Podcast für Stimmen der Kulturwissenschaften

Daniel Meßner und Anna Masoner haben mit mir ein halbstündiges Interview für die Stimmen der Kulturwissenschaften geführt, das seit heute online ist; der Ankündigungstext lautet wie folgt:
Frag- und Kundschaftsämter in der Habsburgermonarchie; das ist das Forschungsfeld des Historikers Anton Tanter. Er forscht damit nicht nur zu frühneuzeitlicher Informationssuche und Informationsvermittlung, sondern beschreibt Adressbüros als Vorgeschichte von Internetsuchmaschinen. Was machten beispielsweise Menschen im 18. Jahrhundert, wenn sie auf Arbeitssuche oder Wohnungssuche waren? Anton Tantner erklärt in dieser SdK-Ausgabe, was Fragämter sind und wie in einer Welt vor Google, Craigslist und Kleinanzeigenmarkt Arbeitsplätze, Informationsaustausch, Kreditvergabe oder Botendienste vermittelt wurden.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/8444846/

Weiterlesen

Archivreport: Hauptstaatsarchiv Stuttgart

http://www.landesarchiv-bw.de/web/47272 Das Hauptstaatsarchiv Stuttgart ist vom Stuttgarter Hauptbahnhof aus in ca. 1o Gehminuten zu erreichen. Aufgrund seiner Nähe zu anderen für Historiker einschlägigen Einrichtungen empfiehlt es sich, den Besuch beispielsweise mit Recherchen in der Landesbibliothek Baden-Württemberg oder einem Besuch des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg zu verbinden. Wie bei allen Archiven empfiehlt sich eine Voranmeldiung, wobei [...]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2010/11/811/

Weiterlesen

Vom Beamer-anschliessen-können zum Web 2.0

Kollege Michael Schmalenstroer hat einen nicht nur sehr ausführlichen, sondern auch wunderschön illustrierten Bericht über den Workshop letzten Freitag ins Netz gestellt (Kollega Hodel, wieso ist dieses Weblog noch unbesprochen???). Wir haben uns erlaubt, lieber Michael Schmalenstroer, ein Bild kurzfristig uns auszuleihen, gleichsam als Zitat und Appetizer … Alle Einträge zum Workshop gibts hier.

Quelle: http://weblog.histnet.ch/archives/4808

Weiterlesen

Otto von Bolschwing oder You’ll never get lost

Fast wäre er uns im dunklen Meer der Geschichte entkommen: Otto von Bolschwing. 1910 geboren, studierte er an der London School of Economics, wollte aber doch mehr am Rad der Weltgeschichte drehen. 1932 trat er der NSDAP und der SS bei und hatte, nachdem ihn auf seinen Geschäftsreisen in den Nahen Osten der Mitarbeiter des dortigen Deutschen Nachrichtendienstes und SD-Verbindungsmann, Dr. Reichert, 1935 kennengelernt hatte und über diesen eine Verbindung zum Sicherheitsdienst des SS (SD) angebahnt worden war, ausführlich über Palästina berichtet.

In Berlin wurden die Bindungen an den SD enger; Bolschwing schrieb weitere Memoranden, u. a. im Januar 1937, überschrieben „Zum Judenproblem”. Darin empfahl er unter anderem gegen die konstatierte „Auswanderungsmüdigkeit” der deutschen Juden: “Das wirksamste Mittel, um den Juden das Sicherheitsgefühl zu nehmen, ist der Volkszorn, der sich in Ausschreitungen ergeht. Trotzdem diese Methode illegal ist, hat sie, wie der ‘Kurfürstendamm-Krawall’ zeigte, langanhaltend gewirkt.”

Seine Verbindungen zum SD, insbesondere zum sogenannten Judenreferat, in dem Eichmann arbeitete, blieben exzellent. Anfang 1940 wurde er SD-Verbindungsmann in Rumänien und unterstützte 1941 den Putsch der radikal-antisemitischen und extrem gewalttätigen Eisernen Garde gegen den Militärdiktator Antonescu. Der Putsch mißglückte, nicht zuletzt weil Antonescu von Hitler gestützt wurde, und Bolschwing mußte Rumänien verlassen. 1942 war er noch in einen Korruptionsfall innerhalb des SD verwickelt, konnte jedoch zum Ende des Krieges nach Österreich fliehen, und dort gelang es ihm, Kontakte zum amerikanischen Geheimdienst zu knüpfen.

Hier verlor sich bislang seine Spur. Doch nun erfahren wir mehr dank der New York Times, die soeben einen geheimen Bericht aus dem US-Justizministerium aus dem Jahr 2006 veröffentlichte. Dem zufolge wurde Bolschwing zunächst 1946 Agent der Organisation Gehlen und von dort 1949 vom CIA übernommen, obwohl seine SD-Aktivitäten und Zusammenarbeit mit Eichmann bekannt waren.

Schwierigkeiten allerdings ergaben sich, als Grossbahn, so sein CIA-Deckname, in die USA einreisen wollte. Sollte er im Visaantrag seine NSDAP-, SS- und SD-Mitgliedschaft verschweigen? Der CIA war sich uneinig: Während die einen für eine Falschangabe plädierte, auch um Bolschwing in den USA gegebenenfalls erpressen zu können, war andere dafür, korrekte Angaben zu machen. Offenkundig erreichte der CIA beim State Department, dass Bolschwing dennoch einreisen konnte, und sorgte dafür, dass seine Einwanderungsakte als geheim eingestuft wurde. Als er 1959 seine US-Staatsbürgerschaft beantragte, verschwieg er seine NS-Vergangenheit.

Doch blieb er nicht unentdeckt. Das 1979 gegründete Office of Special Investigation (OSI), das eingewanderte Deutsche und andere Europäer daraufhin untersuchen, ob sie an den Verbrechen des NS-Regimes beteiligt waren, und für ihre Ausweisung sorgen sollte, hatte auch Bolschwing im Visier. OSI-Vizedirektor Martin Mendelsohn fragte bei der CIA an, ob diese Bolschwing geraten habe, seine NS-Vergangenheit zu verschweigen, ob sie über seine Tätigkeit als SD-Agent Bescheid wußte und ob er in den USA weiter für die CIA gearbeitet. Die Antwort der CIA war gewunden: Sie sei sich nicht sicher, ob sie über alle Information verfügt habe, als Bolschwing seine Einreise in die USA beantrage habe, und obwohl die CIA-Zentrale angewiesen habe, dass Bolschwing die Visafragen wahrheitsgemäß beantworten solle, sei nicht klar, ob diese Anweisung ihn erreicht habe. In den USA selbst sei er nicht mehr für den CIA tätig gewesen. Zudem sei seine Akte verloren gegangen.

So klar dem OSI war, dass Bolschwing falsche Angaben bei seiner Einreise und dem Antrag auf Staatsbürgerschaft gemacht hatte, so schwierig war der Fall, weil Bolschwing immer geltend machen konnte, im Einvernehmen mit der CIA gehandelt zu haben. Dennoch versuchte das OSI, seine Ausweisung zu erreichen. Der Fall wurde publik und fand entsprechendes Echo in der Presse. „California Man Accused of Nazi Crimes”, meldete die Los Angeles Times am 28. Mai 1981.

Zwar gelangen dem OSI weitere rechtliche Schritte zur Ausweisung Bolschwings. Doch ehe es dazu kam, wurde Bolschwing krank und starb mit 72 Jahren im März 1982 - ohne sich je für seine Beteiligung an der Verfolgung der europäischen Juden verantworten zu müssen.

Michael Wildt

Quelle: http://www2.hu-berlin.de/deutsche-geschichte/index.php?option=com_wordpress/wp-atom.php

Weiterlesen