aventinus recensio Nr. 37 [12.06.2013]: Thomas König: Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich, Innsbruck u.a.: StudienVerlag 2012. 26,90 €. ISBN 978-3-7065-5088-8

Die besprochene Dissertation untersucht die Tätigkeit der United States Educational Commission in Austria von ihrer Gründung 1950 bis zur Umstrukturierung 1964, bei der diese österreichische Fulbright-Kommission in Austrian American Educational Commission umbenannt wurde. http://bit.ly/10hr1C8

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/06/4491/

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Abstract zum Vortrag von Dr. Claudia Kauertz: Die Fördergrundsätze des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums für archivische Aufgaben

Die Leiterin des Sachgebiets Archivberatung des LVR-AFZ Dr. Claudia Kauertz erläutert die Grundsätze der Förderung nichtstaatlicher rheinischer Archive im Kontext der Kulturförderung des LVR. Ihr Vortrag beginnt am 14. Juni um 10.00 Uhr.

Mit der Vielzahl seiner Kulturdienststellen in den verschiedenen Regionen des Rheinlandes sowie mit seinen Beratungsleistungen und Fortbildungsangeboten tritt der Landschaftsverband Rheinland (LVR) als bedeutender Kulturförderer in Erscheinung. Darüber hinaus stellt der LVR finanzielle Fördermittel zur Weiterentwicklung der verschiedenen Kultursparten bereit. Auch die nichtstaatlichen Archive im Rheinland profitieren von den an verschiedener Stelle und in unterschiedlicher Höhe zur Förderung der archivischen Infrastruktur vom LVR bereit gestellten Zuschussmitteln. Allein in den letzten 5 Jahren hat der LVR im Rahmen verschiedener Förderprogramme insgesamt Mittel in Höhe von ca. 1,78 Mill. Euro an nichtstaatliche rheinische Archive ausgegeben.

Der vorliegende Beitrag informiert über die verschiedenen Fördermöglichkeiten, die der LVR allen nichtstaatlichen rheinischen Archiven – sowohl Kommunalarchiven wie auch übrigen Archiven – anbietet. Dabei geht er sowohl auf Fördermaßnahmen ein, bei denen die Mittel maßgeblich vom Land bereit gestellt, aber von den beiden nordrhein-westfälischen Landschaftsverbänden bewirtschaftet und vergeben werden, wie auch auf die vom LVR aus eigenem Etat zur Verfügung gestellten Zuschussmittel. Letztere werden den rheinischen Archiven v. a. im Rahmen der allen Kultureinrichtungen zu Gute kommenden Regionalen Kulturförderung vom LVR-Kulturdezernat (Dezernat 9) sowie im Rahmen der spartenspezifischen Archivförderung vom LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum (LVR-AFZ) zur Verfügung gestellt. Der Fokus liegt dabei auf der Archivförderung des LVR-AFZ, dessen Fördergrundsätze und -kriterien vorgestellt werden.

Quelle: http://lvrafz.hypotheses.org/953

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“…und trageten die blauen Röck so lang, bis sie vom Leib herbfauleten, vor auch wenn einer ohne das ein Schwein ist.” – Eine neue Quelle zur Salzburger Domliturgie


Neuerwerbung im Archiv der Erzdiözese Salzburg – Bemerkungen für den Dom-Ceremoniar Band II.

Vorderdeckel der Bemerkungen für den Dom-Ceremoniar

Vorderdeckel der Bemerkungen für den Dom-Ceremoniar

Im Juni 2013 konnte für das AES eine wichtige Quelle zur Domliturgie erworben werden. Die “Bemerkungen für den Dom-Ceremoniar” enthalten einige Dokumente finanzielle Angelegenheiten die Domkustorei betreffend aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert und dann laufende Bemerkungen über verschiedene Liturgien am Dom und andere Feierlichkeiten in Anwesenheit des Erzbischofs vom beginnenden 19. Jahrhundert bis 1869. Beigefügt sind auch Aufstellungspläne, genaue zeitliche Abläufe und auch persönliche Bemerkungen zur Liturgie und ihren Begleitumständen.

Der gut erhaltene Band mit Lederrücken und schönem Marmorpapier am Vorder- und Hinterdeckel ist 352 Seiten stark und besitzt ein handschriftliches recht ausführliches Register.

Aus diesem Band soll eine besonders bemerkenswerte Mitteilung zur Kleidungsausstattung der Domchoralisten wiedergegeben werden:

Pro memoria

Alle 3 Jahre um das Fest ascensionis D. N. J. Ch. beckommen die Choralisten die blauen Chorröck. anno 1781 haben die Choralisten anstatt die Chorröck anmessen zu lassen, das Tuch in natura nehmen wollen, um ihnen ein Kleid machen zu lassen, welches aber ich Franciscus Moschee als dermahliger Subcustos nicht zugegeben habe, weilen, wann man es denen Choralisten angehen ließe, auch die Meßner und Ministranten, wie auch der Meßner in Mirabell auch practiciren wollten, zu dem ließen, auch die Choralisten den alten Chorrock wenden, und  in Fall, es sterbete einer ein halbes oder Viertljahr nach bekommenen neuen Röcken, so hätte der Nachfolger anstatt eines neuen, den alten umgewendeten, und auf solche Art wurde der Nachfolger defraudiert. Auf dieses sollte der Subcustos sehr bedacht seyn, solches intereßirtes und schmutziges Wesen abzustellen, denn wenn man solches angehen ließe, so wären die Choralisten im Stand, und trageten die blauen Röck so lang, bis sie vom Leib herbfauleten, vor auch wenn einer ohne das ein Schwein ist.

Doppelseite mit Planskizzen zu verschiedenen Feierlichkeiten

Doppelseite mit Planskizzen zu verschiedenen Feierlichkeiten

 

Quelle: http://aes.hypotheses.org/105

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Bayern und die MGH – (Fast) 200 Jahre gemeinsame Geschichte

In principio erat verbum et verbum erat manu scriptum1

Im Anfang war das Wort, und das Wort war von Hand geschrieben. Im Anfang war es ungedruckt. In ihm war das historische Leben. Aber es war verborgen in Archiven und Bibliotheken. Es trat ein Mann an den Wassern des Mains auf, der von Gott gesandt war.

Reichsfreiherr vom Stein (Quelle: MGH-Archiv)

Reichsfreiherr vom Stein
(Quelle: MGH-Archiv)

Sein Name war Heinrich Friedrich Karl, Reichsfreiherr vom Stein (1757-1831), und die Welt der deutschen Mittelalterforschung ist durch ihn das geworden, was sie noch heute darstellt. Das Paradies war in weiter Ferne. Es galt die Erkenntnis, dass Dornen und Disteln den schwer bestellbaren Boden bedeckten, und Staub war ein ständiger Begleiter. Diese Situation besteht noch heute, nach fast 200 Jahren.

Am Anfang stand die romantische Begeisterung für ein deutsches Reich vor dem Deutschen Bund. Ein altes Reich vor der Abdankung des römischen Kaisers Franz II., ein gemeinsames Reich vor den fast 20jährigen Kriegen Napoleons und seiner Fremdherrschaft, ein religiös geeintes Reich vor den Glaubenskämpfen, kurzum: ein einheitliches Reich – so wie man sich das Mittelalter vorstellen wollte. Am Anfang verbrüderten sich also Vaterlandsliebe und aufgeklärter Wissensdurst nach historischer Wahrheit, unverfälscht und unverschleiert.

Dieser Vortrag handelt also von Worten und Menschen und dem langen Weg der Monumenta Germaniae Historica nach Bayern und in die Moderne.

Man schrieb das Jahr 1819. Am 20. Januar, einem Mittwoch, „um zwei Uhr des Nachmittags“ trafen sich in der Privatwohnung des preußischen Ministers a. D. Karl Freiherr vom Stein (1757-1831) am Ort der Bundesversammlung Frankfurt die Bundesgesandten Bayerns, Badens, Württembergs und Mecklenburgs, um die „Societas aperiendis fontibus rerum Germanicarum medii aevi“ – die „Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde“, genauer zunächst deren Zentraldirektion zu gründen. Der Gesandte Bayerns, Johann Adam Freiherr von Aretin (1769-1822), hatte zusammen mit dem württembergischen Gesandten (Karl August Freiherr von Wangenheim) Stein bereits im Vorfeld bei seinen Plänen intensiv unterstützt. Letzterer schrieb wenig später: „Seit meinem Zurücktreten aus öffentlichen Verhältnissen beschäftigte mich der Wunsch, den Geschmack an deutscher Geschichte zu beleben, ihr gründliches Studium zu erleichtern und hierdurch zur Erhaltung der Liebe zum gemeinsamen Vaterland und Gedächtnis unserer großen Vorfahren beizutragen. Meine Absicht war auch, dahin zu wirken, daß die durch die Umwälzung des Jahres 1803 zerstreuten vielen Urkunden sorgfältig gesammelt und gegen den Untergang aufbewahrt würden, welches aber hauptsächlich von Maßregeln der Regierungen abhängt und wozu der Entschluß von einzelnen nicht ausreicht.“ „Im ganzen würden etwa 8 bis 10 Gelehrte sich das Hauptwerk teilen und in etwa eben so vielen Jahren wohl damit zustande kommen“. Der nicht nur gelehrte, sondern auch kluge Aretin ging keine zwei Wochen nach dem ersten formalen Treffen in einem ausführlichen Gutachten bereits von 10 bis 20 Jahren Dauer aus und regte die Schaffung einer erweiterten „gelehrten Gesellschaft“ an, in der neben Adeligen auch Wissenschaftler wirken sollten.

Johann Adam Freiherr von Aretin (Quelle: MGH-Archiv)

Johann Adam Freiherr von Aretin
(Quelle: MGH-Archiv)

Der Bayer Aretin sollte auch im Juli/August als stellvertretender Vorsitzender der zwischenzeitlich gegründeten Zentraldirektion an Stelle des abwesenden Stein das Projekt der Bundesversammlung erfolgreich vorlegen. Es wurde einstimmig angenommen, doch die von der Bundesversammlung zugesprochenen Geldmittel blieben großenteils aus. Ständige Geldnot bedrohte das Unternehmen von Anfang an erheblich, doch „Zuspruch und Zuwendung kamen von unerwarteter Seite, zum Beispiel von Zar Alexander I. von Russland, der sogar bereit war, die gesamten Kosten zu übernehmen. Stein wies diese Offerte aus patriotischer Selbstachtung zurück … „, wie Horst Fuhrmann bemerkt. Stein hatte bis zu seinem Tod 1831 ein Viertel der Kosten aus seinem Privatvermögen zugeschossen. Man darf bitte auf gut Bayerisch kommentieren: Respekt – Herr Minister a. D.! Bayern tat sich in keiner Weise rühmlich hervor, die Regierung Maximilians I. Joseph knauserte, und Akademie wie Reichsarchiv lehnten auch nur geringfügige Unterstützungen ab. Auch König Ludwig I. übertraf seinen Vater nicht an Großzügigkeit. Von den ursprünglich sechs subskribierten Bänden der Monumenta-Editionen in Edelausstattung gab man 1830 zwei zurück, da die Universitäten Erlangen und München neben der königlichen Bibliothek diese auf eigene Kosten bezogen hatten und man für die übrigen keine Verwendung fand!

Der Stein-Biograph Heinz Duchhardt stößt in seiner jüngsten Steinbiographie ins selbe Horn: „Dass die Monumenta … eine Erfolgsgeschichte werden sollten, war gleichwohl lange nicht absehbar – manche bitteren Worte Steins sind überliefert, mancher Ärger über seine Direktionskollegen aus dem Kreis der Bundestagsdiplomaten musste hinuntergeschluckt werden, manche Krisensitzungen waren anzusetzen, manche Enttäuschungen waren zu verkraften, wenn der eine oder andere Bundesstaat aus durchsichtigen Gründen sich gegenüber Bitten um Zuschüsse verweigerte oder wenn Standeskollegen auf seine ‚Bettelbriefe’ nicht reagierten. Die Empfehlung des Frankfurter Bundestags, das Unternehmen finanziell oder durch Subskriptionen zu unterstützen, hatte zunächst allenfalls begrenzten Widerhall gefunden.“ … Preußen, die Fürsten und die meisten Bundesstaaten versagten auf voller Linie. Einmal brach es aus Stein heraus: „Man macht kostbare naturhistorische Expeditionen von Wien, München und Berlin nach Ägypten, Nubien, Brasilien, dem Kap, man erforscht die Geschichte der Pharaonen, das Leben und Weben der Kolibris, Gazellen und Affen mit und ohne Schwänzen, aber für die Geschichte unseres Volkes geschieht nichts.“ [...] Der vollständige Artikel kann hier gelesen werden.

1Vortrag anlässlich des Symposions zur Ausstellungseröffnung „Bayern und die Monumenta Germaniae Historica“ am 19. Januar 2013 veranstaltet im Historicum der Ludwig-Maximilians-Universität München basierend auf Vorarbeiten zum „Zeitstrahl“ von Nikola Becker.

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/1427

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Besuch von der Polizei wegen unliebsamen Tweets zum Fall Mollath

http://www.internet-law.de/2013/06/besuch-von-der-polizei-nach-tweet-zur-causa-mollath.html Fernab jeglicher Polemik muss die Frage erlaubt sein, wie es in einem demokratischen Rechtsstaat möglich ist, dass eindeutig harmlose Twitterer Besuch von der Polizei bekommen, wenn Sie etwas unliebsames im Web 2.0 verbreiten. Hierbei handelt es sich eindeutig um eine Form der Einschüchterung, welche unsere in der Geschichte hart erkämpfte und verteidigte Pressefreiheit nicht […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/06/4487/

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Die Entdeckung der digitalen Langsamkeit

Ich bin, glaube ich, in meiner ersten digitalen Krise. Das Problem: Während die Welt um mich herum immer schnelllebiger wird, werde ich selbst irgendwie immer langsamer. Dabei habe ich alles versucht, um mitzuhalten: twitter, Blog, rss Reader, Smart Phone es nutzt nichts. Sogar der Blogbeitrag, der mich dazu bewogen hat, mir die hier stehenden Gedanken zu machen, ist mittlerweile zwei Wochen alt.

Dort gibt Sabine Scherz sehr gute Hinweise für bloggende Wissenschaftler, wie sie ihre Themen finden können. Unter anderem geht es auch um die optimale Postfrequenz:

Als ersten Schritt für eine gewisse Regelmäßigkeit habe ich mir vorgenommen 1x wöchentlich einen Blogpost zu veröffentlichen. Für das Bloggen wird das allgemein als unteres Limit angesehen.

Das saß. K.o. in der ersten Runde. 1 X Wöchentlich. Das kenn ich woher… das hab ich doch vor einer Weile irgendwie… Ah ja, hier isses: 15.02.2013, mein erster Blogeintrag:

Ich habe mir […] vorgenommen in der Regel vier Mal im Monat Beiträge zu veröffentlichen.

Ein Blick auf die rechte Seite dahier zeigt schnell, was aus diesem Versprechen geworden ist. Nach übermütigen acht Beiträgen im Februar zunächst ein „leichter“ Einbruch auf einmal pro Monat. Die letzten zwei Monate dann in Zahlen 0, in Worten „null“ Beiträge.

Selbstverständlich – das habe ich beim Krisenmanagement eines ehemaligen Politikers plagiiert – bin ich gerne bereit zu prüfen, ob bei so wenigen Beiträgen der Fehler daran eventuell bei mir zu suchen ist und was genau mich daran gehindert hat, regelmäßiger zu schreiben. Hier stichwortartig einige Ergebnisse dieser Selbstkritik:

  • Nicht immer haben die eigenen Aktivitäten oder Ideen eine veröffentlichungswürdige Relevanz
  • Manche Idee braucht einfach Zeit um sich zu entwickeln und ziehen sich daher in die Länge
  • Bloggen kann ich nur in meiner „Freizeit“ neben Jobs und Dissertation. Hier frisst aber der schnöde Alltag extrem viel Zeit und vor allem Konzentration

Das sind sicherlich Standardgründe oder Ausreden. Machen wir doch mal eine Gegenprobe, was ich statt zu Bloggen mit meiner Zeit so angefangen habe:

  • An erster Stelle natürlich für Lohnarbeit
  • Um diese entbehrlich werden zu lassen an zweiter Stelle für Stipendienbewerbungen
  • Hier vor allem für das Exposé inklusive diverser Überarbeitungen
  • Für das Projekt habe ich daneben vor allem praktische Dinge erledigt, etwa mittelalterliche Bibliothekskataloge gesammelt und für die Untersuchung vorbereitet
  • Außerdem habe ich angefangen, die modernen Handschriftenkataloge zu sichten
  • Gerade konzipiere und erstelle ich eine Datenbank, in die ich meine Daten einhegen werde
  • Für ein kleineres Nebenprojekt war ich in Basel und Karlsruhe und habe ein paar Handschriften untersucht. (So eine Idee, die Zeit braucht, s.o.)

Faul war ich also nicht unbedingt. Dass ich nur wenig Zeit fürs bloggen gefunden habe, liegt meiner Ansicht nach eher an der Tatsache, dass ich nicht „on the fly“ schreiben kann. Um einen Beitrag zu schreiben muss ich mich dazu hinsetzen, ihn konzipieren, recherchieren und dann teilweise durchaus mühsam niederschreiben.  Dazu brauche ich Zeit und vor allem Ruhe, die nicht immer zur Verfügung steht. Ich bin immer von den Vielschreibern unter den Bloggern beeindruckt, die es schaffen, regelmäßig interessante und qualitativ hochwertige Beiträge zu liefern – ich selbst kann das nicht.

Aber, und das ist eine der wertvollen Erkenntnisse, die ich aus dieser Diskussion mitnehme: Das ist völlig in Ordnung so!

Das Problem liegt nicht in der Anzahl, Frequenz oder Umfang meiner Blogbeiträge, sondern in den zu großen Erwartungen, die ich an mich selbst gestellt habe. Gerade Anfänger des web 2.0 neigen zur Annahme, mit der Geschwindigkeit von twitter, Blogs und Kommentieren mithalten zu müssen, als ob sie sonst etwas verpassen würden oder kein vollwertiges Mitglied der Netzgemeinde wären. Das ungeheure Geschwindigkeitspotential der digitalen Kommunikation entwickelt so eine normative Kraft des Faktischen, dem man angestrengt versucht hinterherzurennen. Genau das ist aber ein Trugschluss, insbesondere für das wissenschaftliche Bloggen.

Im Gegensatz zum Druck kennt das Blog zum Beispiel keine Deadline, die man einzuhalten hätte. Ich entscheide, wann ein Text fertig ist und wann ich ihn veröffentliche. Auch haben kleinere Blogs in der Regel keinen festen Leserstamm, der eine gewisse Beitragsfrequenz einfordert (für Institutionenblogs oder größere Portale ist das sicherlich anders). Das große Angebot an Informationen, das das Internet bereit hält, führt zu einer selektiveren Rezeption von Information durch den Leser. Er reagiert, über Kanäle wie twitter, rss oder Ähnlichem auf einen Beitrag, weil er ihn interessiert, unabhängig vom Datum des letzten Beitrages. Gerade im Internet funktioniert das besonders gut, da potentielle Leser Google sei Dank zu jeder Zeit für sie relevante Beiträge lesen und finden können, auch wenn diese schon etwas älter sind.

Das Internet bietet daher nicht nur die Möglichkeit rasend schneller Informationsvermittlung, sondern ermöglicht auch das Gegenteil: eine Verlangsamung. Daher fand ich den Kommentar von Mareike König zum oben genannten Beitrag sehr treffend:

Das Schöne am Blog ist ja gerade die große Freiheit, die man als Bloggende in Bezug auf Textlänge, Stil und Publikationsrhythmus hat. Da sollte man sich auch nicht wieder einschränken oder unter Druck setzen lassen […].

Wichtig ist – denke ich – sein eigenes Tempo zu finden, sowohl was die Produktion, als auch die Rezeption digitaler Information angeht. Gerade was Ersteres anbelangt habe ich mich da etwas überschätzt: 4 x pro Woche lassen sich – zumindest für mich und im Moment – nicht einhalten. Solche Richtlinien möchte ich mir gar nicht mehr setzen, sondern die neuentdeckte digitale Langsamkeit genießen – wo doch schon die analoge Welt immer schneller wird.

Statt dem Wann habe ich mir aber ein paar Gedanken über das Was der Veröffentlichung gemacht. Zum Abschluss daher eine kleine Liste, was hier als nächstes geschehen wird:

Was als nächstes hier passiert:

  • Ich möchte ein paar Seiten einfügen und Informationen ergänzen
  • Vor allem möchte ich als Ergänzung zu der kurzen auch eine detaillierte Projektbeschreibung bieten
  • Meine kleinen Nebenprojekte möchte ich vorstellen
  • Außerdem möchte ich meine Datenbank vorstellen und zur Diskussion stellen.

Astreines Krisenmanagement, würde ich sagen.

Quelle: http://quadrivium.hypotheses.org/99

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„Die Geschichtlichkeit der Kultur – historische Perspektiven der Kultursoziologie“ – Ein Veranstaltungsbericht von Dominik Schrage

Das Thema der Sektionsveranstaltung beim Kongress der DGS in Bochum geht zurück auf einen Vorschlag des Organisators bei der Mitgliederversammlung der Sektion in Koblenz. Ausgangspunkt war die Beobachtung, dass in der gegenwärtigen Konjunktur des Kulturbegriffs die historische Dimension von Kulturphänomenen … Weiterlesen

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/4441

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Pommersche Gravamina, Teil V – Menschenfresserei

Nr. 52 der Pommerschen Gravamina: Aufgrund der rigorosen Eintreibung von Kriegssteuern durch die Besatzer verlieren die Menschen im Land ihre Lebensgrundlagen; allenthalben breitet sich Hunger aus. Man behilft sich damit, junge Triebe und Knospen von den Bäumen zu ernten, manche essen „wie das Viehe“ Gras, ja manche werden mit Gras im Mund verhungert aufgefunden. Die Not treibt die Menschen sogar dazu, sich vom Fleisch der Toten zu sättigen, und einige haben sogar „jhr eygenen Eltern Fleisch gefressen“. Vor zwei Monaten, so der Bericht in dieser Flugschrift, habe „ein Weib jr Kind schlachten / selbiges kochen / vnd sich also deß Hungers erwehren wollen“.

Mit diesem Passus ist in der Schilderung der Exzesse seitens der kaiserlichen Söldner und der Not, die die Bevölkerung erleiden mußte, ein Höhepunkt erreicht. Schon auf dem Titelblatt findet sich die Formulierung, „wie gantz Tyrannisch / Vnchristlich vnd Barbarisch“ das Militär sich verhalten habe, und am Ende der Gravamina wird das Verhalten der kaiserlichen Truppen derart bewertet, „daß es auch Tartarn vnnd Türcken nicht so gar arg gemacht haben würden“ (S. 15). Die Wortwahl macht bereits deutlich, daß in den Augen der pommerschen Gesandtschaft die Militärs nicht einfach nur über die Stränge geschlagen haben, sondern daß sie alle verbindlichen Normen verletzt und Greuel verübt haben, wie sie allenfalls in der Welt der Barbaren üblich sein konnten (siehe zu dieser Thematik auch meinen Aufsatz im Sammelband Kriegsgreuel). Die Folgen dieser Exzesse münden in einer Hungersnot, die die Menschen immer mehr verzweifeln läßt und zu immer radikaleren Mitteln der Sättigung antreibt, wobei die „vnnatürlichen Speisen“ von Knospen und Gräsern bis zum Fleisch der Toten und dann der getöteten eigenen Kinder reicht.

Deutlich sichtbar wird hier in der Darstellung die dramaturgisch aufgebaute Klimax. Vor einigen Jahren hat Daniel Fulda Anthropophagieberichte aus dem Dreißigjährigen Krieg dahingehend gedeutet, daß sie auch dazu dienten, das nicht für möglich gehaltene Ausmaß von Gewalt und Exzeß zu beschreiben, das eben auch jede göttliche Ordnung verletzt (im Sammelband Ein Schauplatz herber Angst, 1997). Dabei arbeitet er auch die „ästhetische Faszination“ dieses Tabus heraus und auch die rhetorische Technik in der Darstellung, deren Steigerungsprinzip sich genau in dieser Form auch in der pommerschen Schilderung wiederfinden läßt.

Mit diesem Ansatz wird natürlich in keiner Weise darüber entschieden, ob die Schilderung der pommerschen Verhältnisse übertrieben oder gar völlig fiktiv ist (was auch D. Fulda nicht behauptet). Letztlich läßt sich dies nicht beweisen – aber eben auch nicht abstreiten, und die Not der Menschen in diesen Zeiten mag tatsächlich auch Fälle von Kannibalismus befördert haben. Wichtig bleibt aber doch zu sehen, daß die Schilderungen in diesen Beschwerden nicht einfach nur berichteten, wie es war, sondern durchaus einer spezifischen Rhetorik folgten, einer Rhetorik zumal, die als solche auch identifiziert und verstanden werden wollte, eben um das schier unermeßliche Elend in Worte zu kleiden, das die Menschen damals in Pommern erlitten.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/157

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Document Engineering und Digital Humanities

Dokumente aller Art spielen seit jeher in den Geisteswissenschaften eine zentrale Rolle, sowohl als Untersuchungsgegenstand als auch zur Dokumentation von Forschungsergebnissen. Entsprechend beschäftigen sich auch die Digital Humanities mit Dokumenten, insbesondere digitalen Dokumenten. Neben den »traditionellen« geisteswissenschaftlichen Fragen stellen sich dabei auch neue Fragen, z. B. zur Codierung, Auszeichnung und Verarbeitung von Texten, bei denen technische und geisteswissenschaftliche Aspekte interagieren. Anne Baillot hat in einem Blogbeitrag mit dem Titel »Encoding IS conceptualizing« einige schöne Beispiele dafür genannt; die Diskussionen auf TEI-L sind eine unerschöpfliche Quelle weiterer Beispiele.

In der Informatik ist Document Engineering das Gebiet, in dem man sich mit Systemen zur Repräsentation und Verarbeitung von Dokumenten in allen Formen und Medien beschäftigt. Leider gibt es bislang nur wenige Berührungspunkte zwischen Document Engineering und Digital Humanities – eigentlich seltsam, denn wir hätten hier einerseits Leute, die sehr hohe Ansprüche an die Erstellung, Verarbeitung und Darstellung digitaler Dokumente stellen (man denke hier nur etwa an verschiedene, sich überlappende Auszeichnungsebenen) und andererseits Leute, die daran arbeiten, den Stand der Technik in eben diesem Bereich voranzubringen.

Daher möchte ich an dieser Stelle auf eine Konferenz hinweisen, die im DH-Umfeld erst wenigen bekannt ist, aber für Leute, die sich mit Dokumenten, XML, TEI usw. beschäftigen, sehr interessant ist, und die auch eine sehr gute Möglichkeit darstellt, mit den Informatikern, die in diesem Bereich arbeiten, ins Gespräch zu kommen: das ACM Symposium on Document Engineering, kurz DocEng.

Proceedings), aber auch andere Beiträge — z. B. zu XML, OCR, Suchverfahren — waren für Forscher in den DH relevant.

Ich bin sicher, dass es auch bei DocEng 2013 wieder einiges für DH-Forscher zu entdecken geben wird. DocEng 2013 findet vom 10. bis zum 13. September in Florenz statt; am 10. finden die Workshops DChanges 2013: First International Workshop on (Document) Changes: Modelling Detection, Storage and Visualization, DH-CASE 2013: Collaborative Annotations in Shared Environments: Metadata, Vocabularies and Techniques in the Digital Humanities (explizit DH!) und Reimagining Digital Publishing for Technical Documents statt. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass sowohl DH als auch Document Engineering von einem verstärkten Austausch nur profitieren können. Und vielleicht es auch mal eine erfrischende Abwechslung zur »Was-sind-eigentlich-die-Digital-Humanities-Nabelschau« …

Ganz besonders möchte ich aber noch Doktoranden auf ProDoc@DocEng hinweisen, das erste doctoral consortium bei DocEng. Dabei können Doktoranden ihr Dissertationsprojekt (das natürlich einen Bezug zu Document Engineering haben muss) vorstellen und bekommen Feedback von einem Panel erfahrener Forscher und vom Publikum. Das Ziel von ProDoc@DocEng ist es, Doktoranden dabei zu helfen, ihre Forschungsfrage zu formulieren, die richtigen Ansätze und Methoden zu wählen und ganz allgemein auf neue Ideen zu kommen.

Ein doctoral consortium ist eine außergewöhnliche Gelegenheit, um Rückmeldungen von den führenden Forschern zu seinem Dissertationsprojekt zu bekommen und gleichzeitig an der Konferenz zu lernen, wie der aktuelle Forschungsstand im Bereich Document Engineering ist und wertvolle Kontakte zu knüpfen — eine sehr gute Voraussetzung, um dann bei einem der nächsten Symposia selbst ein Paper bei der Hauptkonferenz vorstellen zu können.

Die Frist für Einreichungen zu ProDoc@DocEng läuft noch bis zum 28. Juni. Die Details finden sich im Call for Submissions. Doktoranden, die für ProDoc@DocEng angenommen wurden, können sich auch um Student Travel Awards bewerben.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=1814

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Wladislaw II. und Ludwig II. – Das jagiellonische Erbe in Kamenz

Das vom böhmisch-ungarischen König Wladislaw II. in Kamenz gegründete Franziskanerobservantenkloster St. Annen steht im Mittelpunkt des Vortrags von Jan Rüttinger M.A., wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sakralmuseum St. Annen in Kamenz, am Donnerstag den 13.06.2013. Zum Abschluß der Ausstellung Camencia Jagellonica. Die Gründung des Franziskanerklosters St. Annen in Kamenz, die am 16.06.2013 schließt, werden nochmal die Hintergründe und die Entstehungsgeschichte des Klosters beleuchtet, sowie die intensive Förderung durch die jagiellonischen Herrscher Wladislaw II. und Ludwig II. Die Besonderheit der letzten franziskanischen Klostergründung in der Oberlausitz als eine herrschaftliche Stiftung [...]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/4685

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