Utopien zeichnen sich durch das Bemühen um Veranschaulichung alternativer Gesellschaftsentwürfe aus. Sie schaffen konkrete Bilder für Hoffnungen, wie die auf die Abschaffung menschlicher Arbeit durch Maschinen, auf Frieden, Wohlstand und kulturelle Blüte. Ebenso drücken sich in ihnen Ängste aus vor … Weiterlesen
Mit digitalen Quellen Geld verdienen – ein schwedisches Beispiel
Das gängige Muster beim Thema Quellen-Digitalisierung dürfte wohl so aussehen: Staatliche oder andere Institutionen stecken eine Menge Geld in entsprechende Projekte, damit anschließend die digitalisierten Quellen in der Regel ohne direkt damit verbundene Gebühren von den Nutzern verwendet werden können. Es geht aber auch mal andersherum: In Schweden verdient die Firma Arkiv Digital AB Geld mit dem Digitalisieren von Quellen. Wie das geht? Mit dem in Nordeuropa äußerst großen Interesse an Ahnenforschung, das weitaus breitere Kreise als in Deutschland zu Hobbyhistorikern in eigener Sache macht.
Sage und schreibe 43 Millionen (!) Farbbilder in hoher Auflösung bietet Arkiv Digital auf seiner Seite (die auch auf Englisch verfügbar ist) an und die am stärksten vertretenen Quellengattungen weisen auch gleich auf den primär angesprochenen Nutzerkreis hin: Kirchenbücher, Protokolle von Ratsversammlungen, Testamente, Gerichtsakten, militärische Akten und weitere. Es geht also primär darum, interessierten Ahnenforschern Zugang zu umfangreichen, für diese Art von Nachforschungen einschlägige Akten zu verschaffen, die man eben vom heimischen Bildschirm aus nutzen kann. Ein kleines Vorstellungsvideo (leider nur auf Schwedisch) erklärt die Grundidee und die Zusammensetzung der Sammlungen:
Für die Suche in dem jetzt schon umfangreichen und weiter anwachsenden Material wird eine eigene Software (für alle gängigen Betriebssysteme) angeboten, wahlweise kann man auch eine iPad-App nutzen. Software bzw. App sind kostenlos, Voraussetzung für den tatsächlichen Zugriff auf die Quellen ist ein Abonnement, wobei die Preise von 75,– SEK [~ 9,– €] für eine Woche und 1995,– SEK [~ 231,– €] für zwei Jahre reichen. Mitglieder von Ahnenforschervereinen erhalten Rabatte.
Man kann sich natürlich fragen, ob man solche Summen hinblättern will, wobei die Preise ja durchaus in einem “erträglichen Rahmen” liegen. Die Firma hat eine eigene Seite auf ihrer Homepage (diese auch auf Englisch), auf der sie den Mehrwert ziemlich einleuchtend darstellt und ganz nebenbei eine kurze Geschichte der Bewahrung der Quellen durch Mikroverfilmung liefert. Nicht nur, dass man Reisekosten zu weiter entfernten Archiven spart, die Quellen werden durch Arkiv Digital sämtlich neu in Farbe abfotografiert. Sattsam bekannt wird hier vielen die mühselige Lektüre von alten, abgenutzten Mikrofilmen sein (deren interessante Entstehungsgeschichte mit den amerikanischen Mormonen zusammenhängt!). Diese Filme wurden zwar vor nicht allzu langer Zeit digitalisiert, wurden dadurch aber nicht besser lesbar. Insofern sind die neuen Farbbilder in hoher Auflösung sicherlich für viele Nutzer viel wert, da die Möglichkeit, weit in die Bilder hinein zu zoomen, bei schwer lesbaren Stellen einen erheblichen Vorteil bietet. Sicherlich hat man mit diesem kostenpflichtigen Angebot die Mehrzahl der Ahnenforscher als Zielgruppe im Blick, die tendenziell eher zur älteren Generation zählen und die bereit sind, für solche Leistungen die entsprechende Summe zu bezahlen. Daneben ist natürlich auch ein weiterer Schritt zur Langzeitarchivierung dieser Quellen getan, die durch häufige und unvorsichtige Nutzung verschleißen und somit dank der Digitalisierung geschont werden.
Die Seite auch auf Englisch anzubieten, ist schlüssig, da aufgrund der massenhaften Auswanderung aus Schweden nach Nordamerika in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts viele schwedischstämmige Amerikaner an der Erforschung ihrer schwedischen Herkunft interessiert sind. Die Software wird daher auch in einer englischen Variante angeboten. Eine Demo-Version in beiden Sprachen zu Anschauungszwecken ist als Download verfügbar.
Poeten, Patrone und Patrioten. Preußens Landwehr in adelsgeschichtlicher Perspektive
Allerlei Gestalten, groß und klein, pummelig dick bis hungersdünn, mit Zylinder und Samtweste vielleicht ein oder zwei, mit Mütz und Litewka keiner dabei, zerlumpt, barfüßig, darbend kommen so viel mehr, manch einer auch von weiter her. Zwischen 32 und 39 Jahre sind sie alt, Greise bald. Sind vom 2. Landwehr-Aufgebot, im Kriege blieben viele tot. Des Sonntags auf dem großen Acker, in Reih und Glied, angetreten zum Appell. Sie halten sich recht wacker, keiner der’s verriet, doch durchgezählt ist schnell: Frings, Hansen, Schmitz, Hausmann, Esser, Fritz – werden rasch eingetragen, auf das es Ihnen bald gehe an den Kragen, in die Liste säumiger Wehrmänner. Ausgewandert? Nach Virginien letzten Jänner? Krank? Verletzt? Ohne bürgermeisterliches Attest? So werden sie, gleich jetzt, zum Fall für die Gendarmerie. Rechtsschwenk Marsch! Zum Exerzieren ohne Gewehr! Dann Monturpflege, Zeughausdienst – der Leutnant befahl noch manches mehr. Dass einer dabei fror, kam selten vor. Der Dycker Fürst war ihr Major! Einen Gnadenthaler denn auch bekam, wer sich gut benahm.
Die Zeit der Romantik sah viele Dichter in Uniform. Auch die preußische Landwehr wich nicht ab von dieser ‘Norm’. Im Gegensatz zu obigen Zeilen (die mit etwas Glück einen wohlwollenden Schmunzler evozieren mögen) ist ihre Lyrik voll Ästhetik, Esprit, oft tiefer Melancholie. Jene hingegen spiegeln schlicht einige rein subjektive Eindrücke, die der Leser der überaus umfangreichen Appell- und Manöverberichte, Stärkelisten, Tagesbefehle, Bataillonsrapporte und Offizierskorrespondenzen im Dycker Archiv, Niederschlag einer über drei Jahrzehnte währenden aktiven Dienstzeit Josephs zu Salm-Reifferscheidt-Dyck als Offizier der preußischen Landwehr, gewinnen mag. Poeten, Melancholiker, die gab es auch in seinem Bataillon. Und damit ist nicht allein sein Adjutant Leutnant Althoff gemeint, der – es heißt verbotener Liebe trunken – sich anno 1820 mit seines fürstlichen Kommandanten Stieftochter im Tode vereinte. Als völlig ungefährlich, wenn auch kaum weniger anhänglich, erwiesen sich demgegenüber solche Landwehroffiziere, die der Dichtkunst seiner Gattin Constance de Salm huldigten, sie verehrten… .
Fürst Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck war im Jahre 1817 freiwillig in die Landwehr eingetreten – man mag sie grob ein auf Grundlage der Allgemeinen Wehrpflicht während der Befreiungskriege errichtetes, lokal organisiertes ‘Reserveheer’ des neupreußischen Staates nennen. Warum er dies (noch im fortgeschrittenen Alter) tat, wie es ihm gelang, trotz fehlender militärischer Ausbildung und Erfahrung, auch in dieser ‘Arena’ zu bestehen, welche Früchte ihm sein langjähriges und zeitraubendes Engagement einbrachte, und nicht zuletzt, was sich der Hohenzollernstaat von seiner Einbindung erhoffte, dies sind Fragen, denen ein einschlägiger Beitrag innerhalb der multiperspektivischen Netzbiographie zu seiner Person nachgeht. Hier hingegen soll für das äußerst breite Erkenntnisspektrum sensibilisiert werden, welches die Nachlässe adliger Landwehroffiziere aus Restauration und Vormärz bieten, die wenigstens im Rheinland im Übrigen zahlreicher sind, als es das Forschungspostulat eines “bürgerlichen Offizierskorps der Landwehr” (Rolf-Dieter Müller) suggeriert. Fürst Joseph ist auch hier nur einer von etlichen, doch er gibt uns wieder einmal die volle “Messlatte” an die Hand.
Ganz im Sinne einer Adelsgeschichte als ‘Sonde’ zur Ausleuchtung wesentlich breiterer Themenbereiche, lässt sich auf dieser Grundlage noch viel weiter fragen. Zum Beispiel nach Patronage- oder Kreditnetzwerken. Mancher Pächter, Schuldner und Angestellte Fürst Josephs sah in ihm zugleich den lokalen Landwehrkommandeur, mancher Subalternoffizier einen reichen Gönner und Gläubiger. Welche adligen Netzwerke verliefen entlang der lokal bis regional gestrickten Landwehrstrukturen? Dieser war zugleich ein gemeinsamer Erfahrungsraum von Hunderttausenden preußischer Untertanen in national-patriotisch bewegten Zeiten. Konnte die Landwehr im entfeudalisierten Rheinland einen ‘Ersatz’ für verlorene Selbsterfahrungsmöglichkeiten als lokaler Herrschaftsträger bieten? Adel in der Landwehr – ein Bollwerk vor dem Thron? Wie konsequent setzten adlige Landwehroffiziere, hier gar ein ‘liberaler’ Regionalpolitiker, die staatlichen Zivilbehörden (Gensdarmerie, Bürgermeisterei, Landratsamt) zur Verfolgung pflichtvergessener Wehrmänner – und damit auch eigener Interesen – ein. Andersherum eröffnen die Überlieferungen der Adelsarchive einmalige Perspektiven auf die (Un-)Beliebtheit des unbesoldeten, tief in die noch weitgehend ländlichen Strukturen einschneidenden Landwehrdienstes. Landarmut und Auswanderung, Religiosität und Brauchtum scheinen als Ursachen für die oft apostrophierte und von ihren Gegnern im Militärapparat viel bemühte ‘Unzuverlässigkeit’ der Landwehr auch und gerade im Rheinland weit schwerer gewogen zu haben als ‘Vaterlandsvergessenheit’ oder demokratisch-liberale Politisierung. Es gäbe dazu noch so viel zu sagen, und zu forschen… Abtreten! Im Archiv melden! Weitermachen!
Florian Schönfuß
Quelle: http://rhad.hypotheses.org/215
Die ausgewürfelte Einquartierung
Seit einigen Wochen ist erkennbar, daß im Blog “1628 Wertheim” die Hexenverfolgungen in eine entscheidende Phase treten: Im aktuellen blogpost wird erneut von Hinrichtungen berichtet. Gleichzeitig – und gerade wegen dieser nachgezeichneten Synchronität der Ereignisse schätze ich diesen Blog so sehr – passieren auch andere, teils banale, teils aufsehenerregende und einschneidende Dinge: so etwa der Weindurst des Kurfürsten von Mainz auf der einen, aber eben auch Einquartierungsfragen auf der anderen Seite. Bei letzteren klinke ich mich ein.
Nun gehören Einquartierungen zu den Alltäglichkeiten des Dreißigjährigen Kriegs; im dk-blog haben wir schon mehrfach diese Thematik berührt. Ein wichtiger Aspekt dabei war stets die Frage, wie eine solche Einquartierung organisiert wird: wo und bei wem werden wie viele Soldaten zu welchen Konditionen untergebracht? Zur Frage, wie das konkrete Quartier ausgewählt wird, bietet Wertheim ein sehr auffälliges Beispiel: Denn Anfang Mai 1629 haben sich, als es darum ging, 30 Reiter des Regiments Schönberg unterzubringen, betroffene Adlige (also offenbar Grundherren) darauf geeinigt, den Ort, der die Söldner aufnehmen sollte, durch das Zufallsprinzip zu bestimmen. Sie spielten darum, und am Ende traf es Allersheim.
Nun handelte es sich bei einem Losentscheid (und ein Spiel wird man darunter rechnen können) um eine Form der Entscheidungsfindung, die völlig unabhängig von ständischen Hierarchien und Abhängigkeiten funktionierte. Das mag auch die adligen Herren bewogen haben, auf dieses Verfahren zurückzugreifen. Dabei nahmen sie allerdings eine Entscheidung in Kauf, die unter Sachgesichtspunkten schlecht war. Im Fall Allersheim bedeutete dies, daß dieser Ort Söldner aufnehmen mußte, obwohl er bereits Einquartierungen zu ertragen hatte. Also einfach nur Pech für Allersheim?
Die Militärorganisation hatte zu dieser Zeit längst Strukturen ausgebildet, die solche Fehlentscheidungen zu verhindern suchten. In Gestalt der Kriegskommissare gab es zuständige Beamte, die auch für Einquartierungen zuständig waren und mit den Behörden vor Ort eine wenn möglich allseits akzeptable Lösung auszuloten suchten. Auch auf Seiten der betroffenen Landschaften gab es oft schon Kommissare, die die Belange der Region vertraten. Daß allein die Einrichtung solcher Kommissariate Härten bei der Quartiervergabe nicht ausschließen konnte, kann man sich leicht vorstellen. Wichtig bleibt jedoch, daß es beiderseits das Bemühen gab, eine nach Möglichkeit konsensuale Entscheidung herbeizuführen. Eine Quartierzuweisung durch Losentscheid oder durchs Spielglück konterkarierte nun genau diese Ansätze zur Kooperation zwischen Landes- und Militärbehörden. Insofern stellt das Beispiel Wertheim / Allersheim im Mai 1629 durchaus einen Sonderfall dar.
Allersheim hat sich übrigens mit dieser Entscheidung nicht abfinden wollen – gut verständlich, denn hier ging es um Überlebensfragen. Ob man bei den Adligen noch einmal rückgefragt und um eine Modifizierung der Entscheidung gebeten hat, ist nicht ersichtlich. Aber beim Fürstbischof von Würzburg hat man in dieser Sache suppliziert. Das war kein Zufall, denn Otto Friedrich von Schönberg, der Oberst des betreffenden ligistischen Kavallerieregiments, war gleichzeitig auch würzburgischer Geheimer Rat. Die Allersheimer richteten ihre Bitte also nicht an ihre eigene Herrschaft, sondern an die Obrigkeit des Obersten selbst – sicher kein ungeschickter Schachzug. Ob sie damit Erfolg hatten, läßt sich derzeit nicht nachvollziehen.
Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/275
Deutschland als möglicher Host für ERICs
Wie die Europäische Kommission auf ihrer Homepage vermeldet, kann Deutschland seit Ende Juni 2013 ERICs beantragen und hosten. Nötig waren dafür einige Anpassungen des deutschen Rechts.
Bei einem ERIC (kurz für European Research Infrastructure Consortium) handelt es sich um eine Rechtsform, die dezidiert für die Projekte des European Strategy Forum on Research Infrastructures (ESFRI) entworfen worden ist.
Nähere Informationen gibt es auf der Seite der Europäischen Kommission zu Forschungsinfrastrukturen: http://ec.europa.eu/research/infrastructures/index_en.cfm?pg=eric
Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2085
Die AG “Digitale Geschichtswissenschaft” im Web 2.0
Die letztes Jahr im September auf dem Historikertag gegründete Arbeitsgemeinschaft für “Digitale Geschichtswissenschaft” im Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands e.V. wird am 3.9.2013 im Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung in Braunschweig ihre Eröffnungstagung bestreiten[1]. Die Tagung, zu der man sich noch bis 15. August anmelden kann, steht unter dem Thema “Die digitale Herausforderung an die Geschichte. Forschungsinfrastrukturen und Geschichtswissenschaft”.
Nach einem Auftaktreferat von Prof. Dr. Martin Schulze Wessel (Vorsitzender des Historikerverbands) und der Vorstellung der AG durch Prof. Dr. Simone Lässig (Sprecherin der AG) diskutieren auf dem Podium unter der Leitung von Dr. Annette Schuhmann (ZZF): Dr. Helge Kahler (BMBF), N.N. (DFG), Dr. Stefan Lange (Wissenschaftsrat), Prof. Dr. Charlotte Schubert (Historikerverband/AG DGW) und Prof. Dr. Norbert Lossau (Universität Göttingen). Der Hashtag für die Tagung lautet #digiw2013.
@digigw bei Twitter und Mendeley
Auch im Web 2.0 ist die AG – wie von der Community lange erwartet – vor kurzem aktiv geworden: Bei Twitter hat der Account @digigw Anfang Juli einen fulminanten Start hingelegt und hat derzeit 192 Follower. Es wurde eine Liste Digitales Geschichtsnetz (Digitale Geschichtswissenschaft im deutschsprachigen Raum: Institutionen, Projekte, Stiftungen usw.) angelegt, die man abonnieren kann. Interessierte, die in die Liste aufgenommen werden wollen, können sich über Twitter melden. Bei Mendeley wurde eine Gruppe “Digital History” gegründet, die derzeit 26 Mitglieder hat.
Nun ist es mit der Wahl der Sozialen Netze ja immer so eine Sache und die persönlichen Vorlieben gehen oftmals auseinander. Über Twitter kam folglich mit Hinblick auf die Elsevier-Zugehörigkeit von Mendeley der Kommentar “Good group, but why is it on Mendeley?” Als Alternativen wurden Zotero mit Hinblick auf die bibliographischen Dienste und CiteULike mit Hinblick auf die Gruppenfunktionen genannt. Als Vorbild für den gelungenen Einsatz von Zotero könnte die Zoterogruppe zur Ordensgeschichte dienen.
Good group, but why is it on Mendeley? “Digital History | Mendeley Group” http://t.co/GQmUhuFqkL
— Christof Schöch (@christof77) August 9, 2013
Die Stärken des Web 2.0 nutzen
Die bisherige Zurückhaltung in Sachen Blogs und Soziale Medien dürfte mit zwei Punkten zusammen hängen: Zum einen gibt es wenige Neuigkeiten und Informationen aus der AG selbst, da sie keine eigenen Projekte hat und derzeit nur jährlich eine Tagung neben der zweijährlichen Mitgliederversammlung beim Historikertag plant. Auch die Arbeitsweise der Untergruppen muss sich wohl erst noch einspielen. Zum anderen gibt es keine personellen und finanziellen Ressourcen, die ein zentral gesteuertes Community Management für Web 2.0-Angebote übernehmen könnte.
Dies alles ist zwar nachvollziehbar, doch werden dabei die eigentlichen Stärken des Web 2.0 sowie der Fokus auf andere Inhalte übersehen: Die Community könnte die Web 2.0-Angebote der AG selbst verwalten und bespielen. Beispielsweise wäre es denkbar, den Twitter-Account – in Anlehnung an “I am Germany” – monatlich einem AG-Mitglied hauptverantwortlich zu übertragen. Daraus ergäbe sich mit Sicherheit eine interessante Dynamik.
Bei der Einrichtung einer Facebook-Gruppe braucht es – ähnlich wie bei den Gruppenbibliographien - keine Zentrale. Einmal eingerichtet kann dort jede/r für die Gruppe interessante Neuigkeiten direkt posten. Damit läge der Schwerpunkt nicht auf den Neuigkeiten aus der AG selbst, sondern auf den Neuigkeiten aus dem Bereich “digitale Geschichtswissenschaft” allgemein. Und das wäre ja nicht das Schlechteste. Sinnvoll wäre wohl allerdings, jetzt nicht einfach kumulativ ein soziales Netz nach dem anderen zu bedienen, sondern sich vorab grundsätzliche Gedanken zu machen. Vielleicht gibt es dazu ja Anregungen aus der Community?
- Zum Programm der Tagung (PDF) http://www.historikerverband.de/fileadmin/_vhd/Arbeitsgemeinschaften/ag-digitale-gw/Dokumente/Tagungsprogramm_AG_DGW_2013_09_03.pdf
Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/1960
Verteilungskampf oder Solidarität? Generationengerechtigkeit im Zeichen des demografischen Wandels
Der Finanzierungsdruck, unter dem die sozialen Sicherungssysteme ohnehin stehen, verschärft sich stetig durch den demografischen Faktor. Immer weniger junge Menschen müssen für die Versorgung einer steigenden Zahl von Menschen in der nachberuflichen Lebensphase aufkommen. Der schwierige Einstieg in eine immer anspruchsvollere Arbeitswelt und die große Zahl prekärer Beschäftigungsverhältnisse kommen erschwerend hinzu. Doch auch die Älteren sehen sich verstärkt mit Problemen und Sorgen konfrontiert. Immer mehr ältere Menschen können von ihrer Rente kaum noch leben. Altersarmut wird für immer mehr Menschen zur Realität. Der Generationenvertrag der traditionellen Prägung gilt heutzutage nicht mehr als Selbstverständlichkeit. Am 23. Oktober 2013 diskutieren dazu Wissenschaftler und Experten bei Geisteswissenschaft im Dialog in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Kann eine Beziehung zwischen Generationen überhaupt gerecht sein bzw. welcher Gerechtigkeitsbegriff liegt dem zugrunde? Wie hat sich unser Verständnis von Generationengerechtigkeit entwickelt? Leben die heutigen Generationen wirklich auf Kosten der zukünftigen? Was ist zu tun, um einen Interessensausgleich zu vermitteln und die Solidarität zwischen den Generationen zu stärken? Und was können Arbeits-, Pflege- und Familienpolitik zu einer Verbesserung beitragen? Brauchen wir eine andere Sozialpolitik? Was können wir aus früheren demografischen und gesellschaftlichen Veränderungsprozessen lernen?
Zu einer Diskussion dieser und weiterer Fragen im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2013 – Die demografische Chance laden wir Sie herzlich in den Plenarsaal der Bayerische Akademie der Wissenschaften in München ein.
Es diskutieren mit Ihnen:
Prof. Dr. Christoph Butterwegge
Universität zu Köln
Zur Person / Statement
Prof. Dr. Dieter Frey
Ludwig-Maximilian-Universität in München
Zur Person / Statement
Dr. Christina Lubinski
Deutsches Historisches Institut in Washington (USA)
Zur Person / Statement
Dr. Bettina Munimus
Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen, Stuttgart
Zur Person / Statement
Moderation:
Niels Beintker, Bayerischer Rundfunk
Zur Person
Veranstaltungsort:
Bayerische Akademie der Wissenschaften
Plenarsaal, 1. Stock
Alfons-Goppel-Str. 11
80539 München
Bitte melden Sie sich bis zum 21. Oktober an.
Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr.
Hier der Programmflyer zum Download
Bild: ©Shutterstock.com/ollyy
Quelle: http://gid.hypotheses.org/846
Immer wieder, immer wieder: Torlinientechnologie!!!
Kaum ist im Fußball wieder einmal ein Tor geschossen worden, das aber nicht gewertet wurde (Bundesliga, 1.Spieltag, TSG Hoffenheim, K. Volland, siehe u.a. focus.de) kommt der Schrei nach dem Einsatz von Torlinientechnologie erneut auf.
Dass die benachteiligte TSG Hoffenheim mit der Entscheidung unglücklich ist mag nicht verwundern. Doch wie es scheint sind sehr viele andere Akteure ebenfalls für den sofortigen Einsatz von Torlinientechnologie. Auf faz.net wird z.B. der beteiligte Schiedsrichter zitiert:
Schiedsrichter Kinhöfer gab die Unnahbarkeit auf, die seine Zunft so oft umweht, und forderte technische Hilfe an: „Wir Schiedsrichter würden es begrüßen, wenn diese Geschichte uns abgenommen wird. Aber das ist halt nicht so. Dementsprechend müssen wir die Entscheidung treffen – und die war heute leider falsch“, sagte Kinhöfer.
Die Einzigen, die sich dem Heilsbringer Torlinientechnologie (wobei hier anzumerken ist, dass unterschiedliche Versionen herumschwirren, was genau für eine Art von Torlinientechnologie eingesetzt werden soll; von Torkameras bis Chip im Ball) widersetzen zu scheinen sind die Verantwortlichen der Deutschen Fußball Liga (DFL). Auf sportal.de wird Andreas Rettig, der Geschäftsführer der DFL zitiert:
“Dass die Entscheidung in Hoffenheim die Diskussion über die Torlinien-Technologie neu entfacht, ist verständlich. Derzeit gibt es nach unserer Einschätzung jedoch noch kein perfekt ausgereiftes System, welches diese tiefgreifende und möglicherweise dann endgültige Entscheidung einer sofortigen Einführung rechtfertigt. So lässt die FIFA derzeit noch eine Fehlertoleranzgrenze von drei Zentimetern zu”, sagte Rettig.
In Bezug auf meinen Beitrag zum Thema Torlinientechnologie im Februar unterstütze ich diese kritische, abwartende und beobachtende Haltung der DFL. Denn im Gegensatz zu der weit verbreiteten “technological fix” Meinung, dass Torlinientechnologie die endgültige und einzig wahre Lösung des Problems ist, ist das Problem zum jetzigen Zeitpunkt noch lange nicht gelöst. Auch Torlinientechnologie, die selbstständig entscheidet, kann Fehler machen. Dies sollte man sich insbesondere auch dann vor Augen führen, wenn es tatsächlich einmal zu einer Einführung kommen sollte: Denn die Entscheidung einer visuellen Torlinientechnologie basiert wie auch der menschliche (Schiedsrichter-) Blick ebenso auf einer gesellschaftlich situierten, subjektiven und partikularen Sichtweise. Die Entscheidung einer Torlinientechnologie ist deshalb nicht zwangsläufig besser. Im Gegenteil könnte es sogar zu einem Gefühl von “falscher Transparenz” (vgl. Collins & Evans 2012: 907)1 kommen: D.h. duch den Einsatz der Technologie denkt man, dass es jetzt gerechter zugeht (weil alle Situationen richtig erkannt werden würden), obwohl auch die Technologie Fehler machen kann, das aber in der öffentlichen Wahrnehmung nicht verankert ist.
Ich würde es wegen der bereits vorhandenen Fernsehkameras in den oberen Ligen deshalb nach wie vor für sinnvoll halten (auch um dem endlosen Schrei nach Torlinientechnologie entgegenzukommen), die Einführung eines einfachen Video Reviews zu überlegen: Falls es zu einer strittigen Torlinienszene kommt (wie oft passiert das tatsächlich in Relation zu den absolut gespielten Minuten?2 ) kann das dreiköpfige Schiedsrichterteam unter dem Vorsitz des sog. vierten Offiziellen ein-zwei- oder dreimalig pro Spiel eine Unterbrechung des Spiels vornehmen und sich die Szene auf den zur Verfügung stehenden Fernsehbildern anschauen. Die einfache Mehrheit der drei vor-Ort Begutachtungen entscheidet. So wäre gewährleistet, dass die Schiedsrichter auf genau der selben Basis entscheiden können, wie das milionenfache, diskutierende Fernsehpublikum. Die Entscheidung wäre für jeden nachvollziehbar und gerecht. Wenn man die letzten strittigen Szenen (Volland Tor, Lampard Tor WM 2010) als Beispiel nimmt, waren sich bei der Betrachtung der TV Bilder im Nachhinein ja auch alle einig, dass es sich um reguläre Tore gehandelt hat.
Ein Problem bleibt natürlich bei allen Arten von Entscheidungstechnologien im Fußball bestehen: Wie kann die Integrität des Fußballs bis hin zur untersten Spielklasse gewährleistet werden? Wie kann man argumentieren, dass zwar in den oberen Klassen Technologien wie der Video Review eingesetzt werden, wenn sich die unteren Klassen einen solchen Einsatz nicht leisten können? Das Argument, dass es in den oberen Klassen um viel Geld geht lasse ich dabei aber nicht zählen.
- Collins, Harry & Evans, Robert (2012): Sport-decision aids and the ”CSI-effect”: Why cricket uses Hawk-Eye well and tennis uses it badly. Public Understanding of Science 2012, 21, 904-921.
- Bei einem normalen Bundesligaspieltag werden bei neun Spielen z.B. schon insgesamt mehr als 810 Minuten gespielt.
Broumovské nástěnné malby od středověku do baroka/Braunauer Deckenmalereien vom Mittelalter zum Barock
Der Braunauer Kulturverband Omnium veranstaltet vom 22. bis zum 23. August 2013 in Braunau ein öffentliches Seminar zum Thema „Braunauer Deckenmalereien vom Mittelalter bis zum Barock“. Das Seminar stellt die Ergebnisse der Restaurierung und der kunsthistorischen Erforschung des mittelalterlichen Freskos des Jüngsten Gerichts, das sich im Untergeschoß des Pfarrhauses in Braunau befindet, sowie der barocken Ausmalung der Pfarrkirche in Martinkovice des bayerischen Malers Felix Anton Scheffler (1701-1760) dar. Das Seminar ist ein Teil der Initiative des Verbandes Omnium „Für das Leben der Braunauer Kirchen“, der zusammen mit wissenschaftlichen Institutionen (wie z. B. dem Institut für Kunstgeschichte der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik und dem Nationalen Amt für Denkmalpflege) die Erforschung, Sanierung sowie kulturelle Rehabilitation der Gruppe der barocken Kirchen im Braunauer Land fordert. Sie stellen ein einzigartiges Ensemble der Baudenkmäler, die mit der Wirkung der Benediktiner im Kloster Braunau zusammenhängen und einen bedeutenden Teil des europäischen Kulturerbes darstellen.