Ein wichtiger Moment im Wissenschaftler-Leben…

… ist es, die erste Publikation in den Händen zu halten.

Nun sind in den letzten Wochen direkt zwei Aufsätze von mir im Druck erschienen und ganz normal im Buchhandel zu erwerben (und bald auch in den Bibliotheken). Natürlich ist so ein Aufsatz, gerade im Vergleich zur Dissertation und dem darauf folgenden Buch, nur eine kleine Sache – aber toll ist es doch!

Und, hier nun auch die Angaben:

A new approach to an old document – The narrative elements in the Bill of Rights. In: Nünning, Vera (Ed.): New Approaches to Narrative: Cognition – Culture – History, Wissenschaftlicher Verlag Trier: Trier 2013, S. 213-222.
=> dieser Beitrag ist noch relativ nahe an meiner Dissertation dran; ich habe mir mal einige Gedanken darüber gemacht, wie Historiker, die den linguistic turn ernst nehmen wollen, narratologische Methoden in der Quellenkritik nutzen können. Das konkrete Beispiel ist dann die englische Bill of Rights von 1689, die ganz korrekt gesehen eigentlich illegal ist (andererseits hat rechtliche Durchsetzungskraft ja auch immer viel mit der allgemeinen Anerkennung zu tun), und das vermutlich die Autoren auch wußten (zumindest nutzten sie auffallend viele narrative Strukturen um über kritische Punkte hinweg gehen zu können)

Und zu einem ganz anderem Thema, eher einem Steckenpferd von mir:
Bloggen als akademische Praxis. In: Frietsch, Ute; Rogge, Jörg (Hg.): Über die Praxis des kulturwissenschaftlichen Arbeitens. Ein Handwörterbuch, transcript: Bielefeld 2013, S. 74-78.

=> Kurz und knapp über Sinn und (manchmal auch) Unsinn von Bloggen in der Wissenschaft. Offensichtlich bin ich eher ein Verfechter des Bloggens in der Wissenschaft, auch wenn das Zeitproblem sich bei mir deutlich bemerkbar macht (kurze Statistik: in inzwischen fast 6 Jahren habe ich nur 120 Beiträge geschrieben, das ist etwas mehr als 1 Beitrag pro Monat)

Quelle: http://csarti.net/2013/09/ein-wichtiger-moment-im-wissenschaftler-leben/

Weiterlesen

Anmeldung zum TextGrid-Nutzertreffen möglich

Am 7. und 8. November 2013 wird am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin das dritte TextGrid-Nutzertreffen mit dem Themenschwerpunkt “Bilder in TextGrid” stattfinden. Mehrere Vorträge und zwei Schulungen zum Text-Bild-Link-Editor werden einen Einblick in die Arbeit mit Bildern in der virtuellen Forschungsumgebung geben. Das TextGrid-Café wird wieder die Möglichkeit bieten, eigene TextGrid-bezogene Projekte vorzustellen. Das Programm und weitere Informationen zur Anreise sowie das Formular zur Anmeldung finden sich unter:

http://www.textgrid.de/community/nutzertreffen-bilder/

 

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2295

Weiterlesen

Tagungsbericht: “Forschungsbedingungen und Digital Humanities: Welche Perspektiven hat der Nachwuchs?”

Der Tagungsbericht “Forschungsbedingungen und Digital Humanities: Welche Perspektiven hat der Nachwuchs?” ist ab sofort unter http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=5014 einsehbar.

In der Tagung, die im Juni diesen Jahres in Paris stattfand, wurde in vier themenspezifischen Panels nach dem Einfluss der Neuerungen in der digitalen Welt auf die Forschungsbedingungen gefragt und die Chancen und Probleme thematisiert, die sich daraus für den Wissenschaftsnachwuchs ergeben.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2284

Weiterlesen

Deutsches Museum München sucht Informatiker/in Digitalisierung

DM_Logo

Am Deutschen Museum München ist eine Stelle als “Informatiker (w/m) (FH-Diplom oder Bachelor, E11)” im Bereich Digitalisierung ausgeschrieben. Im Rahmen von laufenden DFG-Projekten und der Publikation von Forschungsergebnissen zusammen mit digitalen Quellen aus den Bereichen Archiv, Bibliothek und Objektsammlungen im Internet soll die spezifische Software-Infrastruktur weiter ausgebaut werden. U.a. geht es um Aufbau und Programmierung einer Infrastruktur zur zentralen Verwaltung, Speicherung und Konvertierung von Metadaten und digitalen Medien, um die Implementierung von Information Retrieval-Anwendungen und um den Aufbau von Standard-Schnittstellen zu nationalen und internationalen Kulturdatenportalen.

Ausschreibung: http://tinyurl.com/ppc6spv

Bewerbungsschluss: 26.09.2013

Mehr Stellenangebote des Deutschen Museums: http://www.deutsches-museum.de/information/wir-ueber-uns/stellenangebote/

 

 

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2244

Weiterlesen

Uni Oslo: Blinde Studenten nutzen die Digitale Bibliothek im TextGrid Repository

Erfreuliche Nachrichten aus Norwegen: Am FB Deutsche Sprache und Literatur der Universität Oslo (ILOS / Institutt for litteratur, områdestudier og europeiske språk) nutzen blinde und sehbehinderte GermanistikstudentInnen die Digitale Bibliothek im TextGrid Repository erfolgreich als Studienquelle für literarische Primärtexte. Das berichtet uns Christian Janss, Editionsphilologe und Dozent für Deutsche Sprache und Literatur der dortigen Humanistischen Fakultät. Eine große Arbeitserleichterung für alle Beteiligten: Üblicherweise wird mühsam (und mit dem bekannt wechselhaften Erfolg) aus Printausgaben gescannt, anschließend via OCR in durchsuchbares Textformat umgewandelt; mehrere Korrekturgänge inbegriffen. Ein aufwendiges, zeitintensives Verfahren.

Demgegenüber lesen die norwegischen StudentInnen die Texte aus der Digitalen Bibliothek im TextGrid Repository direkt per Braillezeile aus. Scannen, OCR und Korrekturlesen entfallen, ebenso wie das mühsame Zusammensuchen verläßlicher Quellen im Internet; mit dem TextGrid Repository macht eine einzige URL eine große Anzahl verläßlicher, zitierfähiger und durchsuchbarer Primärtexte zugänglich.

Ein toller Anwendungsfall, den wir TextGridler bislang nicht bedacht haben!

220px-Refreshable_Braille_display
Braillezeile

 

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2215

Weiterlesen

2013 DARIAH Sommerschule ein Großer Erfolg

Die 2013 DARIAH-DE International Digital Humanities Summer School, die vom 19. bis 23. August am Göttingen Centre for Digital Humanities stattfand, war ein voller Erfolg. Die Sommerschule, die sich auf die Verarbeitung natürlicher Sprache mit der Programmiersprache Python konzentrierte, wurde von Mike Kestemont von der Universität Antwerpen in Belgien und Lars Wieneke vom CVCE in Luxemburg geleitet. Die Schule brachte 20 Teilnehmer aus 10 verschiedenen Ländern, von denen die meisten noch nie eine Zeile Programmcode geschrieben hatten, zusammen und förderte sie soweit, dass sie in Teamarbeit Antworten auf komplexe Fragestellungen erarbeiten konnten. Aufgrund der großzügigen Unterstützung durch DARIAH-DE konnten wir Mike und Lars für eine Woche nach Göttingen holen und die Übernachtungen der studentischen Teilnehmer voll fördern. Dies hat es uns ermöglicht, eine neue Generation von Wissenschaftlern zu erreichen, die ohne diese Unterstützung nicht in der Lage gewesen wäre, die Sommerschule zu besuchen.
Zwei Hauptgründe für den Erfolg unserer Sommerschule waren zum einen die fantastischen Lehrer und zum anderen die hochmotivierten Teilnehmer. Mike und Lars konnten ihre Begeisterung für die Möglichkeiten von Python so gut an die Teilnehmer vermitteln, dass sie intensiv mitarbeiteten und oft Kaffee- und Mittagspausen nutzten, um Probleme zu diskutieren und gemeinsam zu lösen. In der Tat war die häufigste Kritik der Teilnehmer, dass die Sommerschule zu kurz gewesen sei. Sie hätten gerne noch eine Woche rangehängt, um die Informationen weiter zu verarbeiten und mehr über die Bearbeitung von Texten mit Python zu lernen.
Unsere Erfahrungen mit der Sommerschule zeigen, dass es eine Reihe von Wissenschaftlern gibt, die mehr als nur Mark-up und Text Encoding lernen wollen. Sie möchten Methoden der Datenmanipulation erlernen, Datenanalyse betreiben, und die Freiheit und Flexibilität einer Programmiersprache voll nutzen statt durch vorgefertigte Suites von Tools sowie AntConc oder IBM LanguageWare eingeschränkt zu sein. Die Göttinger Sommerschule hat darüberhinaus die Effektivität dieses intensiven Schulungsformats gezeigt, das Wissenschaftlern die benötigten Kenntnisse für das Einsetzen digitaler Methoden in ihrer Forschung erfolgreich vermittelt.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2212

Weiterlesen

Tagung “Was können und wollen Digital Humanities”, Wien, 25.10.2013

Tagung “Was können und wollen Digital Humanities”

am Freitag, 25. Oktober 2013
veranstaltet von der Österreichischen Nationalbibliothek

Information und Anmeldung: http://dhtagungwien.eventbrite.de
Das Detailprogramm folgt in Kürze.

In den Geistes- und Kulturwissenschaften findet seit einigen Jahren ein Umbruch statt: Die Ansprüche von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an Daten und deren Verfügbarkeit haben sich stark gewandelt. In den letzten Jahren wurden große Potentiale digitaler Ressourcen in Bibliotheken, Archiven und Forschungsinstitutionen aufgebaut. Die Möglichkeiten und Herausforderungen, die sich aus der Nutzung dieser Daten durch die Wissenschaft ergeben, sollen im Rahmen der Tagung ausgelotet werden.

Die Methoden und Forschungsfragen vieler Fachdisziplinen werden durch neue Möglichkeiten der digitalen Infrastrukturen, wie beispielsweise Analyse großer Textkorpora, Suchfunktionen, geographische Annotationen und semantische Abfragen erweitert. Gleichzeitig beeinflussen neue Kommunikationsfunktionen sowie das gemeinsame Arbeiten an Daten die Arbeits-, Zugangs- und Erkenntnistechniken. In vielen europäischen Ländern etablieren sich Zentren für Digital Humanities und arbeiten größere Projekte daran, für einzelne Wissenschaftszweige gemeinsame Zugänge zu Daten und Standards zu finden.
Ziel der Tagung ist es, einen Einblick in die schon vorhandenen Möglichkeiten und bestehenden Ressourcen zu geben, aber auch Erfordernisse und Bedürfnisse der Digital Humanities zu formulieren.
Namhafte Experten (u.A. Fotis Jannidis, Martin Wynne, Patrick Sahle) stellen in Impulsreferaten die Entwicklung und ihre Bedeutung für WissenschaftlerInnen, Institutionen und Forschung dar, zeigen aber auch Herausforderungen für Planung, Koordination und Finanzierung auf.

Wir freuen uns über Ihr Interesse und Ihr Kommen!
Die Tagung findet in inhaltlicher Abstimmung mit einer Veranstaltung des BMWF am 24. Oktober statt:

“Herausforderungen und Chancen des digitalen Zeitalters:
Forschungsinfrastrukturen in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften”
Weitere Informationen: http://www.oeaw.ac.at/icltt/node/83
Ort: Haus der Industrie, Schwarzenbergplatz 4, 1031 Wien

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2140

Weiterlesen

Bern Lecture on Digital Heritage III

Dr. Gunther Reisinger zur quellenkritischen Handhabung von internetbasierten Inhalten am Beispiel netzbasierter Kunst(Re)Präsentationen

Dr. Gunther Reisinger vom Institut für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften der Technischen Universität Graz ist zu Gast bei der dritten Bern Lecture on Digital Heritage in der Hochschule der Künste Bern. Er wird über terminologische Differenzierungen zwischen Netzkunstwerk, Abbild und Quelle sprechen und aus der praxisbezogenen Annäherung an medienimmanente Unterschiede derselben  die Frage ableiten, wie mit netzbasierter Kunst als Quelle umgegangen werden kann. Grundlegende Paradigmen und Möglichkeiten der werkbezogenen Kontextualisierung netzbasierter Kunst und ihrer zugehörigen Quellen werden im werkeigenen Medium (dem Internet) aufgezeigt.

Titel: Werk, Abbild oder Quelle? Zur Differenzierung netzbasierter Kunst(Re)Präsentationen

Datum: Fr. 13.09.2013 um 17:30 Uhr

Ort: Hochschule der Künste Bern, grossen Aula  (Fellerstrasse 11, CH – 3027 Bern; Haltestelle: Bümplitz Nord)

Sprache: Deutsch

Eintritt: frei

Die Veranstaltung findet im Rahmen des Jubiläumsjahres 10 Jahre HKB statt und ist dem MAS PDACH assoziiert.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2185

Weiterlesen

Digital Humanities in Österreich – Veranstaltungen im Oktober

Die Digitalen Geisteswissenschaften haben in Österreich noch nicht die Öffentlichkeit wie in Deutschland oder der Schweiz. Sie sind aber dennoch aktiv, wie folgende Doppelveranstaltung belegt:

24. Oktober 2013
Herausforderungen und Chancen des digitalen Zeitalters:
Forschungsinfrastrukturen in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften
Ort: Haus der Industrie, Schwarzenbergplatz 4, 1031 Wien
weitere Informationen unter http://www.oeaw.ac.at/icltt/node/83

25. Oktober 2013
Was können und wollen Digital Humanities
Ort: Österreichische Nationalbibliothek, Josefsplatz 1, 1015 Wien
Weitere Informationen und Anmeldung unter: http://dhtagungwien.eventbrite.de

Die Veranstaltungen sind inhaltlich aufeinander abgestimmt und dienen der Information und dem Austausch über digitale Forschungsinfrastrukturen in Österreich. Nähere Informationen folgen in Kürze!

Für die Organisation und Beiträge zu den Veranstaltungen sind verantwortlich:
Zentrum für Informationsmodellierung in den Geisteswissenschaften an der Universität Graz
Institut für Corpuslinguistik und Texttechnologien der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Österreichische Nationalbibliothek
Österreichisches Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2139

Weiterlesen

Kleiner Versuch über Romangattungen

Ich arbeite an der Erstellung eines Romankorpus, das längere, deutschsprachige Erzähltexte von 1500 bis 1930 versammelt. Das Kernkorpus umfasst ca. 450 Romane, größtenteils deutschsprachige Originalromane, aber rd. 1/8 sind Übersetzungen, vor allem aus dem Englischen, Französischen und Russischen. Hinzu kommt ein größeres Korpus von zur Zeit rd. 1500 Texten (diese Zahl ist wirklich nur eine Schätzung, da die Texte noch zu sichten sind). Das Kernkorpus soll mit relativ ausführlichen Metadaten, etwa Druckort, Verlag, Originalsprache, Erzählform, Epoche und eben auch zur Gattung versehen werden. Die meisten dieser Angaben sind unproblematisch, Erzählform und Gattung sind es nicht. Schon die Kategorisierung eines längeren Prosatextes als Roman erweist sich als als andere als trivial, aber darum soll er hier nicht gehen. Sondern hier handelt es sich um die Frage nach Formen der Roman, nach den Gattungen der Gattung Roman.

Ein erster Lösungsversuch sah so aus: Da ich vermeiden wollte, dass die Gattungszuschreibungen ad hoc von mir vergeben werden, habe ich eine Hilfskraft beauftragt, aus einer Liste von Roman-Nachschlagewerken und Literaturgeschichten die Zuschreibungen herauszusuchen und ohne Vereinheitlichung zu notieren. Das Ergebnis war recht interessant (besten Dank Herr Weimer!). Da gab es Einträge wie „Briefroman::Künstler- und Liebesroman in Briefform::monologischer Briefroman“ (die Doppelpunkte trennen verschiedene Zuschreibungen) oder „Entwicklungsroman mit autobiographischen Zügen::Schelmenhafter Zeit- und Entwicklungsroman::Entwicklungs- und Zeitroman::Schelmenroman“ oder „Familienroman::moralisch-didaktischer Roman::Ich-Erzählung::Briefroman::aufklärerisch-bürgerlicher Roman“. Man kann dahinter ohne Probleme den Werther, den Simplizismus oder die Schwedische Gräfin erkennen.

Allerdings ist ein Begriff wie ‘monologischer Briefroman’ wohl keine Gattungsbezeichnung, vielmehr wird die Gattungsbezeichnung ‘Briefroman’ gemeinsam mit dem deskriptiven ‘monologisch’ zur Beschreibung verwendet. Viele der Begriffe scheinen eng verwandt zu sein, z.B. „Zeitroman::Gegenwartsroman::Gesellschaftsroman“. Dann finden sich Begriffe wie „Großroman“ oder „Altersroman“, die überhaupt keine Gattungsbegriffe im herkömmlichen Sinne sind, sondern lediglich klassifizieren und dabei manchmal auch bewerten. Leider zeigte sich außerdem, dass nur rd. 250 der Texte auf diese Weise beschrieben werden konnten; für die anderen 150 fanden sich in den Darstellungen keine Gattungsbezeichnungen.

Der nächste Schritt war die Vereinheitlichung der so zusammengetragenen Begriffe. Um für eine quantitative Auswertung brauchbar zu sein, geht es weniger um eine individualisierte Beschreibung des Einzelwerks, sondern um die Zuschreibung zu allgemeineren Kategorien, die es dann erlauben zu prüfen, ob man mit dieser Gruppe regelhaft Textmerkmale verbinden kann. Für diese Vereinheitlichung, aber auch für die Frage nach der Klassifizierung der übrigen 150 Texte wäre es nützlich auf eine existierende Systematik von Gattungsbegriffen zurückgreifen zu können. Die literaturwissenschaftliche Forschung scheint diese Frage bislang nicht systematisch verfolgt zu haben.

Eine erste Annäherung könnte über die Verwendung des Begriffs Roman in Zusammensetzungen geschehen. Dafür wäre eine Liste aller Komposita mit dem Wort ‘Roman’ ein guter Anfang. Die größte Menge an zugänglichen Sprachdaten bietet zur Zeit Google mit den Quellen für die N-Gramm-Suche. Für die Romankomposita habe ich die 1-grams verwendet (Version 20120701). Die Daten liegen in dieser Form vor: „Quasselbude_NOUN 1956 11 10“, wobei die Angabe der Wortklasse, die erst in der zweiten Version des Korpus hinzugekommen ist, nur teilweise vorliegt. Die erste Zahl bezeichnet das Jahr, die zweite die Anzahl der Vorkommen des Wortes und die dritte die Anzahl der Bände, in denen das Wort vorkommt.

Nach der Extraktion der Komposita, der Vereinfachung des Materials auf den Nominativ und einer manuellen Sichtung ergab dies eine Liste mit rd. 424 Einträgen vom „Alltagsroman“ über den „Haremsroman“ und den „Nichtroman“ bis zum „Zigeunerroman“. Zu jedem Begriff gibt es außerdem eine Frequenzangabe (Häufigkeit im ganzen Korpus). Die Zahl 424 ist cum grano salis zu nehmen, da man einige Einträge zusammenfassen konnte, z.B. „Debutroman“ und „Debütroman“ oder „Desillusionierungsroman“ und „Desillusionsroman“ oder sogar „Gegenwartroman“ und „Gegenwartsroman“.

Diese Liste ergibt keine Liste der Gattungsbezeichnungen und trotz ihrer Länge schon gar nicht eine vollständige. Einige der Begriffe sind keine Gattungsbezeichnungen, wenn man darunter „die als ge- und bewußte Normen die Produktion und Rezeption von Texten bestimmenden ‘historischen Textgruppen’“ versteht (Klaus Hempfer: „Gattung“ in: Klaus Weimar (Hg.): Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft Bd. 1, de Gruyter 1997, S. 651 ), sondern haben eine andere Funktion, z.B. „Debütroman“,“Emigrationsroman“,“Hauptroman“ oder „Lieblingsroman“. Einige beziehen sich außerdem auf einen einzigen Text (z.B. „Rosenroman“ oder „Josephsroman“). Die Liste enthält also Begriffe, die keine Gattungsnamen sind und andererseits gibt es noch mehr Bezeichnungen für Gattungen, die aber nicht als Kompositum aufgebaut sind, nämlich in der Verbindung von ADJ + NOUN, also z.B. „sozialer Roman“, „psychologischer Roman“, „philosophischer Roman“ usw. Diese sind in der ersten Fassung der Liste nicht enthalten.

Mit wenig Aufwand kann man aus den Daten, die ja die Verwendungshäufigkeit der Begriffe enthalten, ein Wordle erstellen, indem man einen Text generiert, der die Begriffe anteilig zu ihrer absoluten Häufigkeit enthält. Das Ergebnis sieht so aus:

romangattungen1

Leider ist ‘Kriminalroman’ so dominant, dass die anderen Begriffe sehr schnell in unlesbarer Kleinschreibung verschwinden. Wenn wir ihn aus dem Bild entfernen, ergibt sich diese informationsreichere Übersicht:

romangattungen2

Das ist hübsch. Und es ist ein erster Schritt auf dem Weg eines Überblicks über die Gattungsbegriffe für den Roman. Aber natürlich hat es nur einen eingeschränkten analytischen Wert. Die Ursachen für die hohe Frequenz eines Worts können sehr unterschiedlich sein. Die große Häufigkeit des ‘Kriminalromans’ etwa ergibt sich daraus, dass dies eine eingeführte paratextuelle Bezeichnung ist, die sich im Text findet (Meinem Wissensstand nach sind Titel und Untertitel Teil des Korpus). Der ‘Bildungsroman’ dagegen ist ein Begriff der Beschreibungssprache. Interessant sind Begriffe wie ‘Zeitroman’, die sich am Anfang des 20. Jahrhunderts in einer ganzen Reihe von Romantiteln finden, während er gegen Ende des Jahrhunderts häufiger in Texten über Romane zu finden ist.

Anders ausgedrückt: Die Analyse hat einen ersten Eindruck von der Häufigkeitsverteilung von Gattungsbegriffen ergeben, aber wir können nicht beurteilen, ob es sich hierbei um Begriffe der Objekt- oder Metasprache handelt. Das Problem könnte man möglicherweise lösen, wenn man in einem großen Bibliothekskatalog die Untertitel von Romanen systematisch unter der Perspektive auswertet, welche der hier aufgeführten Kategorien vorkommen. Das würde dann ihre Verwendung in der Objektsprache belegen. Außerdem könnte man, ausgehend von den Publikationsdaten der Romane überprüfen, ob ungefähr gleichzeitig die entsprechenden Begriffe geläufig sind, also Romanmetadaten und Ngramm-Daten abgleichen.

Ein weiteres Problem entsteht durch die Heterogenität der Gattungsbegriffe. Selbst wenn man die Begriffe aussondert, die offensichtlich keine Gattungen bezeichnen, bleibt eine Fülle von Begriffen übrig, die sich auf sehr unterschiedliche Aspekte beziehen, z.B. der inhaltsbezogene Begriff Abenteuerroman und der referenzbezogene Begriff Schlüsselroman. In dieser Form sind sie nur eingeschränkt tauglich für die Korrelierung mit den Ergebnissen von Clustering aufgrund von Textmerkmalen. Dieses Problem könnte durch eine genauere Analyse der Gattungsbegriffe gelöst oder zumindest mal aufgeräumt werden. Und wenn wir schon bei Zukunftsplänen sind: Die historische Information, wann welche Gattungsbegriffe häufiger zu finden sind, könnte man auch noch auswerten, aber das ist nicht ganz einfach zu visualisieren. So etwas ist noch zu unübersichtlich:

romangattungen3

(Link)

Insgesamt also noch ein weiter Weg zu einem brauchbaren Beschreibungssystem von Romangattungen, aber die Frequenzangaben helfen wohl bereits bei der Vereinfachung der vorliegenden Begriffe. Nun müssten noch die 150 anderen Texte zugeordnet werden. Hat jemand Evremont von Sophie Bernhardi gelesen und hätte einen Vorschlag zur Gattungszuordnung? Oder Bruno Willes Glasberg. Henriette von Paalzows Ste. Roche?

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2128

Weiterlesen