Wienwoche

Kommenden Samstag, 22.9.2012 wird die löbliche Veranstaltungsreihe Wienwoche eröffnet, ich möchte zwei Programmpunkte hervorheben:

Die Ausstellung Museum Festung Europa im Österreichischen Volksundemuseum, Eröffnung 22.9.2012, 18 Uhr, Dauer bis 7.10.2012.

Die Ausstellung MATZ AB! Sie schätzen Ordnung? Wir nicht! zur Geschichte des Matzleinsdorferplatz, Eröffnung 23.9.2012, 16 Uhr, Gudrunstraße 196B.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/156262048/

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Eine Kurzbiografie des deutschen Mystikers Johannes Tauler

Neben den deutschen Mystikern Meister Eckhart (1260-1328) und Heinrich Seuse (1295-1366) war Johannes Tauler einer der Hauptfiguren der Deutschen Mystik. Im folgenden Artikel sollen wichtige Stationen seines Leben aufgeführt werden.

Statue des Johannes Tauler in StraßburgJohannes Tauler wurde um 1300 in Straßburg geboren und entstammte einer wohlhabenden Familie.1 Er trat bereits 1315 in den Dominikanerorden ein und absolvierte im Orden ein Studium der Logik und Naturphilosophie. Zusätzlich widmete er sich noch theologischen Studien und erhielt in seinem fünfundzwanzigsten Lebensjahr die Priesterweihe. Nach seinem Studium wurde er sogleich in der Seelsorge eingesetzt, weswegen er, im Gegensatz zu Meister Eckhart, sich Zeit seines Lebens eher praktischen Aufgaben und weniger wissenschaftlichen Arbeiten widmete, obgleich er über einen hohen Fundus an Kenntnis über die Literatur der Christlichen Mystik verfügte.2 Er stellte somit das „rein schulisch angeeignete Gotteswissen der lesmeister […]der erlebten Gottesweisheit der lebmeister, einer praktisch erlebten Gotteserfahrung also, entgegen“.3 Obwohl Tauler Meister Eckhart in seinen Predigten nur einmal namentlich erwähnt (Vetter 64), ist die Prägung durch die Lehre des Meister Eckhart in Taulers Leben und Wirken deutlich erkennbar.4

Im Jahr 1339 mussten die Ordensbrüder Straßburg verlassen, weil der Papst aufgrund politischer Auseinandersetzungen mit Ludwig dem Bayern die Abhaltung öffentlicher Gottesdienste untersagte.5 Tauler widmete sich im neuen Sitz des Dominikanerordens in Basel verstärkt dem Predigtdienst zu. Dort lernte er auch den Priester Heinrich von Nördlingen und „dessen Kreis frommer Frauen sowie die genannten Gottesfreunde kennen“6 und studierte mit ihnen mystische Schriften u.a. von Mechthild von Magdeburg. Obwohl um 1343 die Mitglieder des Dominikanerordens wieder nach Straßburg zurückkehrten, reiste Tauler „zwischen 1344 und 1346 […] im Gebiet von Köln, Straßburg, Medingen bei Dillingen umher“7 und arbeitete als Prediger und Seelsorger in Dominikanerinnenklöster und nahm sich aber auch frommen Frauen wie Drittordensfrauen und Beginen an. Auch pflegte Tauler Kontakt zur Mystikerin Margarethe Ebner aus dem Dominikanerinnenkloster in Medingen.8

Im Jahr 1346 kehrte Tauler vermutlich nach Straßburg zurück und verbrachte seinen Lebensabend bis zu seinem Tod am 16. Juni 1361 vor allem in Straßburg, beschäftigt mit der Volkspredigt und der Seelsorge bei den Dominikanerinnen und weiteren frommen Frauen.9 Obwohl Tauler Zeitzeuge zahlreicher Krisen des 14. Jhr. war, wie der verheerenden Pestepidemie, einem Erdbeben und einer Feuerbrunst in Straßburg und der darauffolgenden Geißelungsbewegungen und Judenpogrome, politischen und militärischen Auseinandersetzungen und er Zeit seines Lebens mit häretischen und scholastischen Lehren konfrontiert wurde, weisen seine Predigten keine besonders politische oder soziale Funktion auf.10

Wer aus Taulers Predigten biografische Hinweise über ihn selbst und seine Person entnehmen möchte, wird nicht fündig werden. Auch zu versuchen, anhand der Predigten ein einheitliches Taulersches theologisches System zu rekonstruieren, ist nicht von großem Nutzen und wäre vermutlich auch von Tauler nicht erwünscht gewesen. Tauler sah sich selbst viel zu sehr als „bescheidener Zeuge des christlichen Glaubens“, der schlichtweg das weitergeben wollte, „was er selbst empfangen“ hat.11 So sollte in der heutigen Betrachtung vielmehr die Art und Weise wie er predigte, worüber er predigte und wie häufig er welche Themen in seinen Predigten aufgriff, eine bedeutend größere Rolle einnehmen. Die nähere Betrachtung seiner zentralen Predigthemen, wie z. B. die der unio mystica, der Lehre vom grunt sowie die der Demut, bieten eine reiche Fülle an praxisbezogenen Lehren, die in ihrer Tiefe und Klarheit nicht nur die mittelalterliche Mystik inspirierten, sondern auch in späterer Zeit spürbaren Einfluss nehmen konnten.

Möchte man nun aber zum besseren Verständnis von Taulers Lehren eine allgemeine Beschreibung von der Struktur seiner Predigten vornehmen, so ist folgendes festzustellen: Tauler beginnt seine Predigten in der Regel mit einer kurzen Einleitung (exordium) und zitiert den Bibeltext, über den er sprechen möchte auf Latein und paraphrasiert ihn dann anschließend auf Mittelhochdeutsch. Die Struktur seiner Predigten erscheint meist recht variabel, wobei er in seinem Hauptteil (tractatio) seine Kernaussagen und die Auslegungen der Lehre entfaltet und im knapp gehaltenen Schlussteil (conclusio) eine Zusammenfassung der Predigt vornimmt. Auffällig sind in Taulers Predigten die häufigen direkten und persönlichen Anreden seiner Zuhörer (liebes kint, kinder oder villieben schwesteren), mit denen er häufig zum nächstfolgenden Abschnitt seiner Predigt überleitet.12 Die Mehrzahl der Zuhörerschaft Taulers bildeten sicherlich die Frauen aus den Dominikanerkonventen von Straßburg, Basel und Köln. Diese waren unterschiedlichen Alters und waren mit unterschiedlichen Aufgaben im klösterlichen Leben betraut. Weiterhin predigte Tauler auch vor den Beginen und vor den Angehörigen der Laienbewegung der Gottesfreunde. Ein Hauptmerkmal seiner Predigten und eine damit verbundene Zielsetzung war es, „beispielhafte Muster und Vorbilder des geistlichen Lebens aus verschiedenen Ständen“ anzuführen, um „alle Menschen, gleich welchen Standes oder Berufs […]“  bei seinen Ausführungen mit einzubeziehen, um sie „zu ernsthaft christlichen Gottesfreunden und Säulen der Kirche“ zu machen.13

Johannes Tauler hinterließ nicht nur eine Predigtsammlung von über achtzig Predigten, verfasst in mittelhochdeutscher Sprache sowie einen Bericht über seine Bekehrung (Meisterbuch), sondern er übte durch sein Leben und Wirken auf die Theologie der damaligen wie der späteren Zeit einen erheblichen Einfluss aus.14 Taulers Lehre behandelte aus dem Bereich der theologischen Anthropologie und Gotteslehre vor allem die Themen „der Selbst- und Gotteserkenntnis“, eine an Meister Eckhart anlehnende Lehre der „inneren und äußeren Armut“, Gelassenheit, die Abkehr von Selbstsucht, und das Thema der sinkenden Demut.15 Die Haltungen, die er in seinen Predigten am häufigsten anpries, waren die Umkehr, das Loslassen und das Empfangen.16 Bereits im 15. Jhr. wurde Tauler im niederländischen Sprachraum „in Kreisen der Windesheimer rezipiert“.17 Einen nicht unerheblichen Einfluss hatten Taulers Lehren auf Luthers reformatorische Tätigkeit, auf die protestantische aber auch katholische Frömmigkeit sowie auf die spanische Mystik.18

 

Empfohlene Zitierweise: Blümel, Jonathan (2012): Eine Kurzbiografie des deutschen Mystikers Johannes Tauler. In: JBSHistoryBlog.de. URL: http://jbshistoryblog.de [Zugriff: DD:MM:YYYY]

 

Bildquelle: Statue des Johannes Tauler in Straßburg, Urheber: Ji-Elle von Wikipedia


Bibliographie:

  1. Vgl. Gnädinger, Louise: Johannes Tauler: Lebenswelt und mystische Lehre. München 1993. S.10 ; Langer, Otto: Christliche Mystik im Mittelalter : Mystik und Rationalisierung – Stationen eines Konflikts. Darmstadt 2004. S. 374 ; Wrede, Gösta: Unio mystica: Probleme der Erfahrung bei Johannes Tauler. (Studia doctrinae Christianae Upsaliensia ; 14 Acta Universitatis Upsaliensis). Stockholm 1974. S.13 ; McGinn, Bernard: Die Mystik im Abendland, Band 4: Die Mystik im mittelalterlichen Deutschland (1300-1500). Freiburg 2008. S. 414.
  2. Vgl. Haas, Alois M.: Sermo mysticus: Studien zu Theologie und Sprache der deutschen Mystik. Fribourg 1979. S. 261 ; Leppin, Volker: Artikel Tauler, Johannes. In: Theologische Realenzyklopädie, Bd. 32. Berlin und New York 2001. S. 745–747 ; Langer 2004, S. 374 ; Wrede 1974. S. 14f. ; McGinn 2008. S. 420.
  3. Siehe Gnädinger, Louise: Deutsche Mystik: Hildergard von Bingen, Mechthild von Magdeburg, Meister Eckhart, Johannes Tauler, Rulman Merswin, Heinrich von Nördlingen, Margaretha Ebner, Heinrich Seuse, Christine Ebner, Lieder. (Manesse-Bibliothek der Weltliteratur). Zürich 1989. S. 230.
  4. Vgl. Haas 1979, S. 262 ; Wrede 1974, S. 15 ; McGinn 2008. S. 424.
  5. Vgl. Gnädinger 1989. S. 13.
  6. Siehe Gnädinger 1993. S. 231.
  7. Siehe Gnädinger 1989. S. 231.
  8. Vgl. Wrede 1974. S. 15.
  9. Vgl. Haas 1979. S. 263 ; Leppin 2001. S. 745 ; Gnädinger 1989. S. 15.
  10. Vgl. McGinn 2008. S. 414-416 ; Haas 1979, S. 262f. ; Gnädinger 1989, S. 10f.
  11. Siehe McGinn 2008. S. 425-426
  12. Vgl. McGinn 2008. S. 420.
  13. Siehe Gnädinger 1993. S. 118.
  14. Vgl. Haas 1979. S. 263.
  15. Vgl. Gnädinger 1989. S. 234 ; Langer 2004. S. 376-392 ; McGinn 2008. S. 427.
  16. Vgl. McGinn 2008. S. 455.
  17. Siehe Langer 2004. S. 375.
  18. Haas 1979. S. 247 ; Leppin 2001, S. 747 ; Langer 2004. S. 376.

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Quelle: http://jbshistoryblog.de/2012/09/eine-kurzbiografie-des-deutschen-mystikers-johannes-tauler/

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Präsentation der Sektion “Geschichtswissenschaft digital in Deutschland und Frankreich: Tendenzen, Strategien, Beispiele” auf dem Historikertag 2012


Das Deutsche Historische Institut Paris ist auf dem diesjährigen Historikertag in Mainz mit vier Sektionen präsent, die gemeinsam mit Partnerinstitutionen organisiert werden. Eine Übersicht dazu findet sich hier. In diesem Beitrag wollen wir die Sektion “Geschichtswissenschaft digital in Deutschland und Frankreich: Tendenzen, Strategien, Beispiele” näher präsentieren und publizieren den genauen Zeitplan, kurze Angaben zu den Vortragenden sowie die Abstracts der Vorträge.

Zeit: Mittwoch, 26.9.2012, 9h15-13h00
Ort: P102, Obergeschoss Philosophicum, Jakob-Welder-Weg 18, Mainz

9h15 Begrüßung und Einleitung der Sektion durch Prof. Dr. Gudrun Gersmann und Dr. Mareike König

Teil 1:  Digitale Ressourcen zur französischen Geschichte: Strategien zur Informationsversorgung in Deutschland und Frankreich

9h25  Marin Dacos: OpenEdition, a european webplatform for human and social sciences: journals, books, events and blogs

Marin Dacos is Director of the Centre for open electronic publishing (Cléo: centre pour l’édition électronique ouverte), Marseille

Bereits 1999 gegründet und zunächst ausschließlich auf die Bereitstellung von Online-Journals spezialisiert, hat OpenEdition, wie das zentrale Portal der Geisteswissenschaften in Frankreich seit 2010 heisst, mittlerweile drei Hauptangebote: Calenda für Tagungsankündigungen, Termine und Call for Papers, Revues.org für Volltexte von geisteswissenschaftlichen Zeitschriften und Büchern und Hypotheses.org für Berichte aus der laufenden Forschung (Wissenschaftsblogs). Die rasante Entwicklung dieser Angebotspalette über die letzten 12 Jahre ist im Zusammenhang zu sehen mit den Bedürfnissen der Wissenschaft und Forschung, den technischen Möglichkeiten sowie den strategischen Überlegungen der Plattform, die anstrebt, zur wichtigsten internationalen Plattform der Geisteswissenschaften in Europa zu werden. Vorgestellt wird das im Rahmen der Auszeichnung Equipex das Digitalisierungsprojekt 15,000 Books Programm für Bücher.

9h45 Prof. Dr. Gudrun Germann: Von Francia bis Facebook: Ein geisteswissenschaftliches Forschungsinstitut geht online: Das Beispiel des DHI Paris

Gudrun Gersmann ist Direktorin des DHI Paris und Professorin für die Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität zu Köln. Sie ist federführend an Konzeption und Leitung der  e-journals und online Portale zeitenblicke.de, lesepunkte.de, historicum.net, perspectivia.net und recensio.net beteiligt und hat die Retrodigitalisierung der Publikationen des DHI initiiert.

Im Rahmen des Vortrags sollen einerseits die Erfahrungen resümiert werden, die in den vergangenen fünf Jahren am DHI Paris im Bereich des elektronischen Publizierens gesammelt wurden. Was bedeutet die Umstellung auf online-Publikationen etwa im Bereich von Rezensionen? Welche Publikationsmodelle zwischen print und online haben sich bewährt? Wie wird dieser Prozeß in der Fachgemeinschaft wahrgenommen? Andererseits soll es explizit jedoch auch darum gehen, künftige Publikations- und Präsentationsperspektiven zu umreißen: Wie können beispielsweise die speziell für die Nachwuchswissenschaftler/innen interessanten sozialen Netzwerke in die Arbeit eines Forschungsinstituts aufgenommen werden? Welche Chancen, aber auch welche Risiken sind damit verknüpft?

10h05  Prof. Dr. Hinnerk Bruhns:  Trivium

Hinnerk Bruhns ist emeritierter Forschungsdirektor am CNRS Paris, Historiker, Sozialwissenschaftler, Max-Weber-Spezialist und Initiator der online-Zeitschrift Trivium.

Trivium ist eine im Herbst 2007 gegründete elektronische Zeitschrift, die ausgewählte Artikel aus deutschen und französischen geisteswissenschaftlichen Fachzeitschriften in der jeweils anderen Sprache in Übersetzung veröffentlicht. Trivium erscheint in Form von Themenheften (durchschnittlich drei pro Jahr), die in der Regel von je einem deutschen und einem französischen wissenschaftlichen Herausgeber betreut werden. Trivium wird herausgegeben von den Éditions de la Maison de Sciences de l’Homme in Paris, in Verbindung mit mehreren deutschen und französischen Institutionen. Die Zeitschrift ist frei im Internet zugänglich: http://trivium.revues.org. Das Blog der Zeitschrift findet sich hier. Siehe auch das Interview “Die bedeutenden Wissenschaftssprachen müssen erhalten bleiben” mit Hinnerk Bruhns hier.

10h25  Gregor Horstkemper / Dr. Andrea Pia Kölbl: Von der Handschrift bis zum Fachportal – Die Bayerische Staatsbibliothek als Informationsspezialist für die französische Geschichte

Gregor Horstkemper ist an der Bayerischen Staatsbibliothek für die “Fachinformation Geschichte” zuständig und leitet das Zentrum für Elektronisches Publizieren, in dem an Online-Angeboten wie historicum.net, perspectivia.net und recensio.net mitgearbeitet wird.

Dr. Andrea Pia Kölbl ist Projektleiterin der Virtuellen Fachbibliothek Romanischer Kulturkreis (Vifarom).

Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Sondersammelgebietsbibliotheken erfüllen einen umfangreichen Versorgungsauftrag für die jeweilige Fachcommunity, der in zunehmendem Maße über das Internet erfüllt wird. Aus Sicht der Bayerischen Staatsbibliothek, die u.a. für die Informationsversorgung zur französischen Geschichte zuständig ist, werden Zielsetzungen und Umsetzungsschritte bei der kontinuierlichen Erweiterung der Informationsangebote zur Geschichte Frankreichs vorgestellt. Angefangen von der Digitalisierung einzelner Handschriften bis hin zum Aufbau der Virtuellen Fachbibliothek Romanischer Kulturkreis (Vifarom) wird eine große Bandbreite an digitalen Ressourcen und Diensten in den Blick genommen. Anschließend soll zur Diskussion gestellt werden, wie diese Angebotspalette, die zum größten Teil in der Vifarom gebündelt wird, weiterentwickelt und optimiert werden kann.

10h45 Diskussion

11h05 Pause

Teil 2: Soziale Medien und Web 2.0 in der deutschen und französischen Geschichtswissenschaft

11h20  Dr. Mareike König: Historische Fachkommunikation über Twitter, Facebook und Blogs in Deutschland und Frankreich

Mareike König leitet die Abteilung 19. Jahrhundert und die Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts Paris. Sie ist außerdem zuständig für den Bereich Social Media und Digital Humanities am DHIP. Sie ist Projektleiterin des deutschsprachigen Blogportals für die Geistes- und Sozialwissenschaften de.hypotheses.org.

Der Beitrag gibt einen Überblick über grundsätzliche Überlegungen zum Einsatz von sozialen Medien wie Twitter, Facebook oder Blogs in der historischen Fachkommunikation. Anhand des zu konstatierenden Unterschieds in der Nutzung dieser neuen Kommunikationskanäle in Deutschland und Frankreich wird die Web 2.0-Strategie des Deutschen Historischen Instituts vorgestellt. Dabei geht es insbesondere um den Aufbau eines deutschsprachigen Blogportals für die Geisteswissenschaften nach französischem Vorbild.

11h40  Dr. Lilian Landes: Rezensieren im Web 2.0: recensio.net

Lilian Landes ist Kunsthistorikerin, promovierte über sozialkritische Genremalerei um die Revolution von 1848 und ist an der Bayerischen Staatsbibliothek beschäftigt. Sie leitet dort die geschichtswissenschaftliche Rezensionsplattform recensio.net, die Buchrezensionen aus Fachzeitschriften online publiziert und ein web 2.0 basiertes neues Konzept zur Literaturbewertung erprobt.

Wie wird die “Generation Web 2.0″ rezensieren und Rezensionen lesen? Dass sie zu festen Terminen im Jahresverlauf in die Bibliothek geht und die einschlägigen Printzeitschriften rezipiert, ist unwahrscheinlich. Dass sie auf wissenschaftlichem Niveau flexibel, fragmenthaft, gezielt kommentieren möchte (wie das auf Amazon im kommerziellen Bereich bereits praktiziert wird), ist wahrscheinlicher. Mit recensio.net – Rezensionsplattform für die Geschichtswissenschaft wird eine Plattform präsentiert, die sowohl “klassische” Rezensionen etablierter Zeitschriften online im Open Access zusammenführt, als auch Instrumente zur gemeinschaftlichen Bewertung historischer Schriften erprobt. Siehe dazu auch das Blog “Rezensieren – Kommentieren – Bloggen“.

12h00 Georgios Chatzoudis:  L.I.S.A. – Historische Geisteswissenschaften 2.0
Georgios Chatzoudis hat Geschichte, Politikwissenschaft und Anglistik an der Universität Köln studiert und ist seit 2009 Leiter der Online-Redaktion L.I.S.A. -  Das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung.

Der Einzug der digitalen Medien in den Wissenschaftsalltag stellt auch die Historischen Geisteswissenschaften vor neue Herausforderungen. Nach wie vor fehlen häufig Strategien im Umgang mit Neuen Medien und Sozialen Netzwerken. L.I.S.A. – Das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung ist ein neues Angebot, das sich gleichermaßen an Wissenschaftler, Studierende und an alle, die sich für historische Themen interessieren, richtet, und dabei die modernen kommunikativen und technischen Möglichkeiten des Web 2.0 in einem interaktiven Internetportal vereint. Ziel ist es, einen lebendigen Austausch über Geschichte, Archäologie, Kunstgeschichte und Islamwissenschaften zu fördern. Wissenschaftler erhalten dabei die Möglichkeit, Einblick in laufende Forschungsprojekte zu geben und ihre Ergebnisse in Wort, Ton oder Bild einer interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren. Um den Dialog und Austausch weiter zu unterstützen, bedient sich die L.I.S.A.Redaktion auch anderer sozialer Medien (L.I.S.A.Facebook) und Nachrichtendienste (L.I.S.A.Twitter). Außerdem wird bewusst dazu ermuntert, die multimedialen Möglichkeiten des Web2.0, wie zum Beispiel Videoclips, Podcasts, Bilder und Bildgalerien sowie Live-Chats für die Vermittlung wissenschaftlicher Inhalte einzusetzen. Siehe auch das Interview: “Unser Ziel ist es, den wissenschaftlichen Austausch im Netz zu fördern” auf dem Blog des DHIP.

12h20  Dr. Jürgen Danyel:  Zeitgeschichte und Social Web. Erfahrungen mit partizipativen Formaten im fachlichen Kontext

Jürgen Danyel ist stellvertretender Direktor des Zentrums für zeithistorische Forschung in Potsdam und Leiter der Abteilung  “Zeitgeschichte der Medien- und Informationsgesellschaft” am ZZF.

Der Beitrag diskutiert am Beispiel des am ZZF Potsdam angesiedelten Projekts Docupedia Zeitgeschichte die spezifischen Probleme, die sich aus Einbindung von Techniken des Web 2.0 in fachwissenschaftliche Diskurse und Publikationsformate ergeben. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, inwiefern Formen des kollektiven Schreibens und der Nutzerpartizipation kompatibel mit der etablierten autorenzentrierten Wissenschaftskultur und historisch gewachsenen Kommunikationsformen in den Geisteswissenschaften sind. Ausgehend von diesem Spannungsverhältnis sollen inhaltliche und redaktionelle Konsequenzen für die Entwicklung partizipativer Informationsangebote im Bereich der Zeitgeschichte diskutiert werden.

12h40 Diskussion

13h00 Ende der Veranstaltung

Weitere Informationen

Website des Historikertags: http://www.historikertag.de/Mainz2012/nc/de/startseite.html

Twitterhashtag: histag12

Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/1188

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Präsentation der Sektion “Geschichtswissenschaft digital in Deutschland und Frankreich: Tendenzen, Strategien, Beispiele” auf dem Historikertag 2012

Das Deutsche Historische Institut Paris ist auf dem diesjährigen Historikertag in Mainz mit vier Sektionen präsent, die gemeinsam mit Partnerinstitutionen organisiert werden. Eine Übersicht dazu findet sich hier. In diesem Beitrag wollen wir die Sektion “Geschichtswissenschaft digital in Deutschland und Frankreich: Tendenzen, Strategien, Beispiele” näher präsentieren und publizieren den genauen Zeitplan, kurze Angaben zu den Vortragenden sowie die Abstracts der Vorträge.

Zeit: Mittwoch, 26.9.2012, 9h15-13h00
Ort: P102, Obergeschoss Philosophicum, Jakob-Welder-Weg 18, Mainz

9h15 Begrüßung und Einleitung der Sektion durch Prof. Dr. Gudrun Gersmann und Dr. Mareike König

Teil 1:  Digitale Ressourcen zur französischen Geschichte: Strategien zur Informationsversorgung in Deutschland und Frankreich

9h25  Marin Dacos: OpenEdition, a european webplatform for human and social sciences: journals, books, events and blogs

Marin Dacos is Director of the Centre for open electronic publishing (Cléo: centre pour l’édition électronique ouverte), Marseille

Bereits 1999 gegründet und zunächst ausschließlich auf die Bereitstellung von Online-Journals spezialisiert, hat OpenEdition, wie das zentrale Portal der Geisteswissenschaften in Frankreich seit 2010 heisst, mittlerweile drei Hauptangebote: Calenda für Tagungsankündigungen, Termine und Call for Papers, Revues.org für Volltexte von geisteswissenschaftlichen Zeitschriften und Büchern und Hypotheses.org für Berichte aus der laufenden Forschung (Wissenschaftsblogs). Die rasante Entwicklung dieser Angebotspalette über die letzten 12 Jahre ist im Zusammenhang zu sehen mit den Bedürfnissen der Wissenschaft und Forschung, den technischen Möglichkeiten sowie den strategischen Überlegungen der Plattform, die anstrebt, zur wichtigsten internationalen Plattform der Geisteswissenschaften in Europa zu werden. Vorgestellt wird das im Rahmen der Auszeichnung Equipex das Digitalisierungsprojekt 15,000 Books Programm für Bücher.

9h45 Prof. Dr. Gudrun Germann: Von Francia bis Facebook: Ein geisteswissenschaftliches Forschungsinstitut geht online: Das Beispiel des DHI Paris

Gudrun Gersmann ist Direktorin des DHI Paris und Professorin für die Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität zu Köln. Sie ist federführend an Konzeption und Leitung der  e-journals und online Portale zeitenblicke.de, lesepunkte.de, historicum.net, perspectivia.net und recensio.net beteiligt und hat die Retrodigitalisierung der Publikationen des DHI initiiert.

Im Rahmen des Vortrags sollen einerseits die Erfahrungen resümiert werden, die in den vergangenen fünf Jahren am DHI Paris im Bereich des elektronischen Publizierens gesammelt wurden. Was bedeutet die Umstellung auf online-Publikationen etwa im Bereich von Rezensionen? Welche Publikationsmodelle zwischen print und online haben sich bewährt? Wie wird dieser Prozeß in der Fachgemeinschaft wahrgenommen? Andererseits soll es explizit jedoch auch darum gehen, künftige Publikations- und Präsentationsperspektiven zu umreißen: Wie können beispielsweise die speziell für die Nachwuchswissenschaftler/innen interessanten sozialen Netzwerke in die Arbeit eines Forschungsinstituts aufgenommen werden? Welche Chancen, aber auch welche Risiken sind damit verknüpft?

10h05  Prof. Dr. Hinnerk Bruhns:  Trivium

Hinnerk Bruhns ist emeritierter Forschungsdirektor am CNRS Paris, Historiker, Sozialwissenschaftler, Max-Weber-Spezialist und Initiator der online-Zeitschrift Trivium.

Trivium ist eine im Herbst 2007 gegründete elektronische Zeitschrift, die ausgewählte Artikel aus deutschen und französischen geisteswissenschaftlichen Fachzeitschriften in der jeweils anderen Sprache in Übersetzung veröffentlicht. Trivium erscheint in Form von Themenheften (durchschnittlich drei pro Jahr), die in der Regel von je einem deutschen und einem französischen wissenschaftlichen Herausgeber betreut werden. Trivium wird herausgegeben von den Éditions de la Maison de Sciences de l’Homme in Paris, in Verbindung mit mehreren deutschen und französischen Institutionen. Die Zeitschrift ist frei im Internet zugänglich: http://trivium.revues.org. Das Blog der Zeitschrift findet sich hier. Siehe auch das Interview “Die bedeutenden Wissenschaftssprachen müssen erhalten bleiben” mit Hinnerk Bruhns hier.

10h25  Gregor Horstkemper / Dr. Andrea Pia Kölbl: Von der Handschrift bis zum Fachportal – Die Bayerische Staatsbibliothek als Informationsspezialist für die französische Geschichte

Gregor Horstkemper ist an der Bayerischen Staatsbibliothek für die “Fachinformation Geschichte” zuständig und leitet das Zentrum für Elektronisches Publizieren, in dem an Online-Angeboten wie historicum.net, perspectivia.net und recensio.net mitgearbeitet wird.

Dr. Andrea Pia Kölbl ist Projektleiterin der Virtuellen Fachbibliothek Romanischer Kulturkreis (Vifarom).

Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Sondersammelgebietsbibliotheken erfüllen einen umfangreichen Versorgungsauftrag für die jeweilige Fachcommunity, der in zunehmendem Maße über das Internet erfüllt wird. Aus Sicht der Bayerischen Staatsbibliothek, die u.a. für die Informationsversorgung zur französischen Geschichte zuständig ist, werden Zielsetzungen und Umsetzungsschritte bei der kontinuierlichen Erweiterung der Informationsangebote zur Geschichte Frankreichs vorgestellt. Angefangen von der Digitalisierung einzelner Handschriften bis hin zum Aufbau der Virtuellen Fachbibliothek Romanischer Kulturkreis (Vifarom) wird eine große Bandbreite an digitalen Ressourcen und Diensten in den Blick genommen. Anschließend soll zur Diskussion gestellt werden, wie diese Angebotspalette, die zum größten Teil in der Vifarom gebündelt wird, weiterentwickelt und optimiert werden kann.

10h45 Diskussion

11h05 Pause

Teil 2: Soziale Medien und Web 2.0 in der deutschen und französischen Geschichtswissenschaft

11h20  Dr. Mareike König: Historische Fachkommunikation über Twitter, Facebook und Blogs in Deutschland und Frankreich

Mareike König leitet die Abteilung 19. Jahrhundert und die Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts Paris. Sie ist außerdem zuständig für den Bereich Social Media und Digital Humanities am DHIP. Sie ist Projektleiterin des deutschsprachigen Blogportals für die Geistes- und Sozialwissenschaften de.hypotheses.org.

Der Beitrag gibt einen Überblick über grundsätzliche Überlegungen zum Einsatz von sozialen Medien wie Twitter, Facebook oder Blogs in der historischen Fachkommunikation. Anhand des zu konstatierenden Unterschieds in der Nutzung dieser neuen Kommunikationskanäle in Deutschland und Frankreich wird die Web 2.0-Strategie des Deutschen Historischen Instituts vorgestellt. Dabei geht es insbesondere um den Aufbau eines deutschsprachigen Blogportals für die Geisteswissenschaften nach französischem Vorbild.

11h40  Dr. Lilian Landes: Rezensieren im Web 2.0: recensio.net

Lilian Landes ist Kunsthistorikerin, promovierte über sozialkritische Genremalerei um die Revolution von 1848 und ist an der Bayerischen Staatsbibliothek beschäftigt. Sie leitet dort die geschichtswissenschaftliche Rezensionsplattform recensio.net, die Buchrezensionen aus Fachzeitschriften online publiziert und ein web 2.0 basiertes neues Konzept zur Literaturbewertung erprobt.

Wie wird die “Generation Web 2.0″ rezensieren und Rezensionen lesen? Dass sie zu festen Terminen im Jahresverlauf in die Bibliothek geht und die einschlägigen Printzeitschriften rezipiert, ist unwahrscheinlich. Dass sie auf wissenschaftlichem Niveau flexibel, fragmenthaft, gezielt kommentieren möchte (wie das auf Amazon im kommerziellen Bereich bereits praktiziert wird), ist wahrscheinlicher. Mit recensio.net – Rezensionsplattform für die Geschichtswissenschaft wird eine Plattform präsentiert, die sowohl “klassische” Rezensionen etablierter Zeitschriften online im Open Access zusammenführt, als auch Instrumente zur gemeinschaftlichen Bewertung historischer Schriften erprobt. Siehe dazu auch das Blog “Rezensieren – Kommentieren – Bloggen“.

12h00 Georgios Chatzoudis:  L.I.S.A. – Historische Geisteswissenschaften 2.0
Georgios Chatzoudis hat Geschichte, Politikwissenschaft und Anglistik an der Universität Köln studiert und ist seit 2009 Leiter der Online-Redaktion L.I.S.A. -  Das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung.

Der Einzug der digitalen Medien in den Wissenschaftsalltag stellt auch die Historischen Geisteswissenschaften vor neue Herausforderungen. Nach wie vor fehlen häufig Strategien im Umgang mit Neuen Medien und Sozialen Netzwerken. L.I.S.A. – Das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung ist ein neues Angebot, das sich gleichermaßen an Wissenschaftler, Studierende und an alle, die sich für historische Themen interessieren, richtet, und dabei die modernen kommunikativen und technischen Möglichkeiten des Web 2.0 in einem interaktiven Internetportal vereint. Ziel ist es, einen lebendigen Austausch über Geschichte, Archäologie, Kunstgeschichte und Islamwissenschaften zu fördern. Wissenschaftler erhalten dabei die Möglichkeit, Einblick in laufende Forschungsprojekte zu geben und ihre Ergebnisse in Wort, Ton oder Bild einer interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren. Um den Dialog und Austausch weiter zu unterstützen, bedient sich die L.I.S.A.Redaktion auch anderer sozialer Medien (L.I.S.A.Facebook) und Nachrichtendienste (L.I.S.A.Twitter). Außerdem wird bewusst dazu ermuntert, die multimedialen Möglichkeiten des Web2.0, wie zum Beispiel Videoclips, Podcasts, Bilder und Bildgalerien sowie Live-Chats für die Vermittlung wissenschaftlicher Inhalte einzusetzen. Siehe auch das Interview: “Unser Ziel ist es, den wissenschaftlichen Austausch im Netz zu fördern” auf dem Blog des DHIP.

12h20  Dr. Jürgen Danyel:  Zeitgeschichte und Social Web. Erfahrungen mit partizipativen Formaten im fachlichen Kontext

Jürgen Danyel ist stellvertretender Direktor des Zentrums für zeithistorische Forschung in Potsdam und Leiter der Abteilung  “Zeitgeschichte der Medien- und Informationsgesellschaft” am ZZF.

Der Beitrag diskutiert am Beispiel des am ZZF Potsdam angesiedelten Projekts Docupedia Zeitgeschichte die spezifischen Probleme, die sich aus Einbindung von Techniken des Web 2.0 in fachwissenschaftliche Diskurse und Publikationsformate ergeben. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, inwiefern Formen des kollektiven Schreibens und der Nutzerpartizipation kompatibel mit der etablierten autorenzentrierten Wissenschaftskultur und historisch gewachsenen Kommunikationsformen in den Geisteswissenschaften sind. Ausgehend von diesem Spannungsverhältnis sollen inhaltliche und redaktionelle Konsequenzen für die Entwicklung partizipativer Informationsangebote im Bereich der Zeitgeschichte diskutiert werden.

12h40 Diskussion

13h00 Ende der Veranstaltung

Weitere Informationen

Website des Historikertags: http://www.historikertag.de/Mainz2012/nc/de/startseite.html

Twitterhashtag: histag12

Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/1188

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Österreichisches Klosterportal

Eigentlich müsste es ja “Ordensportal” heißen, weil das Österreichische Klosterportal wesentlich mehr bietet als einen Wegweiser nur zu den “Klöstern” in Österreich. Vielmehr beinhaltet es Informationen zur Geschichte und den Kulturgütern aller in Österreich niedergelassenen Ordensgemeinschaften. Das Portal ist ein Service des Referats für die Kulturgüter der Orden. Dieses Referat ist von der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs (SK) und der Vereinigung der Frauenorden Österreichs (VFÖ) damit beauftragt, die Kulturgüterpflege in den Ordensgemeinschaften zu unterstützen: durch Vernetzung der Ordensleute, die in ihren Gemeinschaften Archivalien, [...]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/193

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Netzernüchterung

In loser Folge publizieren wir bis zum Beginn der RKB-Tagung eine Serie von Statements der Redner, Diskutanten und Moderatoren. Wir bieten Ihnen damit die Gelegenheit, sich schon einmal warmzudiskutieren – entweder im stillen Selbstgespräch oder hier in den Kommentaren.

von Valentin Groebner (Keynote, Panel 3)

Hat „Vernetzen“, dieses Zauberwort des beginnenden 21. Jahrhunderts, eigentlich einen Gegenbegriff? Da fallen mir gleich ein paar ein: Isolieren. Konzentrieren. Fokussieren – in abnehmend starker negativer Wertung. Sich vernetzen oder vernetzt werden bekommt so, von seinen Gegenbegriffen her gesehen, plötzlich eigenartige Konnotationen. Sie
verweisen alle auf eingeschränkte Freiwilligkeit, und auf variable Möglichkeiten der Auswahl. Mehr vernetzt heißt ganz offensichtlich nicht automatisch besser vernetzt. Wer mit allen vernetzt ist, ist das, was ein schönes österreichisches Dialektwort als Adabei bezeichnet. Gemeint ist jemand, den man bei allen gesellschaftlichen Anlässen trifft, „a (auch) dabei“; eine unzweifelhaft besondere, aber nicht besonders positive Figur. Das wäre meine erste Kontrollfrage an Netzprojekte: Helfen sie bei der Auswahl, also beim Filtern von Information? Anders formuliert: Was können ihre Benutzer dank ihnen weglassen, ignorieren? Denn nicht Speicherplatz ist knapp, sondern Lese-Zeit.

Eine Wissenschaftlerin und ein Wissenschaftler sind besser keine Adabeis, sondern Personen, die darüber Auskunft geben können, wovon sie nichts verstehen. Sonst sind sie keine Wissenschaftler. Das Netz hat den Zwang zur Selbstverwaltung und zur Selbstdarstellung innerhalb der Wissenschaft unübersehbar gemacht. Im Prinzip ist das eine gute Sache. Aber wer sich durch die vielen digitalen Selbstdarstellungen im Web klickt, merkt rasch, dass er sich auf einem Anbietermarkt befindet. Denn die meisten Blogs verkünden vor allem eines: Dass sie sich nach Aufmerksamkeit von außen sehnen. An hochspezialisierten Inhalten herrscht offenbar kein Mangel, aber an Lesern.

Das Netz hat hier die direkte Nachfolge der informellen und schwer übersichtlichen Publikationsformen angetreten, die früher „graue Literatur“ hießen. Wie diese engagierten selbstgebastelten und selbstverlegten Broschüren und Flugblätter der 1960er bis 1980er Jahre ist auch das Netz wegen seiner fortgesetzten Expansion und seinem ununterbrochenen Umbau mindestens ebenso sehr ein Medium des Verschwindens wie eines der Speicherung von Information. Deshalb die zweite Kontrollfrage: Wie gehen digitale Informationskanäle mit der kurzen Halbwertszeit vieler Beiträge um?

Das lässt sich aber auch positiv wenden. Mir scheint, dass es heute darum geht, mit Hilfe des Netzes netzunabhängige Inhalte zu schaffen: Solche, die sich digitaler Verflüssigung entziehen. Könnte also ironischerweise gerade Netzunabhängigkeit ein Kriterium für nachhaltige Wissenschaft sein?

Quelle: http://rkb.hypotheses.org/237

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König & Kartoffel

Der gestrigen FAZ (Paywall) habe ich entnommen, dass im Haus der Brandenburgisch Preußischen Geschichte in Potsdam noch bis Ende Oktober folgende Ausstellung gezeigt wird: König & Kartoffel. Friedrich der Große und die preußischen "Tartuffoli"

Die Daten zum Begleitbuch lauten:

Humm, Antonia/Heilmeyer, Marina/Winkler, Kurt (Hg.): König & Kartoffel. Friedrich der Große und die preußischen "Tartuffoli". Berlin: Verlag für Berlin-Brandenburg, 2012. [Verlags-Info]

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/156261420/

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IBM ‘Smarter Planet’ TV-Spots

Im Rahmen der IBM Initiative ‘Smarter Planet’, welche ihren Ausgang laut Wikipedia Eintrag wohl im November 2008 in einer Rede des IBM Vorsitzenden, CEO und Präsidenten Sam Palmisano nahm, kann man im deutschsprachigen Raum schon seit einiger Zeit mehrere IBM Werbespots im Internet und Fernsehen sehen. Hier zwei Beispiele, die verdeutlichen wie sich die International Business Machines Corporation (kurz: IBM) einen “smarten” Planeten vorstellt:

Smarter Planet TV-Spot – Verhinderte Verbrecher

Smarter Planet TV-Spot – Süße Daten

Die beiden Spots zeigen, dass in IBM’s Vision eines smarten Planeten Datenanalyse und Mustererkennung als Entscheidungsgrundlage eine zentrale Rolle spielen. Im ersten Video wird ein bereits erfolgreich geführter Kampf gegen Kriminalität, welcher insbesondere durch Prävention erreicht wurde, dargestellt, im zweiten Beispielvideo wird eine bereits erreichte Verbesserung der Wirtschaftlichkeit in einem Unternehmen aufgrund der neu gewonnenen Kenntnis eines “versteckten Zusammenhangs”, welcher erst durch die Datenanalyse zu Tage getreten ist, gezeigt. Im ersten Spot wird gleichzeitig auch ein scheinbar stattfindender Wandel in der Polizeiarbeit präsentiert: Weg von “Gangsterjagd” und “Verhaftung” hin zu smarter Datenanalyse und Prävention. Immerhin wird der vermeintliche Verbrecher am Ende des Spots nicht gleich verhaftet, sondern wird sich wahrscheinlich in der Folge ein anderes, weniger geschütztes, schwächeres und bisher noch nicht in den Daten vorkommendes Überfallsobjekt oder -subjekt aussuchen (vgl. dazu ‘Verdrängungseffekte’ u.a. in Kaiser 19961 und Helsley & Strange 20052).

Was mich an der Initiative außerdem besonders interessiert ist die (Omni-)Präsenz des Wortes ‘smart’ auch im deutschsprachigen Raum: Wenn es am Ende der Werbespots heißt “Machen wir den Planeten ein bisschen smarter”, so geht das einher mit der Assoziation von dutzenden Dingen, die im Laufe der letzten Jahre das Beiwort ‘smart’ erhalten haben: Smartphones, Smart CCTV, Smart Homes, Smart Cities oder auch Smart Meter. Mit Hilfe des sicherlich smarten Datenanalysetools Ngram Viewer von Google, einem Tool, um die Häufigkeit von Wörtern und Phrasen in digitalisierten Büchern im Verlauf der Zeit zu analysieren, kann man feststellen, dass das Wort “smart” in deutschsprachigen Büchern seit etwa Anfang der 1990er Jahre einen nahezu exponentiellen Anstieg bis in das Jahr 2008 (hier endet die verfügbare Zeitreihe) erlebt hat. Bleibt abzuwarten, inwiefern Initiativen wie IBM’s “Smarter Planet” diesen Anstieg noch verstärken werden und inwiefern sich die Welt verändert, indem sie immer smarter wird.

  1. G. KAISER. Kriminologie. Ein Lehrbuch. 3., völlig neubearb. und erweiterte Auflage. Heidelberg, C.F. Müller großes Lehrbuch, 1996.
  2. R.W. HELSLEY und W.C. STRANGE. Mixed markets and crime. Journal of Public Economics 89, pp.1251-1275, 2005.

Quelle: http://www.univie.ac.at/identifizierung/php/?p=3987

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nearly done

Der Forschungsdekan der Universität Basel bestätigt mir schriftlich meine bestandene Promotion, nachdem ich gelobte, “die wissenschaftliche Erforschung der Wahrheit immer als eine ernste und notwendige Aufgabe zu betrachten” (also von mir keine Spässchen mehr hier im Blog). Ende Oktober erhalte ich die Promotionsbescheinigung, das Diplom (und den vollständigen Titel), sobald die Dissertation publiziert ist. Da [...]

Quelle: http://weblog.hist.net/archives/6386

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Die Verkündung von Demokratie? “Vor Ort” in der Kongresshalle

Wie präsentiert sich das Haus der Kulturen der Welt in seinem Naturzustand? Welche Impulse gibt es, um sich mit dem Thema “Architektur und Ideologie” künstlerisch auseinander zu setzen? Und wie passt z.B. nachhaltiges, traditionelles Bauen in die heutige chinesische Welt der Hochgeschwindigkeit? Kuratiert von Valerie Smith, arbeiten in der Ausstellung Between Walls and Windows. Architektur und Ideologie 10 internationale Künstler mit der Geschichte der ehemaligen Kongresshalle, der Struktur der Räume und ihren architektonischen Besonderheiten. Im MONTAGSRADIO “Vor Ort” sprechen Markus Heidmeier und Kaja Wesner mit Alexandra Engel vom Haus der Kulturen der Welt. Dort ist die Ausstellung noch bis Ende September zu sehen.

Anlässlich der Ausstellung greift das MONTAGSRADIO in der kommenden Ausgabe, 14/2012,  das Thema “Architektur und Ideologie” erneut auf und führt das Gespräch in gewohnter Weise. Wir blicken auf die historischen Ereignisse im 20. und 21. Jahrhundert und sprechen über die Bedeutung von Architektur in politischen Systemen und Zusammenhängen. Zu Gast ist Fritz Neumeyer, Professor für Architekturtheorie an der Technischen Universität Berlin.

Und hier die Timeline zu dem Gespräch

01:38 Das Haus im „Naturzustand“

03:59 die Kongresshalle: große Räume und Fensterfronten, lichtdurchflutete Eingangsbereiche

06:06 Bau der Kongresshalle als Symbol der Freiheit

08:33 Idee der Ausstellung „Between walls and windows“

10:09 Künstlerbeispiel „Verkünden von Demokratie“

12:22 Initiative „Das doppelte Berlin“

17:07 Erhaltung versus Zerstörung

19:00 Keine Architektur ohne Ideologie weltweit

22:30 Städtische Zentren im 21. Jahrhundert

Quelle: http://www.montagsradio.de/2012/09/17/die-verkundung-von-demokratie-vor-ort-in-der-kongresshalle/

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