Digitalisierte Quellen – Segen oder Fluch für die universitäre Lehre?
In diesen Tagen beginnt das neue Semester, in dem ich eine Veranstaltung zum Dreißigjährigen Krieg anbiete. In den Mittelpunkt werde ich wie üblich eine intensive Quellenlektüre stellen. Auf diese Weise möchte ich grundsätzliche Probleme dieser Zeit und mögliche historische Herangehensweisen exemplifizieren. Das Angebot an verfügbaren Quellen für diese Epoche ist mehr als üppig: Eine lange Wissenschaftstradition hat vorzügliche Quelleneditionen auf den Weg gebracht; zu den gedruckten Sammlungen kommen seit einigen Jahren Digitalisate der zeitgenössischen Publizistik in geradezu unübersehbarer Menge. Eigentlich ein Traum für jeden, der sich mit dieser Zeit beschäftigt. Und doch ist mir, gerade mit Blick auf die universitäre Lehre, nicht sonderlich wohl dabei.
Denn der Effekt, den ich damit in der Seminarsituation erziele, ist nicht frei von Enttäuschungen: Die Studierenden fremdeln sehr mit dem Frühneuhochdeutschen, und bevor sie überhaupt die Schwierigkeit der Sprache erfahren, müssen sie die Hürde der Fraktur überwinden. Dabei geht es oftmals so mühsam zu, daß es weniger ein Lesen als vielmehr ein Decodieren wird. Buchstabe für Buchstabe, Wort für Wort. Bei den in dieser Zeit nicht unüblichen syntaktischen Ungetümen verliert man schnell den Sinnzusammenhang. Am Ende sehe ich bei den Teilnehmern oftmals viel Frustration.
Ich kann nicht verhehlen, daß auch meinerseits Frustration aufkommt. Denn meine unerschütterliche Naivität läßt mich immer wieder glauben, daß die Studis sich schon durchbeißen werden, daß sie es irgendwann einfach wissen wollen und daß ihre Zähigkeit am Ende siegt. Dann würden wir nicht nur über verwechselte Binnen-f und ‑s reden, sondern endlich auch zum historischen Inhalt kommen – auf den es ja eigentlich ankommt.
Am Ende muß ich oftmals sehr viel an Analyse und Ergebnissen in die Lerngruppe hineingeben, um überhaupt inhaltliche Fortschritte zu erzielen. Damit läßt sich leben. Aber der Reiz, sich selbst mit zeitgenössischen Druckwerken auseinanderzusetzen, scheint nicht mehr wirklich zu verfangen. Wo ist die Faszination geblieben, nicht nur wissenschaftliche Editionen inklusive umfassender Erläuterungen zu lesen, sondern sich selbst ganz unmittelbar auf die Drucke dieser Zeit einzulassen? Mein Eindruck ist, daß es über die Jahre immer schwieriger wird, die Faszination für diese historische Epoche anhand von Druckwerken zu vermitteln.
Ja, jetzt spricht der alte Mann: Früher war alles besser! Mir selbst gefällt diese Rolle überhaupt nicht, aber was ist da zu tun? Klar, ich kann meine Didaktik überprüfen, und tue mich auch nicht schwer damit, grundlegende Kenntnisse zu Schrift und Druck der Frühmoderne zu vermitteln: Dann muß man eben einige Schritte zurückgehen, von mir aus auch Ansprüche zurückschrauben. Was ich in diesem Kontext aber wirklich bedaure, ist, daß darüber die Zeit für die inhaltliche historische Analyse nur so dahinschmilzt. Die Möglichkeiten, sich im Schrifttum des 17. Jahrhunderts geradezu zu suhlen, waren für einen Historiker nie besser als heute. Und doch scheint es – zumindest in der universitären Lehre – schwieriger denn je geworden zu sein. Oder sehe ich hier einfach zu schwarz?
(Keine Sorge, die Veranstaltung werde ich wie gewohnt durchziehen …)
Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/327
Neue Ausgabe des Soziologiemagazins zum Thema “Kriminalität und Soziale Normen. Wer weicht hier eigentlich wovon ab?”
Kriminalität setzt soziale Normierung voraus, denn ohne eine gesetzte Norm gibt es keine Möglichkeit, von ihr abzuweichen und in der Folge als „kriminell“ zu gelten. Unser Call4Papers fragte nach mehreren Aspekten: Was ist abweichendes Verhalten eigentlich? Wer (oder was) legt … Weiterlesen
Race, class, gender, generation – angewandt auf ein konkretes Beispiel
Am Beispiel des Industriedenkmals "Völklinger Hütte" im Saarland soll anwendungsbezogen gezeigt werden, wie man den geschichtkulturellen Lernort mit Hilfe der Heterogenitätsdimensionen Ethnie, Klasse, Geschlecht und Generation analysieren kann.
Quelle: http://lernen-aus-der-geschichte.de/Online-Lernen/content/11455
Video-Tipp | Webinar: Geschichtslernen mit digitalen Medien. Was geht?
Auf Lernen aus der Geschichte steht jetzt das Video des Webinars Geschichtslernen mit digitalen Medien vom 11. September 2013 zur Verfügung.
Radio France: Ausrufer im Mittelalter
Offenstadt, Nicolas: En place publique: Jean de Gascogne, crieur au XVe siècle. Paris: Ed. Stock, 2013. [Verlags-Info]
A travers la vie de Jean de Gascogne, crieur public actif dans la région de Laon durant la seconde moitié du XVe siècle, l'historien étudie une profession fondamentale dans la société et la politique médiévale. Il montre comment les crieurs itinérants relayaient les ordres du pouvoir et la loi en transmettant dans l'espace public la parole des autorités.
Lectures : Jean-Pierre Leroux
Invité(s) :
Nicolas Offenstadt, historien, maître de conférences à l'Université Paris I Panthéon-Sorbonne.
Julien Briand, chargé de cours à luniversité Paris 1 Panthéon Sorbonne
Die Welt der Antike und die Realität der Moderne
Über ein Lehrer-Schüler-Verhältnis zwischen Zeitgeschichte und der Antikenforschung..
Gesellschaftliche und politische Prozesse, die intensive Auseinandersetzung mit der eigenen kulturellen Umwelt, Einsichten in die grundlegenden Bedürfnisse des Menschen und die stetige Suche nach dem Ursprung von Problemen – dies sind einige der Aspekte, die Jemand, der sich beruflich mit der Vergangenheit auseinandersetzt, auch für sich selbst und sein Leben zu reflektieren lernt. Und trotzdem scheint es, als stünde gerade die kritische Reflexion des beruflichen Daseins und die Suche nach den Ursachen für dessen Problemen in den historischen Wissenschaften noch immer zurück.
Womöglich ist dieses Problem typisch für die Altertumswissenschaften. Zeitgeschichtshistoriker haben verstärkt die Entwicklungen von Gesellschaft, Politik und Wissenschaft der letzten Jahrzehnte im Blick und bekommen zudem für ihre Erkenntnisse stärkeres gesellschaftliches Feedback. Die Altertumswissenschaften haben – weitgehend abgesehen von “spektakulären” archäologischen Entdeckungen – jedoch viel von ihrem öffentlichen Ansehen und ihrer Anwendbarkeit verloren, ihre Bedeutung wird angezweifelt. Dass es ohne Zweifel eine über die Wissenschaft hinausgehende Bedeutung gibt, muss einem Fachmann kaum erklärt werden.
Aus der Zeitgeschichte lernen – aber was?
Der Erklärungsbedarf besteht vielmehr gegenüber der Öffentlichkeit. Und hier liegt das Problem: Zwar ist man sich über dieses sinkende Ansehen der Geisteswissenschaften bewusst, in dem auch die marginale politische Aufmerksamkeit und zumindest zum Teil ebenso die sinkenden Fördermittel begründet sind, wie die zahlreichen Publikationen der letzten Jahre zu diesem Thema zeigen. Hier schreiben anerkannte Wissenschaftler über die Bedeutung ihrer Fächer. Da solche Sammelbände aber Fachliteratur sind und primär Fachpublikum erreichen, verfehlen sie ihre eigentlichen Zielgruppen und Wirkung.
Wie die entsprechende Zielgruppen aber angesprochen werden können, scheint noch immer ein Rätsel zu sein – eines, das auch nicht unbedingt entdeckt werden will. Nach wie vor zählt eine Laufbahn in der Medien- und Vermittlungsarbeit, in der Wissenschaftskommunikation, im Wissenschaftsmanagement, in der Wissenschaftspolitik oder auch im Verlagsbereich weniger als eine Tätigkeit im Fach. Anstellungen an Universitäten oder Forschungsinstitutionen werden als Ziel eines entsprechenden Studiums vermittelt, an Vorbereitung für andere Berufswege mangelt es. Hieran wird der fehlende kritische Umgang mit den veränderten beruflichen Umständen deutlich. Aufgrund veränderter Wertschätzung zugunsten anderer Bereiche erhält längst nicht mehr jeder qualifizierte Absolvent der (alt)historischen Wissenschaften ein Stipendium oder eine – wohlgemerkt besfristete – Anstellung als wissenschaftlicher oder Projektmitarbeiter. Zudem nehmen die Zahlen der Professuren ab, die Elite wird schmaler, die Chancen sinken. Wie auch kürzlich in der Zeit zu lesen war, ist es nicht selten, dass man mit 4o noch zum wissenschaftlichen Nachwuchs zählt, obwohl man bereits seit ca. 2o Jahren in diesem Bereich tätig ist, Aufstiegschancen außerhalb der Professur aber selten sind.
Was scheinbar vergessen wird, ist, dass nicht mehr nur die Wissenschaftler die Zukunft ihrer Disziplin sichern. Diese ist immer stärker an öffentliche Aufmerksamkeit und damit an diejenigen geknüpft, die wissenschaftliche Inhalte zu kommunizieren verstehen. Egal ob Journalist, Pressesprecher oder die Experten selbst – Herunterbrechen ist das Zauberwort. Hinzu kommen Kreativität, Spaß und die Angst vor dem Niveauverlust, die mit populärwissenschaftlichen Arbeiten oft einhergeht. Populärwissenschaftlich wird beinahe zum Schimpfwort. Die Vielfalt der Möglichkeiten aber wächst. Multimediale E-Books, Histo-Caching- und Zeitreise-Apps, virtuelle Museen oder Science Slams bieten nicht nur für jede Zielgruppe, sondern auch für jeden Content-Vermittler das Richtige, egal ob in Form von Bild, Video, Text oder Präsentation. Und gerade historische Inhalte, die unzählige erzählbare Geschichten enthalten, und die geisteswissenschaftlichen Fähigkeiten des übergreifenden Arbeitens, Erzählens und Präsentierens scheinen die ideale Grundlage, um “was mit Medien” zu machen.
Warum aus der Zeitgeschichte lernen?
Nun ist zu diesem Thema schon viel geschrieben worden und Änderungen nehmen nur langsam Form an. Dies wurde mir erneut deutlich, als ich kürzlich auf die Fachzeitschrift “Wissenschaftsmanagement” stieß und bereits beim Editorial feststellte, dass die thematisierten Probleme – Management, Personal, Marketing – exakt jenen entsprechen, die auch für den Kulturbereich im weitesten Sinne gelten. Dabei sollte ein kritischer Umgang mit den Entwicklungen der letzten Jahre verdeutlichen, dass der Weg zur Besserung in den Wissenschaften selbst beginnen muss. Wie der Wahlkampf gezeigt hat, ist das Thema politisch noch immer unterpräsentiert. Technologische Innovationen, Wachstum in der Kreativwirtschaft und sichere Arbeitsbedingungen an den Universitäten sollen gefördert werden, Geisteswissenschaften aber wurden seltener erwähnt als Kultur- oder Bildungspolitik. Notwendig ist Aufmerksamkeit – und gerade in der Zeit des Social Web bekommt man diese nicht geschenkt. Das große mediale Feedback und die Empörung der Menschen gegenüber den Kürzungsplänen in NRW haben aber gezeigt, dass es durchaus möglich ist, dass Thema auf die Tagesordnung zu bringen.
Ein wichtiger Punkt hierbei ist, dass sich die universitär tätigen Historiker selbst die Anwendung ihrer Ergebnisse selbst sehr passiv gestalten. Diese aber spielen eine besondere Rolle. Zum einen, weil sie, wie oft thematisiert wurde, die Bedeutung wissenschaftlicher Arbeit durch ihren Kontext zu Problemen der Gegenwart aufzeigen können und zum anderen, weil Fachbereiche wie Geschichte und Archäologie nicht nur zur deutschen Wissenschafts, sondern auch zur Kulturlandschaft gehören. Trotzdem scheint es, als ordneten sich hier angesiedelte Wissenschaftler nicht in den Bereich der Kultur ein. Mit mehr Ausrichtung auf museale oder Verlagsarbeit wäre dies aber möglich und würde Positives mit sich bringen. Auch scheint der Blick von außen ein anderer zu sein, denn nicht umsonst gehören archäologische Fachämter in den Bundesländern zu Kulturabteilungen oder unterstehen Ministerien für Bildung und Kultur. Kultur hat im Kulturstaat trotz sinkender Gelder ein sehr hohes Ansehen – ein höheres als die Geisteswissenschaften. Diese sollten also bemüht sein, sich der gelebten Kultur anzunähern, um stärker wahrgenommen zu werden.
Leider überrascht es trotzdem wenig, dass erst kürzlich ein Buchprojekt gescheitert ist, dass es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Bedeutung historischer Wissenschaften für eine politische Zielgruppe aufzubereiten. Ansätze gibt es hier viele: Kulturgüterschutz in der internationalen Politik, das Zusammenwachsen der EU unter dem Blickpunkt einer langen gemeinsamen Vergangenheit, lokale Archäologie und die Suche nach Identität, Raubgrabungen als Verbrechen, Archäologie im Heiligen Land und kulturelle Interessen, Geschichte der Archäologie und internationale Konflikte, Archäologie, Evolution und die Entwicklung des Menschen usw. Obwohl in einem solchen Projekt also offensichtlich eine Chance liegt, sich Aufmerksamkeit zu verschaffen, weitreichende Problemfelder anzusprechen und die richtige Zielgruppe zu erreichen, scheiterte das Projekt an zu wenig Bereitschaft von Seiten der Archäologen, Historiker und Altertumswissenschaftler, sich zu beteiligen.
Auch der kurze Aufschrei, die Medienbeiträge und das öffentliche Interesse, die mit den Kürzungen in NRW einherging, ebbte mit der Übergabe der Petitionso schnell wieder ab, wie er gekommen waren. Bis Ende September musste man mangels weiterer Möglichkeiten seines Schicksals und weiterer Entscheidungen harren. Nun gab die Landesregierung den Haushaltsentwurf der DGUF bekannt, dass es 2014 indirekte weitere Kürzungen um über 50% geben werde und dass der Umstieg auf Darlehen weiterhin geplant sei. Die Chancen für eine bessere Unterstützung 2015 stehen demnach schlecht, die öffentliche Empörung und über 20.000 Unterschriften scheinen umsonst und ein umfangreiches Aufrütteln von Seiten der Fachwelt notwendiger denn je.
Diesen Schluss zieht auch die DGUF selbst: “Die anwesenden Politiker betonten, wie schwierig es für sie angesichts der generellen Haushaltslage und beschlossenen Schuldenbremse sei, ihre Kollegen zu einem konkreten Einstehen für die Belange von Archäologie und Baudenkmalpflege zu bewegen. [...] Ott sagte: “Wenn es gute konkrete Argumente gibt und Auswirkungen, die belegen, dass die Kürzungen für die NRW-Archäologie nicht annehmbar sind, werden wir diese Argumente wägen.” Aus DGUF-Sicht sind damit Situation und Botschaft klar: Nur wir Fachleute können diese Argumente liefern. Jetzt ist jeder einzelne Archäologe und Baudenkmalpfleger gefordert, in den nächsten wenigen Wochen das Gespräch mit seinen Wahlkreisabgeordneten der Regierungsfraktionen zu suchen.“
Spätestens hier sollten auch Historikern der Vormoderne neben den für sie wichtigen Entwicklungen der Zeitgeschichte auch bewusst sein, dass Revolutionen, Änderungen, Befreiungen und Innovationen zumeist aus den betroffenen Schichten kamen, die Lösungen erarbeiteten und oft auch durchsetzten. Dieses Wissen auf die eigenen Probleme anzuwenden scheint demnach etwas zu sein, was auch Vergangenheitsexperten noch aus der Geschichte lernen können.
Fundstücke
- Der Tagesspiegel fordert einen Stopp für Mahnmalkitsch.
- Imperiale Karte des Mittleren Ostens, interaktiv (Englisch)
- How soldiers die in battle (Englisch)
- Warum junge Demokraten besonders die 1920er interessant finden (Englisch)
Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2013/10/fundstucke_14.html
Versuch über Romangattungen 2. Teil
Zur Erinnerung: Ziel meiner Überlegungen ist eine Liste mit deutschsprachigen Romangattungen zu erhalten. Der erste Schritt bestand darin, Komposita der Form x + roman aus den Unigrammen von Google-Books zu extrahieren. Im zweiten Schritt geht es nun darum, diese Liste mit Gattungsbezeichnungen der Form Adjektiv + Roman zu ergänzen, also ‘psychologischer Roman’, ‘philosophischer Roman’ usw. Quelle dafür sind diesmal die Bigramme von Google-Books, insgesamt 725 Dateien mit 388 GB Daten (komprimiert rd. 62 GB). Ergebnis des ersten Druchlaufs ist eine Liste, die auch viele Adjektive enthält, die keine Gattungen bezeichnen, z.B. ‘schöner Roman’, ‘englischer Roman’, ‘barocker Roman’. Eine manuelle Durchsicht reduziert das auf rd. 130 Gattungsbegriffe:
Wieder dominiert ein Begriff so sehr, dass man ihn besser aus der Liste löscht:
Der nächste Schritt besteht nun offensichtlich darin, die Liste mit den Komposita, die inzwischen auf rd. 385 Einträge eingedampft wurde, und diese zusammenzuwerfen, so dass man die rd. 500 Gattungsbezeichnungen auf einmal sichten kann:
Spätestens hier wird deutlich, warum es wichtig wäre, bei Untersuchungen dieser Art direkten Zugriff auf die Daten zu haben, die den Ngrammen zugrunde liegen, und warum das Arbeiten mit den Google-Ngrammen erfreulich und frustrierend zugleich ist. Ich kann hier nur vermuten, dass das Übergewicht des historischen Romans und des Kriminalromans dadurch zustandekommen, dass es sich dabei um Untertitel handelt. Entfernt man die beiden Begriffe und außerdem ‘Zeit-’ und ‘Bildungsroman’, kommt ein deutlich gleichförmigeres Feld zum Vorschein:
Die Begriffe lassen sich nach der Art ihrer Klassifikation unterscheiden. Für die 150 häufigsten Begriffe ergibt das diese Aufteilung der Gattungsbegriffe:
Handlungswelt/Thema: historischer – Zeit – Ritter – Gesellschafts – Staats – Zukunfts – utopischer – Kriegs – sozialer – psychologischer – höfischer – Gegenwarts – politischer – Heimat – Schäfer – Geschichts – Bauern – Exil – Sitten – Räuber – geschichtlicher – Spionage – Revolutions – phantastischer – Sozial – Großstadt – Adoleszenz – See – Agenten – Kolonial – Ehe – proletarischer – Arzt – Hirten – Generationen – sozialkritischer – Stadt – Universitäts – Dorf – Betriebs – Helden – heroischer – Berg – Produktions – Theater – erotischer – Märchen – Wende – religiöser – Indianer – christlicher – Industrie – Schul – Bewußtseins – Wildwest – sozialistischer – Geheimbund – Professoren – Widerstands – revolutionärer – Amerika – pornographischer – Hexen – Problem – exotischer – Raum – philosophischer – Ideen
Medium: Fortsetzungs – Prosa – Zeitungs – Kurz – Kolportage – Vers – Feuilleton – Heft – Illustrierten – Doppel – dramatischer – Foto – Experimental – experimenteller – Kunst – Heftchen – Groschen – Hintertreppen – Anti – Ich – Brief – Tagebuch – Dialog – Montage – Original – Arbeiter
Plotstruktur: Kriminal – Bildungs – Entwicklungs – Detektiv – Abenteuer – Liebes – Schelmen – Erziehungs – Künstler – Reise – pikaresker – galanter – biographischer – Abenteurer – Initiations – Erinnerungs – Desillusions – tragischer – Schicksals
Wirkung: Schauer – Unterhaltungs – satirischer – komischer – humoristischer – sentimentaler – Sensations – empfindsamer – Antikriegs – gesellschaftskritischer – Thesen – zeitkritischer
Realitätsbezug: autobiographischer – realistischer – Schlüssel – Tatsachen – Dokumentar – dokumentarischer – Reportage
Adressaten: Familien – Frauen – Jugend – bürgerlicher – Kinder – Volks – populärer – Populär
Wertung: Trivial – Tendenz – Schund – Mode – Kitsch – Epochen – Meister – Massen
In gewisser Weise ist damit die Arbeit erst einmal beendet: die Suche nach dem ‘System’ der deutschsprachigen Romangattungen hat ungefähr 500 Begriffe ans Licht gebracht. Leider sind 500 Kategorien für meine Zwecke viel zu viel. Will man brauchbare Einteilungen für das maschinelle Lernen haben, braucht man viele Beispiele für eine Kategorie, selbst bei 2000 Romanen wären das also eher 10 Kategorien als 100. Eine Lösung besteht könnte darin bestehen, eine Gruppe zu nehmen und die Genres unter Oberbegriffen zusammenzufassen. Es bietet sich an davor noch die beiden Gruppen ‘Handlungswelt/Thema’ und ‘Plotstruktur’, die ohnehin eng verwandt sind, zu einer zu vereinen und dann unter inhaltlichen Gesichtspunkten Oberbgriffe zu bilden. Da viele der Genres doch sehr epochenspezifisch sind oder sonstwie zeitlich gebunden, geht das nicht ohne eine gewisse Gewaltsamkeit:
Zeit und Gesellschaft: Zeit – Gesellschafts – Gegenwarts – Ehe – Generationen – Großstadt – Stadt – Heimat – Sitten – sozialer – Sozial – sozialkritischer – sozialistischer – Revolutions – Widerstands – revolutionärer Wende – Universitäts – Professoren – Dorf – Bauern – Betriebs – Produktions – proletarischer – Industrie – Schul – Theater – Kolonial – Hirten – Schäfer – Schelmen – pikaresker – Reise – Raum
Individuum und Entwicklung: Bildungs – Entwicklungs – Erziehungs – Künstler – Adoleszenz – biographischer – Schicksals – tragischer – Bewußtseins – psychologischer – Desillusions – Initiations – Erinnerungs
Populärer Unterhaltung: Zukunfts – Räuber – Spionage – phantastischer – utopischer – Wildwest – Kriminal – Detektiv – Abenteuer – Liebes – Indianer – Kriegs – Agenten – Arzt – erotischer – pornographischer – Geheimbund – Berg – galanter – Hexen – Märchen – exotischer – historischer – Ritter – Geschichts – geschichtlicher – See
Ideen: philosophischer – Ideen – Staats – politischer – utopischer – Problem
Religion: heroischer – Helden – religiöser – christlicher
Ob diese Einteilung sich in der analytischen Praxis bewährt, muss sich erst noch zeigen. Andere Vorschläge sind jederzeit willkommen.
PS: Genres nach Häufigkeit sortiert: Download der Gattungsbezeichnungen. [Edit: Die Daten können gerne nachgenutzt werden. Sie stehen unter einer Creative Commons By Lizenz]
PPS: Der utopische Roman kommt mit Absicht in zwei Kategorien vor.
Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2384
Neuer Verlag der Historischen Zeitschrift: Folgen für Rezensions-Digests
Der wissenschaftliche Verlag De Gruyter hat Anfang 2013 Oldenbourg Wissenschaft und Akademie aufgekauft. Die Online-Ausgaben der Historischen Zeitschrift (HZ) sind daraufhin neu verlinkt worden. Deswegen funktionieren die Verlinkungen in den Rezensions-Digests zu den Artikeln der HZ nicht mehr. Lösen lässt sich das Problem für die bisher veröffentlichten Digests, indem man die DOI-Nummer im Link hinter http://dx.doi.org/ (dem sogenannten Resolver) in die Adressleiste des Browsers eingibt. Hier ein Beispiel:
Jürgen Overhoff: Rezension zu: Robert J. Allison: The American Revolution. A Concise History. Oxford/New York/Auckland 2011, in: HZ 295, Nr. 1, S. 199, 01.09.2012.
http://www.oldenbourg-link.com/doi/full/10.1524/hzhz.2012.0407
Die DOI-Nummer (hier unterstrichen) beginnt immer mit einer Ziffer. Wenn Sie die Nummer hinter http://dx.doi.org/ in die Adressleiste eingeben (Bsp.: http://dx.doi.org/10.1524/hzhz.2012.0407) werden Sie automatisch auf den Artikel weitergeleitet, der sich jetzt auf der Homepage des De Gruyter-Verlags befindet.
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