Die Hausnummern zu Frankfurt am Main, 1850

Auf dieses Digitalisat einer Frankfurter Hausnummernkonkordanz hat schon vor längerem Klaus Graf auf G+ hingewiesen:

Die Hausnummern zu Frankfurt am Main: in einer vergleichenden Uebersicht der neuen mit den alten, und umgekehrt, zusammengestellt. Frankfurt am Main: Krug, 1850.
http://digital.obvsg.at/ulbtirol/content/titleinfo/59157

Nettes Vorwort, das die Hausnummernschilder durch den "Muthwillen böser Buben oder durch Eintrocknen der die Schrauben haltenden hölzernen Zapfen" (S.VIII) bedroht sieht. Auch musste erst der "Gebrauch der neuen Hausnummern" eingelernt werden, denn diese waren nun straßenweise vergeben, weswegen nun "mit Angabe der neuen Nummer immer die Nennung der Strasse bedingt ist, dass man also z.B. nicht sagen darf: 'Lit. E Nr. 1 neu ist ein Gewölb zu vermieten', denn daraufhin könnte der Suchende im ganzen fünften Quartier herumlaufen, da Nr. 1 neu in demselben nicht weniger als zwanzig Mal vorkömmt." (S.V)

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/528986690/

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Literatur Konkret zum Stand des Feminismus

Sollte irgendwer noch immer kein Konkret-Abo abgeschlossen haben, das in der aktuellen Ausgabe enthaltene Literaturheft mit dem Schwerpunkt Zum Stand des Feminismus ist ein starkes Argument dafür: Zu lesen sind u.a. Interviews mit Reyhan Sahin aka Lady Bitch Ray sowie mit Ruth Klüger, eine fundierte Judith Butler-Kritik von Karina Korecky, sowie ein Text von Barbara Kirchner zur Frage, wo denn "der Aufschrei [bleibt], wenn sich Geld- und Hodensäcke über Frauenförderung und Meinungsdeppen über Gender auslassen?"

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/527996993/

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Darebák Nr. 15758

Gleichviel, Ihren Namen als General brauche ich nicht zu wissen, aber ich werde Ihre Nummer als Sträfling wissen. /
Soit, je n’ai pas besoin de savoir votre nom de général, mais je saurai votre numéro de galérien.

(Victor Hugo, Histoire d’un crime/Geschichte eines Verbrechens, 1877/78, dt. 1965).

Darebak

Die jüngste Neuerwerbung: Ein tschechischer Playmobilverschnitt der Firma Igracek.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/524896886/

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Gramsci übers Rezensieren

Gramscis Gefängnishefte sind ja ein Universum, dass ich bislang nicht betreten habe; jetzt machte mich eine Bemerkung in der empfehlenswerten Zeitschrift Jacobin (Nr.11/12, Herbst 2013, S.48) auf ein schönes Zitat daraus aufmerksam, in dem Gramsci über die Notwendigkeit von Rezensionen reflektiert sowie über die Aufgabe, die Zeitschriften dabei zukommt:

Als einzelner kann keiner die ganze über eine Gruppe von Themen veröffentlichte Literatur verfolgen, ja nicht einmal die über ein einziges Thema. Der kritische Informationsdienst für ein mäßig gebildetes Publikum oder für eines, das ins kulturelle Leben einsteigt, über alle Veröffentlichungen zu der Gruppe von Themen, die es besonders interessieren können, ist eine Pflichtleistung. Wie die Regierenden ein Sekretariat oder eine Pressestelle haben, die sie periodisch oder täglich über alle Publikationen informiert halten, deren Kenntnis für sie unverzichtbar ist, so tut es eine Zeitschrift für ihr Publikum. Sie wird ihre Aufgabe festlegen, sie eingrenzen, aber das ist ihre Aufgabe: dies verlangt jedoch, daß ein organischer und vollständiger Informationsblock geboten wird: begrenzt, aber organisch und vollständig. Die Rezensionen dürfen nicht zufällig und unregelmäßig sein, sondern systematisch, und sie müssen unbedingt von rückblickenden »zusammenfassenden Übersichten« zu den wesentlichsten Themen begleitet sein.

Gramsci unterscheidet zwei Typen von Rezensionen:
(...) »zusammenfassende« Rezensionen zu den Büchern, von denen man glaubt, daß sie nicht gelesen werden können, und Rezensionen-Kritiken zu den Büchern, die man zur Lektüre zu empfehlen für notwendig hält, aber natürlich nicht einfach so, sondern nachdem man deren Grenzen bestimmt und die teilweisen Mängel angegeben hat usw. Diese zweite Form ist die wichtigere und wissenschaftlich angemessenere, und sie muß wie eine Mitarbeit des Rezensenten an dem vom rezensierten Buch behandelten Thema aufgefaßt werden.

Gramsci, Antonio: Gefängnishefte. Kritische Gesamtausgabe. Hg. von Bochmann, Klaus/Haug, Wolfgang Fritz. Bd. 5. Hamburg/Berlin: Argument, 1993, S. 977f (Heft 8, §57, 60).

Passend dazu ist soeben eine Publikation erschienen, die einen Einstieg in die Gefängnishefte verspricht:

Gramsci lesen - Einstiege in die Gefängnishefte. Hg. von Florian Becker, Mario Candeias, Janek Niggemann & Anne Steckner. Hamburg: Argument, 2013. [Verlags-Info]

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/518217024/

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Olympe de Gouges: Molière bei Ninon

MolierebeiNinon-Cover1Grandiose Präsentation gestern im Wiener Theater Drachengasse: Olympe de Gouges' Theaterstück Molière bei Ninon oder Das Jahrhundert der großen Männer ist nun in einer deutschen Übersetzung erhältlich, sowohl auf Papier als auch elektronisch.

Gouges, Olympe de: Molière bei Ninon oder Das Jahrhundert der großen Männer. Hg. von Viktoria Frysak. Wien: Edition Viktoria, 2013. [Verlags-Info; Bestellung des EPUB/PDF]

Dieses Theaterstück aus dem Jahr 1788 ist der umfangreichste Theatertext der Hinterlassenschaft von Olympe de Gouges. Sie lässt darin die großen Männer des 17. Jahrhunderts in Frankreich auferstehen. Die Formulierung des Untertitels wird im Titel durch eine und in der Handlung durch zwei große Frauen des Jahrhunderts konterkariert: Ninon de Lenclos und Kristina von Schweden. Während die eine sagt: "Ich sehe, dass man uns mit dem betraut hat, was es an Oberflächlichstem gibt, und dass die Männer sich das Recht auf die wesentlichen Qualitäten vorbehalten haben. In diesem Moment mache ich mich zum Mann", lautet ein überlieferter Kommentar der anderen: „Es ist schwieriger sein Geschlecht zurückzuweisen als seine Krone.“

Ebenfalls von Olympe de Gouges in der Edition Viktoria erschienen: Der philosophische Prinz. Erzählung aus dem Osten.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/516216331/

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Die Rede des Billeteurs

Als vor wenigen Tagen das Wiener Burgtheater sein 125-jähriges Jubiläum beging, feierte es dies unter anderem mit einem Kongress, bei dem der Billeteur Christian Diaz eine ungewünschte und folglich auch unterbrochene Rede hielt, die u.a. auf nachtkritik.de dokumentiert ist; Ausschnitte daraus:

"Von welchem Theater träumen wir?" ist das Thema des Kongresses zu dem Sie heute hierher gekommen sind. "Von welchem Theater träumen wir?", das fragte ich mich auch, als ich mir vor einigen Monaten bewusst wurde, dass ich in Wirklichkeit nicht für das Burgtheater arbeite.
1996 nämlich gliederte die Bundestheater Holding den gesamten Publikumsdienst der Wiener Bundestheater aus, an den größten Sicherheitsdienstleister der Welt. Wir performen also das Burgtheater, sind aber eigentlich Security Angestellte.
Unser Arbeitgeber heißt G4S. Das steht für Group 4 Securior.
(...)
G4S ist international in unzählige Kontroversen, Skandalen und Anklagen wegen Menschenrechtsverletzungen und Verletzungen des Internationalen Rechts verwickelt.
(...)
Was bedeutet es für die Utopie oder Heterotopie Theater, dass eine der renommiertesten kulturellen Institutionen dieses Landes schon seit vielen Jahren unhinterfragt mit multinationalen Unternehmen wie G4S, Novomatic, Agrana oder Casino Austria in einem Boot sitzen?
(...)
Ich träume von einem Burgtheater, dass sich gegen das Unternehmen G4S positioniert. Ich träume von einem Theater, das sich gegen die Politik stellt, welche Outsourcing, Privatisierung und damit wachsende Ungerechtigkeit in unserer Gesellschaft fördert.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/511013947/

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Radio France: Ausrufer im Mittelalter

Radio France behandelte in den gestrigen Lundis de L'Histoire eine Neuerscheinung über einen Ausrufer des 15. Jahrhunderts:

Offenstadt, Nicolas: En place publique: Jean de Gascogne, crieur au XVe siècle. Paris: Ed. Stock, 2013. [Verlags-Info]

A travers la vie de Jean de Gascogne, crieur public actif dans la région de Laon durant la seconde moitié du XVe siècle, l'historien étudie une profession fondamentale dans la société et la politique médiévale. Il montre comment les crieurs itinérants relayaient les ordres du pouvoir et la loi en transmettant dans l'espace public la parole des autorités.

Lectures : Jean-Pierre Leroux

Invité(s) :
Nicolas Offenstadt, historien, maître de conférences à l'Université Paris I Panthéon-Sorbonne.
Julien Briand, chargé de cours à l’université Paris 1 Panthéon Sorbonne

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/506934118/

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Ö1-Betrifft Geschichte zur Briefüberwachung

Betrifft Geschichte brachte dieser Woche auf Ö1 ein fünfteiliges Interview mit Gerald Heschl zur Geschichte der Briefüberwachung:

Die Vorläufer der NSA. Briefspionage ist so alt wie das Briefeschreiben selbst. Mit Gerald Heschl, Historiker und Experte für die Geschichte des Postwesens. Gestaltung: Robert Weichinger

Lange Zeit hindurch war für die europäischen Herrscher in Sachen Briefspionage Frankreich das große Vorbild. Das bereits im 16. Jahrhundert eingerichtete Cabinet Noir erhielt allerdings erst im 17. Jahrhundert unter Kardinal Richelieu seine genaue Kontur. Nicht nur die Korrespondenz des Adels wurde ausgeforscht, im Visier standen auch politisch oder polizeilich Verdächtige sowie Leute des Militärs, Beamte, aber auch Vertreter des Klerus. In der Ära Metternich wurden nach französischem Beispiel Schwarze Kabinette eingerichtet und es wurde systematische Briefzensur betrieben, im Hintergrund stand bereits die Furcht vor der Revolution. Es gab Spezialisten, die sich auf Geheimschriften verstanden, die unsichtbare Tinte lesbar machten und die die aufgebrochenen Briefe wieder so fachgerecht versiegelten, dass man von außen nichts bemerkte.

Spionagefieber und Geheimniskrämerei begleiteten das Brief- und Nachrichtenwesen von Anfang an. Der Hunger nach privaten Daten scheint unermesslich zu sein: Erst in jüngster Zeit erregte der Fall Snowden großes Aufsehen. Der frühere Geheimdienstmitarbeiter hatte enthüllt, dass die National Security Agency (NSA) mit einem speziellen Programm in unerwartetem Ausmaß E-Mails und Handy-Nachrichten ausspioniert.


Nachgehört werden können die jeweils fünfminütigen Gesprächsbeiträge noch ein paar Tage unter:

http://oe1.orf.at/betrifftgeschichte (auf den weißen Pfeil im schwarzen Kreis neben "Betrifft: Geschichte" klicken)

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/506933253/

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