Radio France-Interview mit Arlette Farge zu ihrem neuen Buch
Farge, Arlette: La déchirure. Souffrance et déliaison sociale (XVIIIe siècle), Ed. Bayard, 2013.
http://media.radiofrance-podcast.net/podcast09/10193-02.09.2013-ITEMA_20516977-0.mp3
Geschichtswissenschaftliche Blogs auf einen Blick
Im kommenden Semester geht das interdisziplinäre und alle Epochen einschließende Doktorandenseminar “Sacrés liens! Étudier les liens en sciences sociales des religions” an der École des hautes études en sciences sociales Paris in eine neue, seine zweite Runde. Die Bewerbungsfrist für das Seminar endet am 20. September, Vorschläge können auf Französisch und sicher auch auf Englisch eingereicht werden. Eine schöne Gelegenheit für alle, die sich mit dem Verbindenden und dem Trennenden in religiösen Kulturen beschäftigen. Weitere Informationen gibt es auch auf dem Blog zum Seminar unter http://sacresliens.hypotheses.org/. Der CFP für das kommende Semester mit den Kontaktdaten der Organisator/innen findet sich hier. Die (französische) Beschreibung des Seminars lautet: “Le lien est, au sens propre, ce qui entrave, ce qui contraint, mais c’est aussi ce qui unit, affectivement, moralement, socialement, les individus entre eux. Selon une étymologie controversée, le lien serait à l’origine de la religion (re-ligare). Que ce soit dans le lien à la divinité, à la transcendance, au groupe ou à l’autre, la construction d’une relation constitue un élément essentiel du fait religieux. La diversité des liens développés par les individus appelle donc à s’interroger, dans une perspective pluridisciplinaire et diachronique, sur la façon dont l’individu et le groupe construisent leur [...]
Ein neuer Flyer lädt zum Rundgang auf den Spuren der Reformation in Gotha ein. Der vom Fremdenverkehrsverein Gotha e.V. herausgegebene Flyer steht hier zum Download bereit.
Am 24. Oktober 1844 unterzeichneten Théodor de Lagrené (1800-1862)[1] und Qiying 耆英 (1787-1858)[2] den Vertrag von Huangpu [auch "Vertrag von Whampoa", Huángpǔ tiáoyuē 黃埔條約][3], der Frankreich all das zubilligte, was im Vertrag von Nanging Großbritannien zugestanden worden war: die Öffnung von Guangzhou 廣州, Fuzhou 福州, Ningbo 寧波, Shanghai 上海 und Xiamen 廈門 für den Handel, Extraterritorialität für französische Staatsangehörige, fixe Zolltarife und das Recht, Konsulate einzurichten. Die Vertragsverhandlungen, bei denen Joseph-Marie Callery (1810-1862) als Übersetzer fungiert hatte, hatten in Macau (Aomen 澳門) stattgefunden, die Unterzeichnung erfolgte an Bord des Dampfer L’Archimède, der im Perlflussdelta auf der Höhe der Insel Huangpu vor Anker lag.
Honoré Daumier: Les mandarins lettrés (1844)
[University of Kansas Luna Insight Image Collection]
China war seit im Kontext des so genannten “Ersten Opiumkriegs” in das Blickfeld der europäischen Politik gerückt, das ‘exotische’ China faszinierte ein breites Publikum. Der wohl bedeutendste Karikaturist Frankreichs dieser Zeit konnte an der Chiffre ‘China’ nicht vorbei gehen: Honoré Daumier produzierte zwischen Dezember 1843 und Juni 1845 “Voyage en Chine”, eine Serie von 32 Lithographien, die in Le Charivari erschienen. Die einzelnen Blätter der Serie projizierten französische Alltagsszenen in eine exotische Umgebung – und bilden so beißende Kommentare zu den Vorgängen in Frankreich. Das Spektrum der dabei behandelten Themen ist breit gefächert, es geht unter anderem um Zölle/Zollkontrollen, Musik, Tanz, Bildung und Erziehung, Eheschließung, Krieg und Politik.
Am 7. Dezember 1844 erschien in Le Charivari das Blatt “Les mandarins lettrés”[4]. Es zeigt einige ‘asiatisch’ gekleidete Männer, die um einen Tisch sitzen, auf dem einige Bücher liegen. Einer manikürt seine Fingernägel, die anderen scheinen zu schlafen. Der Text erklärt die Szene:
Il existe à Pékin une célèbre institution littéraire nommée A-KA-DE-MIE, les quarante membres de ce corps assistent une fois par an à une grande séance publique où l’on baille, et une fois par mois à une petite séance particulière où l’on dort. Il est vrai que ces personnages s’excusent en disant qu’ils rèvent au dictionnaire de la langue Chinoise, dictionnaire qu’ils sont en train de rédiger depuis cent cinquante ans; mais ils ne se pressent pas, sous le prétexte qu’ils ont tout le temps de travailler, puisqu’ils sont immortels.
Daumier zielt auf die Académie française, die 1635 auf Betreiben Richelieus von Louis XIII. gegründete Gelehrtengesellschaft, deren offizielle Aufgabe die Vereinheitlichung und Pflege der französischen Sprache war und ist. Die Akademie hat 40 auf Lebenszeit berufene Mitglieder, “les immortels”/”die Unsterblichen” – nach dem Motto der Akademie.[5]
1637 hatte die Académie française begonnen, an einem normativen Wörterbuch zu arbeiten. Die erste Auflage des Dictionnaire de l’Académie[6] erschien 1694 – also 150 Jahre vor Daumiers Karikatur. Bis 1844 waren 5 Ausgaben erschienen, die letzte vollständige Ausgabe ist die 8. Ausgabe (1932-1935) mit ca. 35 000 Wörtern. Seit 1986 wird an der neunten Auflage gearbeitet, deren erster Band erschien 1992, der zweite Band folgte 2000.
Das ‘Chinesische’ in Daumiers Karikatur beschränkt sich auf ‘asiatische’ Kleidung, die Zöpfe der ‘Unsterblichen’ und auf die Schreibung “A-KA-DE-MIE”, die den Monosyllabismus aufgreift, den man seit dem 17. Jahrhundert dem Chinesischen nachgesagt hatte.[7]
BTW … Schon die klassischen einsprachigen chinesischen Wörterbücher (Lexika, Zeichen- und Reimwörterbücher) übertrafen den Umfang des Dictionnaire de l’Académie françoise spielend:
―
Ein Vortrag von Klaus Graf, in dem er auch die Publikation für Abschlußarbeiten (aber nicht nur die plädiert), außerdem ein Verweis auf Österreich, wo das schon geschieht: http://archiv.twoday.net/stories/472713645/ Passt gut zu #digigw2013
In den-Beiträgen SSK (1-4) stellt sich der 4. Studentische Soziologienkongress, 04.-06.10.2013 in Bamberg, vor. Im Ersten Beitrag (SSK 1 ) gibt es nach einem persönlichen Eindruck in die Vorbereitungen des Arbeitskreis Soziologie in Bamberg, eine Programmübersicht und eine Einstimmung auf … Weiterlesen
Von Christoph Lütge
Wie man mit Geld und anderen ökonomischen Mechanismen umgeht, ist auch Thema der Ethik, insbesondere der Wirtschaftsethik (K. Homann/Ch. Lütge: Einführung in die Wirtschaftsethik, 3. Aufl., Münster 2013). Dabei setzen so manche Ansätze der Wirtschaftsethik vor allem auf die rationale Kraft der Argumentation: Peter Ulrich (Integrative Wirtschaftsethik: Grundlagen einer lebensdienlichen Ökonomie, Bern 1997) und Horst Steinmann etwa berufen sich auf die Diskursethik Habermas’ als grundlegendes Paradigma einer Ethik, die vor allem mit rationalen Überzeugungsmethoden, mit Appellen an das Gewissen und an die Einsicht, die Akteure im Wirtschaftsgeschehen “zur Vernunft” bringen will.
Der Ansatz der Ordnungsethik (Ch. Lütge: Wirtschaftsethik ohne Illusionen, Tübingen 2012) dagegen ist skeptisch gegenüber der Kraft rationaler Argumentation. Sie muss dazu gar nicht pessimistisch gegenüber den Motivationen der Menschen sein. Nur: Im Wettbewerb stehen Akteure unter dem Druck von Anreizen, der ihre guten Motivationen leicht erodieren lässt. Man kann solche Vorgänge mit Emotionen erklären – und diese wiederum mit zugrunde liegenden Interaktionsstrukturen (Dilemmasituationen). Daher setzt die Ordnungsethik statt auf Änderungen der Motivationen (“Bewusstseinswandel”) auf Änderungen der Regeln. Gleiche Spielregeln erlauben es, mit den Emotionen der Akteure und den Anreizen der sozialen Welt besser umzugehen – und das heißt: so dass alle Seiten etwas davon haben.
In der ersten Hälfte der 1990er Jahre habe ich mich recht intensiv mit der Geschichte des Klosters Hirsau befasst und auch auf Werkvertragsbasis unter Volker Himmelein, damals Direktor des Badischen Landesmuseums, die Eröffnung des Klostermuseums Hirsau vorbereitet. Aus dem umfangreichen Forschungsbericht, den ich für die Blätter für württembergische Kirchengeschichte schreiben wollte, ist nichts geworden. Besonders gefesselt hatte mich das Problem des als Konrad von Hirsau bekannten Autors, des Verfassers des Jungfrauenspiegels “Speculum virginum”. Vor kurzem habe ich in diesem Blog eine umfangreiche Besprechung des [...]