Der rationale Reiche entspricht im modernen Sinne einem Menschen, der seine Gefühle einem vernunftgemäßen, zweckorientierten Agieren unterordnet und so wirtschaftlichen Erfolg hat. Die Geschichte dieser Vorstellung lässt sich auch als Geschichte des Versuchs, Ungewissheit und Kontingenz zu bewältigen, erörtern. Seit dem 12. Jahrhundert machte ein immer größer werdender Personenkreis die Erfahrung, dass Reichtum nicht mehr allein dem grundbesitzenden Adel vorbehalten war. Durch Handel, Kreditgeschäfte und erfolgreiche Investitionen konnte er vielmehr innerhalb nur einer Generation aufgebaut werden und ebenso schnell wieder zerrinnen. Dies hatte zur Folge, dass man sich verstärkt mit dem Schicksal und der Frage auseinandersetzte, inwiefern es durch Klugheit und Tüchtigkeit lenkbar sei. Als eine Antwort des 20. Jahrhunderts mögen der American Dream und sein Versprechen gesehen werden, harte Arbeit und Zielstebigkeit würden mit einem stetig wachsenden Einkommen belohnt. Dass menschliche Entscheidungen jedoch niemals allein der Vernunft folgen, sondern von Gefühlen begleitet, ja häufig sogar geleitet werden, ist eine Erkenntnis, die in Bezug auf die Untersuchung von wirtschaftlichem Handeln in jüngerer Zeit wieder an Bedeutung gewonnen hat und für die Geschichtswissenschaft fruchtbar gemacht werden kann. Die Beiträge der ersten Sektion widmen sich entsprechend dem Spannungsverhältnis von Emotionalität und Rationalität in historischen Kontexten der Generierung, Bewahrung und Konsumtion von Vermögen sowie den Selbst- und Fremdbildern reicher Personen.
Rezensions-Digest August 2013
Alois Schmid: Rezension zu: Manuela Daschner: Die Besitzungen des Zisterzienserklosters Walderbach 1669-1802. Grundherrschaft, Verwaltungssystem und Wirtschaftsführung eines Oberpfälzer Klosters (Regensburger Beiträge zur Regionalgeschichte 15). Regensburg 2013, in: ZBLG, 20.08.2013
http://www.kbl.badw-muenchen.de/zblg-online/rezension_2543.html
Wolfgang Wüst: Rezension zu: Andrea M. Kluxen / Julia Hecht (Hg.): Tag der Franken. Geschichte – Anspruch – Wirklichkeit (Geschichte und Kultur in Mittelfranken 1). Würzburg 2010, in: ZBLG, 19.08.2013
http://www.kbl.badw-muenchen.de/zblg-online/rezension_1864.html
Manfred Knedlik: Rezension zu: Ulrich Scheinhammer-Schmid (Hg.): “Hertzhafft und keckh”. Ulmer Schul- und Klosterdramen aus dem 17. und 18. Jahrhundert (Bibliotheca suevica 31). Konstanz 2011, in: ZBLG, 19.08.2013
http://www.kbl.badw-muenchen.de/zblg-online/rezension_2228.html
Call4Papers “Was bedeutet Kritik heute?” (bis 01.10.13)
Begriff und Praxis der Kritik befinden sich seit einiger Zeit in einer tiefen Krise. Ein Grund dafür ist, dass ihre Voraussetzungen, die lange Zeit als selbstverständlich galten und deshalb kaum eigens reflektiert wurden, problematisch geworden sind. Dazu gehören ein unterstelltes … Weiterlesen
durchsichten: Graduiertenkolleg transnationale Medienereignisse der Justus-Liebig-Universität Gießen
Entschleunigen
"Der Anliegen, Geschichte zu entschleunigen, setzt sich zum Ziel die essentielle Unbestimmtheit von Geschichte deutlich werden zu lassen."
Dieser Satz findet sich hier: http://info.umkc.edu/dfam/projekt/entschleunigen/
Er bezieht sich auf ein Projekt, das genau diesen Ansatz verfolgt und den heutigen Leser wie die vergangenen Autoren im Unklaren darüber läßt, wie die Geschichte ausgeht.
Das geschichtsdidaktische Blogjournal “Public History Weekly”
Falls man sich nicht einem wirklichen Orchideenfach mit einer überschaubaren Anzahl an Kolleginnen und Kollegen verschrieben hat, kennt man die unterschwellige Verzweiflung angesichts der immer länger werdenden Liste der “unbedingt zu lesenden Fachbeiträge”. Fachzeitschriften erscheinen monatlich, quartalsweise, halbjährlich oder als Jahresband, die Ergebnisse von Tagungen werden in Sammelbänden präsentiert, Buchreihen fortgeschrieben, Dissertationen und Habilitationen verfasst und Handbücher geschrieben. In der Geschichtsdidaktik kommen noch die Schulgeschichtsbücher, Fachzeitschriften sowie die einschlägigen Blogs und Tweets der twitternden Geschichtsdidaktiker hinzu. Und jetzt noch: ein Blogjournal!
Den Mehrwert ihres Blogjournals sehen die Herausgeber in der Überwindung der von Ihnen ausgemachten “Schwachstellen” herkömmlicher Fachzeitschriften: Erscheinungsfrequenz, Hermetik, Randständigkeit. Mit dem Blogjournal soll der Graben zwischen der universitären Didaktik und der schulischen Praxis geschlossen, die Präsenz verbessert, der Zugang zu geschichtsdidaktischen Diskursen erleichtert und die Didaktik wieder näher an die Unterrichtsprofis (= Lehrerinnen und Lehrer) gerückt werden.
Das Blogjournal versteht sich als Experiment – die ersten vier Beiträge von Michele Barricelli, Charlotte Bühl-Cramer, Bettina Alavi und Markus Bernhardt machen aber Lust auf die noch folgenden Artikel. Jeden Donnerstag wird es zukünftig so weit sein…
Wir sind gespannt und wünschen viel Erfolg!
Denkmal mit Gebrauchsanweisung
Das Stelenfeld zählt zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Berlins. Kaum jemand, der die Hauptstadt besucht, nimmt nicht auch die Gelegenheit wahr, das Denkmal für die ermordeten Juden Europas zu besuchen. Vielen dient das von Peter Eisenman entworfene Stelenfeld des Holocaust-Mahnmals jedoch nur als … Weiterlesen →
Arbeitskreis dWGd | digitaler Wandel und Geschichtsdidaktik
Die Folgen des digitalen Wandels sind noch nicht absehbar – dennoch wird er heute von vielen als einer der weitreichenden gesellschaftlichen und ökonomischen Transformationsprozesse seit der Industrialisierung eingestuft. Der mit der Digitalisierung einhergehende und weithin sichtbare lebensweltliche, gesellschaftliche, politische und kulturelle Wandel zeigt sowohl Folgen für die Entwicklung des Geschichtsbewusstseins der Einzelnen als auch für die öffentliche Geschichtskultur.
Kommt der Geschichtswissenschaft sonst die Rolle zu, gesellschaftliche Veränderungen zu bilanzieren und zu analysieren, gehen die Digitalisierung und sich im Web2.0 wandelnde Kommunikationspraktiken die Wissenschaftsdisziplinen auch direkt an. Einschlägige Publikationen verlagern sich zunehmend ins Netz und werden von der interessierten Netzöffentlichkeit aufgenommen, kommentiert und debattiert.
Die Geschichtsdidaktik steht angesichts des digitalen Wandels somit vor zwei Herausforderungen: Erstens gilt es, Bedingungen geschichtsbezogenen Denkens und Lernens im digitalen Wandel zu reflektieren, dabei sowohl Nutzen als auch neue Problemlagen zu analysieren. Zweitens muss die Fachdisziplin auf die neuen diskursiven Möglichkeiten des Web2.0 reagieren, die auch einen verstärkten Austausch zwischen der Fachdisziplin und den Praktikern – den Geschichtslehrer/innen und Akteuren in der historisch-politischen Bildung – ermöglicht.
Ziel des KGD-Arbeitskreises dWGd | digitaler Wandel und Geschichtsdidaktik ist die Bildung eines Forums für Forschungs- und Entwicklungsprojekte, die sich auf digitale Medien beziehen. Der Arbeitskreis will entsprechende Projekte öffentlich sichtbar machen, den Austauschs unter den Akteuren fördern und nach Projekt-Synergien suchen sowie auch Projekte anregen und koordinieren. Der Arbeitskreis veranstaltet jedes Jahr einen themenspezifischen Workshop, trifft sich daneben immer am Rand der KGD-Zweijahrestagung und des Historikertags.
Quelle: http://dwgd.hypotheses.org/23
Postdoc in Trier
Am Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften an der Universität Trier/Trier Center for Digital Humanities ist zum 1. November 2013 ein Postdoktorandenstipendium (12 Monate mit Option auf Verlängerung) zu vergeben.
Vorausgesetzt werden eine abgeschlossene geisteswissenschaftliche Dissertation, einschlägige Arbeiten im Bereich der Digital Humanities, hervorragende Englischkenntnisse, wünschenswerterweise Französisch.
Ausschreibung: http://kompetenzzentrum.uni-trier.de/files/6613/7595/5521/Postdoktorandenstipendium.pdf
Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2205
Ideen
http://blog.stummkonzert.de/2013/09/fazit-zur-digigw2013/
Zum einen zur Nachhaltigkeit. Hier sehe ich besonders mit Blick auf frühere, innovative Projekte von Jenks, Imhof oder den Kölner Wirtschaftshistorikern vor allem die Hochschulen in der Pflicht. Die schalten nämlich gern Server von Kollegen ab, die entweder die Hochschule verlassen haben oder in den Ruhestand gegangen sind. Wenn es gut läuft, sind noch ein paar Reste zu finden, zuweilen sind aber alle Daten weg oder zumindest gibt es die Links nicht mehr. Mein, zugegeben, sehr subjektiver Eindruck ist, dass die Hochschulen sich zu wenig um die Sicherung und dauerhafte Verfügbarkeit ihrer digitalen Daten Gedanken machen. Ich versuche derzeit daraus den Schluß zu ziehen, dass meine Daten einer anderen Institution übergeben werden, um zu erreichen, dass sie auch nach 2019 (dann endet meine Dienstzeit) noch verfügbar sind.
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