Von der hohen Kunst ein Plagiat zu fertigen … und keinen Spaß zu verstehen

http://www.bild.de/bildlive/2014/-34112780.bild.html Karl-Theodor zu Guttenberg (42, CSU), nach Abschreibevorwürfen bei seiner Doktorarbeit zurückgetretener Bundesverteidigungsminister, hat den Münsteraner LIT- Verlag verklagt. Der Ex-Politiker fordert von dem Wissenschaftsverlag die Zahlung von 633,32 Euro sowie eine Erklärung, den Buchtitel „Von der hohen Kunst ein Plagiat zu fertigen” nicht weiter zu vertreiben. Für den 11. April ist eine Güteverhandlung vor […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2014/01/4874/

Weiterlesen

Workshop: Neue landesgeschichtliche Forschungen zur Geschichte der Weimarer Republik. Personen – Institutionen – Infrastruktur

Titel

Neue Ansätze, Methoden und Forschungsperspektiven der Landes- und Regionalgeschichte zur Erforschung der Weimarer Republik stehen im Fokus eines Workshops, der vom 6. bis 7. März 2014 am Institut für Bayerische Geschichte der LMU München stattfindet.

Diese Seite bietet im Vorfeld eine Diskussionsplattform zu zentralen Thesen.

 

Weimarer Geschichte – Landesgeschichte?

Die Geschichte der Weimarer Republik wird weiterhin – trotz aller Versuche zur Erweiterung des Blickfeldes – als Geschichte des Nationalstaates und seiner Akteure wahrgenommen. Noch zu wenig, und je nach Bundesland in stark unterschiedlichem Umfang wird die Bedeutung landes- und regionalgeschichtlicher Entwicklungen für die Lebenswirklichkeit der Menschen in den zwanziger und frühen dreißiger Jahren erkannt. Dabei wurden auch in einem eher zentralistischen Bundesstaat wie der ersten deutschen Republik viele Weichen auf subnationaler Ebene in den Gliedstaaten gestellt; die Geschichte der Länder, die zudem stark von Krisendeutungen geprägt und überdeckt ist, bedarf deshalb einer unvoreingenommenen Aufarbeitung.

 

Es ist besonders  die Landes- und Regionalgeschichte, die mit ihrem Zugriff auf alternative Quellengattungen und ihren an der Bevölkerung vor Ort orientierten Fragestellungen unser Geschichtsbild korrigieren und es in neue Bahnen lenken kann. In das Blickfeld des Historikers rücken so neben Aufzeichnungen von Akteuren und Zeitgenossen lokalen Ranges auch kommunale und regional verortete Quellenbestände, die zu oft nur bei der Erstellung von Ortschroniken Beachtung gefunden haben. Ihr Potential ist bei weitem noch nicht ausgeschöpft, so z.B. mit Blick auf infrastrukturelle Veränderungen, bei denen bekanntlich wichtige Impulse im lokalen Umfeld zu verorten sind.

 

Vom 6. bis 7. März 2014 widmet sich ein Workshop am Institut für Bayerische Geschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München dem inhaltlichen und methodischen Austausch, um der landes- und regionalgeschichtlichen Erforschung der Weimarer Republik neue Impulse zu geben.

Ausgewählte Referate von Doktoranden aus verschiedenen bundesdeutschen und österreichischen Ländern werden die thematische und methodische Vielfalt aktueller Forschungen verdeutlichen und die besonderen Herausforderungen regionaler Geschichtsforschung aufzeigen.

 

Darüber hinaus hat es sich der Workshop zum Ziel gesetzt, die klassische Struktur von Vortragsveranstaltungen mit der ihnen immanenten reduzierten Beteiligungsmöglichkeit für Teilnehmer zu erweitern:

In drei parallel stattfindenden Werkstattgesprächen am 6. März gruppieren sich Referenten und Teilnehmer gemäß ihrer Forschungsinteressen, um sich unter professioneller Moderation über konzeptionelle Herausforderungen der drei Arbeitsfelder Personen-, Institutionen- und Infrastrukturgeschichte auszutauschen. So besteht die Möglichkeit, losgelöst vom Einzelfall methodische und quellenanalytische Probleme ausführlich zu diskutieren.

 

Wir freuen uns auf intensive Diskussionen im Blog und auf dem Workshop!

 

Ihr Organisationsteam

 

Maria Magdalena Bäuml        Matthias Bischel M.A.

Daniel Rittenauer M.A.           Thomas Schütte M.A.

 

Quelle: http://histbav.hypotheses.org/1238

Weiterlesen

Podiumsdiskussion: Zeitgemäßes Publizieren in den Geisteswissenschaften

Das zeitgemäße Publizieren in den Geisteswissenschaften steht im Fokus der Podiumsdiskussion, die am 11. Februar 2014 um 18:00 Uhr in der Bayerischen Staatsbibliothek stattfindet. Dabei sollen vor allem NachwuchswissenschaftlerInnen und deren BetreuerInnen über Publikationsmöglichkeiten und Open Access informiert werden. Außerdem werden die Rollen von Verlagen, Forschenden und Fördernden in Beziehung zu wissenschaftlichen Bibliotheken diskutiert.

Die vom Zentrum für Elektronischen Publizieren, dem Institut für Kunstgeschichte der LMU München und dem GraduateCenter der LMU München veranstaltete Podiumsdiskussion endet circa um 20:00 Uhr mit einem Empfang. Um Anmeldung wird gebeten.

Weitere Informationen erhalten Sie hier.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2833

Weiterlesen

Vortrag: Beginen – Nonnen – Kanonissen. Die Erforschung geistlicher Frauen als Aufgabe der südwestdeutschen Landesgeschichte

Prof. Dr. Sigrid Hirbodian (Tübingen): Beginen – Nonnen – Kanonissen. Die Erforschung geistlicher Frauen als Aufgabe der südwestdeutschen Landesgeschichte 09.01.2014 16:00 Uhr – 18:00 Uhr Institut für Bayerische Geschichte (Bibliothek) Ludwigstr. 14, 80539 München Vortrag von Prof. Dr. Sigrid Hirbodian am Lehrstuhl für Bayerische Geschichte und Vergleichende Landesgeschichte mit besonderer Berücksichtigung der Neuzeit (Prof. Dr. Ferdinand Kramer) http://www.bg.geschichte.uni-muenchen.de/aktuelles/veranstaltungen-neu/vorhirb/index.html via https://www.facebook.com/events/434850683307753/

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/6469

Weiterlesen

Notizen über „Nutzen und Nachtheil“ kritischer Geschichte für das Leben

In den vergangenen Monaten habe ich zusammen mit Kolleg/inn/en die Geschichte einer Umweltorganisation erarbeitet, die 2013 ihr 100jähriges Gründungsjubiläum beging. Was Historiker/innen kaum überrascht, war für viele Verantwortliche und Mitglieder dieser Organisation, die in den 1970er Jahren eine Wende vom staatsnahen Heimatverein zum kritischen Umweltverband durchlief, in der letztendlichen Deutlichkeit unerwartet.

Der Verband war auf organisatorischer, ideologischer und personeller Ebene mit dem Nationalsozialismus verflochten – er war ein integraler, wenn auch nicht unbedingt wichtiger Teil des NS-Machtapparats. Was mich als akademischen Historiker überrascht hat, waren die praktischen Fragen, die sich aus dieser neuen Sicht der Verbandsgeschichte ergaben und immer noch ergeben. Diese Überraschung möchte ich hier reflektieren und nehme dabei Friedrich Nietzsches Essay “Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben” [1] zu Hilfe.

Stolpersteine

Hier steht ein Gedenkstein für einen Naturschützer, der ein Moor vor dem Zugriff des Reichsarbeitsdienstes gerettet hat – durch seine guten Beziehungen. Er war NSDAP-Mitglied seit 1922, Teilnehmer am Hitler-Putsch von 1923 und „Alter Kämpfer“. Er hielt Naturschutz für “Rasseschutz”. Dort ist eine Straße nach einem Naturschützer benannt, der in den 1960ern den Ortsverband aus der Taufe hob und über Jahre am Leben hielt. Bis 1945 war erObersturmbannführer der SA in deren Propagandastab. Und dann ein Naturschutz-Funktionär, der die Belange von Natur und Umwelt in einem ganzen süddeutschen Bundesland fast allein verteidigte, ganz gegen den Trend der Nachkriegs- und Wirtschaftswunderzeit. Dadurch wurde er zur Identifikationsfigur für eine ganze Generation von Naturschützern/innen der 1960er und 1970er Jahre. Karriere als Wissenschaftler hatte er vor 1945 gemacht, in dem er opportunistisch die Klaviatur des NS-Wissenschaftssystems bespielte und natürlich den einschlägigen Parteigliederungen beitrat.

Gedenksteine, Straßennamen, historische Identifikationsfiguren sind allesamt praktische Stolpersteine für eine kritische Neufassung deutscher Geschichten. Sie sind nicht nur Mittel des Erinnerns und der Traditionsbildung. Oft sind sie zum Selbstzweck geworden, zu eigenen Erinnerungsorten, die Anspruch auf “Denkmalpflege” erheben. Die Menschen, die konkret und vor Ort mit ihnen Umgehen, die sie in ihre eigene Biografien – häufig durchaus als gesellschaftskritische Bürger – eingebunden haben, fordern das Urteil des/r Historikers/in heraus. Und das zu Recht. Die Fakten stehen keineswegs zur Diskussion. Die besagten Naturschützer/innen wollen lediglich eines genauer wissen: was sollen wir nun mit diesem Wissen anfangen? Sollen wir die Plaketten abmontieren, die Straßen umbenennen, die Gründerfiguren durch neue ersetzen? Ist es das, was daraus folgt? Ist das die Antwort?

Nietzsche und Kritische Geschichte

Spätestens hier wird einem der Unterschied zwischen einer/m Historiker/in und einer/m Richter/in deutlich. Dieser setzt nach dem Urteil das Strafmaß fest, jener ist mit solch einer Frage weitestgehend überfordert. Die intuitive Reaktion einer/s Historikers/in wäre vielleicht, sich möglichst zurückzuziehen und allenfalls ein weiteres Projekt anzustoßen, das Gedenkpraxis aus dem Blickwinkel der Erinnerungskulturforschung untersucht. Mehr fällt mir eigentlich auch nicht mehr ein, außer vielleicht nochmal über die Frage des praktischen Werts kritischer Geschichte nachzudenken. Das möchte ich im Folgenden kurz tun, mit Hilfe von Friedrich Nietzsches Reflexion „Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben“.

Friedrich Nietzsche unterschied in dem Essay von 1874 drei Grundformen von Geschichtsschreibung – die monumentalische, die antiquarische und die kritische (siehe v.a. Kap. 2/3). Die monumentalische Geschichte versuche die vergangenen Heldentaten, die Heroen und ihre Siege in Erinnerung zu rufen; sie sei die Geschichte der Sieger, der Mächtigen und könne im vernünftigen Maß Vorbilder herausstellen und die Fähigen der Gegenwart zu großen Taten motivieren. Im Übermaß betrieben verleite sie dazu, den Niedergang zu beklagen und ob des eigenen Epigonentums in Lethargie zu verfallen. Die antiquarische Variante sei, so Nietzsche, insofern ihr Gegenpol, als sie sich auf den kleinen Raum, die nächste Umgebung und das Gewordensein lokaler Beziehungen konzentriere. Sie rufe dazu auf, den eigenen Nahraum, die jeweilige Lebenswelt als die bestmögliche zu begreifen, es sich in ihr gemütlich zu machen, sich selbst in eine Familien-, Stadt- oder Vereinsgeschichte gleichsam hinein zu erzählen. Nietzsche erkennt die stabilisierende, praktische Lebenshilfe, die aus solch einer fast selbsttherapeutischen Herangehensweise erwächst, warnt aber vor einer ganzen antiquarischen Kultur, die zuletzt überhaupt nichts Neues mehr zulassen will, weil der eigene Ort bereits in der Vergangenheit perfekt eingerichtet worden ist.

Im Gegensatz zu diesen beiden Formen stehe eine dritte, die kritische Geschichte. Sie sei nicht nur die Geschichte der Besiegten, der Unterdrückten und Ausgebeuteten, sie sei destruktiv, indem sie die Fehler vergangener Generation aufsuche und diese zu richten trachte – eine sehr notwendige Funktion, wie Nietzsche meint:

[Der Mensch] muss die Kraft haben und von Zeit zu Zeit anwenden, eine Vergangenheit zu zerbrechen und aufzulösen, um leben zu können: dies erreicht er dadurch, dass er sie vor Gericht zieht, peinlich inquirirt, und endlich verurtheilt […]. Mitunter aber verlangt eben dasselbe Leben, das die Vergessenheit braucht, die zeitweilige Vernichtung der Vergessenheit; dann soll es eben klar werden, wie ungerecht die Existenz eines Dings, eines Privilegiums, einer Kaste, einer Dynastie zum Beispiel ist, wie sehr dieses Ding den Untergang verdient. Dann wird seine Vergangenheit kritisch betrachtet, dann greift man mit dem Messer an die Wurzeln, dann schreitet man grausam über alle Pietäten hinweg (33-34).

Sicherlich muss man sich Nietzsches düsterer Kategorisierung von kritischer Geschichte nicht anschließen. Nicht zuletzt ist seine philosophisch-systematische Charakterisierung auch zirkulär bzw. in der eigenen Systematik verhangen; der kritische Ansatz ist düster, weil er von den Besiegten und Entrechteten per definitionem ausgeht und dementsprechend auf die Dekonstruktion der monumentalischen und antiquarischen Geschichte ausgerichtet ist. Dennoch, denke ich, weist Nietzsche auf einige Gefahren historischer Kritik hin, z.B. was das „Richten“ betrifft (siehe v.a. Kap. 6).

“Wer zwingt euch zu richten?”

Einerseits sieht er die Gefahr des umfassenden Historismus, der alles versteht und sich anverwandelt, der „eine solche Zartheit und Erregbarkeit der Empfindung ausbildet, dass ihm gar nichts Menschliches fern bleibt; die verschiedensten Zeiten klingen sofort auf seiner Lyra in verwandten Tönen nach: er ist zum nachtönenden Passivum geworden“ (56). Dieses radikale Historisieren – also des Verstehens aus dem jeweiligen zeitlichen Horizonts heraus und des sich Entäußern der eigenen Werte und Maßstäbe, arte zur „Toleranz, zum Geltenlassen des einmal nicht Wegzuläugnenden, zum Zurechtlegen und maassvoll-wohlwollenden Beschönigen“ (57) aus. Ebenso problematisch sieht er andererseits die billige Selbstgerechtigkeit derjenigen, „die im naiven Glauben [...], dass gerade ihre Zeit in allen Popularmeinungen Recht habe“, die „Vergangenheit“ der  eigenen „Trivialität“ (58) anpassten: „Als Richter müsst ihr höher stehen, als der zu Richtende; während ihr nur später gekommen seid“ (63). Es ist wohl typisch für Friedrich Nietzsche, dass er ein wahres, gerechtes und vor allem dem Leben nützliches Urteil nur von ganz wenigen Berufenen mit „jener innerlich blitzenden, äusserlich unbewegten und dunklen Ruhe des Künstlerauges“ zutraut und den anderen entgegenhält: „Wer zwingt euch zu richten?“ (63) Das gibt Helmut Kohls Spruch von der „Gnade der späten Geburt“ (1984 vor der Knesset), die einen vor Schuld bewahre, noch einmal eine neue Bedeutung. Nämlich: hütet euch zu richten, denn ihr seid lediglich später geboren.

Der Historikerstreit und die Frage von Kollektivschuld versus Kollektivverantwortung muss hier nicht rekapituliert werden. Eins wird jedoch deutlich. Nietzsche selbst liefert eine zeitgebundene Analyse vom Ende des 19. Jahrhunderts her. Nach 1945 wollen und können wir nicht mehr auf eine kleine Gruppe genialer Künstler-Historiker warten, die mit sicherem Auge Gerechtes von Ungerechtem unterscheidet und ihre Urteile fällt, während sich der Rest der Zunft und der Gesellschaft mit der Gnade der späten Geburt zufrieden gibt. Nicht nur, dass sich ein nietzscheanischer Virtuosen-Kult überlebt hat. Die Geschichte der Shoa, des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs, fordert eine wertende Analyse von den späteren Generationen. Eine streng historisierende Bewertung kann natürlich Ereignisse und Handlungen ebenfalls bewerten; vieles war einfach auch nach den damaligen Wertmaßstäben ein juristisches wie moralisches Verbrechen. Aber unsere Gesellschaft hat sich weiterentwickelt, hat neue Maßstäbe produziert – demokratische, pazifistische, inklusive und tolerante. Auch diese muss man an die Vergangenheit anlegen können, ohne selbstgerecht zu werden. Bloß, wie geht das? Das zumindest ist eine der Fragen, die sich mir ganz praktisch angesichts der NS-Geschichte des besagten Naturschutzverbandes stellen, weniger im Bezug auf konkret verurteilbare Verbrechen, als hinsichtlich seiner instrumentellen Funktion für eine antisemitisch, rassistisch, sexistisch und auf viele weitere Weisen ausschließende “Volksgemeinschaft”.

Vergangenes Geschehen und zu erinnernde Geschichte

Was kann man nun als Historiker/in auf die Frage nach den praktischen Konsequenzen neuer Erkenntnis antworten? Man kann darauf hinweisen, dass die Arbeit des/r Historikers/in sich von der des Staatsanwalts, Verteidigers oder Richters unterscheidet. Dass es um ein historisches Urteil geht, dass die Horizonte, die Kontexte und die Alternativen einer historischen Person und ihrer Handlungen berücksichtigen muss, und nicht um eine juristische Verurteilung – dazu ist unsere historische Methode nicht geeignet. Dass aber eine Frage energisch zurückgespiegelt werden muss: Taugen die historischen Akteure als Vorbild für unsere Zeit? Haben sie etwas Lehrreiches für Gegenwart und Zukunft zu sagen? Will man sich in ihre Tradition stehen? Und dass wir Material für eine Antwort liefern, die wir oft nicht alleine geben können.

Analytisch gesehen bedeutet das eine Trennung von Geschichte als vergangenem Geschehen, das mit Hilfe klassischer historischer Methoden rekonstruiert wird, und zu erinnernder Geschichte (explizit nicht erinnerter G., denn dies wäre erneut eine Frage der Rekonstruktion). Letzteres wirft eben die Frage nach unseren gegenwärtigen Maßstäben und unseren Interessen an der Vergangenheit auf, nach einem kritischen Erinnern. Allerdings ist das nicht mehr allein Expertise der Geschichtswissenschaft, sondern eine Frage des gesellschaftlichen Dialogs. Kritisch wäre an so einer Auffassung einerseits die wissenschaftliche Infragestellung/Dekonstrution der Vergangenheit (das Zerstören im Sinne Nietzsches) und andererseits die selbstkritische Begrenzung der eigenen Expertise und die dialogische Frage: wie wollen wir erinnern?

[1] Die Angaben beziehen sich auf die Reclam-Ausgabe Friedrich Nietzsche, Vom Nutzen und Nachtheil die Historie für das Leben, hg. v. Günter Figal, Stuttgart 2009.

Online-Ausgaben gibt es u.a. bei Zeno.org und Projekt Gutenberg.


Einsortiert unter:Erfahrungen, Erinnerung, Faschismus, Geschichte, Geschichtspolitik, Umweltgeschichte, Vermittlung

Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2014/01/07/notizen-uber-nutzen-und-nachtheil-kritischer-geschichte-fur-das-leben/

Weiterlesen

Notizen über „Nutzen und Nachtheil“ kritischer Geschichte für das Leben

In den vergangenen Monaten habe ich zusammen mit Kolleg/inn/en die Geschichte einer Umweltorganisation erarbeitet, die 2013 ihr 100jähriges Gründungsjubiläum beging. Was Historiker/innen kaum überrascht, war für viele Verantwortliche und Mitglieder dieser Organisation, die in den 1970er Jahren eine Wende vom staatsnahen Heimatverein zum kritischen Umweltverband durchlief, in der letztendlichen Deutlichkeit unerwartet.

Der Verband war auf organisatorischer, ideologischer und personeller Ebene mit dem Nationalsozialismus verflochten – er war ein integraler, wenn auch nicht unbedingt wichtiger Teil des NS-Machtapparats. Was mich als akademischen Historiker überrascht hat, waren die praktischen Fragen, die sich aus dieser neuen Sicht der Verbandsgeschichte ergaben und immer noch ergeben. Diese Überraschung möchte ich hier reflektieren und nehme dabei Friedrich Nietzsches Essay “Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben” [1] zu Hilfe.

Stolpersteine

Hier steht ein Gedenkstein für einen Naturschützer, der ein Moor vor dem Zugriff des Reichsarbeitsdienstes gerettet hat – durch seine guten Beziehungen. Er war NSDAP-Mitglied seit 1922, Teilnehmer am Hitler-Putsch von 1923 und „Alter Kämpfer“. Er hielt Naturschutz für “Rasseschutz”. Dort ist eine Straße nach einem Naturschützer benannt, der in den 1960ern den Ortsverband aus der Taufe hob und über Jahre am Leben hielt. Bis 1945 war erObersturmbannführer der SA in deren Propagandastab. Und dann ein Naturschutz-Funktionär, der die Belange von Natur und Umwelt in einem ganzen süddeutschen Bundesland fast allein verteidigte, ganz gegen den Trend der Nachkriegs- und Wirtschaftswunderzeit. Dadurch wurde er zur Identifikationsfigur für eine ganze Generation von Naturschützern/innen der 1960er und 1970er Jahre. Karriere als Wissenschaftler hatte er vor 1945 gemacht, in dem er opportunistisch die Klaviatur des NS-Wissenschaftssystems bespielte und natürlich den einschlägigen Parteigliederungen beitrat.

Gedenksteine, Straßennamen, historische Identifikationsfiguren sind allesamt praktische Stolpersteine für eine kritische Neufassung deutscher Geschichten. Sie sind nicht nur Mittel des Erinnerns und der Traditionsbildung. Oft sind sie zum Selbstzweck geworden, zu eigenen Erinnerungsorten, die Anspruch auf “Denkmalpflege” erheben. Die Menschen, die konkret und vor Ort mit ihnen Umgehen, die sie in ihre eigene Biografien – häufig durchaus als gesellschaftskritische Bürger – eingebunden haben, fordern das Urteil des/r Historikers/in heraus. Und das zu Recht. Die Fakten stehen keineswegs zur Diskussion. Die besagten Naturschützer/innen wollen lediglich eines genauer wissen: was sollen wir nun mit diesem Wissen anfangen? Sollen wir die Plaketten abmontieren, die Straßen umbenennen, die Gründerfiguren durch neue ersetzen? Ist es das, was daraus folgt? Ist das die Antwort?

Nietzsche und Kritische Geschichte

Spätestens hier wird einem der Unterschied zwischen einer/m Historiker/in und einer/m Richter/in deutlich. Dieser setzt nach dem Urteil das Strafmaß fest, jener ist mit solch einer Frage weitestgehend überfordert. Die intuitive Reaktion einer/s Historikers/in wäre vielleicht, sich möglichst zurückzuziehen und allenfalls ein weiteres Projekt anzustoßen, das Gedenkpraxis aus dem Blickwinkel der Erinnerungskulturforschung untersucht. Mehr fällt mir eigentlich auch nicht mehr ein, außer vielleicht nochmal über die Frage des praktischen Werts kritischer Geschichte nachzudenken. Das möchte ich im Folgenden kurz tun, mit Hilfe von Friedrich Nietzsches Reflexion „Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben“.

Friedrich Nietzsche unterschied in dem Essay von 1874 drei Grundformen von Geschichtsschreibung – die monumentalische, die antiquarische und die kritische (siehe v.a. Kap. 2/3). Die monumentalische Geschichte versuche die vergangenen Heldentaten, die Heroen und ihre Siege in Erinnerung zu rufen; sie sei die Geschichte der Sieger, der Mächtigen und könne im vernünftigen Maß Vorbilder herausstellen und die Fähigen der Gegenwart zu großen Taten motivieren. Im Übermaß betrieben verleite sie dazu, den Niedergang zu beklagen und ob des eigenen Epigonentums in Lethargie zu verfallen. Die antiquarische Variante sei, so Nietzsche, insofern ihr Gegenpol, als sie sich auf den kleinen Raum, die nächste Umgebung und das Gewordensein lokaler Beziehungen konzentriere. Sie rufe dazu auf, den eigenen Nahraum, die jeweilige Lebenswelt als die bestmögliche zu begreifen, es sich in ihr gemütlich zu machen, sich selbst in eine Familien-, Stadt- oder Vereinsgeschichte gleichsam hinein zu erzählen. Nietzsche erkennt die stabilisierende, praktische Lebenshilfe, die aus solch einer fast selbsttherapeutischen Herangehensweise erwächst, warnt aber vor einer ganzen antiquarischen Kultur, die zuletzt überhaupt nichts Neues mehr zulassen will, weil der eigene Ort bereits in der Vergangenheit perfekt eingerichtet worden ist.

Im Gegensatz zu diesen beiden Formen stehe eine dritte, die kritische Geschichte. Sie sei nicht nur die Geschichte der Besiegten, der Unterdrückten und Ausgebeuteten, sie sei destruktiv, indem sie die Fehler vergangener Generation aufsuche und diese zu richten trachte – eine sehr notwendige Funktion, wie Nietzsche meint:

[Der Mensch] muss die Kraft haben und von Zeit zu Zeit anwenden, eine Vergangenheit zu zerbrechen und aufzulösen, um leben zu können: dies erreicht er dadurch, dass er sie vor Gericht zieht, peinlich inquirirt, und endlich verurtheilt […]. Mitunter aber verlangt eben dasselbe Leben, das die Vergessenheit braucht, die zeitweilige Vernichtung der Vergessenheit; dann soll es eben klar werden, wie ungerecht die Existenz eines Dings, eines Privilegiums, einer Kaste, einer Dynastie zum Beispiel ist, wie sehr dieses Ding den Untergang verdient. Dann wird seine Vergangenheit kritisch betrachtet, dann greift man mit dem Messer an die Wurzeln, dann schreitet man grausam über alle Pietäten hinweg (33-34).

Sicherlich muss man sich Nietzsches düsterer Kategorisierung von kritischer Geschichte nicht anschließen. Nicht zuletzt ist seine philosophisch-systematische Charakterisierung auch zirkulär bzw. in der eigenen Systematik verhangen; der kritische Ansatz ist düster, weil er von den Besiegten und Entrechteten per definitionem ausgeht und dementsprechend auf die Dekonstruktion der monumentalischen und antiquarischen Geschichte ausgerichtet ist. Dennoch, denke ich, weist Nietzsche auf einige Gefahren historischer Kritik hin, z.B. was das „Richten“ betrifft (siehe v.a. Kap. 6).

“Wer zwingt euch zu richten?”

Einerseits sieht er die Gefahr des umfassenden Historismus, der alles versteht und sich anverwandelt, der „eine solche Zartheit und Erregbarkeit der Empfindung ausbildet, dass ihm gar nichts Menschliches fern bleibt; die verschiedensten Zeiten klingen sofort auf seiner Lyra in verwandten Tönen nach: er ist zum nachtönenden Passivum geworden“ (56). Dieses radikale Historisieren – also des Verstehens aus dem jeweiligen zeitlichen Horizonts heraus und des sich Entäußern der eigenen Werte und Maßstäbe, arte zur „Toleranz, zum Geltenlassen des einmal nicht Wegzuläugnenden, zum Zurechtlegen und maassvoll-wohlwollenden Beschönigen“ (57) aus. Ebenso problematisch sieht er andererseits die billige Selbstgerechtigkeit derjenigen, „die im naiven Glauben [...], dass gerade ihre Zeit in allen Popularmeinungen Recht habe“, die „Vergangenheit“ der  eigenen „Trivialität“ (58) anpassten: „Als Richter müsst ihr höher stehen, als der zu Richtende; während ihr nur später gekommen seid“ (63). Es ist wohl typisch für Friedrich Nietzsche, dass er ein wahres, gerechtes und vor allem dem Leben nützliches Urteil nur von ganz wenigen Berufenen mit „jener innerlich blitzenden, äusserlich unbewegten und dunklen Ruhe des Künstlerauges“ zutraut und den anderen entgegenhält: „Wer zwingt euch zu richten?“ (63) Das gibt Helmut Kohls Spruch von der „Gnade der späten Geburt“ (1984 vor der Knesset), die einen vor Schuld bewahre, noch einmal eine neue Bedeutung. Nämlich: hütet euch zu richten, denn ihr seid lediglich später geboren.

Der Historikerstreit und die Frage von Kollektivschuld versus Kollektivverantwortung muss hier nicht rekapituliert werden. Eins wird jedoch deutlich. Nietzsche selbst liefert eine zeitgebundene Analyse vom Ende des 19. Jahrhunderts her. Nach 1945 wollen und können wir nicht mehr auf eine kleine Gruppe genialer Künstler-Historiker warten, die mit sicherem Auge Gerechtes von Ungerechtem unterscheidet und ihre Urteile fällt, während sich der Rest der Zunft und der Gesellschaft mit der Gnade der späten Geburt zufrieden gibt. Nicht nur, dass sich ein nietzscheanischer Virtuosen-Kult überlebt hat. Die Geschichte der Shoa, des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs, fordert eine wertende Analyse von den späteren Generationen. Eine streng historisierende Bewertung kann natürlich Ereignisse und Handlungen ebenfalls bewerten; vieles war einfach auch nach den damaligen Wertmaßstäben ein juristisches wie moralisches Verbrechen. Aber unsere Gesellschaft hat sich weiterentwickelt, hat neue Maßstäbe produziert – demokratische, pazifistische, inklusive und tolerante. Auch diese muss man an die Vergangenheit anlegen können, ohne selbstgerecht zu werden. Bloß, wie geht das? Das zumindest ist eine der Fragen, die sich mir ganz praktisch angesichts der NS-Geschichte des besagten Naturschutzverbandes stellen, weniger im Bezug auf konkret verurteilbare Verbrechen, als hinsichtlich seiner instrumentellen Funktion für eine antisemitisch, rassistisch, sexistisch und auf viele weitere Weisen ausschließende “Volksgemeinschaft”.

Vergangenes Geschehen und zu erinnernde Geschichte

Was kann man nun als Historiker/in auf die Frage nach den praktischen Konsequenzen neuer Erkenntnis antworten? Man kann darauf hinweisen, dass die Arbeit des/r Historikers/in sich von der des Staatsanwalts, Verteidigers oder Richters unterscheidet. Dass es um ein historisches Urteil geht, dass die Horizonte, die Kontexte und die Alternativen einer historischen Person und ihrer Handlungen berücksichtigen muss, und nicht um eine juristische Verurteilung – dazu ist unsere historische Methode nicht geeignet. Dass aber eine Frage energisch zurückgespiegelt werden muss: Taugen die historischen Akteure als Vorbild für unsere Zeit? Haben sie etwas Lehrreiches für Gegenwart und Zukunft zu sagen? Will man sich in ihre Tradition stehen? Und dass wir Material für eine Antwort liefern, die wir oft nicht alleine geben können.

Analytisch gesehen bedeutet das eine Trennung von Geschichte als vergangenem Geschehen, das mit Hilfe klassischer historischer Methoden rekonstruiert wird, und zu erinnernder Geschichte (explizit nicht erinnerter G., denn dies wäre erneut eine Frage der Rekonstruktion). Letzteres wirft eben die Frage nach unseren gegenwärtigen Maßstäben und unseren Interessen an der Vergangenheit auf, nach einem kritischen Erinnern. Allerdings ist das nicht mehr allein Expertise der Geschichtswissenschaft, sondern eine Frage des gesellschaftlichen Dialogs. Kritisch wäre an so einer Auffassung einerseits die wissenschaftliche Infragestellung/Dekonstrution der Vergangenheit (das Zerstören im Sinne Nietzsches) und andererseits die selbstkritische Begrenzung der eigenen Expertise und die dialogische Frage: wie wollen wir erinnern?

[1] Die Angaben beziehen sich auf die Reclam-Ausgabe Friedrich Nietzsche, Vom Nutzen und Nachtheil die Historie für das Leben, hg. v. Günter Figal, Stuttgart 2009.

Online-Ausgaben gibt es u.a. bei Zeno.org und Projekt Gutenberg.


Einsortiert unter:Erfahrungen, Erinnerung, Faschismus, Geschichte, Geschichtspolitik, Umweltgeschichte, Vermittlung

Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2014/01/07/notizen-uber-nutzen-und-nachtheil-kritischer-geschichte-fur-das-leben/

Weiterlesen

Webressourcen aus Nordeuropa – Fundstücke: Sammelsurium aus 2013

Für Dezember stellen wir in den Fundstücken neue Datenbanken aus verschieden Bereichen vor, die wir im Laufe des Jahres 2013 aus der skandinavischen Netzwelt zusammengesammelt haben.

Dänemark

Dänemarks Marktführer im Bereich Familienforschung “My Harritage” stellt in seiner bedingt kostenpflichtigen Datenbank Find dine danske rødder Sterbe-und Heiratsdaten von ca. 14 Millionen Dänen, die bis ins Jahr 1618 zurückreichen, ins Netz.

Eine Gruppe von dänischen Regionalhistorikern hat eine Quellensammlung zur Geschichte der fünischen “Boye bande” (1853) auf der Seite Mordet på Niels Hansen zusammengestellt.

Die Webseite des Stadtarchivs Kopenhagen Flugten 43 enthält Quellenmaterial (Fotos, Filmausschnitte, Hörbeispiele, Erinnerungen von Flüchtlingen und Fluchthelfern sowie Berichte der Polizei und des Sozialen Dienstes) und Informationen zur Flucht der dänischen Juden im Oktober 1943.

Das Archiv der Arbeiterbewegung in Kopenhagen hat die Tonmitschnitte des Zentralkomitees der DKP  digitalisiert.

Das digitale Projekt Historisk Atlas bildet für das südliche Dänemark u. a. archäologische Funde, Denkmäler, die Geschichte der Höfe, Dörfer, Kirchen und Schiffswracks ab und enthält neben Karten und Videos auch über 15.000 Fotos. Im Mai 2013 wurden in den Atlas auch norddeutsche Gebiete integriert.

Die Königliche Bibliothek in Kopenhagen hat zum Anlass der 100-jährigen Wiederkehr des Kriegsausbruchs 1914 eine Sammlung mit v. a. dänisches Kartenmaterial digitalisiert, das in Verbindung mit dem 1. Weltkrieg bzw. der Volksabstimmung 1920 erstellt wurde.

Schweden

Das schwedische Zentralamt für Denkmalpflege (Riksantikvarieämbetet) veröffentlicht in der Datenbank Sveriges Kyrkor Digitalisate des gleichnamigen mehrbändigen Werks sowie die Berichte des Forschungsprojektes “Sockenkyrkorna”.  Auch die Digitalisate des dänischen “Schwesterwerkes” Danmarks Kirker sind nun online.

Die archäologischen Berichte der Abteilung “Arkeologiska uppdragsverksamheten” des Riksantikvarieämbetets sind jetzt ab dem Jahr 2000 abrufbar.

In der Datenbank Hallströms advokatbyrå des Forschungsarchivs in Umeå können 7300 Akten der größten Kanzlei Norrlands für den Zeitraum 1909-1927 durchsucht werden.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden Schwedens große Wasserläufe vor der Nutzung der Wasserkraft erfasst. Der Schwerpunkt lag auf der detaillierten Beschreibung der geografischen Bedingungen und dem Potenzial für die Wasserkraft. Die daraus resultierende Publikation Förteckning över Sveriges vattenfall wurde digitalisiert und ist als PDF-Format online zugänglich.

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/2051

Weiterlesen

Neujahrswünsche für 1626

„Wollte E: Churfr: Dht: Jch zur vnnderthenigisten gehorsambisten berichtlichen antworth vnangefieget nit lassen, vnnd thue deroselben dabenebens von Gott dem Allmechtigen zue disem eingedrettenen, vnd noch vill volgender glickhselligen Freydt: vnnd Friedenreichen Jahren, zue stether erwünschter Leibsfristung, propagierung deroselben hochlöblichen hauses, vnd dempffung Jrer widrigen vnnd feindttselligen, auß inniglichen Herzensgrundt allen heilwerthen Seegen anwünschen.“

Mit diesen Worten schloß Tilly, der Generalleutnant der Armee der Katholischen Liga, einen ausführlichen Bericht an Kurfürst Maximilian von Bayern, in dem er vor allem die schwierige Situation der ihm unterstellten Truppen erläuterte. Er sprach dabei die üblichen Probleme an, die deswegen aber nicht weniger dringlich waren: Konkret ging es um den sich verschärfenden Mangel an Proviant und die daraus resultierenden Übergriffe seiner Soldaten in ihren Winterquartieren – dies alles vor dem Hintergrund der befürchteten Aktionen seiner Gegner (BayHStA Kurbayern Äußeres Archiv 2353 fol. 1-8‘ Ausf., stark chiffriert, fol. 9-10 noch ein Postskriptum).

Zu dem Zeitpunkt herrschte zwar Waffenruhe; die Regimenter der Liga und die neuaufgestellte kaiserliche Armee unter Wallenstein standen jedoch bereit, den Waffengang gegen den dänischen König Christian von Dänemark und Mansfeld zu beginnen. Gleichzeitig gab es in Braunschweig noch Verhandlungen, die den offenen Ausbruch der Feindseligkeiten abzuwenden versuchten. Auf diesem sog. Interpositionstag wurde noch bis März 1626 nach Lösungen sondiert. Ungeachtet dieser Bemühungen zeigt Tillys Brief aber, welch gespannte Unruhe sich längst der Akteure bemächtigt hatte und wie sehr die Zeichen auf Krieg standen. Ob dies auch ein Grund für Tilly war, die Neujahrsgrüße an seinen Prinzipal in diesem Jahr besonders emphatisch zu formulieren? Einen konkreten Anlaß für diese insgesamt sehr ausführlich gehaltenen Wünsche kann ich sonst nicht ausmachen. Doch ob man sie als Indiz für eine bestimmte Gemütslage des Feldherrn interpretieren möchte, sei einmal dahingestellt.

Auffällig ist noch etwas anderes am Ende des Briefs, wo wie üblich Ort und Datierung genannt sind: „Datum Bockhenem am 2. January ao 1625“, heißt es dort. Tatsächlich logierte Tilly damals in Bockenem, einem Ort im Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel, und koordinierte von dort aus die Planungen für den Feldzug im neuen Jahr. Die Jahresangabe „1625“ ist jedoch falsch, denn der Brief ist eindeutig dem Januar 1626 zuzuordnen. Hier war es also dem (unbekannten) Sekretär schwergefallen, im alltäglichen Kanzleibetrieb sofort auf das neue Jahr umzustellen. Heutzutage muß man ja nicht mehr selbst mitdenken und kann sich auf den Datumswechsel verlassen, wie er in allen technischen Arbeitsgeräten automatisiert vollzogen wird …

Der Brief ist auch in der Edition Die Politik Maximilians I. von Bayern und seiner Verbündeten 1618-1651. 2. Teil, 3. Band: 1626, 1627, bearb. v. Walter Goetz (Briefe und Akten zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges, Neue Folge), Leipzig 1942, Nr. 1, S. 1-3, in Paraphrase mit einigen Zitaten wiedergegeben; der Herausgeber hat den Fehler bemerkt und führt das falsche Jahr 1625 als Zitat an, ohne dann aber explizit auf diese Verwirrung der Jahresangabe aufmerksam zu machen.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/368

Weiterlesen

14/02: Journée d’étude de l’IEA de Paris ” Le Second Empire allemand et ses colonies en Afrique”

2014-01-07_1120Journée d’étude organisée par Silvio Marcus de Souza Correa, avec l’Institut d’Études Avancées de Paris

Depuis quelques années le passé colonial de l’Allemagne est interpellé par une nouvelle génération d’historiens, anthropologues et germanistes, notamment de l’Allemagne mais aussi d’ailleurs.

Animée par plusieurs chercheurs français et étrangers, cette journée d’étude envisage une discussion porteuse autour du colonialisme allemand en Afrique. Cette rencontre permettra de lancer un regard croisé sur une histoire coloniale méconnue en France et de poser quelques jalons pour une recherche en histoire du colonialisme allemand vue d’ailleurs.

Infos pratiques:
14/02/2014 – 09:00 – 17:30

IEA de Paris, 17, quai d’Anjou, 75004, Paris

Source: http://paris-iea.fr/evenement/journee-d-etude-le-second-empire-allemand-et-ses-colonies-en-afrique

Quelle: http://trivium.hypotheses.org/590

Weiterlesen

Verpackungsmaterial (Teil 2), Januar 2014

Auf Nachfrage hier eine kleine Erklärung, wie Fotos, Dias, Positive etc. verschiedener Größen eigentlich archivgerecht verpackt werden:

Wichtig ist zuerst immer, dass das Verpackungsmaterial alterungsbeständig und säurefrei ist. Für Fotomaterialien sollten zusätzlich die Anforderungen des Photographic Activity Test (PAT) erfüllt sein, welcher im Rahmen von simulierten Langzeittests prüft, ob das Archivmaterial negative Auswirkungen auf das zu archivierende Fotomaterial hat.

Dias werden in den länglichen Stülpschachteln aufbewahrt.

Dias werden in länglichen Stülpschachteln aufbewahrt.

Für die „normalen“ Fotos gibt es Pergamin-Fototaschen in verschiedenen Größen, ...

Für die „normalen“ Fotos gibt es Pergamin-Fototaschen in verschiedenen Größen, …

...die stehend in den stabilen Fotoboxen verwahrt werden.

… die stehend in den stabilen Fotoboxen verwahrt werden.

Für kleine Fotos, Positive usw. können weichmacherfreie Folienhüllen aus Polypropylen verwendet werden. Durch die seitliche Lochung ...

Für kleine Fotos, Positive usw. können weichmacherfreie Folienhüllen aus Polypropylen verwendet werden. Durch die seitliche Lochung …

...kann man diese in den flachen Boxen abheften.

… kann man diese in den flachen Boxen abheften.

Quelle: http://kriegsfoto.hypotheses.org/93

Weiterlesen