Digital Humanities 2014 Lausanne

…schon wieder vorbei…

Der mit grosser Kelle angerührte und professionel durchgeführte Anlass vom 7-12 Juli 2014 hat über 700 Personen aus aller Welt nach Lausanne gelockt. Ein umfangreiches Programm bot den Teilnehmern sehr viele Möglichkeiten zum Wissensaustausch und persönlichem Kontakteknüpfen.

Gedanken zu zwei von mir besuchten Workshops:

Leveraging Web Archiving Tools for Digital Humanities Research and Digital Exhibition

(Mo, 9-12)

Der von Scott Reed Der von Scott Reed (von archive.org) geleitete Workshop behandelte die wichtigsten Fakten zu archive.org, Erklärungen zum Anlegen eines Webarchives sowie das selbständige Erstellen eines solchen durch die Teilnehmer.Meine Test-Webseiten umfassten pastperfect.univie.ac.at (interaktive Webseite zu), pennystocks.la/internet-in-real-time (sich alle paar Sekunden selbst aktualisierende Webseite mit Fakten über das Internet), parlamentsgeschichte.ch (interaktive Webseite zur Geschichte der Schweizer Parlamente und historypin.com (kollaborative Webseite zur Erstellung von Geschichtsschnippseln auf einer Landkarte). Mein Ziel war es herauszufinden, wie dynamischer Content archiviert werden kann (wenn überhaupt).Der Anfangsverdacht wurde bestätigt, dass interaktive Webseiten (v.a. mit javascript oder datenbankbasiert) sehr schlecht oder gar nicht archiviert werden können. Scott Reed bestätigte dies und merkte an, dass archive.org daran arbeitet diese Lücke zu schliessen. Es wird aber kaum je möglich sein alle verschiedenen Formate, Strukturen etc einer Webseite 1:1 zu archivieren.Dieses Problem hat schon Niels Brügger formuliert. Seiner Ansicht nach (und ich pflichte ihm bei), ist es nicht möglich ein Dokument des Internets zu archivieren, sondern nur ein Dokument über das Internet. Bspw. stellt eine archivierte Webseite durch fehlende Verlinkungen oder ‘willkürlich’ eingebettete externe Elemente etwas dar, das es so nie gegeben hat oder nur für diesen einen Betrachter. Siehe: Brügger, Niels: Archiving Websites. General Considerations and Strategies, Aarhus 2005.

Fazit: Ein guter Einblick wie Webseiten archiviert werden (können oder eben auch nicht).

Sharing digital arts and humanities knowledge: DARIAH as an open space for dialogue

(Di, 9-16)

Der sehr interaktive Workshop zu DARIAH hatte zum Ziel die Anforderungen von Forschenden an eine digitale Forschungsumgebung zu definieren und zu priorisieren. Die Workshop-Leiter (u.a. Sally Chambers, Emiliano Degl’Innocenti und Stefan Schmunk von DARIAH) versuchten aus den Diskussionen mit den Teilnehmern herauszukristalisieren, welche nächsten Schritte das Projekt DARIAH unternehmen soll, um genau diesen Anforderungen gerecht zu werden.

Wichtig war den Teilnehmern vor allem, dass eine Plattform für den Wissensaustausch zur Verfügung steht (Infrastruktur auch als Interaktion begreifen) und dass eine Übersicht über bestehende Tools geboten wird.

Quinn Dombrowski stellte  in einem kurzen Vortrag zwischendurch das Projekt Bamboo vor (eingestellt) und versuchte den Teilnehmern Tips für solche Projekte weiterzugeben. Auch DARIAH kann von den gemachten Erfahrungen profitieren, besonders was den frühen Austausch mit potentiellen Nutzern und die Kommmunikation mit allen involvierten Personen und Institutionen betrifft. Auf ihrer Webseite bietet sie eine umfangreiche Dokumentation über das Projekt.

Fazit: Ein guter Einblick über die Möglichkeiten und Zukunft von DARIAH. Was die Forschungsumgebung im Hinblick auf Quellenkritik bietet, muss untersucht werden.

Digital Humanities 2014 Lausanne
The program of the DH Conference from 7th to 12th july 2014 offered a wide variety of possibilities for exchange of knowledge and meeting a lot of interesting people. Two workshops were very interesting: web archiving and DARIAH. In the first workshop, my suspicion was confirmed, that interactive content of websites can’t be archived. In the second one, I learnd about the aims of DARIAH and had a very interactive time with the participants.

Quelle: http://hsc.hypotheses.org/299

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Politische Partizipation in den postsozialistischen Ländern Europas (Teil 1) von Raphael Schmatz

Vor rund 25 Jahren begann der Eiserne Vorhang rissig zu werden. Infolge des Zusammenbruchs der Sowjetunion traten in den ehemals unter sowjetischem Einfluss stehenden Staaten Mittel- und Osteuropas demokratische Verfassungen in Kraft. Im vorliegenden Beitrag wird auf Basis des European … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/6791

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Neue Tools und Projekte von der Digital Humanities 2014 in Lausanne

Der jährliche Großkongress Digital Humanities fand in der letzten Woche in Lausanne am Genfersee statt. Die Veranstaltung dient traditionellerweise auch als Leistungsshow von Projekten und Produkten, die das Leben des Wissenschaftlers erleichtern sollen. Ein kurzer Überblick über neue und nicht mehr ganz neue Tools, die von Interesse sein könnten.

Im vergangenen Sommer entstand im Rahmen eines „one week, one tool“-Hackathon der Serendip-o-matic. Ein Aggregator, welcher aus eingegebenen Textstücken (vermeintlich) passende Einträge aus der Europeana, der Digital Public Library of America und anderen freien Ressourcen zusammenstellt. Der Faktor Zufall soll dabei eine wichtige Rolle spielen, wie sich aus dem von serendipity abgeleiteten Namen erschliesst:

Strukturierter und wissenschaftlich „abgesicherter” funktioniert das am IEG in Mainz entstehende EGO (Europäische Geschichte Online), welches ähnlich wie die docupedia für Zeitgeschichte ein kollaborativ erarbeitetes Portal ist. Im Fokus steht die europäische Geschichte der Frühneuzeit und Neuzeit (15.-21. Jahrhundert):

Die Seite überzeugt durch Verknüpfungen (etwa mit Personendaten), Querverweisen und eingebundenen Medien. Die Lizenzierung mit creative commons (CC-BY-NC-ND) zeugt vom umsichtigen Umgang mit den veröffentlichten Daten.

Personen und Urkunden stehen in den Datenbanken der POMS (People of Medieval Scotland und Paradox of Medieval Scotland) im Zentrum. Mittels Verknüpfung von Personen mit Vorgängen in Urkunden (Rechtsübertragung, Verbindung zu anderen Personen etc.) wird versucht der Staatswerdung Schottlands auf den Grund zu gehen.

Interessant ist nicht zuletzt das Konzept hinter den aufbereiteten Daten. Im Gegensatz zu mark-up Auszeichnung wie in der klassischen und digitalen Edition angewandt, werden die Quellen relational ausgewertet. Sprich Wortlaut und Formular der Dokumente bleibt auf der Strecke, während genannte Personen und die Art ihrer Nennung verzeichnet werden.

Ein ganz ähnlicher Ansatz wird im Projekt ChartEx verfolgt. Anhand der automatisierten Auswertung von Dokumenten aus Cluny und britischen Quellenedition werden automatisiert Verknüpfungen zwischen Personen in Dokumenten, Rechten und Orten hergestellt. Recherchierende werden auf Personen hingewiesen mit ähnlichen Namen oder häufigem Auftauchen im Umfeld der Personene/Dokumente. Ziel des Tools ist es Anhaltspunkte zu geben und effizientere Forschung zu ermöglichen.

Nicht Personen sondern Orte stehen im Zentrum zweier Tools zur Erkundung der Antiken Welt. Das bereits etablierte Produkt Orbis aus Stanford errechnet Wegstrecken und Kosten zwischen einzelnen Orten im römischen Reich. Wie bei modernen Navigationssystemen wird zwischen kürzestem, schnellsten und billigstem Weg unterschieden.

Pelagios – ein britisch-österreichisches Joint-Venture – ermöglicht Nutzenden selbst Verknüpfungen zwischen Antiken Texten und darin genannten Orten herzustellen. Mit der „bottom-less map“ (der unendlich tief annotierbaren Karte) als Ziel des Projekts.

Von der Antike zum Mittelalter, wo es insbesondere in den sogenannten Hilfswissenschaften Neues zu entdecken gibt.
Die Beschreibung von Handschriften zum Zweck der Unterscheidung von Schreibern gehört zu den Kernkompetenzen der Paläographie. Das Projekt digipal treibt dies auf die Spitze und hat ein Tool kreiert, mit welchem kleinste Unterschiede von Händen beschrieben und betrachtet werden können. Als nächste Schritte sind Ausbau um skandinavische und hebräische Handschriften geplant.

Unter anderem mit digitaler Kodikologie beschäftigt sich das Schoenberg Institute for Manuscript Studies und präsentierte eine erste Version des Manuscript Collation Project, welches erlaubt Codex nach Lagen zu betrachten, etwa um spätere Um- und Fehlbindungen zu identifizieren und digital zu korrigieren, ohne dass die Stücke einem physikalischen Risiko ausgesetzt werden.

Um Ergänzungen und Kommentare wird gebeten.

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/7637

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Kommentar zu Markus Bernhardt “Erinnerungsorte, Eintracht Braunschweig und der Geschichtsunterricht”

[Autor: Sven Ehlert | Studierender | Universität Duisburg-Essen

Kommentar zum Blogeintrag: Bernhardt, Markus: Erinnerungsorte, Eintracht Braunschweig und der Geschichtsunterricht. In: Public History Weekly 1 (2013) 12, DOI: dx.doi.org/10.1515/phw-2013-751.

In Fanchoreographien wird das Anspruchsdenken, den eigenen Fußballverein als eine über Zeiten hinweg bestehende Konstante zu betrachten, deutlich: „So ist es schon seit Opas Zeit – schwarz-weiß bis in die Ewigkeit“[1]. Diese spezielle Wahrnehmung kann, wie von Markus Bernhardt in seinem Beitrag hervorgehoben wird, hervorragend dazu genutzt werden, im Geschichtsunterricht lokale Gegebenheiten in einen breiteren historischen, über das Lokale hinausgehenden, Kontext zu stellen.

Ein Fußballverein als Erinnerungsort, den man meines Erachtens nach durchaus besuchen kann, sei es durch das Betreten der Heimstätte, dem intensiven Austausch mit Anhängern dieses Erinnerungs-„kultes“, dem simplen Auseinandersetzen mit einem Fußballverein und seiner Geschichte oder durch den Besuch eines historisch aufbereiteten Fußball- beziehungsweise Vereinsmuseums, kann dazu dienen, die kollektivstiftende Wirkung eines Fußballclubs zu erfassen und „subjektiv aufzuladen.“

An dieser Stelle kann im Geschichtsunterricht angesetzt werden. Über die eigenen Eindrücke als Bezugspunkt kann vom eigenen Verein des Schülers her eine Brücke geschlagen werden zu (über-)regionalen und anderen lokalen Phänomenen und im Zuge dessen ein historisches Sujet abgehandelt werden. So könnte von einer lokalen Institution (wie es in Markus Bernhardts Beitrag etwa Eintracht Braunschweig ist) auf ein europäisches Spannungsfeld verwiesen werden, um in eine Thematik des Blocks „Das ‘kurze’ 20. Jahrhundert“ einzuführen.

Im Rahmen deutsch-spanisch bilingualen Geschichtsunterrichts soll laut Kerncurriculum in NRW „Der spanische Bürgerkrieg und Spanien nach 1945“ durchgenommen werden[2], somit könnte einer Unterrichtseinheit durchaus explizit die Rolle der katalanischen Nation innerhalb der Franco-Diktatur gewidmet werden. Das besondere Verhältnis der katalanischen Metropole Barcelona und der Zentralregierung Spaniens in Madrid spiegelt sich im Fußball zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid während der Franco-Diktatur wider und sorgt auch heutzutage im Zuge des diesjährigen Referendums zur Abstimmung eines unabhängigen Kataloniens noch für Gesprächsstoff. Verwiesen sei an dieser Stelle auf die besondere Rolle der Spielstätte des FC Barcelona: während des Francoregimes fungierte das Camp Nou als Forum für die katalanische Gesellschaft, hier konnte die eigene Sprache gesprochen werden, die zu dieser Zeit verboten war, die katalanische Flagge gezeigt und auch politisch kontrovers diskutiert werden, ohne Sanktionen durch den Staatsapparat zu fürchten.

Auf diese Art und Weise wird ein spezieller Ort, nämlich das Stadion Camp Nou, zu einem signifikanten Erinnerungsort einer Nation. Die Erzählungen über den eigene Widerstand zu Zeiten der Diktatur und die erlittene Repression der eigenen Sprache wird zentraler Gegenstand der eigenen Identität. Der Erinnerungs-„Ort“ ist hier nicht mehr nur metaphorisch zu verstehen. An dieser Stelle wird die Rolle eines Fußballvereins als Brennglas einer Nation hervorgehoben, dessen Bedeutung überregional Gehör findet und über die lokale Identitätsstiftung hinaus geht. Genau derartige Anekdoten können dem Geschichtsunterricht ein breiteres Spektrum ermöglichen, die Geschichte eines Landes „von einer anderen Seite“ aufzugreifen. Die Eigenzuschreibung „Més que un club“ (Mehr als ein Klub) zu sein verdeutlicht einerseits die Bedeutung des Vereins für die katalanische Nationalbewegung, andererseits können diese Worte im Zuge der voranschreitenden Kommerzialisierung des Fußballs eher als schlichter Slogan verstanden werden.

Ein erster Blick auf die Inhaltsfelder für die gymnasiale Oberstufe des Landes NRW und deren Umsetzung in den ersten Konzepten diverser Schulbuchverlage verdeutlicht, dass der Fußball im modernen Geschichtsunterricht angekommen ist. Für das Inhaltsfeld I „Fremdsein, Vielfalt und Integration – Migration am Beispiel des Ruhrgebiets im 19. und 20. Jahrhundert“ wird unter dem Schlagwort „Erinnern“ ein Schwerpunkt gelegt auf die Entwicklung des Fußballs im Ruhrgebiet im Zuge der Zuwanderung polnischsprachiger Flüchtlinge im Laufe des späten 19. und des frühen 20. Jahrhunderts. Ein (weiteres) Indiz für das steigende Interesse an der eigenen lokalen Vergangenheit und der Bewusstwerdung der Bedeutung des eigenen Fußballvereins ist sicherlich die seit dem Ende der 1990er Jahre in Deutschland entstandene und mittlerweile weit verbreitete Ultrà-Kultur, die es Jugendlichen ermöglicht, aktiv am Vereinsleben teilzuhaben und somit dessen eigene Motivation hervorhebt, an geschichtsträchtigen Momenten und neuen Episoden des Erinnerungsortes zu partizipieren und Geschichte „mitzuschreiben“.

[1]Fankurve von Borussia Mönchengladbach im ersten Spiel der Bundesliga-Saison 2010/11 gegen den 1.FC Nürnberg, online einsehbar unter: http://nordkurvenfotos.de/?p=69.

[2]Vorgaben zu den unterrichtlichen Voraussetzungen für die schriftlichen Prüfungen im Abitur in der gymnasialen Oberstufe im Jahr 2014, online einsehbar unter:

https://www.standardsicherung.schulministerium.nrw.de/abitur-gost/getfile.php?file=3116, S.4.

Quelle: http://zwopktnull.hypotheses.org/180

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App “American Way”

[Autorin: Ann-Kathrin Bauroth | Studierende | Universität Duisburg-Essen]

Die App „American Way“ wurde für die Ausstellung „The American Way. Die USA in Deutschland.“ konzipiert. Das ’Sichtfenster’ der App im App-Store bietet unter anderem Informationen über den Anbieter (beier und wellach projekte), den Entwickler (siehe Anbieter), den Herausgeber (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland), Altersfreigabe (4+), eine kurze Beschreibung, vier Bilder, etc. Weitere und ausführlichere Informationen findet man in der App selbst, gut sichtbar am unteren linken Rand, unter dem Button „Information“. Hier befinden sich die Rubriken: „Information“, „Zur Ausstellung“, „Zur App“, „Stiftung Haus der Geschichte“, „Impressum“ und „Bilderrechte und Lizenzen“.

In der App werden, stellvertretend für die anderen 1.000 Exponate, 18 ausgewählte Objekte ’ausgestellt’. Außerdem haben die Nutzer die Möglichkeit die ausgewählten Objekte ausführlich zu untersuchen. Zu sehen sind unter anderem ein Zigarettenetui, eine Fotografie von Präsident J. F. Kennedy, uvm. Jedes Objekt verfügt über 2-3 Vertiefungsebenen. Eine davon löst „Hotspots“ (rote Kreise) aus. Diese bieten entweder Informationen direkt zum Objekt, soziale bzw. geschichtliche Einordnungen oder weiterführende Informationen. Einige Objekte sind außerdem mit Audio- oder Videodateien verlinkt. Durch eine Verlinkung bei dem Objekt „Jukebox“ kann man sich zum Beispiel Elvis Presleys Version des deutschen Liedes „Muss I denn“ anhören, eine weitere Verlinkung auf dem Poster zu dem Thema „Der Marshallplan“ zeigt eine Videoaufnahme der Deutschen Wochenschau aus dem Jahre 1951, mit dem Titel „Europa-Zug startet zur Europa-Fahrt“.

Wie schon erwähnt, verfügt jedes Objekt über 2-3 Vertiefungsebenen:

  1. Objekt erforschen: von hier gelangt man zu den Hotspots
  2. Zeitstrahl: über diese Aktion gelangt man zu bis zu sechs verschiedenen Daten und den dazugehörigen Informationen, welche in Verbindung zu dem ausgewählten Objekt stehen
  3. Objekt drehen: durch die Auswahl dieser Aktion ist man in der Lage das ausgewählte Objekt horizontal zu drehen, wobei diese Option nicht bei jedem Objekt verfügbar ist

Durch eine Navigationsebene im unteren Bereich des Bildschirms kann man Miniaturansichten der verschiedenen Objekte sehen und diese von hier auswählen, wobei man auch durch die „Wischtechnik“ von einem zum anderen Objekt gelangt. Außerdem kann jedes Element beliebig vergrößert werden. Sowohl die Vertiefungsebene als auch die Navigationsebene kann so minimiert werden, dass sie kaum noch auf dem Bildschirm wahrnehmbar ist und alleine das Objekt diesen ausfüllt.

Nach einer genauen Begutachtung der App komme ich zu dem Schluss, dass die Hersteller bei der Entwicklung eine gute Leistung erbracht haben. Die App scheint qualitativ auf einem hohen Niveau zu sein und bietet dem Nutzer viele Möglichkeiten die Objekte zu untersuchen. Sehr interessant finde ich vor allem die Hotspots und deren weiterer ’Zugaben’ (weitere Bilder, Tonaufnahmen, Videos, etc.). Die Benutzung der audiovisuellen Sinne empfinde ich als gute Kompensation dazu, dass man das Objekt eigentlich nicht vor sich stehen hat, wie es bei einem realen Museumsbesuch der Fall wäre. Außerdem unterstreichen diese Zusätze die Emotionalität mancher Bilder bzw. Fotografien, wie zum Beispiel das Video von J. F. Kennedys Rede vom 26. Juni 1963 in Berlin, welche sich in einem Hotspot zu einer seiner Fotografien befindet.

Die Benutzung dieser App setzt zwar einen Fokus auf die Weiterbildung des Nutzers, doch hat man nicht das Gefühl, dass man es mit einer reinen Lern-App zu tun hat. Dies sehe ich als großen Pluspunkt, da dies, im Hinblick auf jüngere Nutzer, nicht abschreckend wirkt. Dies führt mich zu den einzigen beiden Punkten, die ich leicht ’kritisieren’ könnte, wobei es sich nicht wirklich um eine Kritik handelt. Im Hinblick auf die Altersfreigabe von 4+, stellt sich mir die Frage, ob ein Kind von 5 Jahren die App nutzen könnte bzw. Interesse daran hätte. Hierfür ist die Optik und Gestaltung zu sehr für Jugendliche und Erwachsene ausgelegt. Und auch der zweite Punkt ist weniger eine Kritik als ein Feststellung oder ein Wunsch. Es hätten meiner Meinung nach ruhig mehr als 18 ausgewählte Objekte in der App gezeigt werden können. Im Ganzen ist die App sehr gelungen, unter anderem auch dadurch, dass die Entwickler und Hersteller darauf geachtet haben, genaue Angaben zu der App zu machen und auch die Bildrechte und Lizenzen hier veröffentlicht haben, was der App viel Seriosität verleiht.

Quelle: http://zwopktnull.hypotheses.org/178

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École dʼété de lʼUniversité Franco-Allemande / Sommerschule der Deutsch-Französischen Hochschule

l'homme_dans_la_vieLa vie dans l’homme ou l’homme dans la vie? Généalogies franco-allemandes entre anthropologie et anti-humanisme

Das Leben im Menschen oder der Mensch im Leben ? Deutsch-Französische Genealogien zwischen Anthropologie und Anti-Humanismus

21–25 juillet 2014

École normale supérieure de Paris

29, Rue d’Ulm

Salle Paul Langevin (1er étage)

 

Une coopération entre l’Institut de Philosophie de l’Université de Potsdam et les Archives Husserl de Paris (UMR 8547) avec le soutien de l’Université franco-allemande

Direction scientifique

Christian Sommer (Archives Husserl), Hans-Peter Krüger (Universität Potsdam)

Organisation

Thomas Ebke (Bourse Feodor-Lynen de la Fondation Alexander von Humboldt), Caterina Zanfi (République des savoirs)

21.07

Les « enjeux »

Die „Einsätze“

9:30-10

Accueil : Christian Sommer (Archives Husserl Paris), Hans-Peter Krüger (Potsdam)

10-11:30

Hans-Peter Krüger (Potsdam)

Philosophische Anthropologie und theoretischer Antihumanismus

Répondant : Guillaume Plas (Paris IV)

11:30-12

Pause

12-13:30

Christian Sommer (Archives Husserl Paris)

Approches du vivant entre anthropologie et phénoménologie

Répondant : Mario Marino (TU Cottbus/UAM Poznan)

13:30-15

Déjeuner

15-15:15

Accueil : Jochen Hellmann (Secrétaire général, UFA)

15:15-17

Workshop en allemand/auf Deutsch

Ugo Balzaretti (Bâle)
Leben und Tod des Menschen. Anthropologie zwischen Michel Foucault und Georges Canguilhem

Moritz Neuffer (Berlin)
Aggression und Utopie. Zur Kritik der Philosophischen Anthropologie in der Bundesrepublik Deutschland der 1960er und 1970er Jahre

Sebastian Edinger (Potsdam)
Eine kleine Genealogie des Verhältnisses von Anthropologie und Ontologie im Denken Adornos

Présidé par Annika Hand (Coblence-Landau)

17-17:30

Pause

17:30-19:30

Workshop en français/auf Französisch

Thomas Viennet (Bonn)
Heidegger et la critique de la transcendance de l’homme

Benjamin Pinhas (Paris IV)

Un procès sans sujet? L’histoire à l’épreuve de l’anti-humanisme théorique

Hervé Ondoua (Yaoundé)
Jacques Derrida et la déconstruction du corps : Vers une libération des représentations du corps humain

Presidé par Guillaume Plas (Paris IV)

 

22.07

Lectures croisées

Kreuzpunkte der Lektüren

9-10:30

Olivier Agard (Paris IV)

Les sources françaises de lʼanthropologie philosophique de Max Scheler

Répondant : Silvia Richter (Berlin)

10:30-11

Pause

11-13

Workshop en allemand/auf Deutsch

Gregor Schmieg (Fribourg-en-Brisgau)
Die Rezeption der Uexküllschen Umwelttheorie

in Helmuth Plessners Begriff der „Positionalität“

Dennis Johannßen (Providence)
Anthropologie und Lebensphilosophie in Heideggers Sein und Zeit

Daniel Hackbarth (Darmstadt)
Materialismus contra Humanismus: Zur Kritik der Anthropologie in den Gesellschaftstheorien Max Horkheimers und Louis Althussers

Présidé par Annika Hand (Coblence-Landau)

13-14:30

Déjeuner

14:30-16

Wolfhart Henckmann (Munich)

‘Nietzsche und die Fragwürdigkeit des Menschen’. 
Fragen zur Edition eines unvollendeten Vortrags von Max Scheler

Répondant : Edoardo Simonotti (Gênes)

16-16:45

Niki Théron (Frankfurter Buchmesse, Francfort-sur-le-Main)

Colette Buffière (OFAJ Paris)

Christophe Lucchese (Traducteur, Paris)

Präsentation des Georges-Arthur-Goldschmidt-Programms für junge LiteraturübersetzerInnen

16:45-18

Excursion/Exkursion : Fonds Henri Bergson, Bibliothèque littéraire Jacques Doucet

En collaboration avec la Société des Amis de Bergson

 

23.07

Phénoménologie et anthropologie

Phänomenologie und Anthropologie

9-10:30

Annette Hilt (Mayence)
Pathisches Leben – Schmerzen und die Dimensionen einer Phänomenologie der Affektivität

Répondant : Claudia Serban (ENS Paris)

10:30-11

Pause

11-13

Workshop en français/auf Französisch

Madalina Guzun (Wuppertal/Paris IV)

De la vie dans lʼhomme à lʼhomme dans le Logos : repenser la question anthropologique avec Merleau-Ponty

Kyla Bruff (Bonn)
Le corps, la perception et l’ontologie : Merleau-Ponty, médiateur entre le dernier Heidegger et le premier Foucault

Marion Schumm (Paris X)
L’anthropologie phénoménologique de Hans Blumenberg

Présidé par Claudia Serban (ENS Paris)

13-14:30

Déjeuner

14:30-16

Workshop en allemand/auf Deutsch

Tim-Florian Goslar (Wuppertal)
Hans Blumenberg und Jacques Derrida: Leben, Geschichte – gelebte Geschichte und dazwischen der Mensch?

Juliane Keusch (Coblence-Landau)
Merleau-Pontys Phänomenologie des Leibes als 
Phänomenologie des Lebens

Marion Stahl (Eichstätt)
Der fähige Mensch zwischen Selbstschätzung und Anerkennen. Zur Anthropologie und hermeneutischen Phänomenologie in Paul Ricoeurs Spätwerk

Présidé par Jasper van Buuren (Potsdam)

16:30-17

Pause

17-18:30

Etienne Bimbenet (Lyon III)

Ce que le langage fait à la vie : quelques ressources phénoménologiques

Répondant : Jasper van Buuren (Potsdam)

 

24.07

Biologie et philosophie du vivant

Biologie und Philosophie des Lebendigen

9-11

Workshop en français/auf Französisch

Justus Schollmeyer (Berlin)
La philosophie transcendantale et 
le problème de l’explication fonctionnelle en biologie

Charles Martin-Fréville (Amiens)

Uexküll, ou : comment traduire la vie acentrée ?

Mathilde Lequin (Paris X)

Les modèles d’évolution de la bipédie entre paléoanthropologie et anthropologie philosophique

Présidé par Anne Lefebvre (Compiègne/CIPh Paris)

11-11:30

Pause

11:30-13

Thomas Ebke (Potsdam/Archives Husserl Paris)

„Dilettanten des Lebens“. Deutsch-Französische Brechungen der Anthropogenese in der Philosophie des 20. Jahrhunderts

Répondant : Mathilde Lequin (Paris X)

13-14:30

Déjeuner

14:30-16:30

Workshop en allemand/auf Deutsch

Moritz von Kalckreuth (Potsdam)
Körperausschaltung und geistige Freiheit in der Anthropologie Paul Alsbergs

Philipp Kressmann (Bochum)
Zum Verhältnis von Philosophischer Anthropologie und moderner Hirnwissenschaft

Tim Sparenberg (Francfort-sur-l’Oder)
Die Zickzacklinie und der „Weg der Wolke“.

Ansätze zu einer deutsch-französischen Formengeschichte des Menschen

Présidé par Christian Reiss (Ratisbonne)

16:30-17

Pause

17-18:30

Arnaud François (Toulouse II)

Comment Bergson utilise les sciences biologiques

Répondant : Christina Terberl (Witten)

 

25.07

Théories de la civilisation entre optimisme et décadence

Theorien der Zivilisation zwischen Optimismus und Dekadenz

9-10:30

Barbara Beßlich (Heidelberg):

Frankreich in der deutschen Kulturkriegspublizistik (1914-1918)

Répondant : Caterina Zanfi (République des savoirs)

10:30-11

Pause

11:30-13

Workshop en français/auf Französisch

Amirpasha Tavakoli (EHESS Paris)

Le destin de l’état de nature à l’époque du progrès des sciences et des arts (Le cas de Rousseau)

Bruno Batista Rates (Toulouse II)
Vie et histoire humaine chez Bergson : la technique comme critère

Lukas Held (Toulouse II)
«Lebensraum» und «Weltraum». Autour d’un motif critique de la pensée de Blumenberg

Présidé par Mario Marino (TU Cottbus/UAM Poznan)

13

Clôture des travaux

Quelle: http://trivium.hypotheses.org/640

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aussichten. Perspektivierung von Geschichte, July 12, 2014

Neueste Beiträge in ‘aussichten’ Ein deutscher Künstler im Ersten Weltkrieg Kaiserbiographien: Pertinax (193 n. Chr.) Forschungsverbund für Universitätsgeschichte der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz Der Münchner Wochenanzeiger über die digitalen Aktivitäten von VABOSH 2.0 Informationen zur politischen Bildung (Heft 261): Weimarer Republik Weitere Informationen finden Sie unter http://www.aussichten-online.net Digest powered by RSS Digest

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2014/07/5255/

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“Big Data” als Herausforderung an die “Digitale Pädagogik” – Ein Plädoyer für die Verwendung der “Grounded Theory”

Big Data als Herausforderungen an eine Digitale Pädagogik 

“Big Data” sind in der breiten Massenkultur angekommen. Sehen einige darin den Untergang der Privatheit durch die umfangreiche Überwachung und Analyse von Nutzerverhalten, so werden die Möglichkeiten der durch die Vernetzung und Interoperabilität von großen Daten-Mengen erzeugten neuen Daten stellenweise schon frenetisch gefeiert. Der Gewinn sich im Zuge von “Big Data” nun endlich mit den methodisch-reflexiven und praktischen Herausforderungen einer DH-affinen bzw. digitalen Pädagogik zu stellen, soll hier in Angriff genommen worden. Zu lange sind wir im Tal der Ahnungslosen verblieben bzw. haben uns darauf verlassen, dass es zu generellen Impulsen kommen wird, die aber seit langer Zeit ausgeblieben sind. Es sollen hier erste Anstösse gegeben werden, dass wir durch den Umgang mit “Big Data” und durch die Nutzung von “Big Data” die Chance ergreifen können die Potentiale, die die “Big Data” für die (Weiter-)Entwicklung der Digitalen Pädagogik birgt, zu nutzen. Dabei spielt die Einsicht von Arthur Conan Doyle “It is a capital mistake to theorize before one has data” (Doyle 1891) eine wichtige Rolle, da wir noch viel zu wenig das Augenmerk auf bereits vorhandene und zu gewinnende Daten bei digitalen Lehr- und Lernprozessen und -kulturen gelegt haben und die Auswertung dieser Daten bisher noch aussteht bzw. diese nur peripher genutzt werden. Es soll hier eine Lanze dafür gebrochen werden, dass wir im Umgang mit “Big Data” und “Big Data Technologien” vor neue Herausforderungen – auch und insbesondere in der Vermittlung – gestellt sind – dies würde auch wohl keiner mehr mit Ernst bezweifeln wollen.

Big Data und die “Grounded Theory” – Ein neuer Ansatzpunkt für die “Digitale Pädagogik”?

Bisher sind viele Potentiale von Big Data und Big-Technologien nicht genutzt worden, wenngleich immer wieder angeführt wird, dass wir durch die technische Umsetzung noch sehr begrenzt sind. Ich halte dies für ein Schein-Argument, da wir schon über viele Daten verfügen, die aber in konzeptionell-methodischer Hinsicht noch nicht aufgearbeitet sind. Erst durch die “datengestützte Theoriebildung” scheint es mir möglich überhaupt technische Anforderungen und weitergehende wechselseitig Bestimmung von Technik und pädagogischer Praxis zu formulieren, die dann wieder in die jeweilige weitere Ausformulierung des Zusammenspiels münden können. Ich gehe davon aus, dass die Big Data und ihre Technologien als Praktik, um die in den Daten schlummernde pädagogische Theorie zu entdecken. Ein theoretischer Ansatz könnte dabei in der “Grounded Theory” gesehen werden, die durch systematisches Erheben und Analysieren von Daten, die sich auf das entdeckte Phänomen beziehen, entdeckt, ausgearbeitet und vorläufig bestätigt. Folglich stehen Datensammlung, Analyse und die Theorie in einer wechselseitigen Beziehung zueinander, die wiederum dazu genützt werden können die technischen Anforderungen an eine neue Form von “digitaler Pädagogik” auszuarbeiten. Mit den vorhandenen Big Data und den vorhandenen Big Data-Technologien könnte die „Methode des permanenten Vergleichs“ angewendet werden. Bei dieser Methode finden die Datensammlung sowie das Kodieren und Analysieren der Daten parallel statt. Für die Kodierung werden substantielle und theoretische Codes verwendet: Die substantiellen Codes werden in offene und selektive Codes unterteilt. Zu Beginn der Analyse werden offene Codes verwendet (offene Kodierung). Offene Codes sind z. B. bestimmte Worte, die in den Daten wiederkehrend vorkommen. Es werden anhand der offenen Codes Unterschiede, Gemeinsamkeiten, Handlungsmuster usw. mit dem Ziel, Kategorien bilden zu können, gesucht. Die Klassifizierungen können gebildet werden, sobald diejenigen Verhaltensmuster identifiziert wurden, die Bedeutung oder Nicht-Bedeutung zugeschrieben bekommen. Diese Verhaltensmuster werden auch Kernvariablen genannt. Im zweiten Teil der Analyse wird nur noch selektiv (selektive Kodierung) kodiert, d. h. anhand der entwickelten Kategorien. Diese Analyseschritte könnten sowohl von forschenden Personen als auch durch Maschinen-lesbare Serialisierung der Daten vorangetrieben werden. So könnten  „Themengruppen“ und „Strategien“, anhand derer die einzelne Datensegmente gruppiert werden können, erhoben werden und systematisch für die Generierung von neuen Materialien im Lern- und Lehrprozess genutzt werden bzw. auf methodisch-reflektierter Ebene zur Fundierung von pädagogischen Mitteln und Methoden genutzt werden.. Das Ziel ist, dadurch Beziehungen und Zusammenhänge herausarbeiten zu können (Polit, Tatano Beck & Hungler, 2004), die dann wiederum in Theorie und Praxis einer “Digitalen Pädagogik” genutzt werden könnten. Es steht damit in Frage, ob bisher die “Digitale Pädagogik” noch zu sehr an dem positivistisch-funktionalistischen Paradigma des Hiatus von Theorie, Praktik und Technik aufsass und damit auch “Big Data” in eine Ecke gezwungen wurde, die das negative Bild prägte. Es wird hier vorgeschlagen Big Data im Zuge einer interaktionistisch-pragamtistischen Perspektive zu sehen. In dieser Sicht sind in den Big Data Interaktionen  zu beobachten, die helfen die Bedeutung von sozialen Objekten, Situationen und Beziehungen, die im symbolisch vermittelten Prozess der Interaktion/Kommunikation hervorgebracht werden, zu analysieren und zu nutzen.

Ein Neu-Ansatz der “Digitalen Pädagogik” im Angesicht der Möglichkeiten von Big Data und Big Data-Technologien müsste auf theoretischer Ebene bei einer interaktionistisch-pragmatistischen Wissenssoziologie anfangen, um in diesen die eingelagerten Interaktionszusammenhängen in der Wissensgenese und die vermittelnde Rolle von Daten und Datafakten im Zusammenklang von theoretisch-konzeptuellen und methodischer Impulse nutzen zu können. Durch diese Sicht können wir ein Miteinander von quantitativer und qualitativer Sozialforschung für die Entwicklung neuer Formen der “Digitalen Pädagogik” Neu-Ansatz der “Digitalen Pädagogik” im Angesicht der Möglichkeiten von Big Data und Big Data-Technologien müsste auf theoretischer Ebene bei einer interaktionistisch-pragmatistischen Wissenssoziologie anfangen, um in diesen die eingelagerten Interaktionszusammenhängen in der Wissensgenese und die vermittelnde Rolle von Daten und Datafakten im Zusammenklang von theoretisch-konzeptuellen und methodischer Impulse nutzen zu können.

Die Verwendung von Big Data in diesem unteraktionistisch-pragmatistischen Horizont weist dabei auf die Unterscheidung von Medium und Form auf, die das Re-entry der Form der Daten und ihrer Modellierung in die Form der Daten erlaubt.

Big Data: die Revolution, die die digitale Pädagogik verändert?

Das von Hirsch (2012) in Anschlag gebrachte Ungleichgewicht zugunsten der Fragen um die Forschungsmethoden, den Theorien und Ergebnissen gegen die kritischen und den aktuellen Praktiken des Unterrichtens, kann m.E. durch Nutzung von “Big Data” als Medium und Form eines pädagogischen Grundprinzips abgemildert werden. Gerade das Miteinander von Methoden der Datenerfassung, der Verteilung und Speicherung, sowie die im Zusammenhang mit Lehr- und Lernmaterialien entstandenen Daten zu durchsuchen, zu analysieren und zu visualisieren, um daraus wiederum Rückschlüsse, Ansätze für die Neugestaltung und Individualisierung von Lehr- und Lernmaterialien können den allzu oft künstlich hergestellten bzw. heraufbeschworenen Hiatus zwischen Digitaler Pädagogik und Big Data überwinden. Durch die Datenerfassung, das Tracing von Datenströmen, des IR als Bestandteil von Feedback-Schleifen durch Analyse und Visualisierung können sowohl für die Produktion und Entwicklung als auch als Maßnahme der Qualitätssicherung von Schulungsmaterialien Grundlagen aus den Big Data gewonnen werden. Durch die Nutzung und Analyse von Nutzerverhalten bei vorhandenen Schulungsmaterialien können wichtige Rückschlüsse daraus gezogen werden, wie diese benutzt werden, und für individuell nutzbare, aber trotzdem im Sinne eines “mass-customizing” sowie bei der Anpassung, der Aufarbeitung und Neugestaltung genutzt werden können. Insbesondere das Data-Mining mit dem Ziel, neue Muster zu erkennen, könnten genutzt werden, um die Lehr- und Lernmaterialien optimaler zu positionieren und durch die Big Data-Technologien von einem “mass-customizing” einer Lernplattform zu individualisierten Lerninseln vorstossen zu können. Die Big Data aus den Schulungsmaterialien mit den Schulungsmaterialien selbst sind dabei der Anfang des Knowledge Discovery in Databases-Prozesses (KDD) (Ester/Sander 2000) zu verstehen.

Die KDD als pädagogisches Mittel und Methode der Digitalität
Die bereits vorhandenen Erfahrungen der Nutzung und die vorhandenen Daten zum Schulungsmaterial könnten die vorbereitenden Untersuchungen und die Transformation der auszuwertenden Datensätze mit bedingen, die wiederum eine Dimension des Knowledge Discovery in Databases sind. Die Schulungsmaterialien selbst sind dabei auch als KDD anzusehen. Ziel wäre es damit zunächst die Erkennung bislang unbekannter Zusammenhänge aus vorhandenen Datenbestände aus und in Form und Medien von Schulungsmaterialien zu erschließen. Durch die Nutzung von Big Data-Technologien, wie z.B. die Clusteranalyse, die Outlier-Erkennung und die Analyse und Generierung von Indexstrukturen, könnten neue Data-Mining-Algorithmen entwickelt werden, um Schritte der Wissensentdeckung (Datenauswahl, Datenbereinigung, Datenreduktion, Modellbildung, Visualisierung usw.) gezielter für die (Weiter-)Entwicklung und neuer Schulungsmaterialien zu nutzen, indem Regelmäßigkeit, Gesetzmäßigkeiten und verborgene Zusammenhänge extrahiert werden und auf das vorhandene Schulungsmaterial zurückgeführt werden, welches in “real-time” dem Lehr- und Lernprozess des KDD angepasst wird. Big Data-Technologien können sowohl die Daten dabei als Medium als auch Form der Clusteranalyse, der Klassifikation, der Assoziations- und Regressionsanalyse der bestehenden Daten dienen. Hierdurch wird es möglich Daten für die Erstellung von neuen Schulungsmaterialien zu gewinnen, die wiederum Anstoss für weitere notwendige Theoretisierungen im Bereich der Digitalen Pädagogik . Durch die Verwendung von Big Data-Technologien, die durch das Daten-Mining von Schulungsmaterialien gewonnen werden können, könnte es möglich werden von Daten hin zur Theoretisierung und ausgehend von dort wiederum zur konkreten Umsetzung in neue Formen und zu Medien der Lehr- und Lernmaterialien zu gelangen. Die Verwendung von Big Data weist dabei eine Unterscheidung von Medium und Form auf, die das Re-entry der Form der Daten und ihrer Modellierung in die Form der Daten erlaubt. Durch diese Sicht können wir ein Miteinander von quantitativer und qualitativer Sozialforschung für die Entwicklung neuer Formen der “Digitalen Pädagogik” nutzen.

Ein Neu-Ansatz der “Digitalen Pädagogik” im Angesicht der Möglichkeiten von Big Data als KDD und Big Data-Technologien müsste auf theoretischer Ebene bei einer interaktionistisch-pragmatistischen Wissenssoziologie anfangen, um in diesen die eingelagerten Interaktionszusammenhängen in der Wissensgenese und die vermittelnde Rolle von Daten und Datafakten im Zusammenklang von theoretisch-konzeptuellen und methodischer Impulse nutzen zu können.

Es stellt sich damit aber umso dringender die Frage nach dem Anspruch eines solchen Ansatzes. Ist eine “Digitale Pädagogik” immer eine Pädagogik der DH oder ist die “Pädagogik der DH” nicht vielleicht doch das Nahziel.

Big Data: Medium und Form – Ansätze für eine “Digitale Pädagogik” oder Pädagogik der DH?
Der Soziologe Niklas Luhmann unterschied zwischen Medium und Form, wobei der von einer Kritik der üblichen Definition des Medienbegriffs ausging, die durch die zwei Aspekte “Vorstellung einer Vielzahl von Elementen und die Funktion des Vermittelns”charakterisiert sei, ohne daß ihr Zusammenhang klar werde. Nach Luhmann setzt gerade ein Medium Elemente voraus, die temporär gekoppelt werden und solchermaßen im Medium als unterscheidbare Formen erscheinen können.Ein Medium wird durch eine Differenz von loser und fester Kopplung seiner Element gekennzeichnet: “Wir müssen dann die Einheit dieser Unterscheidung als Medium bezeichnen, nennen diese lose gekoppelten Elemente mediales Substrat und die festen Kopplungen (deren Außenseite jeweils das mediale Substrat ist) Formen. Ein Medium (…) ist eine Unterscheidung (also selbst eine Form!) auf deren Innenseite Elemente fest und auf deren Außenseite Elemente lose gekoppelt sind” (Luhmann 2000, 30).

Das Medium ist selbst nicht beobachtbar, sondern nur Fortbildungen innerhalb des Mediums. Es soll hier die These vertreten werden, dass vieles dafür spricht, dass Big Data und die damit verbundenen Technologien als ein KDD-Prozess aufgefasst werden können, die sich für die Nutzung auf die Medium-Form-Unterscheidung stützen könnten. So betont Luhmann, dass allein die Formseite anschlussfähig ist, was aufgrund des temporären Charakters der Form zu ständiger (Re-)Aktualisierung von Formbildung zwingt, wie wir es auch bei Data-Mining-Prozessen bei den Big Data-Technologien erleben. Das Medium ist hingegen zeitlich weitaus stabiler, es verbraucht sich nicht durch Fortbildungen. Durch das Data-Mining findet eine Sinnoperation statt, die als re-entry der Form in die Form zu werden ist: “Als operative Einheit aus Unterscheidung und Bezeichnung ist Sinn eine Form, die sich selbst enthält, nämlich die Unterscheidung von Unterscheidung und Bezeichnung. Eine Form ist letztlich eine Unterscheidung, die in sich selbst als Unterschiedenes wieder vorkommt” (Luhmann 1998, 57).

Big Data und ihre Technologien als Medium sorgen somit für die kommunikative Autopoiesis der Daten, indem hier nicht mehr davon ausgegangen wird, dass Informationen einfach übertragen werden, sondern her- und zugestellt werden können, die wiederum in eine Form (hier die Schulungsmaterialien) einfließen können. Durch Big Data als Form der digitalen Pädagogik wird die Markierung einer Unterscheidung möglich (Luhmann 1997,198). Big Data als lose gekoppelte Elemente können in eine feste Kopplung überführt werden, indem sie mit den üblichen Verfahren des Data-Mining gebunden werden und bei jeder neuen Verwendung reproduziert werden, wobei sie immer beliebig oft verwendbar sind. Durch das Data-Mining werden die Big Data zum autopoetischen System, wenn sie als KDD betrachtet werden, das sie das eigene Medium zur eigenen Form binden (Luhmann 1997,197). Die Form ist also eine sich selbst entfaltende Selbstreferenz. Durch die Nutzung von Big Data-Technologien kann es gelingen das Schulungsmaterial der Lern- und Subjektkultur im Wechselspiel des Lernenden und Lehrenden anzupassen. Der individuell hinterlassene Datenstrom kann genutzt werden, um das Lehr- und Lernmaterial anzupassen. Auch dies umfasst die Änderung von einem positivistisch-funktionalistisch zu einem interaktionistisch-pragmatistischen Paradigma der Big Data als KDD.

Big learning data – Ansatzpunkte für eine Revolution der “Digitalen Pädagogik”
Big Data erlauben es also eine für ein breit ausgelegtes Publikum erstelltes Schulungsmaterial auf die jeweilige Lehr- und Lernkultur im Prozess der KDD anzupassen, um so ein “mass-customized” Schulungsmaterial zu einem individuell nutzbaren zu machen und dies in Echtzeit. Dabei können sowohl die Aspekte Volume, Velocity und Variety Berücksichtigung finden als auch notwendiges Feedback geben, die Motivation steigern, individuelle Lernprozesse abbilden und gestalten, die Kollaboration in Datenherstellung, -nutzung und -austausch steigern, die Lehr- und Lernkultur und -prozesse besser steuerbar machen, die Begleitung besser gestalten und das Verstehen von Lehr- und Lernprozessen als Medium und Form zu befördern. Durch die Gewinnung der Daten durch die Verwendung von Big Data als Medium und Form von pädagogischen Prozessen, deren Abbildung und Realisierung der Clusteranalyse, der Klassifikation, der Assoziations- und Regressionsanalyse, kann es gelingen, dass wir in eine höchst produktive und kreative Phase der DH eintreten können und jedem unmittelbar der Nutzen von Digital Humanities verdeutlichen können. Wir können dann wirklich von Daten ausgehen, auf deren Grundlage wir die Theoretisierung und notwendige und in der Dringlichkeit nicht abzustreitende Theoriearbeit der Digitalen Pädagogik weitertreiben zu können und zu müssen. Die Nutzung von Big Data und der damit in Zusammenhang stehenden Technologien könnte somit auch eine Revolution der Digitalen Pädagogik im interaktionistisch-pragmatischen Sinn herbeiführen, die sich von einer blossen Medienpädagogik endlich ablöst und die Big Data aus der Schmuddelecke des Feuilleton befreit.

 

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3794

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