Podiumsdiskussion

Frage an Frau Wiggers: Wie sieht die Finanzierungssituation in den Niederlanden aus? Frau Wiggers erklärt, die staatlichen Archive in den Niederlanden seien nicht so unter Druck. die Einwerbung von Drittmitteln werde aber größeres Gewicht gewinnen und werde ein Lernprozess sein. Es gibt vermehrt Kooperationen zwischen staatlichen und kommunalen Archiven. Die gesetzliche Situation stehe jedenfalls erst einmal für die nächsten 10 Jahre fest.

Herr Fischer erklärt, man müsse sich „gnadenlos darüber im Klaren sein, was man will“. Es sei dann leichter, Gelder für kurzfristige Projekte zu bekommen.

Reaktion von Herrn Bartella: Hinweis auf das immense Fundraising für das Berliner Stadtschloss oder die Dresdner Frauenkirche. Beides sei nur erklärbar durch ein gesellschaftliches Bedürfnis an Historizität. Die Frage sei daher für Archive, wie man seine Belange für die Öffentlichkeit aktivieren könne.

Reaktion von Frau Wiggers, die zustimmt. Die Öffentlichkeitsarbeit werde an Bedeutung gewinnen.

Herr Fischer erklärt, für spektakuläre Aufgaben sei Geld da, aber für alltägliche Bedarfe fehlen die Mittel. Man solle nicht Verlorenes wieder aufbauen, sondern Vorhandenes bewahren.

Herr Bartella: Das breite Interesse an Geschichte sei z. B. an den zahlreichen historischen Filmen der letzten Jahre ablesbar. Dieses Interesse sei nutzbar. Die Profession der Archivare sei hinsichtlich der Nutzbarmachung dieses Interesses noch nicht professionell genug: „Graben Sie ein Loch, kippen Sie ihr Archiv rein, holen Sie’s wieder raus und sehen Sie, wieviel Geld Sie dafür kriegen!“

Frau Wiggers: Die Kooperationen mit fachfremden Partnern könne bei der Nutzbarmachung des vorhandenen Interesses bereichend sein.

Herr Fischer drückt die Hoffnung aus, dass angesichts der Struktur der Gesellschaft die Bedeutung der Geschichte und derer, die sie vermitteln, wachsen.

Herr Soénius: Es gebe Möglichkeiten und Grenzen der Förderung. die Rolle der Fördervereine werde wachsen, es werde aber auch Konkurrenzkämpfe um die Wahrnehmung durch die potentiellen Förderer geben. Einzelne Punkte, z. B. Bestände müssten stärker in den Vordergrund gestellt werden.

Herr Richter: Es gebe den Bundesverband der deutschen Stiftungen mit 3.800 Mitgliedern. Fördermöglichkeiten seien oft nicht bekannt. Vielleicht könne es z. B. von den Städten Hilfestellungen bei der Antragstellung geben.

Herr Fischer: Der Austausch finde auf der Fachbereichsebene statt. Die Findigkeit des jeweiligen Archivars bleibe gefordert. Stiftungen seien aber auch kein Allheilmittel. Es schütteten auch nicht alle Geld aus. Möglichkeiten der Stiftungsförderung seien abrufbar auf der Webseite des Innenministerium mit einem Verzeichnis der Stiftungen.

Herr Bartella weist auf die Schrift des Deutschen Museumsbundes hin: Zwischen Akzeptanz und Diskrepanz. Zur Lage der Museen in Deutschland. Hier gibt es eine Bestandsaufnahme und Hinweise dazu, wie sich Akquise und Öffentlichkeitsarbeit darstellen.

Quelle: http://lvrafz.hypotheses.org/1054

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Rezensionsüberblick 5/2013 | #HistMonast

Seit Dezember erscheint hier auf dem Gemeinschaftsblog “Ordensgeschichte” ein monatlicher Rezensionsüberblick, zu dessen Erstellung alle Interessierten herzlich eingeladen sind. Für den nun folgenden Überblick über Rezensionen, die im Mai 2013 online erschienen sind, wurden sehepunkte, H-Soz-u-Kult, recensio.net, H-Net Reviews, Francia-Recensio, Reviews in History, H-ArtHist, histara, The Medieval Review, IASLonline, Concilium medii aevi und die Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte ausgewertet; die Zusammenstellung muss sich aber künftig natürlich nicht darauf beschränken. Wer sich in Zukunft beteiligen oder Ergänzungen anbringen möchte, ist herzlich eingeladen. Die Rezensionen wurden auch in die Bibliographie bei Zotero aufgenommen.    Epochenübergreifend Schenk, Tobias: [...]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/4700

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Komposittechnik: Zwischen wissenschaftlicher Evidenzbehauptung und künstlerischer Subversion – Raul Gschrey

Das Institut für Wissenschafts- und Technikforschung lädt ein:

Komposittechnik: Zwischen wissenschaftlicher Evidenzbehauptung und künstlerischer Subversion

Donnerstag 20. Juni 2013, 12.30 UhrKompositmaske, Raul Gschrey
Bibliothek STS (NIG, Universitätsstr. 7, Stg. II, 6. Stock)
Bring your lunch-Vortrag von Raul Gschrey (GCSC, Liebig-Universität Gießen)

Raul Gschrey stellt sein Dissertationsprojekt “Composite and Eigenface. Histories and Continuities of Human Measurement between Arts and Science vor. Moderation: Christoph Musik/Daniel Meßner

 

Abstract

 

In den 150 Jahren seit ihrer Begründung durch den viktorianischen Wissenschaftler Francis Galton oszilliert die Komposittechnik zwischen Wissenschaft und Kunst: von den künstlerischen Vorgängern über ihre Nutzung zur Typifizierung im späten 19. Jahrhundert bis zu heutigen künstlerischen Positionen. Anhand von Kompositbildern aus 150 Jahren werden die Entwicklung der Technik, ihre historischen Implikationen und heutige künstlerisch-subversive Nutzungen betrachtet.

Als Künstler, Kurator und Wissenschaftler beschäftigt sich Raul Gschrey mit sozial und gesellschaftlich relevanten Themen. In den vergangenen Jahren untersuchte er das Phänomen der visuellen Überwachung und entwickelte künstlerische Subversionen. Sein derzeitiges Ausstellungs- und Publikationsprojekt „grenzlinien“ eröffnet künstlerische, wissenschaftliche und politische Perspektiven auf irreguläre Migration im europäischen Kontext. Er arbeitet an seinem Promotionsprojekt “Composite and Eigenface. Histories and Continuities of Human Measurement between Arts and Science” am International Graduate Centre for the Study of Culture (GCSC) der Justus-Liebig-Universität Gießen. Weitere Informationen: www.gschrey.org

 

Quelle: http://www.univie.ac.at/identifizierung/php/?p=5475

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Irische Geschichte, Teil 4: Der irische Unabhängigkeitskrieg

Von Stefan Sasse

Teil 1 findet sich hier. In ihm wurde beschrieben, wie Irland seit der Personalunion mit der englischen Krone eine wechselhafte Beziehung mit England unterhielt und vor allem durch seine inneren Konflikte gespalten war, die entlang der Konfessionsgrenzen und Besitzverhältnisse verliefen. In Teil 2 wurde deutlich gemacht, wie die Politik der britischen Regierung und des Parlaments eine immer stärkere Wechselwirkung mit Irland entwickelten, in dem sich eine nationalistische Bewegung zu bilden begann und stets an Boden gewann. Als Großbritannien sich für die Selbstverwaltung Irlands, die Home Rule, entschied, hatten die Devolutionisten, die die totale Unabhängigkeit wollten, bereits deutlich an Boden gewonnen. Teil 3 beschrieb die zunehmende Gewaltbereitschaft zwischen den Unionisten in Ulster und den Nationalisten im Rest des Landes und die Konflikte um die Home Rule und wie diese Konflikte durch den Ersten Weltkrieg erst vertagt und dann verschärft wurden.

Mitglieder der dritten Tipperary-Brigade der IRA, 1921
Großbritannien war nicht in der Lage, Irland unter seiner Herrschaft zu behalten. In den Nachwehen der "Conscription Crisis" von 1918 fiel unter den Irish Volunteers der Entschluss, die Unabhängigkeit, die Großbritannien nicht zuzugestehen bereit war, gewaltsam zu erzwingen. Am 21. Januar 1919 kam das revolutionäre irische Parlament, die Dáil Éireann, in Dublin im Mansion House zusammen und verabschiedete die irische Unabhängigkeitserklärung, die recht unspezifisch "die irische Nation" für unabhängig erklärt (möglicherweise um nicht von Anfang an in Konflikt mit den Unionisten um Ulster zu geraten). Wie um die Nachricht zu unterstreichen wurden am selben Tag auch die ersten Schüsse des Unabhängigkeitskriegs abgegeben, als Mitglieder der Irish Volunteers zwei Mitglieder der Royal Irish Constabulary, RIC, einer Art bewaffneter Besatzungspolizei, in Tipperary erschossen. Der 21. Januar 1919 wird daher allgemein als Beginn des irischen Unabhängigkeitskriegs gesehen.

Der Begriff eines "Krieges" ist hier allerdings irreführend, wenn man ihn sich wie den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg vorstellt, mit Armeen, die einander auf dem Schlachtfeld gegenüberstehen. Die Irish Volunteers, die sich kurz darauf in Irish Republican Army, IRA, umbenannten, waren eine irreguläre Armee, schlecht ausgerüstet und ausgebildet, aber mit großer Unterstützung in der Bevölkerung und guter Kenntnis des Gebiets, in dem sie kämpften. Ihre bevorzugte Taktik war der Hinterhalt (das einzige Mal, dass sie in größerem Maßstab eine britische Stellung direkt angriffen, endete in einem Desaster) von kleinen Einheiten. Sie trugen keine Uniformen und führten einen irregulären Guerilla-Krieg. Entsprechend schickten die Briten auch nur relativ wenig reguläre Truppen gegen sie, sondern griffen auf eine Verstärkung der RIC sowie auf zwei irreguläre Freiwilligenverbände zurück, die sich bald einen Namen machen sollten: die Auxiliary Division of the Royal Irish Constablery (ADRIC, Hilfsdivision der königlich-irischen Polizei, oft als Auxies oder Auxiliaries bezeichnet) und die Black and Tans (etwa: Schwarz-und-Hellbraune, wegen der Farbe ihrer Uniformen), eine Art Söldnertruppe, die sich vor allem aus Veteranen des Ersten Weltkriegs zusammensetzte, die nicht mehr zurück ins Zivilleben fanden.

Auxiliaries und Black and Tans in Dublin, 1921
Beide Truppen fühlten sich nicht besonders an geltende Gesetze und Regeln weder der Kriegsführung noch der Polizeiarbeit gebunden. Sie schossen zuerst und fragten dann. Ihre bevorzugte Taktik war der Vergeltungsangriff; wenn die IRA einen Hinterhalt gelegt hatte, rächten sich die Auxiliaries und die Black and Tans an der Zivilbevölkerung, um auf diese Art vor weiteren Angriffen abzuschrecken - eine Taktik, die noch nie funktioniert hat und auch in Irland eher dazu führte, die Bevölkerung weiter gegen Großbritannien aufzubringen und der IRA weitere Mitglieder zuzutreiben. Man muss den Briten allerdings zugutehalten, dass es wenig klare Handlungsalternativen gab. Die Anführer der IRA und der Irischen Republik waren, sofern man sie nicht relativ schnell hatte verhaften können, untergetaucht und in der zunehmend gegenüber der Sache der irischen Republik loyaler werdenderen Bevölkerung praktisch nicht auszumachen, ein Problem, das durch die fehlende Kenntnis des Aussehens zentraler Figuren wie etwa Michael Collins noch verschärft wurde.

Die gegenseitige Gewalt nahm bis zum November 1920 immer weiter zu. Zu diesem Zeitpunkt waren rund 300 Menschen auf beiden Seiten getötet und wesentlich mehr verwundet oder (im Fall der IRA) gefangengenommen worden. Der Krieg war mindestens genauso sehr eine Polizeiaktion wie ein bewaffneter Kampf, und der Versuch, Mitglieder und besonders Anführer der IRA zu identifizieren stellte ein zentrales Betätigungsfeld der RIC dar, was Offiziere der RIC wiederum zu primären Angriffszielen der IRA machte. Besonders berüchtigt war die sogenannte "Cairo Gang" (nach dem Cairo Café in dem sie sich zu treffen pflegten und ihrem vorherigen Einsatz in Ägypten) in Dublin, eine Gruppe von etwas mehr als einem Dutzend Polizisten, die drauf und dran waren, mit ihrem besonders effektiven Spitzelnetzwek die komplette IRA-Struktur in der Stadt zu zerlegen. Es war Michael Collins, der den Plan entwickelte sie alle zu ermorden und den Befehl dazu gab. Neben der Cairo Gang wollte Collins auch die Agenten der RIC töten lassen und hatte zu diesem Zweck eine Liste von 50 Namen zusammengestellt. Der "Verteidigungsminister" der Republik bestand jedoch darauf, sie auf 35 zusammenzukürzen, da bei vielen Namen überhaupt nicht klar war, ob es sich überhaupt um Spione handelte - Collins und seine Unterstützer in der IRA waren nicht gerade zimperlich, was solche Unklarheiten anging. Sie töteten, genauso wie ihre Gegner von den Black and Tans und den Auxiliaries, lieber zu viele als zu wenige Menschen in der Hoffnung, dadurch einen Gegner zu erwischen.

Die "Cairo Gang"; fast alle starben am "Bloody Sunday"
Am frühen Morgen des 21. November schlug die IRA zu. In mehreren gleichzeitigen, koordinierten Attentaten wurden elf Geheimdienstmitarbeiter sowie zwei Auxiliaries, die den Opfern zu Hilfe kommen wollten, erschossen. Die britische Antwort kam prompt: Die RIC umzingelte das Fußballstadion in Croke Park, Dublin, wo an diesem Nachmittag ein Spiel mit 5000 Zuschauern stattfand und wollte eine große Razzia durchführen. Der Plan war, alle männlichen Zuschauer an den Ausgängen zu filzen, aber aus ungeklärten Gründen wurden Schüsse abgegeben, woraufhin die RIC das Feuer auf die Menge eröffnete und 14 Menschen tötete; weitere 60-70 wurden verwundet. Die RIC gab an, von der IRA beschossen worden zu sein, aber diese Version ist nicht besonders glaubwürdig. Am Abend wurden zudem drei gefangene IRA-Mitglieder in Dublin Castle von den Wachen totgeschlagen; angeblich hatten sie versucht zu fliehen. Der Tag ging als "Bloody Sunday" in die Geschichte ein und war ein propagandistisches Debakel für die Briten.

Beide Seiten griffen nun wesentlich freizügiger auf Gewalt zurück. Die IRA legte einige großangelegte Hinterhalte, die zweistellige Opferzahlen unter den Soldaten zufolge hatten, während die britischen Kräfte freizügiger als bisher Verdächtige inhaftierten oder gleich ermordeten. Von den rund 2000 Toten des Konflikts starben fast drei Viertel nach dem "Bloody Sunday". Doch die Gewaltspirale benachteiligte wie bereits am "Bloody Sunday" die Briten. Die IRA galt als legitime Freiheitskämpferin, die Briten als blutige Unterdrücker und Mörder. Der Ruf besonders der Auxiliaries und der Black and Tans war so schlecht, dass sogar der englische König in öffentlichen Reden auf Mäßigung drang und am 22. Juni 1921 sogar eine Rede hielt, in der er zum Friedensschluss aufrief. Friedensverhandlungen zwischen der IRA und Großbritannien, die 1920 erfolgversprechend gewirkt hatten, bevor die IRA wegen der Forderung, vor weiteren Gesprächen die Waffen niederzulegen den Kontakt abgebrochen hatte, wurden wieder aufgenommen und im Juli 1921 ein Waffenstillstand erklärt. Die Zeit des Waffenstillstands sollte für die eigentlichen Verhandlungen genutzt werden.

David Lloyd George
In der Zwischenzeit hatte die britische politische Strategie wesentlich bessere Erfolge als die militärische gezeigt. Lloyd George, Premierminister von Großbritannien, hatte 1919 ein viertes Home-Rule-Gesetz eingebracht, das 1920 vom Parlament verabschiedet wurde und die Teilung Irlands in Nordirland (6 Counties) und Südirland (26 Counties) vorsah. Beide Teile erhielten ein eigenes Parlament unter einem gemeinsamen "Lord Lieutenant of Ireland"; das Gesetz enthielt außerdem Bestimmungen für eine Wiedervereinigung. In Belfast nahm die Gewalt während des Krieges erwartungsgemäß bereits bürgerkriegsähnliche Gestalt an; die unionistischen Protestanten kämpften gegen die Katholiken der IRA, die wiederum die Protestanten und die Briten gleichermaßen bekämpften. Es gelang der IRA jedoch nicht, substantielle Unterstützung im Norden zu gewinnen, die mit der Restirlands vergleichbar wäre. Die Eskalation der Gewalt ab dem "Bloody Sunday" bedrängte die IRA in Belfast, und die Unionisten schlugen mit terroristischen Attacken gegen die katholische Bevölkerung zurück. Das Ziel der Briten in den Verhandlungen mit der IRA ab 1921 war es daher, Nordirland in seiner bisherigen Form als Teil Großbritanniens beizubehalten; das Ziel der IRA war es, eine Unabhängigkeit des ganzen Irlands unter ihrer Führung zu erreichen. Die Chancen dafür standen jedoch von Anfang an schlecht.

Vermutlich war dies den meisten IRA-Mitgliedern selbst bereits klar. Im Vorfeld der Verhandlungen nutzte Éamon de Valera, der Präsident der irischen Republik, dieses Wissen, um den populären Michael Collins als mit umfangreichen Vollmachten ausgestatteten Unterhändler nach London zu schicken und so die Verantwortung abzuschieben. Der Vertrag, der aus diesen Verhandlungen im Dezember 1921 hervorging, war gemäß der Theorie, dass gute Verhandlungen beide Seiten unbefriedigt zurücklassen, ein voller Erfolg: Irland wurde als "Freistaat" unabhängig (und behielt den englischen König als Oberhaupt, weswegen es nicht "Republik" heißen durfte), löste sich ansonsten aber von Großbritannien. Die Briten bestanden außerdem darauf, dass das im vierten Home-Rule-Gesetz geschaffene irische Parlament für zwei Jahre zum Dáil Éireann ko-existierte und den Vertrag ebenfalls ratifizierte. Nominell vereinigte der Vertrag Irland als Gesamt-Freistaat, doch die sechs nördlichen Counties (deren Grenze von einer Kommission festgelegt werden sollte) hatten die Möglichkeit, aus dem Vertrag auszusteigen und stattdessen unter der Home Rule Teil des Vereinigten Königreichs zu bleiben, eine Möglichkeit, von der allen Beteiligten klar war, dass sie ergriffen werden würde.

Michael Collins
Das Ergebnis des Irisch-Britischen Vertrags hob Irland damit effektiv auf den Status eines Dominions, ähnlich Kanadas oder Neuseelands. Gleichzeitig schien die Teilung des Landes, bislang nur provisorisch, der nächste große Zankapfel zu sein, denn die Grenzen Nordirlands waren noch lange nicht festgelegt und die neue irische Regierung hoffte darauf, sie so eng ziehen zu können, dass Nordirland alleine nicht überlebensfähig wäre und so das ganze Irland zu den eigenen Bedingungen vereint werden könne. Doch solche feinsinnigen politischen Pläne kamen nie zustande, denn die IRA spaltete sich über das Ergebnis des Vertrags selbst: Éamon de Valera verlor die Wahlen für die neuen politischen Institutionen, und sein Plan, Michael Collins bloßzustellen, hatte nur für eine radikale Minderheit funktioniert. Diese Minderheit kündigte 1922 die Loyalität zur Dáil Éireann auf und begann den bewaffneten Kampf gegen die neue irische Regierung. Michael Collins stand dieser als provisorischer Regierungschef vor, während sich die Rebellen um de Valera sammelten. Der Unabhängigkeitskrieg ging nahtlos in einen Bürgerkrieg über, und niemand hatte mehr großartig Gelegenheit, sich um rechtliche Ansprüche in Nordirland zu kümmern, wo die Briten eifrig den Status quo zementierten.

Weiter geht's in Teil 5.

Literaturhinweise: 
Richard English - Armed Struggle - The history of the IRA 
T. R. Dwyer - Michael Collins
Michael Collins (DVD, Spielfilm)
The Wind that shakes the Barley (DVD, Spielfilm)

Bildnachweise:
IRA Tipperary -  unbekannt (gemeinfrei)
Auxiliaries und Black and Tans - National Librabry of Ireland and the Commons (gemeinfrei)
Cairo Gang - Hulton Getty (gemeinfrei)
Lloyd George - Harris & Ewing (gemeinfrei)
Michael Collins - W. D. Hogan for C & L Walsh Photographers (gemeinfrei)

Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2013/06/irische-geschichte-teil-4-der-irische.html

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Gute Kontakte – Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck als wissenschaftlicher Netzwerker

Eine gute Vernetzung in der Scientific Community gilt heutzutage in Wissenschaftskreisen als unentbehrlich. Auch im frühen 19. Jahrhundert spielte der „gute Draht“ zu den Fachkollegen eine entscheidende Rolle bei der Etablierung und Verbreitung neuer Forschungsergebnisse. Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck und seine Leidenschaft für das Wissensgebiet der Botanik sind hier ein gutes Beispiel. Die Auswertung der erhaltenen Korrespondenz des Dycker Schlossherrn mit botanischen Einrichtungen und wissenschaftlichen Akademien deutet an, dass er nicht nur Zeit seines Lebens regen Kontakt mit Botanikern und auch Forschungsreisenden in der ganzen Welt pflegte, sondern sich hierüber auch alternative Zugänge zum neusten Wissen seiner Zeit ermöglichte. Für die eigenen Forschungen dürfte ihm dieses – noch mühsam mit Tinte und Feder betriebene – „Social Network“ überaus dienlich gewesen sein.

Martin Otto Braun

Quelle: http://rhad.hypotheses.org/109

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Die International Task Force (ITF) erhält neuen Namen und neue Homepage

Als im Januar 2013 die Umbenennung der Task Force for International Cooperation on Holocaust Education, Remembrance, and Research (ITF)  umgesetzt wurde, folgte kurz darauf auch ein Relaunch der Homepage. Die nun als International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) bezeichnete Institution hatte sich … Weiterlesen

Quelle: http://musermeku.hypotheses.org/227

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Twitterarchiv und Reaktionen auf #dhiha5

dhiha_publicWas wäre eine Tagung über Digital Humanities ohne Twitter? Als zweite Diskussionsebene hat sich der Gedanken- und Linkaustausch in 140 Zeichen und unter vereinbartem Hashtag während einer Konferenz in der DH-Welt längst etabliert. So war es auch bei #dhiha5, oder: “Forschungsbedingungen und Digital Humanities: Welche Perspektiven hat der Nachwuchs?“.

Ob vor Ort im Saal oder zuhause vor dem Livestream: per Tweet wurde das Gesagte zusammengefasst, kommentiert, mit Links oder Fotos angereichert, Fragen gestellt und beantwortet etc. Und niemand störte es, wenn während der Vorträge auf Smartphones oder auf anderen mobilen Endgeräten getippt, mitgelesen und vor sich hin geschmunzelt wurde. Doch nicht nur vor Ort entsteht durch Twitter eine eigene Dynamik: Die Kombination aus Livestream und Twitter ermöglichte es den nicht vor Ort Anwesenden, über Tweets, die den Referenten vorgelesen wurden, in die Diskussion einzugreifen und die Antwort live zu hören. Dem Mitveranstalter L.I.S.A. – das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung gilt für die gelungene technische Umsetzung des Streams , der in 37 Ländern aufgerufen wurde, ein großer Dank!

 

Das Twitterarchiv

Um die Tweets rund um die Tagung #dhiha5 zu archivieren, wurde am 10.4.2013, also einen Tag vor Beginn der Blogparade, ein Twitterarchiv mit TAGS eingerichtet. Dort wurden 1.835 Tweets mit dem Hashtag #dhiha5 gesammelt von insgesamt 296 verschiedenen Twitteraccounts (Stand: 12.6.2013, 17h). 1.350 mal wurde re-tweetet, d.h. ein Tweet von einem anderen user erneut gesendet. 1.439 aller Tweets und Retweets enthielten Links. Bei #dhiha3 waren 2011 “nur” 588 Tweets abgesetzt worden, allerdings gab es damals vorbereitend keine Blogparade und die Tweets wurden allein an den beiden Tagen der Konferenz gesendet[1]. Doch auch in diesem direkten Vergleich liegt #dhiha5 mengenmäßig mit über 1.100 Tweets für die eigentliche Tagung vorn. Bei #dhiha4 zeigt das Twitterarchiv 857 Tweets an.

Die Top-Twittererliste von #dhiha5 wird angeführt von @AnneBaillot mit 383 Tweets (!), gefolgt von @dhiparis mit 348 Tweets auf Platz 2 und @MarionLame mit 288 Tweets auf Platz 3 und das, obwohl sie während der Tagung nicht anwesend war. Insgesamt waren 520 Tweets an eine Person gerichtet und damit “Gespräche” unter den Twitterern. Darüber hinaus wurde in unbekannter Größe auch ohne Hashtag #dhiha5, der hier als Grundlage für das Archiv gilt, getwittert. Über dieses tatsächliche Twitteraufkommen liegen jedoch keine Zahlen vor.

Twitterwall – die Straße sagte “Ja!”

Wie so oft (immer?) gab es auch bei #dhiha5 eine Diskussion über die Twitterwall, die suboptimal hinter dem Podium aufgestellt war, so dass der Saal die Tweets mitlesen konnte[2]. Für die Vortragenden zeigte ein Laptop die Twitterwall an. Je nach Leiter/in der Panels und je nach Präsentation wurde die Twitterwall an- oder abgestellt, was dazu führte, dass Benoit Majerus (@MajBen) kurzerhand eine digitale Umfrage zur Twitterwall startete. Per Tweet wurde das nicht repräsentative Ergebnis (7-0 Stimmen für die Twitterwall) mitgeteilt und gefragt, ob das Votum der Straße wohl berücksichtigt werden würde… Ein weiteres Beispiel für den Einsatz von Twitter bei Tagungen.

Die Vorherrschaft des Englischen

#dhiha5_sprachenWährend der Konferenz wurde mehrfach über die Vorherrschaft des Englischen in den Digital Humanities und über die Notwendigkeit, andere Sprachen zu stärken und die Vielsprachigkeit zu erhalten, diskutiert. “Gefühlt” wurden die meisten Tweets rund um die Tagung in Englisch abgesetzt. Dazu schickte  Martin Grandjean, der die Veranstaltung aus der Schweiz verfolgte, noch während der Tagung eine Sprachauswertung, basierend auf der Oberfläche der jeweils verwendeten Browser bzw. Applikationen. Demnach nutzten die meisten Twitterer eine französische Oberfläche, wie auf der von ihm erstellten und freundlicherweise zur Verfügung gestellten Graphik hier zu sehen ist. Das sagt jedoch noch nichts über die Sprache der Tweets aus.

Als Spezialist für Visualisierung hat Martin Grandjean auf seinem Blog eine ausdrucksvolle Netzwerkanalyse anhand der Auswertung der Tweets mit dem Hashtag #dhiha5 publiziert. Als Grundlage dienten ihm dazu die Tweets, die während der beiden Konferenztage gesendet wurden, d.h. insgesamt 1.147 Tweets von 121 verschiedenen Twitteraccounts. Insgesamt zeigt sich aus meiner Sicht, dass die Kombination aus Blogparade, Twittern und Livestream für Kommunikation und Austausch rund um das Thema der Tagung äußerst gelungen war.

Echo und Reaktionen

Laufend ergänzt werden hier die Reaktionen auf die Tagung alphabetisch gelistet (Stand: 13.6.2013):

Anne Baillot, DH Too Human?, in: Digital Intellectuals, 13.6.2013, http://digitalintellectuals.hypotheses.org/1332.

Antonin Dubois, Une idée (hasardeuse) suite au #dhiha5, in: Recherches, reflexions et perspectives franco-allemandes sur l’histoire, 11.6.2013, http://parhei.hypotheses.org/240.

Martin Grandjean, Les Digital Humanities se déploient sur Twitter : l’exemple du colloque #dhiha5 !, in: Martin Grandjean, 12.6.2013, http://www.martingrandjean.ch/colloque-dhiha5-les-digital-humanities-se-deploient-sur-twitter/.

Benoit Majerus, #dhiha, in: a notebook, 11.6.2013, http://majerus.hypotheses.org/773.

Abbildungen

Abb. 1: Blick ins twitternde Publikum bei der Tagung #dhiha5, 11.6.2013.

Abb. 2: Tweet von @PortalLISA über die Zugriffe auf den Livestream, 11.6.013.

Abb. 3: Sprachverteilung der #dhiha5-Twitterer am 10./11.6.2013 von Martin Grandjean

  1. Mareike König,Tweets und Gedanken zur Tagung “Im Netz der sozialen Medien”, in: Digital Humanities am DHIP,  11.7.2011, http://dhdhi.hypotheses.org/284.
  2. Zur Kritik siehe z.B. Jan Hodel, Das Leiden an der Twitterwall, in: Weblog hist.net, 30.3.2012, http://weblog.hist.net/archives/6100.

Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/1788

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HR2: Sendung mit Heinrich Bosse

HR2 sendet heute (13.6.2013, 12:05-13:00) ein Gespräch mit dem Germanisten Heinrich Bosse; eine von mir verfasste Rezension seines von Nacim Ghanbari herausgegebenem Buch Bildungsrevolution 1770 bis 1830 erscheint übrigens in der nächsten Ausgabe der Frühneuzeit-Info.

Am Tisch mit Heinrich Bosse, „Bildungsforscher“

Privatschulen und Nachhilfekurse, Seminare im Internet und Prüfungscoaching – sie alle boomen zurzeit. Neben dem staatlichen Schulwesen entsteht ein freier Bildungs-Markt. Das ist, so ungewohnt es anmutet, nichts Neues.

Einen freien Markt fürs Lehren und Lernen hat es in Deutschland schon einmal gegeben - das schildert Heinrich Bosse sehr anschaulich in seinem Buch „Bildungsrevolution 1770 bis 1830“. Mit ihm spricht Ruth Fühner im hr2-Doppel-Kopf.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/434206942/

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Auftaktveranstaltung des Projekts „Visual History“ am 21.06.2013

Auftaktveranstaltung des Projekts „Visual History“ am 21.06.2013

 

EINLADUNG

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

mit einer Auftaktveranstaltung präsentiert sich das Verbundprojekt Visual History. Institutionen und Medien des Bildgedächtnisses erstmals in der Öffentlichkeit. Wir möchten Sie sehr herzlich unter dem Motto:

 

Das visuelle Zeitalter. Zeithistorische Perspektiven
am Freitag, den 21.

[...]

Quelle: https://www.visual-history.de/2013/06/12/einladung-zur-auftaktveranstaltung-des-projekts-visual-history-am-21-06-2013/

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