Ohlsdorf: Ein Friedhof in bewegten Zeiten

Friedhöfe sind nicht nur Orte der Trauer und der Verstorbenen. Es sind lebendige Räume. Sie geben Einblick in eine Gesellschaft und ihren Umgang mit dem Tod. Der großflächige Friedhof in Hamburg-Ohlsdorf wurde als englischer Landschaftsgarten angelegt. Er wurde zum Vorbild für viele weitere städtische Begräbnisplätze. Welche Geschichte erzählt dieser Parkfriedhof?

Von Norbert Fischer

Die Geschichte des Hamburger Parkfriedhofs Ohlsdorf, der in der Kaiserreichzeit entstand, spiegelt die spannungsreiche Geschichte von Tod und Bestattungskultur. Die Veränderungen, welche Ende des 19. Jahrhunderts die Gesellschaft auf sozialer, wirtschaftlicher, technischer und politischer Ebene ergriffen, offenbaren sich in der Bestattungskultur. Der Hamburger Landschaftsfriedhof Ohlsdorf entstand 1877, in einem Zeitraum großer Umgestaltungen und Umbrüche in der Industrie, in den Städten, in der Wissenschaft und der Technik. Wie kein anderer Großfriedhof in Deutschland repräsentierte Ohlsdorf dabei die Sehnsucht nach einem möglichst naturnah gestalteten Raum. Der Friedhof bot einen gesellschaftlichen Fluchtpunkt gegenüber den neuartigen, auch in Hamburg immer massiver den Alltag prägenden großstädtisch-industriellen Lebenswelten. Die Gestaltung des Ohlsdorfer Friedhofs als landschaftliches Gesamtkunstwerk verweist direkt auf die gesellschaftlichen Verwerfungen einer alle Lebensbereiche umfassenden Umbruchsphase. Wie wirkte sich diese Angst vor Neuem auf die Friedhofsgestaltung aus und welche Aufgaben musste ein moderne Friedhof in dieser Zeit erfüllen?

Geschichte des Parkfriedhofs Ohlsdorf

Der im Norden der Hansestadt angelegte Friedhof erhielt in den 1880er Jahren als einer der ersten Großfriedhöfe Deutschlands den prägenden Stil des englischen Landschaftsgartens und wurde zu einem national und international weithin beachteten Vorbild. Früher als in Deutschland hatte sich die Tendenz zum landschaftlich gestalteten Friedhof jedoch in anderen Ländern gezeigt. In Frankreich wurde der 1804 eröffnete neue Pariser Ostfriedhof – besser bekannt unter dem Namen Père Lachaise – als malerischer Landschaftsgarten eingerichtet. Später wurden vor allem im angloamerikanischen Raum etliche landschaftliche Friedhöfe, sogenannte „rural cemeteries“ angelegt: beispielsweise Mount Auburn in Cambridge/ Massachusetts (1831), Laurel Hill Cemetery in Philadelphia (1836), Greenwood Cemetery in Brooklyn/ New York (1838) und Little Ilford in London (1856). In Deutschland waren es in den 1860er und 1870er Jahren der Alte Friedhof in Schwerin, der Kieler Südfriedhof und die Friedhöfe Riensberg und Walle in Bremen, die landschaftsnah gestaltet wurden.1 Hier fand die Verwandlung einer Friedhofsästhetik ihren Höhepunkt, deren Traditionslinien ins frühe 19. Jahrhundert zurückreichen. Auch der englische Landschaftsgarten des 18. Jahrhunderts übte starken Einfluss auf diese Art der Friedhofsgestaltung aus.2

Ein landschaftliches Gesamtkunstwerk

Im Jahre 1877 wurde der Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg eröffnet. Der Architekt und spätere Friedhofsdirektor Wilhelm Cordes orientierte sich bei der Friedhofsgestaltung an diesem englischen Stil. Dieser zeichnete sich durch eine naturnahe Landschaftsgestaltung mit wenigen Blühpflanzen und sich durch die Landschaft schlängelnde Wege und Flüsse aus. Man orientierte sich an Landschaftsgemälden, sodass die Parks zu Kunstwerken wurden. Betrachtet man unter dieser Aussage den Ohlsdorfer Friedhof genauer, erscheint er ebenfalls als ein landschaftlich gezeichnetes Gesamtkunstwerk. Anregungen für diese Art der Landschaftsgestaltungen kamen aus England und der Kunst. Ein berühmtes Beispiel ist das zur gleichen Zeit entstandene populäre Gemälde „Toteninsel“ von Arnold Böcklin, welches ebenfalls als „Landschafts – Denkmal“ konzipiert worden war.3 Es zeigt eine aus dem Meer ragende Felsinsel, in deren Nischen Grabkammern eingelassen wurden. Ein Kahn mit einer weißverhüllten Gestalt, einem ebenfalls weißen Sarg und einem Ruderer steuern die mit Zypressen bewachsene Insel an.

Ein Friedhof zwischen Natur, Kultur und Technik

In der Kaiserreichzeit lag der Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg zehn Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Diese Begräbnisstätten waren zu Fuß nicht mehr zu erreichen. So wurden die außerstädtischen Großfriedhöfe teilweise mit Bahnstrecken an die Stadt angebunden. Neben Ohlsdorf erhielt z.B. auch der 1909 eröffnete Stahnsdorfer Friedhof in Berlin eine eigene Bahnanbindung. Die Anlange von Großfriedhöfen weit außerhalb der Städte veränderte die Grundvoraussetzungen an Friedhöfe und wirkte sich auf die Bestattungskultur aus. Der neue Begräbnisplatz wurde am Rande der Stadt auf einem freien Feld angelegt. Diese Lage war typisch für jene Großfriedhöfe, die Ende des 19. Jahrhunderts entstanden, weil die Städte durch das industrielle Wachstum in dieser Zeit rasch wuchsen. Durch seine wie gemalte Natur – und Landschaftskulisse, die den Tod in die Pracht der Bäume und Sträucher, Hügel, Bäche und Teiche geradezu einbettete, wurde der Friedhof zu einem sonntäglichen Ausflugsziel der großstädtischen Bevölkerung. Dazu hieß es in einer Illustrierten von 1906: “Nie wird man müde, den Sinn zu bewundern, der hier schaffend gewaltet. Der die Brücken schlug von Natur zu Kunst, von Kunst zu Natur. Zu höherer Einheit ist beides hier verbunden. Man wandelt wie in einer anderen Welt, wo die Gegensätze sich aufheben.“4 An diesem überschwänglichen Lob wird deutlich, wie der Friedhof Natur, Kultur und Technik zu einem harmonischen Arrangement verband.

Begünstigt wurde der landschaftsgestalterische Entwurf nach dem Vorbild der englischen Landschaftsgärten durch die lokalen topographischen Gegebenheiten. Das vorhandene, leicht hügelige Terrain forderte geschwungene Wege geradezu heraus, wollte man die notwendigen Erdarbeiten möglichst gering halten. Die später landschaftlich so reizvollen Teiche waren Ergebnis der technisch notwendigen Drainagearbeiten. Der Stettiner Friedhofsleiter Georg Hannig würdigt in seinem zeitgenössischen Werk “Der Friedhof und seine Kunst” die Anlage mit folgenden Worten: “Allein aus dem Zweck heraus ist hier alles geschaffen und einem Willen angepaßt. Das Gelände ist verwertet, wie es sich gerade bot … “5Die bunte Vielfalt aus heimischen und exotischen Pflanzen und Bäumen wie auch die Anlage eines “Geologischen Hügels” verwiesen zugleich auf pädagogische Absichten: Der Friedhof war nicht nur eine Stätte der Pietät, sondern hatte als botanisch-geologisches Freilichtmuseum auch eine moralisch-belehrende Funktion.

Aufgaben und Funktionen

Nach seiner Eröffnung präsentierte sich der Friedhof mit seinen idyllischen Teichanlagen und Bachläufen, verschlungenen Wegen, künstlich geschaffenen Hügeln und seiner betont abwechslungsreichen Bepflanzung als Synthese aus Natur, Kunst und Technik. Diese Synthese unterschiedlicher Funktionen war das Bestreben im Gesamtkunstwerk Ohlsdorf. Nicht umsonst äußerte sich der langjährige Friedhofsdirektor von Ohlsdorf, Wilhelm Cordes, in einem Friedhofsführer 1897 über die Aufgaben: “Der Friedhof soll nicht eine Stätte der Todten und der Verwesung sein. Freundlich und lieblich soll alles dem Besucher entgegentreten und dadurch der Ort aus der umgebenden Landschaft herausgehoben und geweiht werden.”6 Und weiter: “In der richtigen malerischen Vereinigung von Architektur, Sculptur und Landschaftsgärtnerei liegt ein weiter Spielraum für die Phantasie und ein unerschöpfliches, freies Arbeitsfeld; und ein Friedhof, nach diesen Gesichtspunkten geleitet, könnte vorbildlich werden für das harmonische Zusammenwirken von Architektur, Sculptur und Landschaftsgärtnerei.”7

Wachsendes Interesse an Grabstätten

Zugleich hatte die landschaftliche Differenzierung den Vorzug, reizvoll gelegene und privilegierte Bestattungszonen zu schaffen, die zu entsprechend hohen Gebühren verkauft werden konnten. Aufgrund ihrer stellenweise malerischen Lage erfreuten sich diese Bereiche zunehmender Beliebtheit. Je reizvoller die Anlage, desto höher die Gebühreneinnahmen: Diese Regel war den Friedhofsträgern auch damals durchaus geläufig. Das zeigt folgende Feststellung des bereits zitierten Georg Hannig: “Es ist eine überall beobachtete Tatsache, daß auf Friedhöfen, die dem ästhetischen Bedürfnis durch reichlich bemessene Anpflanzungen mehr Rechnung tragen als bisher, die Zahl der besseren Kaufgräber gerade dieses eben erwähnten Umstandes halber prozentual ganz erheblich steigt.”8 Nicht umsonst wurde um die Jahrhundertwende von Ohlsdorf berichtet, daß die Nachfrage nach größeren Grabstätten im Waldgürtel auffallend gestiegen war.9 Durch die sich nun entfaltete Vegetation entwickelte sich dieser zu einem der stimmungsvollsten Teile des Friedhofs. Gerade im bewaldeten Teil des Zentralfriedhofs wurden nur die entsprechend teuren Familiengrabstätten zugelassen, aber keine Reihengräber. Hier wurden dann jene naturgeprägten, großflächigen Grabmaltypen errichtet, die in besonderem Maß dem Stilrepertoire des Landschaftsgartens entsprachen, wie Felsen und Findlinge.10

Ohlsdorf als Vorbild

Ohlsdorf wurde zum ästhetischen Vorbild für die Friedhofsgestaltung des späten 19. Jahrhunderts und auf mehreren Ausstellungen, auch einem internationalen Publikum, vorgestellt.11 So wurde der Friedhof z.B auf der Pariser Weltausstellung 1900 als Modell deutscher Gartenkunst prämiiert.12

Zur Jahrhundertwende erwies sich der Ohlsdorfer Friedhof als ein wichtiges städtisches  Renommierobjekt. In einem lokalen Hamburger Pressebericht hieß es: “Auch im letzten Jahre wurde der Friedhof von den hiesigen Vereinen sowie von auswärtigen Behörden, unter anderem von Berlin, München und Flensburg zum Studium für dort geplante Friedhofsanlagen besichtigt.“13 Entsprechend beeinflusste Ohlsdorf die Gestaltung anderer Friedhöfe. In Köln entstanden mit dem Nord – (1895/96) und dem Süd – Friedhof (1900) ebenfalls landschaftlich orientierte Anlagen, in Hannover wurde der Stöckener Stadtfriedhof ab 1901 landschaftsparkähnlich erweitert. Auf dem Mannheimer Hauptfriedhof wurden die Erweiterungsflächen der bisher streng rechteckig ausgerichteten Anlage durch kreis- und ellipsenförmige Wege und ansprechende Bepflanzung gartenarchitektonisch aufgewertet (1892 bzw. 1900). Der prämiierte und 1907 auf einer Gartenbauausstellung präsentierte Entwurf für einen neuen, wegen des Ersten Weltkriegs dann nicht realisierten Mannheimer Zentralfriedhof sah gleichfalls eine landschaftsartige Gestaltung mit einem Teich vor.14 Darüber hinaus sorgte das Gesamtkunstwerk Ohlsdorfer Friedhof mit dafür, daß die Forderung nach abwechslungsreicher Bepflanzung von Friedhöfen ebenso zu einem Thema in der Zeit des Kaiserreiches wurde als auch die Einpassung von Klein- und Kleinstarchitektur, wie Brunnen, Wegweiser und Orientierungstafeln, in das Gesamtbild.15 Anfang des 20. Jahrhunderts kam sogar ein Handbuch speziell für landschaftliche Friedhöfe heraus.16

Tod und Trauer

Der Ohlsdorfer Friedhof mit seinen unterschiedlichen Funktionen und Aufgaben entwickelte sich in der Kaiserreichzeit zu einem Vorreiter und Vorbild in der landschaftlichen Gestaltung von Friedhöfen. Neben der naturnahen, romantischen Friedhofsgestaltung entwickelte sich zeitgleich und diametral ein eher praktisch – rationaler Umgang mit Tod und Trauer durch die Einführung der modernen Feuerbestattung, die Aspekte wie Hygiene und Technik in den Fokus rückte.



[i] Barbara Leisner: Ästhetisierung der Friedhöfe. Die amerikanische Parkfriedhofsbewegung und ihre Übernahme in Deutschland. In: Norbert Fischer/Markwart Herzog (Hrsg.): Nekropolis. Der Friedhof als Ort der Toten und der Lebenden. Stuttgart 2005, S. 68-70; zu Schwerin siehe auch Anja Kretschmer: Häuser der Ewigkeit. Mausoleen und Grabkapellen des 19. Jahrhunderts. Eine Einführung in die Sepulkralkultur am Beispiel Mecklenburg-Vorpommerns. Hamburg 2012, S. 103-106.

 

[i] Leisner: Ästhetisierung (wie Anm. 1), S. 59-78; Barbara Leisner /Ellen Thormann/Heiko K. L. Schulze: Der Hamburger Hauptfriedhof Ohlsdorf. Geschichte und Grabmäler. Bearbeitet von Andreas von Rauch. Zwei Bände. Hamburg 1990; als neueren Überblick siehe Helmut Schoenfeld (unter Mitarbeit von Norbert Fischer, Barbara Leisner und Lutz Rehkopf): Der Ohlsdorfer Friedhof. Ein Handbuch von A-Z. Bremen 2006.

 

[i] Franz Zelger: Arnold Böcklin: Die Toteninsel. Selbstheroisierung und Abgesang der abendländischen Kultur. Frankfurt/M. 1991, S. 54; zum “Landschafts-Denkmal” ebd., S. 7.

 

[i] Georg Hannig: Der Friedhof und seine Kunst. Zeitgemäße Betrachtungen über die Ausgestaltung unserer Friedhöfe. Berlin 1908, S. 50.

 

[i] Georg Hannig: Der Friedhof und seine Kunst. Zeitgemäße Betrachtungen über die Ausgestaltung unserer Friedhöfe. Berlin 1908, S. 50.

 

[i] Friedhof zu Ohlsdorf-Hamburg. Führer. Hamburg o. J. [1897], S. 14.

 

[i] Ebd., S. 15.

 

[i] Hannig (wie Anm. 4), S. 1.

 

[i]  ”Von der Todtenstadt in Ohlsdorf”. In: Hamburger Fremdenblatt vom 13.7.1901, S. 6.

 

[i] Zu diesen Grabmälern siehe Leisner u.a. (wie Anm. 2), Band I, S. 83-89.

 

[i] Barbara Scharf: Der Ohlsdorfer Friedhof im Spiegelbild großer Ausstellungen. In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte 78, 1992, S. 135-161, hier S. 139.

 

[i] Scharf (wie Anm. 5), S. 143.

 

[i] Von der Todtenstadt in Ohlsdorf”. In: Hamburger Fremdenblatt vom 13.7.1901, S. 6.

 

[i] Volker Keller: Architektur der Friedhöfe. In: Jugendstilarchitektur um 1900 in Mannheim. Red.: Jörg Schadt. Mannheim 1986, S. 181-184.

 

[i] Hannig (wie Anm. 4), S. 119-120 sowie S. 138-141.

 

[i] Hans Pietzner: Landschaftliche Friedhöfe, ihre Anlage, Verwaltung und Unterhaltung. Leipzig 1904.

 

Quelle: http://www.hh-geschichten.uni-hamburg.de/?p=1474

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Fachforum “E-Learning in der wissenschaftlichen Weiterbildung”

“E-Learning in der wissenschaftlichen Weiterbildung” war DAS Thema beim hessenweiten Fachforum am Dienstag, den 24. Juni 2014 an der JLU Gießen. Vorgestellt wurden mehrere Projekte, die aus dem Wettbewerb “Offene Hochschulen – Aufstieg durch Bildung” gefördert werden. Aber auch das Zertifikats-Studienprogramm Soziale Medienbildung von der Hochschule Fulda, sowie der Online-Master von der Philipps-Universität Marburg waren Teil des Programms. Zum vollständigen Programm Vorträge und Diskussionen In dem ersten Vortrag wurde das E-Learning-Beratungskonzept im Projekt “WM³ Weiterbildung Mittelhessen” von den Kollegen der JLU Gießen, der PU […]

Quelle: http://medienbildung.hypotheses.org/7005

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Lemma „Publikation“, Historische Mitteilungen 2013/14

Die Historischen Mitteilungen der Ranke-Gesellschaft (Bd.26, 2013/14) haben in der aktuellen Ausgabe einen Digital Humanities-Schwerpunkt, zu dem ich einen zweiseitigen Kurztext zum Lemma "Publikation" beigesteuert habe; ich behandle darin u.a. Tweets und Weblogpostings als Publikation, skizziere ein Ideal eines wissenschaftlichen Publikationszyklus (das noch zu ergänzen wäre durch die Annahme einer etwaigen kommerziellen Verwertung durch einen Verlag) und plädiere am Schluss gegen die Definition von "Eigenplagiat", da diese im Fall von akademischen Abschlussarbeiten als wissenschaftsfeindlich zu betrachten ist.

Voilà mein Beitrag in der Preprint-Version:
Tantner_Lemma-Publikation_HistorischeMitteilungen_2013-14 (pdf, 306 KB)

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/909743878/

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Gesellschaftliche Innovationen: Wissenstransfer Universität – Gesellschaft

Wissenschaft hat strenge Regeln und die unterscheiden sich auch noch von Disziplin zu Disziplin. Zumeist werden die Ergebnisse in Fachzeitschriften veröffentlicht und diskutiert. Ob und wie sie im konkreten gesellschaftlichen Umfeld realisiert werden, welchen Einfluss sie auf Entwicklung und Veränderung haben – das zeigt sich in den meisten Fällen nur in natur- und ingenieurwissenschaftlichen Anwendungen. Gentechnik und Nanotechnologie, Elektromobilität oder Laseranwendungen – das sind Themenfelder, die z.T. als Fortschritt bejubelt, z.T. aber auch verteufelt und bekämpft werden.

Was aber ist mit sozial- und geisteswissenschaftlicher Forschung? Wie finden deren Ergebnisse ihren Weg in die Gesellschaft? Kann man von “sozialen Innovationen” sprechen? Ist solch ein Wandel wissenschaftlich induziert oder untersucht umgekehrt die Wissenschaft Ursachen, Hintergründe und Folgen von sozialen Veränderungen?

In der LMU werden diese und andere Fragen am 14. und 15. Juli diskutiert. Nicht nur interessante Vorträge und Präsentationen, auch Workshops werden angeboten und erlauben es, die eigenen Fragen und Überzeugungen im kleineren Kreise einzubringen.

 

Quelle: http://resilienz.hypotheses.org/177

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Zitierpflicht für Wikipediaartikel – und wenn ja, für welche und wie?

Enzyklopädische Artikel aus Projekten wie dem Brockhaus oder der Encyclopedia Britannica können in wissenschaftlichen Arbeiten nicht zitiert werden, denn die Autoren1 der Artikel sind nur der Redaktion bekannt, nicht aber dem Leser. Dabei verfügen die ehemaligen Autoren der Brockhaus-Artikel über hohe wissenschaftliche Qualifikation, über 51 Prozent sind habilitiert, ein weiteres Drittel ist promoviert und die Verbleibenden besitzen einen universitären Abschluss.2

Ganz anders und doch vergleichbar sollte es bei der Online-Enzyklopädie Wikipedia sein. Etwa sieben Prozent der angemeldeten Autoren sind promoviert3 und von vielen Autoren ist der Stand ihrer Ausbildung nicht bekannt. Den Artikeln können zwar Autoren zugeordnet werden, aber nur wenige der Autoren melden sich unter ihrem Klarnamen an. Der ganz überwiegende Teil der angemeldeten Autoren schreibt im Schutz eines Pseudonyms. Mehr noch, bei der Hälfte aller Veränderungen werden nur die Internetprotokoll-Adresse (IP) der Rechner, von denen diese Veränderungen ausgingen gespeichert. Wer der Autor ist, bleibt völlig unklar.

Unter diesen Voraussetzungen ist es kaum möglich einen Wikipedia-Artikel sauber, und wissenschaftlich korrekt zu zitieren, egal mit welcher Sorgfalt es versucht wird. Zwar ist es möglich auf sogenannte feste Versionen zu verlinken, deren Text so unveränderlich wie ein gedruckter ist, aber das Problem der fehlenden Zuordnung zu einem oder mehreren Autor/en bleibt.4 Dieser Status quo – die Wikipedianer wünschen sich zitiert zu werden, die Wissenschaft kann nicht zitieren, weil die Autorenangaben fehlen – hat sich seit Jahren kaum geändert, oder wie es aktuell formuliert wurde: „Jeder benutzt sie, keiner zitiert sie“.5

Allerdings gibt es drei Bedingungen, die, wenn sie erfüllt sind, dazu führen sollten, dass ein Artikel der Wikipedia wissenschaftlich korrekt mit Autorenangabe zitiert werden könnte. Diese Bedingungen sind zwar schwer zu erreichen, aber bei momentan 1,7 Mio. Artikeln in der deutschsprachigen Wikipedia, sollte es doch einige geben, die diese Anforderungen erfüllen. Wohlgemerkt, es geht hier nicht darum, einen Weg zu suchen, alle Wikipediaartikel wissenschaftlich zitierfähig zu machen – das kann aufgrund der von einem kollaborativen Ansatz ausgehenden Gesamtkonstruktion nicht funktionieren –, sondern umgekehrt zu schauen, unter welchen Bedingungen Artikel zitiert werden könnten und dann aber auch zitiert werden müssten, da sie einem oder mehreren Autor/en klar zuordenbar sind.

Die drei Bedingungen sind folgende: (1) Klarname: Der Hauptautor muss namentlich bekannt sein, (2) quantitativer Anteil: dessen Anteil am Text muss eine bestimmte Grenze überschreiten und (3) qualitative Korrektheit: der Autor muss die Korrektheit der zitierten Artikelversion verantworten.

Nun bietet die Wikipedia-Datenbank alle Möglichkeiten, um die Erfüllung dieser Bedingungen zu überprüfen.

Denn neben den Texten der Artikel speichert die Datenbank auch alle Veränderungen und alle zugehörigen Autoren zeichengenau in der Versionsgeschichte ab. Aufgrund dieser Metadaten lässt sich exakt nachweisen, wer wann welches Zeichen geschrieben oder verändert hat. Im Durchschnitt stehen pro Artikel etwa 50 Versionen zur Verfügung. Diese Daten „von Hand“ durchzuschauen ist äußerst zeitaufwendig, seit einigen Jahren haben Programmierer aber Werkzeuge (weiter-)entwickelt, mit denen sich die Versionsgeschichte maschinell auswerten lässt. So kann leicht und schnell ermittelt werden, wie groß der quantitative Anteil eines Autors am Artikeltext ist.6 Für diese Autorenanteile wurden Durchschnittswerte ermittelt: So verfassen etwa 2,6 Nutzer mehr als fünf Prozent eines Artikeltextes. Im Schnitt schreibt ein Hauptautor etwa 70 Prozent des Textes und ein zweiter Autor trägt noch einmal 13 Prozent bei. Im Durchschnitt lassen sich also 83 Prozent eines Artikels zwei Autoren eindeutig zuordnen.7

Natürlich gibt es auch viele Artikel, an denen über 3 000 Autoren mitgeschrieben haben und an denen aufgrund der hohen Dichte verschiedener Bearbeiter kaum jemand mehr als zehn Prozent beigetragen hat.8 Bei diesen Artikeln erreicht kein Autor die Grenze der eindeutigen Zuordenbarkeit und die Artikel sind deshalb nicht zitierfähig.

Um zitierfähige und damit auch zitierpflichtige Artikel zu sein, müssen die oben genannten Bedingungen wie folgt erfüllt sein:

(1) Der Hauptautor muss sich unter seinem Klarnamen angemeldet haben. Dies betrifft momentan etwas über sieben Prozent aller angemeldeten Autoren.9 Die Möglichkeit zu den im Artikel gegebenen Informationen eine reale Person zuzuordnen, ist nur bei diesen gegeben.10

(2) Beim quantitativen Anteil sollten mindestens die Durchschnittswerte überschritten sein, der erste Hauptautor sollte also mindestens 70 Prozent und der zweite Hauptautor mindestens 13 Prozent des Artikels verfasst haben. Oder der Anteil eines einzelnen Hauptautors am Text muss über diesen 83 Prozent liegen. Je spezieller ein Thema, umso eher ist diese Bedingung erfüllt. Je allgemeiner, umso mehr Autoren fühlen sich berufen kollaborativ etwas beizutragen.

(3) Der Hauptautor muss die qualitative Korrektheit der Artikelversion garantieren. Er verantwortet, dass beispielsweise ein falsch eingefügtes „nicht“ den Sinn nicht komplett entstellt, sondern wieder entfernt wird. Dies ist am meisten gegeben bei Artikeln, die durch einen Begutachtungsprozess gelaufen sind und als Prädikat den Status „Lesenswert“ oder „Exzellent“ erhalten haben. Bei der Version, die am Ende dieser Begutachtung steht, ist vergleichsweise sicher, dass der Hauptautor alle Veränderungen aktiv beobachtet hat und diese Artikelversion korrekt ist.

Artikel für die diese drei Bedingungen erfüllt sind, Klarname des Autors bekannt, Autor ist quantitativ für mindestens 83 Prozent des Textes verantwortlich und zum Zeitpunkt einer Begutachtung steht der Autor dafür ein, dass diese Artikelversion qualitativ korrekt ist, wären zitierfähig.

Als Beispiele sollen hier zwei Artikel von Frank Schulenburg genannt werden. Der Autor ist der sogenannten Wikipedia-Community vertraut, war er doch 2005 Administrator der Wikipedia und hat in größerer Zahl Edits beigetragen. Er ist aber auch im Wissenschaftsbereich bekannt, hat an der Universität Göttingen studiert und arbeitet heute im Wikipedia-Hochschulprogramm in den Vereinigten Staaten. Da er unter seinem Klarnamen bekannt ist und auch so bei Wikipedia angemeldet, wäre damit die erste Bedingung (Klarname) erfüllt.

Am Wikipediaartikel über den französischen Autor „Claude Bourgelat“ hat Frank Schulenburg etwa 96 Prozent geschrieben. Da die Anteile aller anderen Autoren sich auf die Korrektur von Formalien und Tippfehlern beschränken, wäre auch die zweite Bedingung (quantitativer Mindestanteil) erfüllt. Zudem wurde der Artikel „Claude Bourgelat“ am 26. April 2008 nach einem von Frank Schulenburg begleiteten Begutachtungsprozess in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen. Der Hauptautor steht dafür, dass diese Version qualitativ korrekt ist, damit wäre auch die dritte Bedingung erfüllt. Werden nun Informationen aus diesem Artikel zitiert, müsste also korrekt angegeben werden:

Art. „Claude Bourgelat“, bearb. von Frank Schulenburg u.a., in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 7. Oktober 2013, 11:53 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Claude_Bourgelat&oldid=123217566 (Abgerufen: 8. Mai 2014).

Das gleiche gilt beispielsweise für die Artikel zu „John Hunter (Chirurg)“11 oder zu „Johann Heinrich Zedler“12, bei denen Frank Schulenburg 90 und 92 Prozent verfasst hat. Oder für verschiedene Artikel des mit seinem Klarnamen angemeldeten Historikers Hans-Jürgen Hübner, wie die „Geschichte der Tr’ondek Hwech’in First Nation“13, die „Urgeschichte Italiens“14, die „Wirtschaftsgeschichte der Republik Venedig“15 oder der Artikel zum „Francesco Datini“16, die Anteile Hübners liegen hier bei 98 Prozent, zwei Mal 96 Prozent und 91 Prozent.

Die Zahl der solchermaßen zitierfähigen Artikel kann aufgrund der kollaborativen Arbeit nicht sehr hoch sein, aber es macht künftig eine grundsätzliche Prüfung notwendig, wenn aus der Wikipedia Informationen entnommen werden, ob damit nicht in dem Fall gegen die mögliche Zitierpflicht mit Autorenangabe verstoßen wird. Es gibt also künftig nicht mehr einfach die Ausrede „Jeder benutzt sie, keiner zitiert sie“, sondern für jede einzelne Information ist zu prüfen – und das ist der große Unterschied zu den früheren gedruckten Enzyklopädien wie Brockhaus oder Encyclopedia Britannica – ob nicht gerade dieser Artikel die Hürden für die Zitierfähigkeit überschreitet und dann zitiert werden muss.

Die Wikipedia sollte die notwendigen Werkzeuge schnell allen Benutzern der Datenbank verfügbar machen, denn die Benutzer kommen nach dem Gesagten um eine genaue Prüfung, zur Vermeidung von Verstößen gegen das Urheberrecht, nicht mehr herum. Auch der Verweis darauf, dass die Wikipediainhalte ja vermeintlich frei sind, ändert daran nichts, denn die zugrundeliegende Creativ Commons Lizenz beinhaltet explizit die „Namensnennung — Sie müssen die Urheberschaft ausreichend deutlich benennen, einen Link zur Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden. Diese Angaben dürfen in jeder angemessenen Art und Weise gemacht werden, allerdings nicht so, dass der Eindruck entsteht, der Lizenzgeber unterstütze gerade Sie oder Ihre Nutzung des Werks besonders.“17

Künftig gilt für den Umgang mit der Wikipedia: Jeder der sie benutzt, muss prüfen, ob er sie unter bestimmten Umständen nicht sogar mit Autorenangabe zitieren muss.

1     Wenn im Folgenden überwiegend die Form „Autor“ oder „Hauptautor“ verwendet wird, hat dies allein Lesbarkeitsgründe, mitzudenken sind sowohl die Formen „Autorin“ oder „Hauptautorin“ sowie „Autoren“ oder „Hauptautoren“.

2     Vgl. Brockhaus, 17. Auflage, Band 20: Wam-ZZ, Wiesbaden 1974, S. 827–835: Bei 1445 namentlich aufgelisteten Autoren. Der Anteil der Autorinnen liegt bei nur sechs Prozent.

3     Vgl. Ruediger Glott, Philipp Schmidt, Rishab Ghosh: Wikipedia Survey – Overview of Results. 2010. Online: http://www.wikipediasurvey.org/docs/Wikipedia_Overview_15March2010-FINAL.pdf (Abgerufen: 13.12.11), S. 7.

4     Johannes Becher, Viktor Becher: Gegen ein Anti-Wikipedia-Dogma an Hochschulen. Warum Wikipedia-Zitate nicht pauschal verboten werden sollten, in: Forschung und Lehre 18 (2011), H. 2, S. 116–118; Maren Lorenz: Der Trend zum Wikipedia-Beleg. Warum Wikipedia wissenschaftlich nicht zitierfähig ist, ebd., S. 120–122.

5     Stellungnahme des Verlags C. H. Beck zu Plagiatsvorwürfen bezüglich des Buches „Große Seeschlachten. Wendepunkte der Weltgeschichte von Salamis bis Skagerrak“ (München 2013), vgl. online: http://chbeck.de/_assets/pdf/pm_grosse-seeschlachten.pdf (Abgerufen: 9. Mai 2014).

6     Vgl. online: https://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:APPER/WikiHistory (Abgerufen: 9. Mai 2014) und online: https://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:APPER/WikiHistory/Programm (Abgerufen: 11. Mai 2014).

7     Vgl. online: https://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:APPER/WikiHistory/Autorenbestimmung (Abgerufen: 11. Mai 2014).

8     Beispielsweise der Artikel „Deutschland“ mit 3 460 Bearbeitern, vgl. online: https://de.wikipedia.org/wiki/Deutschland (Abgerufen: 9. Mai 2014).

9     Vgl. die Erhebung von Jürgen Engel im Jahr 2011 unter online: http://gemekon.de/dokumente/protokoll.pdf (Abgerufen: 11. Mai 2014), S. 2.

10    Zusätzlich zur Klarnamenanmeldung, die missbraucht werden könnte, gibt es die Möglichkeit das Benutzerkonto gegenüber dem Support-Team mit der E-Mail-Adresse einer Institution zu verifizieren.

11    Art. „John Hunter (Chirurg)“, bearb. von Frank Schulenburg u.a., in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 15. November 2013, 08:52 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=John_Hunter_(Chirurg)&oldid=124478660 (Abgerufen: 15. Mai 2014).

12    Art. „Johann Heinrich Zedler“, bearb. von Frank Schulenburg u.a., in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 25. Februar 2014, 18:38 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Johann_Heinrich_Zedler&oldid=127940244 (Abgerufen: 8. Mai 2014).

13    Art. „Geschichte der Tr’ondek Hwech’in First Nation“, bearb. von Hans-Jürgen Hübner u.a., in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 2. Mai 2014, 21:01 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Geschichte_der_Tr%E2%80%99ondek_Hwech%E2%80%99in_First_Nation&oldid=130047818 (Abgerufen: 15. Mai 2014).

14    Art. „Urgeschichte Italiens“, bearb. von Hans-Jürgen Hübner u.a., in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 5. Mai 2014, 13:47 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Urgeschichte_Italiens&oldid=130119732 (Abgerufen: 8. Mai 2014).

15    Art. „Wirtschaftsgeschichte der Republik Venedig“, bearb. von Hans-Jürgen Hübner u.a., in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 6. Mai 2014, 06:21 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wirtschaftsgeschichte_der_Republik_Venedig&oldid=130140526 (Abgerufen: 8. Mai 2014).

16    Art. „Francesco Datini“, bearb. von Hans-Jürgen Hübner u.a., in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 28. März 2014, 09:49 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Francesco_Datini&oldid=128974223 (Abgerufen: 15. Mai 2014).

17    Vgl. online: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de (Abgerufen: 9. Mai 2014).

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Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/3721

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Betriebsratswahlen an der Uni Wien

Knapp nach Ostern finden an der Uni Wien Betriebsratswahlen statt, ich kandidiere für die Wahlplattform der kritischen Liste: GAKU / PLUM / IG-LektorInnen +
Auf der Homepage http://www.gakuplumig.at ist unser gemeinsames Programm, Erfolge der betriebsrätlichen Arbeit sowie die KandidatInnen-Liste einzusehen und sind weiters unter "Wahlservice" ein Verzeichnis der Wahllokale samt ihrer Öffnungszeiten zu finden. Bei den letzten Wahlen erlangte unsere Liste 16 von 28 Mandaten, diesmal sind 29 Mandate zu vergeben.

Merke: Auch LektorInnen und ProjektmitarbeiterInnen sind wahlberechtigt!

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/717897132/

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nova curricula vitae – digitale Lebenslauftools für Geisteswissenschaftler

CV_TagcloudKreative Online-Bewerbungen als Website oder graphisch umgesetzte Lebensläufe sind für einige Berufsgruppen längst Gang und Gäbe. Die Betonung spezifischer, für das Arbeitsfeld wichtiger Fähigkeiten und die Entwicklung eines Lebensweges, der auf bestimmte Aufgabenbereiche hinläuft, lassen sich damit besser verdeutlichen, als mit einem tabellarischen Lebenslauf. Auch für Geisteswissenschaftler und Ausschreibungen im Kulturbetrieb werden solche Aspekte wichtiger. Deshalb habe ich mir verschiedene Lebenslauftools auf ihre Tauglichkeit für diese bestimmte Berufsgruppe und ihre Anforderungen angeschaut.

Warum Lebenslauftools für Wissenschaftler?

Ausschreibungen für klassische Wissenschaftlerstellen rufen noch immer meist nach schriftlichen Bewerbungen mit Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen. Doch die Zahl an Stellen in der wissenschaftlichen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, in Fachredaktionen und Projekten mit Beziehung zum Online-Bereich wächst zusehends – und mit ihnen auch die Möglichkeit, sich digital zu bewerben. Auf das Anschreiben hat das kaum Auswirkungen. Nach wie vor gilt es hier, die Eignung für die entsprechenden Anforderungen darzulegen. Neben der wissenschaftlichen Laufbahn gehören dazu auch die Kenntnisse aktueller Diskussionen, Technologien und Gegebenheiten zum Thema Internet und Social Media. Mit etwas Texter-Talent lässt sich das zwar schönschreiben, die Fähigkeit, das PDF für eine E-Mail-Bewerbung entsprechend aufzubereiten, dürfte aber nicht als Beweis für ausreichende Erfahrungen ausreichen.

Für geisteswissenschaftliche Stellen gehen in den meisten Fällen 100 Bewerbungen und mehr ein. Damit kann auch nicht erwartet werden, dass sich jeder Personaler oder erst recht Wissenschaftler, der die richtigen Kandidaten aussuchen soll, sich schon in der Vorauswahldie Zeit nimmt, Online-Profile, Blogs oder Twitter-Accounts zu begutachten. Die meisten der Tools, die im Moment im Netz zur Verfügung stellen, bieten die Möglichkeit, die fertigen Lebensläufe als PDF zu exportieren. Damit lassen sich diese in die Bewerbung selbst anstelle eines tabellarischen curriculum vitae einbinden. Aufgrund der verschiedenen Formate und Schriftgrößen sollte dabei darauf geachtet werden, dass die A4-Hochformat-Version druckbar und gut lesbar ist. Einige Tools ermöglichen es auch, nur einzelne Teile zu exportieren. Der gesamte Lebenslauf kann dann für die tiefere Beschäftigung mit ausgewählten Bewerbern direkt verlinkt werden, ebenso wie online publizierte Fachartikel, ein Blog oder ein Profil auf academia.edu.

Die Tools

RESUMUP.COM: das englische Lebenslauf-Modul hat feste Vorgaben und ist optisch kaum wandelbar. Dazu gehören Name, Geschlecht und Geburtsdatum. Auch ein Foto, Kontaktinformationen und Webprofile können hinzugefügt werden. Für den Arbeitsbereich kann man nur aus bestimmten Vorgaben auswählen, Wissenschaft lässt sich nur bedingt abbilden. Der Sektor lässt aber händisch ausfüllen, sodass hier eventuell ein bisschen Kreativität gefragt ist. Gleiches gilt für Hobbies, die ebenfalls Platz finden. Das Tool bietet außerdem Platz für selbst eingetragene Sprachkenntnisse, Eigenschaften und Fähigkeiten, bei denen man seinen Expertise-Grad mit Sternen und Punkten zwischen 1 und 5 angeben kann. Damit lässt sich sehr schön auf die jeweilige Ausschreibung und die darin genannten Anforderungen eingehen. Ebenfalls angegeben werden können der höchste Abschluss, das gewünschte Gehalt und die Art des Jobs. Im Zentrum des Tools steht dann der Lebenslauf selbst, der als Timeline konzipiert ist. Dort kann man die Stationen von Ausbildung und Berufsleben auf den Monat genau eingeben, wobei die Ausbildung unterhalb und die Berufserfahrungen oberhalb der Timeline dargestellt werden. Als Daten lassen sich neben Ein- und Ausstieg die Firma oder Universität, der Schwerpunkt bzw. das Studienfach und der Ort angeben. Für Resumup.com braucht es ein wenig Zeit, um alle notwendigen Daten hinzuzufügen, das Ergebnis ist aber immer wieder anpass- und aktualisierbar. Zudem bekommt jeder fertige Lebenslauf einen eigenen Link, online ist er aber nur mit einem Log-In bei resumup selbst komplett abrufbar (hier mein resumup-CV). Eine PDF-Version würde ich deshalb empfehlen.

VIZUALIZE.ME ist ein flexibleres, ebenfalls englischsprachiges Tool mit vielen optischen Möglichkeiten. Wer wert darauf legt, seine Bewerbung ansprechend und einheitlich zu gestalten, kann hier auf viele Optionen zurückgreifen. Während der Lebenslauf von resumup recht quadratisch und die Timeline im Querformat gehalten ist, ist bei vizualize.me auch ein druckfreundliches Hochformat möglich. Auch dabei ist die Basis des curriculum vitae eine Timeline, die Ausbildung und Berufserfahren nebeneinander stellt und mit verschiedenen Farben arbeitet (selbst auswählbar), um z.B. Überschneidungen zu verdeutlichen. Unter der Timeline folgen Angaben zu Skills, die händisch eintragbar und mit Sternen zu bewerten sind. Es ist Platz für Interests, die zum Beispiels Forschungsschwerpunkte sein können, sowie für Sprachen, die auf einer Weltkarte visualisiert werden. Am Ende des Lebenslaufes ist schließlich Platz für Links zu anderen Profilen. Speziell für den Bereich Wissenschaft können zudem die Punkte Awards, also Auszeichnungen, Recommendations für Empfehlungen und vor allem Stats sein. Letztere ermöglichen es, Erfahrungsjahre in verschiedenen Bereichen oder bestimmte Projekte und z.B. die dafür eingeworbenen Gelder zu betonen. Vizualize.me hat außerdem ein Icon, dass man mit einem Link auf der eigenen Website einbauen kann. Leider ist die Export-Funktion noch in Vorbereitung, mit ein bisschen Geschick lässt sich dies aber über einen PDF-Creator umgehen. Hier könnt ihr euch meinen vizualize.me-Lebenslauf anschauen.

RESU-ME.ME ist ein Tool für noch Kreativere. Es macht aus einem LinkedIn-Lebenslauf automatisiert ein Video und eine Infografik. Vorgesehen ist es für die Standard englischen Lebensläufe, die deutschen, die man bei LinkedIn parallel anlegen kann, können nicht spezifisch ausgesucht werden. Zwar basiert resu-me auf den Vorgaben von LinkedIn, sodass Flexibilität in Aufbau, Gestaltung und inhaltlichen Aspekten nur bedingt möglich ist. Jedoch kann das Video mit zusätzlich hochgeladenen Fotos und Daten bearbeitet werden.

RE.VU dient vor allem dazu, die eigenen Social-Media-Aktivitäten (Blog, Facebook, Twitter, LinkedIn, Pinterest usw.) zusammenzubringen und gemeinsam verfolgen zu können. Spannend kann dies sein, wenn man schon einmal ein Forschungsprojekt entsprechend begleitet hat und dies zeigen möchte oder die Stelle spezifisch auf die Wissenschaftskommunikation online ausgerichtet ist. Da das eigene Profil auf re.vu sich stetig live aktualisiert, ist es für eine druckbare Bewerbung nur bedingt geeignet. Ein Link in der Bewerbung kann hier nützlicher sein.

Und wissenschaftsspezifische Arbeitsbereiche?

Für die optische Umsetzung eines wissenschaftlichen Lebenslaufes scheint mir vizualize.me im Moment am besten geeignet. Wie alle Tools hat es aber einen entscheidenden Nachteil: Vorträge auf Tagungen, Lehre, Fachpublikationen oder Projekte, bei denen Antragstellungen auf Fördergelder, Teamarbeit und Management eine Rolle gespielt haben, haben keinen Platz. Händisch eintragbare Aspekte zusätzlich zu Fähigkeiten, Interessen oder Sprachen bietet keines der Tools.

Hierfür gibt es die ein oder andere Option. Die erste wäre die deutschpsrachige Portfolio-Plattform TORIAL. Eigentlich für Journalisten gedacht, die hier ihre Artikel in einem eigenen Profil verlinken oder hochladen können, wäre dies durchaus eine Möglichkeit für Wissenschaftler, Fachbeiträge oder Vorträge gesammelt zu präsentieren. Torial hat jedoch kein direktes Lebenslauftool. Stattdessen kann man Daten zu den eigenen Erfahrungen im Profil angeben. Dort wäre dann z.B. der Platz für Hinweis auf Tagungen oder die Projektarbeit, ohne dass der Vortrag direkt ins Netz geladen werden muss. Auch ein Torial-Profil eignet sich allerdings nicht zum ausdrucken, die Möglichkeit des RSS-Abos ist für eine wissenschaftliche Bewerbung dagegen eher uninteressant.

The-500-Year-Evolution-of-the-ResumeEine individuelle, wenn auch zeitaufwendige Lösung kann die Nutzung von Infografik- anstatt Lebenlauftools wie VISUAL.LY sein, die vielseitig verwendbare Basis-Piktogramme und Charts bieten, die sich mit  eigenen Daten, Kategorien usw. befüllen lassen. Da die meisten dieser schönen und kreativ-vielfältigen Tools allerdings – entsprechend ihrer ursprünglichen Verwendung – auf Zahlen und statistischen Daten als Excel-Datei basieren, muss ein auf diese Weise visualisierter Lebenslauf sehr gut durchdacht und vorbereitet werden. Die Vielfalt der Charts macht es auf der anderen Seite sehr gut möglich, individuelle Entwicklungen als Timeline, Arbeitsschwerpunkte mit Piktogrammen und – mit viel Arbeit – auch Projektmanagement oder die Kernthesen der eigenen Arbeit graphisch abzubilden. Dieser Aufwand ist sicher nur für sehr wenige Jobs im Wissenschaftsbereich lohnend, kann aber gerade für die Schnittstellenarbeit zur Öffentlichkeit noch an Bedeutung gewinnen.

Eine letzte Möglichkeit, wissenschaftsspezifische Aufgabenbereiche mit einem Leebenslauf zu verbinden, ist schließlich academia.edu. Hier kann man einen Lebenslauf, zum Beispiel erstellt mit vizualize.me, in das eigene Profil hochladen. Zudem ist Platz für Fachkonferenzen und -publikationen, die nur genannt, verlinkt oder auch direkt hochgeladen werden können. Das Profil ist online jedem zugänglich. Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit, sich direkt mit anderen Wissenschaftlern aus ähnlichen Forschungsbereichen zu vernetzen und stets über deren Aktivitäten informiert zu bleiben. Auch academia.edu ist für den Einsatz in einer Bewerbung aber weniger geeignet, als für die Online-Präsentation des eigenen Profils.

Insgesamt weisen also alle Optionen, den eigenen Lebensweg mit allen für die Wissenschaft wichtigen Tätigkeitsbereichen darzustellen, noch Defizite auf. Es muss also bei der Bewerbung genau abgewägt werden, welche Aspekte in der Ausschreibung im Mittelpunkt stehen, ob es sich also lohnt, die Fähigkeit, solche Tools benutzen zu können, zu beweisen, wenn wissenschaftliche Tiefe dafür etwas verloren geht. Eine Stelle in der Öffentlichkeitsarbeit – die dem Fachjournalismus immer ähnlicher wird – hat hier andere Anforderungen, als die Mitarbeit in einem Forschungsprojektes, auch wenn diese eng mit dem Arbeitsfeld Kommunikation verbunden ist. Schon seit einiger Zeit nimmt die Bedeutung von Erfahrungen in der Online-Kommunikation und im Umgang mit Social Media aber deutlich zu, sodass zumindest die Verlinkung ein re.vu-Profil, das nicht viel Arbeit braucht, wahrscheinlich nicht schaden kann.

Quelle: http://kristinoswald.hypotheses.org/1211

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Wikipedia in der universitären Lehre – Beitrag im Merkur-Weblog

Morgen findet im Juridicum der Universität Wien der Workshop Wikipedia Meets University statt; mein Impulsreferat zum Thema Wikipedia in der (universitären) Lehre ist nun schon im Merkur-Blog vorab veröffentlicht, ich versuche darin, bei Klaus Graf in die Schule zu gehen und zitiere exzessiv Archivalia.

Die (nicht so wichtigen) Folien sind auf Slideshare zu finden.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/714909897/

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