DASISH Online-Trainingmodul zu “Authentication and Authorization Infrastructures (AAI)”

Das Projekt DASISH (Data Service Infrastructure for the Social Sciences and Humanities) hat sein zweites Online-Trainingsmodul veröffentlicht, mit dem Thema “Authentication and Authorization Infrastructures (AAI)”.  Genutzt werden kann es hier:

DASISH AAI Training module

Die englischsprachigen Webseiten bieten mit gesammelten Informationen und Beispielen sowie weiterführenden Links eine Einführung in Themen wie Digital Identities, Access control, Federated Identity Management, eduGAIN, eduroam, Shibboleth etc. Auf derselben Seite ist auch das erste DASISH Trainingsmodul zum Thema “Access Policies and Licensing” verfügbar.

Die Autoren freuen sich über Anregungen und Feedback per email.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3206

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Ungeklärte Provenienz von Urkunden aus dem 12. bis 19. Jahrhundert

Crowdsourcing-Projekt des Staatsarchivs Hamburg

1919/1920 erwarb das Staatsarchiv Hamburg neben ca. 40.000 Siegeln und einer dazugehörigen Fachbibliothek Urkunden und Wappenbriefe von den Erben des Hamburger Kaufmanns Paul Trummer. Die Sammlung, deren Schwerpunkt auf den Siegeln liegt, entstand Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts.

Da das Interesse Paul Trummers beim käuflichen Erwerb den Siegeln galt, fehlt der Urkundensammlung eine innere Systematik. Die Urkunden stammen aus ganz Deutschland und aus weiten Teilen Europas; u.a. aus England, Spanien, Frankreich, Russland und den Niederlanden. Auch Papsturkunden werden in der Sammlung aufbewahrt.

Bereits beim Erwerb der Urkunden durch das Staatsarchiv Hamburg waren sich die Archivare im Klaren, dass den Urkunden der Zusammenhang zu den Beständen des Staatsarchivs fehlt; die Stadt Hamburg hatte allerdings ein testamentarisch verfügtes Vorkaufsrecht und die Urkunden sollten bei den Siegeln der Siegelsammlung bleiben.

Die Urkunden blieben ein Fremdkörper im Staatsarchiv Hamburg: Bis heute steht die Erschließung der Urkunden aus, der Forschung sind die Urkunden kaum bekannt.

Das Staatsarchiv Hamburg möchte nun in einem Crowdsourcing-Projekt die Provenienz der Urkunden klären und stellt Arbeitsdigitalisate der Urkunden auf Flickr (https://www.flickr.com/photos/staatsarchiv_hamburg/) zur Verfügung. Interessierte sind eingeladen, mit Hilfe der Kommentarfunktion Angaben zu den Urkunden beizusteuern, die sie zu identifizieren helfen. Vorbehaltlich der Klärung rechtlicher Voraussetzungen wird eine Rückführung auf der Grundlage des Provenienzprinzips in Betracht gezogen. Der Sammlungszusammenhang bliebe durch das Staatsarchiv Hamburg dokumentiert.

In einer ersten Phase wurden zunächst 150 Urkunden digitalisiert und online gestellt, die Online-Stellung der übrigen Urkunden ist geplant.

via Marburger Mailingliste

Quelle: http://archive20.hypotheses.org/1315

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Neuerscheinung: Literaturwissenschaft im digitalen Medienwandel

Im September 2012 fand in Leipzig im Rahmen des 8. Kongresses des Frankoromanistenverbands eine Sektion zum Thema  “Revoluton der Medien, Evolution der Literaturwissenschaft?” statt, die von Christof Schöch (Lehrstuhl für Computerphilologie, Univ. Würzburg) und Lars Schneider (Institut für Romanistik, LMU München) geleitet wurde.

Edition "Moralische Wochenschriften": Analyseansicht mit hervorgehobenen Personen, Orten und Werken.
Edition “Moralische Wochenschriften”: Analyseansicht mit hervorgehobenen Personen, Orten und Werken. (Aus dem Beitrag von Martina Semlak)

Die Beiträge dieser Sektion sind nun als Beiheft 7 zu Philologie im Netz (PhiN) unter dem Titel Literaturwissenschaft im digitalen Medienwandel erschienen. Der Sammelband fragt nach konkreten Impulsen, die der gegenwärtige Medienwandel den Literaturwissenschaften verleiht. Sein Vorgehen ist vor allem pragmatischer Natur: Die Beiträge widmen sich der Erschließung von Forschungsgegenständen bei der digitalen Textedition, ihrer Analyse mit Hilfe quantitativer Verfahren der Textanalyse, bei der sowohl technische als auch menschliche Syntheseleistungen entscheidend sind, sowie der Dissemination von Forschungsergebnissen und neuen Formen des Zusammenarbeitens.

Die Beiträge erscheinen im Open Access (CC-BY) und sind teils auf Deutsch, teils auf Französisch verfasst.

Inhaltsverzeichnis

  • Lars Schneider & Christof Schöch: Literaturwissenschaft im digitalen Medienwandel: Einleitung
  • Klaus-Dieter Ertler: Die Gattung der frankophonen “Spectators” im Spiegel der zeitgenössischen Medienrevolution
  • Martina Semlak: Digitale Edition als Instrument für literaturwissenschaftliche Forschung
  • Anne Baillot: Les corpus français sont-ils allemands? Éditer des textes de la Prusse frédéricienne en Allemagne
  • Delphine Dufour: L’enjeu numérique dans l’édition de la correspondance de Marceline Desbordes-Valmore
  • Isabel Rio Novo & Célia Vieira: e-Poeticae – Textes de théorisation littéraire en ligne
  • Glenn Roe: L’étude littéraire à l’ère du numérique : du texte à l’intertexte dans les “digital humanities”
  • Anne-Sophie Bories: Taratantara : la mémoire et l’oubli du décasyllabe dans la poésie de Raymond Queneau
  • Christof Schöch: Corneille, Molière et les autres. Stilometrische Analysen zu Autorschaft und Gattungszugehörigkeit im französischen Theater der Klassik
  • Lilian Landes: Flexibel, fluide, filternd. Weshalb die Geisteswissenschaften stärker von der Netzkultur profitieren sollten
  • Annette Keilhauer: Perspectives des études genre à l’ère de la numérisation
  • Thomas Stöber: Der “digitale Schreibtisch”: Innovationsmanagement und Vernetzung für das wissenschaftliche Arbeiten
  • Jörg Dünne: Das Jules Verne-Projekt – Alternative Heuristiken literaturwissenschaftlicher Forschung

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3196

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Archäologisches zum Kloster Lorsch

Archäologische Forschung wird im Kloster Lorsch seit dem 19. Jahrhundert betrieben. Moderne Untersuchungen wurden vom Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit in Bamberg von 1998 bis 2008 durchgeführt. Die Grabungen sind noch nicht abschließend ausgewertet und vorgelegt. Zur Zeit  finden Ausgrabungen vom Lehrstuhl für europäische Kunstgeschichte in Heidelberg statt. Ich selbst habe meine Magisterarbeit in Bamberg zu dem Lorscher Gründungskloster Altenmünster geschrieben. Die Arbeit mit dem Titel: “Altenmünster – Seehof – Kreuzwiese. Neue Betrachtungen zum Siedlungsraum Lorsch von der Spätlatènezeit bis zum […]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/6800

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Digital Leben: Was war vor Google?

Die Buchpräsentation letzten Dienstag im Literaturbuffet Lhotzky mit Kathrin Passig, Thomas Hübel und mir wurde allgemein als recht kuschelig bezeichnet, und auch wenn sie nicht nachgesehen werden kann, so ist doch ein Eindruck davon in den Interviews zu bekommen, die gestern auf Ö1-Digital Leben (5 Minuten) augestrahlt wurden. Dass Herr Diderot darin ins 17. Jahrhundert verfrachtet wurde, wird sein Nachleben auch nicht massiv beeinträchtigen.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/714909397/

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Gießener Methoden-Werkstatt

GiessenWS1Die Gießener Methoden-Werkstatt zur Bildungsforschung fand vom 17. bis 19. Februar an der Justus-Liebieg-Universität statt. Auftakt war ein Vortrag zu Forschungsethik von Prof. Dr. Ingrid Miethe.

GiessenWS3Die Methoden-Werkstatt bestand aus zwei Teilen. Ein durchlaufender Workshop am Montag und Dienstag und ein Kurzworkshop am Mittwoch.

GiessenWS2Der Workshop, den ich mir ausgesucht hatte wurde von Prof. Dr. Ingrid Miethe geleitet. Interviewauswertung im Vergleich war das Thema. Das eigene Auswerten von qualitativen Interviews wurde insbesondere am Beispiel der Grounded Theory und der Dokumentarischen Methode in Gruppen direkt an Interviewmaterial geübt.

GiessenWS4Am Mittwoch hatte ich einen Kurzworkshop von Dr. Thorsten Fuchs zu Bildungstheorie und -foschung ausgewählt. Fuchs fokussierte auf die bildungstheoretisch orientierte Biografieforschung, die auch Thema seiner Dissertation1 war .

Fazit:

Die zwei von mir besuchten Workshops kann ich jedem weiterempfehlen. Insbesondere die Interviewauswertung im Vergleich bietet Einsteiger/innen einen nützlichen Überblick über die verschiedenen Schulen der qualitativen Bildungsforschung.

(Ein kurzen Überblick zum Methodenworkshop Magdeburg und Gießener Methoden-Werkstatt im Vergleich findet sich auch im Blog des AB Medienpädagogik @TU Darmstadt)

 

  1. Fuchs (2011): Bildung und Biographie. Eine Reformulierung der bildungstheoretisch orientierten Biographieforschung, Transcript

Quelle: http://mobilvideo.hypotheses.org/213

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“Digitale Geschichtswissenschaft ist für mich…”

Heute Morgen wurde ich via Twitter von der AG digitale GW (@digigw) gebeten den Satz zu vervollständigen. Da Twitter (zum Glück) keine ausführlichen Statements erlaubt, führe ich unten weiter aus, was ich mit meiner Antwort meine:

Antwort: “…eine Chance.”

Für Historiker
Wenn ein Student der Geschichtswissenschaft sich im Kollegenkreis als solcher ‘outet’, wird er oder sie gleich in ein Schema eingeordnet: “Ach, du kramst also in Archiven rum und guckst dir verstaubte Bücher an, die keinen mehr interesssieren. Oder bist du einer von denen, welcher in Gizeh an den Pyramiden kratzt?” Umständlich ist dann zu erklären, dass das vielleicht, eventuell, möglicherweise ein Teil der Arbeit sein kann, aber dass noch viel mehr dahintersteckt und sowieso und überhaupt.
Digitale Geschichtswissenschaft macht den Historiker gegenwärtig. Damit ist gemeint, dass er mit seinen Hilfsmitteln und Untersuchungsgegenständen ‘plötzlich’ im Heute angekommen ist. Informatik ist modern und kann nicht angestaubt sein und wenn dann noch die neusten Gadgets eingesetzt werden, um eine dynamische Graphik zu präsentieren, kann er das Interesse der Zuhörer auf sicher.

Für die Geschichtswissenschaft (von aussen)
Mit dem persönlichen Interesse eines Zuhörers an der Tätigkeit eines ‘Digitalhistorikers‘ wird die Geschichtswissenschaft als solche interessant. Sie legt, wie der Digitalhistoriker, das angestaubte Image ab und wird modern. Dabei scheint mir, dass der Untersuchungsgegenstand irrelevant ist. Allein das Hantieren mit den modernen Hilfsmitteln und Kommunikationsmöglichkeiten macht (schindet?) Eindruck und nicht der Inhalt der Forschung. Auch das Beziehungsgeflecht einer italienischen Handelsfamilie im 16. Jh. ist dann ‘modern und interessant’.

Für die Geschichtswissenschaft (von innen)
Die seit rund dreissig Jahren in grossem Umfang eingesetzte elektronische Datenverarbeitung (Siegeszug des Personal Computers) bereitet der Geschichtswissenschaft und der Archivwissenschaft Sorge: Wie sollen die Informationen erhalten bleiben? Wie können Historiker auf diese zugreifen? Wie verwerten (Quellenkritik des Digitalen)? Die Digitale Geschichtswissenschaft muss sich um Methoden bemühen, welche die Nutzbarkeit dieser Daten gewährleisten. Sie muss dem neuen Image (s.o.) gerecht werden, indem sie mit modernen Mitteln die modernen Daten zur Verfügung hält und wissenschaftlich nutzt. Für viele, auf ‘alten’ Systemen generierten Daten ist die Chance bereits verpasst.

Für die Forschung
Unbestreitbar: mit den neuen, digitalen Hilfsmitteln eröffnen sich neue Forschungsfelder und neue/andere Erkenntnisse können gewonnen werden. Bspw. können nun grosse Datenbestände nun rasch und ‘fehlerlos’ verarbeitet werden – Beziehungen zwischen Objekten, Anzahl von Stichworten, Vergleich von Textkorpora, Suche nach Bildern etc. Sehr vieles ist (scheint?) möglich, was vor dreissig Jahren ein Traum war.

Question: “For me, Digital History ist…” – Answer: “…a chance.”
It is a chance for the single historian and for the whole field of history (or histories) to peel of the old prejudice of ‘dusty and boring’ – using computers and social media is cool and interesting, despite of the topic. If digital history developpes tools and methods not only to preserve digital data, but although to secure access and availability, then we will be able to secure the history of the modern time. Last, but not least, using digital tools expand the fields of research…

Quelle: http://hsc.hypotheses.org/288

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“Zeit – Raum – Identität” – Eine Interdisziplinäre studentische Tagung zu aktuellen Fragen der Geisteswissenschaften (25. – 27.04.2014 in Hannover)

Das Themencluster Zeit- und Raumwahrnehmung, Identitätsbildung und die daran an-knüpfende Gesellschaftskritik gewinnen in den verschiedensten akademischen Disziplinen immer größere Aufmerksamkeit, wie die zunehmende Zahl an Ausschreibungen, Konferenzen und Debatten zu diesem Themenkomplex zeigt.[1] Grundlegend ist hierbei die Frage nach den Spezifika … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/6312

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2 Stellen im Bereich Digital Humanities zu besetzen

Das Deutsche Historische Institut Paris sucht zum 1.6.2014 oder nach Vereinbarung

im Bereich der Digital Humanities

  1. eine/n wissenschaftliche/n Projektleiter/in (Postdoc)
  2. eine/n Mitarbeiter/in (75%-Stelle) mit einem Promotionsprojekt

 

09Das Deutsche Historische Institut Paris (DHIP) ist Teil der Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland (MWS). Das Institut arbeitet unter den Leitbegriffen »Forschen – Vermitteln – Qualifizieren« auf dem Gebiet der französischen, deutsch-französischen und westeuropäischen Geschichte von der Spätantike bis zur Gegenwart und nimmt eine Vermittlerrolle zwischen Deutschland und Frankreich ein.

 

Das DHIP will seinen Schwerpunkt im Bereich der Digital Humanities (bes. Open Access-Publikationen, Datenbanken und soziale Medien) weiter stärken, bei denen es im Rahmen der Stiftung und deutschlandweit eine Vorreiterrolle innehat. Wir suchen deshalb:

  1. befristet für zwei Jahre eine/n wissenschaftliche/n Projektleiter/in (Postdoc) mit soliden historischen Kenntnissen, um in Zusammenarbeit mit der MWS, der Betreiberin von perpectivia.net und de.hypotheses.org, die Infrastruktur im Bereich Digital Humanities zu koordinieren und die zukünftige Projektfinanzierung (z.B. über EU-Förderprogramme) mit Partnern im In- und Ausland (z.B. OpenEdition) vorzubereiten. Die Arbeit an einem eigenen Forschungsprojekt ist möglich. Voraussetzungen sind Vertrautheit mit der europäischen Forschungslandschaft, sehr gute Englischkenntnisse sowie solide Kenntnisse des Französischen und Deutschen;
  2. befristet für drei Jahre eine/n Mitarbeiter/in, der/die ein Promotionsprojekt im Bereich der digitalen Geschichtswissenschaft verfolgt und gemeinsam mit den zuständigen Mitarbeitern die Wissenschaftskommunikation des DHIP über soziale Medien sowie das Community-Management der Blogplattform de.hypotheses.org betreibt. Wir erwarten von Bewerber(inne)n einen ausgearbeiteten Entwurf für ein eigenes geschichtswissenschaftliches Promotionsprojekt, das entweder systematisch Digital Humanities anwendet oder diese selbst zum Erkenntnisgegenstand hat (z.B. Kommunikationsgeschichte, historische Netzwerkanalyse, digitale Editionen und Forschungsmethoden). Besonders willkommen sind interdisziplinäre, komparative und/oder transkulturelle Ansätze, die das thematische Spektrum am DHIP ergänzen. Gute Kenntnisse des Französischen und Deutschen werden vorausgesetzt.

Schwerbehinderte Bewerber/innen werden bei gleicher Eignung bevorzugt berücksichtigt. Die Max Weber Stiftung strebt die Erhöhung des Anteils von Frauen am wissenschaftlichen Personal an und fordert deshalb qualifizierte Frauen nachdrücklich auf, sich zu bewerben. Frauen werden nach Maßgabe des Bundesgleichstellungsgesetzes bei gleicher Qualifikation vorrangig berücksichtigt.

Der Arbeitsort ist Paris. Die Bezahlung richtet sich nach dem Vergütungsschema der deutschen Botschaft Paris für französische Arbeitsverträge. Auf Fragen zur Vergütung nach dem Botschaftsschema gibt Herr Ralf Nädele (rnaedele[at]dhi-paris.fr) Auskunft.

 

Für inhaltliche Fragen steht Frau Dr. Mareike König (mkoenig[at]dhi-paris.fr) zur Verfügung.

 

Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen, einer Skizze des Arbeitsvorhabens und den Adressen von zwei Referenzpersonen richten Sie bitte in elektronischer Form (vollständig und in einer PDF-Datei) bis zum 14.4.2014 an:

 

Prof. Dr. Thomas Maissen

Deutsches Historisches Institut Paris

Mailadresse: bewerbung[at]dhi-paris.fr

Die Ausschreibung im pdf-Format.

Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/2136

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Globalisierung der Erinnerung – Ein Interview mit Joseph Zimet

Joseph Zimet ist Direktor der Mission du Centenaire (Mission 100. Jahrestag des Ersten Weltkrieges), die 2012 von der französischen Regierung zwecks Vorbereitung und Durchführung der Gedenkveranstaltungen zum 100. Jahrestag des Ersten Weltkrieges gegründet wurde.

DHI Paris_Aus den Instituten_Logo1_Mission_Centenaire_14_18_blau_gutWie erklären Sie Ihren deutschen Gesprächspartnern die Bedeutung des centenaire, angesichts der Tatsache, dass der Erste Weltkrieg in Frankreich so einen anderen Stellenwert hat als in Deutschland?
Ich denke, das ist gar nicht wirklich nötig. Hunderte kultureller Projekte, die derzeit in den einzelnen Bundesländern vorbereitet werden, zeugen eindeutig vom Bewusstsein um die Wichtigkeit des Gedenkjahres aufseiten der Zivilgesellschaft. Das Interesse am Ersten Weltkrieg ist westlich und östlich des Rheins sicher unterschiedlich begründet. Es scheint mir jedoch, dass Deutschland den centenaire mitgestalten sollte, um nicht am Rande eines Großereignisses zu stehen, welches europäisch und global zugleich ist. Europa kann des Ersten Weltkriegs nicht ohne Deutschland gedenken. Und auch Frankreich kann den centenaire nicht ohne Deutschland, Partner einer historischen Aussöhnung und der europäischen Integration, begehen. Der Erste Weltkrieg und der centenaire betreffen ganz Europa, daher kann Deutschland sich unmöglich nicht dafür interessieren.

Entlang welcher Linien können Deutschland und Frankreich des Ersten Weltkriegs gemeinsam gedenken?
Es gibt zweifellos die gemeinsame Erfahrung einer Katastrophe, die im Mittelpunkt des gemeinsamen Gedenkens stehen kann. Der Erste Weltkrieg bedeutet für die Bevölkerung beider Nationen gleichermaßen einen tiefen Einschnitt, ja einen regelrechten Schock, mit den gleichen dramatischen Auswirkungen. Gemeinsam ist beiden Ländern auch die Überzeugung, dass die europäische Integration die einzig mögliche, legitime Reaktion auf die großen Konflikte des 20. Jahrhunderts ist. Daher ist das Gedenken an den Ersten Weltkrieg für beide Nationen sehr eng mit dem Europa-Gedanken verbunden.

Die Bedeutung des centenaire geht jedoch über die deutsch-französische Dimension hinaus. Welche Länder sind am europäischen, ja, am globalen Maßstab gemessen, die aktivsten? Hat Sie das Ausmaß des globalen Interesses überrascht?
Das Interesse am Ersten Weltkrieg ist ein weltweites Phänomen, das ist ohne Zweifel der interessanteste Aspekt des Jahrestags. Die Globalisierung der Erinnerung des Ersten Weltkriegs folgt konzentrischen Kreisen und ist ausgesprochen dynamisch. Dabei spielen die Länder des Commonwealth, insbesondere Australien, Neuseeland und Kanada eine tragende Rolle. Großbritannien und Belgien sind ebenfalls stark engagiert. Ferner ist ein zunehmendes Interesse in Mittel- und Osteuropa zu erkennen, insbesondere in jenen Ländern, die im Zuge des Ersten Weltkriegs ihre Unabhängigkeit bzw. Souveränität erlangt haben. Mit dem erklärten Ziel, den in den Jahren der Sowjetunion weitgehend „vergessenen“ Ersten Weltkrieg wiederzuentdecken, arbeitet auch Russland an einem bemerkenswerten Projekt zum centenaire. Nicht zuletzt fallen die Bemühungen anderer Länder wie Österreich, Italien oder Südafrika ins Auge, denen es darum geht, ihren Platz innerhalb des globalen Weltkriegsgedenkens zu finden.

Welchen Platz nimmt die Geschichtswissenschaft im Rahmen der Gedenkveranstaltungen ein? Ist schon abzusehen, inwieweit der centenaire neue Impulse zur Erforschung der Jahre 1914–1918 gibt?
Die Historiker spielen eine große Rolle. Sie haben vor allen Dingen eine absolut notwendige Aufgabe, nämlich kritisch darauf zu achten, dass das Zusammenspiel von histoire und mémoire funktioniert und erstere nicht durch letztere deformiert wird. Eine solche „Wächter“-Rolle sagt allerdings noch nichts über die Qualität der anlässlich des 100. Jahrestagsdes Ersten Weltkriegs veröffentlichten historischen Arbeiten aus. Paradoxerweise stellen wir fest, dass die Experten, die Historiker zwar allgegenwärtig sind, sich eine fundamentale Erneuerung des Forschungsfeldes dadurch aber nicht abzeichnet. Trotz des beeindruckenden Angebotes an neuer Literatur zum Ersten Weltkrieg ist es derzeit schwierig zu sagen, ob unser Wissen über den Ersten Weltkrieg dadurch grundlegend verändert wird.

Sie sind selbst Historiker. Was werden Ihrer Ansicht nach die Historikerinnen und Historiker des Jahres 2050 aus dem centenaire lernen können?
Ganz zweifelsohne wird der centenaire für zukünftig Forschende sowohl unter politischen wie auch soziokulturellen Gesichtspunkten ein spannender Untersuchungsgegenstand sein. Die Untersuchung des centenaire ermöglicht Aufschlüsse über das Verhältnis von Staat und Gesellschaft auf nationaler wie regionaler Ebene, über das Verhältnis von Nation und Armee, über die Einstellungen der Franzosen zu zentralen Themen wie nationale Verteidigung oder Pazifismus. Was die Erinnerungskultur des Ersten Weltkriegs anbelangt, wird man je nach politischer Orientierung verschiedene Diskurse erkennen können. Jenseits der union sacrée bezüglich der Notwendigkeit des Gedenkens erkennt man in den verschiedenen politischen Lagern deutlich divergierende Einstellungen und Interpretationen des Ersten Weltkriegs. All dies muss, wenn der Tag gekommen ist, gut erforscht, analysiert und kartographiert werden.

Das Interview führte Arndt Weinrich vom DHI Paris. Übersetzung aus dem Französischen durch Katharina Thielen.

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/1442

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