Tagebücher als historische Quellen können nicht einfach als authentisches Dokument des Lebens der Autorin behandelt werden. Der Inhalt muss – wie auch der Lebenslauf des Verfassers – in den historischen Kontext eingeordnet werden, sodass mögliche Widersprüchlichkeiten und Diskontinuitäten herausgearbeitet werden können.[1]
Denn Tagebücher und die in ihnen festgehaltenen Gedanken und Ereignisse kommen nicht von ungefähr: Gesellschaftliche Diskurse spiegeln sich in der Tagebuchgestaltung wider – sei es nun inhaltlich oder sprachlich. Das Selbst der Verfasserin entsteht nicht im luftleeren Raum, es wird durch soziale, historische und kulturelle Faktoren geprägt, die sich in den Selbstbeschreibungen und Deutungen wiederfinden lassen. Die Analyse von Tagebüchern kann somit die Grenzen und Widersprüche der einzelnen Darstellungen zeigen.[2] Hier ist auch die sprachliche Ebene genauer zu untersuchen. Ein Vergleich kann etwa Variationen oder auch Kontinuitäten im Sprachstil und in der Beschreibung alltäglichen Erlebens hervorbringen.[3]
Die Arbeit am Original ist dabei von entscheidender Bedeutung.
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Quelle: http://mmerck.hypotheses.org/161