Quelle: https://visual-history.de/2024/10/22/neue-rezensionen-h-soz-kult-20/
Workshop Munitionsanstalten
Man zählt rund 370 Munitionsanstalten, die während des Zweiten Weltkriegs im Deutschen Reich und in den deutsch besetzten Ländern Europas in Betrieb waren – meist Heeres- und zahlreiche Luftmunitionsanstalten, aber auch Marine-Arsenale. Nur die wenigsten sind erforscht, doch gelegentlich gibt es Interessierte, die sich vor Ort um Munitionsanstalten – kurz Munas genannt – kümmern. Ihre Standorte kommen u. a. dann in die Schlagzeilen, wenn es in diesen Sommern so häufig zu Waldbränden in munitionsverseuchten Gebieten kommt. Nach dem Krieg wurden viele Munas weiterhin militärisch genutzt (und sind deswegen zum Teil immer noch nicht zugänglich), aber oft auch zu zivilen Wohn- und Gewerbegebieten umfunktioniert. Ihre Geschichte geriet häufig in den Hintergrund.
Standorte von Munas liegen in der Regel im ländlichen Raum. Doch wenn auch dort spätestens seit der Jahrtausendwende eine kritische Aufarbeitung der NS-Geschichte stattfindet, blieben die Munas allzu oft außen vor.
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Quelle: http://histrhen.landesgeschichte.eu/2024/10/munitionsanstalten-call-for-papers/
Leichenpredigten und Trauerzeremoniell der geistlichen Kurfürsten
Im Fokus dieser Mainzer Dissertation unter dem vollen Titel “Leichenpredigten und Trauerzeremoniell der geistlichen Kurfürsten. Studien zum Bischofsideal und zur Sepulkralkultur in der Germania Sacra zwischen Westfälischem Frieden und Säkularisation” stehen 64 Leichenpredigten, die von 1648 bis zum Ende des Alten Reichs im Rahmen von Trauergottesdiensten auf die geistlichen Kurfürsten von Köln, Mainz und Trier gehalten wurden. Jan Turinski möchte die „ideengeschichtliche bzw. normvermittelnde Dimension“ (S. 40) dieser von der Forschung zu katholischen Territorien lange stiefmütterlich behandelten Quellengattung untersuchen. Konkret fragt er danach, welche zeitgenössischen Idealvorstellungen des kurerzbischöflichen Amtes durch die Leichenpredigten transportiert werden sollten. Dabei liegt der Arbeit die Annahme zugrunde, Leichenpredigten seien „zentrales Element der Memoria und Repräsentation“ gewesen, um einerseits die Erinnerung an den Verstorbenen dauerhaft zu sichern (S. 14) und der Nachwelt gleichzeitig „Leitbilder politischen, sozialen und christlichen Handelns vor Augen“ zu führen (S. 20).
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Quelle: http://histrhen.landesgeschichte.eu/2024/09/rezension-turinski-trauerzeremoniell-kurfuersten-gatzen/
Lexikon der Kölner Architekten vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert
Wer sich in den vergangenen vierzig Jahren mit der weitverzweigten Kölner Architekturgeschichte beschäftigt hat, wird wahrscheinlich auch auf den Namen Wolfram Hagspiel gestoßen sein. Das gilt insbesondere, wenn das 20. Jahrhundert von Interesse ist und wenn es um bisher wenig beachtete Akteure geht. Der Kunst- und Architekturhistoriker Wolfram Hagspiel wurde 1981 mit einer Arbeit über den Architekten Wilhelm Riphahn promoviert, dessen bekanntestes Bauwerk das Kölner Opernhaus von 1957 ist. Seit der Zeit seiner Promotion und bis zum Jahr 2011 war Hagspiel als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Amt des Kölner Stadtkonservators tätig. Er veröffentliche zahlreiche Bücher und wissenschaftliche Beiträge, von denen hier nur zwei besonders wichtige genannt werden sollen: Gemeinsam mit Hiltrud Kier und Ulrich Krings brachte er 1986 eine Bestandsaufnahme zur Kölner Architektur der 1950er Jahre heraus, die als frühes Beispiel für die Auseinandersetzung mit dieser gebauten Zeitschicht der Stadt auch über Köln hinaus Zeichen gesetzt hat. Rund ein Vierteljahrhundert später, 2010, erschien Hagspiels reich bebildertes Nachschlagewerk Köln und seine jüdischen Architekten, das vergessene Biografien und ein in gewisser Hinsicht unsichtbares Bauerbe zugänglich machte. 2021 ist Wolfram Hagspiel verstorben, dennoch konnte nun noch posthum sein opus summum erscheinen, das dreibändige Lexikon der Kölner Architekten vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert, in das jahrzehntelange Archivarbeit und eine kaum zu überblickende „graue Literatur“ eingegangen sind. Herausgegeben wurde das Lexikon von Ulrich S.
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Rezension: Palästina/Israel im Blick
Quelle: https://visual-history.de/2024/07/11/rezension-palaestina-israel-im-blick/
Westfalen. Geschichte eines Landes, seiner Städte und Regionen in Mittelalter und Früher Neuzeit
Das vorliegende knapp 670 Seiten starke Werk ist die „wesentlich erweiterte Form“ (S. 9) der über zwei Semester angelegten Abschiedsvorlesung von Werner Freitag, der von 2004 bis 2021 Professor für Westfälische und Vergleichende Landesgeschichte an der Universität Münster war. Diese „Gesamtschau“ (S. 9) zur westfälischen Geschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit stellt den (vorläufigen) Abschluss einer fast vierzigjährigen Publikationstätigkeit Freitags zur westfälischen Landesgeschichte der Vormoderne dar.
Dabei legt Freitag dezidiert seine eigene Sichtweise auf Westfalen zugrunde und versteht seine „Synthese als ein Angebot“ (S. 20), „aus dem unendlichen Chaos vergangener Handlungen“ (S. 19) Linien und Konturen herauszuschärfen, die für die Geschichte Westfalens charakteristisch sind. Diese Leitlinien, Brüche und Konturen seines Westfalens [vielleicht besser seines Begriffs von Westfalen? CK] werden in 13 vornehmlich chronologisch geordneten Kapiteln herausgearbeitet.
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Quelle: http://histrhen.landesgeschichte.eu/2024/05/rezension-freitag-westfalen-schulte/
Ministeriale des Kölner Erzstifts im Hochmittelalter. Dienst, Herrschaft und soziale Mobilität
Der turbulente Aufstieg einer neuen Schicht gewaltbereiter Männer in den Adel im europäischen Westen des 11. und 12. Jahrhunderts beschäftigt die Forschung schon seit Langem. Bemüht, sich von den bäuerlichen Schichten abzugrenzen, von denen sie abstammten, nutzten sie exzessiv Gewalt zum Aufbau eigener Herrschaften und ahmten gleichzeitig die Fürsten unter anderem in ihrer Bewaffnung und im Burgenbau nach. Die Bemühungen seitens der Kirche und der weltlichen Großen, diese subversiven Kräfte einzuhegen, führten zu vielen Phänomenen, die das populäre Bild des Mittelalters bis heute prägen, wie Rittertum und Kreuzzüge. In diesen Kontext gehört auch der Aufstieg der Ministerialität im Salier- und Stauferreich, trotz einer Besonderheit, die sie eindeutig von ihren Brüdern im Geiste in anderen Ländern der lateinischen Christenheit unterschied: Sie waren rechtlich gesehen unfrei.
Fabian Schmitt widmet sich in seiner Dissertation der letztgenannten Personengruppe. Er stellt sie aber nicht in einen gesamteuropäischen Kontext, sondern bewegt sich in seiner Fallstudie zum Kölner Erzstift in Bahnen der deutschen Ministerialitätsforschung. Schon der Untertitel „Dienst, Herrschaft und soziale Mobilität“ macht deutlich, was Schmitt später auch als sein Ziel beschreibt: Die Untersuchung von Funktionen und Aufstiegschancen der Ministerialen (11f.
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Quelle: http://histrhen.landesgeschichte.eu/2024/04/rezension-schmitt-koelner-ministeriale-kalla/
Die Medizinische Fakultät der Universität zu Köln in der NS-Zeit
Der an der Universität zu Köln am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin lehrende Medizinhistoriker Ralf Forsbach legt eine beachtliche Monographie über die Geschichte der Kölner Medizinischen Fakultät während der NS-Zeit vor. Das mehr als 300 Seiten umfassende, reichlich bebilderte Werk ist 2023 im Böhlau-Verlag erschienen. Es ist in Bezug auf die Kölner Medizinische Fakultät die erste Gesamtdarstellung der Zeitspanne von 1933 bis 1945.
Die Studie ist klug strukturiert. Besonders erwähnenswert sind die Übersichtstabellen, die unter anderem die Parteimitgliedschaften der involvierten Akteure penibel dokumentieren. Die innerhalb des Haupttextes angebrachten Steckbriefe sorgen für Übersichtlichkeit.
Das Buch gibt Aufschluss über die Haltung der Fakultät, der einzelnen Kliniken, Institute und Fächer, beschreibt die maßgeblichen Verantwortlichen und erklärt die enge Verstrickung zwischen Fakultät, Stadt und Ministerium bei der Umstrukturierung nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Die Kölner Medizinische Fakultät entstand 1919 aus der „Akademie für praktische Medizin” als zur gleichen Zeit die Wiedergründung der Universität stattfand.
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Landes- und Regionalgeschichte digital. Angebote – Bedarfe – Perspektiven
Der 2022 erschienene Sammelband umfasst zwanzig Aufsätze, die in sechs Abschnitte geordnet sind. Die ersten beiden Aufsätze übernehmen dabei die Aufgabe, übergeordnete konzeptionelle Aspekte herauszuarbeiten, während die übrigen Beiträge konkrete Fallbeispiele vor allem in Bezug auf die sächsische Landesgeschichte, aber zum Teil auch auf andere historische Regionen behandeln. So hat dieser Sammelband auch den Charakter einer beeindruckenden Leistungsschau über das mittlerweile reichhaltige Angebot an (Landes-)Geschichte im Internet. Abgeschlossen wird er mit einem Verzeichnis der Autorinnen und Autoren. Es sei hier ausdrücklich und lobend darauf hingewiesen, dass der gesamte Band kostenfrei auf den Servern der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) zugänglich ist.[1]
Martin Munke eröffnet den Band mit einem Überblick über die Stellung der Landes- und Regionalgeschichte in der Digitalität der Gegenwart. Dabei wird die Landes- und Regionalgeschichte (welche von Munke als Synonyme betrachtet werden) von drei übergeordneten Entwicklungen beeinflusst: Zum einen ist im Zuge der zunehmenden Globalisierung als Gegenbewegung eine neue, verstärkte Hinwendung zu regionalen und lokalen Geschichts- und Lebensbezügen festzustellen, zum anderen stellt sich die Frage, inwiefern Landesgeschichte zu den neuen Digital Humanities beitragen bzw. von ihnen profitieren kann, und zum dritten muss sich Landesgeschichte heute gegenüber den Anforderungen der Public History positionieren. Bezüglich letzterem steht Landesgeschichte allerdings in einer langen, fruchtbringenden Tradition, da der Beitrag einer interessierten Öffentlichkeit zur landesgeschichtlichen Forschung und deren Kommunikation mit jener die Landesgeschichte von ihrem Beginn an prägt.
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Quelle: http://histrhen.landesgeschichte.eu/2024/03/rezension-landes-regionalgeschichte-digital-tenhaef/
Augenlust? Niederländische Stillleben im Detail
“Augenlust?” titelt der zur gleichnamigen Ausstellung über „niederländische Stillleben im Detail“ erschienene Katalog. Üppig und rot glänzende Kirschen, saftige Pfirsiche und geöffnete Haselnüsse, die man gleichzeitig auf dem Buchcover sieht, versprechen genau dies: die Sinne ansprechende Bilder, eine lustvolle Betrachtung! Doch der dargestellte Überfluss auf niederländischen Tischen des siebzehnten Jahrhunderts verweist auch auf die dunklen Seiten und globalen Bezüge dieses inszenierten und teilweise importierten Luxus. Die Ambivalenz aus Reichtum einerseits und Ausbeutung andererseits war ein dramaturgisches Element der Ausstellung und durchzieht auch den Ausstellungskatalog wie ein roter Faden.
Die Ausstellung konnte zwischen September 2022 und Februar 2023 im LVR LandesMuseum Bonn – Rheinisches Landesmuseum für Archäologie, Kunst und Kulturgeschichte besichtig werden. Der Katalog, der zum Ausstellungsbeginn erschienen ist, hingegen bleibt und ermöglicht es interessierten Leser:innen und Betrachter:innen das Konzept der Ausstellung (genauer) kennenzulernen.
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Quelle: http://histrhen.landesgeschichte.eu/2024/02/rezension-augenlust-lehner/