Einquartierungen im Gebiet von Fulda (1623)

Tilly ließ nicht mit sich reden: Die Einquartierung mußte sein. In dem Tenor schrieb er im November an den Fürstabt von Fulda, der sich darüber beschwert hatte, daß einige fuldische Dörfer doch „zur Contribution adsignirt worden“ seien(Generalleutnant Tilly an den Fürstabt Johann Bernhard von Fulda, Hersfeld 8.11.1623, Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen A 10, Bd. 2 Manuskripte II, Bd. 93: Fürstabtei Fulda fol. 183-183, 186‘ Ausf.). Die Klage des Fürstabts war nicht unbegründet, denn der Generalleutnant sprach in seiner Antwort selbst von seinem „steiffen vorsaz“, das Stift Fulda nicht mit Militär der Katholischen Liga zu belegen. Der ursprüngliche Plan konnte jedoch nicht umgesetzt werden. Tilly stellte fest, daß die bislang ausgeschriebenen Gebiete zur Kontribution nicht ausreichten; also war man gezwungen, „in der nähe noch etliche dorffschafften zur assistenz ahnzuwenden“.

Der Vorgang an sich war nicht spektakulär, die gesamte Organisation des Kriegswesens beruhte ja darauf, die Unterhaltung der Truppen aus dem Land zu bestreiten. Deswegen ging es in einem Feldzug immer auch darum, gute Quartiere für die eigenen Regimenter zu erwerben. Aber auch unter Verbündeten kam es deswegen zum Streit; der Konflikt zwischen der Armee der Liga und der kaiserlichen unter Wallenstein in den 1620er Jahren spielte sich vielfach vor diesem Hintergrund ab. Die Einquartierung im Gebiet der Fürstabtei Fulda berührte hingegen noch ein anderes Problem.

Denn der Fürstabt von Fulda war Mitglied der Katholischen Liga. Dieser Bund verstand sich nun als Defensivorganisation, deren vornehmstes Ziel es war, den Krieg von den Gebieten der Ligastände fernzuhalten. Konkret hieß das, daß auch Einquartierungen auf ligistischen Territorien zu vermeiden waren. Wofür sollte man Truppen unterhalten, wenn diese auf eigenem Gebiet unterhalten werden mußten und dort weitere Kosten und womöglich immense Schäden verursachten? Dieses Kalkül war Tilly natürlich sehr wohl bewußt und wurde ihm von den Ligaständen auch immer wieder neu vorgehalten.

Dabei ging es Tilly hier gar nicht um Fulda; er hatte seine Truppen im hessischen Raum einlogiert, um den Landgrafen von Hessen-Kassel in Schach zu halten, einen calvinistischen Reichsfürsten, der aus kaiserlich-ligistischer Perspektive ein Unruhestifter war. Entsprechend war Tillys Hauptquartier in dieser Phase des Kriegs in Hersfeld, ein Stift, das zu Anfang des Jahrhunderts säkularisiert worden und an Hessen-Kassel gefallen war. Gleichwohl konnte der ligistische Generalleutnant Fulda nicht verschonen.

Doch er bemühte sich, daß diese Einquartierung so glimpflich wie möglich ablief. Es wurden nicht reguläre Truppen einquartiert, vielmehr ging es Tilly darum, seinen „Hofstaat“ unterzubringen: Auch der Feldherr der Liga hatte ein eigenes Gefolge, das versorgt werden mußte. Vor allem waren es Mitglieder der Militärverwaltung und einige weitere Offiziere samt ihrer Dienerschaft. Mochte auch deren Unterhaltung nicht ganz billig sein, war es eben doch nicht die wilde Soldateska, mit der man sonst klarkommen mußte. Und Tilly hatte noch einen Trost bereit: Er sagte dem Fürstabt zu, „vff andere begebenheiten“ das Stift „in ein vnd anderen nach möglichen dingen zuuerschonen“. Ob er selbst daran glaubte?

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/405

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Warum das Universitätsarchiv Bayreuth (dennoch) bloggt

Es ist ein gutes Zeichen für den Fortschritt der Social Media Nutzung und der Vertrautheit mit Web 2.0-Komponenten in den deutschen Archiven, wenn es möglich ist, eine Blogparade zu veranstalten, die sich nicht nur, aber explizit an Archivare als Autoren richtet, und mit der um Mitteilungen über den fachbezogenen Umgang der Archive mit Blogs gebeten wird. Setzt man da nicht zu viel Aktivität und Interesse seitens unserer Zunft voraus, ist der potentielle Teilnehmerkreis nicht arg klein, möchte man fast fragen? Die mit Spannung erwartete Zusammenfassung der veröffentlichten Beiträge am Ende der Parade wird hierüber Aufschluss geben.

Nun ist das Universitätsarchiv Bayreuth, das im März 2013 gegründet wurde, noch sehr jung. Nach dem Einzug der ersten Bestände in ein adaptiertes und nun gut ausgestattetes Magazingebäude steht der „Ansturm“ der ersten Nutzer unmittelbar bevor. Derzeit 96 Facebook-Fans und 97 Twitter-Followers sind insofern nicht die unbeachtlichsten Zahlen. Die ersten Blogbeiträge folgten kurz darauf im Juni in “Archivalia” und “Archive 2.0″. Der Aufbausituation des neuen Archivs entsprechend, waren die Themen in den Blogbeiträgen weniger mit tagesaktuellen Archivalien und dem andernorts üblichen Tagesgeschäft verwoben. Vielmehr stehen eher Grundsatzfragen und Methodisches auf dem Programm. Da ging es um Metadatenmodelle von Erschließungssoftware ebenso wie um den Provenienzbegriff bei der Bestandsdefinition. Unser Leitbild ist das Streben danach, dem Nutzer via Internet Teilhabe und Teilnahme zu ermöglichen, das, was man heute Partizipation nennt.

Archive 2.0 als Baukasten der Partizipation

Die Beiträge der Teilnehmer der ersten Tagung „Offene Archive? Archive 2.0 im deutschen Sprachraum (und im europäischen Kontext)“ im November 2012 in Speyer äußerten sich noch relativ verschieden hinsichtlich ihres Verständnisses, was der Terminus „Archive 2.0“ beinhalte. Einer der vorgetragenen Gedanken war, dass Archive 2.0 nicht zuletzt ein Baukasten von Methoden und Instrumenten aus dem Umfeld der Web 2.0-Technologien sei, um damit Dritte in die Kernarbeiten eines Archivs einzubinden und partizipieren zu lassen.

Archiv 2.0 ist das Archiv, das moderne Internettechnologie einsetzt, um Nutzer an der Erschließung zu beteiligen, um Foren zu Bewertungsfragen bereitzustellen, um Archivaliennutzung zu virtualisieren und mit Personen und Institutionen in kollaborative Projekte zu treten. Die dafür geeigneten Technologien erlauben auch projektbezogene Kooperationen von Archivaren, zum Beispiel in ortsversetzten gleichzeitigen Erschließungsarbeiten am selben Bestand auf der Grundlage digitalisierten Archivguts. Auch der Aufbau virtueller Bestände auf der Grundlage gemeinsamer Leitlinien, die über die sozialen Medien diskutiert und vereinbart werden, kann eine Form der Bestandsbildung im Archive 2.0-Verbund sein.

Zusammengefasst geht es darum, eine Community zu koordinieren, den Interessen ihrer Mitglieder zu entsprechen, eine virtuelle Arbeitsumgebung zu schaffen und das freigesetzte Potential für die Erreichung nutzer- und serviceorientierter Ziele einzusetzen. Hier ist noch viel zu tun, doch Ansätze dazu sind allenthalben zu erkennen. Man sehe auf das Digitale Historische Archiv der Stadt Köln, auf die Planungen zur Nutzerbeteiligung in Archivportalen wie EHRI und dem Archivportal Europa, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Hinzu kommt der Einsatz der Social Media für die Fachdiskussion und den fachlichen Austausch auf kurzen Wegen. Die geschlossene Facebook-Gruppe „Archivfragen“ beispielsweise hat sich dafür bereits gut qualifiziert und umfasst heute bereits 269 Mitglieder aus dem In- und Ausland.

Was Archive 2.0 nicht sein sollte, ist eine Fassade für eine zusätzliche Aufgabe mit dem Charakter allein einer weiteren Komponente der allgemeinen Öffentlichkeitsarbeit mit dem Angebot informeller Kurzkommunikation als propagablem Novum. Freilich soll der Nutzen für die Außendarstellung auch dann nicht verneint oder abgelehnt werden.

Der Blog und das „Prosumieren“

Die Blogbeiträge des Universitätsarchivs Bayreuth betrafen bisher die Themenfelder Dokumentationsprofil, Tagungsdokumentation, Software und Methode der Erschließung. Dahinter war immer die Absicht gestanden, die Leser zur Diskussion zu ermutigen und auf diese Weise Work in Process zu „prozessieren“. Denn das darf der Blog sein: Ein Publikationsforum für Work in Progress, für Ware, die erörtert, korrigiert, fortgeführt und praxistauglich gemacht werden will.

Am 25. Juni 2013 erschien der erste Beitrag: „Ein Dokumentationsprofil für ein Universitätsarchiv – Teil 1: Grundlegung“. Dem folgten zwei weitere Teile. Eine Diskussion ergab sich nicht. Bis heute folgten noch vier Artikel, die insgesamt vier Diskussionsbeiträge zeitigten. Wurde das ursprünglich mit dem Bloggen angestrebte Ziel der konstruktiven Kommunikation mit dem partizipierenden Internetuser demnach nicht erreicht? Innerhalb des Blogs wurde zwar kaum diskutiert, jedoch entspannte sich als Folge in mehreren Fällen ein konstruktiver E-Mail-Verkehr. Auch das Abtauchen in die Nichtöffentlichkeit kann ein Weg des Prosumierens sein, analog zur geschlossenen Facebook-Gruppe oder zum privaten Chat. So willkommen diese Form der Kommunikation auch ist, so darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass die technischen Instrumente, die für den Blog typisch sind, auf diese Weise umgangen werden und deshalb zu hinterfragen sind. Ist der Blog demnach für unser Archiv weiterhin ein geeignetes Medium?

Blogs dienen als Publikationsforen, in denen Veröffentlichen und gegenseitiges Austauschen ohne monatelange Wartezeiten auf die nächsten Ausgaben eines Printmediums möglich ist, in denen Material zur Nachnutzung bereitgestellt und ohne sofort sichtbare Spuren ausgewertet, verlinkt und erneut kontextualisiert wird. Das dazu erforderliche Informationsangebot wollen wir unseren potentiellen Nutzern und den übrigen am Archiv interessierten Kreisen nicht entziehen. Immerhin gab es für die bisherigen Beiträge des Universitätsarchivs doch 144 Verlinkungen zu den Social Media Facebook, Twitter und Google+, so dass die Texte offenbar durchaus Leser gefunden haben. Fraglich bleibt dabei, ob das bloße Weiterkommunizieren via Links in die Social Media bereits als Prosumieren bezeichnet werden kann, oder ob die Grenze vom Web 1.0 zum Web 2.0 damit nutzerseits vielleicht noch gar nicht wirklich überschritten wurde.

Der Blog als öffentliche Partizipationsplattform

Wird das Universitätsarchiv Bayreuth also auch künftig in Weblogs auftreten? Es darf nicht übersehen werden, dass die wissenschaftliche Akzeptanz dieses Mediums und der darin erfolgten Veröffentlichungen als seriöse und zitable Beiträge erst zuzunehmen begonnen hat, und dass Strategien zu einer weithin gut wahrnehmbaren Verbreitung von Blogbeiträgen auch erst ansatzweise befriedigend funktionieren. Doch geradezu täglich lässt sich die Dynamik beobachten, mit der die Bedeutung des Bloggens in den aufstrebenden „Digital Humanities“ vorangetrieben und die erforderlichen virtuellen Infrastrukturen optimiert werden.

Deshalb, und weil es unser Anliegen bleibt, die Möglichkeit zur öffentlichen Partizipation zu geben, werden aus unserem Archiv auch künftig Texte in Blogs wie „Archive 2.0“ oder „Archivalia“ und Materialien auf Plattformen wie Slideshare veröffentlicht werden.

Quelle: http://archive20.hypotheses.org/1231

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Offene Archive 2.1 – Social media im deutschsprachigen Archivwesen (und im internationalen Kontext)

Vom 3. bis 4. April 2014 findet in Stuttgart die Tagung “Offene Archive 2.1 – Social media im deutschsprachigen Archivwesen (und im internationalen Kontext)” statt.       Das vorläufige  Tagungsprogramm : http://archive20.hypotheses.org/1178 (mit weiteren Informationen zur Anmeldung)   Hashtag ist #archive20, getwittert wird unter @archive20.     Beiträge der Tagung “Offene Archive 2.0. Social media im deutschsprachigen Archivwesen (und im internationalen Kontext)” (Speyer, 22./23.11.2012) sind auf dem Blog  Archive 2.0 dokumentiert; auch ein Tagungsbericht ist online: Meinolf Woste, Offene Archive?, in: Archivar 2013/2, 197–201, http://archive20.hypotheses.org/689.    

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/6718

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Seine Augen trinken alles – Max Ernst und die Zeit um den Ersten Weltkrieg

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Ausstellung im Max Ernst Museum Brühl des LVR vom 23. Februar bis 29. Juni 2014

Die Sonderausstellung »Seine Augen trinken alles – Max Ernst und die Zeit um den Ersten Weltkrieg« im Max Ernst Museum Brühl des LVR beleuchtet die künstlerische „Inkubationszeit“ des 1891 in Brühl geborenen Ausnahmetalentes in den 1910er und 1920er Jahren. Mit den poetischen Worten „Seine Augen trinken alles was in den Sehkreis kommt“ charakterisierte Max Ernst im Rückblick die vielfältigen Eindrücke, die er während seines Studiums an der Bonner Universität gesammelt hatte.

Es werden Kunstwerke und Objekte präsentiert, die ihn beeindruckten und die er kritisch rezipierte. In der von Museumsdirektor Achim Sommer und Jürgen Pech unter Mitwirkung von Ljiljana Radlović kuratierten Ausstellung werden eigenen frühen Werken Beispiele seiner damaligen Favoriten wie Delaunay, Macke, Klee, Picasso oder Matisse gegenübergestellt. Gemälde der von ihm kritisierten Künstler aus den Beständen des ehemaligen Städtischen Museums Villa Obernier kontrastieren mit diesen avantgardistischen Positionen. Die konservativ geprägte Ausbildung am Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn sowie seine Faszination für ozeanische und afrikanische Kultobjekte werden thematisiert. Ebenso werden seine Erfahrungen während des Ersten Weltkrieges anhand von Briefen dokumentiert. Ein exemplarischer Ausblick auf seine Kunst nach 1918 zeigt seine Entwicklung hin zu neuen Formen und Inhalten. Somit erschließt die Ausstellung wichtige Wegmarken der künstlerischen Entwicklung von Max Ernst in einem bedeutungsvollen Kontext mit internationalen Leihgaben.

Einen Monat nach dem Abitur schreibt sich Max Ernst (1891-1976) im April 1910 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn ein, um Philologie zu studieren. In den Jahren bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges belegt er neben Germanistik, Romanistik und Philosophie Veranstaltungen in Psychologie und Psychiatrie sowie in Kunstgeschichte. Neben dem Studium ist Max Ernst künstlerisch tätig – so malt er um 1912 das großformatige Aquarell »Der See Bethesda«. Gleichzeitig schreibt er für die Bonner Zeitung Volksmund zahlreiche Kunst- und Theaterkritiken. Im August 1914 tritt er als Kriegsfreiwilliger in das Rheinische Feldartillerie-Regiment Nr. 23 ein und ist bis Oktober 1918 in Frankreich, Russland und Belgien im Einsatz. Während dieser Zeit entstehen einige wenige Arbeiten – Max Ernst konzentriert sich vor allem auf das „Durchhalten“ –, wie die Aquarelle „Von der Liebe in den Dingen“ von 1914 oder „Mondfische / Kampf der Fische“ von 1917. Nach Kriegsende kehrt er „als junger Mann, der ein Magier werden und den Mythos seiner Zeit finden wollte“ zum Leben zurück. In einer Reihe von dadaistischen Foto-Collagen, zu denen „die chinesische nachtigall“ von 1920 gehört, beginnt er Kriegsmotive ins Fantastische umzudeuten.

Begleitend zur Ausstellung werden darüber hinaus Veranstaltungen (Dada-Abend, Konzert, Modesalon), Führungen, Workshops sowie ein Sonderprogramm für Schulen angeboten. Die Termine und Themen werden auf der Museumshomepage www.maxernstmuseum.lvr.de sowie im Veranstaltungsprogrammheft bekannt gegeben.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit 272 Seiten. Preis an der Museumskasse: 39,90 Euro.

Dieses Ausstellungsprojekt wird durch das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.

Die Sonderausstellung ist Teil des Verbundprojekts „1914 – Mitten in Europa. Das Rheinland und der Erste Weltkrieg“ des LVR-Dezernates Kultur und Umwelt mit anderen Institutionen, das an den Beginn des Ersten Weltkrieges erinnert. Schirmherrin des Projektes ist Ute Schäfer, Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen.

Mehr Informationen unter: www.rheinland1914.lvr.de.

Besucherservice:

Max Ernst Museum Brühl des LVR

Comesstraße 42 / Max-Ernst-Allee 1, 50321 Brühl

www.maxernstmuseum.lvr.de

Tel +49 (0) 2232 5793 -0

Öffnungszeiten:

Geöffnet: Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr sowie Ostermontag, Pfingstmontag

Geschlossen: Montag sowie Weiberfastnacht, Karnevalssonntag, Rosenmontag, Karfreitag, 1. Mai

Anmeldung:

kulturinfo rheinland

Tel 02234 9921 555 | Fax 02234 9921 300

E-Mail: info@kulturinfo-rheinland.de

Vorverkauf mit Fahrausweis:

Tickets im Vorverkauf, inklusive VRS-Fahrausweis über www.bonnticket.de bzw. www.koelnticket.de

Ticket-Hotline 0228 502010 und an allen bekannten Vorverkaufsstellen: 7,59 Euro / ermäßigt 4,84 Euro, Familie: 16,17 Euro

Eintrittspreise:

Erwachsene: 6 Euro / ermäßigt 3,50 Euro
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre: Eintritt frei

Quelle: http://1914lvr.hypotheses.org/1099

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Eine Benutzeroberfläche für das digitale Schulgeschichtsbuch

[Autor: Moritz Herzog | Studierender | Universität Duisburg-Essen]

Es ist beschlossene Sache: Die neue Bundesregierung möchte mehr digitale Schulbücher in deutschen Schulen, so steht es im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD. Doch wie soll ein digitales Schulbuch aussehen, sodass es aus dem Digitalen Nutzen ziehen kann?

Die bisher von den führenden Schulbuchverlagen vorgestellten digitalen Schulbücher orientieren sich in ihrem Aufbau in erster Linie an der Struktur gedruckter Bücher, insbesondere der Doppelseitenstruktur. Dadurch wird das digitale Schulbuch jedoch zur lediglich digitalisierten Form des bisherigen Schulbuchs – mit all seinen Stärken und Schwächen. Wichtiger jedoch ist, dass so das Potential des Digitalen nur sehr begrenzt ausgenutzt werden kann und damit die Berechtigung für digitale Schulbücher fehlt.

Eine neuartige Struktur für ein digitales Schulbuch könnte sich an der Linkstruktur orientieren, wie sie auf vielen Webseiten, Apps sowie Smartphones verwendet wird – und die manchen Schülerinnen und Schülern daher vertrauter sein könnte als die eindimensionale Blätterstruktur eines „herkömmlichen“ Buches. In dem hier vorgestellten Konzept ist jedes Kapitel, dass sich jeweils mit einem Themenkomplex befasst, in diverse Unterkapitel unterteilt, welche wiederum Teilaspekte behandeln und Vertiefungen bieten. Jedes Kapitel besitzt eine Startseite, die in einer kurzen zusammenfassenden Überblicksdarstellung das Thema des Kapitels umreißt. Unter dem Text befinden sich Icons, die auf die Unterkapitel führen, auf die aber auch durch Links im Überblickstext zugegriffen werden kann. Dies orientiert sich an den Icons, die viele Schüler durch den Umgang mit Smartphones und Tablet-PCs gewohnt sind. Die Unterkapitel und Icons variieren je nach Thema, jedoch gibt es immer einen Verweis zum Glossar.

Öffnet man ein Unterkapitel, so erscheint die einheitliche Arbeits- und Benutzeroberfläche (ABO). Diese besteht aus einem Arbeitsbereich, der den größten Teil des Displays ausmacht und der Medienleiste, die standardmäßig am linken Bildschirmrand zu finden ist. In der Medienleiste befinden sich nach Art des Mediums sortiert die Medien, die der Lehrer im Unterricht einzusetzen gedenkt. Dies können zum Beispiel Animationen, Bilder, Videos, (animierte) Karten, Quellen- und Darstellungstexte oder Tonaufnahmen sein. So kann das Potential digitaler Schulbücher, viele verschiedene Medien nebeneinander benutzen zu können für den Unterricht nutzbar gemacht werden. Um ein Medium anzusehen, zieht man es aus der Medienleiste durch Antippen und Halten heraus auf den Arbeitsbereich, wo sich das Medium dann öffnet. Der Arbeitsbereich kann vertikal oder horizontal einmal geteilt werden, sodass zwei verschiedene Medien gleichzeitig betrachtet werden können. Mehrfaches Teilen dürfte aufgrund der Bildschirmgröße eines Tablet-PCs nicht sinnvoll sein. Die Teilung des Arbeitsbereiches kann auch genutzt werden, um ein Medium zu öffnen und dabei gleichzeitig das in der ABO integrierte Schreibprogramm zu nutzen. Dadurch können sich die Schülerinnen und Schüler selbstständig Notizen machen und natürlich auch schriftliche Aufgaben bearbeiten, die sie dann auch direkt an die Lehrperson schicken können. Die Arbeits- und Benutzeroberfläche bietet zudem die Möglichkeit, die angeschauten Materialien zu bearbeiten, etwa mittels eines virtuellen Textmarkers wichtige Textstellen markieren oder bestimmte Details in Bildern hervorzuheben. Übrigens kann die Medienleiste auch unterschiedlich sortiert werden, etwa nach Quelle und Darstellung – vielleicht auch von den Schülerinnen und Schülern zur Übung dieser Unterscheidung, die ihnen nicht immer leicht fällt.

Die Medien in der Medienleiste sind grundsätzlich komplett für alle Lernenden frei zugänglich, sodass die Schülerinnen und Schüler beim Erarbeiten von Inhalten frei und selbstständig wählen können, auf welches Material sie zurückgreifen; diese Art der Fähigkeit zur zielgerichteten Auswahl von Material wird durch bestehende Lehrbücher nur wenig gefördert. Die Lehrperson kann im Vorfeld das Material in der Medienleiste auswählen. Seine ABO besitzt noch eine weitere Spalte, die zum Archiv führt. Dort finden sich alle verfügbaren Materialien. Im Idealfall würde das Archiv einen umfassenden Fundus beinhalten, der den Umfang eines gedruckten Schulbuchs sprengen würde. Neben dem mitgelieferten Material kann die Lehrperson selbstverständlich auch eigenes Material zum Archiv hinzufügen.

Die Fülle des Materials im Archiv kann für Schülerinnen und Schüler ein Hindernis beim Arbeiten sein, da sie von ihr regelrecht „erschlagen“ werden. Aus diesem Grund ist es für die Lernenden in der Regel nicht zugänglich. Die Lehrperson wählt im Vorfeld bei ihrer Vorbereitung die Materialien, die sie einsetzen möchte aus, indem sie diese aus dem Archiv in die Medienleiste zieht. Bei Bedarf kann er sie sich dabei natürlich noch einmal anschauen. Seine Auswahl wird dann bei Unterrichtsbeginn auf die Tablets der Schüler geladen. Falls der Lehrer einmal Material vergessen hat oder es sich im Unterrichtsverlauf anbietet, weiteres Material freizuschalten, kann er dies jederzeit von seinem Tablet aus tun. Eine bestimmte Auswahl zu einem Thema lässt sich für den weiteren Gebrauch auch speichern.  Als Beispiel und zur ersten Orientierung könnten zu jedem Kapitel ein oder zwei bereits vorgefertigte Medienleisten mitgeliefert werden, die bestimmte Zugänge zum Thema ermöglichen. Falls der Lehrer es möchte, kann er zudem das Archiv für die Schülerinnen und Schüler freischalten und sie auf eigene Faust recherchieren lassen. Insgesamt ermöglicht die ABO also drei Modi zur Materialauswahl: Die freie Suche im Archiv, die Vorauswahl der Lehrperson und die vorgefertigten Entwürfe zum Thema.

Dieser Entwurf ist bewusst nicht an bisherigen Strukturen in Schulbüchern angelehnt. Die dort unvermeidliche Beschränkung, nur vor- und zurückblättern zu können, kann beim digitalen Schulbuch umgangen werden. Der durch „konventionelle“ induzierte Vorher-Nachher-Eindruck in der Themenabfolge wird damit zum Teil aufgebrochen und die Buchstruktur kann so das Gespür der Schüler für die Gleichzeitigkeit und Wechselwirkung der Ereignisse untereinander verstärken. Der hier dargestellte Entwurf einer Struktur für ein digitales Schulbuch nutzt den digitalen Vorteil also indem er viel Material bietet, ohne zu überfrachten; indem er die Eigenschaften von Schulbuch und Arbeitsheft in der ABO vereint; indem er durch die Materialauswahl der Lehrkraft mehr und einfachere Gestaltungsmöglichkeiten bietet; und schließlich indem er durch seine Struktur Anreize zu einem mehr als nur chronologisch aneinanderreihendem Geschichtsverständnis schafft.

[Dieser Text entstand im Rahmen des geschichtsdidaktischen Hauptseminars "Leitmedium 2.0? Das Schulgeschichtsbuch zu Beginn des "digitalen" 21. Jahrhunderts" von Prof. Dr. Markus Bernhardt und Christian Bunnenberg in der Abteilung für Didaktik der Geschichte an der Universität Duisburg-Essen im Wintersemester 2013/2014.]

Quelle: http://zwopktnull.hypotheses.org/152

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“Hart am Wind segeln” – Kommunikation im Projektmanagement

Es gibt einige Punkte, die für ein Medienprojekt von Bedeutung sind. Es ist jedoch zu beachten, dass ein Großteil nur teilweise im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit Anwendung finden kann. Olaf Hinz umschreibt den Projektleiter mit der Metapher des Kapitäns. Dieser hat die Aufgabe sein Schiff vorausschauend und sicher zu steuern. Der Projektleiter muss das Team von Beginn an anregend unterstützen. Es ist von großer Bedeutung, dass die TeilnehmerInnen die Erwartungen an ein Projekt formulieren. [1] Bei der Vorbereitung des Projekts lohnt es sich […]

Quelle: http://medienbildung.hypotheses.org/5721

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App “KZ-Gedenkstätte Neuengamme”

[Autor: Sven Böllerschen | Studierender | Universität Duisburg-Essen]

Digital turn, mLearning, Neue Medien und Geschichtsunterricht, wie passen diese zunächst gegensätzlich anmutenden Bereiche zusammen? Der Bereich des digitalen historischen Lernens scheint Einzug in die Geschichtsdidaktik gefunden zu haben. Damit ist ein weiteres Handlungsfeld geschaffen, mit dem sowohl Lernende als auch Lehrerinnen und Lehrer umzugehen lernen müssen. Dabei outet sich der aktuelle Lehrplan der gymnasialen Oberstufe im Land NRW mit der Formulierung, der Bereich des Lernens mit den Neuen Medien sei fachdidaktisch und -methodisch noch wenig erschlossen. Lehrerinnen und Lehrer sind aber zunehmend mit den Informations- und Kommunikationstechniken konfrontiert. Allgemein formuliert heißt es, der Einsatz Neuer Medien im Geschichtsunterricht der Oberstufe bietet viele Möglichkeiten, ihre Nutzung kann den Unterricht insgesamt sehr bereichern. Bei dieser sehr offenen Beschreibung obliegt es den Lehrpersonen stets zu prüfen, inwieweit der Einsatz neuer Medien im Geschichtsunterricht sinnvoll ist.

Das vorliegende Beispiel beschreibt und bewertet exemplarisch eine App über die KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Neuengamme bildete im Rahmen des Zweiten Weltkrieges das größte Konzentrationslager im Nordwesten Deutschlands. Bis zu seiner Befreiung im Jahre 1945 waren ca. 100.000 Menschen inhaftiert, ca. 43.000 verloren davon ihr Leben. Seit 2005 ist Neuengamme anerkannte Gedenkstätte. Die App orientiert sich stark an der gleichnamigen Homepage (http://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de) und gliedert sich in vier große Bereiche. In dem Bereich Informationen finden sich alle wichtigen Angaben über Anfahrtswege, Öffnungszeiten, Ausstellungen, Eintrittspreise, etc. Dieser Bereich wirkt sehr gelungen und lässt keine Angaben vermissen. Die zweite Rubrik nennt sich Außengelände. Hier findet sich eine Übersichtskarte des gesamten Geländes, leider ist diese Darstellung nur sehr schemenhaft und entspricht nicht den heutigen grafischen Standards. Durch das Klicken auf die Karte oder alternativ durch die Eingabe von Nummern, öffnen sich Fotos, Haupttexte und zum Teil Zitate von Zeitgenossen. Leider öffnen sich stets mehrere Gebäudebeschreibungen, so dass unklar bleibt, welches genau angewählt wurde. Auch die Eingabe der Nummern bleibt unverständlich, da eine Gesamtübersicht aller Gebäude inklusive Nummernzuordnung fehlt. Ein dritter Bereich mit dem Titel Ausstellungen beschreibt alle zu besichtigen Ausstellungen auf der Anlage. Leider fehlen Angaben zu aktuellen Ausstellungen und Sonderausstellungen. Ein vierter und letzter Bereich lautet Rundgänge. Dieser Bereich ähnelt stark dem Bereich Außengelände und unterscheidet sich kaum. Einzelne Gebäude können ebenfalls angeklickt werden, es öffnen sich Fotos, Haupttexte und zum Teil Zitate.

Die App ist mit allen getesteten Betriebssystemen und gängigen Mobilgeräten kompatibel. Alle Funktionen der App sind offline zugänglich. Leider lassen sich alle Darstellungen nur im Hochformat anzeigen, vor allem bei der Kartenansicht wäre eine Ansicht im Querformat wünschenswert. Insgesamt schöpft die App die Möglichkeiten einer solchen Anwendung bei weitem nicht aus. Grafiken bleiben weit unter dem Standardniveau. Exaktes Anwählen einzelner Gebäude ist kaum möglich. Die Nummerneingabe bleibt unklar und erschließt sich vermutlich erst vor Ort. Der Offline-Zugang ist zunächst positiv zu bewerten. Kostenfallen oder Verbindungsschwierigkeiten stören die Nutzung damit nicht. Allerdings bietet ein möglicher online Zugang deutlich mehr Optionen (z.B. Angabe aktueller Informationen, genauer Standort der eigenen Person im Gelände, etc.). Um den Nutzern neben dem Lesen der Texte einen weiteren Zugang zu ermöglichen, wären Audio-Beiträge wünschenswert. Leider fehlt es durchgängig an Literatur- und Quellenangaben. Autoren und Verfasser der einzelnen Beiträge bleiben unklar, es werden lediglich Bildnachweise geliefert.

Abschließend soll der anfangs aufgestellten Forderung nachgekommen werden, zu prüfen, inwieweit der Einsatz Neuer Medien, hier konkret der Einsatz dieser App, für den Geschichtsunterricht sinnvoll sein kann. Ein striktes Folgen der vorgegebenen Routen bzw. eine genaue Einhaltung der Nummerierung scheint für Schülerinnen und Schüler zu monoton und letztlich auch zu textlastig. Die App kann jedoch für andere Zwecke genutzt werden. Schüler können Fragen formulieren, auf die sie in der App keine Antwort finden. Die App kann als solche untersucht werden. Was macht eine gute App aus (Entwicklung eines Kriterienkatalogs)? Bei einem geplanten Besuch können im Vorfeld Expertenteams gebildet werden, die dann bestimmte Gebäude oder Abläufe erklären. Generell lässt sich die App in verschiedene Themenreihen (Zweiter Weltkrieg, Konzentrationslager, Holocaust, Juden, etc.) einbetten. Mit älteren Schülerinnen und Schülern erscheint auch die Fragestellung spannend, warum Neuengamme erst seit dem Jahre 2005 anerkannte Gedenkstätte ist, warum nicht früher (Stichworte: sekundärer Antisemitismus, Leugnung, Relativierung, Verdrängung, heutiger Umgang mit den Gewalttaten, etc.)? Wichtig scheint es daher im Umgang mit Neuen Medien stets zu prüfen, wie einzelne Elemente für den Geschichtsunterricht genutzt werden können. Eine eins-zu-eins Übernahme diverser Apps oder anderer Angebote, scheint zumindest in diesem Beispiel ungeeignet.

[Ergänzung 22.02.2014: Auf der Homepage der KZ-Gedenkstätte Neuengamme wird ergänzend zu der App seit kurzem ein umfangreicher Materialpool in Form einer Webapp zur Vorbereitung eines Besuches der Gedenkstätte zur Verfügung gestellt. Der Zugriff kann über thematisch angeordnete Kategorien oder die Biographien von Opfern und Tätern (!) erfolgen.

Die Materialien sind alle ansprechend aufbereitet und mit Quellenhinweisen versehen. Weiterhin liegen auch didaktisierte Arbeitsmaterialien für den Unterricht vor. Auch für Schülerinnen und Schüler, die nicht einen Besuch vor Ort erleben können, öffnet das Angebot einen Zugang zu dem historischen Ort. Zu den Materialien: hier.]

Quelle: http://zwopktnull.hypotheses.org/140

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Lernst du noch oder spielst du schon?

Games, Gamification, Serious Games – Spiele als Bereicherung der Hochschullehre Spiele in der Hochschullehre erschienen mir schon vor dem Seminar als gewinnbringende Möglichkeit, die eigene Lehre zu bereichern. Tabu habe ich beispielsweise schon selbst in meinen Lehrveranstaltungen eingesetzt. Die umfangreichen Potentiale und Einsatzmöglichkeiten von Spielen in der Hochschullehre waren mir bisher jedoch unklar. In dem zweitägigen Workshop “Games in Higher Education” bot sich mir endlich die Gelegenheit, diese Lücken zu füllen und die Anwendung verschiedener Spiele für die eigene Lehre zu durchdenken. Auf die […]

Quelle: http://medienbildung.hypotheses.org/5474

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Korruption im 18. Jahrhundert

Korruption hat eine lange Geschichte. Auch im kaiserlichen China war sie “von jeher ein Bestandteil des öffentlichen Lebens.”[1]

Die Ursache für diese – hier sehr drastisch formulierte – Erscheinung war aufs engste mit dem Besoldungsschema der unteren Ebenen des Beamtenapparates verknüpft:

Das offizielle Gehalt insbesondere der Lokalbeamten, die den Zusammenhalt des Reiches auf unterster Ebene gewährleisteten, war gering. Zum Besoldungssystem gehörten daher mannigfache Formen der Bereicherung, die in westlichen Augen gemeinhin als Korruption erscheinen. Dies wird indessen der Tradition nicht gerecht, in der die ungeschriebene Regel galt, daß ein Beamtenneuling wenigstens drei nachfolgende Generationen seiner Familie versorgen mußte.“[2].

Bereits im 17. Jahrhundert, also in den ersten Jahrzehnten ihrer Herrschaft über China, sah sich auch die Qing-Dynastie mit diesem Problem konfrontiert. Zur Eindämmung der offenbar verbreiteten Korruption verfügte der Kangxi-Kaiser (r. 1662-1722) Gehaltserhöhungen. Damit war das Problem jedoch keineswegs gelöst. Seinem Sohn und Nachfolger, dem Yongzheng-Kaiser (r. 1723-1735), erschein ein Zuschlag für “die “Erhaltung der Redlichkeit” beziehungsweise ein Anreiz für die “Pflege der Unbestechlichkeit” (yanglian fei 養廉費)[3] als das probate Mittel – damit verknüpft war die Botschaft “sauber und unkorrumpiert” (qinglian 清廉)[4]. Doch auch dadurch war keine Garantie für eine “saubere” Verwaltung gegeben.

Das letzte Viertel des 18. Jahrhunderts brachte den rasanten Aufstieg von Heshen 和珅 (1750-1799). Innerhalb eines einzigen Jahres wurde aus einem einfachen Angehörigen der kaiserlichen Leibgarde  ein Mitglied des Groß- beziehungsweise Staatsrates (junjichu 軍機處).[5]

Heshen is notorious as one of the most corrupt officials in Chinese history: a treacherous villain who abused his authority to illegally accumulate an unbelievable amount of wealth, who committed a long list of atrocities against honest officials and ordinary people, and who led the Qing empire from its zenith to its decline.[6]

Grundlage dafür war eine “senil-schwachsinnige Neigung” des Qianlong-Kaisers (r. 1735/36-1796) zu Heshen, der “das Reich systematisch auszubeuten begann.”[7]. Auch nach der Abdankung des Qianlong-Kaisers (1796) konnte Heshen seinen korrupten Machenschaften weiter nachgehen. Im Februar 1799 folgte jedoch das Ende: nach dem Tod des Qianlong-Kaisers ordnete dessen Sohn und Nachfolger, der Jiaqing-Kaiser (r. 1796-1820)[8] an, dass das Vermögen Heshens eingezogen werde und Heshen Selbstmord zu begehen habe.[9]

  1. Oskar Weggel: Geschichte Chinas im 20. Jahrhundert (Stuttgart 1989) 101. – Zum Thema vgl. auch Brunhild Staiger, Hans-Wilm Schütte, Stefan Friedrich (Hg.): Das große China-Lexikon (Darmstadt 2003) 401 f. (“Korruption”, Thomas Heberer).
  2. Wolfgang Bartke: Die großen Chinesen der Gegenwart (Frankfurt 1985) 324 (“Gentry”).
  3. Vgl. Charles O. Hucker: A Dictionary of Official Titles in Imperial China (Stanford 1985), 96. Jacques Gernet: Die chinesische Welt (Frankfurt a. M., 1988), 401 – Vgl. auch Grand Dictionnaire Ricci, Bd. 6, S. 759 (Nr. 12490).
  4. Patricia Bjaaland Welch: Chinese Art. A Guide to Motifs and Visual Imagery (Singapore 2008) 30.
  5. Vgl. dazu zuletzt Wook Yoon: “Prosperity with the Help of ‘Villains,’ 1776-1799: A Review of the Heshen Clique and Its Era”, T’oung Pao 98 (2012) 479-527.
  6. Ebd., 480.
  7. John King Fairbank: Geschichte des modernen China 1800-1985 (München 1989) 48 f.
  8. Zum Tod des Jiaqing-Kaisers aus “westlicher” Sicht vgl. Monika Lehner/mind the gap(s): China-News: Der Tod des Jiaqing-Kaisers (1820) in österreichischen Zeitungen.
  9. Jonathan Spence: The Search for Modern China (New York 1999) 116.

Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/1027

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Die Urkunden des Schwarzwälder Prämonstratenserstifts Allerheiligen sind digitalisiert

Ein Gastbeitrag von Kurt Andermann:

Allerheiligen im Schwarzwald ist dem Wanderer bekannt durch seine spektakulären Wasserfälle und seine stimmungsvolle Kirchenruine. Das einst dazugehörige Prämonstratenser-Chorherrenstift, das am Ende des 12. Jahrhunderts durch Uta von Schauenburg gegründet wurde und bis 1802 Bestand hatte, ist gewissermaßen zu neuem Leben erweckt, indem seine Urkunden, die seit 1805 im Generallandesarchiv Karlsruhe verwahrt werden, inzwischen im Internet für jedermann weltweit frei einsehbar und benutzbar sind.

Es handelt sich um einen Bestand (GLAK 34) von knapp 1750 Urkunden aus sechs Jahrhunderten, die für die Lan­des-, Orts- und Kirchengeschichte beiderseits des mittleren Oberrheins von großer Bedeutung sind.

Im Rahmen des ‚Virtuellen deutschen Urkundennetzwerks‘ konnten alle diese Dokumente aus Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft nicht allein mit ihren Vorderseiten, sondern auch mit ihren Rückseiten hochauflösend digitalisiert werden, so dass Forscher künf­tig von ihren heimischen Schreibtischen aus bequem über alle auf den alten Pergamenten überlieferten schriftlichen Informationen verfügen können. Davon profitieren nicht allein die Historiker aus nah und fern, sondern auch die alten Urkunden selbst, weil die Originale fortan nur noch in seltenen Ausnahmefällen beansprucht werden müssen und so zum Nutzen ihrer Erhaltung für viele weitere Jahrhunderte angemessen geschont werden können.

Link zum Bestand beim GLA Karlsruhe

Link zum Bestand beim ‚Virtuellen deutschen Urkundennetzwerk‘

Quelle: http://oberrhein.hypotheses.org/294

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