Conference “The First World War in the Middle East: Experience, Knowledge, Memory”

On the occasion of the commemoration of the First World War, the Orient-Institut Beirut (OIB), the Institut français du Proche-Orient (Ifpo), the History Department of the Université Saint-Joseph (USJ) and the Institute of Palestinian Studies (IPS) are organising the international conference “The First World War in the Middle East: Experience, Knowledge, Memory” to be held in Beirut on November 3 and 4, 2014. 

The aim of the conference is to question and to rethink the place of this conflict in the history of the Middle East. Aiming at encouraging new approaches to a well-established field of historical enquiry, the debates of the conference are organised around three interconnected axes:OIB PLakat

● From the perspective of social history and historical anthropology, the scholars want to explore how people experienced the war, how they lived through it and what it meant for their daily lives.

● From the point of view of a long-term history of science and knowledge production, the conference considers the impact of the war and of its transregional and global dimensions on orders of knowledge and the institutional and informal systems producing it. Of special interest are the emerging nationalist movements, their interactions with the self-reforming Ottoman and later the colonial or Mandatory educational systems, and their long-term effects on shifting notions of science and education in the region.

● Finally, the scholars will examine, from the point of view of the sociology of memory, how this ‘Great War’ is remembered in literature, arts, commemorations and celebrations. The aim is to reflect the dynamics of how, when, where and by whom this war has become the object of commemoration, be it private or official, particularly when taking into account the more recent periods of violence in the region.

The abstracts of the conference you will find here.

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/1840

Weiterlesen

Wissenschaftliches Kolloquium „Digital Humanities“

An der Universität Trier geben im Rahmen des Forschungskolloquiums von Prof. Dr. Claudine Moulin (FB II – Germanistik) und Prof. Dr. Caroline Sporleder (FB II – Computerlinguistik & Digital Humanities) internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen Einblick in ihre aktuellen Forschungen und zeigen dabei ein breites Spektrum digitaler Möglichkeiten auf.

Es ergeht herzliche Einladung an alle Interessierten!

Ort: Universität Trier, Raum B10, donnerstags 10–12 Uhr

30. Oktober 2014
Catherine Jones (CVCE, Luxemburg)
Digital Mapping for Historical Research

13. November 2014
Marie-Paul Jungblut, Daniele Turini (Historisches Museum Basel)
Museum as a Social Hub? eCulture im Historischen Museum Basel

20. November 2014
Jörg Röpke (Universität Trier)
(Echtzeit-)Analyse im multidimensionalen Raum für die Geisteswissenschaften

4. Dezember 2014
Stefan Heßbrüggen (HSE, Moskau)
Philosophie als digitale Geisteswissenschaft

11. Dezember 2014
Lars Wieneke (CVCE, Luxemburg)
HistoGraph – A Toolbox for the Visual Exploration, Annotation and Creation of Social Networks Based on Multimedia Sources

18. Dezember
Antje Töpel (IDS, Mannheim)
Digital Humanities und Lexikografie. Vorteile und Probleme großer Datenmengen in der korpusbasierten Lexikografie

8. Januar 2015
Patrick Sahle (Universität zu Köln)
Nachhaltigkeit geisteswissenschaftlicher Forschung

15. Januar 2015
Michael Strube (HITS, Heidelberg)
The Dark Side of Natural Language Processing: When Linguistics Is Used to Monitor and Profile You

29. Januar 2015
Ingo Timm (Universität Trier)
Simulation in den Geistes- und Sozialwissenschaften: Von Urmenschen und Digital Natives

5. Februar 2015
Andrei Beliankou & Mariona Coll Ardanuy (Universität Trier)
Mining Historical News Archives

12. Februar 2015
Stefanie Dipper (Ruhr-Universität Bochum)
Semi-automische Analyse historischer Sprachdaten des Deutschen

Plakat Digital Humanities Universität Trier

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4198

Weiterlesen

Anleitung | Digitale Zeitleisten mit Timeline JS erstellen | Open Educational Resources

Unter den Anbietern von Tools zur Erstellung digitaler Zeitleisten (guter Testbericht mit einem tabellarischen Überblick) gibt es wenige, die kostenlos zur Verfügung stehen und sich zur Erstellung von frei lizensierbaren Bildungsmedien (Open Educational Resources) eignen. Timeline JS ist zurzeit wohl das am einfachsten zu bedienende Tool, das zugleich ein optisch ansprechendes Ergebnis liefert (kleines, selbst erstelltes Beispiel: Zeitleiste zum 9. November auf segu Projektor). Weil die Einarbeitung dennoch etwas Zeit erforderte – hier eine Kurzanleitung in 16 Schritten:

TL1

1 | Die Zeitleiste wird in einer Google-Tabelle1 “programmiert”. Das Template (die Vorlage) dieser Google-Tabelle muss man auf Timeline JS herunterladen (runterscrollen). Es öffnet sich automatisch in Google Drive (“Vorlage verwenden” anklicken). Zuerst sollte man die Datei dann umbenennen.

2 | Die Tabelle sieht unübersichtlich aus. Bevor die Daten bearbeitet werden, empfiehlt es sich die Zeitleiste zuerst auf der eigenen Seite (z.B. in ein Blog) einzupflegen. Dann kann man sich die späteren Änderungen immer gleich anschauen.

TL2

3 | Zum Einpflegen der Zeitleiste muss man (wie auf der Seite von Timeline JS beschrieben) in der Goolge Tabelle unter “Datei”, dann “Im Web veröffentlichen”, dann “Jetzt veröffentlichen” anklicken und den generierten Code kopieren.

4 | Den Code muss man auf der Seite von Timeline JS in das Feld unter “Copy/paste spreadsheet URL” eingeben und anschließend den auf der Seite unter “Embed the code into your website” generierten Code wiederum kopieren. Die Breite der Zeitleiste ist auf 650 voreingestellt, das passt in die meisten Blogformate, lässt sich aber auch beliebig verändern (s. Schritt 16).

TL3

5 | Im Blog öffnet man eine neue Seite oder einen neuen Artikel, schaltet die Bearbeitungsebene von “Visuell” auf “Text” um und fügt den Code ein.

6 | Nachdem der Beitrag gespeichert wurde kann man in der Vorschau die Vorlage der Zeitleiste von Timeline JS anschauen. Bevor man sich an die Bearbeitung der Daten für die eigene Zeitleiste macht, sieht man hier, welche verschiedenen Medien (Bilder, Audios, Videos, Karten, Tweets) sich in die Zeitleiste einbinden lassen. Die Bearbeitung der Daten, die in den folgenden Schritten erklärt wird, kann man durch Aktualisieren der Vorschau jetzt immer mitverfolgen.

TL4

7 | Zurück zur Google-Datentabelle: Vor der Eingabe von Daten sollte man jetzt die Zeilen 3 bis 9 löschen und ggf. neue, leere Zeilen hinzufügen. Übrigens: Spalten dürfen nie gelöscht werden.

8 | Um statt Daten (MM.TT.JJJJ) auch nur Jahreszahlen einzugeben, muss man Spalte A und Spalte B umstellen: Spalte markieren, dann “Format”, dann “Zahl” und dann “Nur Text” anklicken. Bei einem einzelnen Ereignis – z.B. der Novemberrevolution – trägt man in Spalte A 1918 ein, Spalte B bleibt leer. Bei einem Zeitraum – z.B. dem Ersten Weltkrieg – trägt man in Spalte A 1914 und in Spalte B 1918 ein.

TL5

9 | Die blau hinterlegte Zeile 2 ist die “Auftaktseite” der Zeitleiste, auf der das Thema erklärt werden kann. Hier muss übrigens keine Jahreszahl angegeben werden, sie erscheint später automatisch am Anfang der Zeitleiste.

10 | In der Spalte “Text” werden die Erläuterungstexte eingegeben. Etwas kompliziert: Will man in den Erläuterungstexten Links erzeugen, muss man sie mit dem HTML-Befehl (Bsp.)

<a href=”http://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/69545/der-9-november” target=”_blank”>Weiterführende Informationen zum 9. November als Datum der deutschen Geschichte</a>

manuell erzeugen. Der Zusatz target=”_blank” dient dazu, dass sich die Seite in einem neuen Fenster öffnet.

TL6

11 | Medien werden bei Timeline JS nicht hochgeladen, sondern verlinkt. Für Open Educational Resources (OER) sollte man bei der Auswahl an Bildmedien auf freie Lizensierung achten. Bildmedien unter Public Domain oder Creative Commons-Lizenz finden sich vor allem in der Wikimedia (Beispiel: Foto des Bundesarchivs zur Maueröffnung). In die Spalte “Media” muss man die URL eintragen, die nach zweimaligem Klicken auf ein Bild der Wikipedia angezeigt wird (Bsp.):

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4a/Bundesarchiv_Bild_183-1989-1118-028%2C_Berlin%2C_Grenz%C3%BCbergang_Bornholmer_Stra%C3%9Fe.jpg

Es lassen sich auch Bilder aus anderen Bilddatenbanken, z.B. flickr, verlinken.

12 | In der Spalte “Media Credit” ist der Urheberrechts-Nachweis zum Bild einzutragen. Bei Wikimedia erhält man den Nachweis, wenn man auf den blauen Button “Weitere Einzelheiten” klickt, dann das Globus-Symbol “Use this file” und dann die dritte Zeile “Attribution” kopiert (und ggf. kürzt). Im Beispiel ist der Urheberrechts-Nachweis zusätzlich mit der Wikimedia-Seite verlinkt – dann kann man sich das Bild in Originalgröße anschauen.

TL7

13 | In die Spalte “Media Caption” wird die Bildunterschrift eingetragen. Im Ergebnis wird das Bild jetzt wie im Beispiel angezeigt.

14 | Youtube- oder Vimeo-Videos lassen sich für OER nur dann nutzen, wenn die Videos unter Creative Commons-Lizenz stehen, was leider nur selten der Fall ist. Neben Bildern und Videos lassen sich ggf. auch andere Medien einbinden, beispielsweise Tweets oder Karten. Weil solche Medien selten zum Einsatz kommen, soll hierauf nicht detailliert eingegangen werden. Es empfiehlt sich, nochmals die Vorlage von Timeline JS herunterzuladen; dort findet man Beispiele.

TL8

15 | Die wesentlichen Schritte sind erklärt. Die Zeitleiste nimmt Gestalt an. Jetzt macht die Erstellung geeigneter Texte die meiste Arbeit. Optional kann die graue Zeitleiste in maximal drei Themenbereiche gegliedert werden (z.B. Politik – Kultur – Technik). Hierfür muss in der Spalte “Tags” der jeweilige Begriff eingegeben werden. Im Beispiel haben wir darauf verzichtet.

16 | Zuletzt kann man auf der Seite von Timeline JS noch die Optionen der Zeitleiste verändern. Die Spracheinstellung sollte auf “German/Deutsch” umgestellt werden, man kann die Schrifttypen ändern und die angezeigten Zeitintervalle einstellen. Anschließend muss man den überarbeiteten Code nochmals auf seine Seite kopieren (Schritte 3 bis 5). Ein letzter Hinweis: Die Zahl der Ereignisse sollte lt. Timeline JS auf etwa 30 beschränkt werden, weil sonst die Ladezeiten zu lang werden.

 

Im Rahmen von segu Projektor planen wir zurzeit ein Zeitleisten-Projekt, bei dem auch Schüler/innen Zeitleisten mittels Timeline JS erstellen sollen. Dazu später mehr. Die Zeitleiste zum 9. November ist der erste Versuchsballon. Hinweise / Kommentare zu anderen digitalen Zeitleisten sind willkommen. Hier nochmal das fertige Beispiel:

 

1 Für Open Educational Resources kommt die Verwendung von Google Drive eigentlich nicht in Frage, allerdings muss sich nur der Ersteller der Zeitleiste bei Google anmelden, nicht der Benutzer der Zeitleiste. Alternativ lassen sich auch excel-Tabellen in Timeline JS importieren.

Quelle: http://historischdenken.hypotheses.org/2575

Weiterlesen

28. Anti-Aging oder Vorwärts in die Vergangenheit

Sprachliche VerkleisterungAnti-Aging

And now for something completely different. Einen Beitrag über Anti-Aging mit dem Ausspruch einer leidlich bekannten Truppe britischer Komödianten beginnen zu lassen, ist nicht nur deswegen gerechtfertigt, weil ich von dem hier zu behandelnden Gegenstand eigentlich keine Ahnung habe, sondern auch weil man in diesem Terrain ohne die englische Sprache nicht auskommt. Das Englische dient hier, wie nicht selten, zumindest für deutsche Konsumierende zur (letztlich recht durchsichtigen) Verschleierung vager, stupider, wenn nicht gar unsinniger Inhalte. Produkte, die in irgendeiner Form mit dem Lifestyle in Zusammenhang stehen, müssen mit genau dieser sprachlichen Verkleisterung operieren, um ihre Inhaltsarmut zu übertünchen.

Man muss sich die sprachlichen Entgleisungen nur einmal zu Gemüte führen. Bei Kosmetikprodukten finden sich beispielsweise ein „Concern Kit De-Aging“ zur Gesichtspflege oder das „Anti-Aging Facial Serum“ mit dem schönen Titel „Make yourself youthful“. Die Feuchtigkeitscreme „Superdefense“ ist wohl nicht für militärische Einsätze gedacht (nehme ich einmal an), klingt aber ganz danach. Ein „Daily Youth Restoring Serum“ klingt schon ein wenig nach Hexenküche, aber spätestens wenn das Label „Wonderskin“ eine „reparierende Anti-Age Maske“ anbietet, ist klar, wie eng die diskursiven Beziehungen zwischen der Anti-Aging-Industrie für Frauen und dem Baumarkt-Wesen für Männer sind. Aber es gibt für alles noch Steigerungsmöglichkeiten. Bei der „Total Age Correction“ habe ich eher Assoziationen mit Zombie-Filmen, während der „Hyper-Hydrating Rejuvenating Eye Contour“ nach dem Ergreifen letzter möglicher Mittel in Folge völliger Verzweiflung anmutet.

Selbstredend müssen solche Versprechen auf Englisch gegeben werden. Auf Deutsch klingt das denn doch irgendwie sklerotisch: Anti-Alterung, Reperaturserum, Gesichtskorrektur – das wären Ausdrücke, die man irgendwo zwischen Krankenhaus und Autowerkstatt einordnen würde.

Uralte Jungbrunnen

Nun mag man behaupten, Anti-Aging sei es gar nicht wert, einer halbwegs seriösen Betrachtung unterworfen zu werden. Aber müssen denn nicht die Historizitätssynapsen zu klappern beginnen, sobald bei der Werbung für Anti-Aging-Produkte permanent Verjüngungsversprechen gegeben werden? Lauert dahinter nicht die uralte Vision vom Jungbrunnen, der Wunsch, den unvermeidlichen Verfall aufhalten zu können und endlich den lebenden Beweis dafür abzuliefern, dass Unsterblichkeit doch möglich ist? Mit welchen Formen von Verzeitlichung haben wir es zu tun, wenn ein ganzer Industriezweig von dem Versprechen leben kann, gegen das Altern vorzugehen?

Sicherlich ist es etwas billig (wenn auch nicht gänzlich unamüsant), die eigentümliche Sprache dieser Industrie aufs Korn zu nehmen, indem man sie einfach nur mal wörtlich nimmt. Kein Verkäufer und keine Käuferin solcher Produkte nimmt ernsthaft an (so hoffe ich zumindest), dass die dargebotenen wortreichen Verjüngungsformeln sich auch dauerhaft in physischen Ergebnissen niederschlagen werden. Auch wenn es nicht dauernd thematisiert wird, aber als Objekte von Dauerwerbeberieselung wissen wir zumindest implizit, dass einen Autos nicht zufriedener, Halsbonbons nicht gesünder, Winterbekleidung nicht schöner und Biersorten nicht männlicher machen. Von den Emotionen, die mit dieser Werbung transportiert werden, lassen wir uns aber durchaus ansprechen. Und in diesem Sinn lohnt sich schon die Frage, was für eine Zeitlichkeit eine Kultur sich leistet, wenn sie mittels chemisch-kosmetischer Produkte, medizinischer Eingriffe, Wellness-Urlaube und spezieller Nahrungsmittel zumindest manchen erfolgreich die Hoffnung verkaufen kann, das Altern nicht nur hinauszuzögern, sondern dem Wortsinn nach (Anti!) auch aufzuhalten und vielleicht sogar umkehren zu können.

Danach kommt noch alles

Nun ist es recht offensichtlich, dass auch bei Konsumentinnen von Anti-Aging-Produkten die Hautalterung früher oder später sichtbar wird und der Tod irgendwann zuschlägt. Im noch schlimmeren Fall kann man in einem solchen Gesicht vielleicht nicht mehr ablesen, wie die Haut altert, man kann aber sehr deutlich die Maßnahmen erkennen, die zur Sistierung dieses Prozesses eingesetzt wurden – wandelnde Mumien in den Einkaufsstraßen. Und ebenso offensichtlich ist es, welche Form der Verzeitung hinter diesem Wunsch nach Gegenalterung steckt. Das Ideal von Jugendlichkeit und Lebendigkeit, das so gern als „Vitalität“ verkauft wird, ist nicht erst im Zuge kapitalistischer Gesellschaften zum Wunschbild geworden. Von der Vorstellung des Jungbrunnens zum Anti-Aging einen ungebrochene Kontinuitätslinie zu ziehen und eine anthropologische Konstante feststellen zu wollen, wirkt aber wenig überzeugend. Anti-Aging scheint mir insofern ein Gegenstand zu sein, den es ernsthaft zu befragen lohnt, als sich damit nicht nur Jugendlichkeitswünsche, sondern ebenso Sinnfragen verbinden. Auch in einer Gesellschaft, die sich weitgehend als säkularisiert begreift, kann die Frage danach, was nach dem Leben kommt, nicht einfach suspendiert werden. Wenn religiöse Antworten nicht mehr überzeugen, dann muss man sich entweder mit dem Nichts anfreunden – oder versuchen, die Gegenwart zu einem Dauerzustand zu machen. Anti-Aging erscheint dann als eine Fluchtvariante vor der Einsicht, dass nach dem eigenen Leben noch so viel mehr Leben auf die Überlebenden wartet. Man kann Angst haben, dass nach dem Tod nichts mehr kommt. Man kann aber auch Angst davor haben, dass danach noch alles kommt. [1] Anti-Aging-Maßnahmen lassen sich daher auch begreifen als Anti-Fear-Maßnahmen.

Gerade hier kann man das Abschreckend-Faszinierende und das zugleich Paradoxe an der Anti-Aging-Industrie und dem Wunsch nach Entalterung ausmachen. Denn Anti-Aging-Versprechen machen sich die neuesten, in die Zukunft weisenden Fortschritte der chemischen Industrie und der medizinischen Wissenschaft zunutze – um mit ihrer Hilfe einen Weg in die Vergangenheit, nämlich in die eigene körperliche Jugendlichkeit einzuschlagen. Weiterhin gehen diese hochindustrialisierten Wissenschaftskomplexe unheilige Allianzen mit letztlich magischen Überzeugungen ein, die den uralten Wunschtraum der Menschheit beinhalten, die individuelle Lebensuhr zurückdrehen zu können. Wenn es noch eines Beweises bedürfen würde, wie widersprüchlich dieses seltsame Ding namens ‚Fortschritt‘ ist, dann könnte man ihn hier finden: technisch-wissenschaftlich zwar auf höchstem Niveau, aber in puncto Todesflucht noch keinen Schritt weiter gekommen.

Problem Astronautennahrung

Dabei könnte doch alles so einfach sein – und wird es möglicherweise in Zukunft auch. Einstein (wer sonst) hat auch schon für Anti-Aging die Lösung gefunden: Mit der ausreichenden Menge landesüblicher Valuta ließe sich ein Flug durchs Weltall bestellen, bei der die Astronautin sich mit nahezu Lichtgeschwindigkeit bewegt. Zurück auf der Erde wäre sie ohne den Einsatz irgendwelcher Cremes kaum gealtert, während ihre daheim gebliebenen Freundinnen in der Zwischenzeit ihren Tribut an den unaufhaltsamen Verfall zahlen mussten. Nun gut, es gibt Stimmen, die behaupten, der Nichtalterungsprozess bei der Lichtgeschwindigkeitsreise durch die Raumzeit würde dadurch zunichte gemacht, das man im Raumschiff Astronautennahrung zu sich nehmen müsste. Aber auch an diesem Problem wird sicherlich gearbeitet.

 

[1] Vgl. Rattelschneck: Harry & Hilmar, in: Süddeutsche Zeitung, 27./28. September 2014.


Einsortiert unter:Geschichtskultur Tagged: Alter, Anti-Aging, Tod, Verjüngung

Quelle: http://achimlandwehr.wordpress.com/2014/10/28/28-anti-aging-oder-vorwarts-in-die-vergangenheit/

Weiterlesen

Ein nicht identifiziertes Gesellschaftszeichen auf dem Grabstein des Konrad von Kraig (gest. 1398/1399) in St. Veit an der Glan, Kärnten

Im Auftrag von Prof. Dr. Werner Paravicini (Kiel) und in Anknüpfung an einen ähnlichen Post veröffentlichen wir hier gerne folgende Anfrage in unserer Rubrik “Die digitale Kaffeepause”. Sie dient explizit der Klärung offener Fragen mit Hilfe interessierten Fachpublikums, wie es oft auch die analoge Konferenzkaffeepause auszeichnet. Wer Ähnliches hier vorstellen möchte, wende sich vertrauensvoll an die Blogbetreiber.

Grabstein Konrad von Kraig

Grabstein des Konrad von Kraig in St. Veit am Glarn, Gesamtansicht (Foto: Friedrich Wilhelm Leitner, Klagenfurt)

Auf dem Grabstein des dem Herrenstand angehörenden Konrad von Kraig hängt vom Helm herab eine Kette an deren Ende ein kreisrundes Abzeichen befestig ist [s. Gesamt- und Detailansicht].1 Alle Versuche, dieses Abzeichen zu identifizieren, sind bislang fehlgeschlagen. Leider ist es unvollständig erhalten. Das Zentrum scheint eine Rose auszufüllen, über die ein Vogel (Rabe, Falke?) gelegt ist. Der kreisrunde, breite Rand ist mit einem einzigen Wort belegt, das mit “… em” endet. Es handelt sich also um eine klassische Devise, zusammengesetzt aus Bild und Wort. Keinesfalls handelt es sich um ein Wappen, etwa das seiner ersten oder zweiten Frau. Konrad von Kraig, 1357/1358, 1377 und möglicherweise öfter auf Preußenfahrt, stand 1355 in mailändischem Sold,  trat in österreichische Dienste, wurde gegen Venedig eingesetzt, war Hauptmann in Kärnten, dann auch in Krain. Er diente aber zugleich dem König Wenzel von Böhmen als Hofmeister und begegnet oft als relator in dessenUrkunden. In Wenzels Auftrag verhandelte er die Heirat Annas von Böhmen mit Richard II. von England und hielt sich deshalb in den Jahren 1381-1382 des öfteren in England auf, wobei nicht ausgeschlossen ist, daß er schon früher dorthin gekommen war (1356/1361).

Das Gesellschafts- oder Ordenzeichen könnte ihm also verliehen worden sein:

  • vom Deutschen Orden, denn er saß dort am Ehrentisch.
    ….
  • von einem Herzog von Österreich, Albert III. oder Leopold III.
  • von Wenzel von Böhmen.
  • vom einem König von England, vermutlich Richard II., aber auch Eduard III. käme in Frage, oder ein Mitglied der königlichen Familie, oder englischer Hochadel.

    Devise im Detail

    Detailansicht der Devise (Foto: Friedrich Wilhelm Leitner, Klagenfurt)

  • von einem Mitglied des Hauses Rosenberg in Böhmen (der heraldischen Rose wegen).
  • Es könnte sich aber auch um eine eigene, Kraigsche Kreation handeln.
  • Oder um einen ganz anderen Zusammenhang.

Diese Devise paßt nicht zu den Zeichen, die vom Deutschen Orden oder von den genannten Fürsten und Herren bekannt sind.

Wer kennt das Zeichen, wer kann es einordnen?

Mit Dank im Voraus für Rückmeldungen über die Kommentarfunktion.

Werner Paravicini

  1. Vgl. Leitner, Friedrich Wilhelm, Die Herren von Kraig. Eine genealogische Skizze zu den Erbtruchsessen in Kärnten, in : Archiv für Diplomatik 46 (2000), S. 225-275, hier  S. 245 u. S. 268, Abb. 1 = Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten. Teil 2: Die Inschriften des Politischen Bezirkes St. Veit an der Glan, bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner [Die Deutschen Inschriften, 65 = Wiener Reihe 2/2], Wien 2008, S. 62, n° 71 und Abb. 61

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/4551

Weiterlesen

Call for Papers: Herrschaft und Widerstand (bis zum 31.12.2014)

Herrschaft und Widerstand Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf umkämpfte Verhältnisse 4. Fachtagung der DNGPS, 08.-10. April 2015 Herrschaft und Widerstand stehen in einer unmittelbaren Beziehung zueinander. Widerstand kann sich nur gegen Herrschaft richten; Herrschaft sich erst in der Möglichkeit des Widerstandes gegen … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/7579

Weiterlesen

Frühneuzeit-Info: Gemalte Zahlen

Im Weblog der Frühneuzeit-Info ist heute eine von mir speziell für KunsthistorikerInnen verfasste Miszelle erschienen, die sich mit Zahlen auf Gemälden und Grafiken beschäftigt. Diese Zahlen dienten entweder als Inventarnummern oder zur Herstellung von Bild-Text-Beziehungen. Ich freue mich auf Hinweise und Kommentare!

Tantner_Zahlen_Abb5_Storffer

Printversion der Miszelle: Tantner, Anton: Gemalte Zahlen – von Inventarnummern und Bildbeschreibungen. Eine anfragende Miszelle für KunsthistorikerInnen, in: Frühneuzeit-Info 25, 2014, S. 232–235.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022220999/

Weiterlesen

Gemalte Zahlen – von Inventarnummern und Bildbeschreibungen. Eine anfragende Miszelle für KunsthistorikerInnen

Von Anton Tantner (Wien)

Die Frühe Neuzeit ist nicht nur die Hochzeit der Kunst- und Wunderkammern mit ihrer heute einer chinesischen Enzyklopädie à la Borges gleichenden Mischung von Artificialia und Naturalia, sie ist auch die Hochzeit einer Kulturtechnik, die so selbstver­ständlich ist, dass sie von der Forschung nur zu oft unbeachtet blieb: Der Kulturtechnik der Nummerie­rung, die Objekten oder Subjekten Zahlen zuordnet, mit dem Zweck, diese identifizierbar zu machen.

Mit dieser Kulturtechnik wurden unter anderem Häu­ser, Pferdefuhrwerke, Briefboten, Wiener Polizeisol­daten, Spitalsbetten und Töne bedacht, und auch die Kunstgegenstände der frühneuzeitlichen Sammlungen blieben davon nicht unbehelligt. So wurden insbeson­dere auf Gemälden – oft nachträglich und ohne dass dies durch die KünstlerInnen vorgesehen war – Zah­len angebracht, was aus zumindest zweierlei Gründen geschah: Zum einen wurden auf dem Bild dargestellte Personen bzw. Objekte nummeriert, um diese in einer im Bild oder an dessen Rahmen befestigten Legende identifizieren zu können, zum anderen wurde das Ge­mälde selbst mit einer Inventarnummer versehen.

Ziel dieser Miszelle ist es, einige Beispiele für solche Nummerierungen anzuführen, womit die Absicht ver­bunden ist, insbesondere die mit kunsthistorischer Ex­pertise ausgestatteten LeserInnen der Frühneuzeit-Info zu eigenen Arbeiten zu diesem Thema anzuregen be­ziehungsweise um die Mitteilung weiterer, ähnlich ge­lagerter Beispiele an den Autor dieser Zeilen zu bitten.1

Nummern zur Identifizierung von Bildelementen

 Von Michael Giesecke stammt die Bemerkung, dass zu Beginn des 16. Jahrhunderts die

ikonischen Beschreibungen (…) ebensowenig den uns heute geläufigen Standards wie die Texte [entsprechen]. Vor allem die Beziehungen zwischen diesen beiden Kodierungsformen bleiben noch ganz ungenau. Es brauchte Jahrzehnte, bis sich eine so einfache Technik wie das Bezeichnen der Abbildungen mit Buchstaben, Zahlen oder Worten herausbildete, die dann erst ein elegantes Zusammenspiel von Beschreibungstext und Bildvorlage ermöglichte.2

Als Beispiel für den Einsatz von Zahlen zu diesem Zweck kann der berühmte anatomische Atlas von Vesalius aus dem Jahr 1543 genannt werden, der exzes­siv Nummern einsetzt, um etwa die Wirbel oder die Rippen der abgebildeten Skelettteile zu identifizieren und das Auffinden der jeweiligen Beschreibung im ge­druckten Text zu ermöglichen (Abb. 1).

Vesalius, Andreas, De humani corporis fabrica libri septem, Basel 1543, S. 57 (Detail).

1 Vesalius, Andreas, De humani corporis fabrica libri septem, Basel 1543, S. 57 (Detail).

Es scheint, dass diese Entdeckung der Zahl zur Her­stellung von Bild-Text-Beziehungen geradezu eine Zahlen-Begeisterung, einen numerologischen Über­schwang mit sich brachte, der dazu führte, dass in der Frühen Neuzeit nicht nur in Abbildungen in Büchern, sondern auch auf eigenständigen bildlichen Darstel­lungen Nummern angebracht wurden.

So ist etwa der Teppich von Bayeux auf eine Leinwand aufgezogen, an deren oberen Rand Nummern für die einzelnen gezeigten Szenen angebracht sind; dass diese nicht aus der Entstehungszeit des Teppichs im 11. Jahrhundert stammen, ist evident, doch ist es keines­wegs einfach, herauszufinden, wann sie angebracht wurden. Der als wohl etwas apokrypher Beleg zu be­trachtende Calvados-Reiseführer von Gallimard gibt das 18. Jahrhundert als Anbringungszeit für die Num­mern an, während die Forschungsliteratur zuweilen das Jahr 1842 nennt.3

Während im Falle des Teppichs von Bayeux die Num­mern nicht direkt am Kunstwerk selbst aufgetragen wurden, gibt es weit aufdringlichere Fälle für die An­bringung von Nummern an Kunstwerken. Etwa eini­ge der im Haarlemer Frans Hals-Museum gezeigten Milizbilder, die Frans Hals in den 1620er und 1630er Jahren anfertigte und auf denen nachträglich, um 1740 Zusatztafeln mit den Namen der abgebildeten Perso­nen angebracht wurden und in das Bild selbst hinein dann die Nummern auf die Personen gemalt wurden (Abb. 2).4

2 Frans Hals, Festmahl der Offiziere der St. Georgs- Schützengilde, 1627 (Detail).

Ähnliches geschah mit der berühmten Anatomie des Dr. Tulp von Rembrandt (Den Haag, Mauritshuis) aus dem Jahr 1632. In dieses Bild wurde vermutlich um 1700 oder 1732 eine Nummerierung der darauf abgebildeten Personen samt einer Liste deren Namen, die eine der abgebildeten Personen hält, eingefügt; bei einer jüngst vorgenommenen Restaurierung wurden diese Nummerierung und die Namensliste wieder ent­fernt, unter der Namensliste kam eine anatomische Zeichnung zum Vorschein.5

Inventarnummern

 Ein weiteres Beispiel für das nachträgliche Anbringen von Nummern ist die Beschriftung von Bildern und anderen Objekten mit Inventarnummern, deren Auf­gabe es ist, die Verbindung zwischen dem Objekt und seiner in einem Inventar eingetragenen Verzeichnung sicherzustellen. Die bereits im Mittelalter feststellbare Praxis der Inventarisierung war anfangs eine rein rechtliche Angelegenheit und wurde entweder zu Lebzeiten eines Sammlers/einer Sammlerin vorge­nommen oder aber nach deren Tod zur Regelung der Erbschaftsangelegenheiten, was auch erklärt, warum derlei Inventare zunächst von Juristen erstellt wur­den. Als Inventare gelten Verzeichnisse von Objekten zum Zwecke der Festlegung der Einzelgegenstände innerhalb einer Gesamtheit von Objekten; ihr Zweck besteht auch darin, die einzelnen Objekte wieder auf­zufinden und zu identifizieren.6

Thomas Ketelsen, einer der wenigen KunsthistorikerInnen, die sich mit der Geschichte der frühneuzeit­lichen Kunstinventare intensiver beschäftigt haben, unterscheidet vier Einzelpraktiken, die bei deren Er­stellung zum Einsatz kommen:

  1. das Entwerfen eines räumlichen Schemas, das heißt die Beschreibung der Räumlichkeiten, in denen sich die verzeichneten Objekte befinden, worunter auch die Beschreibung der Schränke fällt, in denen sie aufbewahrt werden.
  2.  „das Erstellen eines Relationsgefüges“, das die räumlichen Beziehungen zwischen den verzeichne­ten Objekten angibt, das heißt die Angabe, wo sich ein Objekt im Verhältnis zum davor oder danach be­schriebenen befindet, ob links oder rechts daneben, darüber oder darunter.
  3.  „das Identifizieren und Beschreiben der einzel­nen Dinge“ und schließlich
  4.  „die fortlaufende Numerierung der einzelnen In­ventareinträge“, womit am Schluss des Inventars die Anzahl der verzeichneten Objekte angeben werden kann.7

Die Geschichte des Einsatzes der Objektnummerie­rung im Zuge der Inventarisierung von Kunstgegen­ständen bleibt noch näher zu erforschen, doch gibt es Indizien, die dafür sprechen, dass diese Praxis sich insbesondere im 17. Jahrhundert verbreitete, wenn sie auch nicht immer selbstverständlich war: So führt ein wahrscheinlich 1630 erstelltes Inventar der Münchner Kammergalerie Maximilians I. von Bayern die Gemäl­de nummeriert an, wobei ein Stück von Dürer – Die Himmelfahrt oder Crönung unserer lieben Frauen – von der Nummerierung ausgelassen wurde; die Recht­fertigung dafür lautete folgendermaßen: „Weyl dises Stuck an sich selbs seiner fürtrefflichkeit halber, leicht zu erkenen, hat man solches zu numeriern für unnöt­tig gehalten.“ Beim folgenden Eintrag – wieder ein Gemälde Dürers, Die Geburt Christi – wurde demge­genüber vermerkt: „ist zu ruckh gezaichnet mit N°.1.“8

Diese Nummer war demnach – so wie heute üblich – auf der Rückseite des Gemäldes angebracht, doch war man bei der Inventur nicht immer so dezent: Es gibt viele Beispiele dafür, dass in der Frühen Neuzeit Inventarnummern auf der Vorderseite der Gemälde angebracht wurden, wie etwa die hier abgebildeten Ausschnitte aus Gemälden des Prado belegen (Abb. 3 und 4).

3 Hieronymus Bosch, Der Garten der Lüste, ca. 1500 (Detail).

4 Francisco De Goya, Die Erschießung der Aufständischen, 1814 (Detail).

Eine Sonderstellung nimmt das in den Jahren 1720 bis 1733 durch den Maler Ferdinand Storffer in drei Bänden angefertigte Inventar der kaiserlichen Ge­mäldesammlungen ein; schon sein Titel – Neu einge­richtes Inventarium der Kayl. Bilder Gallerie in der Stallburg welches nach denen Numeris und Maßstab ordiniret und von Ferdinand à Storffer gemahlen worden – verweist auf die Praxis der Nummerierung. Storffer verzeichnete darin Bilder nicht nur schriftlich, sondern malte die Gemälde auch in der Form ab, wie sie damals in der Stallburg zu Wien an den Wänden aufgehängt waren; nach der Wiedergabe einer solchen Galeriewand folgte die Liste mit den Bildern samt In­ventarnummern. Das Inventar gab nicht weniger als 823 Gemälde wieder, die Nummer eins bekam Karl Jacob Unterhubers Janos und Sara Rovin, ein wie es heißt „Uraltes Paar“.9 Die Reihenfolge der Numme­rierung folgte nach einem bestimmten Schema: Bei jedem Wandabschnitt startete die Nummerierung mit dem Gemälde links unten, worauf nach rechts durch­nummeriert und dann die Zahlenreihe bei der darüber angebrachten Reihe von Gemälden fortgesetzt wurde, bis die Zahlenkette in der obersten Reihe beim Bild ganz rechts angelangt war. Zumindest im gemalten Abbild wurde die Inventarnummer auch am Rahmen des Gemäldes bzw. im Bild selbst angebracht (Abb. 5), allerdings nur im ersten Band des Inventars; in Band zwei und drei verzichtete Storffer im Bildteil darauf.10

5 Ferdinand Storffer, Neu eingerichtetes Inventarium der Kayl. Bilder Gallerie in der Stallburg, Bd. 1, 1720 (Detail).

Die Überreichung des Storfferschen Inventars an Kai­ser Karl VI. wurde zum Gegenstand eines großforma­tigen, aus dem Jahr 1728 stammenden Gemäldes von Francesco Solimena, das sich heute noch im Kunst­historischen Museum in Wien befindet und den Titel Gundacker Graf Althann überreicht Kaiser Karl VI. das Inventar der kaiserlichen Gemäldegalerie trägt (KHM Inv.-Nr. GG_1601); im rechten unteren Bildteil ist eine Inventarnummer aus der Zeit der Inventarisie­rung unter Joseph Rosa 1772/1773 zu sehen.11

Der berühmte, von Christian von Mechel anlässlich der Neuaufstellung der kaiserlichen Bildersammlung im Belvedere angefertigte und 1783 gedruckte Katalog verzeichnete die Bilder ebenfalls nach Nummern: Die Nummerierung begann in jedem der – wiederum mit römischen Zahlenzeichen nummerierten – Zimmer von eins an, die Zahl befand sich auch auf einem ver­goldeten Schild, das am oberen Teil des Rahmens des Gemäldes angebracht war.12

Bemerkenswert ist, dass die Vergabe von Nummern für Gemälde bereits im 17. Jahrhundert zum Thema eines Gemäldes wurde: Cornelis Gijsbrechts Trompe-l’oeil Rückseite eines Gemäldes (Rugzijde van een schil­derij) von circa 1670 (Kunstmuseum Kopenhagen) zeigt die Hinterseite des Gemäldes samt einer daran angebrachten Nummer, die damit selbst zum Kunst­gegenstand wird (Abb. 6).

 6 Cornelis Gijsbrechts: Rückseite eines Gemäldes, ca. 1670 (Detail).

Den hier besprochenen Beispielen ließen sich noch etliche andere hinzufügen; sie sind Material für eine noch zu verfassende Geschichte der Kulturtechnik der Nummerierung,13 die unter anderem danach fragt, wann der Sprung der Nummer vom schriftlichen Me­dium der nummerierten Liste hin auf das Objekt selbst erfolgte. Dank der relativ dichten Überlieferungslage frühneuzeitlicher Inventare von Kunstsammlungen scheinen diese für die Behandlung solcher Fragestel­lungen ein privilegiertes Untersuchungsgebiet zu sein.

Printversion: Frühneuzeit-Info 25, 2014, S. 232–235.

  1. E-Mail: anton.tantner@univie.ac.at
  2. Michael Giesecke: Der Buchdruck in der frühen Neuzeit. Eine historische Fallstudie über die Durchsetzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 4. Aufl., 2006, S. 628–630.
  3. Calvados. Hg. von Pierre-Gilles Bellin, Paris: Éd. Nou­veaux loisirs – Gallimard 1995, S. 237; David M. Wilson: Der Teppich von Bayeux, Frankfurt am Main/Berlin (BRD): Propyläen 1985, S. 13.
  4. Antoon Erftemeijer: Frans Hals au Musée Frans Hals, Amsterdam/Gand: Ludion 2004, S. 15.
  5. Claus Volkenandt: Rembrandt. Anatomie eines Bildes, München: Fink 2004, S. 61f.; vgl. auch William S. Heck­scher: Rembrandt’s Anatomy of Dr. Nicolaas Tulp, New York: New York University Press 1958, S. 14, 18, 133, Anm. 48, 188–191.
  6. Zur Geschichte der Inventare: Heinrich Klapsia: Von Kunstkammer-Inventaren. Versuch einer quellenkriti­schen Grundlegung, in: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 49 (1935), S. 444– 455; Thomas Ketelsen: Küstlerviten, Inventare, Katalo­ge. Drei Studien zur Geschichte der kunsthistorischen Praxis, Ammersbek: Verlag an der Lotbek – Peter Jen­sen 1990, S. 101–151, 225f., 272–289; Carola Fey: Inven­tare, in: Werner Paravicini (Hg.): Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. 3. Hof und Schrift (=Re­sidenzforschung 15.III), Ostfildern: Thorbecke 2007, S. 473–483.
  7. Ketelsen: Künstlerviten (wie Anm. 6), S. 108.
  8. Zitate bei Ketelsen: Künstlerviten (wie Anm. 6), S. 138.
  9. Vgl. Abb. 10 in der Einleitung zu diesem Heft [Printausgabe der Frühneuzeit-Info 2014], S. 12.
  10. Gudrun Swoboda: Die verdoppelte Galerie. Die Kunst­sammlungen Kaiser Karls VI. in der Wiener Stallburg und ihr Inventar, in: Sabine Haag/Gudrun Swoboda (Hg.): Die Galerie Kaiser Karls VI. in Wien. Solimenas Widmungsbild und Storffers Inventar (1720–1733), Wien: Kunsthistorisches Museum 2010, S. 11–31, hier S. 18, 28, Anm. 1.
  11. Zu dieser Inventarisierung: Nora Fischer: Kunst nach Ordnung, Auswahl und System. Transformationen der kaiserlichen Gemäldegalerie in Wien im späten 18. Jahrhundert, in: Gudrun Swoboda (Hg.): Die kaiserli­che Gemäldegalerie und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums. 2 Bände, Wien: Böhlau 2014, Bd. 1, S. 22–89, hier S. 31–38. Vielen Dank auch an Elisabeth Wolfik.
  12. Christian von Mechel: Verzeichniß der Gemälde der Kaiserlich Königlichen Bilder Gallerie in Wien, Wien: o. V. 1783, S. XIXf.
  13. Als erste Studien dazu von mir: Anton Tantner: Die Hausnummer. Eine Geschichte von Ordnung und Un­ordnung, Marburg: Jonas Verlag 2007; Ders.: Num­mern für Räume: Zwischen Verbrechensbekämpfung, Aneignung und Klassenkampf – Eine Dokumentation, in: Medienimpulse. Beiträge zur Medienpädagogik 4 (2012), http://www.medienimpulse.at/articles/view/480 (13.6.2014, Drucklegung 2014); Ders.: Nummern für Subjekte – Präliminarien zur Geschichte einer ambi­valenten Kulturtechnik, erscheint in: Stefan Zahlmann (Hg.): Medienkulturen der Neuzeit. Identität – Umwelt – Gewalt, Berlin: Panama geplant 2015.

Quelle: http://fnzinfo.hypotheses.org/93

Weiterlesen

Wollen Archive (mehr) Nutzer?

„Neue Wege ins Archiv. Nutzer, Nutzung, Nutzen“, das war der schöne Titel, unter dem im September 2014 der 84. Deutsche Archivtag in Magdeburg stattfand. Den Nutzer einmal in den Mittelpunkt der Diskussion zu rücken, war eine gelungene Idee, denn eigentlich spielt er eine seltsame Rolle im Archivwesen: Er steht am Ende aller archivischen Arbeitsprozesse, und erst wenn wir Archivarinnen und Archivare alle Bewertungs-, alle Erschließungs-, alle Ordnungsarbeiten geleistet haben, dann kommt er ins Spiel, zu einem Zeitpunkt also, an dem wir die konkrete Arbeit mit dem Archivgut abgeschlossen haben. Und eigentlich spielt es für uns auch nur eine zweitrangige Rolle, ob der Nutzer kommt oder nicht; die archivische Arbeit wird davon nicht beeinflusst, wir bewerten oder erschließen auch völlig ohne irgendwelche Nutzer.

Angesichts dieser nachgeordneten Rolle durfte es allerdings nicht verwundern, dass der Nutzer auf dem Archivtag – trotz des Themas! – nur eine geringe Rolle spielte. Tatsächlich wurde nämlich weniger über den Nutzer gesprochen als vielmehr über die Nutzung. Ist das Wortklauberei? Keineswegs, denn das, was vorgetragen wurde, das war meistens eine archivische Binnenperspektive: Aus organisationsinterner Sicht wurde die Nutzung als Element der archivischen Arbeit wahrgenommen und diskutiert. Nutzung erschien als Prozess, den Archive in unterschiedlicher Form ausgestalten und reglementieren, bevor Nutzer dann innerhalb der geschaffenen Infrastrukturen (z.B. Archivportale) aktiv werden können. Kurz gesagt: Archive sprachen über ihre internen Arbeitsabläufe. Wie die Außenperspektive aber aussehen mag, mit welchen Erwartungen und Interessen der Nutzer an ein Archiv herantritt, welche Rolle dem Nutzer im Archiv zukommen könnte oder sollte, solche Fragen wurden kaum einmal thematisiert. Verstärkt wurde dieser Eindruck dadurch, dass der Nutzer auch gar nicht auf dem Archivtag präsent war, seine Perspektive also gar nicht in die Diskussion eingebracht werden konnte. Es wurde über den Nutzer gesprochen, nicht aber mit ihm. Vermutlich wissen Archive nicht genau, was ihre Nutzer wollen. Wie sollten sie auch, wenn der Nutzerkontakt sich in der traditionellen Bereitstellung erschöpft, alle weiteren Kommunikationsmöglichkeiten – etwa über Soziale Medien – aber weithin ungenutzt bleiben. Gegenwärtig machen Archive weitgehend unberührt von Nutzermeinungen bestimmte Nutzungsangebote, die vorwiegend dahin tendieren, die klassischen Einsichtsmöglichkeiten des Lesesaals in den virtuellen Raum zu spiegeln (und im Wesentlichen noch auf die Findmittel beschränkt sind). Eine maßgebliche Nutzerorientierung bedeuten solche Nutzungsangebote jedoch nicht.

Leider ist diese Tatsache nichts Neues. Auch auf diesem Archivtag habe ich dafür plädiert, den virtuellen Nutzerkontakt doch interaktiv und kommunikativ auszugestalten, den Nutzer als Aspekt archivischer Arbeit zu sehen, der mehr verdient hat, als am Ende einen Lesezugriff auf Archivgut zu erhalten. Auch andere Kolleginnen und Kollegen versuchten zu zeigen, wie man Nutzer – zu beiderseitigem Gewinn! – in die archivische Arbeit integrieren kann. Genannt seien etwa Joachim Kemper vom Stadtarchiv Speyer und Jochen Hermel vom Historischen Archiv der Stadt Köln, die funktionierende Konzepte ihrer eigenen Häuser vorstellten, wie ein Miteinander von Archiven und Nutzern aussehen kann. Dort funktioniert der virtuelle Nutzerkontakt schon in anderen Dimensionen als der bloßen Bereitstellung, etwa durch die alltägliche Vermittlung archivischer Anliegen und Arbeiten, das proaktive Zugehen auf die Nutzer und ihre Interessen oder das Angebot zur Arbeit mit dem Archivgut (z.B. Kommentierungen, Transkriptionen). Leider handelt es sich hierbei um Ausnahmefälle im deutschen Archivwesen, vergleichbare Ideen und Konzepte sind nicht ansatzweise flächendeckend vertreten oder auch nur angedacht.

Warum ist das so? Warum bleibt der Nutzer auf die traditionelle Rolle als mäßig umsorgtes Subjekt am Ende der archivischen Arbeitsprozesse beschränkt? Warum werden interaktive, kommunikative oder kollaborative Elemente von den deutschen Archiven nur so schwach rezipiert (in einem spürbaren Gegensatz zur internationalen fachlichen Entwicklung, von vielen anderen Alltagsbereichen ganz zu schweigen)? Offen ausgesprochen werden Gründe für eine solche Ablehnung kaum einmal, zumal ebendiese meist auch gar nicht sonderlich reflektiert erscheint, sondern sich aus Desinteresse, Unwissen und/oder Unverständnis speist. Argumentiert wird in diesen Fällen gerne mit dem erhöhten Arbeitsaufwand, der hierfür geleistet werden müsse, oder mit einer grundsätzlichen Diskussion, die überhaupt erst einmal geführt werden müsse. Selbstverständlich spricht vieles für einen durchdachten Umgang mit Ressourcen und Zielvorstellungen, aber mittlerweile glaube ich, dass diese Fragen eher sekundärer Natur sind. Schlimmer noch: Möglicherweise verstellen sie den Blick auf das Wesentliche. Die Frage scheint mir nämlich grundsätzlicher gestellt werden zu müssen. Wenn viele Archive sich den mannigfaltigen Möglichkeiten des virtuellen Nutzerkontakts verweigern, dann muss die Frage nämlich lauten: Wollen Archive einen veränderten Nutzerkontakt? Wollen Archive einen intensiveren Nutzerkontakt? Oder auch: Wollen Archive überhaupt (mehr) Nutzer?

Grundsätzlich gilt es festzuhalten, dass Nutzer für Archive nicht den Stellenwert haben, den etwa Kunden für Unternehmen genießen. Archive hängen nicht mit ihrer Existenz an der Zahl ihrer Nutzer. Wenn ein Unternehmen keine Kunden mehr hat, dann geht es pleite. Wenn ein Archiv keine Nutzer mehr hat, dann bleibt mehr Zeit für Erschließungs- oder gar Forschungsarbeiten. Gut, das ist etwas zugespitzt formuliert, dürfte aber den Kern der Sache treffen. Daraus resultiert natürlich eine mindestens unterschwellige Mentalität, andere Dinge als den Nutzer in den Mittelpunkt der archivischen Arbeit zu stellen. Bestandserhaltung, Ordnungsarbeiten, Überlieferungsbildung und vieles andere mehr hat für Archivarinnen und Archivare eine ähnliche oder höhere Priorität. Die logische Folge sind die Defizite im Nutzerkontakt, die wir gegenwärtig sehen (und über die auf dem Archivtag bemerkenswert wenig gesprochen wurde): Das gilt für den analogen Nutzerverkehr mit mancherlei Gängelungen (Fotografierverbote, Öffnungszeiten, Lesesaalausstattungen etc.), das gilt insbesondere aber für die mangelnde Präsenz der Archive in der virtuellen Welt. Archive müssen erst einmal nicht auf ihre Nutzer zugehen, sie müssen nicht offensiv um ihre Nutzer werben, sie müssen keine Nutzungsangebote schaffen, sie müssen keine Serviceleistungen anbieten, sie müssen keine Kundenbindungen aufbauen. Allein Zugänglichkeit müssen sie sicherstellen und dieses Kriterium kann auch mit dem Aufschließen des Lesesaals an ein paar Stunden in der Woche und der Vorlage einiger maschinengeschriebener Findbücher erfüllt werden. Nur vor diesem Hintergrund kann man verstehen, warum das Engagement der Archive im digitalen Bereich so zurückhaltend ist, gerade auch im Vergleich zu den benachbarten Kulturinstitutionen wie Bibliotheken und Museen. Nur vor diesem Hintergrund kann man verstehen, warum große Teile des Plenums applaudieren, wenn bei der Magdeburger Podiumsdiskussion ein Unverständnis über die Nutzung von Twitter geäußert wird, warum ein Kollege offensiv vertreten kann, für nur 500 Interessenten würde er doch keinen Facebook-Account betreiben, oder auch warum ein großes deutsches Archiv eine Kooperation mit Wikimedia nicht fortsetzt, obwohl die entsprechende Bildernutzung massiv zugenommen hat. Der Nutzer ist nur ein Faktor der archivischen Arbeit und er genießt wohl nicht die höchste Priorität im archivischen Denken und Handeln. Wenn der virtuelle Nutzerkontakt momentan eher schleppend anläuft, dann aus dem einen Grund, dass Nutzerorientierung kein existentielles Anliegen der Archive ist. Die strategische Frage, ob Archive Nutzer wollen oder genauer, ob Archive mehr Nutzer wollen, dürfte gegenwärtig kaum mit einem eindeutigen Ja beantwortet werden. Auf eine Bejahung dieser Frage würde aber nahezu jede intensivierte Aktivität im virtuellen Raum hinauslaufen. Da diese Frage aber eben nicht grundsätzlich bejaht werden dürfte, bleibt auch das virtuelle Engagement nur schwach ausgeprägt.

Es bleibt die abschließende Frage, ob diese Haltung sinnvoll ist. Natürlich vertrauen Archive gegenwärtig darauf, dass sie ein Monopol auf das von ihnen verwahrte Kulturgut haben. Wer Archivgut nutzen will, muss ins Archiv kommen, so lautet das Kalkül. Aber schon viele Branchen mussten erleben, dass das digitale Zeitalter neue Rahmenbedingungen setzt – und Archive dürften davor nicht gefeit sein. Spürbar sind diese neuen Rahmenbedingungen bereits jetzt, z.B. in den deutlich umfangreicher digitalisierten Bibliotheksbeständen oder auch in den vielfältig online vorliegenden audiovisuellen Medien (auch und gerade aus dem nicht originär archivischen Umfeld). Dort liegt ein erhebliches Reservoir von digitalem Kulturgut vor, das manche Archivnutzung substituieren kann, zumal nicht wenige dieser Angebote hochgradig nutzerzentriert angelegt sind: neben der bloßen Ansicht gehören Funktionalitäten zur Weiternutzung hier zur Normalität. Das sollte uns zu denken geben, denn eine vergleichbar ernst genommene Nutzerorientierung dürfte ein wichtiger Bestandteil der Zukunftsfähigkeit von Archiven sein. Die Fachdiskussion andernorts ist hier schon weiter, stellvertretend – und gleichzeitig auch abschließend – sei die amerikanische Kollegin Kate Theimer zitiert, die für ein neues Geschäftsmodell der Archive plädiert: Nicht der Umgang mit dem historischen Material müsse das Kernanliegen der Archive sein, sondern der Umgang mit den Nutzern: „Archives add value to people’s lives by increasing their understanding and appreciation of the past.“ Viel deutlicher ist die Nutzerorientierung von Archiven nicht zu denken.

Aktueller Nachtrag: Am 21. Oktober 2014 fand die zweite Nutzerkonferenz des Historischen Archivs der Stadt Köln statt (soweit ich sehe, die einzige Veranstaltung dieser Art in der deutschen Archivlandschaft). Dort diskutierten Vertreter unterschiedlicher Nutzergruppen über Angebote und Arbeit des Archivs. Wenig verwunderlich zielten die Nutzerinteressen auf einen guten Online-Zugang zum Archivgut, auf eine attraktive Online-Aufbereitung von bestimmten Themengebieten der (Stadt-)Geschichte, auf eine lebendige digitale Kommunikation von Archiv und Nutzern (auch und gerade über Soziale Medien) und ganz grundsätzlich auf eine Willkommenskultur, die dem Nutzer signalisiert, er ist im Archiv gerne gesehen und wird als wichtiger Bestandteil der archivischen Arbeit wertgeschätzt.

Quelle: http://archive20.hypotheses.org/2123

Weiterlesen

Ö1 Dimensionen “Bevor der Tod sie scheidet”

Morgen Abend (28. Oktober) um 19:05 Uhr befasst sich Ö1 in den Dimensionen mit unserem Forschungsprojekt und der internationalen Tagung, die im September in Wien stattfand:

Bevor der Tod sie scheidet. Ehetrennungen im Mittelalter und der Neuzeit. Gestaltung: Lukas Wieselberg

Körperliche Gewalt, Ehebruch, Impotenz. Aber auch nicht vorhandene oder “falsche” Gefühle. Und immer wieder wirtschaftliche Fragen und Streit um Unterhalt und Kinder. Das sind nicht nur wichtige Gründe für Scheidungen in der Gegenwart. Sie spielten schon im Mittelalter und in der frühen Neuzeit eine wichtige Rolle.

In einem bisher einzigartigen Forschungsprojekt haben Historikerinnen tausende Akten aus dem 16. bis 19. Jahrhundert untersucht, die von Eheverfahren in Niederösterreich und Wien stammen. Auch wenn Katholik/innen die Scheidung verboten war, konnten sie sich doch “von Tisch und Bett trennen”. Notwendig dafür war ein Verfahren vor einem kirchlichen und – ab 1783 – weltlichen Gericht. Deren Dokumente zeigen nicht nur erstaunliche Parallelen in die Gegenwart. Sie liefern auch Einsicht in das Leben einfacher Handwerker und Taglöhner/innen, die üblicherweise nicht im Fokus der Geschichtswissenschaft stehen.


Quelle: http://ehenvorgericht.wordpress.com/2014/10/26/o1-dimensionen-bevor-der-tod-sie-scheidet/

Weiterlesen