Manchmal ist es zäh, ein Doktorand zu sein. Man mischt und knetet und wenn man die rohe Mixtur zu Papier bringen will, ist man die einzige Person im Universum, die versteht, was da eigentlich steht. Deshalb möchte ich in weiser Voraussicht und im Sinne einer Jobgarantie für künftige Psychologinnen und Psychologen, die meine ständigen Vergleiche der Doktorarbeit mit italienischen Gerichten untersuchen werden, dieselbe als einen Pizzateig verstehen. Immer dann wenn man gerade denkt, der Inhalt sei verträglich, merkt man eigentlich, dass er noch zu dick ist, um als Pizza durchzugehen und dass der potenzielle Genießer sich im rohen Teil festbeißen und bestenfalls seine Dritten dort parken würde. Deshalb muss man mit dem Nudelholz der Klarheit immer und immer wieder drübergehen, bis sie für jedermann genießbar wird.
Genau das fiel mir gerade auf, als ich einen Vergleich zwischen den Ansichten meines Autors über die christliche Trinität und Iamblichs Trinität zum Hauptgang des ersten Kapitels zaubern wollte. Eigentlich ist nämlich nur klar, dass nichts darüber klar ist, was Iamblich damals meinte. Iamblich, der Philosoph des 3. und 4. Jhs. (aus Chalkis) ist so etwas wie Pizzawürze für fade Neuplatoniker. Er bringt mit seinen Aussagen über Theurgie und Mathematik (tatsächlich) etwas Schwung in den Ofen der intelligiblen Gerichte. Und man verwendet ihn zwar, um dem Ganzen etwas Geschmack zu geben, aber richtig natürlich ist er nicht. Das ist so einer, der die ganzen “E” auf der Zutatenliste präsentiert und dennoch das Label “ohne künstliche Zusatzstoffe” bekommt. Was ich damit sagen möchte? Bleibt unklar wie Iamblichs Mathematik und neuplatonische Trinitätslehre. Was ich aber damit meine, ist hingegen ganz einfach: Der Autor, den ich bearbeite, hatte im 11. Jahrhundert großes Interesse an neuplatonischen Zutaten und erhielt uns als einziger einige wichtige Texte dieses Iamblich aus der Spätantike über die pythagoreische Mathematik. Das muss in meiner Darstellung klarer werden. Sehen Sie, wir haben nämlich durch meine Bearbeitung des Psellos ganze vier Lagen von Zutaten übereinander! Nämlich seine eigenen Ansichten, dann die des Iamblich und diejenigen, welche Iamblich auslegte, also die der pythagoreischen Schule. Über diese drei ergießt sich in aller Gemächlichkeit der Käse, den ich produziere zu einem einzigartigen Gericht. Was für eine Freude für mich und mein Kapitel. Für die richtige Mischung muss ich allerdings selbst jetzt genauer verstehen, was in der zweiten Lage so steht. Diese Erkenntnis habe ich besser zu spät (also jetzt) als nie, sodass ich mich noch einmal an´s Lesen machen muss. Juhuu!..
Sollten Sie das inhaltslose Geplänkel also auch leid sein und sich endlich wieder mit Inhalten auseinandersetzen wollen, dann nehmen Sie beherzt Gabel, Messer und folgendes Buch in die Hand und sagen sie mir, was Iamblich da so erzählt. Da mein Autor sich mit ihm auseinandergesetzt hat, bleibt mir nichts übrig, als auch genau zu verstehen, was er so verstanden hat. Grüße nach einem langen Arbeitsteig am Schreibtisch:
Dominic J. O’Meara: Pythagoras Revived. Mathematics and Philosophy in Late Antiquity. Clarendon Press, Oxford 1997