Freiwilligkeit und Zwang

Freiwilligkeit und Zwang

Im Zuge von Handelsreisen, Verwaltungstätigkeiten und Forschungsexpeditionen entstanden bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts zahlreiche Fotografien in kolonialistisch-eurozentrischen Kontexten,[1] die das Leben der Bewohner*innen der bereisten Gebiete „als Fremdbilder […] vermittelt durch die vielfältigen Mechanismen der Distribution und des Konsums“[2] darstellten. Manche bilden eindeutig erkennbar inszenierte Szenen wie Gruppenporträts, Kampfgeschehen oder arrangierte Studioaufnahmen ab, andere hingegen suggerieren, dass die Fotografien spontan im Feld aufgenommen wurden. Sie umfassen auch standardisierte anthropometrische Aufnahmen, sogenannte Typenfotografien,[3] welche die abgebildeten Personen häufig nackt oder in vermeintlich traditionellen Gewändern zeigen und wiederum als Wissensquelle für Forscher*innen zur Identifizierung von Gruppen dienten.

Vielfach galten die Abgebildeten dabei als Gegenbild zur westlichen Zivilisation. So stellt der Historiker Jens Jäger fest: „Ob es sich nun um Bilder von Einwohnern der europäischen Kolonien handelte, um Aufnahmen von Bauern, Arbeitern und Angehörigen der Unterschichten oder um Bilder von bürgerlichen Männern und Frauen, implizit wurden diese in der ‚westlichen‘ Kultur an der Norm des weißen, bürgerlichen Menschen (vor allem des Mannes) gemessen.“[4]

Der überwiegende Teil der Bilder, die in einem im weitesten Sinne ethnologischen Forschungskontext aufgenommen und überliefert worden sind, wurde zudem nicht von den Einheimischen erstellt. Sie bilden Machtverhältnisse mal ganz offen, mal verdeckter ab.

[...]

Quelle: https://visual-history.de/2020/09/28/freiwilligkeit-und-zwang/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=freiwilligkeit-und-zwang

Weiterlesen

CLARIAH-DE bei der Konferenz „Während und nach Corona: Digitale Lehre in der Germanistik“

Am 25. und 26. August 2020 fand die digitale Konferenz “Während und nach Corona: Digitale Lehre in der Germanistik“ statt. In 25 Vorträgen wurde aus verschiedenen Perspektiven reflektiert, wie die durch die Covid-19-Pandemie bedingte Umstellung der Präsenzlehre auf digitale Lehr- und Lernformate und Lernen im Fach bewältigt wurde. Diskutiert wurden dabei Strategien und Tools für die digitale Lehre, digitale Lehrplattformen, E-Learning-Konzepte und kollaborativen Textbearbeitung, um – basierend auf den in diesem Semester gesammelten Erfahrungen – kurz-, mittel- und langfristige Strategien und Methoden für das Fach Germanistik zu empfehlen.

Im Rahmen des Panels „Digitale Lehre in der Germanistik: Offenheit, digitale Infrastrukturen und OER“ beschäftigten sich Andreas Witt, Antonina Werthmann (Leibniz-Institut für Deutsche Sprache), Sina Bock und Fotis Jannidis (Julius-Maximilians-Universität Würzburg) mit der Frage, welche Forschungsdaten der Germanistik digital zur Verfügung stehen und welche digitalen Werkzeuge die Vermittlung von Lehrinhalten in der digitalen Lehre unterstützen können. Im Vortrag „CLARIAH-DE in der digitalen Lehre“ (s. Abstract) zeigte Andreas Witt, wie die digitale Forschungsinfrastruktur CLARIAH-DE Fachwissenschaften auch im Hinblick auf den Ausbau der digitalen Lehre unterstützen möchte. Vor diesem Hintergrund wurden in der anschließenden Diskussion Herausforderungen für die digitale Lehre erörtert.

[...]

Quelle: https://dhd-blog.org/?p=14404

Weiterlesen

“Der Wissenschaft zu dienen und die Heimatliebe zu stärken.”

Vor einhundert Jahren, am 24. September 1920, stimmte das Preußische Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung der Gründung des Instituts für geschichtliche Landeskunde (IgL) der Rheinlande zu. Es war der Start eines über viele Jahrzehnte richtungsweisenden Forschungsinstituts für Landesgeschichte und -kunde in Deutschland.Das Rheinland, politisch gesprochen ein Großteil der preußischen Rheinprovinz, stand nach dem Ersten Weltkrieg unter alliierter Besatzung und trat die westlich gelegenen Gebiete um Eupen, Malmedy und St. Vith nach fragwürdigen Volksabstimmungen an Belgien ab. Zudem wurde der Südteil, das wirtschaftlich bedeutende Saargebiet, unter einem Völkerrechtsmandat für 15 Jahre Frankreich unterstellt. Dazu kam eine Demontage der Rüstungsindustrie – diese Maßnahmen waren Teil der vertraglich festgehaltenen Reparationsleistungen und sollten erneute militärische Aktionen des Deutschen Reichs erschweren. In dieser Situation wurde in Bonn ein selbstständiges Forschungsinstitut gegründet, das sich explizit mit dem Rheinland befassen sollte: mit seiner Geschichte, seiner Sprache sowie der Lebensweise und Eigenheiten seiner Bevölkerung. Und das IgL hatte neben dem offensichtlichen wissenschaftlichen Mehrwert auch einen politischen: Es sollte auch außerhalb der Wissenschaft wirken und mit seiner Arbeit zum nationalen Empfinden beitragen, wie in der Satzung von 1921 zu lesen ist: “Der Wissenschaft zu dienen und die Heimatliebe zu stärken”.[1]



[...]

Quelle: http://histrhen.landesgeschichte.eu/2020/09/igl1920einleitung/

Weiterlesen