Krieg gegen den unsichtbaren Feind


Feindbilder des August Jasper

Katharina Peterdamm

Im Zentrum der Kriegseuphorie standen im Ersten Weltkrieg vor allem die veröffentlichten Feindbilder, mit denen sich die Bürger in der Heimat wie auch die Soldaten an der Front konfrontiert sahen.[1] Hinter diesen Feindbildern standen jedoch keine inhaltlich klar definierten Konzepte des Feindes, sondern vielmehr versteinerte Vorurteile.[2] Die angebotenen Feindbilder wurden oftmals angenommen, ohne jemals gründlich reflektiert zu werden, aber auch ohne wirkliche Hassgefühle gegenüber dem Feind zu entwickeln.[3]

Auch der Soldat August Jasper bediente sich in seinen Briefen an seine Frau Bernhardine Jasper solcher nationalistisch aufgeladener Charakterisierungen, blieb bei der jeweiligen Benennung aber überwiegend bei der einzelnen Nationalität. So waren für ihn „die Belgier feige“,[4] „die Franzosen“ wiederum „kriegen was aufs Fell“[5] und der „Engländer was auf die Decke“.[6] In seinen Briefen finden nicht nur die Feinde von der Westfront, an der er im Einsatz war, Erwähnung, sondern auch Russen, Italiener, Amerikaner sowie Bulgaren und Rumänen. Sie tauchen immer dann auf, wenn sich August Jasper mit seiner Frau über größere Kriegsziele Deutschlands oder Kriegshandlungen an anderen Fronten austauscht.



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Quelle: https://feldpost.hypotheses.org/660

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S wie Sensible Sammlungen


Was sind eigentlich sensible Sammlungen? Und warum sind sie sensibel?

Handelt es sich um Objekte, die sehr zerbrechlich sind und deswegen konservatorisch besonders geschützt werden müssen? Nein, es geht um etwas anderes: Sensibel meint in diesem Zusammenhang, dass der Umgang mit diesen Objekten vielleicht etwas problematischer oder anspruchsvoller ist als der mit anderen Objekten – in der Hauptsache deswegen, weil es Menschen außerhalb der Sammlungen gibt, die davon betroffen sein könnten. Meist geht es dabei um Objekte, deren Aufbewahrung, Präsentation oder Beforschung im Museum nicht unumstritten ist. Welche Objekte genau sensibel sind, ist häufig schwer zu definieren und kann vom Einzelfall abhängen.

Besonders prominent in der Debatte der vergangenen Jahrzehnte sind vor allem human remains, also Körperteile von Menschen. Dazu gehören sowohl Schädel und Knochen, als auch Haar- und Hautproben, präparierte Weichteile (Beispiel: anatomische Sammlung) oder (natürlich oder künstlich) konservierte Körper wie zum Beispiel Mumien oder Moorleichen. Doch nicht alle menschlichen Überreste sind gleichermaßen umstritten: in den meisten archäologischen Sammlungen ist die Präsentation von Skeletten oder einzelnen Schädeln durchaus üblich und wird auch in der Bevölkerung meist wenig hinterfragt.

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Quelle: http://sensmus.hypotheses.org/117

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(9) Ohne jüdische Akteure kein Preußen

Die brandenburgisch-preußische Judenpolitik war seit dem Edikt von 1671 auf Wandel und Handel ausgerichtet. Neben anderen Einwanderungsgruppen wurden insbesondere jüdische Familien, wegen ihrer Handelserfahrungen und ihres Kapitals angeworben. Brandenburg-Preußen zwang seine jüdischen Familien durch eine vielfältige Steuern- und Abgabenpolitik dazu. Dazu wurden jüdische Familien statistisch erfasst, sozial kategorisiert und kontinuierlich durch Edikte, erneuerte Privilegien und Ordnungen um weitere oder höhere Sonderabgaben belangt, die dann letztmalig 1750 unter Friedrich II. allgemein gültig und detailliert festgeschrieben wurden. Diese Bestimmungen und Forderungen führten zu großen finanziellen Belastungen, sozialen Krisen und Existenzängsten der jüdischen Familien. So bedeuteten die nach dem 7-jährigen Krieg (1756-1763) geforderten Zwangsbeiträge und Zwangsexporte für viele jüdische Familien den sozialen Abstieg und somit auch die Aufhebung ihres Schutzes in Preußen.

Die Verarmung vieler jüdischer Gemeinden zum Ende der Regierungszeit Friedrich II. soll allerdings um Schenk zu widersprechen nicht zum Anlass genommen werden die gesamt-wirtschaftliche Bedeutung durch die jüdische Einwanderung zu unterschätzen (vgl.

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Quelle: http://germanjews.hypotheses.org/102

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#scicomm4.0 What is Science 4.0 and Why Is It Necessary?

https://theamazingworldofpsychiatry.wordpress.com/2012/05/19/what-is-science-4-0-and-why-is-it-necessary/ Der Beitrag stellt science 4.0 als ein Konzept vor, welches ein Bundle an Merkmalen enthält wie z.B. Lizenzierungen, Programmierungen, Rechenkapazität und Vernetzung. Es stellt darüber hinaus einen Entwicklungssprung nach dem Web 2.0 und der daraus abgeleiteten science 2.0 dar.

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2015/08/6104/

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Rationales Entscheiden und historische Erklärung

Seit langem beschäftige ich mich mit der Frage der handlungstheoretischen Grundlegung der historischen Erklärung. Aktuell stoße ich dabei auf die Selbstbeschreibung des SFB 1150 „Kulturen des Entscheidens“ in Münster. Auf der Homepage findet sich eine Zusammenfassung des Forschungsprogramms, in der es u.a. heißt: “Damit soll zum anderen ein Anstoß dazu gegeben werden, Entscheiden zu einem zentralen Problem der Historischen Kulturwissenschaften zu machen […].” Dem kann ich ich nur anschließen – würde aber ergänzen, dass Entscheiden immer schon ein zentrales Problem der Historischen Kulturwissenschaften war.

Was mich aber verwundert, ist der in der Geschichtswissenschaft immer noch anhaltende Impuls, sich gegen ein Modell von Handlungsrationalität zu wenden, das eigentlich von niemandem mehr vertreten wird – das hat etwas vom Kampf gegen selbstgebaute Strohpuppen. Zugleich werden Theorieentwicklungen der letzten 20-30 Jahre souverän ignoriert. Es erinnert ein wenig an die Begeisterung der Historiker/innen für Clifford Geertz zu einem Zeitpunkt, als die Ethnologie ihn schon nach heftiger Kritik zu überwinden begann.

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Quelle: http://geschichtsadmin.hypotheses.org/334

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“Dialog für Frieden” – oder Orwell 2.0

Rückblick auf das Ausstellungsprojekt: Am 09. Mai schrieb mir Ali Söylemezoglu, Vorsitzender des Vereins mit dem sprechenden Namen: “Dialog für Frieden e.V.”, wir würden eine Veranstaltungsreihe anbieten, in der die Behauptung erhoben werde, dass die Türken 1915 einen Völkermord verübt hätten. Das war schon einmal falsch: “Die Türken” hatten wir nirgendwo geschrieben, wohl aber tauchte der Begriff “Völkermord” in Vortragstiteln der die Ausstellung begleitenden Vortragsreihe auf. Erstaunlich, wie man missverstanden werden kann, wenn jemand missverstehen will. Der Dialog für Frieden (laut eigener Internet-Recherche ein nur 15 Köpfe starker, aber eben lautstarker Verein) fuhr fort, wir seien uns jedenfalls darin einig, dass die Ereignisse 1914-1922 in Anatolien von größter Bedeutung seien. Insofern wären wir sicher alle der Meinung, dass eine gemeinsame öffentliche Diskussion der Ereignisse an unserer Universität (mit gleichen Redeanteilen der “Vertreter der Völkermordthese” und der “Vertreter der Gegenposition”) sinnvoll sei, um insbesondere das Für und Wider der Einstufung der Ereignisse als Genozid abzuwägen. Eben letzteres war aber gar nicht die Intention von Ausstellung und Vortragsreihe; wie wir unter http://www.blogs.

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Quelle: https://geschichtsadmin.hypotheses.org/330

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Mausklicks statt Gänge zum Regal – das Bayerische Wörterbuch auf dem Weg in die Digitalisierung

Von Michael Schnabel (Bayerisches Wörterbuch)

Wer ein Wörterbuch schreibt, betreibt – wenn man so will – Zettelwirtschaft. Er geht ans Regal, zieht mit Belegzetteln gefüllte Kästen heraus und verschafft sich einen Überblick über die Bedeutungen der zu bearbeitenden Stichwörter.

Wobei er Glück hat, wenn die ihn interessierenden Sprachbelege überhaupt schon verzettelt sind. Oft muss er diese aus den von Gewährspersonen ausgefüllten Fragebögen erst herausschreiben (exzerpieren), d.h. er hat die Materialbasis der von ihm zu verfassenden Stichwortartikel selbst herzustellen – eine mühevolle Arbeit, die mit mehreren Gängen ans Regal und viel Umblätterei verbunden ist. Eigentlich…

Zeitverschwendung



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Quelle: http://dhmuc.hypotheses.org/669

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Beten im Schützengraben.


Heinrich Echtermeyers Verständnis von der Kraft des Fürbittens

Jörg Schlarb

Während des Ersten Weltkrieges war der Glaube ein wichtiger Bestandteil des Vorstellungs- und Deutungshorizontes der Beteiligten. Denn wie die jüngere geschichtswissenschaftliche Forschung zuletzt herausgearbeitet hat, waren religiöse Deutungen mit Blick auf die Kriegserfahrung des ersten maschinell geführten Krieges auf kollektiver wie individueller Ebene von immenser Bedeutung. So zeigten sich beide großen christlichen Kirchen des Kaiserreiches seit 1871 – wenngleich aus unterschiedlichen Gründen[1] – mehr und mehr bereit, „den gesellschaftlichen und politischen Status quo mit Waffengewalt zu verteidigen“.[2] Je näher eine mögliche militärische Auseinandersetzung in Mitteleuropa rückte, desto stärker wurde die Verteidigung der Nation als religiöse Aufgabe verstanden.

Es verwundert daher nicht, dass auch auf individueller Ebene, die infolge einer intensiven Auseinandersetzung mit Feldpostbriefen und -karten in den Fokus der neueren Forschung gerückt ist, die erlebte Kriegswirklichkeit religiös reflektiert wurde. Viele Soldaten suchten in ihrem Glauben Sinn,[3] Rechtfertigung[4] und Schutz.[5] Doch ist zugleich eine wachsende Kritik an den Fähigkeiten und der Moral der Frontpriester aus zahlreichen Feldpostbriefen herauszulesen, die auch einen vermeintlichen religiösen wie moralischen Sittenverfall innerhalb des Offizierskorps und der kämpfenden Truppe thematisieren.[6] Vielfach entwickelte sich aus dieser Kritik eine Art Abkehr von der institutionalisierten Religion,[7] die zu einer Hinwendung zu mythischen oder kultischen Gedanken führte.

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Quelle: http://feldpost.hypotheses.org/635

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