Deutsches Denkmal in Sedan vor dem Abriss

Denkmal auf dem Friedhof Saint-Charles in Sedan

Das Denkmal auf dem Friedhof Saint-Charles in Sedan ist eine der letzten erhaltenen deutschen Gedenkstätten des Ersten Weltkriegs in den Ardennen. Das Kriegerdenkmal wurde im Jahr 1915 von deutschen Truppen erbaut und war Bestandteil eines Soldatenfriedhofes, der an den städtischen Friedhof angegliedert und nach Kriegsende aufgelöst wurde. Auf der Rückseite des Gebäudes, das mit seinen vier dorischen Säulen an ein antikes Bauwerk erinnert, stehen Namen gefallener Soldaten. Die Stadt Sedan hat kürzlich beschlossen, das Denkmal aufgrund seines baufälligen Zustandes abzureißen und an seine Stelle ein Ossarium zu setzen. Vor dem Hintergrund der bevorstehenden Gedenkfeierlichkeiten zum 100. Jahrestag – dem centenaire – des Kriegsausbruchs 1914 und des in diesem Rahmen vorgesehenen dt-frz. Programmes erscheint diese Entscheidung einigermaßen überraschend. Auf jeden Fall wirft sie ein Schlaglicht auf das weitgehende Fehlen einer dt-frz. “mémoire partagée” des Ersten Weltkriegs unterhalb der Ebene offizieller Sonntagsreden. Um den Abriss des Denkmals zu verhindern, hat eine Gruppe von französischen und deutschen Historikerinnen und Historikern auf Initiative von Nicolas Offenstadt einen offenen Brief an den Bürgermeister von Sedan geschrieben, in dem auf den besonderen kulturhistorischen Wert des Bauwerks hingewiesen wird. Eine Reaktion des Adressaten steht noch aus…

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/421

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Kitsch oder Kultur? Über den Sinn und Unsinn von Denkmälern

MONTAGSRADIO, Ausgabe 06/2011. Ein Streitgespräch. Gäste: Der HistorikerWolfgang Wippermann und der Stadtplaner Florian Mausbach. Das Denkmal für Freiheit und Einheit. Über die Bedeutung des Denkmals im 21. Jahrhundert

In einem vitalen, um nicht zu sagen sehr vitalen Streitgespräch diskutieren wir mit einem der Initiatoren des gerade beschlossenen Denkmals für Freiheit und Einheit auf dem Berliner Schloßplatz, dem ehemaligen Präsidenten des Bundesbauamtes, Florian Mausbach und einem der entschiedensten Kritiker, dem Berliner Historiker, Wolfgang Wippermannn.

Ein Disput in Reinkultur!

Denkmäler sind Teil unserer Erinnerungskultur und repräsentieren den Zeitgeist verschiedener Epochen. Sie stehen für ein Ereignis, eine Person oder ein Zustand von Vergangenem und sollen erinnern, mahnen, motivieren und ermutigen. Aber welchen Zweck können sie im 21. Jahrhundert noch erfüllen? Und welcher Moment der Zeitgeschichte muss sich in einem Denkmal manifestieren? Wer ist Adressat, wie soll es gestaltet werden und wo ist der richtige Ort? Und wie viele Denkmäler verträgt eine Nation?

Im November 2007 beschloss der Deutsche Bundestag, das bürgerliche Engagement von Millionen Menschen in der DDR für politische Reformen und demokratische Freiheiten mit einem Freiheits- und Einheitsdenkmal dauerhaft zu würdigen. Die Einigung über den Entwurf erfolgte im April 2011.  Neben dem Gewinner-Projekt “Bürger in Bewegung” des Stuttgarter Architektenbüros “Milla & Partner” und Sasha Waltz sprechen wir mit ihnen über das Holocaust-Mahnmal und Kriegerdenkmäler.

Für Hastige gibt es hier noch die Timeline zum Skippen. Das MP3-File zum Download gibt es hier.

2:00 Architektur für die Demokratie, die Kuppel auf dem Reichstag

4:00 Mausbach: die notwendige symbolische Feier der Demokratie

5:00 Wippermann: „Das Denkmal wird nicht vom Volk, sondern für das Volk gesetzt.“

6:00 „Die Wippe ist Kitsch“, kein authentischer Ort

8:30 Ein Revolutionsdenkmal ist nötig. „Eine Stadt ohne Denkmäler ist wie eine Wohnung ohne Bilder.“

10:00 Denkmäler als Herrschaftslegitimation

11:30 Mausbach: Beschluss des Bundestages für das Denkmal

13:00 Wippermann: Denkmalsprache verbraucht, Kitsch, Holocuast-Mahnmal

17:00 Mausbach: Holocaustmahnmal in Frankfurt

19:30 Wippermann: Inflation der Denkmäler

22:00 Heidmeier: notwendiges Scheitern

24:00 Maubach: notwendiges würdevolles Gedenken

26:00 Wippermann: Gedenkstätten statt Denkmäler, Täter können für Opfer kein Denkmal zu errichten

28:00 Mausbach: Freiheitsdenkmal wichtig für eine wehhafte Demokratie

29:00 die Form des Denkmals

31:00 das interaktive Denkmal

33:00 Wippermann: teurer Kitsch, vorhandene Denkmäler verändern: Neue Wache, Kriegerdenkmal

35:00 Mausbach: man kann die alten Kriegerdenkmäler und Nazigebäude nicht abreißen und die Städte bereinigen

36:30 zum Standort des Freiheits- und Einheitsdenkmals

38:00 der Sockel des alten Kaiserdenkmals für ein demokratisches Denkmal

39:00 die Ausstellung auf dem Alexanderplatz, Kennzeichnung authentischer Orte statt „überhöhter Darstellung“

40:00 Bundeswehrdenkmal

42:00 Pathos und Revolution, Ermutigung durch das Denkmal: ohne Zivilcourage keine Demokratie
45:00 kein Ausdruck denkbar? Wippermann: „Staatsnation ist nicht denkmalwürdig“

47:00 Mausbach: „Abschluss einer lange Geschichte“

Quelle: http://www.montagsradio.de/2011/05/02/kitsch-oder-kultur-uber-den-sinn-und-unsinn-von-denkmalern/

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