Die Nöte des Kölner Kurfürsten

21. Januar 1645: Kurfürst Ferdinand von Köln schreibt von seiner Bonner Residenz aus an den kaiserlichen Feldmarschall Hatzfeldt, der derzeit in Böhmen operiert. Dieser zieht dort seine Truppen zusammen und sucht eine Entscheidung gegen die vorrückenden Schweden. Dazu wünscht der Kurfürst dem Feldmarschall guten Erfolg und verbindet damit auch die Hoffnung, daß Gott Graf Hatzfeld „solche gluckhliche Progress wieder den Feindt verleihen werde, damit Vnß dießer Orths in kurtzem waß Lufft gemacht werden möge“. In dem Zusammenhang weist Kurfürst Ferdinand auf die sich verschlechternde militärische Lage im Rheinland hin: Nachdem die niederrheinisch-westfälischen Kreistruppen unter Graf Geleen ins Westfälische abgezogen seien, stehe das Rheinland weitestgehend ungeschützt da. Nur noch wenige Kräfte seien an der Mosel verblieben, auf die allerdings kein Verlaß sei. Erst kurz zuvor hätten französische Einheiten die Stadt Oberwesel eingenommen (am Mittelrhein, zwischen Boppard und Bingen gelegen), nun sei auch Koblenz bedroht. Die Lage sei kritisch, und dem Feind Widerstand zu leisten, sei man „so gahr nit gefast“. (Schönstein, Fürstlich Hatzfeldt-Wildenburgsches Archiv, Kriegsarchiv Melchior von Hatzfeldt Nr. 236 unfol. Ausf.)

Der Brief liest sich wie eines der üblichen Schreiben, in dem ein mit dem Kaiser verbündeter Reichsfürst um militärische Hilfe bittet. Tatsächlich waren derartige Anforderungen um militärische Verstärkungen üblich in einem Koalitionskrieg, eine Konstellation, wie sie sich im Dreißigjährigen Krieg immer wieder ergab. Vor dem Hintergrund ist der Brief ein weitgehend standardisiertes Schreiben, wie er in den Kanzleien dieser Zeit üblich war. Die besondere Note erhält das Schreiben aber durch die Nachschrift, die der Kurfürst eigenhändig an Graf Hatzfeldt anfügte.

In acht weiteren Zeilen, ungefähr einer drittel Seite, greift Kurfürst Ferdinand noch einmal das Anliegen auf und wiederholt die Gefährdung, die für die Rheinlande bestehen: Es bedürfe keiner weiteren Ausführung, wie wichtig das „Hauptwesen“ sei (also der Hauptkriegsschauplatz in Böhmen). Doch auch dem „edlen Rheinstrom“ und ebenso der Mosel komme eine große Bedeutung zu, wie Hatzfeldt zuletzt selbst noch in einem früheren Schreiben dargelegt habe. So hoffe er, Ferdinand, daß man „uns arme verlassene Rheinländer“ nicht im Stich lassen, sondern nach dem „glücklichen Success“ in Böhmen wirkliche helfen werde, „ehe aus Frankreich ein neuer Tempestas entstehe, der uns zugrunde richte“.

Es ist dieses Postscriptum, das in besonderer Eindringlichkeit die Not vorstellt, die der Kölner Kurfürst empfand. Für Ferdinand, der schon seit 1612 das Kurfürstentum regierte und den Krieg von Anfang an miterlebt hatte, sind zahlreiche eigenhändige Nachschriften überliefert, die vielfach seine Ansichten und Sorgen erkennen ließen. Mag also ein Postskriptum für Ferdinand nicht unüblich gewesen sein, so stellt es in diesem Fall eine immense Verstärkung des eigentlichen Briefinhalts dar: Nicht allein das Kanzleischreiben transportiert das Anliegen, sondern der Kurfürst selbst greift eigenhändig diese Nöte auf und personalisiert die geäußerten Befürchtungen.

Über diesen einen Fall hinausgehend stellen eigenhändige Notizen eines regierenden Fürsten eine besondere Form der Überlieferung dar. Sie machen seine Persönlichkeit viel unmittelbarer faßbar als die im regulären Kanzleibetrieb verfertigten Schriftstücke. Eben weil die Fürsten damals durch einen wachsenden Apparat von Bediensteten umgeben sind, bleibt oftmals schemenhaft, in welchem Maße die Korrespondenzen jeweils die Meinung des Fürsten oder nicht eher die seiner Räte widerspiegeln. Eigenhändige Marginalien und Ergänzungen in diesen Briefschaften sind daher rare Schlaglichter auf die Gedanken des Fürsten selbst. ‑

Nachschrift:
Am 6. März 1645 trafen bei Jankau in Böhmen das kaiserliche und das schwedische Heer aufeinander. Bekanntermaßen verlor Hatzfeldt die Schlacht und fast die gesamte Armee – Kurfürst Ferdinand mußte also seine Hoffnung aufgeben, daß bald schon kaiserliche Truppen die Lage am Rhein zum Besseren wenden würden.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/74

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Der Epic Win im Spiel und der realen Welt

Wann hatten Sie Ihren letzten Epic Win? Sie wissen nicht was das ist? Überlegen Sie mal! “Epic Win”! Welche Gewinne sind so groß, dass man sie “heroische Gewinne” nennen könnte?

Solche mit einem besonders starken Glücksgefühl verbundenen Situationen kann man z.B. nach einer bestandenen Prüfung, auf die man lange hingearbeitet hat, erleben. Sportlern widerfährt der Epic Win vielleicht beim Gewinnen einer besonderen Medaille oder dem Brechen eines Rekords. In jedem Fall sind diese Gewinne in der realen Welt sehr rar, u.a. weil ihr Erreichen mit besonderen Anstrengungen verbunden ist, die z.B. in einer zeitlich sehr langen Vorbereitung liegen können, die  Monate oder Jahre dauern kann.

Der Begriff Epic Win kommt ursprünglich aus der Gamer-Szene und wird von Jane McGonigal als überraschender Erfolg beschrieben: Der Sieger hat sich ganz unerwartet durchgesetzt, wandte eine unorthodoxe Strategie an oder etwas funktionierte besser als geplant. Die Spieler erleben dabei ein großes Glücksgefühl. Epic Wins sind bei (Computer)Spielen wesentlich häufiger zu erlangen, als im realen Leben. Sie motivieren außerordentlich und tragen letztlich entscheidend dazu bei, dass der Spieler weiterspielt.

Was geschieht neurokognitiv beim Epic Win? 

Unser Gehirn ist ständig mit Vorausberechnungen beschäftigt. Man merkt das beim Anheben eines Glases, das leichter als gedacht ist. Befindet sich Flüssigkeit darin, dann heben wir es mit zuviel Kraft an und müssen aufpassen, dass die Flüssigkeit nicht herausschwappt. Oder ist beim Gehen der Untergrund uneben, dies aber nicht unmittelbar sichtbar, stolpern wir.

Also: unser Gehirn berechnet ständig voraus, was gleich geschehen wird. Trifft das ein und treffen die Berechnungen des Gehirns zu, dann wird das Geschehen als unbedeutend beurteilt, denn wir haben dieses implizite Wissen bereits abgespeichert. Trifft aber etwas anderes – etwas Besseres – als das Vorausberechnete ein, dann wird das Gehirn aus seiner Routine gerissen. Es wird ein Signal gegeben:” Achtung, hier ist was tolles Neues passiert!” Das Signal, bestehend aus einer Dopaminausschüttung, die wiederum endogene Opioide im Frontalhirn freisetzt, sorgt dafür, dass das Neue gelernt werden kann (im Gegensatz zur Routine, die ja bereits abgespeichert ist). Diese Opioide stellen einen Belohnungseffekt dar und sorgen für das gute Gefühl, das wir bei einem Sieg verspüren und das wir natürlich häufiger erleben möchten.

Wie unterscheiden sich Epic Wins bei Spielen von denen im wirklichen Leben?

Wie bereits erwähnt, erleben Spieler durch das Spiel häufiger einen Epic Win, als das im normalen Leben möglich ist. Die Frage, die sich mir stellt ist: Welche Auswirkungen haben Epic Wins durch ihre Lernleistung letztlich auf die Persönlichkeit von Spielern? Auf die Ausdauer, mit der sie ein Ziel verfolgen? Wird die Ausdauer im Laufe der Zeit größer, weil Spieler wissen, dass sie ein Ziel erreichen können oder wird sie geringer, weil das im Spiel wesentlich schneller als im normalen Leben geht?

Etwas ist doch deshalb besonders, weil man es nicht immer und sofort haben kann, sondern weil man für das Erreichen eines Ziels einen Einsatz bringen muss. Je mehr Einsatz nötig ist und je seltener das Ziel erreicht werden kann, desto kostbarer ist letztlich das Ziel. Wieviel Einsatz geben Spieler im Gegensatz zu Nichtspielern?

Jane McGonigals Buch “Reality has Broken” enthält die Darstellung überraschend interessanter Spielmöglichkeiten. Allerdings waren alle von ihr beschriebenen Spiele und deren Aspekte “super” bis “super super”.  Da ich aber für eine differenzierte Betrachtung der Dinge bin, sehe ich den Epic Win in Spielen zwar zunächst positiv, frage aber nach seinem Wert, den er in der realen Welt hat. Die Forschung kann das bisher nicht beantworten.

Literatur:

Jane McGonigal: Reality has Broken. Why Games Make Us Better and How They Can Change the World, London 2012

Manfred Spitzer: Lernen. Gehirnforschung und die Schule des Lebens, Heidelberg 2006

Quelle: http://games.hypotheses.org/884

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Der mittelalterliche Codex im virtuellen Raum – Zur Rekonstruktion der Bibliothek der Benediktinerabtei St. Matthias in Trier

Die Benediktinerabtei St. Matthias enthielt eine der bedeutenden Skriptorien und Bibliotheken des Mittelalters. Der Bestand ist nicht nur für die Theologie, Geschichte und Altphilologie von zentraler Bedeutung, sondern auch für die Kunstgeschichte, Musikgeschichte, Medizin und Germanistik. Für letzteren Bereich ist eine bedeutende volkssprachige Überlieferung zu verzeichnen, die uns in den Beginn der Geschichte der vernakularen Sprachen im mittelalterlichen Europa führt, und deren textliche Vielfalt unter anderem Zaubersprüche, Segen, Glossen und kleinere Texte umfasst. Zusammen mit der althochdeutschen und altenglischen Überlieferung des nahe gelegenen Klosters Echternach bilden die Bestände aus St. Matthias eine einmalige Überlieferung im Bereich der Handschriftenkulturen des Mittelalters, insbesondere auch für den moselfränkischen Raum.

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StB Trier Hs 2229/1751 8°, Abschrift des Kataloges aus dem 16 Jh.

Ziel des Projekts “Virtuelles Skriptorium St. Matthias” ist es, die überlieferten Handschriften aus St. Matthias zu digitalisieren und damit den mittelalterlichen Bestand virtuell zu rekonstruieren. Insgesamt umfasst der erhaltene Bestand etwa 500 Kodizes, die weltweit auf ca. 25 Standorte verteilt sind. Der weitaus überwiegende Anteil (etwa 400 Handschriften) liegt in Trier, und zwar in der Stadtbibliothek und in der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars.
Insgesamt ordnet sich das Projekt in einen größeren Zusammenhang ein, in dem seit der letzten Dekade europaweit mittelalterliche Bibliotheken und Archive virtuell erfasst, dokumentiert bzw. rekonstruiert werden (siehe auch die Übersicht der relevanten Vorhaben von Klaus Graf). Eine solche rekonstruierte, virtuelle Bibliothek wird es ermöglichen, das geistige Profil und den “Wissensraum” wichtiger mittelalterlicher Bildungszentren zu erforschen und auch durch die Rekonstruktion selber auch neue Einblicke in die Produktions- und Rezeptionsbedingungen der jeweiligen Bestände zu geben.

Aus der Arbeit des Projekts zu St. Matthias ist auch das BMBF geförderte Projekt „eCodicology. Algorithmen zum automatischen Tagging
mittelalterlicher Handschriften“ entstanden, in dem Methoden und Software entwickelt werden, die u. a. die automatische Messung, Speicherung und Analyse von makro- und mikrostrukturelle Elementen digitalisierter Handschriftenseiten ermöglicht und in den Metadaten ablegt. Unter anderem sollen metrische Daten wie etwa Blattgröße, Schriftraumgröße, Zeilenzahl, Bildfelder, Überschriften, Register, Paratexte, Marginalien, Randzeichnungen, Verhältnis von Bildraum und Textraum erhoben sowie statistisch und qualitativ ausgewertet werden. Das Projekt wird im Jahr 2013 starten (Projektpartner TU Darmstadt, Universität Trier/Trier Center for Digital Humanities, Stadtbibliotheik Trier und KIT Karlsruhe).


Psalterium StBTrier HS7/9 8° s. X

Am 18. und 19. Januar 2013 organisieren wir eine internationale Tagung in Trier, die sich dem Thema „Digitale Rekonstruktionen mittelalterlicher Bibliotheken“ widmet. Es werden verschiedene Vorhaben, die sich im Bereich der Digital Humanities der Rekonstruktion und Erschließung mittelalterlicher Bibliotheksbestände widmen, vorgestellt sowie konkrete Falleispiele erörtert, die aufzeigen, wie diese Bestände wissenschaftlich genutzt werden können. Darüber hinaus rücken unterschiedliche Anbindungsmöglichkeiten in größere Datenrepositorien, Handschriftenportale oder Verbundprojekte (wie etwa TextGrid, Dariah, eCodicology, Manuscripta mediaevalia) in den Fokus sowie auch rechtliche Aspekte wie etwa die Lizenzvergabe (im Rahmen der Erfahrungen mit Europeana). Schließlich sollen die Anforderungen diskutiert werden, die aktuelle Arbeiten aus der Kulturgeschichte, der Kunstgeschichte, den Philologien und der Musikwissenschaft an solche digitalen Rekonstruktionen stellen. Die Tagung wird vom Historisch-Kulturwissenschaftlichen Zentrum (HKFZ Trier) gefördert und findet in der Abtei St. Matthias sowie in der Stadtbibliothek Trier statt. Das Programm ist hier einsehbar.

Gleichzeitig zur Tagung erscheint ein Sammelband über berühmte Handschriften aus St. Matthias, der auf eine Vortragsreihe der St. Matthias Stiftung und der Stadtbibliothek Trier  zurückgeht. Der Band enthält ferner ein von Reiner Nolden erarbeitetes Verzeichnis der Urkundenausfertigungen der Abtei St. Eucharius/St. Matthias.
Michael Embach/ Claudine Moulin (Hg.): Die Bibliothek der Abtei St. Matthias in Trier – von der mittelalterlichen Schreibstube zum virtuellen Skriptorium: Mit einem Verzeichnis der Mattheiser Urkunden im Stadtarchiv Trier, Trier 2013

Literaturhinweise und Links:

Petrus Becker: Die Benediktinerabtei St. Eucharius – St. Matthias vor Trier (Germania Sacra, Neue Folge 34: Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Das Erzbistum Trier 8), Berlin, New York 1996

Michael Embach, Claudine Moulin, Andrea Rapp: Die mittelalterliche Bibliothek als digitaler Wissensraum: Zur virtuellen Rekonstruktion der Bibliothek von Trier-St. Matthias, in: Mittelhochdeutsch. Beiträge zur Überlieferung, Sprache und Literatur. Festschrift für Kurt Gärtner zum 75. Geburtstag. Herausgegeben von Ralf Plate und Martin Schubert, Berlin 2011, S. 486-497

Falko Klaes, Trierer Glossenhandschriften, in: Die althochdeutsche und altsächsische Glossographie. Hrsg. von Rolf Bergmann und Stephanie Stricker. Berlin – New York 2009, S. 1279-1296

Sabine Scholzen – Philipp Vanscheidt,  “Das Virtuelle Skriptorium St. Matthias”, in: Libri Pretiosi 14 (2011), S. 67-72

Von Artikeln bis zu Zaubersprüchen. Die ältesten deutschsprachigen Texte der Stadtbibliothek Trier (Studentisches Projekt, Universität Trier, FBII/ Ältere Deutsche Philologie, Leitung: Falko Klaes)

Website DFG-Projekt  Virtuelles Skriptorium St. Matthias

Das Projekt wird an der Universität Trier und der Stadtbibliothek Trier durchgeführt und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Die Projektleitung liegt bei Prof. Dr. Claudine Moulin und Prof. Dr. Andrea Rapp (jetzt Technische Universität Darmstadt) sowie bei Prof. Dr. Michael Embach (Stadtbibliothek Trier). Wissenschaftliche Mitarbeiter sind Sabine Philippi (Stadtbibliothek Trier) und Philipp Vanscheidt (Universität Trier/ Technische Universität Darmstadt). Kooperationspartner sind die Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Trier, das Trier Center for Digital Humanities, Manuscripta mediaevalia und TextGrid.

 

Quelle: http://annotatio.hypotheses.org/59

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Tagung: Digitale Rekonstruktionen mittelalterlicher Bibliotheken

Bei der Tagung „Digitale Rekonstruktionen mittelalterlicher Bibliotheken“ werden verschiedene Projekte vorgestellt, deren Ziel es ist, Bestände mittelalterlicher Bibliotheken, die heute weltweit zerstreut sein können, digital zusammenzuführen und zu erschließen. Auch werden Möglichkeiten aufgezeigt, diese Bestände wissenschaftlich zu nutzen und die vorhandenen Daten und Metadaten in übergreifende Portale einzuspeisen. Schließlich sollen die Anforderungen diskutiert werden, die aktuelle Arbeiten aus der Sprach- und Literaturwissenschaft, der Kunstgeschichte und der Musikwissenschaft an solche digitalen Rekonstruktionen stellen. Veranstalter: Universität Trier, Historisch-Kulturwissenschaftliches Forschungszentrum Trier, Technische Universität Darmstadt, Stadtbibliothek/Stadtarchiv Trier Datum: [...]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/1799

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Vorstellung des Blogs und der Initiatoren

Der Name ist Programm: Thema des Blogs ist das Mittelalter, doch nicht nur diese Epoche selbst, sondern auch die Rezeption bzw. Vermittlung des Mittelalters in der heutigen Zeit. Ziel des Blogs ist der interdisziplinäre wissenschaftliche Austausch, die Vernetzung von zum Mittelalter und dessen Rezeption Forschenden, die Veröffentlichung von fachrelevanten Informationen und Terminen und auch, im Sinne einer wissenschaftlichen Vermittlung des Mittelalters, die Publikation von Forschungsergebnissen im Open Access. “Das Mittelalter” als Epoche soll hier freilich dynamisch verstanden werden, die Jahre 500 und 1500 gelten also nur als grobe Orientierungspunkte.

Es ist ein Gemeinschaftsblog, das zwar von drei Historikern (machen wir uns nichts vor – mitstudierte Haupt- oder Nebenfächer bleiben oft wenigstens etwas hinter dem ersten Fach, dem der Abschlussarbeit zurück) ins Leben gerufen wurde, bei dem aber künftig die Einbindung von Wissenschaftlern anderer Disziplinen – auch redaktionell – ausdrücklich vorgesehen ist und definitiv realisiert werden wird. Wir sind schon mit einigen der Kollegen im Gespräch und Ideen für kommende Beiträge gibt es nicht wenige. Weitere Kollegen, Historiker wie andere, werden wir ansprechen und wir arbeiten auch an Konzepten einer offeneren Beteiligung, da uns Forschung auf diese Weise am lebendigsten und fruchtbarsten erscheint. Doch dazu mehr zu einem späteren Zeitpunkt. Denn da wir das Ganze hier neben unseren eigentlich beruflichen Tätigkeiten – und dass auch halbe WiMi-Stellen schnell mehr als 20h Arbeitszeit in der Woche verschlingen, ist kein Geheimnis – betreiben, bitten wir jedoch um etwas Geduld, auch dafür, dass es erst mit der Zeit zu einer größeren Dichte an Beiträgen kommen wird. Was wir aber auf jeden Fall meinen, bereits jetzt gewährleisten zu können, ist ein regelmäßiger, monatlicher Überblick über online erschienene Fachrezensionen zu mediävistischen Publikationen – die erste Ausgabe, für Dezember 2012, ist seit kurzem online und steht auch als .pdf zum Download zur Verfügung.

Damit Sie sich / Ihr Euch eine erste Vorstellung davon machen können / könnt, wer die InitiatorInnen dieses Blogs sind, möchten wir uns an dieser Stelle in alphabetischer Reihenfolge auch selbst kurz vorstellen.

Martin Bauch

In Potsdam, Florenz und Berlin habe ich Geschichte, Politikwissenschaft und Öffentliches Recht studiert und wurde im Juni 2012 an der TU Darmstadt mit einer Arbeit über “Auserwählung, Frömmigkeit und Heilsvermittlung in der Herrschaftspraxis Karls IV.” promoviert. Am dortigen Lehrstuhl bin ich seit 2009 wissenschaftlicher Mitarbeiter. Neben Forschungen zu Reliquienverehrung, Karl IV. und den Luxemburgern interessiere ich mich perspektivisch für Themen der Umwelt- und Klimageschichte im Spätmittelalter, u.a. im Kontext von Anfang und Ende des hochmittelalterlichen Landesausbaus in Ostmitteleuropa.

Fachübergreifende Zusammenarbeit mit all ihren Chancen liegt mir also besonders am Herzen, gerade auch für dieses Blog. Die interdisziplinären Fallstricke sind natürlich ein reales Problem, und daher hoffe ich in der Diskussion auf dieser gesamtmediävistischen Plattform auf Offenheit der Perspektiven und Toleranz gegenüber den scheinbaren Marotten der jeweiligen Nachbardisziplinen.

Twitter: schau ich mir nochmal kritisch an (und vertrete somit den konservativen Teil der Zunft)

Karoline Döring

Ich habe Mittelalterliche Geschichte, Neuere und Neueste Geschichte und Englische Literaturwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München studiert und bin im Februar 2012 mit dem Thema „Türkenkrieg und Medienwandel im 15. Jahrhundert“ promoviert worden. Seit Mai 2012 arbeite ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei den Monumenta Germaniae Historica München und bin dort hauptsächlich für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

Mich interessiert besonders die Geschichte des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit. Aktuell forsche ich zu den sogenannten Sultansbriefen, populären Brieffiktionen des 14. und 15. Jahrhunderts, die ich im Spannungsfeld von literarischer Fiktion, Kanzleitradition und antitürkischem Diskurs untersuche.

Neben der Forschung ist mir die Vermittlung von mittelalterlicher Geschichte sehr wichtig. Ich bin Lehrbeauftragte des Historischen Seminars der LMU und gebe Basiskurse für Bachelorstudenten. Seit 2009 engagiere ich mich aber auch in der Erwachsenenbildung des Münchner Bildungswerks und halte Vorlesungen über mittelalterliche Themen in der „Münchner Seniorenakademie – Studieren ab 55 Jahren.“

www.mgh.de

Twitter: @karolinedoering

Björn Gebert

Ich habe an der Freien Universität Berlin Geschichte mit dem Schwerpunkt Mittelalter und Religionswissenschaft auf Magister studiert und im Jahr 2010 abgeschlossen. Mein Forschungsschwerpunkt liegt in der Geschichte des mittelalterlichen Religiosentums, vornehmlich der Zisterzienser, Kartäuser und Regularkanoniker.

Ich bin derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hugo von Sankt Viktor-Institut für Quellenkunde des Mittelalters in Frankfurt/Main und arbeite dort im von der DFG geförderten Projekt “Das Spannungsverhältnis von Stetigkeit und Wandel im Personenverband der Pariser Abtei Saint-Victor (12.-18. Jahrhundert). Ein Mikrokosmos der früheuropäischen Gesellschaft” mit. Daneben war/bin ich Lehrbeauftragter an der Technischen Universität Darmstadt im Sommersemester 2012 und 2013.

Ich blogge ebenfalls bei ordensgeschichte.hypotheses.org und gebe Social Media-Kurse für (Geistes-)Wissenschaftler, zuletzt im Auftrag von WIWEX an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Humbold-Univeristät zu Berlin.

Hugo von Sankt Viktor-Institut

Twitter: @bjoerngebert

 

Folgen Sie uns bei Twitter: @mittelalterblog ist der offizielle Account des Blogs

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/139

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Niemals aufgeben! Mehr Mut zur Wissenschaft im neuen Jahr

Hand auf’s Herz: Wer hat sich zum Jahreswechsel keine Gedanken über die eigene wissenschaftliche Zukunft gemacht? Nachdem alle Medien vor Rückblicken überquollen, ist es nun an der Zeit für einen Blick nach vorn. Und wie ich dies voller Optismus schreibe, drängt sich unwillkürlich Walter Benjamins Miniatur zu Paul Klees Engel der Geschichte in das Gedächtnis. Der eigene Blick mag nach vorn gehen, aber der Wind treibt bei Klee den zurück schauenden Engel aus dem Paradies. Und auch die laufenden Veränderungen, die die Kultur-, Sozial- und Geisteswissenschaften antreiben, wirken für viele oft als Vertreibung aus einstmals paradiesisch erscheinenden Verhältnisse.

Paul Klee: Angelus Novus, 1920

Paul Klee: Angelus Novus, 1920.
Aquarellierte Zeichnung, 31,8 cm × 24,2 cm
Israel-Museum, Jerusalem

In Freiheit und Einsamkeit forschen, dieses alte Ideal, ist längst durch temporäre Beschäftigungsverhältnisse, gestiegene Mobilitätserwartungen, das Gutachterwesen und den Druck zur Drittmitteleinwerbung konterkariert worden. Guido Lammers hat dies im Vorfeld des Historikertags 2012 hier im gab_log sehr genau benannt: Vielfältiger sind die wissenschaftlichen Karrierewege geworden, aber auch prekärer. Im Grunde genommen arbeiten junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler längst ähnlich projektförmig wie Künstler oder auch Architekturbüros. Permanent an der Marktsituation in Sachen Stipendien und Stellen orientiert, mit begrenztem zeitlichen Horizont bei der Generierung der finanziellen Mittel für das eigene Projekt. Neben dieser Vereinzelung, mit klarer Konkurrenzsituation, müssen sich akademische Freundschaften bewähren. Mit der Fragmentierung der unplanbaren wissenschaftlichen Biografien wird auch Teamarbeit allzu oft Zusammenarbeit auf Zeit – bis zum nächsten, nicht immer gemeinsam realisierbaren Projekt.

Dabei gibt es kaum ein Sicherheitsversprechen; auf neue Art und Weise spielt Max Webers “wilder Hasard” der Wissenschaftslaufbahn hier sein eigenes Spiel. Niemals aufgeben! muss da die Devise sein. In diesem Sinne wünscht das gab_log für 2013:

  • das Stipendium, das Ihr Euch schon immer gewünscht habt,
  • die sozialversicherungspflichtige Stelle, auf der sich Forschung und Lehre mit Freizeit verbinden lassen,
  • inspirierende Forschungsreisen,
  • spannende Diskussionen mit Studierenden, auf Workshops und Tagungen,
  • Mut zum Kinderkriegen, Zeit für die Kleinen und Raum für die Verbindung von Familie und Wissenschaft,
  • verständnisvolle und engagierte Professor_innen und Vorgesetzte, die ihre Rolle als Führungskraft nicht wie im 19. Jahrhundert, aber auch nicht wie neoliberalisierte Manager ausführen,
  • beständige Freundschaften, die auch über die Wissenschaft hinaus von Dauer sind und
  • die Berufungen, die zum Wissenschaftsberuf nötig sind.

Nicht nur der Vollständigkeit halber sei hier noch einmal Benjamins Bildbeschreibung aus den Thesen Über den Begriff der Geschichte erinnert:

„Es gibt ein Bild von Klee, das Angelus Novus heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein Mund steht offen und seine Flügel sind ausgespannt. Der Engel der Geschichte muß so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, daß der Engel sie nicht mehr schließen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel wächst. Das, was wir den Fortschritt nennen, ist dieser Sturm.“[1]

  1. Walter Benjamin: Über den Begriff der Geschichte, In: Ders., Erzählen. Schriften zur Theorie der Narration und zur literarischen Prosa, hrsg. von Alexander Honold. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2007 [1940], S. 129-140, hier S. 133.

Quelle: http://gab.hypotheses.org/508

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Gregor Reisch über die Irrtümer der Astrologen (1503)

Eine populäre und oft gedruckte Enzyklopädie über die Wissenschaften in der Renaissance stellt die Margarita Philosophica von Gregor Reisch dar. Sie wurde seit dem Jahre 1503 immer wieder neu aufgelegt. Im siebten Buch wird auch die Astronomie und die Astrologie … Weiterlesen

Quelle: http://astrologiefnz.hypotheses.org/183

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Von MWG zu MWS – zur Ästhetik der Max-Weber-Gesamtausgabe

Seit kurzem zieren die gesammelten Schriften Max Webers die Bibliothek der Max Weber Stiftung. Die in Tübingen bei Mohr Siebeck verlegten Werke sind auf insgesamt 47 Bände angelegt. Auftraggeber der Edition ist die Kommission für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Bayrischen Akademie der Wissenschaften. Man wird mit Fug und Recht von einem Mammutunternehmen sprechen dürfen! Denn die vorgesehenen Titel sind wiederum in drei Abteilungen und diverse Teilbände unterteilt. Immerhin, das ist die Materialität des Nachruhms, den sich Max Weber hart erarbeitet hat. Das leider zu rare Erscheinen neuer Bände – aktuell sind 33 von 47 Titeln vollendet – wird denn auch zu Recht in den Feuilletons immer wieder freudig besprochen. Zur Konferenz “Max Weber in der Welt” hatte Edith Hanke, an der Bayrischen Akademie der Wissenschaften mit der Gesamtausgabe betraut, den aktuellen Stand der Dinge in Sachen Rezeption und weltweiter Übersetzung und Edition vorgestellt.

Die Max Weber Gesamtausgabe, Abteilung I - ab Band 10

Ich möchte hier die Aufmerksamkeit aber nicht auf das kaum zu überschauende Gesamtwerk richten, sondern nur ganz kurz die Bücher als Bücher würdigen. Vielleicht führt das ja dazu, dass man nicht nur zu den bekannten Studieneditionen der Weber’schen Werke oder zur recht zuverlässigen Online-Ausgabe bei Zeno greift, sondern in der nächsten größereren Bibliothek Einblick in die Gesamtausgabe nimmt.

Für den Satz nutzt die Edition als Serifenschrift eine recht groß gehaltene robuste Times für die Werktexte, die zudem durch einem bemerkenswert komfortablen Zeilendurchschuss gut lesbar sind. Kommentare nutzen eine Helvetica als Groteskschrift. Diese heutzutage eher ungewöhnliche Wahl dürfte auf die Entstehungszeit der ersten Bücher (ab 1984) zurückzuführen sein. Sie leistet aber sichtbar gute Dienste bei der Textauszeichnung, die Webers Fußnoten immer in der Antiqua-Schrift hält und die darunter stehenden Anmerkungen der Herausgeber sofort durch die Nutzung der Helvetica erkenntlich macht. Genaueres zu den Formalia des Edierens und der Wahl der philologischen Auszeichnungsmittel für den handschriftlich vorliegenden Text lässt sich übrigens auf der Homepage von Mohr Siebeck nachlesen. Für den enzyklopädischen Überblick zum Projekt samt Herausgeberteam lohnt ein Blick in den entsprechenden Wikipedia-Artikel.

Bei einer Unternehmung dieser Preisklasse dürfen Personenverzeichnis, Personenregister und Sachregister nicht fehlen. Trotz der in Gold geschnittenen Titel und einer eingeprägten Signatur Max Webers bleibt auch der in zurückhaltenden Schwarz- und Grautönen daherkommende Einband klassisch-zurückhaltend. Er sagt wie auch das verwendete Werkdruckpapier in der Sprache der Dinge, die Bücher nun einmal noch sind: dieses Werk wird bleiben. Zum liebevollen Kürzel MWG ist freilich mittlerweile ein neues hinzugekommen. Weber 2.0, das Blogportal der Max Weber Stiftung, trägt in seiner Internetadresse ein MWS. Manchmal ist ein Buchstabe eben eine ganze Welt.

Quelle: http://maxweber.hypotheses.org/697

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Wie alt ist das “alte” China?

Vermutlich begünstigt durch den Umstand, dass es für China – abgesehen von der chinesischen Praxis der Einteilung der Geschichte in Dynastien – “keine konsensuell gefestigte Periodisierung” [1] gibt, tendieren vor allem (aber keineswegs ausschließlich) populärwissenschaftliche “westliche” Darstellungen dazu, die Geschichte und Kultur Chinas bis zum Ende des Kaiserreiches (1911/12) unter dem Begriff des “alten” China zu subsumieren (analog dazu im Englischen “ancient China”, im Französischen “la Chine ancienne” und im Niederländischen “het oude China”).

Der überaus unscharfe Begriff ist nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Diskussion um die Anfänge des “modernen China” zu sehen. Gängige Interpretationen in der westlichen China-Historiographie bezeichnen einerseits die Mitte der 1640er Jahre andererseits die Zeit um 1840 (Erster Opiumkrieg) als Beginn des modernen China [2]. China selbst sah Anfang des 20. Jahrhunderts die Übernahme des westlichen Schemas “Altertum – Mittelalter – Neuzeit”:  Der Gelehrte Liang Qichao 梁啟超 (1873-1929) setzte dabei das Altertum (“chinesisches China”) mit der Zeit vor der Reichseinigung durch den Ersten Kaiser (221 v. Chr.) gleich. Als Mittelalter (“asiatisches China”) bezeichnete Liang die rund zwei Jahrtausende von der Reichseinigung bis zum späten 18. Jahrhundert. Die Neuzeit (“China in der Welt”) begann für Liang wohl mit der britischen Gesandtschaft, die 1793 China besuchte. [3]

Die moderne chinesische Geschichtsschreibung, die sich in Manchem an “westlichen” Vorbildern orientierte, lässt die “Alte Geschichte” (gudai shi 古代史) bis zum Jahr 1840 reichen. Der Zeitraum von 1840 bis 1919 (Vierte-Mai-Bewegung) wird als “Neuere Geschichte” (jindai shi 近代史) bezeichnet. Bei den drei Jahrzehnte bis zur Gründung der Volksrepublik China (1949) spricht man von der “Gegenwartsgeschichte” (xiandai shi 現代史), alles nach 1949 wird unter “Zeitgeschichte” (dangdai shi 當代史) zusammengefasst. [4]

Könnte die Anwendung des Begriffs “altes China” für die Beschäftigung mit der Geschichte Chinas bis in die Zeit der Qin-Dynastie (221-206 v. Chr.) gerechtfertigt sein, so erscheint es jedoch ratsam, in diesem Fall – in Analogie zur “europäischen Antike” – von der “chinesischen Antike” zu sprechen. [5]

Schon ein Blick auf Bücher, die “Das alte China” im Titel führen, macht deutlich, wie problematisch dessen Verwendung im Grunde genommen ist: Darstellungen zur Kunst und Kultur Chinas bis zur Han-Zeit (206 v. Chr. – 220 n. Chr.) [6] sind ebenso darunter, wie an Artefakten aus der Zeit zwischen 221 v. Chr. und 1279 n. Chr. (“von der Gründung des Kaiserreichs [...] bis zum Verlust der Souveränität [...] und der Eingliederung in das mongolische Imperium”) festgemachte Einblicke in verschiedene Aspekte der Kulturgeschichte Chinas [7] und überblicksartige Darstellungen der Geschichte Chinas bis 1840 [8] beziehungsweise bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts [9]

Eine Begründung für die Zäsur in der Mitte des 19. Jahrhunderts findet sich in einer Besprechung der von Bodo Wiethoff vorgelegten Bände Grundzüge der älteren chinesischen Geschichte (1971) und Grundzüge der neueren chinesischen Geschichte:

“Ungeachtet der Tatsache, daß es in der älteren Geschichte Verbindungen und Berührungspunkte zwischen China und dem Abendland gab und daß China zahlreiche Impulse von außen empfing, vermochten diese niemals zu Triebkräften der chinesischen Geschichte zu werden. China schöpfte gleichsam auch sich selbst, es bezog seine Leitideen aus der eigenen Tradition. Demgegenüber ist die moderne chinesische Geschichte nicht mehr isoliert vom übrigen Weltgeschehen zu betrachten, sie ist in den weltpolitischen Rahmen einbezogen.” [10]

 

[1] Jürgen Osterhammel: “Gesellschaftsgeschichtliche Parameter chinesischer Modernität” Geschichte und Gesellschaft 28 (2002) 85. [nach oben]

[2] Immanuel C. Y. Hsü: The Rise of Modern China (New York, 5. Aufl. 1995) 4-7 (“When Does Modern China Begin?”) [nach oben]

[3] Achim Mittag: “Die Konstruktion der Neuzeit in China. Selbstvergewisserung und die Suche nach Anschluß an die moderne Staatengesellschaft”. In: Renate Dürr, Gisela Engel, Johannes Süßmann (Hrsg.): Eigene und fremde Frühe Neuzeiten. Genese und Geltung eines Epochenbegriffs (Historische Zeitschrift, Beiheft 35; München 2003) 148. [nach oben]

[4] Endymion Wilkinson: Chinese History. A Manual. Revised and enlarged (Cambridge, MA 2000) 6. [nach oben]

[5] Maria H. Dettenhofer: “Europäische Antike und chinesische Antike im Vergleich. Politische und gesellschaftliche Strukturen im Römischen Reich und im China der Han-Dynastie.” In: Einsichten und Perspektiven. Bayerische Zeitschrift für Politik und Geschichte, Themenheft 02/2007: Bayern und China – Bilaterale Beziehungen und Kulturtransfer. [nach oben]

[6] Eleanor Consten: Das Alte China (S.l.: Phaidon Verlag, Akademische/Athenaion, Sammlung Kilpper, [s.a., ca. 1966]).[nach oben]

[7] Thomas O. Höllmann: Das alte China. Eine Kulturgeschichte (München 2008), zum Zitat vgl. ebd., S. 10. [nach oben]

[8] Helwig Schmidt Glintzer: Das alte China (München 1995). [nach oben]

[9] Monique Nagel-Angermann: Das alte China (Stuttgart 2007). [nach oben]

[10] Brunhild Staiger (Rez.): Bodo Wiethoff: Grundzüge der älteren chinesischen Geschichte (1971), ders.: Grundzüge der neueren chinesischen Geschichte (1977). In: HZ 226 (1978) 655. [nach oben]

Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/84

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Datenbank: Der digitalisierte Nachlass der Brüder Bernhard und Hieronymus Pez

Der schriftliche Nachlass der Benediktiner Bernhard (1683–1735) und Hieronymus (1685–1762) Pez ist in Archiv und Bibliothek des Benediktinerstifts Melk in elf Archivkartons und 58 Handschriften überliefert. Er beinhaltet neben Arbeitsmaterialien aus ihrer „Werkstätte“ (z.B. bio-bibliographischen Notizen, Druckvorlagen, Exzerpten aus Druckwerken und Handschriften, Konzepten und Abschriften) auch Einsendungen ihrer Korrespondenten (hauptsächlich Schriftsteller- und Handschriftenkataloge einzelner Klöster, kleinere Hausgeschichten von Klöstern und Kongregationen). Das gesamte Material wurde von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des FWF-Start-Projekts „Monastische Aufklärung und die benediktinische Gelehrtenrepublik“ (Y-390) für die Onlinebereitstellung bearbeitet. Die Erschließung [...]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/1726

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