Eigentlich müsste es ja “Ordensportal” heißen, weil das Österreichische Klosterportal wesentlich mehr bietet als einen Wegweiser nur zu den “Klöstern” in Österreich. Vielmehr beinhaltet es Informationen zur Geschichte und den Kulturgütern aller in Österreich niedergelassenen Ordensgemeinschaften. Das Portal ist ein Service des Referats für die Kulturgüter der Orden. Dieses Referat ist von der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs (SK) und der Vereinigung der Frauenorden Österreichs (VFÖ) damit beauftragt, die Kulturgüterpflege in den Ordensgemeinschaften zu unterstützen: durch Vernetzung der Ordensleute, die in ihren Gemeinschaften Archivalien, [...]
Netzernüchterung
In loser Folge publizieren wir bis zum Beginn der RKB-Tagung eine Serie von Statements der Redner, Diskutanten und Moderatoren. Wir bieten Ihnen damit die Gelegenheit, sich schon einmal warmzudiskutieren – entweder im stillen Selbstgespräch oder hier in den Kommentaren.
von Valentin Groebner (Keynote, Panel 3)
Hat „Vernetzen“, dieses Zauberwort des beginnenden 21. Jahrhunderts, eigentlich einen Gegenbegriff? Da fallen mir gleich ein paar ein: Isolieren. Konzentrieren. Fokussieren – in abnehmend starker negativer Wertung. Sich vernetzen oder vernetzt werden bekommt so, von seinen Gegenbegriffen her gesehen, plötzlich eigenartige Konnotationen. Sie
verweisen alle auf eingeschränkte Freiwilligkeit, und auf variable Möglichkeiten der Auswahl. Mehr vernetzt heißt ganz offensichtlich nicht automatisch besser vernetzt. Wer mit allen vernetzt ist, ist das, was ein schönes österreichisches Dialektwort als Adabei bezeichnet. Gemeint ist jemand, den man bei allen gesellschaftlichen Anlässen trifft, „a (auch) dabei“; eine unzweifelhaft besondere, aber nicht besonders positive Figur. Das wäre meine erste Kontrollfrage an Netzprojekte: Helfen sie bei der Auswahl, also beim Filtern von Information? Anders formuliert: Was können ihre Benutzer dank ihnen weglassen, ignorieren? Denn nicht Speicherplatz ist knapp, sondern Lese-Zeit.
Eine Wissenschaftlerin und ein Wissenschaftler sind besser keine Adabeis, sondern Personen, die darüber Auskunft geben können, wovon sie nichts verstehen. Sonst sind sie keine Wissenschaftler. Das Netz hat den Zwang zur Selbstverwaltung und zur Selbstdarstellung innerhalb der Wissenschaft unübersehbar gemacht. Im Prinzip ist das eine gute Sache. Aber wer sich durch die vielen digitalen Selbstdarstellungen im Web klickt, merkt rasch, dass er sich auf einem Anbietermarkt befindet. Denn die meisten Blogs verkünden vor allem eines: Dass sie sich nach Aufmerksamkeit von außen sehnen. An hochspezialisierten Inhalten herrscht offenbar kein Mangel, aber an Lesern.
Das Netz hat hier die direkte Nachfolge der informellen und schwer übersichtlichen Publikationsformen angetreten, die früher „graue Literatur“ hießen. Wie diese engagierten selbstgebastelten und selbstverlegten Broschüren und Flugblätter der 1960er bis 1980er Jahre ist auch das Netz wegen seiner fortgesetzten Expansion und seinem ununterbrochenen Umbau mindestens ebenso sehr ein Medium des Verschwindens wie eines der Speicherung von Information. Deshalb die zweite Kontrollfrage: Wie gehen digitale Informationskanäle mit der kurzen Halbwertszeit vieler Beiträge um?
Das lässt sich aber auch positiv wenden. Mir scheint, dass es heute darum geht, mit Hilfe des Netzes netzunabhängige Inhalte zu schaffen: Solche, die sich digitaler Verflüssigung entziehen. Könnte also ironischerweise gerade Netzunabhängigkeit ein Kriterium für nachhaltige Wissenschaft sein?
Quelle: http://rkb.hypotheses.org/237
König & Kartoffel
Die Daten zum Begleitbuch lauten:
Humm, Antonia/Heilmeyer, Marina/Winkler, Kurt (Hg.): König & Kartoffel. Friedrich der Große und die preußischen "Tartuffoli". Berlin: Verlag für Berlin-Brandenburg, 2012. [Verlags-Info]
IBM ‘Smarter Planet’ TV-Spots
Im Rahmen der IBM Initiative ‘Smarter Planet’, welche ihren Ausgang laut Wikipedia Eintrag wohl im November 2008 in einer Rede des IBM Vorsitzenden, CEO und Präsidenten Sam Palmisano nahm, kann man im deutschsprachigen Raum schon seit einiger Zeit mehrere IBM Werbespots im Internet und Fernsehen sehen. Hier zwei Beispiele, die verdeutlichen wie sich die International Business Machines Corporation (kurz: IBM) einen “smarten” Planeten vorstellt:
Smarter Planet TV-Spot – Verhinderte Verbrecher
Smarter Planet TV-Spot – Süße Daten
Die beiden Spots zeigen, dass in IBM’s Vision eines smarten Planeten Datenanalyse und Mustererkennung als Entscheidungsgrundlage eine zentrale Rolle spielen. Im ersten Video wird ein bereits erfolgreich geführter Kampf gegen Kriminalität, welcher insbesondere durch Prävention erreicht wurde, dargestellt, im zweiten Beispielvideo wird eine bereits erreichte Verbesserung der Wirtschaftlichkeit in einem Unternehmen aufgrund der neu gewonnenen Kenntnis eines “versteckten Zusammenhangs”, welcher erst durch die Datenanalyse zu Tage getreten ist, gezeigt. Im ersten Spot wird gleichzeitig auch ein scheinbar stattfindender Wandel in der Polizeiarbeit präsentiert: Weg von “Gangsterjagd” und “Verhaftung” hin zu smarter Datenanalyse und Prävention. Immerhin wird der vermeintliche Verbrecher am Ende des Spots nicht gleich verhaftet, sondern wird sich wahrscheinlich in der Folge ein anderes, weniger geschütztes, schwächeres und bisher noch nicht in den Daten vorkommendes Überfallsobjekt oder -subjekt aussuchen (vgl. dazu ‘Verdrängungseffekte’ u.a. in Kaiser 19961 und Helsley & Strange 20052).
Was mich an der Initiative außerdem besonders interessiert ist die (Omni-)Präsenz des Wortes ‘smart’ auch im deutschsprachigen Raum: Wenn es am Ende der Werbespots heißt “Machen wir den Planeten ein bisschen smarter”, so geht das einher mit der Assoziation von dutzenden Dingen, die im Laufe der letzten Jahre das Beiwort ‘smart’ erhalten haben: Smartphones, Smart CCTV, Smart Homes, Smart Cities oder auch Smart Meter. Mit Hilfe des sicherlich smarten Datenanalysetools Ngram Viewer von Google, einem Tool, um die Häufigkeit von Wörtern und Phrasen in digitalisierten Büchern im Verlauf der Zeit zu analysieren, kann man feststellen, dass das Wort “smart” in deutschsprachigen Büchern seit etwa Anfang der 1990er Jahre einen nahezu exponentiellen Anstieg bis in das Jahr 2008 (hier endet die verfügbare Zeitreihe) erlebt hat. Bleibt abzuwarten, inwiefern Initiativen wie IBM’s “Smarter Planet” diesen Anstieg noch verstärken werden und inwiefern sich die Welt verändert, indem sie immer smarter wird.
- G. KAISER. Kriminologie. Ein Lehrbuch. 3., völlig neubearb. und erweiterte Auflage. Heidelberg, C.F. Müller großes Lehrbuch, 1996.
- R.W. HELSLEY und W.C. STRANGE. Mixed markets and crime. Journal of Public Economics 89, pp.1251-1275, 2005.
nearly done
Die Verkündung von Demokratie? “Vor Ort” in der Kongresshalle
Wie präsentiert sich das Haus der Kulturen der Welt in seinem Naturzustand? Welche Impulse gibt es, um sich mit dem Thema “Architektur und Ideologie” künstlerisch auseinander zu setzen? Und wie passt z.B. nachhaltiges, traditionelles Bauen in die heutige chinesische Welt der Hochgeschwindigkeit? Kuratiert von Valerie Smith, arbeiten in der Ausstellung Between Walls and Windows. Architektur und Ideologie 10 internationale Künstler mit der Geschichte der ehemaligen Kongresshalle, der Struktur der Räume und ihren architektonischen Besonderheiten. Im MONTAGSRADIO “Vor Ort” sprechen Markus Heidmeier und Kaja Wesner mit Alexandra Engel vom Haus der Kulturen der Welt. Dort ist die Ausstellung noch bis Ende September zu sehen.
Anlässlich der Ausstellung greift das MONTAGSRADIO in der kommenden Ausgabe, 14/2012, das Thema “Architektur und Ideologie” erneut auf und führt das Gespräch in gewohnter Weise. Wir blicken auf die historischen Ereignisse im 20. und 21. Jahrhundert und sprechen über die Bedeutung von Architektur in politischen Systemen und Zusammenhängen. Zu Gast ist Fritz Neumeyer, Professor für Architekturtheorie an der Technischen Universität Berlin.
Und hier die Timeline zu dem Gespräch
01:38 Das Haus im „Naturzustand“
03:59 die Kongresshalle: große Räume und Fensterfronten, lichtdurchflutete Eingangsbereiche
06:06 Bau der Kongresshalle als Symbol der Freiheit
08:33 Idee der Ausstellung „Between walls and windows“
10:09 Künstlerbeispiel „Verkünden von Demokratie“
12:22 Initiative „Das doppelte Berlin“
17:07 Erhaltung versus Zerstörung
19:00 Keine Architektur ohne Ideologie weltweit
22:30 Städtische Zentren im 21. Jahrhundert
Quelle: http://www.montagsradio.de/2012/09/17/die-verkundung-von-demokratie-vor-ort-in-der-kongresshalle/
Vor Google – Ankündigung eines Sammelbands
Brandstetter, Thomas/Hübel, Thomas/Tantner, Anton (Hg.): Vor Google. Eine Mediengeschichte der Suchmaschine im analogen Zeitalter. Bielefeld: Transcript, angekündigt für November 2012. ca 280 S, ISBN 978-3-8376-1875-4. [Verlags-Info]
Ein Alltag ohne digitale Suchmaschinen ist heute nur noch schwer vorstellbar. Dabei lassen sich zahlreiche Einrichtungen, Personen und Techniken ausmachen, die lange vor Google und Co. ähnliche Funktionen übernommen haben Staatshandbücher und Diener etwa, aber auch Bibliothekskataloge, Fragebögen oder Zeitungskomptoire.
Welche strukturellen Ähnlichkeiten gibt es zwischen diesen früheren und den heutigen Suchmaschinen? Welche Utopien knüpften sich an die Suchmaschinen des analogen Zeitalters? Welche Formen von Kontrolle ermöglichten sie? Das Buch widmet sich diesen und weiteren Fragen und liefert damit nicht nur neue Erkenntnisse über die Medien der Vergangenheit, sondern vertieft auch die Analysen der gegenwärtigen medialen Lage.