdische Geschichte ist in den Digital Humanities angekommen. Das Blog des Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte an der Universität Duisburg-Essen stellt spannende Digital Humanities-Projekte aus der Judaistik vor, von Apps bis zu den traditionelleren Datenbanken.

 

Kriegstagebuch

Das Kriegstagebuch des Feldgeistlichen Fridolin Mayer wird von Yvonne Antoni, Friedrich Dunkel und Michael Schonhardt 100 Jahre später noch einmal auf diesem Blog veröffentlicht. Fridolin Meyers Erleben des Ersten Weltkriegs ermöglicht den Blick auf den Krieg aus einer religiösen Perspektive. Daneben gibt die Redaktion des Blogs unter @Feldgeistlicher auf Twitter und auf einer Facebook-Seite mehr Informationen über den Ersten Weltkrieg.

 

bibliotheca.gym

Gymnasialbibliothek? Gymnasialarchiv? Der Kellerraum mit den alten Schulbüchern, in denen noch mit D-Mark gerechnet und „dass“ mit ß geschrieben wird? Weit gefehlt! Die BloggerInnen von bibliotheca holen alte Schätze aus der Gymnasialbibliothek und dem Gymnasialarchiv des Christianeums in Hamburg und stellen sie auf ihrem Blog vor. Ziel dabei ist, Forschungsprojekte anzuregen und zu verknüpfen, aber auch für Laien lohnt sich die Reise zwischen die digitalen Bücherregale.

 

Siehe auch

Mareike König, Guck mal wer da bloggt! Neue Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 24.4.2012. http://redaktionsblog.hypotheses.org/485

Mareike König, Guck mal wer da bloggt 2! Neue Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 11.6.2012. http://redaktionsblog.hypotheses.org/527

Mareike König, Guck mal wer da bloggt 3! Neue Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 27.8.2012. http://redaktionsblog.hypotheses.org/622

Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 4! Neue Blogs bei de.hypotheses.org, in Redaktionsblog, 22.10.2012. http://redaktionsblog.hypotheses.org/732

Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 5! Neue Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 11.01.2013. http://redaktionsblog.hypotheses.org/875

Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 6! Blogs bei de.hypotheses.org, in Redaktionsblog, 09.07.2013. http://redaktionsblog.hypotheses.org/1452

Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 7! Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 01.08.2013. http://redaktionsblog.hypotheses.org/1528

Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 8! Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 29.08.2013. http://redaktionsblog.hypotheses.org/1566

Sascha Foerster, Look Who‘s Blogging! Special edition – Blogs at de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 09.09.2013. http://redaktionsblog.hypotheses.org/1628

Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 10! Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 09.01.2014. http://redaktionsblog.hypotheses.org/1861

Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 11! Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 21.03.2014. http://redaktionsblog.hypotheses.org/2207

Aline Possél, Guck mal wer da bloggt 12! Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 14.05.2014. http://redaktionsblog.hypotheses.org/2293

Aline Possél, Guck mal, wer da bloggt 13! Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 04.07.2014. http://redaktionsblog.hypotheses.org/2294

Aline Possél, Guck mal, wer da bloggt 14! Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 28.07.2014. http://redaktionsblog.hypotheses.org/2295

Aline Possél, Guck mal, wer da bloggt 15! (Internationale) Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 29.08.2014. http://redaktionsblog.hypotheses.org/2296

Zum Blogportal: de.hypotheses.org

Twitter: @dehypotheses

Facebook: http://www.facebook.com/de.hypotheses.org

Google+: https://plus.google.com/b/108109041914328513586/108109041914328513586/posts

________________

Bild: Rembrandt van Rijn, „Der Philosoph“ (1633), public domain

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/2297

Weiterlesen

Chinabild in Karikaturen: “A new rôle” (1898)

Im Kontext der Besetzung des Jiāozhōu 膠州-Gebiets und der Verhandlungen über einen Pachtvertrag (1897/1898) erschienen in den satirisch-humoristischen Blättern Europas zahlreiche Texte und Karikaturen, die den deutschen Kaiser als neuen ‘Kaiser von China’ darstellten. Zu den wohl bekannteren (und immer wieder verwendeten[1] Beispielen gehört eine Karikatur von Edward Linley Sambourne (1844-1910), die am 15. Januar 1898 im Punch erschien: “A new rôle!”[2]

Punch cartoons of the Great War (1915)

Punch (January 15, 1898) 14. Quelle: Internet Archive

Der britische Militärattaché Sir James Moncrieff Grierson (1859-1914) berichtete über ein Gespräch mit dem Kaiser über diese Karikatur: “Dann fragte er mich, ob ich sein Bild im ‘Punch’ als Kasier von China gesehen hätte, über das die Kaiserin wütend gewesen sei, das er selbst aber für einen recht guten Witz gehalten habe. [...]”[3]

Die Kaiserin dürfte wohl mehr über den Text erzürnt gewesen sein, denn da heißt es:

Imperial “Manager-Actor” (who has cast himself for a leading part in “Un voyage en Chine” sotto voce). “Um-Ha! With just a few additional touches here and there, I shall make a first-rate Emperor of China.[4]

Doch weder die Großmachtsphantasien noch die Eitelkeit des deutschen Kaisers sollen hier thematisiert werden, sondern ein bisher – trotz wiederholter Verweise auf die Karikatur ((S. auch: Richard Scully: “Mr Punch versus the Kaiser, 1892-1898: Flashpoints of a Complex Relationship.” In: International Journal of Comic Art 13.2 (Fall 2011) , 553-578.)) -  wenig beachtetes Element.

Die Szene zeigt ein Ankleidezimmer, an der Wand im Hintergrund ist über eine Tür das Wappen des Deutschen Reichs zu sehen. Im Vordergrund links steht ein großer Spiegel, dessen Rückseite dem Betrachter zugewandt ist. An den Spiegel gelehnt ist ein Degen mit Portepee, am Griff des Degens hängt eine ‘Pickelhaube’. Am Boden liegen Papiere verstreut: “Lease Kiao chau 99 year[s]“, “Music” und “Un Voyage en Chine”. Im Spiegel betrachtet sich der (durch Gesichtszüge und Bart eindeutig markierte) deutsche Kaiser: Er trägt – abgesehen von Stiefeln und Sporen – ‘asiatische’ Gewänder.

Die ‘asiatischen’ Elemente sind:

  • die Kopfbedeckung (und der lange Zopf)
  • eine wadenlanges Gewand, dessen Saum mit einer breiten Borte eingefasst ist, und
  • eine  Jacke mit weiten Ärmeln.

Die Kopfbedeckung ist eine kleine runde Kappe, von der drei Pfauenfedern nach oben abstehen. Sieht man genau hin, dann ist zu erkennen, dass diese drei Feder wie ‘aufgepappt’ wirken, denn der eigentliche Federschmuck (kǒngquèlíng 孔雀翎 ["Pfauenfedern"][5] ) wird mit einem Ring an dem  Knopf am höchsten  Punkt der Kappe bestigt und hängt nach hinten unten. Die Karikatur “Another Sick Man” vom 8.1.1898[6] zeigt, dass das den Karikaturisten des Punch bekannt war.

Die Jacke  ist aufwändig bestickt mit dem deutschen Adler, der von zwei ‘chinesischen’ Drachen flankiert wird. Das aufwändige Dekor und die breiten Bordüren erinnern zunächst an die von den Porträts chinesischer Kaiser vertrauten Zeremonialgewänder. Sieht man genauer hin, fallen schnell Unterschiede auf: die Kleider/Mäntel der Ahnenporträts sind waden- bis bodenlang, die Ärmel laufen zum Handgelenk schmal zu, die farblich abgesetzten Manschetten zeigen die typische ‘Pferdehuf’-Form[7]
Die Jacke in der Karikatur reicht bis zur Mitte des Oberschenkels und zeigt gerade, sehr weite Ärmel.

The Metropolitan Museum of Art: Woman's Short Informal Robe

The Metropolitan Museum of Art: Woman’s Short Informal Robe (ca. 1900)
Accession Number: 1978.214.2 -  http://www.metmuseum.org

Sie entspricht der Form der Jacken, den Frauen der späten Qing-Zeit bei informellen Anlässen trugen[8].
Die Figur in der Karikatur trägt zu der Jacke  alledings nicht den langen Faltenrock, sondern eine wadenlange weite Hose, deren Säume mit breiten Borten eingefasst sind …

 

 

 

 

 

  1. S. u. a.: Wolfgang J. Mommsen: “Kolonialherrschaft und Imperialismus: Ein Blick zurück” In: Tsingtau. Ausstellung im Deutschen Historischen Museum vom 27. März bis 19. Juli 1998. Online-Veröffentlichung des Ausstellungskataloges;
  2. Punch Vol. (15 January 1898) 14 – Online: Internet Archive. Auch abgedruckt in: Punch cartoons of the Great War (New York: George H. Doran 1915), 21. Internet Archive
  3. Grierson an Bigge, 21. Januar 1898, RA I61/32a. Zitiert nach: John C. G. Röhl: Wilhelm II. Der Aufbau der persönlichen Monarchie. (München: Beck 2001), 1079 und 1377, Anm. 15
  4. ((Punch Vol. (15 January 1898) 14 – Online: Internet Archive.
  5. Zur Bedeutung dieser Auszeichnung s. Uppolit Semenovich Brunnert/V. V. Gagelstrom: Present day political organization of China (New York: Paragon [s. d., Foreword dated Foochow, 1911]) S. 498, Nr. 950.
  6. Punch (8.1.1898) 7 – Online: Internet Archive.
  7. Chin. mǎtíxiù 馬蹄袖 “Pferdehufärmel”.
  8. Weitere Beispiele: Metropolitan Museum: “Woman’s Informal Robe” (China, late 19th–early 20th century; Accession Number: 1979.107); Ebd., “Short Informal Jacket” (China, late 19th century; Accession Number: 46.133.7); Ebd., “Woman’s Short Informal Robe” (China, ca. 1900, Accession Number: 1978.214.2).

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/1900

Weiterlesen

Der Aldrevandin Beaker: Drei süddeutsche Wappen in mamlukischem Dekor

Im British Museum wird eine Gruppe von bunt bemalten Glasgefäßen aus dem späten 13. und frühen 14. Jahrhundert aufbewahrt. [1] Hierzu gehört auch ein gut erhaltenes Trinkglas, das um das Jahr 1330 von einem venezianischen Meister gefertigt wurde und im Zentrum der folgenden Betrachtungen stehen soll. Die Emaillierung des Glases zeigt drei Wappen. Während die Wappen eindeutig südwestdeutschen Geschlechtern zugeordnet werden können, gehören die sie umrankenden Blumen- und Pflanzendarstellungen zur typisch islamischen Ikonographie der Zeit. Bei diesem hybriden Erscheinungsbild drängt sich die Frage auf, welche Intention der Gestaltung dieses einfachen Trinkglases zugrunde lag und wie sich die sich hier vorgefundene Wappenkombination in diesen Kontext einordnet. Mamlukische Glaskunst aus Venedig Bis in die 1970er Jahre hielt man an der Vermutung fest, dass dieses Glas als Teil einer „syro-fränkischen“ Gruppe von Glasgefäßen im späten 13. Jahrhundert an der syrischen Küste von einem fränkischen Meister gefertigt worden sei, der von der mamlukischen Glaskunst inspiriert wurde. [2] Erst in jüngster Zeit ist diese Annahme gänzlich verworfen worden, da durch neuere archäologische und elektromikroskopische Untersuchungen die Herstellung des Glases eindeutig auf der venezianischen Insel Murano (Venedig) verortet werden kann, wo sich im 13. Jahrhundert ein überregional bedeutsames Zentrum der Glasmanufaktur entwickelt hatte. [3] Die Inschrift […]

Quelle: http://heraldica.hypotheses.org/1833

Weiterlesen