„Autorität und Freiheit sind keineswegs Gegensätze“ Auf den Spuren von Hannah Arendt
Lange vor den heftigen Kontroversen der 68er Revolte hat sich die politische Philosophin Hannah Arendt mit dem Reizthema Autorität und Politik befasst.
Quelle: http://lernen-aus-der-geschichte.de/Online-Lernen/content/10917
Informationswissenschaftler/in für die Epigraphische Datenbank Heidelberg gesucht
Am Seminar für Alte Geschichte und Epigraphik der Universität Heidelberg, Forschungsprojekt Epigraphische Datenbank Heidelberg (EDH / HAW), ist zum 01.04.2013 die volle Stelle eines/einer
Informationswissenschaftler/in (E 13 TV-L)
befristet bis zum 31.03. 2016 zu besetzen.
Aufgabenbereiche:
- Projektmanagement im Rahmen des von Europeana geförderten Best Practice Network „EAGLE – Europeana network of Ancient Greek and Latin Epigraphy“
- Koordinierung eines zentralen Work Package des Netzwerks mit den Schwerpunkten content aggregation, content harmonisation guidelines, IPR, GIS, terminologies
- Vorbereitung und Mitdurchführung von workshops sowie regelmäßige Berichterstattung zum Fortschritt der Tätigkeiten gegenüber der Europäischen Kommission
Qualifikations- und Anforderungsprofil:
Abgeschlossenes Studium der Informationswissenschaften bzw. Informatik oder der Altertums- bzw. Geisteswissenschaften mit praktisch nachgewiesenen relevanten IT-Kenntnissen
Grundlegend erforderlich
- Fundierte, praktisch nachgewiesene Kenntnisse zu den Bereichen Datenmodellierung & Metadaten Schemata sowie Datenbanken
- Kenntnisse zu XML-Technologien
- Erfahrung im Projektmanagement
- Ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit und die Bereitschaft, proaktiv mit den internationalen Projektpartnern der übrigen work packages in Austausch zu stehen
- Gute Englischkenntnisse
Erwünscht
- Kenntnisse zu den gängigen Scriptsprachen und zu Regular Expressions
- Grundlegende Kenntnisse zum Thema „Linked Data“ und von Techniken des semantischen Web
- Kenntnisse zum „Europeana Data Model“
- Nachgewiesene Affinitäten möglichst zur Epigraphik bzw. weiteren altertumswissen-schaftlichen Disziplinen, zumindest jedoch zu Fächern der Geisteswissenschaften
Bewerbungen sind in elektronischer Form (als eine pdf-Datei) bis zum 21.01.2013 zu richten an epigraphische.datenbank@adw.uni-heidelberg.de.
Die Universität Heidelberg strebt eine Erhöhung des Frauenanteils in den Bereichen an, in denen sie bisher unterrepräsentiert sind. Entsprechend qualifizierte Frauen werden um ihre Bewerbung gebeten. Schwerbehinderte werden bei gleicher Eignung bevorzugt berücksichtigt.
Quelle: http://dhd-blog.org/?p=1176
Der Wikingersturm
von Tim Pleschka -
Inzwischen war es draußen stockfinster geworden. Der Himmel war bewölkt, der Mond kaum zu sehen. Kein Licht ging von ihm aus. Gregor lag wach auf seiner Schlafstädte. Das Schnarchen Bruder Gebhards hielt ihn wach, außerdem war es recht kühl geworden. Zwi-schen den monotonen Geräuschen, die Gebhard von sich gab, herrschte tiefste Stille. Zwei Jahre waren vergangen, seit dem Tage, als der Hof seiner Eltern geplündert und gebrandschatzt wurde. Obwohl er nach seiner Flucht niemals zurückgekehrt war, wusste er, dass seine Eltern den Überfall nicht überlebt hatten. Seinen Vater hatte er sterben sehen. Die Schreie seiner Mutter und die der Magd ließenn ihn auch nach 2 Jahren noch nachts aus dem Schlaf hochfahren. Es waren marodierende Teile eines Heeres, die auf dem Weg in ihre Heimat zufällig das Gehöft antrafen.
Damals flüchtete Gregor in Richtung Norden, versteckte sich im dichten Wald. Bis er einige Tage später auf Ansgar traf, den Erzbischof der Hammaburg. Er gab ihm zu essen, gab ihm Kleidung und bot ihm an, sich seiner anzuschließen. Nach zwei Tagen Fußmarsch erreichten sie die Befestigungsanlage. Die Straße, die zur Burg führte, war gesäumt von kleinen Hütten. Rechts und links boten Händler ihre Waren feil. Sie passierten den Wall und die hölzerne Brücke über den Graben. Und nachdem sie das Tor durchschritten hatten, fühlte sich Gregor nach Tagen das erste Mal wieder einigermaßen sicher.
Der Kampf gegen die Sachsen im Norden
Es ist das Jahr 845. Seit fast zwei Jahren lebt Gregor bereits hier im kalten Norden als Novize in der Hammaburg. Sachsen bewohnten das Gebiet, wo Elbe, Bille und Alster zusammentreffen, bereits im 7. Jahrhundert. Sie betrieben Ackerbau und Viehwirtschaft. Bis Karl der Große sein Territorium zu erweitern suchte und die Sachsen dem „corpus christianum“ einverleiben wollte. An der Alster sollte ein Stützpunkt etabliert werden, von wo aus die Missionen in den Norden zur Christianisierung der Heiden organisiert werden konnten.
Zum Ausgang des 8. Jahrhunderts, von 794 bis 799, kämpfte der Stamm der Obotriten an der Seite des Frankenkönigs Karls des Großen gegen die Sachsen im nordelbischen Raum. Nach der erfolgreichen Unterwerfung der Sachsen wurden die verbündeten Obotriten hier ange-siedelt.
Zur Grenzsicherung des Frankenreiches und als Puffer zu einer weiteren Bedrohung, den verfeindeten Dänen, gründeten sie hier die geplante Siedlung. Diese hatte aber nicht allzu
lange Bestand. Schon im Jahr 808 griffen die Dänen an, besiegten die Siedler und unterwar-fen sie. Karl der Große, seit dem Jahr 800 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, sah sich gezwungen erneut vor Ort eingreifen zu müssen.
Mit seinem Heer bezwang er die Dänen und besetzte vorerst die eroberten Gebiete. Die Obotriten wurden vertrieben. Die Grenze des Reiches wurde nach Norden ausgedehnt, wodurch schließlich das Gebiet des heutigen Hamburgs gänzlich in das Reichsgebiet der Karolinger einverleibt wurde. 814 verstarb der Kaiser. Doch unter der Herrschaft seines Sohnes, Ludwigs des Frommen, florierte die Siedlung in den folgenden Jahren. Damit sich die Ereignisse nicht wiederholten, wurde zur Sicherung eine Festung begründet und aufgebaut. Die Hammaburg, wie sie in einer päpstlichen Quelle genannt wird, wurde wahrscheinlich in den zwanziger Jahren errichtet.
Eine Burg zum Schutz
Zu Norden hin, zum Schutz vor den Dänen, wurde eine Palisade errichtet. Zudem wurde die komplette Anlage, die die Größe von einem Hektar besaß, durch einen Wall gesichert. Dieser war bis zu 7 Meter hoch und hatte eine Breite von bis zu 15 Metern. Ein Graben, 7 Meter breit und 2 Meter tief umlief das ganze Areal. Von hier aus sollte auch die christliche Missionierung des paganen Nordens betrieben werden. Diese sollte allerdings erst in den dreißiger Jahren durch Ansgar erste Früchte tragen.
Diese Festung war ein Zentralisationspunkt im sonst so städtearmen Norden des Frankenreiches. Festungen solcher Art, Städte, Klöster und Burganlagen zogen Handwerker und Kaufleute an. Im Schutze der Burganlagen konnten sie ihre Waren herstellen oder ihre Dienste anbieten. Für die hergestellten Waren gab es in unmittelbarer Nähe potenzielle Käufer und zudem boten diese befestigten Anlagen im Bedarfsfall Schutz. So entstanden bereits im 8. Jahrhundert die sogenannten Wiken.
Ein Wik ist eine unbefestigte Siedlung, die nur saisonal als Handelsniederlassung dient. Der direkte Zugang zum Wasser ermöglicht das Umschlagen von Handelswaren. Diese werden dort gelagert, gekauft und gehandelt. Zahlreiche solcher Wiken sind aus dieser Epoche in-nerhalb des norddeutschen Raumes bekannt. Im Norden des Karolingerreiches war es nun auch die Hammaburg, die die Händler anzog. Diese bauten in der unmittelbaren Umgebung Hütten aus Holz, Flechtwerk und Lehm. Mittels Pfählen schufen sie Anlegeplätze für die Schiffe.
Marktrecht für die Siedlung
Zwischen den Jahren 808 und 831 florierte die Siedlung am Nordrand des Reiches. In den Jahren des Friedens bildete sich eine stadtähnliche Gesellschaft heraus. Durch Ausgrabungen wissen wir, dass um die Hammaburg mit Waffen, Tuche und Keramik gehandelt wurde. Fischer, Handwerker und Kaufleute ließen sich hier nieder. Die Siedlung aus Burg und Wik bekam das Marktrecht verliehen. Auch einen eigenen Bischof sollte die aufstrebende Stadt bald bekommen.
831 wurde das Bistum Hamburg gegründet. Von der nördlichsten Grenze des Reiches Ludwigs des Frommen, einem Sohn Karls des Großen, sollten die Heiden außerhalb der Grenzen christianisiert werden. Nur ein Jahr später ist das Bistum vom Papst Gregor IV. zum Erzbistum erhoben worden. Alle Kirchen des Nordens sollten ihr unterstehen. Dazu sollten auch die künftigen Kirchen von Slawen, Schweden oder Dänen gehören, die man zum christlichen Glauben noch bringen wollte. Zum Erzbischof ernannte Kaiser Ludwig den Benediktinermönch Ansgar, den Speer Gottes.
Bereits 823, mit 22 Jahren, lehrte und predigte der in Nordfrankreich geborene im Kloster in Corvey an der Weser. Ab 826 zeichnete er sich dadurch aus, dass er in den Norden zog, um dort zu missionieren. Der „Apostel des Nordens“ reiste noch 830/31 durch Schweden, um das Wort Gottes zu verkünden. Kaum ein anderer war bereit, die Strapazen und Gefahren einer solchen Mission auf sich zu nehmen. Der Ausgang einer solchen Unternehmung war stets ungewiss. Die Reaktionen der Heiden auf sein Anliegen waren nicht vorauszusehen und das Reisen selbst war auch nicht ungefährlich. Doch waren seine Reisen mit Erfolg gekrönt. Viele ließen sich bekehren, wechselten zum christlichen Glauben.
Nach seiner Berufung zum Erzbischof ließ er innerhalb der Anlage der Hammaburg eine Taufkapelle errichten. Der Bau aus Holz wurde der Mutter Gottes geweiht. Ein Kloster und eine Bibliothek sollten bald folgen. Heiligenreliquien fanden ihren Weg in die Kapelle. Ansgar missionierte unermüdlich weiter, ließ im Umfeld Schulen, Kirchen und Hospize errichten, nahm sich selbst der Kranken an. Zum Marktrecht der Siedlung folgten bald das Zoll- und Münzrecht. Jedoch dürften 845 in der Hammaburg nicht mehr als 40 oder 50 Menschen ge-lebt haben. In dem Wik waren es wohl an die 200.
Angriff der Nordmänner
Plötzlich fing an Hund an zu bellen und durchbrach die Stille, die zwischen dem Schnarchen einsetzte. Kurz darauf hörte Gregor ein Baby schreien. Draußen wurde es unruhig. Gregor entzündete ein Licht und streifte seine Kutte über. Er stand an der Tür. Lauschte. Auch Gebhard war inzwischen wach geworden. Gregor stieß die Tür auf, trat hinaus und blickte sich um. An der Südseite der Burg wurde es hell. Ein warmer Wind zog an ihm vorüber. Manche liefen wild umher. Plötzlich kam Ansgar aus dem Dunkel auf Gregor zu. Er trug keine Kutte. „Die Nordmänner kommen“. Dann machte er sich schnell wieder davon.
Gregor hatte die Geschichten gehört, die die Händler erzählten. Aus dem Nichts sollen sie auftauchen. Hunderte Schiffe mit Drachenköpfen. Die Loire sind sie hinaufgesegelt, haben Nantes, Toulouse und Paris dem Erdboden gleichgemacht. Niemand soll sie aufhalten können, die Geißeln Gottes. Niemand kann sich retten. Und Herr Bernhard, der Vertreter des fränkischen Königs und Befehlshaber, war gestern abgereist.
Gregor fand Ansgar in der Marienkirche, der dort die Reliquien und anderes in Beutel stopfte. Er werde nach Süden reiten, nach Bremen. Für die Verteidigung sei es zu spät. Man müsse fliehen.
Gregor lief zurück zu seiner Hütte. Bruder Gebhard war nicht mehr da. Er schnappte sich was er konnte und lief wieder hinaus. Als er nach Süden blickte, sah er, dass es brannte. Am Feuer vorbei liefen etliche Gestalten. Gregor erkannte nur deren Umrisse. Sah, wie diese scheinbar größer wurden, sich näherten. Dann plötzlich zerstreuten sie sich in alle Richtungen. Schnell schlich er hinter die Hütte, wo er sich vorerst versteckte.
Es wurde immer heller. Das Feuer breitete sich aus. Menschen liefen brennend aus ihren Hütten. Gregor sah im Schein der Flammen, wie zwei bärtige Männer, mit Pelz bekleidet, einen seiner Brüder mit einer Axt erschlugen. Er wehrte sich nicht. Von der anderen Seite näherten sich drei Gestalten der Hütte, hinter der er sich versteckte. Im Schatten der Flammen schlich er von Hütte zu Hütte weiter in Richtung Tor. Bettelnde Mönche wurden auf den Platz gezerrt. Sie flehten, baten um Gnade und um ihr Leben. Nach einem Schlag auf den Kopf verstummten sie und sackten zusammen. Hin und wieder hörte man ein Lachen oder das Schreien von Frauen. Eine schrie in der Hütte hinter der sich Gregor gerade verschanzte. Dazwischen das Gelächter mehrerer Männer. Ein dumpfer Schlag, dann wurde es still in der Hütte.
Flucht aufs freie Feld
Gregor hielt einen Augenblick inne. Dann schlich er weiter zu dem Tor, noch immer hinter der Häuserreihe. Als er das Tor erreichte, lief er los. Durch das Tor, durch den Wik aufs freie Feld hinaus. Links im Fluss sah er die Schiffe stehen. Zehn, vielleicht zwölf, vielleicht mehr. Das Baby schrie nicht mehr. Auch der Hund hatte aufgehört zu bellen. Gregor erreichte den Wald und kroch in das Dickicht.
Erst nach zwei Tagen verließen die Wikinger die Hammaburg. Einige Frauen nahmen sie mit sich. Brüder oder andere Männer sah Gregor nicht unter ihnen. Sie beluden die Schiffe, und fuhren nach Norden ab. Er wartete noch, bis die Sonne aufging. Dann ging er zurück zur Burg. Es war noch immer heiß hier. Manches glühte noch und Rauch stieg auf. Etliche Leichen lagen verstreut. Dazwischen einzelne Körperteile, nackte Frauen. Vorräte und Wertgegenstände waren nicht zu finden.
Gebhard und ein weiterer Bruder kamen ebenfalls zurück zur Burg. Sie berichteten, dass Ansgar hatte entkommen können. Er sei nach Süden geflüchtet, nach Bremen. Nach kurzer Verweildauer wurde den Mönchen klar, dass hier für sie nichts weiter zu tun sei. So machten sie sich schließlich auch nach Süden auf.
Nach der Plünderung der Wikinger war die Hammaburg zerstört. Sie wurde nicht wieder er-richtet. Zwei Jahre nach der dem Vertrag von Verdun und der Teilung des Frankenreiches war die Hammaburg den Einfällen der Wikinger schutzlos ausgeliefert. Inwieweit der Wik hingegen zerstört wurde, lässt sich nicht rekonstruieren. Allerdings erholte dieser sich rasch von dem Angriff und breitete sich weiter aus.
Ansgar blieb in Bremen, das 848 dem Erzbistum Hamburg angeschlossen wurde. Fortan wurde es von Bremen aus verwaltet. Ansgar leitete das Erzbistum Hamburg-Bremen bis zu seinem Tode im Jahr 365. Die Missionierung des Nordens blieb nicht flächendeckend. Die einzelnen Erfolge Ansgars waren nicht von Dauer. Und durch die Zerstörung der Hammaburg unterlag die Christianisierung der Heiden beinahe 100 Jahre dem Stillstand.
Literatur:
- Marlies Lehmann-Brune, Harald G. F. Petersen: Hamburg. Geburt einer Weltstadt, Nor-derstedt 2012.
- Eckart Klessmann: Geschichte der Stadt Hamburg, Hamburg 2002.
- Manfred Krieger: Geschichte Hamburgs, München 2006.
- Hans K. Schulze: Vom Reich der Franken zum Land der Deutschen. Merowinger und Karolin-ger, aus der Reihe Siedler Deutsche Geschichte, Bd. 2, Berlin 1998.
Quelle:
- Rimbert: Vita Anskarii, Übersetzt von G. Waitz, Hannover 1884.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser? Über rechtswidrige Polizeigewalt
Gewalt und Gewaltanwendung werden vor allem dort gelebt wo Menschen wütend und verzweifelt sind und wo sogar der Spaß an der Verletzung anderer, ob körperlich oder psychisch, vorhanden ist. Es sind mitunter Machtspielchen, das Gefühl von Kontrolle über andere und das bloße Bedürfnis sich auf Kosten anderer “abzureagieren”. Nicht nur im privaten Raum, vor vielerlei Augen verborgen, sondern gerade im öffentlichen Raum, wo viele Menschen Zeuge und Beobachter von solchen Gewaltanwendungen werden, häufen sich solche Fälle.
Uns begegnet eine ganze Bandbreite von Akteuren, ob nun die “Krawalltouristen” auf öffentlichen Demonstrationen oder politisch oder religiös rivalisierende Gruppierungen, Ausschreitungen von Hooligans nach Fußballspielen, sogenannte “Kleinkriminelle” auf der Straße und so weiter. Man muss gar nicht stigmatisieren, aber bereits nach einem kurzen Blick in die Tageszeitung stößt man auf die Bezeichnungen der Akteure oder Gruppen, die im öffentlichen (und privaten) Raum, als gewaltausübend eingestuft werden.
Häufig vergessen werden aber dabei diejenigen, die als Freund und Helfer dem Bürger zur Seite stehen sollen und vom Staat dazu beauftragt sind die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten bzw. sie wiederherzustellen. Denn wie steht es eigentlich um die rechtswidrige Gewaltausübung der Polizei im öffentlichen Raum und wie kann man die von ihr ausgeübten gewaltsamen und damit strafbaren und rechtswidrigen Übergriffe aufspüren und sie womöglich präventiv verhindern?
So wie man besser bei älteren Hamburger Polizeibeamten den Namen „Fritz Sack“ nicht erwähnt, so sollte man bei der Los Angeles Polizeibehörde den Namen „Rodney King“ weglassen. Rodney King ist kein Fritz Sack, aber dennoch haben sie ein gemeinsames Thema: Die Kontrolle der Polizeibehörde. Welche Grenzen sind der polizeilichen Arbeit gesetzt, wo endet Gewalt als Befugnis und wo fängt Gewalt als Repression an?
Rodney King war mit Sicherheit kein Heiliger. Drogenmissbrauch, Drogenschmuggel oder körperlichen Verletzung wurden ihm vorgeworfen; er wurde deswegen strafrechtlich verfolgt und auch belangt.
Dennoch liefern seine eigenen Vergehen keine Entschuldigung oder auch nur annähernd eine Erklärung für die brutale Gewalt der Polizisten ab, die ihm am 3. März 1991 widerfuhr. Rodney King wurde am besagten Tag von der Polizei aus Los Angeles (L.A.P.D.) in seinem Auto angehalten. Da er alkoholisiert war und eine Bewährungsstrafe auf ihm lastete, versuchte er zu fliehen. Doch die vier Polizisten konnten die Verfolgung aufnehmen und King verhaften. Was bei dieser Verhaftung noch passiert ist, nahmen einige Einwohner mit ihren Amateurkameras auf. Aus diesen Aufnahmen ging hervor, dass King ca. 50-mal mit dem Schlagstock traktiert wurde und weitere sechs Tritte erleiden musste. Auch als King bereits am Boden lag machten die Polizisten weiter.1 Zwar wurden die Polizisten vor Gericht gestellt, doch sie wurden in dem darauffolgenden Prozess im Jahre 1992 wieder freigesprochen, weil keine rechtsstaatlichen Anhaltspunkte für diese Tat gefunden werden konnten (obwohl zufälligerweise Bewohner mit Amateurkameras alles aufgezeichnet haben und die ganze Situation rekonstruiert werden konnte). Als besonders belastend empfanden afroamerikanische Einwohner die Tatsache, dass kein einziger Schwarzer in der Jury saß2. Das so etwas zu Frustration und Wut führt ist verständlich. Schon davor haben viele Afroamerikaner kritisiert, dass die Polizisten das racial profiling praktizieren. Rodney King war nur ein weiteres Indiz dafür. Nachdem die Polizisten vor Gericht freigesprochen wurden, wurde die Wut der Bürger immer größer und artete in der brutalsten Massendemonstration aus, die Los Angeles je gesehen hatte. Die Los Angeles Riots 1992 zeigte der LAPD, dass sie was ändern musste. Es gab einige Veränderungen, z.B. wurde ein Gesetz gegen das racial profiling erlassen, in einem zweiten Prozess wurden zumindest zwei Polizisten strafrechtlich belangt und die Bürger wurden mehr in die Polizeiarbeit integriert. Noch aber hat niemand an eine unabhängige Kontrollinstanz gedacht.
Eine Kontrolle der Polizei?
Auch in Deutschland gibt es immer wieder Polizeiskandale. Es kommt zu brutalen und unbegründeten Gewaltakten der Polizei gegen Einzelne. Ob es sich nun um die Tatbestände in Hamburg im PK 11 handelt, wo es zu strukturellen Diskriminierung und Misshandlung von Schwarzafrikanern kam, oder um Fälle wie Stephan Neisius oder Oury Jalloh. Beide sind auf tragische Art und Weise durch Polizeigewalt ums Leben gekommen. Die Umstände des Todes bei Oury Jalloh sind bis heute ungeklärt. Wie genau der Brand zustande kam, warum nichts getan wurde und der Verhaftete in der eigenen Zelle verbrannt ist, weiß die Öffentlichkeit bis heute nicht wirklich. Die Polizisten wurden in erster Instanz freigesprochen. Auch Oury Jalloh war kein “Heiliger”, aber die Personen auf der „anderen Seite“ sind es auch nicht. Viele Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International prangern die nicht vorhandene Transparenz in den Ermittlungen und den “Korpsgeist” innerhalb der Polizei an. Zu Recht.
Das “Vertrauen in unseren Rechtsstaat”, heißt es da, sei dadurch “nachhaltig gestört”3. Zudem ist insgesamt nur schwer Vertrauen aufzubauen, wenn man als Bürger weiß, dass die Kontrollinstanz der Polizei praktisch sie selbst ist. Das hat einen gewissen undemokratischen Beigeschmack. Besonders wenn man weiß, dass in der Polizei der „Korpsgeist“ herrscht. Das ist so als ob die Mafia den Prozess gegen die eigene Familie vorbereiten sollte. Da ist es klar, dass einige Informationen „verloren“ gehen können. Etwas wissenschaftlicher hat es der Kriminologe Werner Lehne formuliert:
„Eine altbekannte Problematik rechtsstaatlich organisierter Polizeien ist die angemessene Reaktion auf polizeiliches Fehlverhalten. In erster Linie resultiert diese Problematik daraus, daß es die Polizei selbst und die mit ihr eng kooperierende Staatsanwaltschaft sind, denen die Aufgabe zukommt, polizeiliches Fehlverhalten zu ermitteln und ggf. zur Anklage zu bringen. Allein das führt zu einem erheblichen Mißtrauen dahingehend, ob solche Ermittlungen mit der notwendigen Neutralität und Intensität geführt werden.“4
Allein aus diesem Grunde wäre eine unabhängige Kontrollinstanz zu befürworten. Doch damit ist den Opfern von Polizeigewalt noch keine Gerechtigkeit wiederfahren. Wie sollte so eine Kontrollinstanz aussehen und welche Rechte und Pflichten hätte sie?
Solch eine Instanz sollte zum Einen nicht in einer „Gutmenschmanier“ den Polizisten mit erhobenem Finger ständig aufzeigen, was sie falsch machen und warum all diese Fehler ihnen selbst niemals unterlaufen würden. Dass das nicht auf Jubelrufe seitens der Polizei stößt ist selbstverständlich.5 Denn nicht alles was die Polizei macht ist schlecht. Stattdessen sollte sie die Polizeiarbeit kontrollieren und im Falle einer Gewalttat die Situation objektiv analysieren und ggf. eine strafrechtliche Verfolgung möglich machen. Das Ziel dieser Kontrolle sollte so formuliert sein, wie es Amnesty International in Deutschland versucht zu umschreiben: Eine unabhängige Kontrollinstanz soll „die größtenteils sehr gute Polizeiarbeit strukturell unterstützen und verbessern, und letztlich durch mehr Transparenz und Verantwortung bei der Polizei auch das Vertrauen in die Polizei stärken“6 .
Durch solch eine Art von Transparenz könnte das Vertrauen in den Rechtstaat wieder hergestellt werden. Das was Werner Lehne zu Recht als größten Kritikpunkt nennt, wäre mit einer unabhängigen Kontrollinstanz zerschlagen. Das sollte der Polizei auch deswegen am Herzen liegen, als dass es nicht zu solch einer Situation wie in Los Angeles 1992 führen möge. Aber fehlendes Vertrauen und immer größer werdende Abneigung kann sich in Frustration und Wut entladen. Es ginge nicht darum ein mächtigeres Instrument als die Polizei zu erschaffen, sondern auf gleicher Augenhöhe die Arbeit der Polizei zu hinterfragen. Denn wenn wir strafrechtlich fundiert einen Menschen Gewalt antun (ohne aus Notwehr zu handeln) dann sollten wir dafür belangt werden, gleichgültig ob wir eine Dienstmarke tragen oder nicht.
Auch das Beispiel Polizeikommission in Hamburg hatte genau das Ziel – die Polizei effektiv und demokratisch zu kontrollieren – und hat es dennoch nicht erreicht. Warum nicht? Warum scheint das Modell einer Kontrollinstanz nicht zu funktionieren?
Warum gibt es rechtswidrige Polizeigewalt?
Zu aller Erst wäre es wertvoll eine genauere Unterscheidung zu unternehmen, was eigentlich die Polizisten zu dieser Gewaltbereitschaft und Brutalität führt. Ist es ein strukturelles Problem? Das heißt, sind es im Vorhinein gewaltbereite Menschen, die nur die Machtinstitution Polizei nutzen um ihre „Vorlieben“ legal auszuleben7. Oder aber sind es individuelle und unterschiedliche Faktoren die dazu führen, dass einige Polizisten in gewissen Situationen brutal, willkürlich und gesetzeslos handeln. Bei dem Beispiel Rodney King oder auch in den deutschen Beispielen, mag man schnell daran glauben das strukturelle Gewalt das Problem darstellt. Aber wer mit vielen Polizisten spricht, erkennt, dass in den deutschen Polizeischulen nicht der „Rambo“ oder der „Egoshooter“ gesucht wird, sondern der „Grautyp“. 8
Bei Demonstrationen zu unterscheiden, wer „angefangen“ hat, ist schon sicherlich schwieriger. Zum einen sind Demonstrationen bzw. Krawalle sehr emotional und werden durch viele Faktoren, wie zum Beispiel Rufe und Beleidigungen noch weiter aufgeheizt. Und auch Kameras können nicht jede Situation von Anfang an erfassen.
Zudem stehen die Polizisten, medial betrachtet, heute unter ständiger Beobachtung. Was bei den Unruhen 1992 noch nur dem Fernsehen möglich war, kann heute fast jede Person Gewaltexzesse dokumentieren – dank Handy und Video-Plattformen wie YouTube. So veröffentlichte die Internetplattform „Cop Watch LA“9 mehrere brutale Verhaftungsvideos, die später sogar in eine FBI-Untersuchungskommission mündeten.10 Dies ist eine machtvolle Technik, die nicht unterschätzt werden sollte. Allerdings sollte sie auch nicht überschätzt werden. Zum einen kann sie nicht alles beobachten und auch nicht von Anfang an. So gab es auch kritische Stimmen zur Verhaftung von Andrew Meyer, der 2007 zu einer Internetberühmtheit wurde. So soll der damals 21-Jährige seine ruppige Verhaftung selbst provoziert haben, doch das nahmen die Handykameras natürlich nicht auf.11 Des Weiteren kann YouTube nicht als Bürgerrechtsplattform umfunktioniert werden, zum einen gibt es insgesamt sehr viele Videos, von denen viele aufgrund der Gesamtmenge der kursierenden Videos, nur zu leicht übersehen werden und zum anderen werden solche Videos zu oft auch zu Propagandazwecken genutzt. Der Hass auf die Polizei in den USA ist vor allem in solchen Großstädten nicht gerade gering. Vor allem werden Videos gepostet die „Stimmung“ machen sollen, zum Beispiel vor Großdemonstrationen wie dem G-8-Gipfel.
Es gibt auch noch andere Argumente die gegen eine unabhängige Kontrollinstanz sprechen. Zum einen hätte solch eine Institution keinen entsprechenden Zeugenstatus vor Gericht (wenn es zur Anklage von Polizisten käme), nur die Polizei selber hat diesen besonderen Zeugenstatus. Auch hat zumindest die Polizei in Hamburg bereits durch die „Abspaltung“ des D.I.E. (Dezernat Interne Ermittlungen) an die Behörde für Inneres schon etwas für die unabhängige Kontrollinstanz getan. Zudem sind auch gesonderte Staatsanwälte für Amtsdelikte zuständig. Doch das überzeugendste Argument ist, dass man mit einer ganzheitlichen, unabhängigen Institution ganze Strukturen innerhalb der Polizei ändern müsste. Das liegt vor allem daran, dass man für eine Fallaufklärung Zeugen und Spurensicherung braucht – und das ist nun mal Aufgabe der Polizei. Das ist natürlich insoweit gefährlich, als das schon dort „Verschleierungen“ eines Tatbestandes möglich wären. Allerdings stellt sich die Frage nach der Machbarkeit und Sinnhaftigkeit einer unabhängigen Zeugenbefragung und Spurensicherung. Polizisten wissen am besten, dass gerade in bestimmten Milieus bei Ermittlungen, wie zum Beispiel der Drogenszene, die sogenannte Schwarz-Weiß-Zone eher zu einer Grauzone werden kann und dass die für einen Polizisten rechtlich vertretbaren Mittel auch gerne ausgereizt werden sollten. Hierbei ist es aber schwer den ermittelnden Polizisten zu be- und verurteilen.
Um dennoch gegen weitere Fehlverhalten seitens der Polizei entgegenzuarbeiten, wurden als weitere Maßnahme ein Rotationsprinzip eingeführt, welches Polizisten unmöglich macht Jahre bei ein und derselben Dienststelle zu verbringen und einen „Korpsgeist“ zu bilden, gegen den es schwer ist anzukämpfen.
Kontrolle der Polizeigewalt bislang schwer umsetzbar
Insgesamt ist es schwer ein Kontrollgremium einzuführen, welches im vollen Umfang effektiv die Polizei kontrollieren könnte. Zu schwer wiegen die Veränderungen innerhalb der polizeilichen Strukturen.
Zum Schluss sei nur kurz erwähnt, dass der Vergleich mit den Erkennungsmarken an den Polizeihelmen an einigen Stellen zumindest hakt. Man fordert diese Erkennungsmarken an den polizeilichen Helmen und argumentiert sehr oft mit dem (auch logischem) Grund: Wer nichts zu verbergen hat, der muss sich auch nicht fürchten. Warum aber funktioniert dieses Argument nicht woanders? Zum Beispiel in der Drogenpolitik. Die wenigsten Menschen sind dazu bereit Urin-, Blut- oder Haarproben abzugeben, damit der Chef sieht, wer eigentlich was konsumiert (und ob überhaupt natürlich). Hier kann man die gleiche Argumentation anbringen. Wer nichts zu verbergen hat, der muss sich auch nicht fürchten. Aber auch hier wird schnell das Gegenargument formuliert- es ist ein Eingreifen in die Privatsphäre. Natürlich ist es das. Doch wenden wir den Blick wieder zurück zur Polizei. Denn als weiteres Argument in der Debatte um die Kontrolle der Polizei kann angeführt werden, dass die Polizei als Exekutivorgan aber öffentliche Aufgaben wahrnimmt. Die Polizei ja, aber nicht die Polizisten nach Feierabend. Wer also das Gut der Unantastbarkeit der Privatsphäre hochhält, der sollte es universell hochhalten, ansonsten droht ein Abstieg in die Heuchelei.
Wenn Polizeikommissionen und unabhängige Instanzen nicht greifen, weil sie die Struktur zu sehr einengen und nicht haltbar sind, muss man wohl etwas kleiner anfangen.
Insgesamt 98% der Ermittlungen in Sachen Polizeigewalt in Hamburg werden eingestellt. Laut der Polizei liegt es daran, dass den Polizisten mehr Glauben geschenkt wird, als dem vermeintlichen Opfer. Diese Glaubwürdigkeit hat sich die Polizei, nach Aussagen der D.I.E. auch hart erarbeiten müssen.
Natürlich ist die Verhältnismäßigkeit relevant. Es verlangt immer das Abwägen von Maßnahmen im öffentlichen Interesse gegenüber den dadurch entstehenden Einschnitten in private Interessen und Grundrechte. Aber was eigentlich bedeutsam ist, ist eine vollkommen andere Sache. Es geht um Transparenz.
Warum werden 98% der Ermittlungen gegen Polizisten eingestellt? Welche Beweggründe gab es dafür? Nicht alles kann auf Glauben beruhen. Dem Bürger transparent die Gründe darlegen um die Nachvollziehbarkeit hinter der Einstellung des Falles rekonstruieren zu können. Transparent auch dann zu bleiben wenn es zur Anklage kommt und dem Bürger immer den Nachweis bringen, dass er nicht in einer Zwei-Klassen Gesellschaft lebt, in der die Polizisten Straftaten begehen können, ohne dafür belangt zu werden. Dass die Polizei teilweise versucht sich vor der Öffentlichkeit zu hüten bringt Werner Lehne nochmals auf den Punkt:
„Weiter kommt noch ein Phänomen hinzu, das unter dem Schlagwort “Mauer des Schweigens” oder auch “Korpsgeist” diskutiert wird: In einer Institution wie der Polizei besteht leicht die Gefahr, daß sich eine kollektive Haltung herausbildet, die dadurch gekennzeichnet ist, daß die eigene Institution vor Angriffen aus der “Umwelt” zu schützen ist, indem die einzelnen Beamten sich wechselseitig aufeinander verlassen können und keine Informationen nach außen geben, die gegen Kollegen verwendet werden könnten. Dieser Mechanismus führt nicht nur zu erheblichen Schwierigkeiten bei der Aufdeckung und Aufklärung von Fehlverhalten, er macht es einzelnen Polizeibeamten auch nahezu unmöglich, innerhalb der Bahnen der internen Verarbeitung von Mißständen ihr Wissen konstruktiv einzubringen, ohne dadurch Nachteile zu erleiden und unter erheblichen sozialen Druck zu geraten.“
Hier ist noch ein weiterer Punkt relevant. Polizisten sind als keine besseren Menschen zu sehen. Sie machen Fehler. Wenn sie bewusst Fehlverhalten bejahen, dann haben sie den falschen Arbeitgeber gewählt. Wenn es aber unbewusst passiert, dann müssen sie dazu stehen und auch mit den Konsequenzen leben. Vollkommene Transparenz hierbei würde das Misstrauen auf beiden Seiten (Täter und Opfer) verkleinern und wäre ein wichtiger Schritt zum Abbau von Frustration, Wut und Disharmonie auf beiden Seiten. Wenn die Polizei nicht damit aufhört ihr Fehlverhalten „unter sich“ ausmachen zu wollen, ohne den Bürger zumindest zu erklären, was passiert ist und wie es gelöst werden kann, dann werden in Zukunft noch viel mehr YouTube-Videos zum Thema Polizeigewalt im Internet auftauchen.
Empfohlene Zitierweise: Goździelewska, Agnieszka (2012): Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser? Über rechtswidrige Polizeigewalt. In: JBSHistoryBlog.de. URL: http://jbshistoryblog.de [Zugriff: DD:MM:YYYY]
Bibliographie:
Chancer, Lynn S.: High-profile crimes: when legal cases become social causes.
[u.a.]: Univ. of Chicago Press, Chicago 2005.
Friedrichs, Hauke: Schläger in Uniform [aus:] Zeit Online vom 08.07.2010 URL: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2010-07/polizei-gewalt-amnesty [Abrufdatum: 15.01.2012]
Hagen, Kevin: Das große Schweigen. [aus:] Spiegel Online vom 08.07.2010 URL: http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,705422,00.html [Abrufdatum: 15.01.2012]
Jefferson, Andrew M.: State violence and human rights: state officials in the South., Routledge-Cavendish, 2009.
Patalong Frank: Polizeibrutalität -Litlle Brother is watching you [aus:] Spiegel Online vom 21.09.2007 URL: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,506937,00.html [Abrufdatum: 17.01.2012].
Report of the Independent Commission on the Los Angeles Police Department: Chapter 1: The Rodney King Beating. : S. 7. 1991. Als Download unter: http://www.parc.info/client_files/Special%20Reports/1%20-20Chistopher%20Commision.pdf [Abrufdatum: 15.01.2012]
Weitere interessante Links:
http://www.amnesty.de/themenbericht/polizeigewalt-im-brennpunkt
- Weitere Informationen zu der Verhaftung Kings unter: http://www.parc.info/client_files/Special%20Reports/1%20-%20Chistopher%20Commision.pdf (Abrufdatum: 17.01.2012) ↩
- Anm.: Man hatte den Prozess auf Antrag der Verteidigung in das benachbarte Venturra County verlagert. Dort war der Bevölkerungsanteil von Afroamerikanern sehr gering, weswegen keiner in die Jury einberufen werden musste ↩
- http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2010-07/polizei-gewalt-amnesty (Abrufdatum: 15.01.2012) ↩
- Siehe http://www.sozialwiss.uni-hamburg.de/publish/IKS/quellenundlinks/ki-21.html(Abrufdatum: 11.02.2012) ↩
- Anm.: In einem Schulprojekt habe ich insgesamt vier Polizisten und einen Polizeiausbilder interviewt und zwei Polizisten haben damals das immer größer werdende Misstrauen der Bevölkerung in der Polizei kritisiert. Dies würde sich vor allem bei Polizisten in diesem Maße äußern, das der Einwohner selber besser wisse, wie der Polizist sich zu verhalten habe. Bei einem Interview kam dann die Kritik des Polizisten, dass es ihm nicht einfallen würde einem Bäcker zu sagen, wie man Brötchen backen muss. ↩
- http://www.amnestypolizei.de/aktuell/taxonomy/term/20 (Abrufdatum: 15.01.12) ↩
- Hierbei könnte man nach der Sublimierungstheorie von Sigmund Freud behaupten, dass Polizisten ihre Position ausnutzen und sich der Sublimation mächtiger Triebe, wie den Sexual- und Aggressionstrieb, bedienen und somit ihre Triebe ausleben. Sublimierung ist charakterisiert durch Umwandlung sexueller Triebenergie in nicht-sexuelle Energien. (Vgl. Stein 1984, S.32). ↩
- Aus einem Interview mit einem Polizisten. Das Interview vom 28.12.2011 liegt der Autorin vor ↩
- Einsehbar unter: www.copwatchla.org ↩
- Frank Patalong: Polizeibrutalität -Litlle Brother is watching you (aus:) Spiegel.de vom 21.09.2007 (Stand: 17.01.2012) ↩
- Wobei dennoch die Kritik angebracht wäre, dass Elektroschocks als sinnlose Polizeigewalt klassifiziert werden können, gleichgültig ob jemand provoziert oder nicht. ↩
Höhere Ordnung für die Tags in der Cloud
Rechts neben diesem Text unter der Twitter-Box sehen Sie die Tag-Cloud oder Tag-Wolke meines Blogs. Je größer ein Begriff dargestellt ist, desto häufiger wurde er verwendet. Die Häufigkeit über die Schriftgröße auszudrücken, ist eine Möglichkeit der Darstellung. Eine zweite Möglichkeit gruppiert die Tags nach ihrer semantischen Ähnlichkeit, d.h. dass Tags, die in der Wolke nahe beieinander stehen, kommen im selben Wortfeld vor.
Qin Gao wollte zeigen, wie die Tagging-Konsistenz von der Art der Darstellung von Tags beeinflusst wird. Hierzu wurden die Tags:
- vergrößert dargestellt,
- nach ihrer semantischen Ähnlichkeit gruppiert.
Wie bereits beschrieben, verwenden Anwender bereits benutzte Tags gern wieder, auch deshalb, um sich an ihre eigenen Tagging-Regeln, soweit sie sich daran erinnern, halten zu können (Wash & Rader, 2007). Außerdem steht fest, dass die Anzeige bereits verwendeter Tags als visuelle Hilfe die Tag-Auswahl des Anwenders beeinflusst (Binkowski, 2006).
Gao nahm an, dass
- die Visualisierung der Häufigkeit über unterschiedliche Schriftgrößen die Tagging-Konsistenz der Nutzer verbessert und
- dass die Visualisierung der semantischen Ähnlichkeit – hierzu werden zusammengehörige Tags gruppiert dargestellt – die Tagging-Konsistenz der Nutzer verbessert.
Zunächst sollte jeder Proband 60 Flickr-Fotos taggen (20 Stimuli und 40 Füllbilder). Anfangs war die Tag-Cloud leer und entwickelte sich mit jedem eingegebenen Tag.
Nach der ersten Tagging-Session füllten die Teilnehmer einen Fragebogen aus, bevor sie in einer zweiten Tagging-Session (Anzahl der Bilder wie zuvor) auf die zuvor entstandenen Tag-Wolken zurückgreifen konnten. Dann folgte zum Abschluss noch ein Interview.
Ergebnisse:
Bei der Häufigkeitsvisualisierung zeigte sich, dass die Größe der Tags in einer Tag-Wolke keinen Einfluss auf die Tag-Konsistenz hatte. Allerdings wurden dadurch die physischen Anforderungen signifikant verringert. Das kann mit dem Fitts‘schen Gesetz (Fitts, 1954) begründet werden, was im Resultat bedeutet, dass der Anwender weniger Zeit benötigt, wenn das Ziel, auf das er klicken soll, größer und / oder näher ist, weil die Schwierigkeit von Handbewegungen zum Zeigen und Auswählen größerer Ziele niedrig im Vergleich zu kleinen Zielen ist. Das steht in Übereinstimmung mit früheren Studien zu diesem Themenaspekt (Halvey / Keane, 2007), die zeigten, dass Tags, die mit einer großen Schrift dargestellt werden, schneller und leichter wiedererkannt werden.
Trotz des geringeren physischen Aufwandes führte die Darstellung der Tags in einer größeren Schriftgröße für häufig benutzte Tags zu einem höheren mentalen Aufwand, weil die visuelle Attraktivität von populären Tags andere nützliche Informationen verdecken kann, die weniger populär sind (Zeldman, 2005). D.h. auch klein dargestellte Tags können wichtig sein und es ist zusätzlicher mentaler Aufwand nötig, das zu erkennen.
Werden Tags zusätzlich semantisch gruppiert, erscheinen größer und kleiner dargestellte zusammengehörige Begriffe örtlich gruppiert. Die zusätzliche Visualisierung der semantischen Ähnlichkeit verbessert die Konsistenz von Tags signifikant, ohne die Arbeitsbelastung des Nutzers zu erhöhen. Ein möglicher Grund dafür ist, dass Nutzer dazu tendieren, ein Ziel mit mehreren Tags aus verschiedenen Perspektiven zu beschreiben, wobei diese Tags häufig von unterschiedlicher Popularität sind.
Anwender verwenden bereits benutzte Tags gerne wieder, um eine gewisse Konsistenz beim Taggen zu erzielen, scheitern aber in der Praxis häufig wegen der hohen Anzahl an Tags und Regeln daran. Deshalb ist es sinnvoll, die schwierige Aufgabe, sich an bereits verwendete Tags wieder zu erinnern, dadurch zu erleichtern, dass relevante Tags in Clustern dargestellt werden. Das ermöglicht dem Nutzer (logische) Rückschlüsse der Verbindungen der Tags untereinander.
Außerdem können Nutzer besonders hierfür ihr Ortsgedächtnis einsetzen, was zwei Teilnehmer ausdrücklich berichteten.
So, jetzt habe ich gelernt, dass mich die Tag-Wolke meines Blogs zwar physisch, nicht aber im Hinblick auf eine zu erreichende Konsistenz der Tags unterstützt. Da muss es mich nicht wundern, dass ich mit der Konsistenz der Kategorien und Schlagwörter, die ich vergeben kann, zu kämpfen habe und eigentlich nie richtig zufrieden bin. Vielleicht ist das ja eine zukünftige Perspektive für das Hypotheses-Team, eine semantisch geordnete Tag-Cloud zur Verfügung zu stellen
.
Weitere Artikel zu diesem Thema:
- Taggen zur Organisation persönlicher Daten birgt Frustrationspotential
- Den Taggingprozess verstehen: Wie und warum taggen Nutzer persönliche Daten?
- Die Organisation von persönlicher Information mittels Tagging
Literatur:
Qin Gao: An Empirical Study of Tagging for Personal Information Organization: Performance, Workload, Memory, and Consistency. In: International Journal of Human-Computer Interaction, 27/7-9, 2011, S. 821-863
Quelle: http://games.hypotheses.org/861
N. Joseph Woodland RIP
Fundstück
Passt gut zur Artikelserie über den Supreme Court: The 5 most terrifying Supreme Court Decisions.
Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2012/12/fundstuck_14.html