Zwei Tagungen zu Parlamenten, Wahlen und Parteien

Zu zwei dieses Jahr stattgefundenen Veranstaltungen mit wichtigen Beiträgen zur Kulturgeschichte der Politik im 19. und 20. Jahrhundert sind eben auf H-Soz-u-Kult ausführliche Tagungsberichte erschienen:

Unter dem Titel „Politische Kommunikation vor Ort. Demokratische Kulturen und lokaler Raum in Europa, 1870–1990“ veranstaltete das Institut für Geschichtswissenschaften an der Humboldt-Universität Berlin (Lehrstuhl für Europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts, Prof. Thomas Mergel) in Zusammenarbeit mit der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien vom 4. bis zum 6. April 2013 eine internationale Tagung, auf der sich Forschende aus Deutschland, Italien, Frankreich, Dänemark, den Niederlanden und den USA über das Verhältnis lokaler politischer Kulturen zum „politischen Massenmarkt“ austauschten. Zur Sprache kamen unter anderem Wahlen und Wahlkämpfe, lokale Parteiorganisation, der Einfluss von Kirchen auf die lokale Politik, Gewalt als Medium politischer Konflikte und immer wieder die Frage, was unter dem Lokalen überhaupt zu verstehen sei und wie es als Raum, Bezugsrahmen und Identität auf vielfältige Weise konstruiert wurde. Der behandelte Zeitraum reichte vom späten 19. Jahrhundert bis in die 1970er Jahre. Teilgenommen hat im übrigen auch eine Veranstalterin der kommenden Tagung „Culture and Practice of Elections“, über die hier schon berichtet wurde. Den Tagungsbericht von Felicia Kompio gibt es unter

http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=5034

 

„The Ideal Parliament: Perception, Interpretation and Memory of Parliaments and Parliamentarism in Europe“ hieß die zweite Tagung, die vom 30. Mai bis zum 1. Juni 2013 in Den Haag stattfand. Organisiert wurde sie von deutschen und niederländischen Partnerinstitutionen im Rahmen des European Information and Research Network on Parliamentary History, darunter wiederum die Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Auch hier gab es ein breites internationales Feld von Vortragenden, die nicht nur zu den „klassischen“ Untersuchungsfällen Großbritannien und Frankreich, sondern auch etwa zu Spanien, Belgien, Italien, Ungarn, Polen oder der Tschechoslowakischen Republik sprachen. Es ging um Modelle und Ideale des Parlamentarismus, um Begeisterung für die parlamentarische Demokratie, aber auch um Kritik an ihr und die Suche nach Alternativen, nicht zuletzt auch um historiographische Traditionen der Deutung der Parlamentsgeschichte. Von den chronologisch gruppierten vier Sektionen ist aus der Perspektive unseres Blogs die erste zum 19. Jahrhundert besonders zu beachten, in der auch von Willibald Steinmetz (Bielefeld) ein Vortrag über die Frankfurter Nationalversammlung von 1848/49 im Spannungsfeld transnationalen Kulturtransfers und spezifisch-situativer Einflüsse gehalten wurde: „A New Design? The Frankfurt National Assembly of 1848/49 and ‘Western’ Parliamentary Culture“. Alles Weitere finden Sie im Tagungsbericht von Juliane Brandt (München) unter

http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=5029

Quelle: http://achtundvierzig.hypotheses.org/356

Weiterlesen

Links zu 1848 und zur Politikgeschichte des 19. Jahrhunderts (2): zwei neue Blogs

Als erster der versprochenen Nachträge zu unserer Linksammlung sei hier auf zwei spannende neue Blogs hingewiesen, die in den vergangenen Wochen gestartet sind:

The French Revolution Network

Sozusagen ein neuer Nachbar auf der Plattform hypotheses.org ist dieses Gemeinschaftsblog von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vor allem aus dem anglo-amerikanischen Raum, unter denen sich einige sehr bekannte Persönlichkeiten befinden, die sich mit Arbeiten zu verschiedensten Aspekten der Französischen Revolution einen Namen gemacht haben: etwa David Andress, Marisa Linton, Peter McPhee, Alyssa G. Sepinwall oder Timothy Tackett. Der Fokus liegt allerdings nicht ausschließlich auf der Französischen Revolution, sondern das Blog soll sich auch der vergleichenden Revolutionsforschung widmen: „We aim to discuss [...] the comparative study of revolutionary experiences in European and Global history from the eighteenth century to the present“.

Revolutionary Moments

Auf dem von der George Mason University (unweit Washington DC) betriebenen „History News Network“ ist im Juli das Blog „Revolutionary Moments“ online gegangen. Auch hier geht es explizit um einen diachron vergleichenden Zugang, der rezente und aktuelle Ereignisse (etwa im Nahen Osten oder in China) mit den Erfahrungen aus den Revolutionen des 18., 19. und 20. Jahrhunderts in Beziehung setzt – wenn auch Peter Stearns, Spezialist für die europäischen Revolutionen von 1848/49, in seinem jüngsten Beitrag vor voreiligen Analogien warnt: So sehr sie sich auch anbieten, „[they] can also be distracting or misleading“.

Wir wünschen beiden Vorhaben eine erfolgreiche Entwicklung und verfolgen sie mit großem Interesse.

Quelle: http://achtundvierzig.hypotheses.org/334

Weiterlesen